officium MAC | Wie an dem Tag...

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    Sofia machte sich nicht viel daraus, dass Siv sie angefahren hatte. Das passierte Soffchen ungefähr dreimal am Tag, mindestens. Sie ignorierte es meistens einfach, ging darüber hinweg – sie hätte nicht so sein können wie sie war und trotzdem die meiste Zeit fröhlich, wenn sie sich tatsächlich zu Herzen nahm, wie die Menschen um sie herum häufig auf sie reagierten. Und so war alles, woran sie gerade denken konnte, die bevorstehende Geburt. Wem sie als erstes Bescheid sagen würde, war klar: dem Dominus, selbstverständlich! Gut, Siv war nun frei, aber immerhin war sie seine Sklavin gewesen, noch dazu seine Leibsklavin, und er hatte sie freigelassen, rechtzeitig vor der Geburt, so dass das Kind nicht nur frei sein würde, nein, es würde alle Möglichkeiten offen haben. Und er war ja jetzt ihr Patron. Er musste das erfahren, fand sie. Und sie war sich sicher, dass er es auch erfahren wollen würde. Oooh das war ja so aufregend!


    Einen Augenblick später stand sie mitten in Corvinus’ Officium. Oh, sie hatte noch geklopft davor, aber eine Antwort hatte sie nicht abgewartet. "Es ist so weit, es ist so weit!" platzte sie aufgeregt heraus.





    MARCUS AURELIUS CORVINUS

  • Quarto war princeps der Blauen, Ursus der der Goldenen. War Macer noch der Kopf der Roten? Ich saß über einer Wachstafel und überlegte. Viel zu lange hatte ich nicht mehr einem Rennen beigewohnt, noch lange mich nicht mit den Rennställen beschäftigt. Ich gab relativ schnell auf und beschloss die Verantwortung für die Anschreiben an die Köpfe der Rennstelle ganz bequem einem meiner scribae zu überlassen.


    Ich hatte die Tafel eben zusammengeklappt und beiseite geschoben als es klopfte. Mein Mund klappte auf, um denjenigen, der vor der Tür stand, hereinzubitten, da flog die Tür auch schon regelrecht auf und Sofia platze hinein. Ich schloss den Mund und seufzte. Es war ja eigentlich klar gewesen, dass sie es war. Mäßig begeistert sah ich sie an. Es war soweit. Ahja. Misstrauisch betrachtete ich Sofia, die ganz aus dem Häuschen schien. "Das ist schön, Sofia", bemerkte ich. "Wenn du jetzt noch die Güte hättest, mir zu sagen, was genau soweit ist?"

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    Das Soffchen starrte ihren Herrn an, als hätte er, freundlich formuliert, nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. Wobei, fiel ihr auf, und bei dem Gedanken musste sie kichern, das passte sogar, also der Vergleich, denn es ging ja um Siv, und Siv stammte aus Germanien, und da wuchsen bekanntlich viele Tannen, und anderes Nadelgestrüpps. Oder doch nicht? Auch egal. "Na Siiiv!" rief sie dann aus, als sie ihre gedankliche Nadel-Analogie beendet hatte. "Also nein, Siv ist nicht so weit, aber das Kind, ich meine, es kommt, die Geburt, also, sie hat Wehen!"





    MARCUS AURELIUS CORVINUS

  • Aus dem Misstrauen wurde recht schnell ein prüfender Ausdruck, und dann rutschten die Brauen hinauf. Siv. Das Kind kam. Augenblicklich hämmerte mein Herz wuchtiger gegen den Brustkorb. Ich starrte Sofia nur an und wandte dann blinzelnd den Blick ab. Unbestimmt richtete ich ihn auf den Siegelring an meiner Hand. Eigentlich hätte man von Tag zu Tag damit rechnen müssen, dass das Kind kam, immerhin war es schon eine ganze Weile soweit, wenn man Sivs Aussagen glaubte und die Unförmigkeit ihres Körpers maß. Ich hatte mich schon gefragt, wie groß der Ballon noch anschwellen würde, den sie mit sich herum trug. Aber dass das Kind jetzt kam, war dennoch wie ein Schlag für mich. Ich sammelte mich und sah Sofia an. "Wie...lange dauert sowas denn? Bis es da ist?" fragte ich mit belegter Stimme. Sofia würde das vermutlich nicht auffallen, so aufgeregt wie sie war. "Und wo ist sie jetzt? Es muss jemandem bescheid gesagt werden." Sie konnte das Kind unmöglich allein auf die Welt bringen. Römische Frauen hatten stets einen ganzen Stall an Helferinnen im Zimmer, wenn sie ihre Kinder gebaren.


    Ich merkte erst, dass ich aufgestanden war, als ich mich beim Herumgehen an der Schreibtischecke stieß und kurz das Gesicht verzog. Eine ungekannte Aufregung hatte von mir Besitz ergriffen. Bedauerlicherweise ließ sie sich nicht beiseite drängen, so sehr ich das auch versuchte. Ich war mit einem Mal nervös und fahrig, zwang mich aber, mich an den Schreibtisch zu lehnen. Leise klopften meine Fingerkuppen auf das dunkle Holz, und als ich auch das bemerkte, versteckte ich die Hand in den Falten der tunica, die ich trug. "Du gehst Brix bescheid sagen. Er soll einen iatros herholen, sofort. Und dann gehst du Dina, Saba, Arsinoe und Charis holen. Ihr geht zu Siv und tut, was man ebenso tut." Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man einen Schwangeren half, das Kind zu bekommen. Eine verscheuchende Bewegung sollte Sofia auf die Sprünge helfen.


    Bona Dea, das Kind kam. Mein Kind. Der Blick flatterte für einen kurzen Moment im Raum umher, bis der Weinkrug ihn einfing. Kurz darauf hielt ich einen Becher unverdünnten Wein in leicht zittrigen Händen und versuchte, mich zu beruhigen. Es war etwas ganz Normales, dass ein Kind nach einer Weile auf die Welt kam. Es würde schon schief gehen. Und wenn es da war, wäre es munter und gesund. Aber ein gewisser Zweifel blieb, ebenso wie die Unruhe, die sich trotz des Weines nicht drosseln lassen wollte.

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    Sofia fiel tatsächlich nicht auf, dass Corvinus etwas merkwürdig reagierte. Aber es wäre ihr vermutlich auch nicht aufgefallen, wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre. Was sie jedoch durchaus bemerkte, waren seine Worte. Mit großen Augen starrte sie ihn an. "Woher soll ich das denn wissen?" fragte sie perplex zurück. "Ich hab keine Ahnung wie schnell so eine Geburt geht!" Sie starrte ihn weiter an. Bescheid. Ja. Bescheid geben, genau das hatte sie vorgehabt, erst Corvinus, dann den anderen. Aber sie blieb doch noch stehen, weil sie seine Frage irgendwie so kalt erwischt hatte. Und dann! Dann fiel ihr auf, dass er noch etwas gefragt hatte. "Äh. Ich weiß nicht. Also, ich hab sie auf dem Gang getroffen. Da war die Frau bei ihr, die Griechin aus Alexandria, Ursus’ Gast", antwortete sie eifrig. "Mh… Ich… denk mal… sie hat sie in ihr Zimmer gebracht?"


    Kaum dass Corvinus ihr dann einen Auftrag gegeben hatte, nickte sie schon eifrig und sprang zur Tür. "Ja, werd ich. Mach ich!" Und schon war sie wieder auf und dann davon. Brix Bescheid zu geben hatte sie allerdings schon auf halbem Weg wieder vergessen – stattdessen platzte sie nun in die Küche, wo die meisten Sklaven gerade zu Abend aßen, und tischte ihnen ihre Neuigkeit auf. Brix war nicht anwesend, aber bis auch er von der nun unmittelbar bevorstehenden Geburt erfahren würde, konnte es nicht mehr lange dauern.





    MARCUS AURELIUS CORVINUS[/quote]

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