[Officium] Tribunus Laticlavus Marcus Decimus Mattiacus

  • Nachdem er sich mit allem vertraut gemacht hat, richtete sich Mattiacus in dem ihm zugewiesenen Officium ein. Dort stand ein Schreibtisch, ein Regal mit vielerlei Schriftrollen und Bücher und eine Büste seines Lehrers Nerva.

  • Nachdem Verus eine Zeit lang im Lager umhergeirrt war, fand er schließlich das Officium seines Verwandten. Er klopfte an. Leider hatte er immer noch einen Kloß im Hals und seine Hände zitterten leicht. Er war doch recht nervös.

  • Verus trat nach einem kräftigen Ausatmer ein. "Salve," grüßte er. "Ich weiß ja nicht, ob du mich noch kennst. Ich bin es, Decimus Verus." Ein leichtes aber verzweifeltes Lächeln huschte über seine Lippen.

  • Mattiacus sah auf und musste einen Moment nachdenken. "Mhm..... Ja, doch... ich erinnere mich.... Verus, wir haben uns ein paar mal in Rom gesehen. Schön, jemanden aus der Familie zu treffen. Setz dich, willst du was trinken?" sagte Mattiacus und wies auf einen der Korbsessel, die er aus Rom mitgebracht hatte.

  • Verus setzte sich in einen der Sessel. "Sehr bequeme Sitzgelegenheiten hast du da," sagte er mit einem Lächeln. Er versuchte die Situation aufzulockern und sich selbst von seiner eigenen Unsicherheit abzulenken. "Ja, gerne." Er nickte. "Du hast ein gutes Gedächtnis, Mattiacus." Nun war es wohl an der Zeit für seine Fehler geradezustehen. Bald würde er Mattiacus den Grund seines Besuches offenlegen müssen.

  • "Die Sessel habe ich aus Rom mitgebracht. Es sitzt sich einfach bequem drauf." sagte Mattiacus und ging hinüber zu einem kleinen Korbtisch, vom selber Korbflechter aus der selben Kollektion. Auf diesem Stand eine Karaffe mit gemischtem Weißwein und Bechern. Er goß zwei Becher ein und reichte einen davon Verus.


    "Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber man sagte mir, dass noch ein Decimer hier in Mogontiacum sei, bei den Terentiern. Also, wie geht es hier so zu in Germania?"

  • Verus nahm den Becher vorsichtig entgegen. "Das entspricht der Wahrheit" bestätigte Verus die Aussage seines Verwandten.


    "Germanien ist ruhig, fast zu ruhig," antwortete Verus erst einmal.


    Sollte er nun ehrlich sein? In ihm brodelten Zweifel. Er trank einen kräftigen Schluck. Er revidierte seine Aussage, zumindest für sich selbst. "Es sieht schlecht aus für mich. Du weißt ja, dass ich bei der Wahl gescheitert bin. Darüberhinaus habe ich meine Familie verloren, ebenso meinen Ruf. Ich begab mich aus diesem Grund ins Exil, um zu mir zu finden, was ich fand, war nicht das Gewünschte. Ich fand nichts. Ich bin stattdessen nun völlig verarmt und besitze reingarnichts mehr. Mein Landgut in Italien ist weit weg, ebenso meine dortigen Besitztümer. Ich weiß nun, was es heißt arm zu sein, Mattiacus," schoss es mit purer Ehrlichkeit aus ihm heraus. "Ich brauche Hilfe."

  • Mattiacus nahm erstmal einen Schluck, zeigte aber sonst keine Reaktion. Jedenfalls war keine auf seinem Gesicht zu lesen.


    "Du hast in einem Unrecht: Deine Familie hast du nicht verloren. Jedenfalls bist du für mich immernoch ein Decimer." Er leerte den Becher in einem Zug nachdem er dies gesagt hatte. "Wie soll diese Hilfe aussehen? Geld? Ein Posten? Eine Bleibe?"

  • Ein Decimer? Verus war überrascht. Im Grunde hatte er seine Gens verneint und nun nahmen sie ihn einfach so wieder auf, zumindest Mattiacus?


    "Ich bräuchte ein Pferd, Proviant und ein wenig Reisegeld, um nach Italien zu gelangen. Dort werde ich unsere Familiencasa aufsuchen und versuchen das Zerstörte erneut aufzubauen," erklärte er trocken aber mutig. Er hatte wahrlich den Entschluss gefasst erneut anzufangen. "Ein Posten? Was für ein Posten?" Nun war Verus stutzig. Konnte Mattiacus etwa Posten anbieten?

  • Mattiacus überdachte nocheinmal das Gesagte. "Naja, Posten ist vielleicht zu viel versprochen, im Moment bin ich ja hier und kann wenig erreichen." Er ging hinüber zu seiner Truhe mit den persönlichen Sachen. "Ich habe zwar nicht soviel Geld mitgenommen, aber würden dir 2000 Sesterzen reichen? Du bekommst es von mir, bis du alles wieder geregelt hast. Zahl es dann zurück wenn du kannst." Er holte eine Börse mit Münzen raus und entnahm den Betrag.

  • Verus musste schmunzeln. Sein Verwandter erwieß sich als echter Römer, der ohne zu zögern einem Verwandten beistand.


    2000 Sesterzen? Verus war überrascht. "Das ist doch viel zu viel, Mattiacus. Stell' dir vor, dass ich überfallen werde und dann ist das Geld wohl weg, obwohl das Geld dann wohl mein geringstes Problem wäre." Er fasste sich nachdenklich an das Kinn. "750 Sesterzen dürften wohl reichen, für die Reise und die Verpflegung. Ich zahle es dir sobald, wie mögich, zurück. Ich verspreche es."

  • "Da hast du natürlich auch wieder recht." Er entnahm einige Münzen, so dass der Betrag passte und gab den Beutel dann an Verus. "Hier bitte schön, aber nicht alles gleich ausgeben." sagte Mattiacus mit einem ironischen Unterton.

  • Verus steckte den Beutel vorsichtig ein. "Danke, vielen Dank! Die Götter mögen dich schützen!" Er musste sich eine Träne verdrücken. Es nahm ihn doch alles sehr mit. "Ich werde garantiert nicht alles ausgeben. Ich bin recht sparsam geworden, was meinen Lebensunterhalt betrifft," scherzte er leicht zynisch. "Warum hast du dich eigentlich um ein Tribunat in Germanien beworben, Mattiacus? Eigentlich sollte ich nicht fragen, da es wohl mein Glück war, dass du es getan hast. Mich interessiert nur, was ein Decimer an so einem Ort sucht, außer Abgeschiedenheit, die ich suchte?"

  • "Ach weißt du, ich war schon einmal hier. Als Meridius hier Statthalter war, war ich ein Jahr lang Quästor in Mogontiacum. Und irgendwie mag ich dieses Land hier. Es ist ganz anders als Italien, aber dann doch wieder nicht. Es hat etwas Faszinierendes. Willst du noch Wein?" fragte er fast beiläufig. "Und außerdem bin ich wegen der Karriere hier. Du weißt schon, der militärische Posten für den Curusus Honorum."

  • "Die Faszination kann ich nur bedingt Teilen. Das Land ist gefährlich, düster aber auf seine Art schön, da muss ich dir recht geben. Es ist so unberührt, so lebendig, ganz anders als die Urbs selbst," sagte er und nickte dann als sein Verwandter fragte, ob er nachschenken dürfe. "Ja, gerne." Er blickte Mattiacus nachdenklich an. "Es ist ein gefährlicher Posten. Ich war selbst Soldat, Mattiacus. Pass' auf dich auf. Du willst also weiter im Cursus Honorum voranschreiten? Dann steht wohl ein baldiger Senator vor mir; der Traum der mir verwehrt bleibt." Er rang sich ein Lächeln ab.

  • Mattiacus schenkte großzügig nach. "Vielleicht erfüllt sich ja der Traum für uns beide. Und was die Gefahr angeht: Ich war schon alleine drüben auf der anderen Seite des Rhenus, mich kann nichts schrecken."

  • "Danke, das reicht." - Er legte die Hand auf den Becher und signalisierte, dass er erstmal genug hatte.


    Verus blickte Mattiacus erstaunt an. "Ich bezweifel es für meine Person, ein verbrannter Baum wächst nicht mehr. Ich bin froh, wenn ich ein kleines Auskommen habe und nicht allein sterbe, um es klar zu formulieren. Du warst auf der anderen Seite? Du bist wahrlich mutig. In den dunklen Wäldern fern der Pax Romana? Erzähl mir etwas darüber. Ich kenne nur die obligatorischen Märchen von der anderen Seite aber nicht die Wahrheit."

  • "Nach jedem Brand kommt immer was Neues, sehs doch mal so." sagte Mattiacus und nahm noch einen Schluck. "Also damals, das ist jetzt auch schon 2 Jahre her, schickte mich Meridius in das Gebiet jenseits des Limes. Einmal war es meine Bitte und Neugier, aber gleichzeitig sollte ich auch alle Könige, Fürsten und sonst wichtigen Leute zusammentrommeln bzw. zu einem Treffen mit Meridius einladen. Es war gerade wieder ein Krieg mit vielen Überfällen auf beiden Seiten des Limes vorbei....ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie der Anführer der Germanen hieß....naja...jedenfalls wollte Meridius eine dauerhafte Friedensordnung schaffen und hat mich geschickt, die Leute gleichsam einzuladen. So konnte ich das freie Germanien kennenlernen. Ich verbrachte einige Wochen dort, einmal in dieser Burg, dann wieder in jenem Dorf. Es war eine äußerst spannende Zeit. Ich aß mit den Germanen, trank mit ihnen, hörte ihre Lieder und Geschichten, durfte auch etwas über germanische Frauen erfahren, wenn du verstehst was ich meine." Dabei musste Mattiacus unweigerlich schmunzeln und trank erstmal.

  • Verus lauschte vertrauensvoll. "Meridius ist ein weiser Mann. Er hat nicht die Schlacht gesucht, sondern das Gespräch. Er hat nicht den Krieg gesucht, sondern den Frieden. Meridius ist einer der fähigsten Männer unserer Zeit," stellte er fest und trank gemütlich einen Schluck. "Germanische Frauen?" Verus stutzte und musste dann auch unweigerlich schmunzeln. "Sicherlich hast du viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sind die Germanen ein so grausamer Feind, wie man sich in Rom erzählt?"

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