cubiculum | Tiberia Septima

  • Es war recht früh am Morgen und heute war der Tag, an dem sie Senator Flavius Furianus auf seiner Villa suburbana besuchen würde. Jeden Moment konnte ein Sklave an ihrer Tür zum Cubiculum klopfen, und ihr mitteilen, dass die Sänfte da sei. Frija hatte ihre liebe Not mit der Haarpracht ihrer Herrin, denn diese wollte einfach nicht still sitzen. Was war denn nur los mit ihr?

  • Auch auf die Gefahr hin, vom Herrn zusammengestaucht zu werden, ging Leone dieses mal selbst, um nachzufragen. Minus bekam den Auftrag, die Tür zu hüten und niemanden hereinzulassen. Sollte noch wer kommen, mußte derjenige eben warten. Der Nubier klopfte am Cubiculum der Domina Septima und trat nach Aufforderung schließlich ein. "Salve, Domina Septima. Bitte verzeih die Störung. Eine Sänfte ist für Dich angekommen. Sie trägt flavische Zeichen, aber der Sklave wollte weder seinen Namen noch den seines Auftraggebers nennen. Herrin... ich will nicht unverschämt erscheinen. Aber bitte sieh Dir den Sklaven genau an, ob Du ihn kennst und ihm vertrauen kannst." Leone jedenfalls traute dem frechen Kerl nicht mal so weit, wie er einen Elefanten werfen konnte.

  • Endlich... Leone klopfte und trat nach ihrer Aufforderung hin ein. Ruhig hörte sich Septima an, was er zu berichten hatte. Mit einem mal fiel ihr ein, dass sie dem Ianitor hätte Bescheid geben müssen, dass eine Sänfte für sie kommen würde, um sie abzuholen. Über ihre eigene Dummheit schüttelte sie geistig den Kopf. „Nein Leone, dass ist völlig richtig so.“ teilte sie dem Sklaven kurz und knapp mit und erhob ich von ihrem Frisierstuhl. Frija war es gelungen, alle widerspenstigen Haaresträhnen dort hin zu stecken, wo sie hin gehörten. „Komm Frija! Und vergiss nicht meinen Mantel.“ forderte sie ihre Sklavin auf und schritt erhobenen Hauptes an Leone vorbei zur Porta.

  • In letzter Zeit hatten sich die Ereignisse um Septima herum überschlagen, so dass sie sich an einem schönen, sonnigen Frühlingstag in ihr Cubiculum zurück zog, um endlich einen Brief an Octavius Macer zu verfassen. Mit der Feder in der Hand, saß sie an einem kleinen Tisch und dachte über ihren Liebsten nach. Sofort kehrte dieses prickelnde Gefühl zurück, welches allein schon der Gedanke an Macer auslöste. Viel zu selten hatte sie in den vergangenen Wochen Zeit für solche Gedanken gefunden. Sie tauchte die Feder in das Tintenfass und ließ sie anschließend über das Pergament kratzen.



    Ad
    Tribunus Laticlavius
    Faustus Octavius Macer
    Legio I in Mantua
    Italia



    Liebster Macer,


    es ist nun schon Wochen, wenn nicht sogar Monate her, seit du nach Mantua gegangen bist, um dort dein Tribunat zu leisten. Vieles ist in dieser Zeit geschehen, was mein Leben sehr verändert hat, jedoch ist eines tief in meinem Herzen geblieben. Meine Liebe zu dir. Nun endlich finde ich die Zeit dir zu schreiben, um dich zu fragen wie es dir in der Ferne ergeht. Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns regelmäßig schreiben, und uns so die Zeit bis zu unserem Wiedersehen verkürzen könnten.
    Was gibt es von mir zu berichten, fragst du dich sicher. In der Villa Aurelia habe ich mich recht gut eingelebt, was nicht zuletzt an den netten Familienmitgliedern dieser Gens liegt. Titus ist sehr mit seinen politischen Aufgaben beschäftigt, so dass mir viel Zeit zur eigenen Verfügung bleibt, die ich dafür nutzte, um mich auf dem Forum Romanum zu bilden oder einfach über einer Handarbeit sitzend im tablinum verbringe. Du fehlst mir so sehr, dass ich an manchen Tagen auch einfach nur da sitze und in die Ferne blicke. Gewiss hast du wenig Zeit und mir deshalb noch nicht geschrieben, aber das nehme ich dir in keinster Weise übel, denn ich weiß das uns etwas einzigartiges verbindet.
    Ich werde diesen Brief einem tiberischen Sklaven geben, der ihn dir überbringen soll, da ich vermeiden möchte, dass meinen Gemahl auch nur eine Ahnung ereilen könnte. Bitte verzeih mir, wenn ich nicht so viel schreibe, wie mich an sich bewegt, jedoch wollen die Worte nicht so zu Papier fließen, wie sie durch meinen Geist schwirren.
    Hast du schon von den Verlobungen unter unseren Freunden erfahren? Calvena ist mit Quintilius Valerian verlobt und unsere kleine Serrana mit dem Senator Germanicus Sedulus. Es sind wohl beides Liebesverbindungen, um welche ich sie sehr beneide. Auch dir möchte ich bei deinem Glück nicht im Weg stehen, und auch wenn mein Herz es gerne anders hätte, so lege ich dir nahe, ebenfalls eine Frau zu deiner Gemahlin zu nehmen, da ich es nicht sein kann die dir die erwünschten Nachkommen gebären wird. Wie gern wäre ich nun bei dir, würde deine Hand halten, deinen Lippen auf den meinen spüren und mich für die herrlichen Momente an einen andere Ort wünschen. Manchmal verfluche ich meinen Stand, aber ich muss glücklich darüber sein, dass es mir vergönnt ist die Liebe kennen gelernt zu haben und einen Ehemann zu haben, der nicht herrschsüchtig oder gewalttätig ist. Bevor du nun einen falschen Eindruck bekommst, Ursus ist ein guter Mann, der mir viele Freiheiten lässt. Freiheiten die uns eines Tages zu Gute kommen könnten.
    Nun ist mein Brief länger geworden als ich zunächst angenommen habe und wenn ich ihn erneut lese, klingt er sehr verworren, doch dies spiegelt meine momentane Zerrissenheit gut wieder, so dass ich ihn nicht neu schreiben werde. In der Hoffnung, dich bald wieder sehen zu können verbleibe ich


    In Liebe Septima


    Nachdem sie den Brief erneut gelesen hatte, versiegelte sie ihn und rief Frija herbei. „Lass meine Sänfte zur Porta bringen. Ich möchte zur Villa Tiberia.“ gab sie ihrer Sklavin Anweisung. Wenige Minuten später verließ Septima die Villa Aurelia, den Brief sicher in den Falten ihres Mantels verborgen.

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