tablinum | Calvena und Septima

  • Leone führte die junge Germanica direkt ins Tablinum. Er wußte, daß Domina Septima schnell fror und sich daher lieber in einem der wenigen geheizten Räume aufhielt. "Bitte warte einen Moment. Der Junge wird Domina Septima Bescheid sagen, daß Du da bist." Leone kehrte an seinen Platz an der Tür zurück, aber eine junge Sklavin eilte herbei, um Calvena zu fragen, was sie zu trinken wünschte.

  • Ohne viel Zögern, ließ der Sklave sie dann auch direkt ins Haus. Sie schenkte ihm ein Lächeln und folgte ihm durch die vertrauten Räume, zuletzt war sie zum Empfang hier gewesen und hatte dabei gleich eine Gelegenheit gehabt sich ein wenig umzusehen. Trotzdem würde sie nicht von sich behaupten, dass sie sich problemlos in der Villa zurecht fand. Sie würde sich wohl hoffnungslos verlaufen, wenn sie allein durch die Gänge finden müsste.
    Kurzerhand machte sie es sich in einem Korbsessel bequem und ließ sich dann Holundersaft bringen. Ihr Blick blieb an den Wandbildern und Mosaiken hängen, die das Tablinum zierten. In Gedanken ging sie bereits durch, was sie alles Septima fragen wollte. Eigentlich das Wichtigste zuerst, der Rest würde dann schon kommen. Sie musste daran denken, auf welche Weise sie Septima kennen gelernt hatte. Dabei musste sie schmunzeln, obwohl ihr damals der Schreck ganz schön in den Knochen gesteckt hatte. Sie hatten sich zu den Ludi Romani kennen gelernt, Septima hatte den Bären, welcher sich losgerissen hatte, mit süßen Honigkuchen beworfen um ihn von der Gruppe junger Damen und ihrer Begleiter abzulenken. Die Tiberia war ihr ans Herz gewachsen. Außerdem bewahrte sie ein heikles Geheimnis, von dem Septima gar nicht wusste, dass sie es wusste... Ob Septima glücklich war? Sie genau konnte sie es nicht beurteilen. Sie wünschte es sich, aber die Umstände waren kompliziert und verworren. Calvena seufzte, das Schicksal meinte es mitunter nicht gut mit den Menschen. Irgendwie stand sie zwischen den Stühlen. Sie würde sich wohler fühlen, wenn sie mit Septima darüber reden konnte. Doch die Villa Aurelia war dafür denkbar ungeeignet. Lieber sollten sie sich dann ein anderes Mal treffen um darüber zu reden. Sie war ja aus gänzlich anderen Gründen hier. Um ein Gespräch von Braut zu Braut zu führen.

  • Minos, der Sklavenjunge der Aurelier, hatte Septima im Garten gefunden, wo sie sich die etwas karge Landschaft vom Winter angeschaut hatte. Hoffentlich wurde es bald Frühling, so dass die Blumen, Büsche und Bäume erblühen konnten und ihren teils betörenden Duft verbreiten konnten.


    Mit einem erfreuten Lächlen trat Septima ins warme Tablinum und ging auf Calvena zu. Ihren Mantel hatte sie zuvor im Atrium ihrer Serva in die Hand gedrückt. „Salve, Calvena. Was für eine angenehme Überraschung.“ Begrüßte sie ihre Freundin und gab ihr zwei der neumodischen Küsschen. Inzwischen störte es Septima auch nicht mehr, ganz anders als in ihrer Anfangszeit hier in Rom. Gerade bei guten Freunden war es ein Ausdruck von Vertrautheit, wenn sie sich umarmten und die Küsschen auf die Wangen hauchten.


    „Bitte, nimm doch wieder Platz.“ forderte sie Calvena mit einer Handbewegung auf den Korbsessel auf und setzte sich ihr Gegenüber. „Traubensaft mit Wasser!“ war ihre kurze Anweisung an den den Sklaven im Raum, der für ihre Wünsche bereit stand. „Nun sag, was führt dich her.“ Neugierig schaute sie in das zarte Gesicht ihrer Freundin. Es gab bestimmt etwas interessantes zu berichten, denn ganz ohne Grund besuchten sie sich selten gegenseitig.

  • Ihre Gedanken drehte sich um Dinge über die sich nicht reden durfte. Manchmal war es nicht leicht Geheimnisse zu bewahren, besonders dann nicht, wenn es nicht die eigenen waren. Ihr lag viel an der Freundschaft zu Macer und auch Septima, dass sie sich würde niemals unbedacht dazu äußern würde.
    Lange brauchte sie nicht auf ihre Freundin warten und sich somit auch nicht mit den Fragen beschäftigten, über die sie sowieso nicht reden würde. Jedenfalls nicht hier. Wer wusste schon, welche Ohren einfach mithörten. An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit würde sich die Gelegenheit vielleicht irgendwann ergeben.
    Erfreut begrüßte sie ihre Freundin, erwiderte die flüchtige aber herzliche Umarmung und die kleinen Küsse. „Ich komm doch nicht ungelegen?“ fragte sie dann, während sie sich wieder setzte und leicht in den Korbstuhl zurück sinken ließ. „Ich würde dich gern um etwas bitten“, begann sie dann auch gleich und lächelte Septima zu. Sie war sich ziemlich sicher, dass diese nicht Nein sagen würde.
    „Also“, sie machte eine kurze Pause. „Ich würde dich gern darum bitten, meine Pronuba zu werden. Ich wüsste nicht wen ich sonst Fragen soll und du bist mir eine solch treue Freundin geworden, dass es mir eine große Ehre, wenn du diese Aufgabe übernehmen würdest!“ erklärte sie ihr und sah die Tiberia dann auch ein wenig nervös an. Bitte sag ja, dachte sie beschwörend.

  • Der Sklave reichte ihr einen Becher mit dem gewünschten Getränk und Septima nippe vorsichtig daran, um das Mischungsverhältnis zu testen. Es war in Ordnung. Calvena redete auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern bat die Tiberia darum, ihre Pronuba zu werden. Sofort zuckten Septimas Mundwinkel und sie lächelte ihre Freundin breit an. „Aber selbstverständlich doch.“ erwiderte sie gerührt und stellte den Becher auf einem Tisch ab. „Es ist mir eine besondere Ehre, diese Amt für dich zu übernehmen.“ Septima beugte sich vor und drückte kurz die Hand von Calvena.


    Pronuba zu sein, bedeutete, sie würden die wichtigsten Ereignisse vor und während der Hochzeitszeremonie gemeinsam erleben. Nur zu gut konnte sie sich an ihre eigenen, zunächst scheuen, später schon wesentlich direkteren Fragen an ihre Pronuba, Aelia Paulina, erinnern. Ob Calvena sie ebenfalls solch pikante Dinge fragen würde? Obwohl die eigene Hochzeit noch gar nicht lang zurück lag, würde sich Septima noch einmal genau in die Rolle der Pronuba einlesen müssen, denn wann sie genau welches Ritual machen musste, wusste sie in diesem Moment nicht.


    „Ich schätze du hast noch einiges zu tun, vor dem eigentlichen Hochzeitstermin, oder? Wie weit bist du mit deiner tunika recta?“ Nun wollte sie sich erst einmal nach dem aktuellen Stand der allgemeinen Vorbereitungen informieren. „Ach, und wann genau soll denn das freudige Ereignis statt finden? Ich gehe doch recht in der Annahme, dass ihr beide aus Liebe heiratet, oder?“ Gerade die letzte Frage interessierte die Tiberia besonders. Sie hatte da so ein Gefühl bei Calvena und Valerian, dass sie sich gesucht und gefunden hatten. Beneidenswert.

  • Auch ihr reichte die Sklavin, den gewünschten Saft, doch noch nippte sie nicht daran, sondern wartete erst einmal die Antwort auf ihre Frage ab.
    Erleichterung und Freude durch rieselten sie Gleichzeitig und sie erwiderte den Druck von Septimas Hand. „Vielen Dank“, lächelte sie freudig. Damit wäre zumindest schon ein kleiner Teil der Hochzeitsvorbereitungen beendet. Aber es wartete noch so unendlich viel auf sie. Nur hatte Valerian kaum zeit sich an den ganzen Vorbereitungen zu beteiligen. Dafür aber gab es Sklavinnen und Freundinnen die ihr mit Begeisterung halfen. Eigentlich würde Valerian am Ende nur eine Aufgabe zu fallen: Bei der Hochzeit Anwesend zu sein und sie anschließend nach Hause zu bringen.


    Da sie jetzt eine Pronuba hatte, konnte sie dieser all die Fragen stellen, die ihr im Kopf herum schwirrten, dennoch blieb sie einen Augenblick unschlüssig. Das war alles so intim. Zwar wusste sie im wesentlichen was zwischen Frau und Mann in der Hochzeitsnacht vor sich ging, doch es war etwas anderes, darüber zu reden und neugierige Fragen zu stellen. Noch zögerte sie und dennoch konnte sie die hartnäckigen Fragen in ihrem Kopf nicht überhören.
    „Ohja, viel zu viel...“, gab sie dann offen zu, als Septima fragte ob sie viel mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt war. „Ich renn meinen Verwandten derzeit hinter her um die Gästeliste vollständig zu bekommen“, berichtete sie offen. Froh erst einmal ein unverfängliches Thema gefunden zu haben. Auch wenn Calvena oft sehr Selbstbewusst wirkte, gab es doch Dinge die auch sie Unsicher machten. Und diese Dinge rückten nun unaufhörlich näher, je näher ihre Hochzeit kam. Zum Thema tunica recta machte sie eine unbestimmte Geste. Sie wollte nicht zugeben, dass sie völlig talentlos war, wenn es ums weben ging. „Meine Großtante hilft mir dabei!“ eine ehrliche Antwort, sagte aber nichts darüber aus, wie weit sie schon war und dass sie im Grunde am liebsten den elenden Webstuhl zu Kleinholz verarbeiten wollte.
    „Wir wollen im April heiraten, der genaue Termin steht noch nicht fest. Es ist auch nicht so leicht etwas fest zu legen, wenn der Verlobte ständig dienstlich beschäftigt ist“, ein Lächeln milderte ihre Worte ab. Sie wusste, dass sie Valerian würde immer teilen müssen. Damit konnte sie leben. Sie liebte ihn und das war das wichtigste. Mit den Umständen konnte sie sich arrangieren.
    Ein Strahlen zeigte sich auf ihren Zügen, als Septima nachfragte, ob sie aus Liebe heiratete. Calvena nickte. „Ja, das tun wir!“ Am liebsten hätte sie es in die Welt gebrüllt, aber das wollte sie Septima dann doch nicht antun. Ihr Lächeln wurde jedoch etwas blasser, als sie sich in Erinerung rief, dass es sich bei Septimas Hochzeit um eine arrangierte handelte.
    „Bist du eigentlich glücklich?“ fragte sie dann. „Ich meine richtig glücklich, nicht nur die Vorspiegelung falscher Tatsachen!“

  • Wie es schien, hatte Calvena tatsächlich vor, alles selber zu planen, was die Hochzeit betraf. Innerlich schüttelte Septima den Kopf über so viel Unvernunft. Dafür gab es doch Sklaven und Angestellte. Dort konnte sie ihre Wünsche äußern und alles würde zur vollsten Zufriedenheit erledigt werden. So hatte Septima es auch getan und allen hatte die Feier, sowohl im Hause Tiberia als auch dem der Aurelia gefallen.


    „Eine Gästeliste ist schon mal ein guter Anfang. Hast du denn auch jemanden, der dir bei den weiteren Planungen behilflich sein kann?“ Vielleicht war es ihre möglich, Calvena einen Angestellten ans Herz zu legen, der auch die unmöglichsten Wünschen möglich machte.


    So, so, bei ihrer tunika recta half also die Großtante. Ob das auch eine so junge Großtante war, wie Septima sie in Arvinia und Albina hatte? „Darf ich fragen wie alt deine Großtante ist?“ konnte sie sich ihre Neugier nicht gänzlich verkneifen.


    Dann kam die Bekanntgabe des gewünschten Termins und Septima schaute sichtlich erschrocken drein. „Schon im April? Na, dann will ich mal hoffen, dass du bis dahin das gute Stück von Tunika fertig hast. Ich weiß noch wie lange ich an meiner gesessen habe.“ Dabei war Septima nicht ungeschickt mit dem Spinnrad und auch nicht mit dem Webstuhl, so dass es viel schneller ging, als sie selbst gedacht hatte. Doch trotz dieses Talents wollte sie sich lieber bereits gewebte und genähte Kleidungsstücke kaufen, als sie selbst zu fertigen.


    Bei der Bestätigung, dass es sich bei Calvena und Valerian um eine Liebesheirat handelte, war Septima für einen kurzen Moment traurig. Und offensichtlich konnte sie diesen Ausdruck nicht gut vor ihrer Freundin verbergen. „Ach was… mir geht es gut. Ich bin vielleicht nicht so glücklich wie du es mit deinem Geliebten werden wirst, aber ich habe es auch nicht besonders schlimm getroffen.“ Das war es, was Septima bereit war sich selbst und ihrer Freundin einzugestehen. Hier und jetzt Calvena anzulügen, dass hätte Septima nicht übers Herz gebracht. Und eine Sache gab es, in der sie sich mit Ursus fast blind verstand. Sex!

  • Ganz allein war sie ja nicht, sie hatte tatkräftige Unterstürzung von dem Scriba der Familie, Volubilis Vitale, von den Sklaven des Haushaltes, welche sie ganz schön herum scheuchte, von Laevina, welche in eine kleine Falle getappt war und dann von Serrana und auch von Romana. Aber einiges wollte sie dann auch selbst tun. Einfach weil sie es wollte.
    „Ich hab jede Menge helfender Hände, die Sklaven des Haushaltes, den Scriba der Familie und Serrana und Romana stehen mir beratend zur Seite. Aber über deine Unterstützung würde ich mich auch sehr freuen. Schließlich hast du das Ganze bereits hinter dir“, sagte sie und lächelte. Irgendwie lächelte sie die ganze Zeit. Sie war ja auch glücklich... Auch wenn es einen gab, der ihr bereits gründlich die Laune verdorben hatte. Aber diesen Gedanken schob sie ganz weit von sich weg. „Ach ich bin befördert worden“, berichtete sie ihr dann noch. „Ich bin die Aeditua für den Tempel der Iuno Moneta.“ Man sah ihr an, dass sie Stolz darauf war. Es war ihre Leistung gewesen, ganz allein ihre. Ohne jegliches Vitamin B.


    Die Frage wie alt Laevina war, überraschte sie dann. Sie hatte niemals danach gefragt und in ihren Augen war die Germanica steinalt. Wie ein Drache. Diese war ja auch der Hausdrachen... „Das weiß ich nicht so genau. Ich hab sie nie gefragt... Wir sind ja auch nur ganz entfernt verwandt und ich fand es unhöflich sie danach zu fragen!“ antwortete sie dann. Sie brauchte ja nicht erwähnen, dass sie sich bisher keine Gedanken darüber gemacht hatte.


    Leicht zuckte sie mit den Schultern. Sie war im Grunde froh, dass es schon bald soweit war, auch wenn das jede Menge Arbeit bedeutete. „Es wird schon alles klappen“, versicherte sie Septima. Das die Freundin sehr lange an ihrer tunica recta gesessen hatte, verunsicherte sie dann doch und leichte Panik machte sich in ihr breit. Septima hatte spinnen und weben gelernt und sie war noch ein blutiger Anfänger...


    Wie gut das sie sich dann anderen Themen wieder widmeten. Langsam nickte Calvena, sie hatte eine solche Antwort erwartet. Sie würde wohl in Septimas Situation das selbe sagen. „Dann ist gut“, sagte sie ruhig. Etwas besseres viel ihr in der Situation nicht ein. Ob sie Septima fragen sollte? Eigentlich schon, dafür war eine Pronuba da, sie bereitete die Braut auf die eine Nacht vor. „Wie war deine erste Nacht mit ihm?“ fragte sie dann zögerlich. So endlich war es raus.

  • An Unterstützung schien es Calvena nun doch nicht zu mangeln, wie Septima feststellen mußte. „Was? Sogar Romana hilft dir bei den Vorbereitungen? Das find ich sehr gut, dass du so viele Helfer hast, solange du alles unter Kontrolle behalten kannst. Denn zu viele Helfer können auch alles verderben, da sie sich nicht einig werden.“ Allerdings fragte sich die Tiberia, wie eine Vestalin bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen konnte. Oder ging es bei Romanas Hilfe mehr um religiöse Fragen. Aber das konnte auch nicht sein, denn gerade erzählte Calvena, dass sie zur Aeditua befördert worden war.


    „Aeditua? Was genau sind dann deine Aufgaben im Tempel der Iuno?“ erkundigte sich Septima interessiert, aber nicht übermäßig begeistert. Sie selbst pflegte die Kulte und Bräuche, wie man es von ihr erwartete, aber darüber hinaus war sie nicht sonderlich dem Cultus Deorum zugetan, so dass sie sich, trotz eines Pontifex in der Familie, nicht gerade gut mit den Bezeichnungen der Priester und Diener im Götterkult auskannte. „Ach… beinahe hätte ich es vergessen… Meinen Glückwunsch zur Beförderung.“ fügte Septima noch schnell an.


    Das es sich bei der Großtante von Calvena um Germanica Laevina handelte, war Septima nicht mehr gläufig. Sie brachte Laevina immer mit Serrana in Verbindung und somit auch mit dem Gens der Iunia, so dass ihr dieser kleine Fehler unterlief. „Also ist deine Großtante schon älter? Dann sollte viel Erfahrung im Umgang mit dem Webrahmen haben, so dass sie dir immer wieder aushelfen kann, wenn der Faden mal reißen sollte, oder du sich an einer Stelle vertan hast.“ stellte Septima einfach mal fest und würde nun das Thema ruhen lassen.


    Zum Glück gab sich Calvena mit ihrer Antwort, bezüglich der Beziehung zu Ursus, zu frieden und rückte nun endlich mit jener Sprache heraus, die der Verlobten gewiss schon seid Anfang des Gesprächs auf der Zunge lag. „Die erste Nacht? Nun, das kann, wie ich gehört hab, sehr unterschiedlich verlaufen.“ leitete Septima das Thema ein. „Das ist es, was dich besonders interessiert? Ging mir auch nicht anders.“ plauderte sie weiter aus dem Nähkörbchen. Interessiert musterte sie ihre Freundin, ob sie rot wurde, obwohl sie noch gar nicht über das eigentlich interessante in der Nacht gesprochen hatten.

  • Die Überraschung darüber, dass Romana ihr auch bei den Vorbereitungen hilf, ließ sie schmunzeln. Romana war nicht nur die erste Freundin hier in Rom für sie geworden, sondern auch durchaus eine gute Unterstützung für eine nervöse Braut. Die Vestalin strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und allein aus diesen Gründen schätzte sie die Claudia. „Romana hat ein sehr gutes Händchen für Blumen“, erklärte sie dann aber Septima stattdessen. „Keine Sorge, ich hab einen guten Blick auf meine Helfer und jeder bekommt auch immer nur eine Aufgabe“, sicher kicherte. „Sonst würde ein zu großes Durcheinander herrschen. Die Casa gleicht einem Bienenstock.“


    „Ich bin Tempelvorsteherin, Ich hab die Aufsicht über den Tempel, alle Tempeldiener und auch Schüler. Im Augenblick sind es nur zwei. Ich bereite die Opfer an den Feiertagen vor und organisiere sie und führe sie auch durch. Die Aufgaben in einem Tempel sind vielfältig, meist darf ich die Tempeldiener herum scheuchen“, den letzten Satz sagte sie mit einem kleinen Schmunzeln. „Noch arbeite ich mich erst ein!“ erklärte sie dann und nippte an ihrem Saft. Es störte sie nicht, dass Septima direkt nachfragte. Nicht jeder musste wissen, was sich hinter den Kulissen der Tempel abspielte. „Danke!“ erwiderte sie dann auf die Glückwünsche.


    „Sie hat jede Menge Erfahrung... nur um ehrlich zu sein, sie kann ein ganz schönes Biest sein!“ gab sie dann zu. „Aber ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass sie mir beratend zur Seite steht und hilft!“ fügte sie noch hinzu. Trotz allem wuchs ihr die alte Dame langsam ans Herz. Ein eigenartiges Gefühl. Das hätte sie sich nicht gedacht.


    Calvena lagen noch viel mehr Fragen auf der Zunge, aber die meisten drehten sich nicht um die erste Nacht, sondern um ein viel heikleres Thema. Um die Verbindung von Septima und Macer, deren Gefühle füreinander und die Dreiecksbeziehung mit Ursus. Sie war aber fest entschlossen nicht an diesem Thema zu rühren.
    Dafür widmete sie sich aber nun ihrer zuvor gestellten Frage. Leicht nickte sie. Solch eine Antwort hatte sie auch schon von ihren Ziehschwestern erhalten, wenn sie diese gefragt hatte, wie es war, das erste mal mit einem zu schlafen. Septimas Frage ließ sie kurz nachdenken. Was wollte sie wissen und was wollte sie einfach selbst heraus finden? „Tut es weh?“ kam es ihr schneller über die Lippen wie ihr lieb war. Wirklich rot wurde sie nicht, nur etwas verlegen.

  • Aha, die claudische Vestalin kannte sich also gut mit Blumen aus. Eine Seite an Romana, die Septima noch nicht kannte. Sie musste schmunzeln. „Du hast einen großen Vorteil, Calvena. Dein Fest zur Feier der Fontinalia. Das war wirklich wunder schön und du hast das ganz phantastisch gemacht.“ Septima war voller Zuversicht, dass Calvena, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hatte und ihre Hochzeit unbedingt selbst ausrichten wollte, dieses auch sehr gut hinbekommen würde.


    Die Beschreibung ihres Amtes im Cultus Deorum klang sehr interssant und Septima freute sich, nun wo sie wusste was für einen guten Posten Calvena als Aeditua inne hatte, sehr für sie. „Es freut mich, dass du deine Bestimmung gefunden hast.“


    Auf die Großtante ging Septima nicht weiter ein. Sie würde das Biest gewiss auf der Hochzeit kennen lernen.


    „Es ‚kann’ weh tun.“ antwortete sie ehrlich. „Das hängt, denke ich, vom Mann ab und wie bereit die Frau für ihn ist. Sag, Calvena, hast du deinen Körper bereits selbst erforscht und weißt was dir Lust bereitet?“ fragte Septima nach. Es war leichter für sie zu erklären, wenn sie wusste, dass Calvena ihren eigenen Körper bereits kannte.

  • Jedes Mal wenn sie wegen der Fontinalien gelobt wurde, färbten sich ihre Wangen leicht rosa. Vor Freude, vor Verlegenheit und auch vor Dankbarkeit. Das Fest auszurichten war gar nicht so einfach gewesen, hatte sie viel Mühe gekostet. Besonders, weil sie bis dato keine Erfahrungen mit solchen Festen hatte. Das es so ein Erfolg gewesen war, erfüllte sie mit Freude. Immer wieder wurde sie gefragt, wann sie das nächste Fest ausrichten würde. Dass es ihre eigene Hochzeit sein würde, hatte sie aber nicht geahnt. Diese sollte aber noch schöner wie die Fontinalien werden. Sofern das Möglich war. Zumindest für sie würde es ein besonderer Tag werden. „Danke. Es war aber nicht wirklich einfach zu den Feierlichkeiten von Fons etwas auszurichten. Besonders wenn man zwei Senatoren im Haus haben, die sich über zu viel Lärm gleich beschweren. Dabei war es ja die Idee von meinem Onkel Sedulus gewesen“, erzählte sie.


    Es war ein Anfang, doch auch wenn noch viel Zeit vergehen würde, ehe sie eine erneute Beförderung erhalten würde, war sie Zufrieden mit dem was sie erreicht hatte. Noch vor einigen Monaten hätte sie sich das nicht vorstellen können. Mehr oder weniger ließen sie dann dieses Thema auch fallen, sie wusste nicht, was sie hätte erwidern sollen, so lächelte sie Septima nur dankbar zu.


    Auch die Gedanken an Laevina wurden nun verdrängt und zwar durch die ziemlich offene Gegenfrage von Septima. Nun konnte Calvena es doch nicht vermeiden, ein klein wenig rot zu werden. Darüber hatte sie nun wirklich noch nie mit jemand anderem geredet. Weg hier, war ihr erster Gedanke, aber im Grunde war sie froh, dass die Tiberia ihr diese Frage stellte. Ab einem bestimmten Alter wurde man eben auch neugierig. Man wollte den eigenen Körper kennen lernen und stellte dann irgendwann fest, dass man bei manchen Berührungen bestimme Empfindungen hatte. Dennoch fand sie es nicht gerade einfach ausgerechnet darüber zu reden. „Ehm“, machte sie etwas unsicher und nickte dann.

  • Septima erfuhr heute zum ersten mal, dass die Senatoren der Germanicer etwas gegen die Feier der Fontinalia gehabt haben könnten. Sie waren doch beide anwesend gewesen, oder irrte sie sich da? „Das versteh ich nicht ganz, Calvena. Waren denn im nach hinein beide Senatoren gegen die Feier? Ich meine... es ist doch nichts schlimmes passiert. Die Feuertänzerinnen haben nichts in Brand gesteckt, du hast dich und deine Familie beim singen nicht blamiert und auch sonst ist, bis auf den Fall von Serranas Grossmutter ins Impluvium, nichts geschehen. Die Casa steht also noch. Was sollte sie da auszusetzen haben?“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du warst eine so charmante Gastgeberin, das ich bezweifle, ob dir irgend jemand das Wasser reichen kann.“


    Auf Septimas sehr intime Frage antwortete Calvena eher verlegen, aber mit einem Kopfnicken. „Du brauchst keine Angst zu haben. Das ist gut, dass du dich bereits selbst kennst, so weißt du wenigstens was dir gefällt und was nicht. Der einzige Unterschied zur Hochzeitsnacht ist, dass der Finger, welcher zwischen dich gleitet, um einiges dicker ist. Aber keine Sorge, dass passt schon.“ Septima sprach, als wäre absolut nichts dabei und die Vereinigung zwischen Mann und Frau das natürlichste auf der Welt, was es auch war. Doch es konnte ungeahnte Lust mit sich bringen, und das noch mehr, als wenn sie sich nur selbst berührte. „Wenn Valerian rücksichtsvoll ist, dann wird er dich zunächst streicheln, berühren, dich reizen, so dass du bereit für ihn wirst. Erst dann kann er sich zu dir legen und du solltest dich einfach ein wenig entspannen. Sei hier...“ sie legte sich zur Verdeutlichung die Hand auf den Bauch „... möglichst entspannt, dann kann er dir gar nicht weh tun.“ Sie schaute ihre Freundin strahlend an, denn mit dem erklären kamen Bilder und mit den Bildern das Kribbeln, welches sich immer in ihrem Körper breit machte, wenn sie sich besonders darauf freute, von Ursus berührt zu werden. „Es ist ein natürlicher Prozess und dein Körper wird sich den Gegebenheiten anpassen.“ Vertrauensvoll legte Septima eine Hand auf Calvenas Unterarm.

  • „Das Fest hat ihnen gut gefallen, nur die Vorbereitungen nicht“, erklärte sie mit einem leisen Lachen in der Stimme. „Ich hab das halbe Haus umdekoriert und das hat sie etwas gestört. Aber am Ende waren sie sehr zufrieden“, berichtigte sie ihre Aussage. „Aber es freut mich sehr, dass es dir so gut gefallen hat. Auch alle anderen Gäste reden nur Gut von dem Fest. Weißt du, dass es mein erstes Fest war, das ich ausgerichtet hab?“ plauderte sie munter.


    Angst hatte sie vor diesem sehr intimen Thema nicht, es war ihr ein wenig unangenehm, weil sie bisher noch nicht darüber mit jemandem geredet hatte. Es war eben etwas sehr privates und etwas dass sie bisher eben noch nicht geteilt hatte.
    Bei der Bezeichnung 'der Finger, welcher zwischen dich gleitet, um einiges dicker ist ', musste sie dann doch lachen, es nahm diesem Thema die Spannung und sie konnte nun etwas besser auch damit umgehen. Die Selbstsicherheit mit der sie darüber redete, konnte sie nur bewundern. Diese Offenheit tat ihr gut und nahm jede Verlegenheit.
    Zu den weiteren Worten nickte sie verstehend. Sie glaubte kaum, dass Valerian sich einfach nahm was ihm gehörte. Und irgendwie freute sie sich schon auf das was da noch kommen würde. Jedes Mal wenn er sie berührte und küsste, war da mehr, dass sie wollte, aber aus Anstand hatte sie diesem drängenden Gefühl niemals nach gegeben. Sie ahnte, dass ihr Körper, wenn es dann soweit war, wusste was er machen musste.
    „Warst du nervös?“ fragte sie dann.

  • Calvenas Antwort brachte Septima zum lachen. „Ja, so sind sie die Männer. Glauben eine gute Cena wäre es, wenn genügend Wein vorhanden ist.“ Darauf war es zumindest immer bei ihrem Vater angekommen. „Eine tüchtige Hand, die es auch versteht dem ganzen einen ästhetischen Rahmen zu verleihen, dass geht über ihre Ansprüche hinaus.“ stimmte sie ihrer Freundin immer noch lachend zu.


    „Wenn du noch mehr Hilfe gebrauchen kannst, und sei es nur, dass ich dein Werk lobe, so sag mir ruhig bescheid. Ich verspreche, ich werde herbei geeilt kommen und so gut es geht mit organisieren.“ Ein Augenzwinkern folgte, denn Septima war sich nicht sicher, ob sie ein Händchen für Dekorationen hatte. Ihre Hochzeit mit Ursus war von vielen Menschen organisiert und ausgerichtet worden, aber nicht von ihr selbst.


    Zum Thema Hochzeitsnacht hatte Calvena nicht besonders viel zu sagen, aber sie war, genau wie Septima zuvor, neugierig auf Antworten. „Sicherlich war ich nervös. Du kannst noch so viele verheiratete Frauen fragen, wie es in der Hochzeitsnacht sein wird; Nichts kann dich gut genug auf das vorbereiten, wann dann tatsächlich geschehen wird. Ich wünsche dir nur, dass es für dich ein ebenso erfreuliches und schönes Erlebnis wird, wie für mich.“ Das war zumindest ein positives Zugeständnis an ihre Ehe, welches Septima gewillt war zu machen. Wenn Ursus eines gut konnte, dann war es der Umstand, dass er sehr gut im Bett war.

  • „Wein und Frauen“, fügte sie lachend hinzu und zwinkerte Septima zu. Anscheinend hatte es genügend von Beidem auf den Fontinalien gegeben. Besonders die Feuertänzerin schien es vielen angetan zu haben. „Männer kann man mit wenigen Dingen glücklich machen, während wir Frauen einen höheren Anspruch haben. Mein Onkel Sedulus war nicht begeistert als ich erklärte, ich will das Haus Dekoration. Aber es gibt Argumente, die selbst ihn überzeugen“, sie grinste. Was das war, würde sie nicht verraten. Es gab eben Dinge die man lieber für sich behielt. Aber Septima würde sich sicher denken können, was das für Argumente gewesen sein können.


    Leicht lehnte sie sich zurück und ging in Gedanken die Dinge durch, die noch erledigt werden mussten. Sie musste mit ihrem Lehrer reden, wegen dem Opfer. Das Opfertier würde sie von einem Ministri aus dem Tempel der Iuno Moneta auswählen lassen. Die Kontakte des Tempels waren in dieser Hinsicht sehr nützlich.
    Dann mussten die Einladungen gestaltet werden, aber da würde Vitale ihr helfen. Besonders wenn es um die Zustellung innerhalb Roms ging.
    Um Essen und Dekoration kümmerten sich die Sklaven des Hauses, um die Blumen Romana. Laevina hatte einen Blick auf die Sklaven und auf ihr Hochzeitskleid, an dem sie selbst verzweifelte. Es bedrückte sie, dass sie nicht in der Lage war, den Stoff selbst zu weben. Aber sie gab nicht auf und kämpfte sich durch.
    „Es gibt sicherlich etwas wobei du mir helfen kannst, aber mir will gerade nichts einfallen“, gab sie zu. „Ich bin jedenfalls sehr dankbar dafür, dass du meine Pronuba bist und diese Aufgabe übernimmst!“


    Das sie nicht viel zur Hochzeitsnacht selbst zu sagen hatte, lag daran, dass sie erst ihre Erfahrungen selbst machen musste. Leicht nickte sie. „Ich weiß was du meinst. Meine Leibsklavin hat kürzlich aus dem Nähkästchen geplaudert. Es war zwar eine nette Geste, aber nicht wirklich hilfreich. Am Ende kommt es nur auf zwei Menschen an: mich und Valerian. Ich kann es nur auf mich zukommen lassen“, sagte sie leicht pragmatisch. Ihre Nervosität legte sich nicht wirklich, wurde aber durch ihre eigene Fantasie eher angestachelt.
    Dennoch lächelte sie Septima zu. Sie war ihr Dankbar für ihre Offenheit.

  • Septima lachte auf. „Ja, Wein und Frauen.“ bestätigte sie Calvenas Aussage. „Und dann am liebsten in jedem Arm eine.“ lachte sie noch immer, wurde dann jedoch etwas ernster. „Wieso dürfen die Männer das? Wieso dürfen sie ein Lupanar aufsuchen, sich mit anderen Frauen vergnügen und wir? Wir nicht. Dabei hat eine Frau doch auch Bedürfnisse. Was wenn der Mann diesen Bedürfnissen nicht gerecht wird?“ Das Calvena nicht gerade die richtige Ansprechpartnerin für diese Art von Problem war, da sie noch nicht einmal das Gefühl kannte, wie berauschend es sein konnte, wenn Mann und Frau beieinander lagen, das fiel Septima nicht auf.


    „Ach was, Calvena, wenn du etwas für mich zu tun findest, dann sag einfach Bescheid.“ wehrte Septima die quasi Entschuldigung der Germanica ab. „Vielleicht können wir mal gemeinsam über den Markt bummeln, oder.. noch besser, wir alle! Also Romana, Serrana, du und ich. Dann können wir gemeinsam schauen was es, zum Beispiel für die Dekoration oder die Blumen noch gibt, was du gar nicht wusstest, dass du es brauchst.“ Vor lauter Begeisterung sass Septima aufrecht im Sessel und hatte sich leicht zu Calvena vorgebeugt. „Was hälst du davon?“


    Nickend stimmte Septima Calvena zu, als es um die bevorstehende Hochzeitsnacht von ihr ging. „Das ist eine gute Einstellung.“ lobte sie die Germanica. „Hab nur keine Angst davor. Es ist wirklich nicht so schlimm wie manch einer behauptet.“

  • Sie erwiderte Septimas Grinsen, ehe sie dann auch etwas ernster wurde und leicht mit den Schultern zuckte. Die Moralvorstellungen der Männer waren oftmals engstirnig. Ein Mann durfte vieles, er durfte sich in einem Lupaner vergnügen, Sklavinnen sich ins Bett holen oder aber wenn er noch nicht verheiratet war, dann suchte er sich seinen Spaß bei willigen Frauen. Eine Frau hingegen durfte nichts, sie hatte ihrem Mann oder Vater oder Bruder zu gehorchen, auf ihre Tugend zu achten und diese solange zu verteidigen, bis sie verheiratet war. Leise seufzte sie. Sie wusste durchaus, dass auch Frauen daran vergnügen finden konnten, wenn sie bei einem Mann lagen.
    „Du weißt doch wie die Männer sind, sie stellen die Regeln auf, an die wir uns zu halten haben. Wir als bürgerliche Frauen haben dem Idealbild zu entsprechen: Tugendhaft, freundlich, zurückhaltend und die vielen anderen Dinge. Aber selbst müssen sie sich nicht an diese Normen halten. Sie haben die Wahl. Es ist eine seltsame Moralvorstellung. Es ist nichts dabei, wenn der Mann sich mit einer Frau vergnügt. Sucht jedoch die Frau ihre Befriedigung, so wird sie entweder als Hetäre oder aber Lupa abgestempelt. Es ist schon ziemlich ungerecht, aber was willst du machen?“ fragte sie und scheute davor zurück Ratschläge zu geben wie: Dann müssen wir eben in aller Heimlichkeit uns das holen, was wir wollen. Sie wusste ja von Septima und Macer, eine recht komplizierte Geschichte wie sie fand. Calvena würde ihr nicht raten Ehebruch zu begehen oder etwas anderes.
    Zumal sie ja selbst in wenigen Wochen heiraten würde, auch wenn ihre eigene Hochzeit eine Liebeshochzeit war. Es kam ihr falsch vor, Septima etwas zu raten, von dem sie fand, dass es falsch war.


    Ein oder zwei Aufgaben würden sich sicherlich für Septima finden. Deren Vorschlag fand dann großen Anklang bei ihr. Begeisterung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Gute Idee, ich werde mal Romana und Serrana fragen wann sie Zeit haben!“ lächelte sie und freute sich schon darauf.


    Angst vor der besagten Nacht hatte sie nicht, sie war nur reichlich nervös, wenn sie daran dachte. Sie war sich nicht sicher ob die Nervosität allein daher rührte. Eher hatte sie das Gefühl, dass die ganze Hochzeit sie völlig durcheinander brachte. Auch wenn sie sich darauf freute. Dennoch es war eine große Veränderung in ihrem Leben…
    „Hast du dich schon hier eingelebt?“

  • Das von Septima angeschnittene Thema, bezüglich der Rechte von Männern und Frauen, fand bei Calvena gut anklang. Doch ändern konnte sie an den alten Sitten nichts. Das würde wohl noch ein paar Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende dauern.


    Das aufkommende Seufzend unterdrückte Septima gekonnt. Ob sie eines Tages platzen würde, weil sie ab und an ihre Gefühle unterdrückte und nicht hinaus ließ? „Ja, da können wir wohl wirklich nichts machen.“ stimmte sie somit Calvena leicht resigniert zu. Das hieß also, sollte sie jemals ihren Gemahl mit einem anderen Mann hintergehen – wobei Septima noch nicht ahnte mit wem sie dies tatsächlich tun würde – dann musste es ihre Geheimnis bleiben. Sie nahm sich ganz fest vor, es für immer und ewig in ihrem Herzen oder Geist zu verschließen, sollte es soweit kommen. Und im Grunde hatte sie es sich schon vor der Hochzeit vorgenommen, denn ihr Herz sehnte sich nach den sanften Berührungen eines bestimmten Mannes. Doch dieser weilte nun mehrere Tage von Rom entfernt in Mantua.


    Die Idee mal gemeinsam über den Marktplatz zu schlendern gefiel Calvena ebenfalls. „Sehr gut, dann lass mir einfach von einem Sklaven Bescheid geben und wir treffen uns dann direkt auf dem Marktplatz.“ schlug Septima sofort enthusiastisch vor. Ja, auf diesen Einkaufsbummel freute sie sich schon jetzt. „Ich bin mir sicher wir werden das richtige für deine Hochzeit finden.“ Oh, es war so schön eine Hochzeit mit zu erleben, bei der beide Seiten freiwillig diese Verbindung eingingen.


    Damit waren sie mit dem Hochzeitsthema durch und Calvena erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden in der Villa Aurelia. „Ja doch, ich denke schon dass ich mich recht gut eingelebt habe. Die Familienmitglieder sind alle sehr nett, wobei die Zwillinge, Flora und Narciassa, ganz besonders herzlich sind. Ich weiß nicht ob es daran liegt das sie auf dem Land aufgewachsen sind, wobei… ich bin selbst auch dort groß geworden… ach was… auf jeden Fall sind sie einfach ganz reizend. Ich fürchte Orestes wird ihnen keinen Wunsch abschlagen können.“ Septima lachte über die Vorstellung, wie die beiden Zwillinge ihren Bruder belauerten, damit er ihnen einen Herzenswunsch erfüllte, sei es nun mit Geld oder Tatkraft. „Kennst du die beiden überhaupt schon?“ erkundigte sie sich dann bei ihrer Freundin.

  • Ihre Rolle als Frau war vorgeschrieben, sie konnten sich entweder fügen und dann ein halbwegs erfülltes Leben führen, oder aber auf ewig unglücklich sein und gegen die Sitten rebellieren. Irgendwie tat ihr Septima Leid. Diese schien zwar nicht gerade in einer unglücklichen Ehe gefangen zu sein, aber deren Gefühle für einen anderen Mann würden sie nicht wirklich glücklich machen. Im Grunde war die Tiberia gefangen in diesen Sitten. Da bekam Calvena schon fast ein schlechtes Gewissen, dass sie so glücklich war. Das sie bekam, was sie wollte und wen sie wollte. Sie hatte Glück gehabt. In vielen Dingen. Sie beherrschte sich und vermied es mit ihrem Ring zu spielen, was sie immer häufiger tat, besonders wenn sie an Valerian dachte.


    „Irgendwann wird sich das ändern. Ich glaub nur nicht, dass wir das mit erleben werden“, meinte sie dann mit einem leichten Schulterzucken. Mehr brauchte dazu nicht mehr gesagt werden. Die Frauen die Unglücklich waren würden ihre Wege finden um doch noch ein wenige Glückseligkeit zu erfahren oder zumindest die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Nur musste dies immer ein Geheimnis bleiben. Wieder rang sie mit sich, wollte mit Septima das Thema Octavius Macer ansprechen, wagte es aber nicht, da sie nicht vollkommen ungestört waren und weil sie die Freundin nicht in Verlegenheit bringen wollte. Außerdem wollte sie Septima nicht als Freundin verlieren, was durchaus passieren konnte, wenn sie sich zu ungeschickt anstellte. Lieber wartete sie dann auf die richtige Gelegenheit. Bis dahin konnte sie ihre Neugierde und Ungeduld zähmen.


    Ein Bummel über den Markt mit ihren Freundinnen würde ihr Spaß machen. Nicht nur weil es sie ein wenig ablenkte von ihrer Nervosität und Aufregung, sondern auch, weil sie auf diese Weise jede Menge Hilfreiche Tipps erhalten würde. Außerdem konnte sie es verdrängen, dass sie mit ihter Tunica recta nicht wirklich voran kam. Sie verzweifelte immer mehr daran, dass sie sich so Ungeschickt anstellte mit dem Webrahmen. „Ich werd dir einen Sklaven vorbei schicken“, versicherte sie ihr und nahm sich fest vor noch an diesem Tag eine Nachricht an Romana und Serrana zu schicken. „Ich geh mal davon aus, dass wir das Richtige finden werden. Wozu sonst sollte ich euch denn mitnehmen“, scherzte sie mit einem Zwinkern. Aber auch so würde sie mit ihren Freundinnen die Märkte unsicher machen. Einfach nur weil es Spaß machte.


    Die Zwillinge von denen Septima sprach, hatte sie flüchtig kennen gelernt und war überrascht gewesen, wie fröhlich diese jungen Frauen waren. Und vor allem dass sie sich tatsächlich bis in die Haarspitzen glichen. „Ich hab sie bei deiner Hochzeit flüchtig kennen gelernt. Sie wirkten sehr nett. Aber zu einem längerem Gespräch sind wir nicht gekommen“, gab sie zu. „Das ihr Bruder ihnen nichts wird abschlagen können, glaub ich gern. Sie haben ja ihre ganze Umgebung verzaubert. Hast du gesehen, welche Blicke ihnen teilweise zugeworfen wurden? Nur waren sie es sich irgendwie nicht bewusst“, lächelte sie amüsiert. Auch sie selbst bekam es nicht immer mit, wenn ihr begehrliche Blicke zugeworfen wurden. Was wohl auch daran lag, dass sie selbst nur Augen für einen Mann hatte.

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