Gerade der letzte Satz ließ den Tiberier gehörig brodeln. Für ihn war es eine Ungeheuerlichkeit, dass sich in seinem direkten Umfeld, in seiner Familie, etwas abspielte, was er nicht kontrollieren konnte. Da soll das also einfach feststehen. Da soll der Duccier sich einfach in den tiberischen Stammbaum einheiraten. Nach wie vor eine befremdliche Vorstellung. Dann lachte der Tiberier plötzlich boshaft auf. "Ha, Duccius, du hast hier wahrlich ein Spiel gespielt. Hätte ich davon zuerst erfahren, ich kann dir versichern, dass ich es nie zugelassen hätte, dass du meine Schwester... mit irgendeinem Zauber belegst, der sie dazu brachte, deinem Vorschlag zuzustimmen. Ich wette, dass du das gewusst hast und mich nur aufgrund dessen nicht kontaktiert hast! Dadurch wird deine Heimlichtuerei nur noch schamloser!" Das hielt er für wesentlich wahrscheinlicher, als das zusammenkonstruierte Argument. Und dann auch noch die Herkunft! Ja, seine Herkunft! "Deine Herkunft hätte nicht der Grund sein sollen, mich im Unklaren zu lassen, sondern deine Herkunft hätte eigentlich der Grund sein sollen, dich von meiner Schwester fernzuhalten. Was du 'rückwärtsgewandt' nennst, nenne ich Tradition! Seit unserer Erhebung in den Patrizierstand wurde keine tiberische Frau nicht mit einem gleichwertigen Patricius oder zumindest mit einem plebejischen Consular verheiratet! Und von denen kam auch keiner aus germanischen Wäldern, das sag ich dir!" Der Tiberier schüttelte den Kopf. Aber ich versteh schon. Des einen Leid ist des anderen Freud. Für dich wäre das natürlich ein großer Triumph, nicht wahr? Eine Tiberia heiraten und damit deinen von dir erkannten germanischen Makel beseitigen (bei den Göttern, dass du zum Glück noch in der Lage bist ihn als solchen zu erkennen). Das war dein einziges perfides Kalkül, nicht wahr?!" Nicht wahr? Nicht wahr? Nicht wahr?, ging es dem Tiberier im Kopf in endlosschleife durch.
[Esquilin] Casa Accia Ducciaque
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Vala gab unter Aufbietung seiner gesamten Schauspielkunst nichts anderes preis als ein unverbindliches und vor allem gelassenes Lächeln. In ihm allerdings brodelte es: einerseits schwelte da die ohnehin seit Ewigkeiten unterdrückte Tatsachenmeinung über Gegenwart und Zukunft der Familae Patriciae, die er aus wohlweislichem Bewusstsein über ihre reell durchaus wahrscheinlichen Konsequenzen nur sehr selten durchscheinen ließ, andererseits war da die neu hinzugekommene Enttäuschung über das Denken des Tiberius.
Ja, das musste Vala sich hier selbst eingestehen: er hatte sein Gegenüber deutlich überschätzt, denn solche abgedroschenen Reden hatte er nicht erwartet. Nein, im Gegenteil, er hatte den jungen Tiberius für einen Realo wie ihn selbst gehalten... woher jetzt dieser Tenor weltvergessener Standard-Patrizier kam erschloss sich ihm nicht, was Valas Irritation nur erhöhte. Vielleicht der zunehmende Erfolg des Tiberius? Das wollte der Germane nicht glauben, dass es so wenig brauchte um den Mann auf Links zu drehen.. das wäre zu einfach. Aber so oder so... er musste mit dem arbeiten was der Tiberier ihm hier lieferte, selbst wenn der Akt 'dezent' anders ablief als geplant."Dieser 'Zauber', wie du ihn nennst, ist eine für eine Frau bemerkenswert analytische Einsicht in politische Realität und Notwendigkeiten, mit der ich nicht das geringste zu tun hatte.. sie hat nicht aus Verliebtheit zugestimmt." , gab Vala mit bedächtig gewählten Worten zurück und zeigte sich nach wie vor in größtmöglicher Ruhe, immerhin war dies nichts anderes als ein immens wichtiges Verkaufsgespräch, "Und die von dir erwähnte Ehe war durchaus ein Argument FÜR die Verbindung, nicht gegen sie. Die von dir erwähnte Ehe wurde geschlossen, als der Consular noch keiner war, sondern auf den Stufen des Cursus Honorum gerade einmal bis zum Aedilis Plebis vorgerückt war. Wie du sicherlich weißt, bin ich über diese Phase schon hinaus." , legte Vala den Denkfehler des Tiberius dar, ohne allzu belehrend zu wirken zu wollen, und legte den politischen Charakter der ganzen Sache noch einmal in einem Punkt fest: "Der Hintergedanke dieser Verbindung ist nichts von dem, was du mir dort vorwirfst, sondern nichts anderes als eine einvernehmliche, wenn auch unorthodoxe Stärkung zweier Familien wie auch zweier Karrieren. Denn auch wenn du das im Moment nicht einsehen willst, weil du vor lauter germanischen Bäumen den Wald des Potentials nicht erkennst, ist mein Angebot nicht von der Hand zu weisen: ich bin Praetorius mit Aussicht auf mehr, anerkannter Rechtskenner, Experte in Sachen Militär und Handel und zudem nicht unvermögender Grundbesitzer.. und selbst hier in Rom hat meine Familie nicht unerheblichen Einfluss. Wenn du das alles verkennen willst, kann ich dich nicht daran hindern... aber du vergibst eine einzigartige Chance, die deine Schwester eben zu vergeben nicht gewillt ist."
So auf das grundlegende gekommen, war es nun an der Zeit den Finger auf die Sache zu legen und dem Tiberius klarzumachen, was er sich hier mit seinem Verhalten eigentlich gerade verbaute: "Auch wenn es nicht gerade angenehm ist, dich derart vor vollendete Tatsachen zu stellen: deine Schwester und ich werden diese Chance ergreifen.
Dein Part ist, zugegeben, nicht gerade der rühmlichste... aber er kann und wird es werden, wenn du dir einen Moment der realistischen Einsicht erlaubst. Sperrst du dich gegen diese Verbindung und erklärst öffentlich, dass deine Schwester sich gegen deinen Willen mit mir verheiratet, hat das sicherlich negative Folgen auch für mich.. aber nicht nur. Du, als der derzeitige Aspirant mit dem größten Potential in deiner Familie, würdest damit sehr deutlich machen, dass du als derzeitiges Haupt deiner Familia diesselbe nicht im Griff hast.
Wenn wir gleich beim Politischen bleiben, willst du deine Laufbahn im Senat gleich damit starten, dass du dich einer kleinlichen Feindschaft mit dem Ehemann deiner Schwester hingibst, anstelle einen starken und zuverlässigen Verbündeten zu gewinnen? Seien wir ehrlich... deine und meine Karriere würden durch einen Skandal leiden, ja, aber es würde sie nicht aufhalten... sie aber genauso wenig fördern, wie es im anderen Fall möglich wäre.
Darüber hinaus... nun stell dir vor, es käme zu einem Skandal weil du dich in gekränktem Stolz und in fataler Verkennung der Realität öffentlich gegen die Verbindung stellst... und ich setze meinen Weg weiterhin fort. Was würde es über dich und deine politischen Gaben aussagen, wenn später deutlich wird, dass du hier eine einmalige Chance vergeben hast?
Natürlich... ein paar werden dir auf deine Schultern klopfen, weil du dich entschlossen hast Herkunft und Standesdünkel über realpolitisches Kalkül und effektive Zukunftsplanung zu stellen, aber was wird dir das bringen?Natürlich bin ich voreingenommen, immerhin bin ich einer von zweien die dieses Projekt betreiben, aber selbst wenn man mir vorwirft, dass mir die Einsicht in den Standesdünkel der wenigen noch verbliebenen patrizischen Familien fehlt, wird man feststellen können: der Skandal einer von deiner Seite abgelehnten Ehe hätte weitaus gravierendere Folgen als eine akzeptierte aus uralter Sicht vielleicht nicht standesgemäße.
Aus diesem Grunde bleibt mir nur ein abschließender Appell, selbst wenn sich dir das Potential dieser Verbindung im Moment nicht erschließen sollte: halte die Füße still.
Wir erhoffen keine Jubelarien und ich erhoffe mir keine üppige Dos, ich würde mich sogar damit zufrieden geben überhaupt keine zu bekommen. Wir erwarten auch keine großen Feierlichkeiten und kein großes Tohuwabohu.
Das einzige, was wir erhoffen, ist, dass du uns Zeit genug gibst zu beweisen, dass diese Verbindung die richtige Entscheidung war die beiden Familien zum Vorteil gereicht.Denn noch einmal: gibt es einen Skandal verlierst du eine Schwester und einen potentiellen ziemlich einflussreichen Verbündeten auf deinem Weg nach oben. Entscheidest du dich jedoch, die Verbindung zu dulden... wenn du sie schon nicht gutheißen kannst... nun..." , schloss Vala ohne die Vorteile noch einmal explizit zu nennen, machte durch eine Geste allerdings klar, dass diese seiner Meinung nach ziemlich deutlich auf der Hand lagen.
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Dieser Mann hatte Nerven ohne Ende. Jetzt fing er wohl an sich zu verkaufen! Jetzt wollte er hier auch noch das Licht so lenken, dass alles schön aussieht! Die vielen Worte, die er dafür brauchte, konnten nur auf seine eigene Unsicherheit in dieser Angelegenheit deuten, da half ihm auch das liebe Lächeln nichts. Und dann sollte aus seiner Schwester plötzlich eine eiskalt berechnende Analytikerin geworden sein? Die Ausgeburt der Ratio? Erstaunlich, was der Duccier alles in seiner Schwester entdecken wollte, die doch in der Vergangenheit eher durch Heulkrämpfe aufgefallen war. Und dann breitete er sogar noch die tiberische Familiengeschichte aus! Wussten die Götter, warum Vala sich daran besser erinnern konnte, als Lepidus selbst. Allerdings wäre es für Lepidus auch wiederum ein leichtes gewesen, schlicht zu vergessen, dass der plebejische Ehemann damals noch kein Consul war. Ihm würde jedenfalls niemals einfallen, die Geschichte SO zu erzählen. Zumal die Beobachtung sicherlich völlig richtig gewesen wäre, dass sich der Tiberier tatsächlich mit wachsendem Erfolg sich der Standesdünkel und die Radikalisierung des traditionalistischen Denkens noch um ein vielfaches ausweitete. Allein in religiösen Dingen zeigte sich der Tiberier schon stets arg konservativ, es wäre wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Verstand völlig davon bemächtigt wurde.
"Das ist natürlich ein grandioser Zug von dir!", sprach er schelmisch. "Du hältst mir das Schwert an den Hals und ich soll allem zustimmen, weil sonst mein Kopf rollt - nicht anders verstehe ich deine Verheißungen über Skandal und Rufschädigung, die mir wohl blühen, wenn ich deinem Willen nicht Folge leiste. Als ehrenhafter Römer, müsste ich wohl sagen: Da verlier ich lieber den Kopf!" Bis hierhin konnte sich der Duccier wohl fast sicher sein, dass sich diese ganze Geschichte nicht ohne einen riesigen Knall enden würde, doch der Tiberier räsonierte sogleich weiter. "Würde doch nur an meinem kostbaren Kopf nicht so viel hängen! Diese Familie verträgt nicht noch einen Gefallenen. Wenn ich untergehe, dann ist schlicht alles verloren! Der Tod des Durus wäre dann nicht ein zwischenzeitliches Tief, sondern die Einleitung des letzten Kapitels unserer Geschichte gewesen", dramatisierte Lepidus sogleich alles Geschehene. "Ich bin nicht gewillt, die Zukunft meiner selbst oder die meiner Familie aufs Spiel zu setzen!" Vor allem ging es dann natürlich doch um die eigene. "Von daher bist du vielleicht einfach nur ein verdammter Glückspilz. Unter Durus' wäre dies hier alles nicht möglich gewesen, das halte dir vor Augen! Er hätte dich für deine Handlungen schlicht zurechtgewiesen, denn an ihm wäre jeder Skandal bedeutungslos abgeprallt" Nicht so jedoch an Lepidus. Es gab ohnehin schon genug Kräfte, die ihm alles missgönnten (zumindest sagten ihm das seine Paranoia). Warum hatte man ihn in diesem Leben nur so vielen Hindernissen ausgesetzt? Verstoßung unter Salinator. Abstieg der Familie. Tod der einflussreichen Verwandten. Als einfacher Aedituus hatte er sich die Finger schmutzig gemacht. Betteln musste er um seinen Ordo, wo doch sein Stand diesen doch schon hätte vorweg nehmen müssen. Mit Müh und Not zum Viginitivir gewählt, konnte er zu keinem anderen Schluss kommen, als dass sich die Welt gegen ihn verschworen hatte. Nun diese Hochzeit. Eine kaputte Schwester und einen intriganten Germanen, das hatten ihm Götter also als nächstes geschickt. Oh, ihr Götter habt Humor, zweifellos. "Mir fehlt die irdische Macht eines Durus... Ich werde es wahrlich nicht verhindern können, wenn du meine Schwester heiratest. Ob ich diese Verbindung jedoch je begrüßen werde? Fraglich. Ob gar auf politischem Felde diese Verbindung auch nur irgendeiner Weise nützlich sein wird? Ich muss wohl auf die vielen guten Taten gespannt sein, die du vollbringen wirst, um all deine Hinterlist und das heimliche Werben um meine Schwester wieder gutzumachen... Eine Dos? Die habe ich wohl schon auf Dianium entrichtet. Denn das Geld war offensichtlich nicht hinreichend, um deine politische Unterstützung zu erkaufen, es musste ja noch eine Ehe sein..." Mit Geld hatte er den Duccier schon genug vollgeschüttet. Ach, was für ein großer Fehler das doch war, wenn man bedenkt wie viel Ärger daraus entsprungen ist. Lepidus stand von seinem Platz auf. Den angebotenen Wein hat er zuvor noch hinuntergestürzt. Ein krankhaftes Lachen entwich Lepidus. "Weiß du, es ist wahrlich interessant: Niemals hätte ich es geduldet, dass ein germanischer Homo Novus sich aufschwingt, um eines Tages Consul zu werden... Jetzt muss ich zum Wohle meines Stammbaumes geradezu darauf hoffen, sogar insistieren, dass ein solcher Mann Consul wird. Oh Götter - Oh Ironie." Und damit hatte er wohl endgültig eingestanden, dass er gegen den Lauf der Dinge sich nicht mehr erwehren konnte. Nun schickte sich der Tiberier aber bereits an zu gehen. Nach jeder Niederlage bedurfte man der Regeneration. "Ich kann nicht bleiben. Unser nächstes Treffen wir unter anderen Vorzeichen stattfinden. Meine Gedanken müssen sich aufklären, mein Gemüt muss sich schonen. Und wie du schon selbst bemerktest: Meine Quaestur ist es, um die ich mich sorge"
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Irgendwo musste Vala an gewisse Debatten im Senat denken, in welchen er sich weitaus früher seinem germanischen Temperament hingegeben hatte als hier und jetzt und in diesem Moment. So musste Hel sich anfühlen, jede Faser des Körpers zum zerreissen gespannt und doch einzig darauf aus dem gesamten Körper unter Aufbietung sämtlicher Reserven so gelassen wie möglich ausschauen zu lassen. Es war die Hölle.
Den ersten Worten des Tiberius, auf die Vala sich zuvor schon gefasst gemacht hatte, war er dennoch vollkommen hilflos ausgeliefert als in ihm eine Welle der Wut schon nach der stets scharf geschliffenen und griffbereiten Verbalaxt geiferte und nach einem Moment der Irritation realisierte, dass sie tatsächlich nicht gebraucht wurde.
War er gerade noch drauf und dran die Contenance zu verlieren und sich in den wutschnaubenden Wortberserker zu verwandeln, der ihn vor garnicht allzu lang vergangener Zeit im Senat noch richtig tief in die Scheisse geritten hatte, war er nunmehr fassungslos das zu hören was ihm seine Ohren da gerade vermittelten... und das alles hinter derselben Fassade schmerzhafter Gelassenheit."Ich verspreche dir, du wirst irgendwann einsehen, dass dies ein Moment deiner persönlichen Größe, kein Moment der Schwäche war. Es sind nicht wenige, die Tiberius Durus als jenen begreifen der die Tiberii dem Verfall preisgegeben hat.. an dich wird man sich als jenen erinnern, der sie wieder zu Größe führte.", hörte Vala sich selbst sagen und hoffte gleichsam, dass seine Miene die gewisse Würde zustande brachte die nötig war um das auch halbwegs authentisch klingen zu lassen, und entließ seinen tiberischen Gast hoffentlich ebenso respektvoll aus diesem Gespräch, "Selbstverständlich. Diophanus hier wird dir den Weg weisen."
Erst Minuten nachdem der Tiberier gegangen war, gab Vala sich Zeit die Anspannung zu lösen die ihn schier zu zerreißen schien.. doch es ging nicht. Es war fast, als hätte sich die selbstverordnete Gelassenheit unter der enormen Anspannung in sein Selbst festgebissen und seine Mundwinkel wollten nicht mehr als zu neutraler Gleichmütigkeit neigen... der Moment des vermeintlichen Sieges war nicht in frohem Mute zu genießen, er verlangte eine Art der Ruhe die die Anspannung weichen ließ ohne ihn zu zerreißen.
Genoss er es, ein intriganter Dreckskerl zu sein?
Die Träne, die sich aus seinem linken Auge bahn brach und als einsames Zeichen der inneren Anspannung das Äußere benetzte, beantwortete die Frage auf ihre ganz eigene Art und Weise. -
Lucia saß im Morgenmantel - es war doch inzwischen morgens etwas kühl - am Frühstückstisch und zerbröselte ein Stück Brot. Sie hatte schon gegessen, sogar über ihren Hunger hinaus, jetzt wartete sie. Die letzten Tage war sie ihrem frischgebackenen Ehemann so gut es eben ging ausgewichen. Das war sogar leichter gewesen, als sie gedacht hatte. Das obwohl diese Casa so schrecklich klein war, dass Lucia sich wunderte wie man hier überhaupt für längere Zeit leben konnte. Wenn sie ihr Frühstück möglichst früh oder eben entsprechend spät einnahm, verpasste sie ihn automatisch und tagsüber hatte er häufig außer Haus zu tun und wenn nicht verkrümelte sie sich unter dem Vorwand eine Freundin zu treffen in die Thermen. Voila: Einen weiteren Tag Ruhe und Abstand.
Aber so langsam hatte sich zu viel aufgestaut. Sie musste mit ihm reden… wenn er denn endlich mal geruhte aufzutauchen! Von dem Brotstück war inzwischen nur noch ein Haufen Brösel übrig und sie griff nach dem nächsten, um diesen kleinen Berg noch zu vergrößern. Wo blieb Vala nur? -
[SIZE=7]"..ja.. nein...[/SIZE] ja... nein... nein... ja... ja... was? Nein! Ja... ja..." , konnte man kurz darauf die Stimme des duccischen Praetorius vernehmen, als er sich zum Frühstück begab und selbst dabei noch einige Entscheidungen traf. Eine Sekunde später kam er auch schon durch die Tür und steuerte direkt auf einen der Stühle zu, bevor er sich der Anwesenheit der Tiberia gewahr wurde. Die ihn zu überraschen schien, denn einen Moment hielt er mit konsternierten Blick inne und fixierte sein Eheweib mit einem Blick als wolle er sicherstellen, dass er es sich nicht eingebildet hatte, dass sie zu diesem Zeitpunkt eben saß wo sie die letzten Tage seit ihrer Vermählung eben nicht gesessen hatte.
Wäre er nicht ein so beschäftigter Mann gewesen, hätte er sich durchaus Gedanken zu diesem Umstand gemacht, allerdings ließen ihm gewisse Dinge kaum Zeit sich über das Verhalten der Tiberia Gedanken zu machen. Sowieso: zwar war er jetzt verheiratet, allerdings fand ihr Eheleben im Moment kaum statt. Den römischen Gepflogenheiten entsprechend schliefen sie in getrennten Zimmern und Vala war, abgesehen von der Hochzeitsnacht, kein einziges mal rübergetigert um Nachwuchs zu initiieren... dafür war im Moment einfach keine Zeit. Außerdem war ihm der Gedanke daran etwas suspekt... natürlich würde es Nachwuchs brauchen um die Ehe wasserdicht zu machen, allerdings hatte er sich bisher immer mit Nassübungen zufrieden gegeben, deren Resultate er nicht selbst zu verwalten hatte.. kurzum: seine Frau war für ihn im Moment nichts anderes als schick anzusehendes aber ansonsten kaum interessantes Repräsentationsmobiliar.Dementsprechend neu war die jetzige Situation für ihn als sie eben doch dort saß wo er nun sein Frühstück einzunehmen gedachte bevor es mit der Arbeit weiterging. Irgendwie verärgerte ihn das sogar, zwang man ihm damit doch eine gewisse Reihe von Handlungen auf, auf die er gerade nicht eingestellt war. Allerdings war er lange genug im politischen Geschäft tätig, um schnell umzuschalten und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Spiel war genau das richtige Stichwort, als Vala sich um den Tisch begab, die Schultern seiner Frau umfasste und ihr einen Kuss auf Wange hauchte, bevor er sich mit einem schon fast arg kitschig nach 'Mutter-Vater-ohneKind'-Spielereien anhörenden "Guten Morgen Schatz, ich hoffe du hast gut geschlafen?" , auf dem Platz ihr gegenüber niederließ und mit Blick auf den Krumenberg vor ihr scherzte: "Na, hat man dir nicht beigebracht, dass man mit dem Essen nicht spielt, Liebes?"
Dass seine Gedanken letztlich woanders hin abdrifteten machte seine leicht abwesende Tonlage klar, während er für sich selbst die dargereichten Frühstücksbestandteile zusammenraffte und sogleich zu essen begann. -
Lucia hörte ihn kommen. Beinahe konnte sie es vor ihrem inneren Auge sehen, wie dieser unverschämte Sklave – Sergius oder so ähnlich – neben Vala herdackelte und die verschiedensten Dinge dem Urteil seines Dominus unterwarf. Das war auch so eine Sache, über die sie mit Vala reden musste, aber die gehörte dann doch eher zu den unwichtigeren. Erinnere dich an deine Liste, Lucia, und halte dich daran! Es gab schließlich ein paar Dinge, die sie unbedingt wissen wollte. Abwartend blickte sie Vala entgegen und registrierte zufrieden, dass sie ihn wohl ein wenig aus der Bahn geworfen hatte. Lucia lächelte ihn übertrieben süß an und wartete, dass er sich setzte.
Sie hatte viel Zeit gehabt sich das Treffen hier auszumalen, doch in keinem einzigen Szenario hatte sich Vala so verhalten. Vor Überraschung unfähig irgendwas zu tun, ließ sie ich also einen Kuss auf die Wange hauchen und blinzelte dabei wie eine Kuh auf der Weide. Die folgenden, in ihren Ohren unnötig belehrenden, Worte holten sie aber rasch wieder aus ihrer Starre. Mit einer kleinen Grimasse warf sie das Brot auf den Teller und während sie ihre Hände aneinander rieb, um sie von den letzten Bröseln zu befreien, beantwortete sie Valas erste Frage: „Ich hab lange nicht einschlafen können. Mir ist zu viel im Kopf herumgegangen.“ Nachdenklich musterte sie ihren Mann beim Essen. Sollte sie ihm ein wenig Zeit gewähren, damit er besserer Laune war? Nein, er konnte eindeutig auch dabei noch Dinge in sich hineinstopfen, sie hatte ohnehin schon viel zu lange warten müssen. „ Ein paar Fragen wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen. Kennst du das, wenn man einen Gedanken eigentlich schon abgehakt hat, weil man selbst nichts daran ändern kann, er aber immer wieder kommt?“ Lucias Hände brauchten etwas zu tun, während sie sprach, doch da sie nicht wieder zur Brotscheibe greifen wollte, zupften sie halt dabei an ihrem Morgenmantel herum. Nach der eigentlich rhetorischen Frage kamen ihre Hände zur Ruhe und falteten sich in ihrem Schoß. Sie holte tief Luft, denn jetzt kam sie zum Wesentlichen: „Vala, wir müssen reden! Ich habe einige Fragen, die endlich ein paar Antworten verlangen.“
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Brot. Käse. Schinken. Trockengemüse. Schmalz. Lecker!
Es gab nebst den aktuellen Unternehmungen des Senators, wie zum Beispiel einen nicht unmaßgeblichen Gefallen dem er einem Mitsenator tun musste, damit dieser ihm in Zukunft etwas weniger abfällig gegenüber tat, so einiges das an Valas Aufmerksamkeit gegenüber seiner Frau kratzte. Das Frühstück zum Beispiel, das Vala auch nach all den Jahren, die er wie die Made im römischen Speck gelebt hatte, mundete als wäre es ein Zehngänge-Menu. Frühe Jahre an Hunger brennen sich eben ins Gedächtnis und dementsprechend genießerisch-abwesend machte Vala sich eine Stulle fertig um sich diese in den Mund zu schieben, just als seine Frau zu reden begann.
"Wie schade, liegt es am Bett?" , fragte Vala abwesend auf die Bekanntgabe seiner Frau, schlecht geschlafen zu haben nur um ebenso wie die Tiberia garnicht erst auf eine Antwort zu warten sondern im Autopilotenmodus weiter auf sie einzugehen ohne sie wirklich zu beachten: "Ja, das passiert mir ständig.. Senator Salienus ist ein bockiges Kind und ich kann nichts tun um das zu ändern.. aber irgendwas muss es doch geben." , murmelte Vala weiter vor sich hin und hob sich den Becher mit dampfendem Kräutersud an die Lippen, den Blick fest auf eine Tabula gerichtet die irgendwann in den letzten Sekunden aus vollkommen unerfindlichen Gründen in seine linke Hand gewandert war.Das wäre so weitergegangen, immerhin standen auf der Tabula gewisse Geschäftsberichte größeren Ausmaßes aus der Heimat, die ihn darüber unterrichteten, dass die Geschäfte der Familie so derart gut liefen, dass die Geldsorgen der Familie weniger schwer zu wiegen schienen als zuvor befürchtet... Witjon war ein verdammtes Genie im Umgang mit Geld, so schien es, er musste das unbedingt in Erinnerung behalten. Dann jedoch war irgendwas anders und er wusste nicht was. Kurz schienen all seine abwesenden und sich nicht bindenwollenden Gedanken innezuhalten weil alle Alarmglocken aufschrillten... allerdings schien keiner seiner Sinne mitbekommen zu haben wer oder was überhaupt den Alarm ausgelöst hatte. Es dauerte einen Moment indem äußerlich überhaupt nichts geschah und innerlich in Vala so ziemlich alles in einem panikartigen Tumult durcheinanderschrie, bis sich schließlich seine Ohren über den Lärm der anderen Gehör (höhö) verschaffen konnten: sie hat dich Vala genannt. SIE. DICH. VALA.
Die Tabula, in einem Moment noch einerseits Sinnbild der auf Autopilot fliegenden Schweigehälfte dieses gemeinsamen Frühstücks, andererseits dessen, dass es langsam Zeit wurde die Tageszeitung zu erfinden, sank langsam gen Tischplatte und fand dort ihre vorläufige Ruhe während Valas Blick sich ebenso langsam von der Tabula zu seiner Frau schob. Erst als er ihr auffordernd dreinblickendes Gesicht registrierte, zeigte sich ihm, dass seine Ohren ihm da keinen bösen Scherz gespielt hatten.. auch wenn er noch nicht wusste, was er daraus nun machen sollte.
Dementsprechend misstrauisch fragend fiel dann auch seine Reaktion aus: "Bitte?" -
Hatte er ihr überhaupt zugehört? Lucia runzelte missbilligend die Stirn. Was war das überhaupt für eine Sitte am Tisch Tabula zu lesen? Was ein Barbar! Aber was hatte sie erwartet? Er war ein mehr oder weniger gut romanisierter Germane, ein halber Wilder also. Noch dazu hatte er sie in diese Ehe gepresst. Sie hatte also jeden Grund gehabt so etwas und eigentlich noch schlimmeres zu erwarten und doch hatte sie halt irgendwie gehofft… Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen schien er ihr jetzt nicht mal wirklich antworten zu wollen.
„Ich werde doch wohl wissen dürfen wo ich stehe!“, erwiderte sie ärgerlich. „Du hast immerhin was du willst, aber ich hab keine Ahnung was nun mit mir ist! Ich wohn in einem Haus, das nicht meinem…“ Sie beäugte Vala, er war nun mal was er war, also konnte sie es auch aussprechen. „Ehemann gehört. Ich hab also keine Aufgaben in diesem Haushalt, weißt du wie langweilig das ist?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hakte gehässig nach: „Oder hab ich da was falsch verstanden? Heißt das kleine Häuschen hier jetzt etwa doch Casa Duccia?“
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"..." , ließ die Frage, wo die Tiberia denn nun bitte stünde, ihren Ehemann einen guten Moment vollkommen ratlos zurück, was schließlich in einer ebenso ratlosen Erwiderung mündete: "Du... sitzt gerade vor mir?"
Als sie dann allerdings fortfuhr und sich über fehlende Betätigungen beschwerte, die in jeder Kindergeschichte einer vorbildlichen römischen Ehe- und vor allem auch Hausfrau ging ihm allerdings ein Licht auf... dessen Resultat allerdings noch viel größere Ratlosigkeit war. Für ihn hatte die Tiberia nur einen vornehmlichen Zweck: sein Prestige zu steigern... was durch die erfolge Eheschließung (nach dem 'Ja' waren ihm sämtliche Gebirge der Welt von den Schultern gefallen) so auch erreicht war. Dass sie sich nun offensichtlich langweilte stellte Vala vor ein augenscheinliches Problem, wusste er doch nicht was er ihr vorschlagen konnte. Dass dies nicht sein Heim war, war für ihn noch nie ein Problem gewesen... brauchte er sie doch nur zum nächtigen (und selbst das nicht immer) und zur Stärkung.... und dann und wann auch für den einen oder anderen Treff.
"Öhm..." , druckste Vala ein wenig herum, bis er schließlich kleinbei gab, "...ich dachte, es würde dich freuen wenn du dich hier nicht die ganze Zeit mit dem Haushalt beschäftigen müsstest?"
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Nahm er sie auf den Arm? Das konnte einfach nicht sein Ernst sein. Lucia sandte ihrem Göttergatten einen strafenden Blick. Das hier war wichtig für sie, das musste er doch merken! Aber wenn sie sich von so einer Kleinigkeit rausbringen ließ, konnte sie es auch gleich seinlassen, also noch einen weiteren strafenden Blick hinterher und weiter im Text.
Er hörte ihr tatsächlich weiter zu und überging dankenswerterweise ihre unbedachte Provokation. Aber er schien sie für ein absolut simples Wesen zu halten. Wer war schon mit Nichtstun zufrieden? Sie hatte in ihrer Kindheit genug Nichtstun für ein ganzes Leben gehabt! Freie Zeit schmeckte doch nur mit Arbeit süß. „Nun, das tu ich nicht.“, stellte sie Valas seltsame Vorstellung richtig. „Es fühlt sich total falsch an! Ich mein, was ist wenn mir zum Beispiel die Vase da drüben nicht gefällt. Zu wuchtig für diesen Standort, sie nimmt dem Raum viel zu viel Licht. Wäre dies mein Haus würde ich sie sofort wegschaffen lassen. Aber es gehört nicht mir und ich kann nichts daran verbessern.“ Jetzt hatte sie doch tatsächlich mit dieser hässlichen klobigen Vase angefangen. Es war zwar nur ein Beispiel, ein Symbol gewissermaßen, aber es gab so viel Wichtigeres… „Oder wenn einer der Sklaven mir ständig komische Blicke zuwirft - er gehört nicht mir.“ Sie hob die Hände in einer verzweifelten Geste um zu symbolisieren, wie machtlos sie hier war. Nun war auch das mit Valas komischem Sklaven indirekt raus, aber sie kam hier grad vollständig vom Weg ab. „Verstehst du was ich meine?“, erkundigte sie sich deshalb sicherheitshalber bei Vala.
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Am Ende seiner heutigen Postaustragerunde kam der diensthabende Tabellarius auf den Esquilin. Denn auch dort hatte er unter anderem einen Brief für Senator Duccius in der Casa Accia abzugeben.. oder.. war das Senator Accius in der Casa Duccia gewesen? Aber nein, eine Casa Duccia gabs ja hier nicht auf dem Esquilin.. oder doch? Verflixt, da schaute der Postbote sicherheitshalber lieber nochmal nach: Senator Duccius in der Casa Accia. Also wars doch so herum gewesen! - Noch einmal tief durchgeatmet entschied der Tabellarius, dass das hier kein Grund war, um gleich eine Neurose zu entwickeln. Trotzdem beeilte er sich anschließend, dass er seinen Brief beim Senator.. in der Casa.. abgab. Und dann aber fix ab in den wohlverdienten Feierabend...!
Senator
Titus Duccius Vala
Casa Accia | Collis Esquilinus | RomaHeilsa Alrik,
danke für deinen ausführlichen Brief. Ich gebe zu, dass er mich stellenweise sehr überrascht hat.
Aber der Reihe nach: Die niedergebrannte Casa Duccia habe ich durch eine Villa Rustica auf unseren Gütern etwas außerhalb des Municipiums ersetzen lassen. Die Villa spiegelt unsere Stellung in der Provinz nun wesentlich besser wider und würde auch einem heimkehrenden duccischen Senator in jeder Hinsicht gerecht. Dich erwartet hier demnach eine in allen Facetten angemesse und repräsentative Unterkunft, die die alte Casa Duccia als Heim unserer Sippe abgelöst hat.
Unsere wirtschaftliche Lage hat sich infolge dieser Veränderung ebenfalls stark zum Positiven verändert. Nach kurzer Durststrecke blühen unsere Geschäfte auf und werfen mehr Gewinn ab. Zwar hat der Neubau der Villa Unsummen verschlungen, aber unsere Reserven konnten diese Ausgaben gut abfedern. Solltest du weiterhin finanzielle Unterstützung benötigen, lass es mich wissen. Das gilt übrigens auch für eine Wohnung in Rom. Wieso lebst du immer noch bei diesem Accius? Brauchst du als gewesener Praetor nicht einmal langsam eine eigene repräsentative Behausung?
Damit komme ich auf deine Laufbahn zu sprechen. Ich hoffe du hast die Querelen gut bewältigen können und strebst selbstbewusst die nächste Stufe des Cursus Honorum an. Zu dieser Gelegenheit schicke ich dir meinen Sohn, wie von dir vorgeschlagen. Er wird dir bei der Ausarbeitung einer Lex Provincialis helfen und sein Tirocinium Fori bei einem Senator deiner Empfehlung ableisten.
Darüber hinaus wird er auch langfristig in Rom bleiben, denn er wird von dem Wunsch getrieben es seinem Vetter gleich zu tun: Audaod will Senator werden. Ich bitte dich darum, ihm so weit es dir möglich ist unter die Arme zu greifen und ihm einen guten Einstieg in das politische Rom zu ermöglichen. Führe ihn in die Gesellschaft deiner Kreise ein und vielleicht schwebt dir ja schon ein Senator vor, der ihm ein guter Patron wäre?
Ich vertraue auf deine Umsicht und erwarte, dass du deine schützende Hand über meinen Sohn hälst.Wo wir gerade von Familie sprechen: Meine Frau hat eine gesunde Tochter zur Welt gebracht! Dieses wunderbare Ereignis hat uns alle sehr mit Freude erfüllt und ist ein gutes Zeichen dafür, dass die kommenden Zeiten für unsere Sippe Gutes verheißen. In diesem Sinne gratuliere ich dir sehr herzlich zu deiner mittlerweile vermutlich vollzogenen Vermählung mit Tiberia und wünsche euch Gesundheit, Kinderreichtum und alles Glück Midgards!
Wie du diesen Coup vollbracht hast, musst du mir dennoch erklären. Sei mit Worten nicht so sparsam.Die neu erbaute Villa Duccia hat übrigens den netten Effekt, dass mein Vetter Phelan die Gelegenheit zu einem Besuch genutzt hat. Ihn begleitete seine Tochter Runa, ein hübsches blondes Ding. Vermutlich bleiben sie eine gewisse Zeit in Mogontiacum, mal sehen was auf ihrer Agenda steht.
Wie geht es im Übrigen dem Centurio der Urbaner Hadamar? Er lässt nicht viel von sich hören, ich hoffe es geht ihm gut?
Hast du außerdem zufällig von größeren Umstrukturierungen der Cohortes Urbanae gehört? Ich versuche immer noch in Erfahrung zu bringen, wo mein Bruder Arbjon im Bürgerkrieg gelandet ist. Die Akten führen ihn als Quintus Duccius Eburnus, zuletzt war er Optio bei den Cohortes Praetoriae. Lass mich wissen, wenn du etwas über seinen Verbleib herausfindest.
Dich grüßt die ganze Sippe sehr herzlich!
Til ars ok frisar,
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Villa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.
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Es hatte zwar ein wenig gedauert, da der Brief Lucia nur auf Umwegen erreichte, aber nun saß sie tatsächlich mit einer Antwort von Iunius da. Sie schickte die Überbringerin wieder zurück zur Villa Tiberia und warf auch alle anderen, mit Ausnahme von Sekunda und Arsinoe hinaus. Dann erst entrollte sie die Antwort, die auf erstaunlich gutem Pergament daherkam. Das war eine ganz schön lange Antwort! Dann fiel Lucia die Anrede ins Auge und sie machte sich bereit sich sowohl zu amüsieren als auch zu ärgern. Sie hoffte beinahe es würde genauso sein, wie in einem der Gespräche mit Avianus, waren diese doch immer sehr abwechslungsreich gewesen.
Tatsächlich war sie schon nach dem ersten Absatz hin und her gerissen zwischen eben diesen beiden Gefühlen. Bein nächsten platze ihr ein belustigtes „Da haben sie aber den Bock zum Gärtner gemacht!“ heraus. Die Nachricht von Cato enttäuschte sie indes. Sie hatte von ihm einen ganz anderen Eindruck gehabt! „Da erzählt er noch so glücklich von seiner Schwester und dann gönnt er ihr nicht mal eine Kette…“, murmelte sie und schüttelte den Kopf.
Der letzte Abschnitt war reine Provokation! Lucia grinste breit und verlangte nach ihren Schreibutensilien. Dem würde sie eine Antwort schicken, der wird sich wundern! -
"Wie kann sich ein Haus falsch anfühlen?" , hob Vala nun vollkommen irritiert die rechte Augenbraue, als sein Weib ihm tatsächlich klar machen wollte, dass es sich falsch anfühlte. Sein Blick folgte ihrem Fingerzeig auf die Vase, wanderte wieder zum Gesicht seiner Frau (um festzustellen, ob sie nun zu lachen begann und damit offenbahrte, dass sie ihn zum Narren hielt) und wieder zurück (als sie das nicht tat)... und schließlich um einiges verwirrter wieder auf seine Frau "Es ist ein Haus! Es hat vier Wände und ein wenig Mobiliar... und das ist eine Vase! Man stellt tote Pflanzen rein! Was bei Loki soll daran falsch sein?"
Dann die Sache mit dem Sklaven... was für Blicke sollten die einem schon zuwerfen? Warfen sie überhaupt Blicke zu? Ahnungslos wandte Vala sich zum stumm und still in der Ecke vor sich hinhalluzinierenden Sirius um, der dem ihn anblickenden Krokodil nur ebenso ahnungslos entgegenblickte und mit den Schultern zuckte."Ehm... nein, nicht wirklich." , sah Vala sich wieder einmal zu einer grundlegenden Ehrlichkeit gezwungen, die eigentlich so garnicht das seine war... in letzter Zeit wurde die Ausnahme aber bedenklich oft zur Regel.
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Das war zum verrückt werden! Verstand er sie wirklich nicht, oder wollte er sie nicht verstehen? Lucia fühlte wie die Wut begann ihr den Hals zu zuschnüren und schluckte mühsam ihre Verärgerung herunter. Ganz ruhig, du musst jetzt ruhig bleiben! Sie verschränkte die Finger ineinander, so fest dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Und um einem möglichen Zittern entgegen zu wirken, legte sie ihre gefalteten Hände auf die Kante des Frühstückstisches.
„Versuch mir bitte zu folgen.“, begann sie mit bemüht kontrollierter Stimme. Sie suchte Valas Blick, um sich seiner Aufmerksamkeit, die grade schon zu diesem unverschämten Sklaven abgewandert war, sicher zu sein. „Schau mich bitte an, ja?“ Erst als sie sich hundertprozentig sicher war, dass ihr Ehemann ihr auch wirklich zuhörte, versuchte sie ihre Gefühle so simpel wie nur möglich zu formulieren: „Mir ist langweilig! Ich habe hier in diesem Haus keine Aufgabe und außerhalb davon auch nicht. Ich will aber eine Aufgabe haben!“ Das musste doch jetzt jeder Trottel verstanden haben, oder? Was sie nun noch hinzufügte, kam ihr nur äußerst schwer über die Lippen: „Ich fühle mich aufgrund der Art und Weise wie unsere Ehe zustande kam nicht sicher dabei mir selbst eine zu suchen, also bitte ich dich darum mir eine zu geben.“ Ihre Stimme wurde gegen Ende leiser und klang dabei aggressiv. „Verstehst du es jetzt endlich?“, diese Frage war nur noch ein Zischen. -
"Langeweile." , wiederholte Vala das Wort, als hätte er es gerade zum ersten Mal in seinem Leben gehört und wolle es sich dadurch begrifflich machen. Als ihm dies nicht gelang, versuchte er es mit konserniertem Blick ein weiteres Mal: "Langeweile."
Nein, es gelang ihm nicht, sich das wirklich vorzustellen... wie es war, Langeweile zu haben. Seit er Denken konnte war er stets irgendwie beschäftigt gewesen. Zuerst mit Lernen, dann mit Überleben. Dann im römischen Reich, wo er fortan natürlich offiziell seit seiner Geburt gelebt hatte, wieder mit Lernen... und damit, nicht zu scheitern. Wenn er dann, was ja durchaus nicht selten und vor nicht allzu langer Zeit erst wieder vorkam, wieder mit Lernen... und dann wieder von vorne. Kurzum: für Langeweile war nie wirklich Zeit gewesen.Dementsprechend hilflos stand er also dem Problem seiner Frau gegenüber: "Öhm... und was tut eine römische Frau so, wenn sie keine Langeweile hat?" Nicht, dass er nicht eine ungefähre Ahnung hatte... immerhin war die römische Kunst voll von den Idealbildern des Typus Roms, aber dennoch: konnte ja sein, dass sie sich hier irgendwas anderes vorstellte.
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„Hör auf mich zu verspotten!“, platzte Lucia entrüstet heraus. Denn genau das tat er hier! Niemand konnte so begriffsstutzig sein und dann so provozierend doof nachfragen. Mit einem Ruck stand sie auf. Der Stuhl schrammte über den Boden und das Geschirr klirrte, als sie dabei gegen den Tisch stieß. Am liebsten hätte sie einen Teller nach Vala geworfen, doch das traute sie sich nicht. Mit wenigen Schritten war sie deshalb bei dieser grottenhässlichen Vase und hob sie von ihrem Platz. Mit nicht geringer Genugtuung ließ Lucia die Vase auf dem Boden fallen, wo sie mit einem äußerst befriedigenden Krachen zersprang. Mit Schwung drehte sich Lucia wieder zu ihrem Göttergatten um und starrte ihn mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. „Ich will verflucht nochmal erst genommen werden!“
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"Verspotten?" , verlor Vala nun vollkommen den Faden, waren sie doch gerade noch bei Langeweile gewesen.. wie sie nun zum Verspotten kamen, erschloss sich ihm absolut nicht. Kein bisschen. Bevor er allerdings nachfragen konnte, wie sie denn jetzt darauf kam, konnte er nur mit wachsendem Erstaunen zuschauen wie sie sich erhob und die eben noch thematisierte Vase einfach pulverisierte.
Es war kein Entsetzen, dass sich in seinem Blick abspielte, weil die Vase ihm faktisch nicht das geringste bedeutet hatte, aber es war durchaus eine Art der Überraschung die man nur verspüren konnte wenn man nicht im geringsten mit dem Geschehen gerechnet hatte. Nicht-im-geringsten. Hatte er in den Jahren seiner Ausbildung und Werdung gelernt militärische Taktiken und politische Winkelzüge vorherzusehen, verhielt sich diese Frau so dermaßen irrational, dass sie Vala überfuhr wie ein wildgewordener Fuhrkarren der auf einmal rückwärts durch die Wand knallte und dann die Decke durchbrach um schließlich das Atrium fliegend zu durchqueren... apropos Fliegen: Vala hätte nicht erstaunter sein können, wären der Tiberia auf einmal Flügel gewachsen."Das... war... eine Vase." , stellte Vala fest, um sich in dieser surrealen Situation an etwas realem festzuhalten, und seien es nur die Scherben eben einer Vase.
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Hätte Vala nicht erst vor kurzem eindeutig klar gemacht, dass er alles andere als dumm war – Lucia hätte ihn jetzt einfach als Trottel abgestempelt. So klang die baffe Feststellung der Tatsachen in ihren Ohren, als würde er sie noch immer auf den Arm nehmen. Lucia raffte ihren Rock, damit sie mit einem großen Schritt ungehindert über die Scherben steigen konnte und trat wieder auf Vala zu. „Das war eine hässliche und vollkommen fehlplatzierte Vase!“, korrigierte sie giftig seine Aussage. Wieder klirrte das Geschirr, diesmal weil sich Lucia schwer auf den Tisch stützte. Sie starrte Vala zornig an. Mit viel zu ruhiger Stimme für ihr sonst so aufgebrachtes Gemüt wiederholte sie: „Ich will ernst genommen werden!“ Sie lehnte sich stärker auf den Tisch, beugte sich dabei mehr zu Vala hin. „Ich erzähle dir hier von meinen Problemen, was mir schwer genug fällt, du hast diese Ehe nicht grade auf Vertrauen gegründet. Bei allen Göttern, wahrlich nicht! Trotzdem komm ich zu dir, also hör auf mich auf den Arm zu nehmen!“ Lucia verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Ist das klar?“ Alles an Lucias Körpersprache warnte Vala davor, die letzte Frage zu verneinen.
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Und weiter ging das Berserkerweib mit ihm vollkommen unerklärlichen Attacken auf ihn los und verlangte ernstgenommen zu werden. Dabei war ihm doch vollkommen schleierhaft, wie sie überhaupt darauf gekommen war! Natürlich nahm er sie ernst... so es ihm überhaupt möglich war, fehlte ihm doch die Möglichkeit den Verlauf ihres Gesprächs auch nur ansatzweise nachzuvollziehen. Allerdings konnte er an der Wut der Tiberia erkennen, dass es hier durchaus um etwas größeres ging, weshalb er sich irgendwo verpflichtet fühlte die Sache doch noch verstehen zu können. Das war allerdings schwerer als gedacht, schien die Tiberia doch auf anderen Wegen zu denken als er es gewohnt war... deshalb fing er gedanklich mit der Frage an, die ihm am wichtigsten schien: warum verhielt sich die Tiberia so?
Der Versuch, das zu entschlüsseln, bereitete ihm quasi augenblicklich Kopfschmerzen.
Es schien gerade deshalb opportun, erst einmal Zeit zu gewinnen... wo sich doch die Frage anbot, warum genau hier Unschuldige mit reingezogen wurden: "Aber.... aber... was... was hat denn die Vase damit zu tun?"
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