cubiculum | Aurelia Flora

  • Dabei war es nicht einmal die Mutter, die letztendlich den entscheidenden Ausschlag gegebenen hatte. Ganz unabhängig davon, was Lucilla mit Flora plante – sie selbst hatte sich dafür entschieden, sich von ihrer Schwester zu trennen. Zumindest räumlich. Denn das geheimnisvolle Band zwischen ihnen, wirkte auch über Meilen. Wie aber würde Flora es aufnehmen, wenn sie von ihrer Entscheidung berichtete? Sie wäre geschockt, wütend vielleicht...und dann? Sie war die letzte, die sie in diesem Zustand würde beruhigen können und mit Lysandra war sie verkracht.
    „hm...Wir müssen uns einfach umsehen! Unter die Leute am besten...Und...und – Prisca! Sie kennt doch bestimmt eine Menge anderer Patrizierinnen, die gewiss Bruder haben...“ , schlug sie vor, ohne, dass ihr Floras Gereiztheit entgangen wäre...

  • Die ganze Welt war gegen sie, zumindest hatte sie das Gefühl, dass es im Moment so war. Was nützte einem ein Leben voller Reichtum und Privilegien, wenn man es nicht selbst bestimmen konnte. Im Grunde war sie dazu verdammt ihr ganzes Leben lang ein hübsches Schmuckstück für einen mächtigen Mann zu sein. Aber ihre Schwester hatte es auch nicht besser getroffen. Oder doch? Als Vestalin hatte sie zwar viele Verpflichtungen, aber dafür etwas, dass sie wohl niemals erlangen würde: Unabhängig. Sie konnte mehr oder weniger selbst über sich entscheiden und hatte dann auch noch ein wenig Einfluss. Flora machte eine Grimasse, trotz allem, war Narcissa eigentlich auch nicht wirklich glücklich. Wieder musste sie seufzen und knabberte dann auf ihrer Unterlippe herum. Ihre Mutter hätte sie jetzt getadelt, weil es sich nicht für eine römische Dame gehörte, aber es war ihr egal. Sie wollte keine römische Dame sein.
    Das Bedürfnis irgendetwas gegen die Wand zu schmeißen und in tausend Scherben zu zertrümmern war groß. Viel fehlte nicht und sie gab dem einfach nach. Aber dann würde es wohl kein einziges ganzes Möbelstück mehr geben. Also seufzte sie stattdessen noch einmal frustriert und versuchte den Worten ihrer Schwester etwas Positives abzugewinnen. Zustimmend brummte sie etwas Unverständliches.

  • Flora blockierte. Brummend, sichtlich schlecht gelaunt und frustriert lag sie neben ihr. An ein Gespräch war jetzt nicht mehr zu denken. Wenn der Zwilling nicht wollte, dann wollte er nicht.Das was sie jetzt brauchte, war eindeutig ein wenig Aufmunterung.
    "Na komm, mach dich fertig", meinte sie daher ermutigend lächelnd..."Ich glaube, ich könnte jetzt eine Runde in einem Rennwagen vertragen!", und ging damit nun doch wider jeglicher Vernunft auf Floras voran gegangenen Vorschlag ein. "Na los! Beweg dich!", Die Aurelia stupste ihre Schwester. Doch auf einmal veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Das Lächeln blieb, aber ihre Augen blitzten drohend auf. "Oder muss ich dich erst aus dem Bett prügeln?" Als kleine Kostprobe warf sie der jüngeren ein Kissen ins Gesicht, dessen Zipfel sie gerade noch so erwischt hatte.

  • Noch immer starrte sie verdrießlich die Decke an und versuchte durch schieren Willen, die Umstände ihres Lebens zu ändern. Doch es passierte rein gar nichts. Sie war immer noch sie selbst und Narcissa saß neben ihr und wirkte ratlos, angesichts ihrer Frustration und Hilflosigkeit. Am liebsten würde sie nun in Selbstmitleid zerfließen. Sie war doch im Grunde nichts anderes wie eine Sklavin, noch nicht einmal. Ein Sklave hatte die Möglichkeit irgendwann seine Freiheit zu erlangen. Sie würde immer nur das Schmuckstück ihres Mannes sein. Ein freier Wille wurde ihr gar erlaubt. Gerade als sie in Tränen ausbrechen wollte, startete ihre Schwester den Versuch, sie auf andere Gedanken zu bringen. Im ersten Moment wollte sie einfach nur vor sich hin schmollen. Einfach nur einsperren und die Welt aussperren. Doch Narcissa ließ das gar nicht zu. Flora wurde erst in die Seite gestupst und dann landete unvermittelte ein Kissen auf ihrem Gesicht. „Hey! Das ist unfair“, beschwerte sie sich, lachte aber dann doch. Kurz warf sie sich auf ihre Schwester um sich mit einer Kitzelattacke an ihr zu Rächen.

  • Narcissa lachte. Laut und durchdringend, so ganz und gar undamenhaft aber aus vollem Herzen. Hilflos unter dem Gewicht ihrer Schwester versuchte sie sich durch Schieben von ihr zu befreien. Aber abgelenkt, waren ihre Versuche mehr als kraft- und erfolgslos. "Flo-!...Flora! La..hahaha..." Sie hatte das Gefühl gleich platzen zu müssen, wenn ihre Schwester nicht sofort aufhörte. "Auf-Hö-Ren...Flo-Ra!", presste sie mühsam hervor und musste erst einmal tief durchatmen, als ihr Ebenbild die Tortur doch noch unterbrach und sie grinsend von oben herunter ansah.
    "Du nennst mich unfair? Was war dann DAS bitteschön gerade?", hielt sie ihr vor. Ihr ganzer Körper schmerzte. Versuchsweise bewegte sie ihre Hüfte, um sich zu befreien, aber Flora saß felsenfest auf ihr. Hoffentlich hatte niemand draußen ihren Lachanfall gehört...

  • Gnadenlos kitzelte sie ihre ältere Schwester und ließ sie auch erst einmal gar nicht die Möglichkeit zu wehren. Dabei lachte sie ebenso aus vollem Herzen wie ihr Ebenbild. Es musste ein Bild für die Götter sein, wie der eine Zwilling auf dem anderen saß. Jeder Mann hätte wohl sein letztes Hemd hergeben um diesen Anblick genießen zu können. Doch hier ging es nur um eine kleine schwesterliche Rache und darum, dass sie Beide wieder etwas Freude brauchten. Erst als Narcissa um Gnade bettelte hielt sie die Hände still und grinste auf ihre Schwester hinunter. „Das war nur die Rache“, grinste sie und wirkte reichlich derangiert. Nicht nur dass sie im Nachthemd auf ihrer Schwester saß, auch noch ihre Locken hingen ihr wirr ins Gesicht. Einen Augenblick blieb sie noch länger auf ihrer Schwester sitzen, ehe sie diese schließlich wieder frei ließ und einen kurzen Blick in den Spiegel warf. „So kann ich aber nicht raus“, meinte sie und stürzte sich erst einmal auf ihre Kleidertruhe und suchte nach dem passenden Kleid für ihr Abenteuer. Das Richtige war schnell gefunden, eine schlichte blaue Tunika aus Leinen, die schon öfters für solche Abenteuer hergehalten hatte. Mit wenigen Handgriffen hatte sie schließlich auch noch ihre Haar gebändigt und sah dann ihre Schwester auffordernd an.

  • "Rache..."...Narcissa schnaubte. "Solltest du das nicht lieber Iuno überlassen?" Kaum hatte sie das gesagt, spürte sie einen leisen Stich knapp unterhalb ihres Herzens. Die Götter. Gerade so, als legte man ihr Anspielungen an die Götter extra in den Mund, um sie daraufhin zu weisen, dass es ihre Pflicht war, Flora von ihrer Entscheidung zu erzählen. Widerstrebend legte sich die Aurelia auf die Seite, zog die Beine an und kuschelte sich in die noch warme Bettdecke ihrer Schwester, während Flora selbst aufgesprungen war, um den Inhalt einer ihrer Kleidertruhen zu durchstöbern.
    "Aber brauche nicht den ganzen Tag, ja?", meinte sie halb scherzhaft, halb ernst. War Flora erst einmal in Fahrt konnten selbst so einfache Dinge wie Anziehen und die Morgentoilette zur Orgie ausarten. "Du bist schon hübsch genug...", nuschelte sie in die Decke hinein und beobachtete Flora, wie sie mit einfachen, geschickten Handgriffen ihre Lockenpracht bändigte.
    Schließlich wandte sie sich um und sah sie auffordernd an. Etwas mühsam erhob sich die Aurelia, strich den Stoff ihrer Tunika zurecht und hakte sich bei Flora unter. "Na dann wollen wir mal - auf in unser Verderben!", erklärte sie gut gelaunt. Das Zimmer blieb verwaist und unordentlich zurück. Beschäftigung für die Sklaven.

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