cubiculum MAC | Familieninteresse

  • Ein warmes, weiches Gefühl ruhte in Septimas Bauchgegend, als sie an der Tür stand und mit ihrer Frage noch einmal inne hielt. Das Gefühl nahm zu, als Corvinus sich ebenfalls aus seinem Sessel erhob und auf sie zu kam. Zu seiner Antwort fiel ihr sofort eine Erwiderung ein. „Und warum hörst du jetzt auf und fängst nicht neu an?“ stellte sie die Gegenfrage und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen. „Nach welcher Philosophie ich lebe? Mhm, wohl am ehesten die von Epikur. Lebe und genieße.“ Ihr Lächeln war warm und ehrlich und sie hoffte Corvinus mit ihren Fragen in die richtige Richtung geschuppst zu haben, so dass er sich selbst aus seiner, wie auch immer gearteten Situation, heraus ziehen konnte. Und wenn es nur ein erneutes, kurzes Lächeln wäre, welches sein hübsches Gesicht verzieren würde, so wäre sie auch damit zu frieden.

  • Inzwischen war ich an der Tür angekommen und lehnte mich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand direkt daneben. Septima war kleiner als ich, deswegen musste ich nach unten sehen. Ihre Erwiderung verstand ich nicht, konnte sie mit nichts in Verbindung bringen, was mich gegenwärtig bewegte. "Wie meinst du das?" fragte ich daher rundheraus und runzelte die Stirn dabei. Ihre Worte allerdings brachte ich augenblicklich mit ihrer Geste von eben in Verbindung. Aber das konnte nicht sein. Sie war Ursus' Ehefrau. Sie hatte mitnichten einen Grund dazu, sich mir gegenüber so zu verhalten. Dennoch blieb die Unsicherheit diesbezüglich bestehen. Ich wurde nicht schlau aus Septima. Vermutlich kannte ich sie schlichtweg zu wenig, um beurteilen zu können, was in ihr vorgehen mochte. "Lebe und genieße" wiederholte ich nachdenklich. Ich hob kurz einen Mundwinkel. "Auch nicht unbedingt falsch." Wenn auch manchmal leichter gesagt als getan.

  • Corvinus lehnte sich an der Wand neben ihr an und schaute auf sie herab. Seine Nachfrage brachte sie zum Schmunzeln und Septima schüttelte leicht ihren Kopf ehe sie zu ihm aufschaute und ihn aus ihren rehbraunen Augen anschaute. „Du hast mir nicht richtig zugehört, Corvinus.“ erwiderte sie amüsiert und mit einer Leichtigkeit in der Stimme, wie sie nur die Jugend haben konnte. Außerdem nannte sie ihn zum ersten mal an diesem Abend bei seinem Cognomen. „Du selbst hast dir als Leitspruch ‚Fange nie an, aufzuhören und höre nie auf, anzufangen’ ausgesucht. Also halte dich auch daran.“ Sie löste sich vom Türrahmen und tippte ihm kurz mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Anschließend trat sie den entscheidenden Schritt hinaus auf den Flur. Ihr Lächeln war warm und gewinnend? ‚Nichts wie weg hier, ansonsten treibe ich das Spiel noch weiter und begehe einen gaaaanz dummen Fehler.’ ermahnte sie sich selbst und versuchte das Kribbeln in der Magengegend, welches sich etwas tiefer zu sammeln schien, nicht zu beachten. „Gute Nacht.“ verabschiedete sie sich von Corvinus und ging den Flur entlang von dannen.

  • Septimas Amusement konnte ich nicht recht nachvollziehen. Ich hatte ihre Worte immer noch nicht verstanden. Womit hörte ich gerade auf? Dass sie mich dabei Corvinus nannte, bemerkte ich nicht einmal. Ich selbst hatte sie seit dem Einzug ins Haus nicht mehr Tiberia genannt, denn so gehörte es sich doch. Ein Leitspruch... War dies mein Leitspruch? Nein, es war eines meiner Prinzipien, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dennoch ließ sie mich unwissend zurück, als sie ihren tippenden Zeigefinger zurückzog, sich umwandte und ging. Ich schwieg, bis sie ein paar Schritte gemacht hatte. "Gute Nacht", wünschte ich ihr dann zurück und sah ihr nach, bis sie um die Ecke gebogen war. Ich wusste wirklich nicht, was sie meinte. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung. Septima hatte es geschafft, mich abzulenken. Nachdenklich schloss ich die Tür und sah den Weinkrug mit einem Stirnrunzeln an. Ob sie das gemeint hatte?


    ~ finis ~

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!