"Nein eigentlich nicht...Gestern hatte ich es noch...", antwortete Narcissa nach wie vor sichtlich betrübt. Zum Glück hatte sie gestern einen Lesetag eingelegt und hatte sich somit nicht von der Villa entfernt. Das grenzte das Suchgebiet eindeutig ein. "Wenn ich es verloren habe, dann hier irgendwo in der Villa!" Ehe sie sich versah, wurde sie auch schon von ihrer Schwester in Richtung der Zimmer gezogen. Auch Cimon eilte davon und jener Sklave, der von Flora beauftragt worden war, Lysandra zu holen. Sie erreichten das cubiculum und Flora verging sich unmittelbar an ihrer Bettdecke, die unachtsam auf dem Boden landete, während Narcissa begann unter den Truhen nachzusehen. Ein Niesen verriet ihr, dass ihre Schwester bisher nichts außer Staub unter dem Bett gefunden. "Vielleicht solltest du später Marei rufen...Sie hat schon unter Titus Bett sauber gemacht...", schlug sie ihrer Schwester vor.
Die Tür ging auf und Lysandra stürmte herein, als ging es um Leben und Tod. "Das Armnbändchen ist verschwunden?", rief sie atemlos. Narcissa brauchte nicht zu Antworten, die Leibsklavin konnte es in ihrem Gesicht lesen. "Das ist ja Mal wieder typisch!"
"Ist es gar nicht!", entgegnete Narcissa patzig und setzte ein hoheitliches "Du gehst zu weit!", hinzu, was wohl aber wenig überzeugend war, da die Aurelia auf allen Vieren vor dem Schrank kniete und einige Strähnen ihres dichten, lockigen Haares aus der Frisur herausgerutscht waren. Von ihrer Schwester ließ sie sich das Wörtchen mit t in so einer Situation, die sie eigentlich verletzte, noch gefallen, von einer Sklavin dagegen nicht. Auch wenn sie wusste, dass Lysandra Recht hatte. "Hilf lieber suchen!", wies sie die Frau barsch an und bückte sich dann, dass ihr Kinn fast den Fußboden streifte, um unter dem Schrank nachzusehen. Ein Kettchen fand sie da zwar nicht, dafür aber....
"Nanu? Was ist denn das?" Narcissa zog verwundert einen verstaubten Lederbeutel hervor. "Flora? Gehört das dir?" Doch ihre Schwester sah sie nur verwirrt an. Neugierig schnürte sie das Band auf, welches den Beutel zusammenhielt. Zu Tage kam ein zweiter, kleinerer Beutel und ein erstaunlich großes Messer.