Blümchen auf Abwegen

  • Rom, eine Weltmetropole, groß und vielseitig. Lebendig, laut, verwirrend und an jeder Ecke gab es etwas neues zu entdecken. So viele Kulturen trafen hier aufeinander, wilde Germanen mit langen Haaren und wilden Bärte, Römer, weise Griechen, Kelten, Africaner und Besucher aus dem fernen Asien. So viel gab es zu sehen, Händler und Priester, Tempel und Plätze, Theater, das Colloseum und weite Plätze. Die sieben Hügel auf denen Rom erbaut worden war, war voller Wunder. Alles von Menschen erbaut.
    Flora stand an einem der öffentlichen Brunnen und sah sich etwas ratlos um. Sie war aus einer Laune heraus aus dem Haus gegangen. Sie wollte Rom kennen lernen, jetzt wo es Frühling wurde und der Winter vertrieben. Noch war es nicht unerträglich heiß. Sie hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und Lysandra mit in die Stadt genommen. Nur sah sie sich nun verwirrt um. Wo war sie? Sie hatte sich verlaufen und auch die Sklavin sah sich unsicher um. Es war viele Jahre her, dass sie in Rom gewesen war. In der Zwischenzeit hatte sich die ewige Stadt verändert. Und da sie nicht auf den Hauptstraßen geblieben waren, sondern durch kleine Gassen gegangen waren, hatte auch sie die Orientierung verloren.
    „Ich hab doch gesagt, wir sollen auf den Hauptstraßen bleiben“, murmelte diese mit finsterer Miene. Ausnahmsweise wurde Flora nicht von einem großen Custodes begleitet, sondern nur von der Leibsklavin.
    „Was hast du gesagt?“ fragte Flora verärgert. Sie hasste diese Besserwisserei der Sklavin. Sie konnte es nicht mehr hören. „Frag nach dem Weg!“ sagte sie mürrisch. Die Sklavin konnte einem echt die Laune verderben. Lysandra seufzte ergeben und sprach den nächsten Passanten einfach an.
    „Verzeih, dominus“, sagte sie lächelnd und warf einen kurzen Blick über die Schulter um sich zu vergewissern, dass Flora auch immer noch am Brunnen stand und nicht einfach weiter gegangen war. „Könntest Du mir den Weg zum Forum Romanum erklären?“
    Flora indess hatte sich auf den Brunnenrand gesetzt und hielt die Hand ins Wasser. Es war herrlich kühl. Kurz betrachtete sie ihr verzerrtes Spiegelbild und steckte eine Strähne in ihre Frisur. An diesem Tag trug sie eine Wasserblaue Tunika, mit einem schlichten silbernen Gürtel, darüber eine dunkelblaue Pala und Armreifen aus Silber. Sie sah aus wie eine Nymphe aus einem Märchen.


    Sim-Off:

    Reserviert

  • Der Custodes, ein stämmiger germanischer Sklave aus dem Haushalt der Aurelia war an ganz anderer Stelle beschäftigt. "domina, ich glaube wir sollten gehen", meinte er an Narcissa gewandt, die mit dem Kopf immer noch in einem Bücherstand steckte. Der letzte Zipfel von Lysandras cremefarbenen Gewand verschwand gerade um die nächste Ecke. Es machte ihn etwas unruhig, dass sich die kleine Gruppe, bestehend aus den zwei Zwillingen, der Leibsklavin und ihm selbst so weit auseinander bewegte. Das war alles andere als optimal, um angemessen über die Damen wachen zu können. Und sie beide lagen schon wieder viel zu weit zurück.
    "Nur noch einen Augenblick, ja? Das hier ist wirklich interessant!", erklang die Stimme der junge Aurelia zwischen einigen Netzen hervor, in welche der Verkäufer zahlreiche Schriftrollen hineingestopft hatte.
    Warum musste dieses Mädchen auch nur so neugierig sein! War es nicht irgendein Bücherstand oder ein Laden für Schreibmaterialien, dann war es irgendein Gebäude, das ihr Interesse weckte, ein Schriftzug oder einfach ein Passant, der an ihnen vorbeischritt. Schlichtweg alles konnte die Neugier dieses Mädchens entflammen. Zu seinem Leidwesen. Der Mann seufzte und versuchte es erneut. "domina Narcissa, wir sollten wirklich - deine Schwester ist schon ein gutes Stück weiter..."
    "Wir werden sie schon wieder finden...", versetzte Narcissa leicht trotzig. Die Ungeduld des Sklaven übertrug sich auf sie und das mochte sie gar nicht. Bücher und Ungeduld - das passte nicht.
    "Ich habe dominus Orestes versprochen, dass...", setzte er verlegen an, kam aber nicht sonderlich weit.
    "Ist ja schon gut!", fauchte Narcissa jetzt, legte das Buch zurück. Ungestüm drängte sie sich an ihrem Bewacher vorbei und bedachte ihn dabei mit einem bösen Blick. Es war ein gemeines Foul gewesen ihren Bruder ins Feld zu führen. Und das wusste der Germane auch. Er wagte daher nicht, den Blick aus einem Paar sprühender grüner Augen zu erwidern und neigte stattdessen ergeben den Kopf. War es ihr nicht einmal vergönnt, einen Ausflug wirklich zu genießen, sich ihrer Neugier hinzugeben? Das schien mit den Sklaven, die ihnen ständig folgten unmöglich zu sein. Eiligen Schrittes erklomm sie nun die Straße, die hier leicht anstieg und gelangte auf einen kleinen Platz, der von einem Brunnen eingenommen wurde. Der Custodes folgte ihr wie ein Schatten. Flora hatte sich auf den Rand gesetzt und betrachtete ihr Spiegelbild. Noch immer recht ungehalten kam sie zu ihr herüber und strich sie ungestüm eine Locke zurück, die ihr vorwitzig bei ihrer kleinen Aufholjagd in die Stirn gerutscht war. Leise klirrten die Silberkettchen an ihrem rechten Handgelenk. Heute wäre es einfacher die beiden auseinander zu halten. Während Flora hellblau trug, hatte sie sich für eine pastellgelbe Pala entschieden. „Mensch...ihr habt es heute so eilig...“, beschwerte sie sich grummelnd.

  • Es war ein grauenvolles Menschengewimmel, in das Piso sich, stets seinen Pflichten als Magistrat der Republik gewusst, hineingestürzt hatte. Die Straßen von Rom erschienen ihm heute noch voller als sonst, sowie dies überhaupt möglich war. Voller lärmender, stinkender Leute. Piso rümpfte seine Nase, um eindeutig zur Schau zu stellen, dass er den Achselgeruch des Germanen, der neben ihm einherschritt, mit einem grauenvollen Bart, überhaupt nicht goutierte. Nun, man musste ja irgendwie zur Schau stellen, dass man besser war als die anderen – nicht jeder, der so auf den Straßen Roms herumging, war schließlich ein patrizischer Septemvir, der ein städtisches Magistrat inne hatte. Jawohl, Piso könnte sich ob seines Erfolges ewig beweihräuchern, doch wichtiger war jetzt erst einmal, dass der Germane nach links einbog, und die Luft wieder ein wenig besser wurde. Pisos Nasenflügel entspannten sich, und er sog demonstrativ reinigenden Sauerstoff in seinen Körper ein. So, viel besser. Von außen her machte nun wohl Piso den Eindruck des glücklichsten und friedfertigsten Mannes, den es überhaupt auf der Erde geben könnte.
    Und genau in diesem Moment wurde er angesprochen. Es war scheinends eine Sklavin, und nur ganz marginal hob er die rechte Augenbraue in die Höhe, als sie auf ihn einredete.
    „Äh, das Forum?“, echote er grußlos, nur um sich ganz gewiss zu sein, dass er richtig verstanden hatte. Die Sklavin fragte einen Patrizier nach dem Weg, wo sie genau so gut irgendeinen Dämlack auf der Straße ansprechen hätte können? Das zeugte entweder von Ungezogenheit, oder einer ordentlichen Portion Schneid. Oder von beidem. Piso entschloss sich, die zweite Variante anzunehmen, und lächelte leicht.
    Das ist gar nicht so einfach zu finden, wenn man sich hier nicht auskennt. Ich bin eh schon auf dem Weg dorthin. Ich gehe einfach voraus, und du kannst mir folgen, ja?“ Er wusste jetzt nicht, wieso er der Sklavin dies verwehren sollte, sie hatte ihm ja nichts getan.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er derweil (er war ja auch nur ein Mann, der unauffällig nach hübschen Frauen zu schielen trachtete) eine junge Dame... nein, zwei! Und sie sahen gleich aus! Unglaublich direktgehend. Hatte Piso vielleicht etwas getrunken, dass er alles doppelt sah? Nein, nein... das war sicher nur so, weil sie den selben Haarschnitt und eine gewisse Ähnlichkeit besaßen. Sie schienen Patrizierinnen zu sein, komisch, was taten die alleine auf den Straßen Roms? Das war ja gefährlich. Standen die vielleicht mit der Sklavin in Verbindung?

  • Das Narcissa und Flora mit unter ziemlich anstrengend für Sklaven werden konnten, merkte zumindest der Custodes der sie Beide begleitete an diesem Tag. Die eine war ein regelrechter Wildfang, sprunghaft und überraschend, während die andere ihre Nase ständig in Bücher steckte und hin und wieder in einem Buchladen verloren ging. Während der Sklave also nun mehr beschäftigt war Narcissa dazu zu drängen, dass sie Flora folgten, hatte sich Flora auf einen Brunnenrand gesetzt und Lysandra los geschickt damit diese nach dem Weg fragte. Diese warf ihrem Schützling dabei immer wieder Blicke zu, um diese nicht aus den Augen zu verlieren. Nicht dass die junge Frau schon wieder etwas entdeckte, was sie sich unbedingt ansehen wollte.
    Sie hob den Kopf, als sie die vertraute Stimme ihrer Schwester hörte. Entschuldigend sah sie diese an. „Tut mir Leid“, sagte sie schlicht und lächelte ihr Ebenbild liebevoll an. „Hast du was für dich entdeckt... oder“, sie warf dem Sklaven einen bitterbösen Blick zu, denn er musste an der schlechten Laune Narcissa schuld sein, „hat dich dieser tumpe Kerl einfach davon abgehalten?“ Mit Cimon wäre das nicht passiert. Da war sie sich sicher. Dieser Sklave war einfach nur rücksichtslos.


    „Ja, das Forum“, nickte Lysandra bestätigend und sah wieder über die Schulter. Nun war auch Narcissa wieder bei ihrer Schwester. Erleichterung zeigte sich kurz auf ihren Zügen. Diese Mädchen brachten sie noch in ein frühzeitiges Grab. „Du würdest uns den weg zeigen? Das wäre sehr freundlich von Dir. Ich werde nur eben meinen Herrinnen Bescheid geben. Darf ich erfahren, wie Dein Name lautet? Dann kann ich Dich gleich angemessen vorstellen!“ sprach sie und lächelte dankbar und freundlich. Kurz musterte sie ihn und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie einen Patrizier angesprochen hatte. Wie gut, dass er nicht Böse auf sie war. Aber er hatte als Einzigster in ihren Augen vertrauenswürdig ausgesehen. Sie fragte ja schließlich nicht den erst Besten nach dem Weg. Wer wusste schon welchem Lumpenpack man da begegnete. Dann doch lieber einen Mann von Welt.
    „Meine Herrinnen sind Aurelia Narcissa und Aurelia Flora!“ erklärte sie und deutete in Richtung der Zwillinge.


    Diese hatten wie immer die Köpfe zusammen gesteckt. Der Sklave stand hinter ihnen und warf einen wachsamen Blick auf seine Umgebung. Wobei er äußerlich zwar ruhig war, aber innerlich gereizt. Die Schwestern waren furchtbar anstrengend.

  • "Er war furchtbar ungeduldig...", erwiderte Narcissa und warf dem Custodes einen strafenden Blick zu. Mit einer weiblichen Sklavin wäre das sicherlich nicht passiert. Schließlich kaufte jede Frau gern ein, Sklavinnen war da keine Ausnahme. Männer hingegen...Ihre Familie bestand jedoch darauf, ihnen stets mindestens einen männlichen Bewacher mitzuschicken. Im Grunde war das auch sinnvoll. Die beiden waren auffällig und zogen überall dort, wo sie hingingen, die Blicke auf sich. Und die Welt war schließlich voll von allerhand Strolchen.
    Ihrer Schwester hatte Narcissa im Gegensatz zu dem plumpen Bewacher schon längst verziehen. "Wir sollten das nächste Mal vielleicht Titus um seinen Cimon fragen...Du meintest, er sei ein rücksichtsvoller Sklave...", Sie hob die Hand und tauchte ihre Fingerspitzen andächtig in das dunkel Wasser des Brunnens, auf dessen Rand sie saß. Das Wasser war eisigkalt.
    Lysandra indess war immer noch in eine Unterhaltung vertieft.

  • “Mein Name?“, wiederholte Piso. Man konnte jetzt sicher fragen, ob das jetzt ein seltsamer Tick oder so war, aber Piso war heute einfach nur ein wenig schräg drauf. Er schien kurz nachzudenken, fast als ob ihm sein Name entfallen wäre, als er seinen Zeigefinger dann doch noch hinaufschnellen ließ, als ob er eine brilliante Idee gehabt hätte nun.
    “Mein Name ist Vigintivir et Septemvir Aulus Flavius Piso. Und deiner?“, fragte er. Er war jetzt nicht so enorm interessiert an dem Namen der Sklavin, aber es war nützlich, ihn zu kennen, zumal er dann wusste, dass er nicht von einer verfolgt wurde, deren Namen er nicht kannte.
    Als er sich vorgestellt hatte, deutete die Sklavin in die Richtung der beiden jungen Damen, die Piso schon vorher gesehen (und in Gedanken ausgezogen) hatte. Unglaublich! Die beiden Aureliae, von denen Corvinus geredet hatte! Die Blümchen! Na so was. Dann waren das tatsächlich Zwillinge. Was es nicht gab.
    Piso war jetzt, ob dieser Kuriosität, die sich vor ihm bot, tatsächlich neugierig geworden. Eineiige Zwillinge, so etwas sah man nicht alle Tage. Das musste näher untersucht werden, das schrie direktgehend nach einer gründlichen Inspektion. Auch, weil die Familie befreundet war, schließlich waren ja schon familiäre Bande geschlossen worden. Und vielleicht würden in der Zukunft noch mehrere geknüpft werden.
    „Es würde dir doch nichts ausmachen...“, fragte er, sich langsam wieder zu Lysandra hindrehend, “...mich diesen beiden Damen vorzustellen?“ Die Frage war zwar freundlich formuliert, aber implizierte doch, dass er es nicht schätzen würde, wenn die Sklavin dieser Aufforderung nicht nachkam.

  • Auch sie warf dem Sklaven einen giftigen Blick zu. Wie konnte er nur ihre Schwester herum scheuchen? Reichte es nicht schon, dass er sie begleiten musste. Anscheinend nicht. Mit Cimon wäre das nicht passiert, da war sie sich sicher. Narcissa kam dann auch gleich auf den Nubier zu sprechen und sie nickte zustimmend. „Cimon weiß was sich gehört“, sagte sie und verpasste somit einen kleinen Seitenhieb gegen den Custodes. „Hast du ihn schon kennen gelernt?“ fragte sie und war sich nicht sicher, ob ihre Schwester schon einmal Cimon getroffen hatte.


    Lysandra musste ich ein genervtes Augenrollen verkneifen, als dieser ihre Frage widerholte. Sie sprach doch nicht undeutlich, oder in einer unbekannten Sprache. Sie hatte doch ganz deutlich und höflich sich ausgedrückt. Dieser Mann verstärkte ihre Meinung über Männer: Alles trieb gesteuerte Hohlköpfe! Denn ihr entging nicht der Blick, denn er ihren Herrinnen zuwarf. Endlich stellte er sich vor. Ein Flavier, auch du Schreck, es hieß die seien verrückt. „Es ist mir eine Ehre Dich kennen zu lernen, dominus. Ich habe schon viel über Deine ehrenvolle Familie gehört“, sagte sie und lächelte dabei. Er konnte ja keine Gedanken lesen. „Ich bin Lysandra“, stellte sie sich dann vor und hielt den Blick gesenkt. Das Interesse des Mannes war geweckt, sie konnte sehen, wie seine Augen funkelten, als er Narcissa und Flora musterte. „Natürlich werde ich Dich vorstellen, domine“, sagte sie und dachte aber: Eingebildeter Fatzke. Geschwind drehte sie sich auf ihrem Absatz um und ging zielstrebig zurück zu den Zwillingen. Der Flavier würde ihr schon folgen, oder auch nicht.


    „Domina Narcissa, domina Flora, ich habe jemanden gefunden, der uns den Weg weisen kann. Dies ist Aulus Flavius Piso!“ stellte sie ihn dann vor.


    Aus Dem Augenwinkel hatte Flora bereits gesehen, dass Lysandra anscheinend jemanden gefunden hatte, der ihnen den Weg weisen würde. Ein wenig überrascht stellte sie fest, dass die Sklavin einen Patrizier angesprochen hatte, dazu noch ein Flavier. So neugierig, wie Piso die jungen Frauen gemustert hatte, musterte sie nun auch diesen.
    „Salve, Flavius Piso“, grüßte sie mit vornehmer Zurückhaltung. „Es ist sehr freundlich von Dir, uns den Weg zu weisen. Wir sind noch nicht lange in Rom und kennen uns leider noch nicht so gut aus! Und dieser Unfähige Klotz hier“, sie deutete auf den Leibwächter, „scheint nicht in der Lage zu sein, sich zurecht zu finden!“ Der Sklave war wirklich unten durch bei ihr.

  • Der Mann, der zu ihrer Bewachung abgerufen war, tat so, als hätte er nicht bemerkt, dass sich die beiden über ihn aufregten. Er hatte schließlich eine Aufgabe und dieser würde er in jedem Fall nachkommen. Auch wenn das bedeutet, dass die beiden Schwestern weniger gut auf ihn zu sprechen waren. Im Grund wäre es ihm nur zu recht, würden sie das nächste Mal einen anderen Sklaven wählen, um ihn durch die Stadt zu schleifen. Diese jungen Dinger hatten auch nichts besseres zu tun, als durch Rom zu schreiten und das Geld der Aurelia für Einkäufe zu verschwenden. Er brauchte denn schon Bücher, Stoffe oder Schmuck?!
    Ebenso wie der Flavier, der gedanklich von der Leibsklavin Lysandra verteufelt wurde, konnten natürlich auch die Schwestern keine Gedanken lesen..."Ja, ich habe ihn schon getroffen. Ich wollte in die Bibliothek, um mir neue Schriften zu suchen. Auch Siv war da, du weißt doch, jene Freigelassene mit dem Kind..." Das brachte unwillkürlich die Erinnerungen an jenes morgendliche Gespräch zurück, in jenem Flora, ihre Vermutungen angesichts des Vaters des Kindes geäußert hatte. Es war ein unangenehmes Thema bei dem so vieles im Dunkel lag. "Jedenfalls war er sehr höflich und zuvorkommend", versuchte sie das Thema fallen zu lassen. "Und nach allem was du über ihn erzählt hast..." Sie lächelte. "Warst du denn in letzter Zeit wieder mit ihm unterwegs?"


    Narcissa sah auf, als sie aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, dass Lysandra wieder zurückkam. Jedoch nicht allein, sondern mit einem Mann an ihrer Seite. Etwas überrascht hob sie die Brauen. Ein Patrizier. So viel Schneid hatte sie der Leibsklavin gar nicht zugetraut. Sie konnte manchmal zwar ganz schon rupig werden und den beiden die Leviten lesen, doch gegenüber anderen hielt sie sich für gewöhnlich zurück. Mit unverhohlener Neugier musterte sie den Fremden. Bisher waren ihnen noch nicht allzu viele andere Patrizier begegnet, einmal von ihren Verwandten abgesehen und natürlich diesem ungehobelten Claudier auf dem Markt. "Salve", begrüßte auch sie ihn. Ein Flavier also. "Du rettest uns beide sozusagen", fügte sie mit einem Lächeln den Worten ihrer jüngeren Schwester hinzu.

  • Sim-Off:

    Sorry für die Verspätung...


    “Ach, hast du...“, stellte Piso fest und grinste. Jaja, Familienstolz war schon was ganz Feines. Er enthielt sich eines Kommentares und lächelte nur gönnerhaft. “Lysandra, eine Freude“, meinte er automatisch, auch wenn es das nicht wirklich war... sie hätte nur ein wenig hübscher sein müssen, dann wäre Piso schon von ihr durchaus eingenommen gewesen. Doch so? Naja.
    Eines war sie, und zwar fix, wenn es ums Umdrehen und Abdampfen ging. Piso musste sich beeilen, nachzukommen.
    “Salvete die Damen.“ So lautete schließlich sein Gruß, nachdem die Sklavin ihn vorgestellt hatte. Es war unglaublich, selbst wenn man in aller Sorgfalt nach Unterschieden zwischen den beiden suchte, würde man sie nicht finden. Gut möglich, dass selbst die Muttermale die selben sein konnten. Auf den Tupf gleich hübsch waren die beiden auf jeden Fall.
    “Das ist doch selbstverständlich“, antwortete er ebenso freundlich, wie er angesprochen worden war. Zu Leuten, gegen die er nichts hatte, bewies Piso doch noch Manieren, und zwang sich dazu, nicht mehr allzu offensichtlich auf die beiden zu glotzen. “Rom ist grauenhaft für Neuankömmlinge. Was denkt ihr, was ich mir verloren vorgekommen bin, als ich vor Ewigkeiten hier angekommen bin?“ Er lachte leise und blickte zum Sklaven hin. Unfähiger Klotz schien eine recht akkurate Beschreibung für den Dümmling.
    Sein Blick wanderte zu der zweiten, die sogar die selbe Stimme hatte wie ihre Schwester. Wer war dies jetzt? Narcissa oder Flora? Egal. “Das tue ich doch gerne. Ich muss zugeben, ich habe von euch schon gehört, die B... die aurelischen Zwillinge. Unverkennbar seid ihr das.“ Unschlüssig wanderten seine Augen zwischen den beiden hin und her. “Ähm, ja. Forum Romanum, oder?“

  • Lysandra hatte das Gefühl, dass der Flavier nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Aber ihr stand ja kein urteil zu, zumindest nicht solange der Mann anwesend war. Später würde sie einmal die anderen Sklaven des Hauses fragen ob sie von diesem Flavius Piso bereits gehört hatten. Jetzt aber galt es erst einmal die Zwillinge nach hause zu bringen. Vermutlich wieder einmal über Umwege. Das der Mann sie nicht für hübsch hielt, war ihr herzlich egal. Solange sie hin und wieder jemanden fand mit dem sie sich vergnügen konnte, spielte es keine Rolle was ein Flavier oder anderer römischer Bürger von ihr dachte. Schweigend blieb sie neben ihren Herrinnen stehen, als diese sich artig vorstellte.


    Flora bemerkte die Blicke mit denen der Flavier sie musterte. Wie so häufig wurden sie erst einmal miteinander verglichen. Man suchte nach äußerlichen Merkmalen um sie zu unterscheiden, aber diese gab es nicht, oder waren aber so klein und versteckt, dass sie einer kurzen Musterung nicht auffielen. Schließlich wurden seine Blicke verstohlener, auch wenn er nach wie vor zwischen ihnen hin und her sah. Sogleich plauderte er dann auch drauflos. „Rom ist doch recht verwirrend mit seinen vielen Straßen und Gassen und Plätzen“, erwiderte sie lächelnd. Leicht hob sie die Brauen an, als er sich beinahe verplapperte. Sie war sich ziemlich sicher das er hatte Blümchen sagen wollen. Ein Kosename der sich schneller durchgesetzt hatte, wie es ihr Lieb war und anscheinend bereits die Mauern der Villa verlassen hatte. „Wer hat dir denn von uns erzählt?“ fragte sie dann kurzerhand nach. Sie wollte wissen wer sich denn da verplappert hatte. „Ja, zum Forum!“ stimmte sie ihm zu und kam nun endlich auf die Beine. Bisher hatte sie noch auf dem Brunnenrand gesessen.

  • Es war nichts neues, dass die beiden Schwestern einer eingehenden Untersuchung unterzogen wurden. Manchmal verspürte Narcissa dann schon diesen leisen, ärgerlichen Nervenkitzel die Blicke mit einem finsteren: "Ja, wir sind Zwillinge!", zu beantworten. Zumindest einmal hatte sie das schon getan - Lysandra war davon nicht angetan gewesen und ihre Mutter war aus allen Wolken gefallen. Die lange, ausschweifende Predigt über Höflichkeit und Zurückhaltung und überhaupt, dass Zwillinge eine Seltenheit und damit eine Art Attraktion waren, hatte sie heute noch in Erinnerung.


    Mit unverhohlener Neugierde betrachtete sie ihren Gegenüber. Groß, aristokratisch, eine Aufmachung, die geradezu heraus schrie, wessen Stand er angehörte. Auffallend graue Augen. Narcissa bemerkte den Blick, dem er dem custodes neben ihnen zu warf. Offenbar hatte der Flavier dieselbe Meinung über ihn. Ein Lächeln kräuselte ihre Lippen. Für gewöhnlich war Flora schneller als sie und gab dem Mann Antwort. Das war nicht unbedingt schlecht, so konnte sie sich ein genaueres Bild von ihrem Gegenüber machen. "Das klingt danach, als wärst Du zu Beginn nicht sehr angetan von Rom gewesen. Ich hoffe, Dein Eindruck hat sich inzwischen geändert?"
    Natürlich entging ihr sein (Fast-)Versprecher nicht. Überrascht hob Narcissa dann aber die Brauen, als er meinte, er habe schon von ihnen gehört. Rom war zwar eine große Stadt und Informationen verbreiteten sich in großen Städten erfahrungsgemäß wie ein Lauffeuer, aber dass ihre Ankunft so rasch Kreise zog? Zum Glück stellte ihre Schwester sogleich die entscheidende Frage. Dass es Orestes gewesen war, daran glaubte sie nicht. Der war im Moment viel zu sehr beschäftigt. Vielleicht Marcus?


    Die drei machten sich auf in Richtung des Forums, die beiden Schwestern nebeneinander, Lysandra und der Custodes hinter ihnen drein trabend. "Du meintest vorhin, Du seist nach Rom gekommen - woher stammst Du denn ursprünglich?", richtete Narcissa das Wort an Piso.

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