[Blockierte Grafik: http://img251.imageshack.us/im…73812692aa6c58437fb1j.jpg]
In Düsternis hatte ich mich seither gehüllt, nach jenem Morgen vor einigen Tagen. Wie viel Tage seitdem genau vergangen waren, konnte ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen, denn ich hatte aufgehört, die Stunden und Minuten zu zählen. Da ich nicht einmal den Strahlen der Sonne erlaubte, in mein cubiculum zu kommen, war es deswegen auch schwierig zu sagen, wann es Tag oder Nacht war. Nur wenn es still im Haus wurde, dann wußte ich, es war Nacht.
Mein cubiculum war zur Rettungsinsel geworden, auf der ich hauste und auf der Totenstille herrschte. Eine Insel aus Eis. Charis hatte seit dem Tag kein Wort mehr mit mir gesprochen. Nur wenn ich sie etwas fragte, gab sie Antwort. Doch kein persönliches Wort mehr, keine Geste, die ihre Besorgnis um mich ausdrückte. Dadurch zeigte sie mir auf deutliche Weise, was sie von mir hielt. Und ich? Versank ich in Scham, weil ich einen Unschuldigen verurteilt hatte? Meine versteinerte Miene ließ nichts erahnen, was in mir vorging. Ob ich einen Kampf in mir austrug, oder ob mir alles gleichgültig war.
Zu den Mahlzeiten war ich nicht erschienen, denn ich wollte mich nicht den Blicken von Marcus´ Familie aussetzen und noch weniger denen der Sklaven. Das war auch gut so, denn ich ließ mich nicht zurecht machen. Mein Haar hing strähnig an mir herab und ein Nachthemd war meine Galabekleidung. Außerdem war es davon auszugehen, daß das Geschehene bereits allerorts die Runde gemacht hatte. Zumal Phraates´ Bestrafung ein wahrhaftiges Spektakel gewesen sein mußte. Ich konnte es nicht genau sagen, denn ich hatte mich dem ferngehalten. Nur von weitem hatte ich seine Schreie gehört. Gleich am nächsten Tag hatte er die Villa und Rom verlassen. Ich hatte dafür gesorgt, daß man ihn nach Sardinien verfrachtete, um dort auf den Olivenplantagen zu arbeiten.
Die Einzige, die ich in meiner Gegenwart duldete, war Charis, auch wenn sie gerne darauf verzichtet hätte. Doch sie war meine Sklavin und konnte sich ihren Pflichten nicht entziehen. Mir wurde erst nach ein paar Tagen so richtig bewußt, wie wichtig Charis der Parther gewesen war. Offenbar hatte sie ihn tatsächlich gemocht, oder vielleicht sogar mehr als das. Ich hatte mir nie darüber den Kopf zerbrochen, ob auch Sklaven untereinander liebten. Aber offensichtlich taten sie es. Ich hatte mir also die eigene Sklavin zur Feindin gemacht, weil ich ihren Geliebten in die Verdammnis geschickt hatte und nicht meinen. Nun denn, so war ich also auch von ihr verlassen und blieb allein in meinem Eispalast.