cubiculum MAC | Kein Morgen ohne Nacht

  • Ganz allein das Jetzt zählte. Was gestern war oder letzte Woche, ich schob es beiseite, damit es mich nicht zügelte. Das war Schnee von gestern. Ich hatte mir vorgenommen, noch einmal von vorne zu beginnen. Doch diesmal dachte ich nicht darüber nach, was man von mir verlangte. Diesmal ging es einzig allein darum, was ich wollte. Ich mich lange genug zurückgehalten. Und wie mir schien, gefiel ihm das, wenn er das Ruder aus der Hand geben, um mich gewähren zu lassen. Dieser fast schon animalisch anmutende Laut, den er von sich gab, er weckte nur noch mehr die Lust in mir.
    Während ich ihn weiterhin küsste, drückte ich ihn hinunter auf das Bett. Ich bot ihm keine Möglichkeit zur Flucht. Wenn er es sich jetzt noch anders überlegte, dann mußte er mich erst von sich stoßen, denn ich hielt ihn förmlich eingekreist mit meinen Schenkeln und meinen Armen, die sich links und rechts von ihm abstützten. Wie er so da lag, ließ ich ab von seinen Lippen. Doch hörte ich nicht auf, ihn weiter zu küssen. Meine Lippen bewegten sich scheinbar wahllos über seinen Körper und liebkosten ihn, saugten sich an manchen Stellen fest, bis sie sich einen anderen Platz suchten, wo sie fortfahren konnten. Beginnend mit seinem Hals wanderten sie hinab zu seiner Brust bis hin zu seinem Bauchnabel, wo sie sich vorerst verweilten. Derweil suchten meine Augen seinen Blick, um feststellen zu können, wie ihm gefiel, was er geboten bekam.

  • Scheinbar hatte sie Gefallen daran, bestimmen zu dürfen. Allerdings wurde es für mich zunehmend schwerer, mich zurückzuhalten und sie machen zu lassen. Es ging quälend langsam voran. Ich lag auf dem Rücken und hielt meine Hände mit mentalen Fesseln neben dem Körper, um Celerina weiterhin die Freiheit zu lassen, zu tun was auch immer sie wollte. Doch je tiefer ihre Küsse wanderten, desto haltloser wurde ich. Der Herzschlag hatte sich schon beschleunigt, meine Atmung ebenso. Ich wünschte mir, sie mochte endlich am angestrebten Ziel ankommen, und als sie aufsah, ihr Haar mich kitzelnd streifte, und sie mir einen fragenden Blick zuwarf, blieb die Rechte nicht länger an Ort und Stelle. Ich griff in ihr Haar und drückte sie weiter hinunter, leise knurrend. An sah ich sie dabei nicht, nur vorher warf ich ihr einen Blick zu, und ich war mir sicher, dass sie darin eine drängende Aufforderung lesen konnte.


    Meine Fersen lagen locker auf dem kühlen Boden auf, hatten das Schaffell knapp verfehlt, und die Linke hatte sich zur rechten Hand gesellt, glitt gerade an Celerinas Kieferknochen entlang und in ihr Haar hinein. Ich hielt sie fest, und ich hatte nicht vor, sie so schnell wieder gehen zu lassen, weg von dort, wo sie mich küsste.

  • Daß mein Tempo, mit dem ich mich an ihn heranpirschte, für ihn viel zu langsam war, war mir anfangs nicht bewußt. Für mich war es eine erste kleine Errungenschaft, die Oberhand über ihn gewonnen zu haben und dies wollte ich nun einmal vollends auskosten. Doch seine fordernde Hand, die mich unnachgiebig nach unten drückte, dort wo das Ziel der größten Lustentfaltung bereits sehnsüchtig wartete, entfaltet zu werden, ließ mich wissen, wie dringlich es ihm war. Natürlich wollte ich ihn keineswegs warten lassen, denn letztlich wäre es auch mein Schaden gewesen, hätte ich mich verweigert oder sein Drängen ignoriert.
    Mittlerweile waren meine Knie vom Bett auf den Boden hinunter geglitten. So war es mir am bequemsten. Meine Hände hielten ihn fest an der Seite, während meine Lippen ihr erstrebtes Ziel suchten.
    Diese Art der Befriedigung war keinesfalls der Fortpflanzung dienlich, dennoch barg sie die Möglichkeit für jeden von uns, die geheimsten Wünsche des Anderen kennenzulernen und diese mit voller Inbrunst auch zu bedienen. Nun ja, vorerst war es an mir, dies zu tun. Doch ich war mir sicher, eine Revange seinerseits würde noch folgen.
    Ich mußte gestehen, dies war ein Novum für mich, denn bisher hatte dies noch kein Mann von mir verlangt und auch ich wäre nie auf die Idee gekommen. Doch ich fand Gefallen daran, da es meine eigene Begierde in schwindelnde Höhen trieb.

  • Ich dachte nicht einmal daran, dass wir mit einer anders gearteten Betätigung vielleicht erfolgreich einen Erben gezeugt hätten. Es war mir in diesem Moment aber auch herzlich egal. Ich spürte Celerina, ohne dass ich mich gerade groß darum geschert hätte, dass sie es war. Keinen Gedanken verschwendete ich daran, was gewesen war oder was sein konnte. Ich lebte für einen Augenblick im Jetzt, und diese Gegenwart war berauschend. Mein Griff hatte sich nicht gelockert, im Gegenteil, er nahm zu, wurde regelrecht eisern und hielt Celerina an Ort und Stelle. Ich konnte nicht vermeiden, mich zu bewegen. Ich wollte es auch gar nicht. Die Erlösung kam in großen Schritten auf mich zu. Ich eilte ihr entgegen. Ich wollte es, und ich wollte es auf diese Weise. Wenn Celerina jetzt noch fliehen wollte, würde sie sich losreißen müssen. Vermutlich würde sie dabei einige Haare einbüßen.


    Das Ziel war greifbar. Ich legte den Kopf in den Nacken, als ich spürte, wie es mich erfasste. Leise war ich nicht, das war auch gar nicht möglich. Ich krampfte meine Hände um Falten des Bettlakens und schnaufte, mein ganzer Körper war angespannt und zugleich entspannt, mit einem Schlag. Träge hob ich dann eine Hand zum Gesicht und fuhr mir darüber, ließ sie dann ermattet fallen. Erst danach sah ich mich um, wo Celerina inzwischen steckte, und ob ich sie womöglich verschreckt hatte.

  • Der Druck, der meinen Kopf hinab drückte, um mich an Ort und Stelle zu halten, er nahm zu, als sei er in Sorge, ich könnte ihm nun doch noch fortlaufen. Dies tat ich natürlich nicht, sondern ich blieb fuhr fort, um ihm den Höhepunkt etwas näher zu bringen. Und auch sonst nahm ich die heftige Erregung, die ihn nun Stück für Stück zu erfassen begann, wahr, bis er endlich den Berg erklommen hatte.
    Zweifellos hatte er das, denn man konnte es nicht nur laut und deutlich hören, wie süß die Ekstase sein mußte, auch ich bekam es zu spüren und ließ ab von ihm. Schnell tasteten meine Hände nach einem Tuch und erwischte das Laken, welches ich schnell zu meinem Mund führte.

    Noch blieb ich am Boden sitzen und betupfte mir meinen Mund mit dem Tuch. Oben auf dem Bett war es ruhig geworden. Nach einiger Zeit legte ich das Tuch beiseite und lugte vorsichtig nach oben. Er war doch hoffentlich nicht eingeschlafen? Nein das war er nicht! Auch er hatte nach mehr sehen wollen und letztendlich trafen sich unsere Blicke. Ich war gespannt darauf, was nun kam, denn vorerst blieb ich dort wo ich war, am Boden vor seinem Bett.

  • Ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet, deswegen war mir auch nicht bewusst, was Celerina gerade tat und wo sie war. Der Moment war es, der gezählt hatte, und er war nun verstrichen. Celerina saß noch am Boden und hatte eben am Laken gezupft. Sie sah mich an und erkannte wohl etwas wie Verwirrung, Skepsis und den Ansatz der Zufriedenheit in meinem Gesicht, denn zufrieden war ich - das brachten die Begebenheiten nun einmal mit sich - und verwirrt ebenso, denn nach dem, was Celerina nicht nur meinetwegen sondern auch bedingt durch die schändlichen Taten der Piraten hatte erleben müssen, hätte ich eine solche Aktion am allerwenigsten vermutet. Und so lag ich nur da, halb auf die Ellbogen gestützt, und sah sie verwundert an, mit einer unausgesprochenen Frage im Blick: Jener, was das alles zu bedeuten hatte.


    Ich gab mir durchaus Mühe, über all das hinwegzusehen, auch darüber, was zwischen uns vorgefallen war und dass sie ihr Heil bei einem anderen gesucht - und wohl gefunden - hatte, doch gelang es mir nicht, diese Frage aus meinem Hinterkopf zu bannen. Langsam streckte ich eine Hand nach ihr aus, um sie dazu zu bewegen, zu mir aufs Bett zu kommen. Sie hatte mir ein Geschenk gemacht. Und Geschenke erwiderte man, so einfach war das. Das Feuer war nun zwar weitgehend verebbt, konnte mit etwas Geduld jedoch neu entfacht werden. Das wussten wir beide. Mit dem Verschwinden der Leidenschaft war allerdings mein Verstand wieder an die Oberfläche meines Geistes gekommen, und so hing ich besagter Frage nach, was es nicht eben leichter machte, mich auf eine Entschädigung zu konzentrieren.

  • Als mich sein Blick traf und ich noch immer vor dem Fußende seines Bettes saß, empfand ich so etwas wie Scham. Ich errötete sogar, zumindest glaubte ich zu merken, wie meine Wangen zu glühen anfingen. So sehr ich von dem soeben geschehenen mitgerissen worden war, so sehr, machte ich mir nun meine Gedanken, was er nun von mir halten mochte, denn dies war doch beileibe nichts, was einer Patrizierin würdig gewesen wäre, so glaubte ich. Solcher Praktiken bedienten sich doch nur lupae, vermutete ich. Genau wußte ich es ja nicht, denn dies war wohl kaum ein angemessenes Thema, welches ich mit den Damen der feinen Gesellschaft in den Thermen oder bei einem netten Nachmittag im hortus erörtern konnte.


    Dem Ausdruck auf seinem Gesicht entnahm ich, daß er zufriedengestellt war, doch auch einen Anflug an Verblüffung erkannte ich, da er mir so etwas wohl kaum zugetraut hatte, was ich durchaus auch nachvollziehen konnte. Ich hatte auch nicht geglaubt, zu so etwas fählig zu sein. Während ich immer noch darüber nachgrübelte, was er nun von mir denken mochte, fiel mir seine Hand auf, die er langsam nach mir ausstreckte, worin ganz eindeutig die Aufforderung lag, zu ihm zurück ins Bett zu kommen.
    Nicht nur weil ich mir erhoffte, nun auch die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu erlangen, auch weil ich nun seine Nähe suchen und finden wollte, errhob ich mich und pirschte mich, einer Tigerin gleich, (oder glich es doch mehr einer Wölfin?) auf allen Vieren zu ihm auf das Bett und blieb neben ihm liegen, indem ich mich dicht an ihn schmiegte.

  • Celerina ergriff nicht meine Hand, sondern krabbelte katzenhaft zu mir aufs Bett. Ich rutschte herum - auf Dauer war die Liegeposition doch etwas unbequem - bis ich normal auf dem Bett lag, Celerina an meiner Seite. Ihr Körper war warm und sie schmiegte sich an mich. Es wurde deutlich, dass damit die Angelegenheit für sie nicht erledigt war. Das war mir bewusst. Ich hatte einen Arm um sie gelegt, ihn unter ihrem Nacken hindurch geschoben und sie an mich gezogen. Ich selbst lag auf dem Rücken, ihren Kopf an meiner Schulter. Zugegebenermaßen fühlte ich mich ein wenig ratlos, was ich nun mit ihr anfangen sollte. Sie gleichermaßen zu entschädigen, verspürte ich nur wenig Lust, und am liebsten wäre ich gerade einfach nur eingedöst, um noch ein wenig den Nachklang zu genießen. Trotzdem drehte ich mich zur Seite, ihr zu, und legte meine Linke auf ihren Bauch, um sie dort zu streicheln. Ich warf ihr einen Blick zu, während meine Hand zunächst höher glitt. Ganz bei der Sache war ich nicht, was daran lag, dass ich bereits wieder nachgrübelte, über dies und das.


    Ich betrachtete Celerinas braune Augen, das vom Haar umrahmte Gesicht, und zog einseitig den Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hoch. "Was soll ich denn nun mit dir anstellen..." bemerkte ich mehr als dass ich sie direkt fragte - und meine Hand glitt quälend langsam tiefer. Ich wusste nicht, ob Celerina bemerkte, dass ich ein Programm abspulte. In unserer Ehe hatte ich das bisher sehr oft getan. Wahrscheinlich bemerkte sie den Unterschied nicht einmal, kannte sie mich doch kaum befreit von allen Fesseln.

  • Natürlich verlangte ich nicht von ihm, hier auf der Stelle Vergeltung zu erfahren. Ganz im Gegenteil. Wir hatten alle Zeit der Welt. Selbst wenn wir den halben Tag in diesem Zimmer zugebracht hätten, wäre dies für niemanden ein Anlaß gewesen, sich um uns Sorgen zu machen. Noch empfand ich dieses knistern in mir, wie ich es bisher nur von Chimerion kannte, wenn wir uns liebten. Auch dann noch, als sein Arm mich leicht zu ihm heranzog und seine Hand meinen Bauch streichelte. Diese Art von Zärtlichkeiten mochte ich, denn selbst diese, fand ich bei Chimerion nur selten. Oft waren wir von einander zu erregt gewesen, als daß dafür Zeit geblieben wäre.
    Als er so neben mir da lag, mich betrachtete und immerfort streichelte, lächelte ich ihm zu. Diese Ruhezeit, so lange sie auch dauern mochte, ich genoß sie. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da er mir diese alles Vernichtende Frage stellte. Was soll ich denn nun mit dir anstellen? Mein Lächeln wich automatisch. Es fror zusehends ein. Solche Fragen stellte man sich doch häufig nur bei Dingen, die im Grunde unnütz waren und die eher behinderten, als daß sie halfen. Die logische Konsequenz dieser Frage wäre mein sofortiges Verschwinden gewesen. Vorher hätte ich ihm wohl noch die Pest an den Hals gewünscht. Doch ich wußte nur zu genau um die Situation, in der ich mich befand. Auch wenn es mir in diesem Moment das Herz brach, ich blieb bei ihm liegen und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ob er wußte, wie sehr er mich mit dieser Frage kränkte? Wie er mir damit aufzeigte, was ich für ihn war und wie er über mich dachte?
    Ich schluckte einige Male, denn mein Hals fühlte sich wie ausgetrocknet an, was es mir Schwierigkeiten bereitete, etwas zu sagen. Wir waren wieder genau an dem Punkt angelangt, an dem wir uns am Abend unserer Hochzeit befunden hatten. Die selbe Beklommenheit erfüllte ihn, so glaubte ich jedenfalls. Oder war es einfach nur purer Egoismus?
    "Sei ganz du selbst!" sagte ich schließlich, um nicht fordernd zu klingen, denn nur so, dachte ich, könnte ich sein wahres Wesen erkennen.

  • Zunächst fiel mir nicht auf, dass Celerina ob meiner Frage anders wurde. Ich konzentrierte mich zu sehr darauf, zärtlich zu sein, hatte den Blick auf meine Hand geheftet, die beharrlich tiefer wanderte. Erst als sie nichts erwiderte und ich sie ansah, bemerkte ich die Versteinerung ihrer Miene, und augenblicklich hielt ich in meinem Tun inne und ließ die flache Hand an Ort und Stelle liegen. Celerina streifte ein verwirrter Blick, ich runzelte die Stirn. Konnte es sein, dass sie den lockenden Sinn hinter meiner Frage verkannt hatte? Automatisch dachte ich daran zurück, wie Siv und ich in solchen Situationen verbal miteinander gespielt hatten. Wer mit dem Feuer spielt, muss auch mit den Konsequenzen rechnen... Solche Wortgefechte fand ich anregend, Celerina indes offenbar nicht. Dabei hatte ich nur darauf spekuliert, dass sie sich unter meiner Hand winden und mir sagen würde, was sie wollte. Nach all den Monaten des Bestehens unserer Ehe hatte ich das noch nicht herausgefunden. War das ein Beweis dafür, dass nicht einmal das und gelang, was uns hätte am ehesten verbinden können?


    Leise seufzte ich und zog erneut einen Mundwinkel hinauf, diesmal in Kombination mit den sich zusammenziehenden Brauen. Ich sollte also ganz ich selbst sein. Ihre Anweisung mochte ohne das versteinerte, gefrorene Lächeln einen gewissen Reiz ausgeübt haben, so aber tat sich nichts. Ich wandte meinen Blick ab von ihr, betrachtete nachdenklich ihr Schlüsselbein und senkte meine Lippen darauf. Kuss für Kuss setzte ich daran entlang, wortlos, und ließ meine Hand ihr Kosen wieder aufnehmen. Ich stand in Celerinas Schuld, und ich würde sie begleichen, jetzt und hier auf der Stelle. Eine Hand legte sich in ihren Nacken. Ich zog sie ein wenig unsanft näher zu mir heran. Das half schon etwas. Gleichzeitig hatte meine Linke das angestrebte Ziel erreicht und befasste sich nun eingehender damit.

  • Ich stellte mir nicht die Frage, ob ich überreagiert hatte, ob ich besser anders auf diese Frage hätte eingehen sollen,, als ich es getan hatte. Seine Worte, mit denen er mir erst vor einigen Tagen zu verstehen gegeben hatte, daß er mich nicht liebte, waren wieder zur Stelle und wiederholten sich ständig in meinem Kopf, immer wieder und wieder. Dadurch spürte ich nur noch diese Traurigkeit in mir, abermals weggestoßen worden zu sein. Es lag wohl einzig und alleine an der Tatsache, daß ich ihn nicht besser kannte, als ich ihn hätte kennen sollen, um erkennen zu können, was sich hinter dieser Frage verbarg.


    Seine Hand hörte auf, mich weiter zu streicheln. Gespannt sah ich ihn mit ernstdreinblickenden Augen an, was er nun tun würde, in welcher Form er meine Antwort erwiderte. Dabei erkannte ich, wie er sich veränderte. Mir war, als wäre ihm etwas verloren gegangen, was mir wiederum ein schlechtes Gewissen bereitete. Schnell wollte ich noch etwas einwerfen, aber dazu kam es nicht mehr. Denn schon bedachte er mich wieder mit Küssen und Streicheleinheiten, doch diesmal war er weniger zärtlich. Forsch zog er mich näher zu sich heran, so daß ich nur mit Erstaunen reagieren konnte. Seine Hand erreichte schon nach kürzester Zeit ihr Ziel und was sie tat, ließ mich in regelmäßigen Abständen erzittern und nahm mir so jede etwaige Möglichkeit, einen Einwand vorzubringen.
    Auch wenn mir dies nun alles fast schon zu schnell vorkam, versuchte ich ihm mit meinem Becken entgegenzukommen. Je länger er dies tat umso mehr dürstete ich der endgültigen Vereinigung entgegen. Ob er dazu im Augenblick fähig war, fiel mir nicht auf, denn ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt.

  • Celerina erhob keine Einwände gegen die doch etwas rabiate Behandlung. Ich tat ihr nicht weh, doch ich hatte Gefallen daran, etwas fester zuzupacken. Erneut wurden die Fragen in meinem Kopf leiser, bis sie bald verstummt waren. Celerinas Sehnen war deutlich genug, um mich dazu anzustacheln, ihm nachzukommen. Bald nahm ich die Hand fort und rollte mich in Position, um das zu tun, was mir vielleicht einen Erben bescheren würde. Meine Hände suchten Celerinas Handgelenke, hielten sie mal fest, ließen sie dann wieder los, um ihren Kopf zu halten, wenn ich sie küsste, um sie dann wieder einzufangen. Ich steigerte mich erneut in die Leidenschaft hinein, intensiv und nachdrücklich, um dieses Mal keinen Zweifel aufkommen zu lassen, wem Celerina diesbezüglich gehörte. Ich verausgabte mich. Hielt inne und nahm Rücksicht, auch wenn es mir schwer fiel.


    Schließlich rollte ich mich zur Seite, heftig atmend und einen Unterarm zur Kühlung an die Stirn gelegt. Ich starrte an die Decke. Mir war - gelinde gesagt - warm, und gleichzeitg fragte ich mich, ob ich Celerina mit dieser Aktion einen weiteren Grund gegeben hatte, sich einerseits weniger unglücklich zu fühlen und andererseits keine Ausschau mehr nach Kurzweil bei potentiellen Gegnern zu suchen. Gegnern, was die Sache mit dem Nachwuchs betraf. Um noch einen obendrauf zu setzen, zog ich sie dann an meine Seite, den Arm um sie gelegt, damit sie sich an meine Brust betten konnte, wenn ihr danach war.

  • Was sollte ich Einwände erheben, ich hatte ihn doch dazu aufgefordert, ganz er selbst zu sein! Das war er dann auch und ich hielt ihn nicht auf. Ich verzehrte mich danach, ihn endlich zu spüren. Und er gab mir, wonach ich gehungert hatte. Derb und rabiat ging er dabei vor, hielt meine Handgelenke dabei fest. Doch dazwischen küsste er mich auch immer wieder. Seine Küsse waren aber alles andere als sanft und zärtlich. Sie waren energisch und enthemmt.
    Diesmal sträubte ich mich nicht dagegen. Ich ließ alles mit mir geschehen, denn es steigerte mein Verlangen noch mehr. Es war mir kaum möglich mich zu rühren und selbst dann, als ich dem Höhepunkt näher kam und ich so gerne meine Finger in seinem Haar vergraben hätte, hatte ich das Nachsehen. Nur mit meine Schenkel klammerten sich um seinen Leib. Mein Atem ging schneller und steigerte sich in ein wildes keuchen, bis es endlich erreicht war und der süße Rausch in die Unerträglichkeit über ging.


    Dann gab er mich frei und blieb neben mir liegen. Meine Haut war feucht geworden, Perlen von Schweiß standen auf meiner Stirn. Bald atmete ich wieder normal und sah zu ihm hinüber. In diesem Augenblick fühlte ich so etwas wie Glück. Wenn Iuno uns nun noch gewogen sein sollte und uns mit einem Kind segnen würde, dann wäre mein Glück vollkommen gewesen.
    Meine Hand suchte die seine, denn nun war ich endlich sein geworden und er mein.

  • Dass ich trotz der Bemühungen, Rücksicht zu nehmen und auf Celerina einzugehen, noch derb und grob auf sie gewirkt hatte, entging mir vollkommen. Ich lag nur dort und konzentrierte mich auf die Zimmerdecke. Draußen sangen die Vögel ihr frühes Lied. Obgleich ich sonst nicht viel frühstückte, wenn überhaupt, verspürte ich nun dennoch Hunger. Eben wollte ich den Vorschlag machen, nach etwas zu essen schicken zu lassen, als Celerina ihre Finger mit meinen verflocht. Beklommenheit stieg mir augenblicklich den besagten Arm hinauf bis hinauf in den Hals, wo sie einen unschluckbaren Knoten bildete. Nach außen hin hatte sich nichts verändert. Es war nur... Ich fühlte mich...gefangen. Auf eine seltsame und unerklärliche Art und Weise. Ich hatte das Gefühl, dass sie damit eine Art Besitzanspruch geltend machte.


    Celerina sah mich an, ich lächelte kurz und verschwitzt zurück. Ein Erbe war das letzte, woran ich in dieser Situation gerade dachte. Woran ich dachte, fand sich nicht in diesem Haus. Nicht mehr. Ich hatte ihn schwer bestrafen lassen und seine Reste nach Sardinien verbannt, wo er bei der niedrigsten Arbeit auf der Olivenplantage elendig verrecken sollte. Kurz kniff ich die Augen zusammen, verstärkte den Druck meiner Hand, die mit ihrer verbunden war. Wenn es das war, was sie mir erhalten würde, damit ich sicher gehen konnte, dass sie mein Kind trug und nicht das eines anderen, so würde ich zu diesem Spiel eine gute Miene machen und mich fügen.


    Ich drehte mich auf die Seite und hob die freie Hand, um Celerina eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. "Hunger?" fragte ich sie und gab mir große Mühe, dabei fürsorglich zu klingen. Ich lächelte sogar, und hätte mir wohl selbst Glauben geschenkt.

  • Marcus´ Lächeln erwiderte ich. Ich hatte allen Grund dazu. Jetzt an meinen Liebhaber zu denken, der sich ja immer noch unter einem Dach mit mir befand, wäre das letzte gewesen, woran ich hätte denken können und es kam mir auch gar nicht in den Sinn. Noch weniger verschwendete ich einen Gedanken an den armen Parther, der teuer dafür bezahlt hatte, für meine Laune. Nein, ich dachte an nichts, was diesen Augenblick auch nur ansatzweise stören konnte. Ich war zufrieden mit mir und auch mit ihm, denn er hatte sich mir heute offenbart, so glaubte ich jedenfalls. Daß ich immer noch nicht Marcus´ wahre Gesicht zu sehen bekommen hatte, wußte ich bis dahin noch nicht.


    Als er sich mir zuwandte und mir eine Haarsträhne fort strich, konnte meinen zufriedenen Ausdruck auf meinem Gesicht erkennen. Es bedurfte dazu keiner Worte mehr. Nur seine Frage beantwortete ich. "Oh ja, sehr!", meinte ich lächelnd. Nun war ich regelrecht ausgehungert. Nicht weil ich mich etwa verausgabt hatte, ich hatte auch einiges nachzuholen. Die Tage vor diesem Morgen, hatte ich kaum bis gar nichts gegessen. Und wenn ich gegessen hatte, dann nur widerwillig. Meine Antwort krönte ich schließlich mit einem Kuß auf seinen Mund.

  • Celerinas Gesicht war entspannt, wie ihre ganze Haltung. Zufriedenheit sickerte aus jeder Pore ihres Körpers und machte es mir unmöglich, sie nicht zu bemerken. War es schäbig, dass dieses Gefühl bei mir nur von kurzer Dauer gewesen war und sich nun auf die rein körperliche Ebene beschränkte? Denn was das betraf, war ich zufrieden. Zufrieden und ermattet. Celerina küsste mich, und ich erwiderte den Kuss, hielt ihn jedoch nicht lange aufrecht, bevor ich mich von ihr trennte. "Dann werde ich dafür sorgen, dass sich das ändert", gab ich zur Antwort und lächelte schief.


    Nachdem ich mir die tunica übergezogen hatte, ging ich kurz Tür und rief nach einem Sklaven. Es war Arsinoe, die auf meinen Ruf hin kam, und ihr trug ich auf, eine gute Mischung Frühstücksleckereien herzubringen und sich damit zu beeilen. Im Anschluss schloss ich die Tür und ging hin zu dem kleinen Rundtisch hinüber, um mir einen Becher Wasser einzuschenken. Ich hielt ihn in der Hand und trank hin und wieder in kleinen Schlucken, während ich zu Celerina sah, die in meinem Bett lag und sich ganz wohl zu fühlen schien. Ich lehnte rückseitig am Tisch und hatte die Arme verschränkt, hielt mit der Rechten den Becher. Celerina war sicherlich eine hübsche Frau. Sie gab sich Mühe. Sie war kein naives Dummerchen. Jeder andere wäre bestimmt glücklich mit ihr geworden. Ich versuchte sie, mit diesen Augen zu sehen. Ich versuchte es wirklich.

  • Was hätte diesen Morgen noch übertreffen können? Es war, als hätte mir jemand wieder das Stück Selbstsicherheit zurückgegeben, welches ich schon verloren geglaubt hatte. Die Sicherheit, ihn endlich nach so vielen Anlaufschwierigkeiten für mich gewonnen zu haben. Ein wenig fühlte ich mich an die unbeschwerten Tage in Puteoli zurückerinnert, die solange unbeschwert gewesen waren, bis wir die Sybille aufgesucht hatten. An diese Tage wollte ich nun anknüpfen, damit es von nun an immer so sein konnte.
    Meine Augen folgten ihm , als er sich von mir entfernte, sich seine Tunika überzog, zur Tür ging und nach einem Sklaven rief. Noch lag ich ganz entspannt und entblößt auf dem Bett und genoß den Augenblick, auch wenn nun gleich ein Tross Sklaven hereinplatzen sollte, um das Frühstück zu servieren, es würde mich nicht stören. Sollten sie mich nur so sehen, dann bestünde auch in der Sklavenschaft kein Zweifel mehr daran, daß diese Ehe kein Schein mehr war.
    Von draußen drang das Zwitschern der Vögel in das Zimmer. Es ließ darauf schließen, daß aus diesem Tag noch etwas werden konnte, wenn man sich ihm nicht völlig entzog. Und das wollte ich nun auch nicht mehr länger. So wie ich mich nach Liebe und Zärtlichkeit gesehnt hatte, so verzehrte ich mich nun nach dem Licht und der Wärme der Sonne.
    "Laß uns später nach draußen gehen, in den Garten, ja?", meinte ich spontan, während er angelehnt an einen Tisch stand und zu mir herüber sah. Denn die gemeinsame Liebe zu den Pflanzen war es, die uns einmal zusammen geführt hatte.

  • Hätte ich von ihren Gedanken auch nur etwas im Ansatz geahnt, vielleicht hätte ich mich intensiver gezwungen, der zu sein, der ich nicht war. Ich wusste nicht, warum ich ausgerechnet in diesem Moment daran zurückdenken musste, wie es in dem kleinen Theater außerhalb Roms gewesen war, das maßgeblich für ihre Einwilligung in eine Ehe mit mir verantwortlich gewesen war. Vielleicht, weil es den Anfang darstellte und dies hier eine Art Bogen dorthin zurück schlug. Vermutlich aber auch, weil es mir einfach in den Sinn gekommen war, ohne Hintergedanken, einfach so.


    Ich trank den Becher aus und stellte ihn mit einem leisen Klacken auf den Tisch. Das Frühstück würde wohl noch einen Moment brauchen. Celerinas Vorschlag kam zwar unerwartet, traf angesichts des lockenden guten Wetters auf sehr viel Zustimmung. Ich wandte den Kopf zu den noch verschlossenen Vorhängen, ging die wenigen Schritte und riss sie kurzerhand auf. Sonne durchflutete nun den Raum, tauchte den Boden in weiches Honiglicht und zeichnete ein Schattenmuster auf Celerinas helle Haut. Meine Laune stieg beim Anblick der Sonne und des Stückchen Gartens, das ich von hier aus einsehen konnte. Ich wandte mich zu ihr um, ein Lächeln auf dem Gesicht. "Ja", sagte ich schlicht und betrachtete sie einen kurzen Moment. "Möchtest du etwas trinken?" Etwas Besseres fiel mir im Augenblick nicht ein. Celerina lag immer noch dort. Ich haderte kurz mit mir, dann nahm ich den Krug und einen Becher vom Tisch, ging zu ihr hin und setzte mich auf den Rand des Bettes, neben sie. Krug und Becher stellte ich auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, ihr von Septimas Vorstoß zu erzählen. Doch das hätte wohl ohnehin nichts gebracht, und vielleicht hätten wir damit auch jenes Gesprächsthema angeschnitten, welches ich um alles in der Welt unerwähnt lassen wollte.

  • Das nun einbrechende Licht, nachdem Marcus die Vorhänge geöffnet hatte, blendete mich kurz, bis meine Augen sich daran gewöhnt hatten. Das Sonnenlicht verstärkte nur noch meinen Wunsch, nach dem Frühstück hinaus zu gehen. Ich war gespannt darauf, was die Gärtner schon alles zustande gebracht hatten in den letzten Tagen. Vor allem aber interessierte es mich, wie gut die Orchideen, oder das was nach der parthischen Attacke darauf übrig geblieben war. Alleine dafür hatte der Parther seine Bestrafung verdient!
    Meine Freude wuchs noch, als er auf meine Bitte, mich in den Garten zu begleiten, mit ja antwortete.
    "Fein!", jauchzte ich. "Oh, ja einen Schluck, bitte!" Am liebsten wäre ich vor Freude aufgesprungen und hätte ihn umarmt. Doch das mußte ich gar nicht, denn er kam zu mir ans Bett und brachte mir den Becher. Wie seltsam, wie nahe man sich plötzlich sein konnte, wenn man das, was einem trennte gänzlich aus seinem Gedächtnis verbannte. Kurz war ich daran erinnert, was Septima mir gestern bei ihrem Besuch gesagt hatte. Ich sehe nur, dass es dir nicht gut geht und deinem Ehemann ebenfalls nicht. Sie hätte uns jetzt sehen sollen, dann hätte sie anders geredet, dachte ich etwas spöttisch. Doch natürlich ging unser Problem tiefer, als nur der oberflächliche Schein es glauben machen wollte. Wir arbeiteten aber daran, damit es bald nur noch ein kleines Problem war und vielleicht mit etwas Glück gar keines mehr war.
    "Septima sagte mir, dir sei es in all den Tagen nicht gut gegangen." Ich war mir nicht sicher, ob es klug gewesen war, damit anzufangen. Vielleicht aber half es ihm, darüber zu reden.

  • Celerinas Enthusiasmus, hinauszugehen, war für mich nachvollziehbar. Spätestens als ich die Sonne eingelassen hatte, war auch mein Bedürfnis nach einer Besichtigung sprunghaft angestiegen. Wenn es sie glücklich machte, würde ich auch mit ihr gemeinsam in den Garten gehen. Vorerst allerdings saß ich neben Celerina auf dem Bett und sah ihr kurz beim Trinken zu. Ihr plötzliche Frage irritierte mich, doch was mich noch mehr irritierte, war Septimas Versuch, sich in Dinge einzumischen, die sie nach meinem Empfinden nichts angingen. Mein Gesicht verfinsterte sich kurz. Natürlich hatte sie Celerina davon erzählt. Es war nur gut gewesen, dass ich geschwiegen hatte. Ein wenig grimmig lächelte ich knapp, dann verbannte ich jeglichen negativen Ausdruck von meinem Gesicht. Zurück blieb eine gewissen Unnahbarkeit, dadurch hervorgerufen. "Septima hat mich während der letzten zwei Wochen kaum zu Gesicht bekommen. Ich weiß nicht, worauf sie ihre Vermutung stützt", erklärte ich Celerina. Dass ich damit haarscharf an einer Lüge vorbeischlitterte, machte mir in diesem Moment herzlich wenig aus. Es war besser, als sich damit zu befassen, was sie sonst noch alles vermutet hatte. Dennoch legte ich den Kopf schief und sah meine Frau fragend an. Angriff galt als die beste Verteidigung. "Warum fragst du? Was hat sie dir denn erzählt?"

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