Ein Lauf am Abend

  • Der Tag war alles andere als langweilig gewesen. Die Übung auf dem Exerzierplatz hatte meine Beine schwer gemacht. Dennoch konnte ich nicht einfach so zu ruhe kommen. Das Herz pochte noch immer und das Adrinalin war noch so stark vorhanden das ich nicht ruhen konnte. So machte ich einen kleinen Spaziergang und versuchte ein wenig meinen Puls zu senken. Der erste Tag war nun mehr vorbei und der erste Schritt auf einer langen Treppe die sie sich noch weit ziehen würde war ebenfalls geschehen. Gut so solle es dann wohl sein. Meine Zeit würde kommen. Ich konnte es kaum erwarten ein Schiff zu steuern. Dennoch ging mir eins durch den Kopf. In meinem Leben hatte ich schon viele Menschen getroffen. Seit dem ich in Rom gewesen war sogar noch mehr und dennoch hatte ich bei keinem ein Gefühl der Verrtrautheit gehabt. Dieser Evander war doch etwas mysteriös. Nun gut aber es war vielleicht auch dieser Ort der meine Sinne etwas trübte und berauschte. Seit dem ich hier war spürte ich nur diese Stärke und diesen Stolz der in der Luft lag. Wie viele Männer wohl im Laufe der Jahre hier gewesen waren. Wie viele ihr Leben wohl für Rom gelassen hatten. Wieviele wohl auf hoher See ihr Ende gefunden hatte. Dennoch gab es immer Männer die verrückt genug waren sich hier zu Melden. Männer wie ich. Die Probati die mit mir galaufen waren heute, schienen alle anders zu sein als ich. Sie waren so Naiv in ihrer Art und in ihren Blicken. Ihr Wille war gewiss noch nicht so auf die Probe gestellt wie der Meinige im Laufe meiner Reisen und dennoch hatte ich hier viel zu lernen. Erst wenn ich mit mir selbst im Einklang war wäre ich in der Lage gewesen meinen Platz in der Classis zu finden und sogar noch weiter meinen Platz in Rom zu finden. Nun gut dachte ich mir und lief weiter in meine Gedanken vertieft.

  • Azizos hatte sich entschieden, diesen Abend einmal nicht in den Thermen zu verbringen. Dort blieb es einfach nicht aus, dass man mit anderen redete, Azizos aber wollte einmal ungestört seinen Gedanken nachhängen.


    Nur in einer Tunika, ohne Rüstung, streifte er deshalb über die Wege des Flottenstützpunkts und ließ alles in sich aufsteigen, was er an den vergangenen Tagen erlebt hatte. Er war gemustert worden, ausgerüstet, vereidigt, hatte einen festen Schlafplatz in seiner Baracke und einen bestimmten Stand in seinem Contubernium. Er hatte viel gelernt, konnte jetzt exerzieren, hatte im Staub gelegen und seine Blessuren gepflegt. Jetzt sah er auf in den blauen Himmel, den die untergehende Sonne beleuchtete. Er sah den Abendstern und dachte an seine Heimat, einen Garten in der Wüste.


    Wie er so ging und seinen Gedanken freien Lauf ließ, fiel ihm ein Kamerad auf, der trotz der fortgeschrittenen Stunde ebenfalls noch unterwegs war. Azizos hatte den Eindruck, dass es diesem Kameraden in diesem Augenblick vielleicht ähnlich gehen mochte wie ihm selbst, dass auch er seinen Gedanken nachhing und nachsann darüber, wozu er hier war und was seine Pläne waren. Doch Azizos war sich in solchen zwischenmenschlichen Dingen niemals so ganz sicher. Umso aufmerksamer blickte er den Kameraden an, als dieser an ihm vorbeizog, und sagte schließlich zu ihm: "Salve! Da treffen sich hier ja zwei, die allein sein wollen." Er wollte den Kameraden auch wirklich nicht stören, aber schließlich konnten es ja auch die Götter selbst gewesen sein, welche die beiden Probati an diesem Abend hier zusammenführten

  • Aus meinen Gedanken gerissen blickte ich den Mann an der vor mir stand. Ich war überrascht. Es kam mir so vor als würde er ebenfalls ein wenig Ruhe suchen um seine Gedanken zu sortieren und das pulsierende Leben das an diesem Ort war konnte nun wirklich nicht den Geist zur ruhe kommen lassen. Ich dachte zurück an den ersten tag an dem ich einen Fuß in Rom gesetzt hatte und wieviel Leben in diesem Ort durch die Stadt geflossen war. Es war mir so schwer gefallen an diesem Ort nachzu denken. Jetzt wo ich darüber nach dachte war dies die erste Nacht seit dem ich Germanien verlassen hatte in der ich klar denken konnte und mich besinnen konnte auf die Dinge die mich noch beschäfftigten. Womöglich ging es dem Mann der vor mir stand genau so.


    "Salve womöglich hast du recht. Doch allein ist man nie wirklich nicht?"


    Gespannt auf seine Reaktion blickte ich ihm in die Augen und wartete auf seine Antwort.

  • Azizos war sich gar nicht sicher, ob er recht daran getan hatte, den Kameraden anzusprechen. Dieser hatte sich ihm zwar zugewandt und ihn auch angesprochen, doch entging dem Syrer nicht, dass er seinen Kameraden tatsächlich - wie befürchtet - aus seinen Gedanken gerissen hatte, denn dieser antwortete Azizos wie geistesabwesend und stellte am Ende eine Frage, von der Azizos nicht so ganz wusste, ob sie ernst gemeint war oder nur rhetorisch, und zwar als ein Mittel, um sich so schnell wie möglich wieder von Azizos zu entfernen.


    Auf der anderen Seite sah Azizos aber auch, dass sein Kamerad auch nicht einfach weiterging, sondern stehenblieb und ihn anschaute. Daher entschloss er sich, die Frage seines Kameraden als ernstgemeint aufzufassen und sie zu beantworten: "Du hast ganz richtig gesprochen. Wer allein sein will, sollte wohl nicht zur Armee gehen, sondern eher Philosoph werden." Wobei sein Gegenüber mit seinem vielen Nachdenken fast auch ein bisschen wie ein solcher wirkte.

  • Bei dieser Antwort sah ich in seinen Augen eine gewisse Ehrlichkeit die meine Voreingenommenheit zerstreute. Mit dieser Bemerkung brachte mich mein Gegenüber zum lachen. Ja ein Philosoph. So fühlte ich mich auch offt. Vor allem dann wenn ich allein durch die Nacht streifte und versuchte den Zusammenhang in der Ewigen weite des Universums zu finden. Allein das schien mir doch ziemlich trostlos somit hätte ich ja eigentlich ganz froh zu sein über diesen Kameraden der mir über den Weg lief.


    "Ja das ist wohl war. Aber Philosoph möchte ich keiner sein wenn ein Soldat vor mir steht und mich mit einem Schwert bedroht und alles was mir bleibt um mich zu Verteidigen ist meine Feder."


    Ich lächelte bei dieser Bemerkung. Und streckte meine Hand in seine Richtung.


    "Mein Name ist Echion."

  • "Ich bin Azizos", stellte der syrische Probatus sich vor und drückte die Hand, die Echion ihm entgegenstreckte. Er war erfreut darüber, dass sein neuer Kamerad sich doch hatte durchringen können, eine Weile mit ihm, Azizos, zu verbringen. Ihm dabei zu nahe treten und ihn seinen Überlegungen entfremden würde Azizos dabei ganz gewiss nicht, war er doch sowieso ein eher distanzierter Typ. Er hoffte vielmehr, an Echions Gedanken teilhaben und auch seine eigenen Gedanken mit ihm teilen zu dürfen.


    "Manche Philosophen sind allerdings auch dann wohl noch fein raus, wenn tatsächlich mal ein Soldat vor ihnen stehen und sie mit dem Schwert bedrohen sollte. Gibt es nicht diese griechische Philosophenschule, die lehrt, sich dermaßen abzutöten, dass man auch in einer solch aussichtslosen Situation noch die vollkommene Seelenruhe bewahren kann?" Azizos meinte natürlich die philosophische Richtung der Stoa, kam aber auf den Namen nicht, weil seine Kenntnisse in solcher Gelehrsamkeit doch sehr beschränkt waren. Ihm kamen dazu stattdessen noch andere Gedanken, doch bevor er diese äußerte, wollte er erst hören, was sein neuer Kamerad dazu zu sagen hatte.

  • "Ja diese Philosophen brauchen diese Ruhe in der Seele auch denn sie sind so gesehen Menschen die in ihrer Ruhelosigkeit versuchen das Universum zu verstehen und vor allem die Dinge die Ewigkeit nahe sind zu begreifen. Da braucht man schon eine gewisse Gedult."


    Ich konnte mir ein kleines lächeln nicht verbergen. Mein gegenüber schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein was mir gefiel denn ich hatte interesse an einer Konversation. Allerdings stellte ich mir immer noch die Frage was ihn wohl dazu gebracht hatte genau wie ich Nachts umher zu streifen.


    "Aus Syrien sagst du? Was führt dich den ganzen Weg nach Rom?"

  • Azizos hatte nun nicht wenige Schwierigkeiten, den Gedankengängen Echions über die Philosophen und die Ewigkeit zu folgen. So war er froh darüber, dass Echion ihm schließlich eine konkrete Frage stellte. Diese suchte er allerdings so zu beantworten, dass er noch einen Gedanken über die Philosophen, der ihm eben gekommen war, damit verknüpfen konnte: "Sagen wir mal so: Ich möchte etwas dafür tun, dass es erst gar nicht so weit kommt, dass ein Soldat mit gezogenem Schwert einen Philosophen bedroht. Ich möchte also als Soldat für die Sicherheit des Reiches und seiner Bewohner sorgen. Ja, und dabei will ich auch das römische Bürgerrecht erwerben."


    Wobei das soldatische Leben die Liebe zur Weisheit ja auch nicht unbedingt ausschloss; dafür waren er und Echion ja ein beredtes Beispiel zu dieser späten Stunde.

  • "Dies ist ein edler Gedanke. Es schade das es nicht mehr Männer gibt die immer noch edlen Gedanken folgen." Ich musste lächeln denn mir waren auf meiner Reise schon zuviele korrupte Menschen untergekommen. Männer dennen du nur in die Augen zu blicken brauchtest um menschlichen Abgründe zu sehen wie Gier, Neid, Hass und Unehrlichkeit. Davon spiegelte sich nichts in den Augen Azizos.


    "Das römische Bürgerrecht sagst du? Ja dies ist ein Ziel von dem jeder in der bekannten Welt träumt. Aber was ist dein Grund dafür dies anzustreben?"


    Es war mir bekannt warum viele Männer hier her kamen und versuchten das Bürgerrecht zu erhalten. Entweder sie wollten Rum erlangen oder geachten werden. Manchen gefiel der Gedanke in der ziviliersten Welt Roms zu leben oder sie wollten diese Welt ausnutzen um selbst ihren eigenen Profit daraus zu ziehen. Ich selbst war auch nur hier weil ich auf der Suche nach mir selbst war. Der Tatendrang meine Vergangenheit zu finden war mir so wichtig das ich Germanien verlassen hatte. Wäre da nicht diese leere in mir die nach einer Antwort verlangt wäre ich nie nach Rom aufgebrochen. So viele Menschen die Alle nach dem Anderen sein Wohl trachten. Die Reichen die noch reicher werden wollen. Die Armen die vom Reichtum träumen und doch vergessen die Meisten von ihnen was sie haben. Dies war einer dieser Augeblicke in dennen ich mir wünschte ich könnte alles ändern. Die Menschen, die Denkweise, die Werte und doch fiel ich am Ende eines jeden solchen Augenblickes wieder in die Realität der Schwäche der Sterblichkeit zurück. Dennoch gab es in diesem Augeblick trost bzw. Hoffnung. Denn ich fand Trost im Gedanken das Azizos keine solchen menschlichen Abgründe in sich trug und Hoffnung darin das sein Grund das römische Bürgerrecht zu erlangen genau so Ehrendvoll und Edel war wie der Grund weshalb er Soldat werden wollte.

  • Azizos hatte Echion aufmerksam zugehört und ließ seine Worte eine Weile in sich nachklingen. Sie hatten etwas in ihm angerührt, worüber er sich noch gar keine großen Gedanken gemacht hatte und was er darum auch nur schwer in Worte fassen konnte.


    "Hm, ich danke dir für deine Worte, Echion. Aber 'edel'? Ich weiß nicht. Ich habe meinem Vater auf seinem Sterbebett versprochen, mich um das römische Bürgerrecht zu bemühen, das ist auch schon alles. Meine Familie lebt im römischen Imperium in gesicherten Verhältnissen, und wenn ich das Bürgerrecht habe, kann ich noch besser darin mitarbeiten."


    Wieder horchte der Syrer einen Moment lang in sich hinein. Dann fügte er hinzu: "Und außerdem ist es doch auch sehr motivierend, bei einer so großen Sache mitarbeiten zu können wie in diesem riesigen Imperium." Da er merkte, wie unvollkommen er sich ausgedrückt hatte, verstummte er nach diesem Satz.

  • Ja meine Hoffnungen waren nicht vergebens. Seine Absichten waren alles andere als falsch. Im Gegenteil ich fand sie sehr Edelmütig. Dies rührte in mir eine sentimentale Ader an. Ich hätte nicht gedacht das in diesem von Gier zerfallenem Imperium noch jemand mit reiner Seele durch Straßen streift und einfach Versucht alles besser zu machen.


    "Wohl war. Du hast recht. Es ist ein erhebendes Gefühl bei etwas so großem mitwirken zu können. Es freut mich wirklich sehr deine Bekantschaft zu machen."


    Ich dacht nach und wollte ihm zu nahe tretten deswegen versuchte ich in meiner Wortwahl sehr gewählt zu sein.


    "Nun ich denke dein Vater wäre stolz zu sehen was für ein ausgezeichneter Kämpfer du bist."


    Ich hoffte ich war ihm mit dieser Wortwahl nicht zu nahe getretten. Deswegen erstummte ich nach diesem Satz und wartete auf seine Reaktion.

  • Azizos fühlte sich fast ein bisschen ertappt, als er Echion in denjenigen passenden Worten über das erhebende Gefühl bei der Mitarbeit an einer großen Sache reden hörte, die er selber vergebens gesucht hatte. Dieses Gefühl des Ertappt-Seins war ihm aber keineswegs unangenehm; der syrische Probatus hatte schnell bemerkt, dass er mit Echion intellektuell nicht unbedingt mithalten konnte, doch es war ihm sehr sympathisch, dass sein Gegenüber ihn dies nicht spüren ließ.


    So konnte Azizos über dieses Ertappt-Sein fast ein bisschen lächeln, und dieses Lächeln verbreiterte sich zu einem echten Lachen, als Echion nun noch anmerkte, dass Azizos' Vater sicherlich sehr stolz auf seinen Sohn wäre, weil dieser - also Azizos - doch so ein guter Kämpfer sei: "Ach Echion! Ich glaube, jetzt übertreibst du ein bisschen! Ein guter Kämpfer bin ich jetzt ganz bestimmt noch nicht, sondern ich muss wie jeder andere Probatus hier alles von der Pike auf lernen. Warte doch erst mal ab, bis du mir auf dem Exerzierplatz zum ersten Mal Keile angedeihen lässt!" Wenn Echion auch nur ein halb so guter Kämpfer wie Denker war, dann - das wusste Azizos - würde er sich da auf einiges gefasst machen können. "Allerdings, ich möchte natürlich ein guter Kämpfer werden, darum bin ich ja hier. - Was führt dich eigentlich hierher nach Misenum, wenn ich fragen darf?"


    Auch Azizos wollte seinem Gegenüber auf keinen Fall zu nahe treten, hoffte aber, dass das bisherige Gespräch das Eis doch schon ein bisschen gebrochen hätte. Was ihn, Azizos, anging, jedenfalls war es so.

  • Erleichtert über die Reaktion von Azizos dachte ich über die Frage Azizos nach. Ja was machte ich in Misenum? Nun ich hatte mich entschlossen das römische Reich auf zu suchen um hier meine Vergangenheit zu finden doch ich wusste um ehrlich zu sein nicht wie ich das Azizos sagen sollte.


    "Nun .......... sagen wir es so es gibt viele Dinge in meiner Vergangenheit die mir einfach Fragen aufwerfen. Doch in Germanien konnte ich diese Fragen nicht beantwortet bekommen. So bin ich nun nach Rom gekommen auf der Suche nach Antworten doch bis jetzt hab ich nichts gefunden. Da ich meine Möglichkeiten erweitern wollte versuche ich das römische Bürgerrecht zu erlangen. Ausserdem liebe ich die See und ihre Launen genau so wie die Natur an sich. Ich kann klar denken wenn ich auf hoher See bin oder in einem Walt."


    Ich hoffte das ich nicht einen opportunistischen Eindruck auf Azizos machte denn es war gewiss so nicht. Denn ich meine jeder andere hätte in meiner Situation so gehandelt. Ich spürte das ein Teil von mir da Draußen war und mich zu sich rief und dennoch waren mir die Hände gebunden durch Tatsache das ich kein Bürgerrecht hatte. Somit musste ich ob nun gezwungen oder nicht mir das Bürgerrecht aneignen um meine Vergangenheit zu finden. Ich hoffte auch ich würde sie finden denn mit jedem Tag der verstrich fühlte ich mich der Wahrheit etwas weiter weg.

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