[Officium] Tribunus Marcus Decimus Mattiacus

  • Mattiacus richtete sich sein neues Officium ein. Er hatte eine ganze Anzahl an Unterlagen, Büchern, Rechnungen und sonstigen Papierkram in ein Regal geordnet. Auf seinem Schreibtisch türmten sich aber schon wieder neue Schreibtafeln, die die ihm zugeteilten scribae hereingebracht hatten und die nun auf ihre Bearbeitung warteten.


    "Ist ja alles wie immer, nur dass ich diesmal eine Rüstung trage." dachte sich Mattiacus.


    Also setzte sich er sich an den Schreibtisch und fing an, eine Tafel nach der anderen abzuarbeiten.

  • Piso, der sich für die Kerkerinspektion fein herausgeputzt hatte, mit einer Toga bekleidet war und eine Wachstafel in der Hand hielt, in der ohne Zweifel ein Griffel schlummerte, bereit dazu, von Pisos flavischer Hand herausgenommen zu werden, um somit die Wachstafel zu beschriften, sowie er über die Kerker der cohortes urbanae Auskunft erfuhr, sowie seine Haare frisiert hatte, wiewohl er der Auffassung war, dass zerstrubbelten Haaren die einzig wahre Ästhetik inne wohnte, war es dem Menschen doch von Natur aus vorbestimmt, sich nicht mit Kämmen zu malträtieren, klopfte, nachdem er von den selben Wachen, die ihn noch am Tor gefragt hatten, ob er einen Termin habe, ihn jedoch trotzdem durchgelassen hatten, hierhergeleitet worden war, und nachdem ihm auch die Türe gezeigt wurde, an der der Name des Decimus groß stand, obwohl Piso sich nicht daran erinnern konnte, seinen Namen im Kontext des Cursus Honorum je gehört zu haben, obwohl der Name Mattiacus ihm von der Zeit in der Kanzlei, an die er sich noch immer gerne zurückerinnerte, noch ein Begriff war, sowie von damals, als er sein juristisches Diploma abgelegt hatte, obwohl er leider in dieser Zeit noch keine aufsehenerregende Fälle argumentiert hatte, wiewohl er durch seine künstlerischen Aktivitäten mittlerweile genug Bekanntheitsgrad haben sollte, und auch nachdem er seine Hand erhoben hatte, durchaus kraftvoll und auch recht gut vernehmbar an. :D

  • Und Piso trat ein, ganz so wie vom Decimus angewiesen.
    Das Officium, dies fiel ihm sofort auf, hatte wenig soldatisches an sich. Fast fühlte er sich an seine Zeit in der Kanzlei zurück erinnert. Fast schon dachte er, gleich einmal würde Numerius Urbicus, oder Senilis, oder Acidinus um die Ecke biegen. Doch es war nicht so. Immerhin erinnerte ihn eines an die Kanzlei – der Decimus, der hier saß. Piso erkannte ihn wieder, nicht nur war er in der Schola Atheniensis gewesen, nein, er war auch Procurator a cognitibus in der Kanzlei gewesen.
    “Ah, salve, Proc... ich meine, Tribunus Decimus! Kannst du dich noch an mich erinnern? Ich bin Flavius Piso, einst Primicerius a libellis, nun Tresvir Capitalis. Habe einst meinen Cursus Iuris bei dir gemacht. Unglaublich, so läuft man sich immer wieder über den Weg.“ Er grinste und fächerte sich mit seiner Wachstafel etwas Luft zu.
    “Also, um es kurz zu machen, ich bin hier, um die Kerker der cohortes urbanae zu inspizieren. Ich hoffe doch, das lässt sich einrichten?“

  • Mattiacus konnte sich dunkel an sein Gegenüber erinnern.


    "Sei mir gegrüßt, Flavius Piso. Ich kann mich noch an deine Studienzeit erinnern. Möchtest du etwas trinken?" fragte er seinen Gast.


    "Natürlich können wir die Kerker besuchen, ich muss aber zugeben, dass ich noch nicht so lange hier bin, dass ich mich schon gut auskenne. Du musst wissen, ich war vorher als Tribun in Germanien, bevor ich hierher versetzt wurde. Daher wird es auch mein erster Rundgang werden. Ich schätze mal, dass das übliche Gesindel dort hockt. Die Patrouillen bringen immer irgendwelche Strauchdiebe, Trunkenbolde und Schläger von ihrem nächtlichen Rundgang mit."

  • Pisos Grinsen wurde noch um einiges breiter. “Oh ja, das wäre geradezu wundervoll, danke!“, deklarierte er, als er sich niedersetzte, denn als Aufforderung zum Niedersetzen interpretierte er Marttiacus‘ Frage, ob er denn etwas trinken wollte. Der Decimus erinnerte sich offenbar an ihn. Ah ja, natürlich, Piso hatte schon auf jeden einen bleibenden Eindruck gemacht.
    “Es macht mir nichts aus, wenn die Kerkerinspektion langweilig wird. Im Gegenteil, über etwas Langeweile wäre ich ziemlich erfreut dieser Tage. Schließlich habe ich ziemlich viel um die Ohren in meiner Position als Tresvir Capitalis... ach ja. Du selber strebst wohl nun auch nach einer politischen Karriere, Decimus?“ Schließlich war der Gute ja jetzt senatorischer Tribun. Und eigentlich war Piso ziemlich froh, dass er an einen solchen gekommen war – sich mit Salinator herumschlagen hätte er unerträglich gefunden, obwohl er ihn bislang nicht einmal wirklich persönlich kannte, nur von der Weite.

  • Mattiacus goß zwei Becher mit gemischtem Wein ein und gab einen der Becher an Piso.


    "Sagen wir mal so: Mir war etwas langweilig und ich denke, im Senat kann man sich diese am besten vertreiben. Wenn du so willst strebe ich schon eine politische Karriere an. Aber andererseits war ich schon einmal da wo ich sein wollte als procurator in der Kanzlei. Bei uns Decimern liegt es aber quasi im Blut, in die Politik zu gehen und sich um die res publica zu kümmern. Und da mache ich jetzt gewissermaßen auch mit. Bei dir scheint es ja ganz ähnlich zu sein. Ihr Flavier seit ja schließlich nicht irgendeine Familie."

  • “Danke!“ Das war eigentlich gar nicht schlecht! Er hatte sich schon auf eine garstige Kerkerinspektion eingestellt, und nun wurde er bewirtet, und das nicht einmal schlecht. “Prosit!“ Er hob seinen Becher zu Mattiacus hin und hörte sich dann an, was dieser zu sagen hatte.
    “Ich bin eigentlich schon recht froh, muss ich sagen, darüber, dass ich nciht der einzige bin, der aus der Kanzlei in die Politik wechselt. Du kannst mir glauben, ich wurde über meine frühere Karriere gefragt im Senat – also sei gefasst! Wenn du kandidierst, wird man dich fragen, warum du eine für einen Politiker ungewöhnliche Karriere im Senat hinter dir hast.“ Er wiegte seinen Kopf effeminiert herum. “Was du über die Familien sagst, mag wohl stimmen. Es liegt im Blut. Wir sind die Nobilitas, und wo kämen wir hin, wenn Homines Novi den Senat überschwemmen würden.“ Er schüttelte den Kopf.

  • Mattiacus erhob ebenso seinen Becher.


    "Einige Homines novi sind ja ganz brauchbar. Cicero war einer von ihnen. Aber du hast recht. Der Senat ist ein Schlangennest, da muss man höllisch aufpassen."

  • Piso lachte leise. “Ach ja, Cicero. Wenn alle Homines Novi so brauchbar wären wie der Tullier...“ Er seufzte, vielleicht verstand der Decimer die Anspielung, wenn nicht, umso besser.
    “Ich freue mich aber trotzdem schon sehr auf die Zeit, die ich in ihm verbringen werde. Sag, Decimus!“ Ihm war plötzlich etwas eingefallen. “Kennst du... einen gewissen Titus Decimus Verus?“ Das war ja jetzt die Chance, um nachzufragen.

  • Mattiacus war der Name natürlich geläufig.


    "Aber ja, er gehört auch zur familia. Aber bitte frag jetzt nicht, in welchem Verwandtschaftsverhältnis wir stehen. Das weiß ich nämlich selber nicht ganz genau." scherzte Mattiacus.

  • Pisos Augen wurden um einiges größer. Mattiacus kannte also Verus! “Du weißt aber nicht zufalligerweise, wo er sich zur Zeit aufhält, oder, Decimus?“, fragte Piso, ein wenig angespannt und vor allem neugierig wirkend. Er vergaß sogar komplett, über den Scherz des jungen Tribuns zu lachen, so sehr war er gespannt auf die Antwort. Das könnte ja sogar aufschlusseicher sein als eine ganze Kerkerinspektion. Er nahm eienn großen Schluck vom Wein, als er seine Ohren spitzte.

  • Mattiacus nahm ebenso einen großen Schluck.


    "Beim besten Willen, das kann ich dir nicht sagen. Ich bin ja gerade erst aus Germania gekommen und hatte keine Gelegenheit, zur Casa Decima zu gehen. Warum willst du das wissen? Hat es mit deinem Amt zu tun?" wollte Mattiacus jetzt genauso neugierig wissen.

  • Ah, Mattiacus wusste es also auch nicht. Wenn der Flavier gewusst hätte, dass der Decimer ihm da nicht ganz die Wahrheit erzählte, wäre er wohl oder übel recht grantig geworden, aber so hatte er keinen Grund, Gegenteiliges anzunehmen. Die Frage des Mannes beantwortete Piso knapp.
    “Nein, nichts mit meinem Amt. Er ist ein alter Freund von mir, und ich hätte ihn gerne ausfindig gemacht. Nun denn, ich danke dir für diese Auskunft nichtsdestotrotz.“ Er leerte seinen Becher. “So. Ich würde jetzt eigentlich doch gerne die Kerkerinspektion noch machen...“, sprach der Patrizier wieder den Grund seines Kommens an, auch wenn er es in der guten Stube durchaus aushielt.

  • Der Soldat trat nach kurzem Anklopfen ein, salutierte, grüßte, stellte sich vor, ganz wie es die Dienstvorschrift wollte. "Da steht ein Sklave am Tor, der behauptet, einem Senator Aurelius Ursus zu gehören. Sein Herr hat ihn geschickt, um Dich zu holen, weil er einen Medicus braucht. Soll ich ihn fortschicken?"

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Ah, Mattiacus wusste es also auch nicht. Wenn der Flavier gewusst hätte, dass der Decimer ihm da nicht ganz die Wahrheit erzählte, wäre er wohl oder übel recht grantig geworden, aber so hatte er keinen Grund, Gegenteiliges anzunehmen. Die Frage des Mannes beantwortete Piso knapp.
    “Nein, nichts mit meinem Amt. Er ist ein alter Freund von mir, und ich hätte ihn gerne ausfindig gemacht. Nun denn, ich danke dir für diese Auskunft nichtsdestotrotz.“ Er leerte seinen Becher. “So. Ich würde jetzt eigentlich doch gerne die Kerkerinspektion noch machen...“, sprach der Patrizier wieder den Grund seines Kommens an, auch wenn er es in der guten Stube durchaus aushielt.


    "Tut mir wirklich leid, ich hätte ihn selber gerne mal wieder gesehen, alleine um mal endgütlig festzustellen, wie wir jetzt eigentlich verwandt sind." Mattiacus kippte den Rest Wein herunter.


    "Na gut, dann wollen wir mal los." sagte er dann und wies dem Flavier den Weg nach zum Carcer.

  • Mattiacus war über den Bericht einer Patroullie vertieft als es klopfte und der Soldat ihm Meldung machte. Er dacht kurz nach.


    "Mhm, nein, schick' ihn nicht weg. Ich werde persönlich hingehen." sagte er.

  • Nachdem die beiden wieder vom Rundgang zurückwaren, bot Mattiacus Piso erneut einen Sitz an und wies auf die Korbsessel.


    "Bitte setz dich. Möchtest du auch was trinken, zum Abschluss des gravierenden Rundgangs?" fragte er.

  • Piso war schon wieder froh, dass er aus den Kerkern hervorkommen konnte. Er hätte es dort nicht mehr länger ausgehalten. Wie gut, dass er sich nun an einem weitaus zivilisierteren Platz aufhielt als vorher! Irgendwie kam ihm jetzt sogar schon das Soldatenlager um vieles besser vor als vorher. Ja, wie gut es doch war, an der Oberfläche zu leben.
    Ihm wurde ein Platz, gar Wein angeboten. Piso musste da ernsthaft nachdenken. Er würde wirklich fürchterlich gerne. Allerdings hatte er heute noch einiges zu tun. Er musste sich für seine Arbeit entscheiden, so Leid es ihm tat.
    “Also, danke für dein Angebot, aber ich muss jetzt leider wirklich gehen. Die Sonne steht schon tief am Himmel, und ich muss unbedingt heute noch einiges an Arbeit vollbringen. Es tut mir wirklich Leid, aber es würde mich enorm freuen, wenn wir das mit dem Wein trinken später einmal fortsetzen könnten. Was würdest du davon halten?“, fragte er. Ihn selber würde es durchaus nichts ausmachen, im Gegenteil, er mochte den aufgeweckten Advokaten Mattiacus.
    “Auf jeden Fall, ich muss wirklich jetzt gehen. Danke vielmals für den Rundgang. Ich werde dir dann auch meinen Bericht darüber zuschicken, ja? Auf jeden Fall, ich muss jetzt unbedingt los. Vale bene, Decimus.“ Es zog ihn eigentlich schon wieder raus, so weit weg vom Kerker wie nur möglich.




  • "Ich werde auf dein Angebot zurückkommen." sagte Mattiacus. "Aber ich will dich nicht länger aufhalten. Ich weiß ja selbst, wie viel Arbeit auf einen Beamten wartet. Vale Bene, Piso." sagte Mattiacus. "Benötigst du eine Eskorte, die dich sicher nach Hause bringt?"


    Er rief seinen Schreiber herein, damit dieser Piso begleiten konnte, falls dieser dies wünschte.

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