Wenn die Liebe dir winkt,
folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel
Dich umhüllen,
gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte
Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht,
glaube an sie…
Khalil Gibran
„Dort kommt die Rose hin“, wies sie den Sklaven an, der sich abmühte das Stück Garten, dass sie sich erobert hatte nach ihren Wünschen zu gestallten. Leise seufzte sie entnervt. Der Mann mochte ja der Gärtner des Hauses sein, aber er hatte zwei Linke Hände in ihren Augen und keinen Blick für Schönheit. Er stellte sich an, als sei es das erste Mal, dass er etwas Pflanzen sollte. Es juckte ihr in den Fingern den Sklaven davon zu scheuchen und sich selbst die Hände schmutzig zu machen und die Pflanzen nach ihren Vorstellungen anzupflanzen. „Nicht dorthin“, gab sie ungehalten von sich, als der Mann scheinbar wahllos, das Gewächs in der Erde eingraben wollte. Musste sie denn alles allein machen? War sie nur von unfähigen Idioten umgeben. Mit entschlossener Miene nahm sie sich nun der Rose an und machte ein Kreuz in die frische Erde, gut zwei Schritt von dem Gärtner entfernt. „Hier hin!“ meinte sie. Der Mann war kurz davor ihren Zorn auf sich zu ziehen. Eigentlich war sie ja sonst nicht so, aber es gab Dinge die mussten genau nach ihren Vorstellung geschehen. Sie konnte eine Perfektionistin sein, besonders wenn um den Garten ging, oder um ihre Kleider. Der Sklave war nicht der Erste dem sie mit ihrer Art dann auf die Nerven ging und da sie eine Aurelia war, lag die Schuld niemals bei ihr. „Ja, domina!“ murmelte dieser und machte sich eilig daran zu tun, was sie von ihm verlangte. „Die Azalee kommt hier hin“, sie machte ein weiteres Kreuz in die Erde. „Dazwischen Thymian und Lavendel. Die Veilchen hier vorne“, sagte sie bestimmt zum dritten Mal. Das er sich auch nicht merken konnte. Wieder markierte sie die stellen, diesmal mit einem Strich und zwei Kringeln. In einigen Punkten hatte ihre Mutter recht: Manche Sklaven besaßen nur so viel Verstand wie eine Walnuss. „Und die Löwenmäulchen will ich hier hin haben“, sagte sie und deutete zwischen den Lavendel und den Thymian. „Ja, domina!“ Der Mann gab sich alle Mühe nicht genervt zu klingen, doch konnte sie den verborgenen Unterton nicht überhören. Sie zog die Nase kraus, das tat sie immer, wenn sie verärgert war. „Wie war das?“ fauchte sie ihn an und funkelte wütend. „Verzeih, domina“, sagte er schnell und betrachtete scheinbar fasziniert seine Schuhspitzen. Flora schnaubte unzufrieden. „Sieh zu das du fertig wirst“, fuhr sie ihn an.
Sie drehte sich um und sah zum Himmel. Womit hatte sie diese Unverschämtheit verdient? Ihr Blick blieb an einer kleinen braun roten Feder hängen, die sanft zu Boden schwebte. Suchend sah sie sich um, wo war denn nur das Rotkehlchen, das gerade sein Kleid verloren hatte.
Reserviert