Dieser Mann verwirrte Ursus zutiefst, doch davon wollte er sich lieber nichts anmerken lassen. Trotzdem konnte er nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. Nur 50 war er heruntergegangen. Das war ein arg kleiner Schritt bei dem Anfangspreis. Aber erst einmal war Ursus bereit, das Spiel mitzumachen. "850", erwiderte er also, den Blick weiterhin fest auf Andriskos gerichtet.
[Circus Maximus] Verhandlungen
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Nach Meinung von Andriskos schien das Spiel so weitergehen zu können. "1400", antwortet er, ohne seinen Blick von der Bahn zu nehmen und den direkten Blick des Senators zu erwidern.
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Na, das konnte ja noch lustig werden. Oder vielmehr unlustig. Was für eine zähe Geschichte das hier war. "900"
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"1350", erwiderte Andriskos, erneut ohne den Blick von der leeren Bahn zu nehmen.
"Die Mitte ist 1150", setzte er nach einer kurzen Pause hinzu.
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Ursus nickte. "Die Mitte wären 1150, da hast Du Recht. Aber das finde ich immer noch ziemlich teuer im Vergleich. Ich mache Dir folgenden Vorschlag: Ich zahle die 1150 Sesterzen, der Junge bekommt das beste Gespann und wird von mir gefördert, wie man einen jungen Fahrer nur fördern kann. Sollte ich aber innerhalb der nächsten zwei Jahre feststellen, daß er nichts taugt, nimmst Du ihn für den vollen Betrag zurück." Er hielt seinem Gegenüber die Hand hin.
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Andriskos schien von diesem Vorschlag nicht so überzeugt zu sein, dass er sofort die Hand ergriff. Er schien in Gedanken auf der Rennbahn erst noch eine Wende fahren zu wollen, bevor er sich wieder mit der Verhandlung befasste. "Und was legst du drauf, wenn er nach den zwei Jahren so gut ist, wie ich gesagt habe?" fragte er dann.
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"Das lege ich bereits jetzt drauf, indem ich diesen hohen Preis bezahle. Nimm an oder laß es, es ist mein letztes Wort. Dein Gewinn ist die Ausbildung, das Training und die Erfahrung, die der Junge erhält, solltest Du ihn zurücknehmen müssen. Wenn man Deinen Worten Glauben schenken kann, brauchst Du diesen Fall doch ohnehin nicht zu fürchten." Ursus war nicht gewillt, weitere Zugeständnisse zu machen. Dann suchte er lieber weiter nach einem vielversprechenden jungen Wagenlenker.
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Erneut gönnte sich der Unterhändler eine lange Bedenkpause. "Diesen Fall fürchte ich auch nicht. Aber wenn ihr ihn behaltet, bekommt ihr ihn jetzt unter Wert. Du wirst verstehen, dass mir das nicht gefällt." Jetzt schaute er wieder den Senator an. "Und der andere Fall ist genauso bescheuert. Was du vorschlägst, ist so, als wenn du den Fahrer in Kommission nimmst. Das kannst du mit einer Ladung Amphoren für eine Feier machen und am Ende die nicht geöffneten Amphoren wieder zurückgeben. Du bekommst für zwei Jahre einen Fahrer und kannst ihn am Ende einfach zurückgeben. Kostenneutral. Also zwei Jahre Fahrer für umsonst. Das gibt's nicht mal bei Amphoren. Wenn das dein letztes Wort ist, habe ich meine Zeit hier verschwendet."
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"Kostenneutral? Ausbildung, Ausrüstung und Förderung kann man kaum kostenneutral nennen. Erkläre mir, warum Dein Fahrer so viel wertvoller sein soll als jeder andere Fahrer, der in den letzten 10 Jahren von irgendeiner Factio angeworben wurde. Ansonsten habe ich meine Zeit wahrhaftig ebenfalls verschwendet." Dem waren 1150 zu wenig? Das war doch ein schlechter Scherz! Er würde wohl mehr Männer und mehr Mühe darauf verwenden müssen, zwei Dinge herauszufinden: Warum nur die Aurata so hohe Preise zahlen mußte. Und wo gute Fahrer zu bekommen waren, ohne an Wucherer zu geraten.
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Hatte Andriskos vor einer Weile noch gedacht, sein Verhandlungspartner wusste über die Preise für andere Fahrer Bescheid, sah er sich nun eines Besseren belehrt. Zu seinem eigenen Vorteil, versteht sich, denn nichts tat er lieber als sein gesammeltes Wissen über die Rennsportszene hilfreich einzusetzen. "Dir ist bewusst, dass für Alexandros von Serdica damals noch weit mehr als die 1500 gezahlt wurden, die ich dir eben genannt habe und dass er jetzt zu den Top-Fahrern gehört, obwohl die Praesina ja nun bekanntlich alles andere als optimale Bedingungen liefert im Moment? Und dass die Veneta für Casetorix und Mehaf im Doppelpack über 40 Aurei locker gemacht hat scheint an dir auch vorbei gegangen zu sein", stellte er trocken fest.
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"Alexandros ist mehr als 10 Jahre her." Ursus konnte sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen. Und die anderen beiden... die Veneta hatte über den Preis gut dichtgehalten, so konnte er jetzt nicht beurteilen, ob die Angaben stimmten. Zumindest bei Casetorix hatte die Veneta jedenfalls kein allzu gutes Geschäft gemacht. "Du selbst hast die 1150 als Preismitte genannt. Ich verstehe wahrhaftig nicht, warum Dir das nun nicht reicht, zumal ich Dir optimale Förderung für den Fahrer zugesagt habe." Im Grunde ging es Ursus gar nicht mal um 50 Sesterzen mehr oder weniger, zur Not zahlte er die aus eigener Tasche. Es ging ihm darum, seine Factio nicht zum Goldesel zu machen, der nur gemolken wurde, ohne daß entsprechende Gegenleistung kam. Die Aurata brauchte endlich einen Aufschwung und nicht Blutegel, die sie ausbluteten. Wenn sich herumsprach, daß er sich bereitwillig ausnehmen ließ, würden die Preise für seine Factio nur noch unverschämt hoch sein.
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Der Makedonier schüttelte verzweifelt den Kopf. Er schien nicht mehr daran zu glauben, dass der Senator Ahnung vom Renngeschäft und von Verhandlungen hatte. "Du kannst ihn für 1150 haben und wenn es dich glücklich macht, mache ich auch noch eine Schleife drum. Aber entweder zahlst du noch was nach, wenn ihr ihn nach zwei Jahren behaltet oder ich nehme ihn für weniger wieder zurück. Zwei Jahre einen Topfahrer für nix geliehen zu bekommen, ist einfach nicht drin. Hat's nie gegeben und wird es nicht geben. Und komm' mir nicht mit den Kosten für die Pferde. Die hättet ihr auch, wenn ihr sie zum Ponyreiten für Senatorenkinder vermietet."
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Ursus grinste ein wenig schief und schüttelte den Kopf. "Nein, bitte ohne Schleife, sonst wird das vielleicht falsch verstanden, was seine Vorlieben angeht", versuchte er einen kleinen Scherz, um die Stimmung etwas aufzuhellen. "Also gut, wenn er in zwei Jahren gut ist und bei uns bleibt, bekommst Du 300 Sesterzen nachgezahlt. Ist er aber so schlecht, daß wir uns von ihm trennen müssen, gibst Du uns 850 Sesterzen zurück."
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"Na also, geht doch. Das war jetzt aber 'ne verdammt schwere Geburt." Andriskos sah richtiggehend erleichtert aus und streckte nun seinerseits die Hand aus. "Dann haben wir es ja doch noch geschafft."
Sim-Off: Staatskasse II nimmt das Geld gerne entgegen
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Ursus schlug ein und drückte die Hand seines Gegenübers herzhaft, aber nicht schmerzhaft fest. Ganz zufrieden war er nicht, aber auch nicht unzufrieden. "Ja, das war es. Aber nun ist es geschafft. Darf ich Dich trotz der zähen Verhandlung auf einen Becher Wein einladen? Immerhin geht es um die Zukunft eines jungen Mannes, da sollten wir unsere Abmachung doch begießen." Schließlich hatte er keinen Laib Brot gekauft, den man unter den Arm klemmte und weiterging.
Sim-Off: Geld ist raus
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Andriskos blickt kurz zur Sonne, nachdem er die Hand des Senators wieder losgelassen hatte, und kniff die Augen zusammen. "Ja, ein bisschen Zeit habe ich noch", antwortet er auf die Einladung und ließ dem Senator den Vortritt beim Verlassen des Circus.
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