Die Stunde der Wahrheit

  • So langsam wurde es Zeit sich einen Namen unter den angesehen Einwohnern Rom´s zu machen. Schon früh am Morgen, die Salutatio im Hause Tiberia ward heute aufgrund des verweilens von Tiberius Durus in Baiae abgesagt und so machte sich Lepidus allein auf den Weg in den Staub der Stadt.
    Auch um die frühe Tageszeit waren Hinz und Kunz auf den Beinen und Lepidus bedauerte jetzt schon, nur von zwei Leibsklaven umgarnt die Villa verlassen zu haben. Die unteren Teile des Esquilin ließ ich links liegen und steuerte geradewegs in Richtung des oberen Teils. Das Wetter war angenehm, nicht zu warm und die Sonnenstrahlen wärmten einem das Gemüt. Ohne anzuecken schaffte es Lepidus durch die ein oder andere Menschentraube aus Händlern oder Bittstellern, die gerade am frühen morgen, wenn die meisten auf dem Weg zur Salutatio waren einen Reibach erwarteten.
    Alles in allem ein Tag wie jeder aber auch wieder nicht.
    An einem der zahlreichen Brunnen der Stadt machten wir Halt, um sich an dem kühlen Nass zu erquicken, bevor wir den Anstieg in Angriff nahmen.







    Sim-Off:

    Wer leistet mir Gesellschaft? ;)

  • Sim-Off:

    würde dir gern Gesellschaft leisten;)


    "Nein danke!", Die Straße spuckte Narcissa und ihre Leibsklavin auf einen kleinen Platz mit Brunnen aus. Ihnen folgte sogleich eine ganze Traube von Menschen, die der jungen Aurelia begleitet von einem kaum zu erfassenden Stimmgewirr, Ware und Hände entgegenstreckten. "Nein, Ich möchte wirklich nichts...", versicherte die junge Frau erneut und hob abwehrend die Hände. Die Menschen waren ihr viel zu nah, zu laut, zu drängend. Warum um alles in der Welt hatte sie bloß keinen Custodes mitgenommen? Hilflos versuchte sie der Menge nur irgendmöglich auszuweichen, um sich dann nur wieder von ihr umringt zu sehen. Drängend warf sie Lysandra einen Blick zu, die gerade versuchte sich zu orientieren. An diesen Teil der Stadt konnte sich die Leibsklavin nicht erinnern.
    Schon vor einigen Tagen waren die beiden Schwester Flora und Narcissa aufgebrochen, wieder einmal den Versuch zu unternehmen, die Stadt näher kennen zu lernen. Auch damals hatten sie nach dem Weg fragen müssen, waren dann aber zum Glück auf einen Flavier gestoßen, der ihnen freundlicherweise den Weg gezeigt hatte. Heute war sie allein unterwegs. Flora hatte noch seelig geschlafen. Weil sie den Zwilling aber nicht aufwecken, gleichzeitig aber auch die ersten Strahlen der neuen Sonne nicht verpassen wollte, hatte sie sich mit ihrer Leibsklavin allein aufgemacht, die umliegenden Hügel zu erforschen.
    Natürlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass um diese Tageszeit schon so viele Menschen auf den Straßen unterwegs sein würden - weshalb sie auch keinen zusätzlichen Sklaven mitgenommen hatten. Einen Fehler, den sie wohl kein zweites Mal begehen würden...

  • Sim-Off:

    Sehr gern ;)


    Noch waren die Temperaturen um diese Jahreszeit auszuhalten doch Cercidas der eifrige und aufmerksame Leibsklave von Lepidus hatte ein Tuch in dem Brunnen angefeuchtet und reichte es seinem Dominus, der dieses mit einem Kopfschütteln ablehnte. Vielleicht war er mit den Gedanken aber auch schon ganz woanders.
    Bislang kannte Lepidus morgens um diese Tageszeit nur ein Ziel und diese war unweit der Villa Claudia. Doch den ganzen Trubel und den Lärm mochte er nicht wirklich. Auch die Sänfte hatte er heute weggelassen, um vermeintlich schneller voran zu kommen. Wie sich jetzt jedoch herausstellte war dies ein Fehler.
    Etwas Wasser, was ein anderer Sklave von Lepidus aus dem Brunnen entnommen hatte, würde ihm gereicht, doch diesmal schlug er es nicht aus und nahm einen kräftigen Schluck, während er die vorbeiziehende Meute beobachtete und studierte.
    >Es ist immer wieder erstaunlich, welch Gesindel sich hier herumtreibt, da ist man ja seines Lebens selbst am helligsten Tag nicht mehr sicher.< Sinnierte Lepidus hörbar vor sich hin. Cercidas fühlte sich angesprochen und blickte seinen Dominus mit großen Augen an. >Ist schon gut, ist schon gut.< Wandte sich Lepidus ab und reichte den Becher zum nachfüllen zurück. Erstaunlich das Lepidus heute die Ruhe weg hatte. Bei dem Program, was er abarbeiten wollte, war dies überhaupt nicht seine Art. Doch vielleicht brach aus dem vermeintlichen Eisklotz Lepidus auch ab und an mal die andere Seite hervor. So, wie ihn nur die wenigsten Menschen kannten. Die Menschen, welche Lepidus auch anders kannten, konnte man an einer Hand abzählen. Vielleicht nicht einmal Menecrates wusste, wie er wirklich war.
    Lepidus schüttelte schmunzelnd den Kopf und wischte seine Gedanken beiseite, als ihm der Becher mit Wasser gereicht wurde und wie es um den Brunnen immer voller wurde begutachtete er mit Argwohn.

  • "domina! Kommt hier entlang!", Lysandra schnappte Narcissa beim Arm und zog sie quer über den kleinen Platz in eine der kleinen abzweigenden Gassen hinein. Zu beiden Seiten ragten Häuser in die Höhe. Die Strahlen der tiefstehenden, jungen Sonne erreichten hier den Boden noch nicht. Es war frisch und düster. Schnellen Schrittes, fast schon laufend, ließen sie den Platz zurück, Lysandra voran. Die wenigen Menschen, die ihnen begegneten schauten den beiden Frauen, die nach wie vor noch von ein paar besonders hartnäckigen Bittstellern verfolgt wurden, verwundert hinterher. Eine laufende Patrizierin - das sah man unverkennbar an der feinen, golddurchwirkten dunkelgrünen Pala - das sah man in Rom selten. Die Gasse öffnete sich erneut zu einem Platz hin. Goldenen Sonnenflecken tanzten über die hellen Steinplatten. Außer Atem eilten sie aus der Gasse heraus, hinein ins Sonnenlicht und waren für einen Augenblick regelrecht geblendet. Wie auf so vielen Plätzen Roms, gab es auch hier einen kleinen Brunnen. Ein Mann saß auf dem schmalen Rand, ein zweiter stand daneben - Offensichtlich Herr und Sklave. Narcissa warf einen Blick hinter sich und sah zwei der Kerle, von denen sie schon zuvor belästigt worden war, denselben Weg nehmen. Kurzerhand steuerte sie auf den Mann am Brunnen zu. Vielleicht würden sie sie endlich in Ruhe lassen, wenn noch jemand anderes in ihrer Nähe war?! Einen Mann würden sie doch wohl kaum so penetrant bedrängen? Als Narcissa ihn erreichte, da hatten die zwei Bettler schon die Hälfte des Platzes überquert. Unauffällig "versteckte" sie sich hinter dem jungen Mann, indem sie ein paar Schritte entfernt von ihm am Brunnen stehen blieb und sich von Lysandra ein angefeuchtetes Tuch geben ließ. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie die zwei Bettler... Sie würden es doch nicht wagen?! Sie wagten es..."Mäuschen, möchtest du uns nicht ein bisschen Kleingeld geben?", sprachen sie die junge Aurelia reichlich unrühmlich an und entblößten zwei Reihen schwarzer, modriger Zähne, als sie die Mäuler zu einem schiefen Grinsen aufrissen...

  • Lepidus beobachtete, wie sich die Menschenmenge vor ihm mehr und mehr anstaute. Gut ein kleines Plätzchen an dem Brunnen gefunden zu haben, wo noch etwas Luft war. In der letzten Zeit hatte Lepidus weder Nerven noch ein Auge für das weibliche Geschlecht aber heute war irgendwie alles anders, ganz anders. Er beobachtete, wie eine doch adrette junge Patrizierin in Begleitung ihrer Sklavin sich mehr und mehr vor dem Brunnen von den unsäglichen Bittstellern in die Enge getrieben fühlte. Abwechselnd blickte Lepidus zu der jungen Patrizierin und wieder zu dem Pöbel.
    Ganz gegen seiner Natur erhob er sich. Das machte erst einmal Eindruck, war Lepidus doch schon von stattlicher Statur und keiner der in der Masse unterging.
    Jetzt passierte auch noch das, was Lepidus hoffte, das dies nicht eintritt. Die beiden wagten doch allen Ernstes die junge Patrizierin anzuschnoren. Eigentlich war Lepidus solch Situation mit solch Gesindel schon zuwider doch auch er war wie die junge Patrizierin scheinbar mit wenig Hausangestellten und Sklaven unterwegs. Er ging auf die Bettler zu und stellte sich zwischen die junge Patrizierin und den Pöbel. Mit tiefer und fester Stimme meldete er sich zu Wort. >Seht zu das ihr Land gewinnt verdammtes Pack.< Ein wenig überrascht war Lepidus schon. Nicht über den Schritt, den er eben getan hatte. Doch war er bis jetzt noch nie in solch einer Situation. Er wandte sich zu der Dame um und lächelte sie an. >Dieser Ort ist natürlich nichts für junge Patrizierinnen.< Das sie eine Patrizierin entnahm Lepidus der ganzen Aufmachung und natürlich an der Palla.

  • Narcissa klingelten förmlich die Ohren, als die Kerle sie auf so unverschämte Weise ansprachen. Anders als erwartet weckte diese Unverfrorenheit so etwas wie Trotz in ihr und sie wollte sich schon wortreich zur Wehr setzen - was den Kerlen wohl eher ein müdes Lächeln als wirklich Ehrfurcht abverlangt hätte - als sich der Mann, der zuvor noch auf dem Rand des Brunnen gesessen hatte, erhob und den Männern entgegen trat, sie in Schutz nahm. Es ließ die Halunken einen Augenblick straucheln. Kein Wunder, er war von großer stattlicher Statur, seine Bewegungen geschmeidig - so viel konnte Narcissa zumindest von ihrer Position aus sehen und ließ sie für einen Moment sogar das Lumpenpack vergessen. Zumindest auf sie machte er Eindruck.
    Mit fester Stimme wies er die beiden Männer in ihre Schranken. Das schien schon zu genügen, denn sie blieben stehen, beobachtete ihn und seinen Sklaven unsicher noch einen Moment, als wollten sie abschätzen, ob sie es mit ihnen aufnehmen konnten. Unterdessen hatte er sich wieder zu Narcissa umgedreht, welche die Situation sicher hinter seinem Rücken beobachtet hatte - oder vielmehr seinen Rücken, wie ihr jetzt entwas befremdet bewusst wurde.
    "Zumindest nicht ohne Custodes...", antwortete sie und warf nochmals einen Blick auf die zwei Bettler, die immer noch unsicher verharrten, dann wohl aber entschieden, dass es besser war, keinen Ärger anzufangen und mit runden Rücken schlurffend abzogen. Lächelnd sah sie ihm wieder ins Gesicht. Das Lächeln spiegelte sich auch in ihren grünen Augen wider. "Vielen Dank für Deine Hilfe! Man kann wohl guten Gewissens behaupten, dass du uns beide so eben heldenhaft gerettet hast...Ich bin Aurelia Narcissa und das ist meine Leibsklavin Lysandra", Sie deutete auf die junge Frau neben sich, die folgsam den Kopf neigte. "Dürfte ich auch den Namen meines Retters erfahren?", erkundigte sie sich.

  • Der Einsatz von Lepidus schien nicht nur bei dem Gesindel Eindruck hinterlassen zu haben, sondern auch bei der Patrizierin, welche sich eben bei Lepidus bedankte und sich als Aurelia Narcissa vorstellte.
    Lepidus winkte etwas verlegen ab. >Keine Ursache, ich konnte doch nicht zulassen, das dich dieses Lumpenpack weiter belästigt.< Diese Situation in der sich Lepidus gerade befand, war ganz neu für ihn. Er versuchte sich zurück zu erinnern, wann er schon einmal in Verlegenheit gebracht wurde. Doch ihm fiel so spontan keine Gelegenheit ein, die nur annähernd wie diese war.
    Auch konnte sich Lepidus nicht daran erinnern, je solch Initiative ergriffen zu haben. dafür hatte er bis jetzt immer seine Leibsklaven.
    Narcissa lächelte und Lepidus war ein wenig wie durch den Wind. Seine Hände wussten nicht so recht, was sie anstellen sollten außer ruhig zu sein.
    >D..., der Name deines Retters?! Achso..., entschuldige. Mein Name ist Quintus Claudius Lepidus. Sohn des Marcus Claudius Constantius.< Dieser Anhang war in dieser Situation eigentlich nicht so wichtig doch Lepidus´ Nervosität trug dazu bei. Lepidus erwiderte das Lächeln von Narcissa und blickte in die grünen Augen, die auch zu Lepidus´ Unsicherheit beitrugen.
    >Aber sage mir, was macht eine so nette und gut aussehende Patrizierin zwischen solch Lumpenpack?< Lepidus konnte sich das nur so erklären, als das sie sich irgendwie verirrt hatten.

  • Ein Patrizier! Bei dem feinen Stoff, die seine breiten Schultern umschmeichelten, war das ganz offensichtlich. Seltsam, dass ihr das nicht gleich aufgefallen war – andererseits war sie mit ihren Augen auch ganz wo anders gewesen.
    „Soso, Quintus Claudius Lepidus...“, wiederholte Narcissa seinen Namen ein wenig abwesend, während sie in die Betrachtung seines Gesichtes vertieft war. Markantes gut geschnittenes Gesicht, braune Augen... Lysandra warf ihr von der Seite einen merkwürdigen Blick zu. So hatte sich ihre domina wahrlich noch nie benommen. Höchst eigenartig. Attraktiv war der Claudier ja allemal, das musste auch die Leibsklavin zugeben. Groß und sportlich. Ein Mann, der zweifelsohne die Aufmerksamkeit vieler Frauen auf sich zog. Normalerweise gab Lysandra Acht darauf, dass ihre zwei Schützlinge besonders um diese Sorte von Mann einen großen Bogen machten. Das gab nur Kummer und Tränen, denn so einen Mann hatte man nie für sich allein.
    Du starrst ihn an!, schoß es Narcissa auf einmal siedendheiß durch den Kopf. Ein Hauch von Röte schoss ihr ins Gesicht, färbte zart ihre Wangen und sie senkte verlegen den Blick. Dass er ihretwegen nervös war, dass merkte sie in ihrer eigenen Unruhe nicht. Dazu war sie zu verwirrt von dem eigenen Wulst an Gefühlen, der sie ganz Widersprüchliches empfinden ließ. Während ein Teil deutlich angetan von ihm war, ein anderer darauf hoffte, er möge ihr kindisches Verhalten nicht bemerken, ein anderer sich Sorgen machte, was er wohl von ihr denken mochte, fragte sich ein vierter was zur Hölle sie gerade hier tat und spottete über sie.


    Er lächelte! Es rührte etwas in der jungen Aurelia an und sie zeigte sich geschmeichelt angesichts seines Kompliments. Für gewöhnlich brachten sie schmeichelnde Worte eigentlich nicht allzu leicht aus dem Gleichgewicht...
    „Ehrlich gesagt, mir war bewusst, dass Rom gefährlich sein kann, aber ich habe nicht damit gerechnet am helllichten Tag von einem Paar Unholde so penetrant verfolgt zur werden. Aber ich habe mir wohl die falsche Tageszeit ausgesucht, um mir Rom genauer anzusehen - Ich bin noch nicht sehr lange in der Stadt und kenne mich hier zudem auch noch nicht so gut aus...“, Sie hob die Schultern und lächelte verlegen. Da hatte sie wirklich Glück gehabt an diesen Claudier zu geraten. Zu ihrer eigenen Schande musste sie sich eingestehen, dass sie jetzt fast schon froh war, dass diese zwei Halunken nicht locker gelassen hatten. Das war natürlich wieder gefundenes Fressen für jenen Teil in ihr, der sich angesichts dieser Situation lauthals über sie lustig machte und ihr Worte des Spotts zuwisperte.
    „Was hat Dich an diesem herrlichen Morgen hierher geführt, Quintus Claudius Lepidus?“ , versuchte sie zumindest ansatzweise den Anschein von Ruhe und Fassung zu wahren.

  • Nicht nur Lepidus war von der ganzen Situation überrascht sondern auch die junge Aurelia. Sie musterte Lepidus von oben bis unten an und auch der Leibsklavin war ganz schnell klar, was in diesem Moment vor sich ging. Ihr zartes Gesicht nahm eine leichte rötliche Färbung an und ihr Blick senkte sich leicht. Doch auch Lepidus war gerade in diesem Moment hin und her gerissen. Lepidus, dem normalerweise recht schwer eine derartige Reaktion abzugewinnen war, blickte abermals in ihre grünen Augen. Der Wind spielte ganz leicht mit ihren braunen Haaren und auch wenn Lepidus eigentlich etwas anderes geplant hatte, beschloss er für sich, sofern dies von seiner eben erst kennen gelernten neuen überaus attraktiven Bekanntschaft noch etwas Gesellschaft zu leisten.
    >Solche Gesindel treibt sich meist da herum, wo etwas Kleingeld zu erwarten ist.< Antwortete Lepidus gewohnt sachlich, jedoch weiter lächelnd und die junge Aurelia musternd.
    >Das ist ja das schlimme und wenn man, wie du eben erwähntest, erst neu in Rom ist, hat das Lumpenpack meist leichtes Spiel.<
    Lepidus schossen tausend Fragen die er alle auf einmal loswerden wollte durch den Kopf. Nun galt es kühlen Kopf zu bewahren auch wenn dies eine neue unbekannte Herausforderung für ihn war.
    >Du bist erst seit kurzem in der Stadt? Wenn ich fragen darf, seit wann bist du in Rom und von wo führte dein Weg in die ewige Stadt?<
    Lepidus versuchte sich ein wenig zu bremsen. Doch bei dem Anblick fiel dies ihm recht schwer und die andere Seite seines Ich´s kam zum Vorschein.
    Doch die Aurelia war genauso neugierig wie Lepidus und so entwickelte sich ein netter Plausch. >Eigentlich hatte ich ein paar Besorgungen und Besuche abzuarbeiten. Die Wahlen stehen vor der Tür, da ist es wichtig, sich noch einmal in Erinnerung zu rufen.<

  • Der Claudier musterte sie und zum ersten Mal in ihrem bisher noch recht kurzen Leben, verteufelte sich Narcissa dafür, dass sie am Morgen nicht auf Lysandra gehört und sich etwas mehr heraus geputzt hatte. Nicht, dass es sie unansehnlicher machte. Aber eine anständige Hochsteckfrisur anstatt eines Knotens, der die meisten lockigen Strähnen in ihrem Nacken bändigte, hätte wohl auch besser zu ihrer Pala gepasst. Na immerhin hast du Kohle benutzt, um die Augen zu betonen, beruhigte sie sich selbst in Gedanken. Und wieder antwortete jene innere Stimme, die sich auch schon zuvor über sie lustig gemacht hatte. Mädchen, du machst dich lächerlich! Völlig unerheblich!
    „Ja, das ist wahr....ich sollte das nächste Mal etwas vorsichtiger sein“, entgegnete sie. Nochmals würde sie bestimmt nicht ohne einen Custodes auf die Straße gehen. Natürlich war ihr klar, dass solches „Gesindel“, wie er es nannte, nicht von ungefähr kam. Es gab in Rom viele Menschen, die nicht das Glück hatten, als Tochter oder Sohn einer patrizischen Familie geboren worden zu sein.
    Für den Moment zumindest fühlte sie sich sicher. Mehr noch, sie fühlte sich wohl und wollte gern noch etwas länger in Begleitung des Claudiers bleiben. Ihn darum zu bitten kam leider nicht in Frage – das wäre für eine junge Frau unschicklich gewesen. Und sie wollte, dass er das beste von ihr dachte. Warum Narcissa das so wichtig war, verstand sie selbst nicht. Als Herausforderung sah sie es wohl nicht, da sie viel zu sehr mit dieser merkwürdigen Spannung beschäftigt war, die sie einerseits sich schwebendleicht fühlen, sie andererseits aber auf jedwede auch noch so kleinste Reaktion seinerseits achten ließ. Und das was sie wahrnahm, nährte mehr die Unsicherheit, auch wenn sie sich das nicht anmerken ließ. Der Claudier lächelte zwar, aber sein Tonfall war mehr als sachlich. Es versetzte ihr einen Stich, da sie jene Unruhe und Aufregung, die sie selbst verspürte, nicht in ihm erwidert sah. Dass es Selbstkontrolle war, die er nahezu perfekt beherrschte, davon ahnte die junge Aurelia nichts. Sie gab sich Mühe die leise Enttäuschung, die sie empfand, nicht nach außen hin zu tragen. Daher erwiderte sie sein Lächeln.
    „Ja, erst seit ein paar wenigen Wochen“, bestätigte sie. „Ich wurde hier in Rom geboren, aber meine Mutter hat meine Schwester und mich mit aufs Land genommen. Wir wohnen – wohnten“, verbesserte sie sich lächelnd selbst: „auf einem Landgut nahe Terentum.“ Vertrauensvoll fügte sie hinzu: „Kein Wunder also, dass ich mich hier ständig verlaufe, Terentum war viel kleiner..“, Schon im nächsten Moment bereute sie jedoch, was sie soeben gesagt hatte. Jetzt hielt er sie bestimmt für ein Landei – ein Landei ohne Hochsteckfrisur...Sofort hielt die innere Stimme spöttisch dagegen: Seit wann machst du dir über solchen albernen Mädchenkram Gedanken! Du bist doch kein kleines Mädchen mehr! Und überhaupt – warum ist es dir wichtig! Er scheint dich nett zu finden, mehr aber auch nicht!
    „Eigentlich?“, Narcissa hob die Brauen. „Ich halte Dich doch nicht auf? Wenn du weiter musst, dann ist das kein Problem...Ich möchte dir wirklich nicht deine Zeit stehlen!“, sagte sie, etwas zu rasch in ihren eigenen Ohren. Und als sie in sich selbst horchte, da wurde ihr klar, dass es ihr ganz im Gegenteil sogar ganz unrecht wäre, würde er jetzt gehen müssen.

  • >Terentum?! Interessant......., das muss ja eine riesige Umstellung für dich sein. Von der Ruhe und Gelassenheit in die gehetzte , stinkende Stadt.< Und wahrlich. Rom hatte sich auch in der kurzen Zeit, als Lepidus der ewigen Stadt für sein Studium den Rücken gekehrt hatte sehr zum negativen verändert. Ein Beispiel lag gerade vor. Obwohl dieses negative schon wieder etwas positives an sich hatte. Lepidus zupfte an seiner Toga und hoffte, seine Nervosität nicht preis zu geben. Sonst war er die Ruhe in Person. Es gab selten jemanden, der ihn so wie die Aurelia aus der Reserve gelockt hatte.
    Lepidus blickte kurz in der Gegend herum und ordnete seine Gedanken. >Hast du Lust mich noch etwas zu begleiten oder hast du schon anderweitig geplant? Ich könnte dir die etwas ansehnlicheren Ecken von Rom zeigen.< Insgeheim hoffte Lepidus natürlich auf eine positive Antwort, doch was sie über Lepidus dachte, vermochte er nicht herauszufinden.
    Auf die Frage von der netten Aurelia, ob sie Lepidus aufhalten würde, schmunzelte dieser und blickte in diese wunderbar anmutenden, grünen Augen. >Ich denke schon, das ich da eine Ausnahme machen kann.< das war jetzt doch schon eine Art großspurig. Doch irgendwie war Lepidus von seiner Gegenüber angetan, versuchte dies aber auf keinen Fall sich anmerken zu lassen.

  • Der Claudier mochte die ewige Stadt offensichtlich nicht sonderlich. Mit großen überraschten Augen sah sie zu ihm auf. „Das klingt danach, als könntest du der Stadt überhaupt nichts abgewinnen...“, Für die junge Aurelia selbst war Rom immer noch der Inbegriff des Abenteuers, der Weltmetropole, die zugleich alt und jung war. Wenn sie zu den Tempeln im Tempelbezirk aufblickte, überkam sie ein ehrfürchtiger Schauer und wenn sie über die großen, menschenüberfüllten Märkte schlenderte, schlug ihr Herz höher bei all den fremdartigen Dingen, die es zu sehen gab. Und dann gab es noch die herrlichen Gärten, die im Frühling einfach wunderbar sein mussten, jetzt da alles zu blühen begann – zumindest hatte sie das gehört. Überhaupt gab es in Rom noch so vieles, das es zu entdecken galt. Und schließlich war es auch ihre Neugierde, ihr Sinn für Neues, gewesen, der sie hierher gebracht hatte. Bisher hatte es eigentlich nur zwei unangenehme Begegnungen gehabt...die eine damals mit einem Verwandten den Claudiers, Claudius Brutus und jene, der sie soeben entkommen war. „Aber ja, du hast Recht – es ist eine große Umstellung...Terentum ist bei Weitem nicht so interessant wie Rom...“


    Für den Bruchteil eines Atemzugs schien Lepidus zu überlegen, denn er sah sich um, als fürchte er irgendwelche Zuhörer – aber das bildete sie sich vermutlich nur ein. Und überhaupt hatte es auch rein gar nichts zu bedeuten, dass er an seiner Toga zupfte. Rein äußerlich war er die Ruhe selbst – und dennoch Narcissas Herz schlug einen Moment lang bis zum Hals und eine gewisse Gelassenheit überkam sie, als er sie fragte, ob sie ihn noch etwas begleiten wollte. Auf diese Frage hatte sie gehofft und Narcissa musste sich Mühe geben, ihre Freude darüber nicht allzu sehr nach außen zu tragen. Ihr strahlendes Gesicht war allerdings ein recht schlechter Bewahrer ihrer Geheimnisse.
    Auch Lysandra sah es und offen gestanden, war sie davon nicht sehr angetan. Der Claudier fand bei Narcissa unübersehbar Anklang, während er selbst scheinbar ganz ruhig blieb. Für sie ließ das nur eine einzige Schlussfolgerung zu. Narcissa gehörte zurück in die Villa.
    [SIZE=7]„domina...“, [/SIZE]neigte sich die Leibsklavin flüsternd zum Ohr ihrer Herrin und legte ihr dabei vertrauensvoll die Hand auf den Arm, [SIZE=7]„Du bist bestimmt müde, vielleicht sollten wir zurück zur Villa gehen...“ [/SIZE]Doch der jungen Aurelia war nichts ferner als das. Müde sein? Von wegen – nicht wenn diese leise Aufregung durch ihre Adern pulsierte.
    „Ach was, ich bin nicht müde...“, gab sie halblaut zur Antwort und blickte unmittelbar zurück zu dem Claudier, der noch immer ihre Entscheidung abwartete, eine Entscheidung, die schon gefallen war, bevor er sie gefragt hatte. Seine Antwort, entlockte ihr abermals als ein Lächeln. Konnte es sein, dass da vielleicht doch so etwas wie Interesse war? Anscheinend war er doch gewillt ihr zumindest etwas Zeit zu widmen.
    „Es würde mich sehr freuen, wenn ich dich etwas begleiten könnte“, erklärte Narcissa freudestrahlend„Außerdem wäre es sicher – in deiner Nähe laufe ich nicht Gefahr wieder belagert zu werden“, Letzteres galt eigentlich eher Lysandra, die sich zwar um ein knitterfreies Gesicht bemühte, aber doch etwas zerknirscht wirkte. Narcissa achtete nicht weiter darauf. Sie hatte jetzt viel wichtigeres zu tun. Ihre Aufmerksamkeit galt ungeteilt dem Mann vor ihr. Was um alles in der Welt passiert hier nur mit mir, fragte sich ein anderer Teil ihres Wesens erstaunt....

  • Rom hatte sich verändert. Von seiner Abreise bis zu seiner Rückkehr in die ewige Stadt wurden immer größere und pompösere Bauten errichtet. Die Stadtviertel mit den Bettlern und der Unterschicht wuchs aber genauso rasch wie der Luxus zunahm.
    >Doch, ich liebe diese Stadt, deswegen mache ich mir ja die Gedanken. Die Elendsviertel wachsen fast im Gleichschritt, wie prunkvolle Bauten errichtet werden. In den meisten Ecken stinkt es zum Himmel. Dies ist nicht das Rom, wie ich es verlassen hatte.< Doch wer Rom nicht kannte oder erst seit kurzem hier ist, für den ist Rom das größte, was er je gesehen hat.
    Lepidus schmunzelte, als die junge Aurelia Terentum mit Rom verglich. >Terentum ist dann eher der ort zum Entspannen und Urlaub machen, denke ich. Rom ist Hektik pur. Hier eine Seuche, dort ein Großbrand, in der anderen Ecke wieder Mord und Totschlag und überall dieser Gestank. Aber ich möchte dir nicht die Laune und die Hoffnung auf die eigentlich doch wunderbare Stadt nicht verderben.<
    Interessant war Rom allemal. Zu entdecken gab es immer etwas und die Märkte waren schon legendär.
    Lepidus beobachtete, wie bei der jungen Aurelia immer wieder die Augen bei dem wort Rom leuchteten.
    Lepidus deutete in Richtung des Berges, der zum Esquilin führte. >Das freut mich, das du mir noch Gesellschaft leisten möchtest. Lass uns dort hinauf gehen, dort wird es nicht mehr ganz so schlimm mit den Menschenmassen sein. Dort sind auch ein paar kleine Marktstände, die nicht ganz so überlaufen sind. Ist ein Geheimtipp.< Und Lepidus zwinkerte der Aurelia zu. Während Lepidus sich langsam in Bewegung setzte, hatte er noch die ein oder andere Frage an seine nette Begleiterin. Ach was, er hatte tausende.
    >Du wohnst sicher in der Villa Aurelia?<

  • Rom war das größte, das Narcissa bisher gesehen hatte und zumindest für den Moment war sie noch viel zu sehr damit beschäftigt die Schönheiten der Ewigen Stadt zu bestaunen, dass sie die Elendsviertel nur ganz periphär wahrnahm. Vielleicht auch, weil sie sich ein wenig vor jenen dunklen Gegenden Roms fürchtete. Der düstere, ominöse Ruf der Subura war schließlich weit über die Stadtgrenzen Roms bekannt. Raub, Mord und Todschlag geschahen dort in den finsteren, verwinkelten Gassen. Das war bei weitem kein Ort an dem sich eine wohlerzogene junge Frau aufhalten sollte.
    „Wenn dem einen etwas gegeben wird, muss es einem anderen zuerst weggenommen werden”, bemerkte Narcissa und überraschte sich selbst mit dieser Unbedachtheit, mit welcher sie das ihm gegenüber aussprach. Immerhin war sie eine Frau, zudem noch jung und hatte sich für politische oder soziale Angelegenheiten und Konflikte nicht zu interessieren. Schon ihre Mutter hatte sie deswegen stets angefahren: Mädchen, das ist für dich absolut nicht von Belang. Und nicht nur ihre Mutter schien das so zu sehen, wenn sie an ihr letztes Gespräch mit ihrem Verwandten Marcus Aurelius Corvinus zurück dachte, der ihre Frage nach dem Stand der Politik hier in Rom einfach übergangen und sie stattdessen an ihre Cousine verwiesen hatte, um mehr über die gesellschaftlichen Geschehnisse, sprich Tratsch und Klatsch, in Erfahrung zu bringen. Von Meinungsäußerungen gegenüber Männern konnte da also gar nicht erst die Rede sein. Allerdings hatte Narcissa auch nicht vor es zurückzunehmen und wartete stattdessen neugierig darauf, ob er sich dazu äußern, oder es einfach in der Luft hängen lassen würde.


    „Warum hast Du Rom verlassen? Wie lange warst Du denn weg? Bist Du hier in Rom geboren?” Abrupt hielt Narcissa inne und schlug verlegen die Augen nieder. Viel, viel zu schnell, tadelte sie sich selbst in Gedanken, als sie bemerkte, dass sie den armen Kerl regelrecht mit Fragen durchlöcherte und ihm wie eine plappernde Quelle gar keine Möglichkeit ließ zu antworten. „Verzeih Lepidus”, meinte sie und blickte wieder zu ihm auf, „Manchmal, da kann ich mit meiner Neugierde nicht an mir halten…Es ist für mich interessant zu hören, wo Menschen, denen ich begegne schon überall waren, was sie gesehen haben…” Vor allem letzteres.
    Im nächsten Moment winkte sie ab. „Alles hat eine Schattenseite. Auch Rom…du schreckst mich nicht ab”, erklärte sie frohen Mutes. Und schließlich hatte sie sich an der Stadt noch nicht satt gesehen. Das würde vielleicht noch kommen. Irgendwann einmal. „Aber so gesehen ist Terentum wirklich ruhig. Obschon wir auch einen großen Markt haben und ein alljährliches Frühlingsfest, bei dem Händler von überall her in die Stadt strömen”, erzählte sie und die Begeisterung für dieses Ereignis war ihr regelrecht anzusehen. „Manchmal kommen auch Schauspieler – und hin und wieder können wir auch mit einem Brand aufwarten”, lächelte Narcissa ihn charmant an.


    Narcissa folgte seiner Geste. Weniger Menschen und Marktstände. Das klang gut. Auf die Dauer mochte sie es nicht, wenn zu viele Menschen um sie herum waren Zustimmend nickte sie und die beiden verließen den sonnengesprenkelten Platz, gefolgt von den beiden Sklaven, die ein paar Schritte hinter ihnen gingen. Schlagartig wurde es etwas frischer, als sie in den Schatten der Häuser gerieten.
    Narcissa musste schmunzeln, als der Claudier fragte, ob sie denn in der Villa Aurelia wohnte. „Ja. Der Aedil hat meine Schwester und mich bei sich aufgenommen.” Es war nicht absichtlich, dass sie nicht erwähnte, dass es sich bei dieser Schwester um einen Zwilling handelte. „Und wir werden jetzt einige Zeit bei ihm wohnen” bis…Nicht einmal in Gedanken wagte sie diesen Satz zu beenden. Der eigentliche Grund, weshalb ihre Mutter zugestimmt hatte, ihre Töchter gehen zu lassen, hatte nichts damit zu tun, dass sie mal etwas anderes hatten sehen sollen, sondern mit nüchterner Familienpolitik.
    „Oh! Ich habe übrigens schon einen deiner Verwandten getroffen…Claudius Brutus”, kam ihr plötzlich in den Sinn. Dass das aber alles andere als eine für den Mann sprechende Begegnung war, verschwieg sie lieber. Hoffentlich würde sie dieses Mitglied der claudischen Familie nicht so bald wiedersehen. Ganz anders stand es mit diesem hier…Unauffällig betrachtete sie ihn hin und weder aus dem Augenwinkel heraus. Narcissa konnte nicht leugnen, dass sie sich in seiner Gegenwart wohlfühlte.


    Lysandra, die hinter ihrer domina und dem Claudier herschritt, ließ die beiden Herrschaften indessen keinen Moment aus den Augen, stets bereit einzugreifen, falls es nötig war. Es gefiel ihr nicht, dass sich Narcissa auf diesen Spaziergang eingelassen hatte. Überhaupt, wie sich das Mädchen im Bezug auf den Claudier verhielt. Schließlich wusste sie rein gar nichts über diesen Mann. Noch nicht. Kurzerhand beschloss die resolute Leibsklavin, dass es Zeit war, das zu ändern.
    „He du!”, sprach sie den Sklaven neben sich an – zugegebenermaßen etwas harsch. Als sie es merkte, versuchte Lysandra aber, etwas freundlicher zu klingen. „Kannst du mir vielleicht etwas über deinen Herrn erzählen? Wie alt ist er? Was macht er? Was für ein Mensch ist er?” Vielleicht war es unklug diese Fragen so direkt zu stellen, aber Lysandra, immerhin doch schon etwas älter, hatte im Moment einfach nicht die Nerven um den heißen Brei zu reden…

  • Auch wenn dies nicht Lepidus' Ansinnen war, konnten seine Ausführungen über Rom in keinster Weise das Bild über die ewige Stadt bei Narcissa trüben. Wer mochte es ihr verdenken, eine junge Frau aus der Provinz. Selbst für Lepidus war Rom das Maß der Dinge doch sah er dies aus einem anderen Blickwinkel und mittlerweile mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
    Die beiden setzten sich langsam in Bewegung, im Schlepptau die beiden Sklaven, setzte Lepidus -heute überhaupt nicht gehetzt und in Eile- einen Fuss vor den anderen und ab und an wanderte sein Blick zu seiner bezaubernden Begleitung. Soviel musste er sich jetzt schon für sich selber eingestehen. Doch würde darüber kein Wort über seine Lippen kommen.
    Das Gesprächsthema schwang nun -vom leidigen für und wider, so Lepidus- zu den etwas privateren Dingen.


    >Ich bin hier in Rom geboren aber nicht in der jetzigen Villa Claudia.<
    Da war es wieder, das Gefühl, wenn er über Rom, die ewige Stadt, über die Stadt sprach, in der er geboren wurde und sofort war ein funkeln in seinen Augen zu vernehmen.
    >Ich war alles in allem sieben Jahre weg aus Rom. Dies diente meinem Studium in Athen und Alexandria.<
    Anfangs, als junger Knilch sträubte er sich wehemend gegen das Vorhaben seines Vater, doch jetzt, nachdem er wieder hier war und mit etwas Abstand und mit der Gegebenheit des erwachsenwerdens, kam er zu der Erkenntniss, das er alles so wie es abgelaufen war noch einmal so machen würde.


    >Ich muss sagen, das Athen sowie Alexandria wirklich sehenswert ist.< Von der Athener Damenwelt ganz zu schweigen. Doch dies Thema, so sinnierte Lepidus, wäre hier völlig deplatziert.
    >Doch wie steht es mit dir, hast du dein bisheriges Leben in Terentum verbracht?< Es machte auf Lepidus den Eindruck, als ob Narcissa die große weite Welt noch vor sich hatte.
    Hin und wieder während des Gespräches und seiner Meinung nach, völlig unauffällig blickte er zu ihr und lächelte.
    Er wunderte sich nur über sich selbst. Der sonst als Eisklotz abgestempelte Lepidus zeigte sich von seiner ganz anderen, fast unbekannten Seite.


    Als sich Narcissa für ihren Wortschwall an Fragen entschuldigte, schmunzelte Lepidus abermals und zwinkerte Narcissa zu. Heute nervte ihn nicht mal die fragerei von Narcissa, ganz im Gegenteil, er empfand ihre Stimme als angenehm und beruhigend. Nicht wie manch anderes Frauenzimmer, das er bisher kennen gelernt hatte.
    >Ich kann dir noch so viel von Alexandria und Athen erzählen doch dazu ist hier vielleicht nicht das passende Ambiente und die Zeit würde dazu auch nicht ausreichen.<


    Narcissa gab nun einen kurzen Exkurs über Terentum und die Highlights ihrer Heimststadt. Normalerweise wäre jetzt due Situation für Lepidus sich zu langweilen, doch nichts dergleichen. Interessiert lauschte er ihren Worten und lächelte ihr zu.


    >Ah, der Aedil!< Lepidus glaubte sich zu erinnern, das der Aedil auch derjenige Senator war, welcher Lepidus doch etwas mehr versuchte aus der Reserve zu locken, dem er jedoch gekonnt auswich. Doch dies tat hier nichts zur Sache und Lepidus fragte interessiert nach. >Ihr seid wohl gleich im Doppelpack in Rom eingetroffen?< Fragte Lepidus weniger ernst gemeint schmunzelnd. Das war heutzutage gang und gäbe die Töchter privilegierter Familien nach Rom zu schicken, um in aussichtsreiche Familien einzuheiraten.
    >Brutus?!< Wiederholte Lepidus den Namen seines Vetters und klang dabei etwas überrascht. >Ach Brutus ist eigentlich ein ganz netter, verträglicher Mensch. Man muß nur wissen, wie man ihn zu nehmen hatte. Wo bist du ihm begegnet?< Ganz wohl war Lepidus bei dem Gedanken nicht, Brutus und Narcissa waren schon aufeinander geprallt. Lepidus erinnert sich nur noch zu gut an das letzte Aufeinandertreffen mit Brutus und die daraus resultierenden Streitigkeiten, welche nur durch Menecrates' Anwesenheit abklangen. Wie hat er sich dann wohl in Gegenwart von Narcissa aufgeführt. Dies konnte ganz schnell seitens der Aurelia auf Lepidus reflektiert werden. Vielleicht war er ja ausnahmsweise auch mal nett.
    Sonst hätte Narcissa ihn ja nicht begleitet, dachte er sich und wischte das Thema beiseite.



    Auch hinter den beiden Turteltäubchen schien sich eine Unterhaltung anzubahnen. Bosid beobachtete schon die ganze Zeit das Verhalten seines Doninus und musste feststellen, das dieser seit der Begegnung mit der Aurelia ganz anders war. Sonst kühl und bestimmend, schaffte dieses zarte Wesen, jenem meist als Eisklotz titulierten Herren sogar ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Bosid blickte zu der Sklavin der Aurelia, zuckte mit den Schultern und grinste. "Mein Dominus!" Nicht das sich Bosid über seinen Dominus wunderte, im Gegenteil, doch war er bisher einer der wenigen, mit Ausnahme von Romana und vielleicht Catilina, seiner Schwester, die wussten wie er wirklich war. "Warum willst du das wissen? Sieh doch, die beiden unterhalten sich ganz nett, alles andere, sollten es die Götter für richtig halten, wird sich zeigen."
    Wieso sollte Bosid über etwas Auskunft geben, was ihm überhaupt nicht zustand.

  • Narcissa kannte das Funkeln in den Augen des Claudiers. Schon einmal hatte sie es gesehen. Auch ihr Vetter Titus war hin und weg, sprach er über die Ewige Stadt. Es musste etwas sein, dass allen römischen Bürgern, die in dieser Stadt geboren waren, gemein war. Das unsichtbare Band, dass sie mit dieser alten Stadt verband, egal welche Schrecken und welche Schande die Straßen heimsuchten. Heimat.
    „Du warst in Athen und Alexandria?!”, Narcissa konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. Schon allein die Nennung dieser Städte brachte ihre Fantasie in Wallung. Alexandria, die Hauptstadt der Provinz Aegypten verwandelte sich in in ihrer Vorstellung in das Mekka der Exotik und der Abenteuer. Ein Traum an würzigen, süßen Düften, verhüllte Frauen in langen Röcken, klingelnde Bändchen um nackte Fußgelenke und Fackeltanz. Er hatte es gesehen und die junge Aurelia kam nicht umher, ihn dafür ein wenig zu beneiden. Ihr bisheriges Leben war – gelinde gesagt – von ländlicher Langeweile geprägt gewesen. Das stimmte natürlich nicht ganz, denn die aurelischen Zwillinge hatten das Landgut in Terentum kräftig aufgemischt und die Bewohner mit ihrem Unsinn regelmäßig in den Wahnsinn getrieben. Dennoch, viel gesehen hatte sie mit ihren zarten 17 Jahren noch nicht und das wurde ihr jetzt erneut schmerzlich bewusst. Wieder war es die Entscheidung der alten Lucilla gewesen, die ihre Töchter bereits kurz nach der Geburt aufs Land geschafft hatte, um sie von den Einflüssen der „Intrigen und Unmoral” in Rom zu bewahren und ihnen eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Damit hatte sie durchaus Erfolg gehabt. Die Schattenseite war, dass sich die Mädchen regelmäßig wie dumme Landeier vorkamen. Das war auch jetzt so. Und gerade vor Lepidus wollte sie nicht wie ein „dummes Landei” wirken.Neben ihm fühlte sich Narcissa auf einmal furchtbar klein.


    Sieben Jahre! Das ist eine lange Zeit! Ich kann mir vorstellen, dass du da einiges gesehen hast”, entgegnete sie lächelnd und gab sich dabei den Anschein von ruhigem Selbstbewusstsein. Ihr Blick glitt – ihrer Meinung nach vollkommen unauffällig – zu ihm hinüber und sie sahen sich geradewegs in die Augen. Jedoch nur für den Hauch eines Wimpernschlags. Sich ertappt füllend wandte die Aurelia errötend rasch wieder auf die Straße. Irritiert bemerkte sie, dass ihr das Herz eine Spur schneller gegen den Brustkrob pochte.
    „War es dein eigener Wunsch dort zu studieren?”, während sie einfach so tat, als sei nichts geschehen – was war denn auch schon passiet?! – glaubte sie ihre Gelassenheit zurückzugewinnen.


    Wie Lepidus gesagt hatte, gab es hier oben tatsächlich ein paar Stände, nämlich dort, wo die Straße etwas abflachte. An einen Stand mit Gewandungfideln trat sie näher heran und besah sich die Auslage. „Ich würde mich auch gern einmal die anderen Provinzen anschauen”, erklärte die junge Aurelia, während sie eine Spange aufnahm und sie betrachtete. Es war ein sehr filigran gearbeitetes Stück von schlichter Schönheit in Silber gehalten mit einem tiefblauen Stein in der Mitte. Aber Narcissa sah es nicht richtig, denn all ihre Sinne, jedes bisschen ihrer Aufmerksmakeit war auf den Claudier neben sich konzentriert. „Vor allem Alexandria und Athen scheinen mir erstrebenswert. Die Bibliotheken dort sollen fantastisch sein. Ich würde mich freuen, wenn du mir bei nächster Gelegenheit mehr über deinen Aufenthalt dort erzählen könntest.” Lächelnd sah sie auf. „Ich bin neugierig!” Die Bitte zielte noch auf etwas anderes ab. Die junge Aurelia hoffte darauf, dass das nicht das letzte Mal war, dass sie sich begegneten.


    „Ja, meine Schwester Flora und ich. Der Aedil Aurelius Corvinus ist ein naher Verwandter”, bestätigte sie. Obschon es tatsächlich die Absicht der alten Lucilla gewesen war, ihre Töchter zu verheiraten, den beiden Schwestern gefielen die Pläne der Mutter nicht sonderlich. Sie selbst fühlten sich noch viel jung, um an die Hand eines Mannes gegeben zu werden, dabei waren sie im besten Alter, um zu ehelichen. „Ich nehme an, du engagierst dich ebenfalls rege in der Politik?”, sie lächelte. Sie konnte ihn sich gut vorstellen, wie er auf der Rostra stand und eine eloquente Rede hielt. Vorsichtig legte sie die Spange zurück auf den Auslagentisch.


    Wie Lepidus von dem Claudier sprach, kam es ihr so vor, als sprächen sie von einer ganz anderen Person. Damals war der Mann wenig zuträglich gewesen. Auf dem Weg in die Kneipe hatte er die Mädcehn angesprochen, begleitet von seinen Kumpanen, die wohl schon einige Liter Wein gekippt hatten. „Tatsächlich? Ich bin ihm zu kurz begegnet, um über ihn eine fundierte Meinung haben zu können”, Ohne es auszusprechen, ließ die Aurelia durchblicken, dass sich der Claudier bei dieser Zusammenkunft nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hatte. „Wir sind uns auf dem Markt begegnet. Er war zusammen mit seinen Freunden unterwegs". Es tat dabei nichts zu Sache, dass sich der Claudier auf ziemlich unverschämte Weise an die Zwillinge heran gemacht hatte. Sie wollte Lepidus’s Verwandten keine unlauteren Absichten unterstellen.


    Der Kerl gehörte anscheinend zur verschwiegenen Sorte. Natürlich ärgerte sich Lysandra darüber, dass der andere Sklave es ihr so schwer machte, auf ihren Schützling aufzupassen. Wenn die Götter es für richtig halten. Auch die Götter irrten sich. Und falls dieser Patrizier ein Lump war, dann galt es ihre Narcissa vor Scahden zu bewahren. „Hör mal….”, sie strauchelte: „Wie ist dein Name?....” Lysandra wartete seine Antwort jedoch nicht ab.
    „Ich glaube, wir sind uns einige darüber, dass diese Unterhaltung mehr als „nett” ist, oder?” Auch dieses Mal fuhr die Sklavin fort, nachdem sie rasch in Bosid Gesicht geschaut hatte. „Und so wie ich das sehe, wird die Zeit kommen, da wird meine domina mich um Informationen über deinen dominus bitten. Und was soll ich dir dann sagen?...” Sie legte eine kurze Pause zwischen ihre Worte. „Wäre es da nicht von Vorteil, jetzt ein paar lapidare „Grundinformationen” auszutauschen, um etwas bei der Hand zu haben, sollte einer der Herrschaften fragen? Ich möchte von dir ja nicht wissen, was er zum Frühstück isst, sondern nur, ob er ein anständiger Mensch ist….” Aufmerksam wie sie war, ließ sie Narcissa, die nun zusammen mit Lepidus an einem Marktsstand stand, während ihres Gespräches mit dem Sklaven nicht außer Augen.

  • Lepidus nickte zustimmend. >Ja das stimmt. Anfangs nicht ganz freiwillig auf Druck meines Vater's, doch jetzt im Endeffekt dankbar für die Weitsichtigkeit von ihm, kann ich wirklich behaupten, das dies sich gelohnt hat.< Lepidus erinnert sich noch ganz genau an die Diskusionen mit seinem Vater als er ihm damals sein Vorhaben, was gleichzeitig eine unumstößliche Entscheidung war, präsentierte.
    >Alexandria ist wirklich eine sehenswerte Stadt, schon der Marktplatz wo Händler aus den entlegensten Gegenden des Imperium's ihre Waren feil bieten. Von der Bibliothek ganz zu schweigen.<
    Wie oft war er dort zugegen und studierte Schriften, ganz entgegen seinen Diskusionen mit seinem Vater vor der Abreise.
    Lepidus blickte zu Narcissa, die seine Ausführungen förmlich aufzusaugen schien und lächelte. Für ihn war dies nichts ungewöhnliches, war dies doch der vorgesehene Bildungsweg für privilegierte junge Männer. >Das ist wahr, sieben Jahre sind eine Menge jedoch muss ich dies etwas relativieren. Ich war zunächst zwei Jahre in Athen und anschließend fünf Jahre in Alexandria. Aber alles in allem war ich sieben Jahre weg aus Rom.< Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und Narcissa wandte ihr Antlitz sogleich wieder unter einer leichten rotfärbung ihres Gesichtes verlegen ab. Doch auch Lepidus spürte, das da mehr als nur eine nette Plauderei stattfand.
    Den Anstieg gemeistert, näherten sich die beiden der von Lepidus als Geheimtipp gepriesenen Gruppe kleinerer, überschaubarer Marktstände. Eine Strebe eines solchen Standes diehnte ihm als Stütze, wo sich Lepidus lässig anlehnte und die Aurelia beobachtete, wie sie ein Teil der Auslage nahm und dies begutachtete.
    >Wenn es dich interessiert, bin ich gerne bereit dir mehr über Alexandria und Athen, das Alltagsleben, die Märkte, die kulinarischen Köstlichkeiten und und und näher zu bringen.< Doch war Lepidus gerade in diesem Moment Alexandria oder Athen völlig egal. Er wollte Narcissa einfach wiedersehen.
    >Und der Aedil soll dann für euch beide standesgemäße Herren auswählen für eine Heirat?< Dies interessierte Lepidus brennend. Auch wenn sich da zwischen den beiden etwas abspielte, wusste er ja nicht, ob Narcissa längst einem anderen versprochen war. Das Leben war schließlich kein Ponyhof.
    Sie schien sich jedoch nicht nur für sein Leben vor ihrem zusammentreffen sondern auf für danach empfänglich zu zeigen. Lepidus' momentaner engelsgleicher Gesichtsausdruck, wich sogleich einer doch ernsteren Mine. >Natürlich bin ich in der Politik tätig. Bei den letzten Wahlen zum Cursus Honorum bin ich mit einem Traumergebniss und Vorschußlorbeeren in das Amt des Vigintvir's gewählt worden. Zudem habe ich seit meiner Ankunft in Rom nicht wenige, unerhebliche Kontakte in Richtung der Politik knüpfen können.< Dass das Amt des Vigintvir's erst der Einstieg in den Cursus Honorum war, wusste Narcissa sicher. Lepidus erachtete dies jedenfals nicht als so wichtig, als das er dies sofort nachlegen musste.
    >Und du, was treibst du den ganzen Tag im weitläufigen Rom, wenn du nicht gerade von netten Patriziern dzrch die Straßen von Rom ziehst?< Das sie nicht mit einem Plebs die Stadt unsicher machen würde, stand für Lepidus sowieso außer Frage. Lächelnd seine bequeme Stellung an der Strebe verlassend und den Kopf leicht zur Seite geneigt, blickte er abermals in ihre Augen und wartete auf eine Antwort, während sie den Schmuck wieder der Auslage zuführte.


    Was Narcissa von Brutus berichtete, war genau das, was Lepidus vermutet hatte. Mit seinen vermeintlichen Studienkollegen durch die Stadt, von Taberna zu Taberna ziehend, gröhlend und alles was bei drei..., gut, den Rest erspart sich Lepidus lieber selber. Aber war Lepidus anders? Gerade als er die letzte Woche in Alexandria seinen Abschluß und den damit verbundenen Abschied von seinen Studienkollegen, gemeinsam mit ihnen feierte. Vermutlich nicht aber das war etwas ganz anderes. Hier in Rim hatte er mittlerweile einen Ruf, den es auszubauen galt und nicht durch, mit den Händen erichtetes, durch dekadentes und arrogantes Verhalten mit dem Arsch wieder einzureißen. Aber vielleicht war Lepidus einfach schon etwas weiter und setzte da die Prioritäten einfach an den anderen Stellen. Lepidus musste innerlich schmunzeln und erinnerte such für einen Moment an sein Studium zurück. Wischte aber gleich die Gedanken beiseite. >Ach, im großen und ganzen ist Brutus ein ganz netter Kerl.< Damit war für heute hoffentlich das Thema Brutus erledigt. So langsam war es Lepidus leud immer denselben abgehalfterten Satz zugunsten seines Vetters zum Besten zu geben.



    Die Sklavin der Aurelia war aber auch hartnäckig und Luft holen brauchte sie anscheinend auch nicht. Jetzt wollte sie schon wissen wie Bosid heißt. Als Bosid endlich zum Zug kam, meinte er lapidar.
    "So, so, lapidare Grundinformationen?!" Bosid grinste imer noch und wusste ganz genau was da vorn vorsich ging. Auch wenn sich seun Dominus noch nie so verhalten hatte aber er war ja nicht auf den Kopf gefallen und konnte eins und eins zusammen zählen. Bosid blickte zu seiner Arbeitskollegin und schüttelte den Kopf. "Erstens.........ich bin Bosid.......Sklave des derzeitigen Vigintvir im Cursus Honorum, wohnhaft in der Villa Claudia........zweitens, woher willst du wissen, dass dies da vorn mehr als nur eine nette Unterhaltung ist?" Und wenn Lysandra jetzt eins und eins zusammen zählen konnte, wusste sie in etwa, mit wem die es hier zu tun hatte und wo der Hase lang lief. Wobei Bosid bei dem Wörtchen „nur” fast husten musste.

  • „Ob es mich interessiert? Machst du Scherze?“, Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Natürlich interessiert es mich!“, Für ihn mochte es nichts ungewöhnliches sein, sein Studium weit ab der Heimat zu verbringen, für sie, eine junge Frau, war das ganz und gar undenkbar, wie so vieles andere auch, das der Claudier als selbstverständlich erachtete. Manchmal konnte die junge Aurelia darüber fast verzweifeln an all den Einschränkungen, denen sie unterworfen war.
    Da musste sie eben sehen, wie sie auf andere Art und Weise etwas aufhaschte, damit die große weite Welt da draußen nicht vollkommen an ihr vorbei ging. Außerdem war es ein überaus guter Vorwand, um den Claudier wieder zu treffen, der jetzt scheinbar ganz gelassen an einer der Streben lehnte. Narcissa spürte den Blick seiner dunklen Augen auf sich ruhen und sie versuchte sich noch etwas mehr auf die Auslage zu konzentrieren, scheinbar vollkommen fasziniert von den Schmuckstücken. Die Broschen, Ringe, Kettchen verschwammen vor ihren Augen zu einer einzigen Masse.
    Dann sah Narcissa doch auf und begegnete seinem Blick, als Lepidus sich scheinbar ganz beiläufig nach ihren Zukunftsplänen erkundigte. Heiraten. Das Wort löste ein unruhiges, unangenehmes Flattern in ihrer Magengegend aus. Mit dem Gedanken hatte sich Narcissa noch kaum befasst, weil sie sich damit nicht auseinandersetzen wollte. Er stand für Veränderung, für das Ende ihres bisherigen Lebens an der Seite ihrer Schwester. Er bedeutete, dass sie von heute auf morgen erwachsen sein würde. Sie fühlte sich nicht wie eine Frau. Sie war nicht wie Septima oder Celerina. Frauen.
    „Nun, ich nehme an, dass das die Pläne meiner Familie sind...“, erwiderte Narcissa diplomatisch und ließ nichts von ihrer inneren Empfindung hindurchblicken. „Offiziell ist mein Bruder Aurelius Orestes damit betraut. Aber er ist im Moment sehr beschäftigt...“ Tatsächlich hatte sie Manius schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und auch das letzte Gespräch mit Marcus lag bereits einige Zeit zurück. Wenn die beiden irgendetwas die Zukunft der Zwillinge betreffend ausgetüftelt hatten, dann hatte es die Mädchen zumindest noch nicht erreicht. So konnte sich Narcissa zumindest im Moment in seliger Verdrängung wiegen. Was anderes sollte es aber sein, als sie anständig zu verheiraten. Eines Tages würde das unweigerlich geschehen. Das war ihr bewusst und dann konnte sie nur darauf hoffen, dass es jemand war, den sie gern haben konnte. Ihr Blick hing immer noch an dem Claudier.
    „Was sind deine Pläne?“, erkundigte sie sich schnell, um möglichst rasch von sich abzulenken. „Oder bist du schon längst verheiratet?“ So attraktiv wie der junge Mann war, war es gar nicht abwegig das anzunehmen. Bestimmt gab es zahlreiche junge Frauen, die ihn zu bezirzen suchten. Wenn sie so in sich forschte - eine positive Anwort wäre ihr unrecht gewesen...


    „Ein Vigintvir...“, entgegnete Narcissa anerkennend.
    „Ich gratuliere zu deiner Wahl!“, Natürlich kannte sie die Stationen des Cursus Honorum, die man bis zum Consul durchlief. Ein wenig ärgerte sie sich über sich selbst, dass sie es immer noch nicht fertig gebracht hatte, sich über den aktuellen Stand der Politik zu erkundigen. Etwas, wofür sie sich in Terentum stets brennend interessiert hatte. Von ihrem Verwandten Aurelius Avianus wusste Narcissa, dass die Strafen unter Consul Tiberius Drusus verschärft worden waren und dass im Moment eine Debatte bezüglich der Steuerbefreiung von Senatoren lief. Aber das war schon herzlich alles.
    Falsche Bescheidenheit kannte Lepidus offensichtlich nicht, wie sie mit einem Lächeln feststellte – oder er wollte sie beeindrucken.
    „Dann musst du in der Tat ein viel beschäftigter Mann sein, wenn du unter den Fittichen des....stehst.“ Als sie sein ernstes Gesicht betrachtete, glaubte sie aber nicht daran, dass er übertrieb, wenn er das Wort „Traumergebnis“ verwendete. „Es hört sich ganz danach an, als könnten wir noch einiges von dir erwarten, junger Claudier...“


    Erneut begegneten sich ihre Blicke, als Narcissa das Schmuckstück auf das Tischchen zurückgelegt hatte und sich umwandte, um auf die Straße zurückzugelangen. Auch Lepidus hatte seine lehnende Position verlassen und neigte nun leicht den Kopf zur Seite, offensichtlich neugierig auf ihre Antwort. „Von netten Patriziern begleitet“ – Offensichtlich schien er von plebejischen Freunden nicht viel zu halten. Aber Narcissa war im Moment viel zu sehr von ihm eingenommen, als dass sie dem allzu viel Aufmerksamkeit schenkte. Er stand ihr nahe. Sie bildete sich ein die Wärme seines Körpers zu spüren. Aber nur einen Atemzug lang. Narcissa verließ den Schutz des Standes und trat zurück auf die Straße, um auch zu der Hand voll anderer Marktstände hinüberzuschlendern.
    „Natürlich was alle patrizischen jungen Frauen den lieben ganzen Tag treiben – weben, nähen...“, erwiderte sie in spielerischem Tonfall und einem Lächeln auf den Lippen. Selbst für ihn musste es damit offensichtlich sein, dass Handarbeit nicht unbedingt zu ihrer Lieblingsbeschäftigung zählte. „Um ehrlich zu sein, lese ich recht viel und bin eigentlich ständig auf der Suche nach neuen Schriften...“ – zu Lysandras Leid. Dass sie auch selbst schrieb, das verschwieg sie ihm lieber, auch, dass sie eine gewisse Leidenschaft für Pferde hegte und eine eigene Stute im equile der Aurelia stehen hatte. „Und ich mag Theater ganz gern...Hast du überhaupt Zeit etwas zu tun, das nicht mit deinen Pflichten zusammenhängt?“, neckte sie ihn sanft.


    Von den Vermutungen des Claudiers ahnte Narcissa nichts, auch nicht davon, was ihm bezüglich seiner eigenen Vergangenheit durch den Kopf ging. Sie jedenfalls wollte lieber keinem Mann unterstellen ein Heiliger zu sein. Dafür gab es allzu viele Versuchungen, denen man dann und wann erliegen konnte. Sei es eine ausgelassene Nacht in einer Taberna, ein Zornesausbruch oder andere Arten von Vergnügungen, die in dunklen Gassen auf Männer warteten. Nur sprach man darüber nicht und verwechselte nicht die Stände. Wenn man Claudius Brutus unmoralische Absichten unterstellen mochte, dann hatte er die aurelischen Zwillinge mit seiner unschicklichen Annäherung eigentlich beleidigt. Dennoch beließ es Narcissa dabei. Schließlich wollte sie die Zeit mit Lepidus positiv nutzen und sein Verwandter schwebte wie ein dunkler, unwillkommener Schatten zwischen ihnen.


    Wenn es um die Sicherheit ihrer domina ging, war Atmen absolut überflüssig. Lysandra sah das Grinsen des Sklaven. Also war er auch der Meinung. Tatsächlich. Der Mann konnte ja nicht ahnen, was für eine Information er ihr gerade präsentiert hatte. Offensichtlich hatte sie ihm gegenüber den richtigen Nerv getroffen. Ein Vigintvir also. Das bedeutete, dass er unter den hohen Persönlichkeiten einen gewissen Ruf genoss und auch nichts tun konnte, was diesen Ruf unterminiert hätte. Das war schon einmal beruhigend. Er würde es nicht wagen, eine Patrizierin vorzuführen. Ein Lächeln teilte Lysandras schmale Lippen. „Nur“...das war ein Wort! „Ich kenne meine Herrin, seitdem sie vor 17 Wintern das Licht der Welt erblickte...Deshalb weiß ich es.“ Das Mädchen vergaß sogar nach Buchständen Ausschau zu halten.

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