Kandidatur zum Cursus Honorum [04/10] - Quintus Claudius Lepidus

  • Die Liste der Kandidaten für die diesjährige Wahl zum Cursus Honorum war lang und trotzdem machte der Consul bei jedem eine gewichtige Mine, als er ihn aufrief, um sich vor dem Senat zu erklären:


    "Es tritt vor: Quintus Claudius Lepidus, welcher zum Vigintivirat kandidiert."

  • In der weißen Toga Candita wartete Lepidus gedanklich noch einmal alles Revue passierend, was er vorbereitet hatte, wenn er vor dem Senat vorspricht, das er von dem Consul aufgerufen wurde.
    Lepidus trat vor, räusperte sich kaum hörbar noch einmal und ergriff das Wort.


    >Ehrenwerte Senatoren, ich danke euch, das ich hier in diesen ehrwürdigen Hallen einige Worte an euch richten darf.<


    Lepidus´ war ganz und gar nicht aufgeregt, kein Anzeichen von kühlem Schweiß, kein bisschen zittrige Hände. Zwar kannte er dieses Gefühl sowieso selten doch der heutige Tag war ja etwas ganz anderes und Lepidus hätte sich über solch Reaktionen verwundert.


    >Nach meinem Studium, welches ich in Athenae und Alexandria erfolgreich absolvierte, kehrte ich zum Stammsitz meiner Familie, nach Rom zurück, wo ich als Scriba Personalis des letztjährigen Consuls Manius Tiberius Durus erste Berührungen in der Ämterlaufbahn erfuhr. Ich wurde außerdem damit beauftragt, Spiele zu organisieren und war außerdem in die Durchführung involviert. Neben meiner Tätigkeit als Scriba Personalis von Senator Manius Tiberius Durus trieb ich meine Bildung weiter voran und absolvierte erfolgreich den Cursus res Vulgares und arbeite derzeit am Cursus Rebus Mercatoris.<


    eine kurze Künstlerpause wurde von Lepidus eingelegt, um sich abermals zu sammeln und um noch einmal tief Luft zu holen.


    >Mein Bestreben geht dahin, in der nächsten Zeit dem Cultus Deorum beizutreten, sowie noch den ein oder anderen Cursus Continuus zu absolvieren. In erster Linie den Cursus Iuris. Deshalb bewerbe ich mich um das Amt eines der Tresviri capitales.<


    Jetzt galt es, der ein oder anderen, mehr oder weniger unangenehmen Frage Rede und Antwort zu stehen.

  • Interessant, dies war einer der wenigen Kandidaten, die auf die Nennung des Vaternamens verzichteten. Dies konnte zweierlei bedeuten. Zum einen, dass sein Vater oder ein naher Verwandter keine nennenswerte Persönlichkeit war, zum anderen, dass der junge Claudier es schlichtweg vergessen hatte. Ich selbst jedenfalls konnte auch mit seinem Namen noch nichts anfangen. Ich überlegte schon, ob ich ihn fragen sollte, wie er mit den bekannteren Persönlichkeiten der Claudier in Verbindung zu bringen war, als er etwas erwähnte, was mich noch mehr interessierte. Ich beugte mich etwas vor und beschloss, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. "candidatus Claudius, mich interessieren vorerst zwei Dinge: Wie bist du mit unseren claudischen Senatskollegen verwandt? Und welche Funktion gedenkst du, im cultus einzunehmen?" Ersteres interessierte mich, um den Kandidaten einordnen zu können, letzteres als pontifex.

  • Wie bereits brieflich geklärt, war auch Lepidus unter den Kandidaten. Mit besonders wohlwollendem Lächeln verfolgte er die doch recht kurze Rede seines Schützlings. Vielleicht musste er ihm noch ein wenig mehr Nachhilfe im Halten von Wahlreden geben, denn der Makel, der Corvinus auffiel, war wirklich etwas ärgerlich: Ging Lepidus auf niemanden geringeren als den großen Claudius Macrinius Restitutor zurück! Doch nun hatte er ja die Gelegenheit dazu, ihn zu nennen und damit Respekt zu ernten.


    Dennoch wollte auch Durus keinen Zweifel daran lassen, dass dieser Mann sein Kandidat war, weshalb er die eher lakonischen Angaben seines Klienten noch ein wenig ausschmückte:


    "Wie ihr euch sicherlich alle erinnert, organisierte Lepidus nicht irgendwelche Spiele, sondern die traditionellen Wagenrennen der Feriae Latinae in seiner Funktion als Praefectus Feriarum Latinarum Causae extra, als Stellvertreter der Consuln. Doch nicht nur das, auch seine übrigen Tätigkeiten während des Tirocinium Fori vollführte er ausgezeichnet. Und so kann ich bestätigen, dass er in allen für den Staat bedeutenden Angelegenheiten, als mein Mitarbeiter in religiösen Fragen, aber auch juristischen Belangen gute Kenntnisse erhalten konnte, die ihn zweifellos dazu befähigen, die Ämter des Cursus Honorum zu bekleiden, wie es seine Ahnen vor ihm taten."

  • Zwar fand der Flavier die Rede des Lepidus nicht gerade umschweifend und rhetorisch vollendet, doch seine Zustimmung hatte diese Kandidatur schon alleine aufgrund der Tatsache erhalten, dass seine Gattin die Schwester des Kandidaten war.
    Oblgeich dies ein gewichtiger Grund für die Sympathie diesem Candidatus gegenüber war, überzeugte der Mann nicht nur durch seine gute Verbindung, sondern ebenso durch den Eifer, welcher stets sein Begleiter in letzter Zeit zu sein schien.
    Eine klar positive Resonanz gab er Lepidus dennoch nicht, schließlich erklärte Durus bereits einige Augenblicke zuvor die Arbeit des Claudiers und dies recht schmeichelhaft. Wenn der Zeitpunkt kommen würde, hätte auch er Worte des Lobes parrat.

  • Die Rede von Lepidus lief genau in die Richtung, wie er sich dies vorher vorgestellt hatte. Insgeheim hatte er sogar gehofft, das nach seiner bewusst kurzen Rede die ein oder andere Wortmeldung folgte. So konnte sich Lepidus sicher sein, das dies nicht nur eine Kandidatenschau war, die den gesamten Senat langweilte. Das Interesse war geweckt und der Einstieg war geschafft.
    Bevor Lepidus jedoch wieder zu Wort kam, führte sein Patron Tiberius Durus das Wort und fügte noch das eine oder andere Detail zu der bisherigen Tätigkeit von Lepidus hinzu, wo ihm selbst kein Urteil zustand.


    >Senator Aurelius Corvinus, hochverehrte Senatoren.<


    Blickte Lepidus einmal durch die Reihen.


    >Wie schon viele meine Vorfahren, die dem Kaiser und dem römischen Volk dienen und dienten wie Claudius Macrinius Restitutor, mein Vater Marcus Claudius Constantius, sowie mein Onkel, Herius Claudius Menecrates, stehe ich hier in den heiligen Hallen und erbete das Vertrauen des Senates, ebenfalls Rom, dem Kaiser und dem römischen Volk zu dienen.<


    Dann wandte sich Lepidus direkt an den Senator Aurelius Corvinus.

    >Was meine Planung bezüglich des Cultus deorum betrifft, so habe ich vor, mich für das Collegium Septemvirorum zu bewerben. Dort denke ich, kann ich meine Tatkraft, Energie und meine Person am besten verwirklichen.<


    Lepidus blickte abermals in das Rund, ob etwaige Fragen zu der Person Claudius Lepidus anstanden. So langsam wurde das Puzzle vom Candidatus Claudius Lepidus zu einem Bild.

  • Er meinte doch nicht etwa jenen Constantius, der seinerzeit über ein Ritteramt in der Kanzlei nicht hinaus gekommen war? Der Name jedenfalls sagte mir nur vage etwas, abgesehen von unserem Senatskollegen Menecrates und Claudius Macrinius, zu dem er allerdings keine enge Verwandtschaft preisgab. Nun, ich würde meine Entscheidung pro oder contra Claudius Lepidus auch nicht von seiner Verwandtschaft abhängig machen - zumindest wollte ich das versuchen, auch wenn es schwer fiel. Er bewarb sich schließlich für das Einstiegsamt der Ehrenlaufbahn. Sollte er sich dort beweisen und zeigen, ob er in die Fußstapfen seines Verwandten Macrinius treten konnte, denn die der im Senat vertretenen Claudier waren im Grunde leicht auszufüllen.


    Schon lag mir die Frage auf der Zunge, warum er ein Epulone werden wollte, doch war dies für meine Kollegen vermutlich reichlich uninteressant, weshalb ich dazu schwieg und mich mit einem Nicken lediglich für die Antwort bedankte, ehe ich mich wieder setzte. Von meiner Seite aus gab es keine Fragen mehr zu seiner Kandidatur, und was die Epulonenmitgliedschaft anbelangte, so entschied dies ohnehin ein anderes Gremium.

  • Ein Claudier, der den Cursus Honorum beschreiten wollte. Ursus war über seine Mutter mit den Claudiern verwandt, von daher war er ihnen ohnehin zugeneigt. Er ergriff das Wort, als eine ganze Weile keine Wortmeldung mehr gekommen war. "Ein gebildeter und strebsamer Mann wie Du ist sicherlich in höchstem Maße geeignet, den Cursus Honorum zu beschreiten. Meine Stimme ist Dir sicher, Claudius Lepidus, denn ich zweifle nicht daran, daß Du Dein Amt gut und gewissenhaft ausführen wirst, solltest Du gewählt werden. Doch eine Frage habe ich noch: Warum meinst Du, daß der Cursus Iuris, den Du ablegen möchtest, Dir nur für das Amt des Tresvir Capitalis nützlich sein kann? Warum möchtest Du Dich nicht den Erbschaften widmen, deren Bearbeitung nicht nur sehr wichtig, sondern auch eine juristische Herausforderung ist, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Außerdem erhält man wertvolle Einblicke in die Familiengefüge. Warum also die Bevorzugung des Amtes des Tresvir Capitalis?"

  • Dem Aurelier schienen die Ausführungen nun genügend Aussagekraft über Lepidus, seine Person und sein bisheriges Wirken sowie seine Verwandtschaftsverhältnisse zu enthalten und war anscheinend damit zufrieden, auch wenn da noch der ein oder andere Seitenhieb verteilt wurde, ließ diese Lepidus einfach an sich abblitzen. Als sich ein weiterer Senator der Aurelier zu Wort meldete.
    >Senator, verehrte Senatoren.<
    Ergriff Lepidus erneut das Wort, um die ihm gestellte Frage zu beantworten.
    >Das mir der Cursus Iuris nur für die Tätigkeit bei den Tresvir Capitales hilfreich sein würde möchte ich so nicht bestätigen. Denn Cursus zu absolvieren ist eines meiner nächsten Ziele, die ich erreichen möchte. Auch habe ich meine Wahl, bei den Tresvir Capitales meine Tätigkeit aufzunehmen, vorausgesetzt ist natürlich eine erfolgreiche Wahl zum Vigintvir, nicht unbedingt als Vorraussetzung gemacht. Dies war lediglich mein Wunsch. Sind die Senatoren der Meinung, meine Person wäre mit den Tätigkeiten um die Erbschaftsangelegenheiten besser vereinbar, wehre ich mich nicht dagegen und werde diese Arbeit mit genau dem Enthusiasmus und der Hingabe bewältigen, mit denen ich mich auch bei den Tresvir Capitales eingebracht hätte<.


    Dies war lediglich ein Wunsch. Nicht mehr und nicht weniger.

  • Ein Blick auf die Wortmeldungen zeigte Menecrates, dass sich zur Kandidatur seines Neffen ausschließlich Patrizier geäußert hatten. Diese möglicherweise unwichtige Feststellung schob der Claudier fort und erhob sich.


    "Verehrte Senatoren, auch ohne die besondere Bindung zu diesem Kandidaten durch enge Verwandtschaft müsste ich anerkennenswert feststellen, dass Claudius Lepidus zu den fleißigsten Römern zählt, die mir je begegnet sind. Durch meinen langjährigen Dienst im Militär weiß ich wirklichen Einsatz mit Hingabe von reiner Pflichterfüllung zu unterscheiden. Doch bei Claudius Lepidus gesellt sich noch Akkuratesse und Weitsichtig zum Fleiß hinzu. Er hat seine Ziele hoch gesteckt und ist mit Mittelmaß nicht zufrieden. Solche Amtsinhaber benötigt der Cursus Honorum, wenn Rom weiter wachsen und gedeihen soll und wenn Weiterentwicklung mit Festigung der Errungenschaften einhergehen soll. Eure Stimme bekäme ein verlässlicher und würdiger Kandidat. Dessen seid versichert."

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