Narcissa schloss die Augen und atmete ganz tief die Luft ein. Es war warm, roch nach Heu und Stroh und Leder und Holz. Ah! Ein Lebenselixier. Nirgendwo sonst roch es so wie in einem Pferdestall. Und nirgendwo sonst war die Luft erfüllt von einer so friedlichen Unruhe. Von ihrer Schwester einmal abgesehen, gab es nichts auf der Welt, das sie besser beruhigen konnte, als der Geruch, die Geräusche und die Gegenwart von Pferden. Nicht einmal ihre heiß geliebten Schriftrollen vermochten das. Schon oft hatte sie sich zuhause in Terentum in die Stallung geflüchtet, wenn sich die ganze Welt gegen sie verschworen hatte. Hier war alles gut und richtig. Zu ihrem Pferd war sie dann gegangen - erst zu der alten Hela, später dann zu Epicharis – hatte das Gesicht in der weichen Mähne vergraben oder hatte sich einfach nur ins Stroh daneben gesetzt. Jetzt war sie wieder hier. Aber nicht, weil sie traurig oder wütend oder enttäuscht war, sondern beseelt von einem schlechten Gewissen. Seit geraumer Zeit war sie nun schon in Rom – und bisher hatte sie noch nicht einmal Epicharis besucht. „Na komm Marei...“, munterte sie lächelnd das kleine Sklavenmädchen auf, dass sie an der Hand hielt. Die zwei Stallburschen, die auf zwei schmalen Schemeln vor der Sattelkammer saßen und das Leder einiger Zaumzeuge reinigten, sahen kurz auf, als die junge Aurelia in einer dunkelgrünen Pala zusammen mit dem Mädchen den Gang entlang schritt und nach dem Namensschild ihrer Stute Ausschau hielt. Doch nicht ihr Pferd war es, das sie zuerst entdeckte. „Salve Nada“, begrüßte sie mit gesenkter Stimme die Fuchsstute ihrer Schwester, die sich ihr sogleich zu wandte und die Nase vertrauensvoll in die Hand drückte, die ihr entgegen gestreckt wurde. Narcissa verstand diese Geste sofort und lachte leise. „Du bist so verfressen, weißt du das?“, sprach sie weiter auf das Pferd ein, während sie mit der freien Hand in die Stofftasche griff, die sie bei sich trug und einen saftigen roten Apfel heraus fischte, den sie sogleich in viere Schnitze teilte und sie der Stute hinhielt. Vorsichtig nahm Nada ein Stück nach dem anderen und zerkaute sie schmatzend. „Siehst du Marei? Sie ist ganz vorsichtig und lieb...“ Als sie alle vier verdrückt hatte, gab sie ein zufriedenes Schnauben von sich und stupste Narcissa erneut an. „Nein, Mädchen. Das reicht...Du weißt doch, Flora sieht es nicht gern, wenn ich dir so viele Äpfel mitbringe...“ Sie klopfte den Hals der Stute und drückte ihr noch einen letzten Kuss auf das Nasenbein. „Ich muss weiter. Epicharis wartet...“
Sie gingen weiter in den Stall hinein. Weiter in das Zwielicht, in die Wärme. Zahlreiche Pferdeköpfe streckten sich ihnen entgegen, die obschon der fremden Stimme neugierig geworden waren – nur einem Tier war der Klang nicht unbekannt. Schon von weitem begrüßte die Rappstute ihre Herrin mit freudigen Wiehern.
„Salve Mädchen!“, erwiderte Narcissa den Gruß ihres Pferdes ebenso erfreut. Es war als träfen sich alte Freundinnen wieder. „Na komm, tritt ein Stück zurück!“, Die junge Aurelia öffnete das kleine Tor und trat zu dem Pferd hinein in die Box. Sanft strichen ihre Finger durch das weiche, schwarze Fell, wisperte eine leise Stimme ein „Verzeih, dass ich dich so lange habe warten lassen“, der Stute ins Ohr, die es mit einem lauten Schnauben quittierte. Narcissa wandte sich dem Törchen zu. Dort stand immer noch Marei. „Komm ruhig herein! Keine Angst...“, ermutigte sie das Mädchen und streckte ihr lächelnd ihre Hand entgegen.
equile | Die Kleine und die Große
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An Narcissas Hand gelangte Marei zum Stall. Es roch ziemlich seltsam, sobald sie drinnen waren. Es war jedoch ein seltsam angenehmer Geruch, den Marei mit der Nase erschnupperte. "Ich komme.." meldete Marei sich. Stetig folgte sie Narcissa an der Hand hinterher, bemühte sich den anwesenden Sklaven nicht allzusehr aufzufallen. Mit ziemlichem Respekt beobachtete sie den liebevollen Umgang Narcissas mit der Stute, die mir nichts, dir nichts einen Apfel verdrückte. Der Apfel wurde sehr schnell verspeist. Marei war beeindruckt. Nicht nur vom Appetit der Stute, sondern auch von ihrem großen Kopf, den schön geformten Ohren, die sanften Augen, der wallenden Mähne. "Ich sehs." erwiderte sie gehorsam und lächelte über den Hunger der Stute. "Warum möchte deine Schwester nicht, dass Nada viele Äpfel essen darf?" fragte sie neugierig nach, einfach weil sie es wissen wollte.
Es ging weiter und tiefer in den Stall hinein. Diesmal blieb Narcissa nicht vor der Boxentür stehen.. sie ging sogar in eine Box hinein. Zu einer schwarzem Pferd. Marei riss die Augen auf. "Pof.. die ist ja total dunkel.. ich meine schwarz... wie die Nacht." gab das kleine Sklavenmädchen mit großem Erstaunen kund. Trotz Narcissas Angebot blieb sie vor dem Törchen stehen und nahm sich die Zeit die fremde Stute eingehend zu betrachten. "Mhm.. ich traue mich nicht, domina, enttschuldigung. Dein Pferd hat total lange Beine... und sie ist total groß. Ehm.. wie lange schon gehört sie dir? Und wie alt ist sie?" Vielleicht halfen mehr Informationen über ihre Scheu den beiden Freundinnen näher zu kommen hinweg. "Ißt sie auch so gerne Äpfel wie die andere.. die Nada?" Apropos Äpfel. "Hast du noch einen Apfel für sie?" Marei zeigte schnell ihre leeren Hände vor.
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"Zu viele Leckereien machen sie nur rund und unbeweglich - Nada aber", Narcissa strich der Stute über das weiche Maul, dass diese die Unterlippe vorschob "Du kannst mir glauben, ich habe nichts mehr", sagte sie zu dem Tier und wandte sich wieder an Marei, die mit großen Augen neben ihr stand. "Sie tut immer gerade so, als würde sie von den Stallburschen keine Schaufel Hafer zugestanden bekommen..."
Narcissa sah nicht von der Stute auf, als sie fast schon abwesend entgegnete: "Ja, ist sie nicht hübsch?" Erst jetzt, da ihre Finger das weiche Fell durchfuhren, merkte sie, wie sehr sie diese Berührung vermisst hatte.
Natürlich nahm sie es Marei nicht Übel, dass das Mädchen noch vorsichtigen Abstand bewahrte. Epicharis zählte zwar nicht unbedingt zu den großen Pferden, sie war eine sehr zierliche Stute, für ein Kind mochte aber selbst ein kleines Pferd wie ein Riese erscheinen. "Oh, eigentlich schon immer...", antwortete Narcissa lächelnd. "Ich war dabei, als sie geboren wurde. Sie ist vier." Die andere Frage beantwortete Epicharis schon selbst. Sie roch nämlich die Äpfel, die Narcissa in einem Beutel mitgebracht hatte und streckte nun hungrig den Hals danach. Die junge Aurelia schmunzelte und indem sie den Kopf der Stute wegschob, meinte sie: "Na du bist auch nicht besser als Nada!"...Sie kam zu Marei ans Tor, Epicharis die ihr folgte, hinter sich und zog einen Apfel hervor, den sie mit einem kleinen Messer, das sie ebenfalls bei sich trug in vier Schnitze teilte und dann Marei in die kleinen Kinderhände gab.
"Wenn du möchtest, kannst du sie ihr geben. Halte deine Hände ganz flach...",meinte sie und trat ein Stück zur Seite, blieb aber in Mareis Nähe, falls diese plötzlich von allzu großer Furcht gepackt werden sollte. Verschrecken wollte sie das kleine Mädchen schließlich nicht. Epicharisch unterdess näherte sich, die nüstern blähend und den Duft der Äpfel einsaugend vorsichtig Marei. -
Alos.. das war ja wirklich was Neues für Marei. "ZU viele Leckereien machen rund? Und unbeweglich? Weißt du... ich esse auch gerne Leckereien... besonders die Küchlein von Köchin Niki... aber die backt diese nicht mehr so oft. Hmm.. wie sollen die denn unbeweglich machen? Ich merke nur Bauchschmerzen, wenn ich zuviele Küchlein oder Butterbrote mit Honig genascht habe." plapperte Marei drauflos und lachte. "Keinen Hafer bekommen.. achwas... sie sieht doch schon rund genug aus." Marei konnte nur vermuten, dass Nada rund war, da sie nur ihren Kopf und den Hals sah.
"Poooff.. du hast gesehen, wie sie rauskam?? Und wie war das? Wo kam sie raus? Weisst du, wann sie geboren wurde? Ich weiss nicht, wann ich Ehrentag habe. Mam hat es mir nie gesagt." erzählte das kleine Mädchen, während sie den Umgang Narcissas mit Epicharis aufmerksam beobachtete. Es schien ganz enfach zu sein mit so einem großen vierbeinigen Tier umzugehen. Hmm.. sollte sie sich zu ihr hineintrauen? Marei atmete erleichtert auf, als Narcissa zu ihr zurück kam und einen Apfel klein schnitt.
Marei bekam die Schnitze und die Aufforderung der Stute die Schnitze zu geben. "Ehm.. ja.. die Hand flach halten..." Vorsichtig hob sie die flache Hand an und Epicharis entgegen. Ein bisschen zuckte sie zurück, als das weiche Pferdemaul ihre Handfläche berührte... aber nur weil es kitzelte. "Huiuiuiui...." brummelte Marei überrascht und legte den zweiten Schnitze drauf. "Deine Stute ist total vorsichtig.. woher weiss sie bloß, dass sie so vorsichtig sein muss?" fragte sie Narcissa und legte die restlichen Schnitze auf ihre Hand. "Salve, Epicharis.. ich bin Marei, die Kleene.. und wandelnde Straßenkarte auf zwei Beinen. Ja, guck nicht so.. den Namen hat mir der Sklavenhändler gegebn."
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„Uh ja! Die sind absolut lecker!”, brach es Narcissa spontan über die Lippen. Auch sie war schon in den Genuss der Fertigkeiten der aurelischen Köchin gekommen und war dabei förmlich hingeschmolzen. Seit sie hier in Rom waren, musste Lysandra noch mehr darauf achten, dass die Zwillinge nicht zu viele Leckereien aßen. Die beiden waren eben Leckermäuler.
Es war etwas ganz besonderes für Narcissa gewesen, als das kleine Rappfohlen, damals noch namenlos, in einer eher ungemütlichen, stürmischen Nacht im Schein von einigen Fackeln das Licht der Welt erblickt hatte. Sie hatte es gar nicht glauben können, als Ragnar, der germanische Stallmeister, zu ihr gesagt hatte, dass das ihre Stute war, die sich auf wackligen, zittrigen Beinen hochkämpfte, beschützt von ihrer Mutter. Noch heute hatte sie den Geruch von frischem Stroh, vermischt mit Blut in der Nase, sah das kleine Wesen noch so deutlich vor sich, als wäre es erst gestern geboren worden, auch wenn Epicharis inzwischen ganz ausgewachsen war. „Ja, ich war bei ihrer Geburt dabei…”, antwortete sie mit einem Lächeln, als Marei sie regelrecht mit Fragen überhäufte. Natürlich wusste das ihre Mutter Lucilla nicht, denn sie hatte sich in den Stall geschlichen und dort die ganzen langen Stunden ausgeharrt, bis es denn endlich los ging. „Es war…es ist wirklich schwer in Worte zu fassen, „wie es war”. Unbeschreiblich, wenn sich Zentimeter für Zentimeter ein Wesen aus dem Mutterleib schiebt und du weißt, dass es neues Leben ist, dass da zur Welt kommt…” Sie war sich nicht ganz sicher, ob Marei das Gefühl, dass sie versuchte zu beschreiben, erfassen konnte. „An den genauen Tag erinnere ich mich leider nicht mehr so genau…Es war irgendwann im Herbst und es hat gestürmt.” Es war nicht das erste Mal, dass sie sich über Mareis Geburtstag unterhielten. Aber damals wie heute verspürte sie leise Wut darüber, dass Mareis Mutter offensichtlich so wenig Interesse und Sorge an und um ihre Tochter gehabt hatte, dass sie sie verkauft hatte. In welchen Umständen das auch immer passiert sein mochte. „Wann hättest du denn gern deinen Ehrentag?”, fragte sie sanft nach.
Mit ein wenig Abstand beobachtete Narcissa lächelnd, wie Marei anscheinend die Furcht vor der Stute verlor. Das Tier gab sich auch sichtlich Mühe besonders vorsichtig zu sein, als spürte sie, dass das Mädchen zögerte, sich ihr zu nähern. Sie freute sich darüber, dass die beiden sich offensichtlich so gut verstanden. „Sie ist ganz früh an Menschen gewöhnt wurden und hat gelernt vorsichtig zu sein…”, Die Stute war freilich nicht immer so lammzahm. Wenn sie draußen in der Natur waren und Narcissa ihr die Zügel freigab, dann konnte auch Epicharis einiges Temperament entwickeln. Was den Sklavenhändler betraf, der sie an den Mann gebracht hatte, so musste es sich um einen besonders kreativen Vertreter seines Berufes gehandelt haben. Immerhin ließ der Spitzname tief blicken. Für zukünftige Ausflüge nach Rom, würde sie wohl häufiger auch auf Marei zurück greifen. Lysandras Orientierungssinn war nicht unbedingt der beste und sie war nun ja auch schon etwas älter und konnte, vor allem an sehr heißen oder kalten Tagen, nicht mehr so weit gehen, auch wenn sie versuchte die Zwillinge das nicht merken zu lassen. Die Stute indessen spitzte die Ohren, kaute zufrieden die restlichen Apfelstücke und stupste das Sklavenmädchen dann leicht mit dem Maul an, als wollte sie sie auffordern, ihr noch einen Apfel zugeben…
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"Toootaaalll lecker!!" Marei bestätigte, versuchte mit dem rechten Augen ein Zwinkern, welches ihr gerade so gelang. Dann musste sie dieses weiter üben, merkte Marei sich, oder das linke Auge nehmen. "Pof.. du warst zu Hause überall dabei.. ne? Du musstest nicht schlafen gehen, wenn was los war oder Besuch kam, ne?" stellte Marei neidisch fest und fragte sich, wie es war Narcissa zu sein. Sie konnte es sich kaum vorstellen, da sie Narcissas Leben gar nicht kannte und die andere erst jetzt kennenlernte.
Außerdem versuchte sie sich die Fohlengeburt vorzustellen, was ihr kaum gelang. "Mhm.. hat es kurz oder lang gedauert? Hat Epicharis Mutter sich über ihr Kind gefreut? Weil sie Mama geworden ist..." Marei überlegte, wann der Herbst kommen würde. "Der Herbst ist erst nach der großen Hitze da, stimmts? Er bringt Stürme, dicke Regentropfen, gelbe Zacken und ganz viel Wind mit."
Sie sah Narcissa mit großen Augen an. "Wann ich ihn gerne hätte? Am liebsten dann, wenn die weißen Blumen mit den Stengeln auf dem Rasen spriessen und aussehen wie winzige Glocken. Weisst du, das duftet richtig gut! Oder wenn die riesigen lila Blumen mit ganz ganz vielen Blüten an einer Stange auf den Märkten verkauft werden. Hya-Tinte sollen die heißen." gab Marei mit fröhlicher Stimme preis und spürte, wie die Stute sie anstupste. Ein Lächeln umspielte den unentwegt plappernden Kindermund. "Sti.. himmt.. sie ist ganz vorsichtig mit mir. Narcissa, schau, Epicharis will noch einen Apfel von mir... darf ich sie noch mal füttern?"
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Das Mädchen legte eine kleine fast schon akrobatische Einlage ein, was Narcissa ein Schmunzeln entlockte. Es fiel ihr etwas schwer mit dem rechten Auge zu zwinkern. „Nein, nicht überall. Als ich so alt war wie du, musste ich auch immer ins Bett gehen.” Die beiden Schwestern hatetns ich daran freilich nie wirklich gehalten. Gelang es ihnen nicht, sich nochmals hinaus zu schleichen, dann redeten sie noch stundenlang in der Dunkelheit miteinander und heckten neue Untaten aus. „Nur wenn Besuch da war, wurde eine Ausnahme gemacht und wir diurften etwas länger wach sein…”
„Es dauerte mehrere Stunden”, antwortete Narcissa auf Mareis Interesse hin. Allmählich schien das Eis zu schmelzen. Sie war neugierig und weil sie noch so jung war, behandeltet sie auch Tiere wie Menschen, die sich freuten oder traurig waren. „Na, ich denke schon, dass sie sich über ihr Fohlen gefreut hat…sie hat sich sehr gut um Epicharis gekümmert”, In ihren Ohren klang es merkwürdig, aber sie wollte dem Mädchen keine Antwort schuldig bleiben. Und Narcissa wollte auch nicht fragen, ob Mareis Mutter jemals zu ihr gesagt hatte, dass sie sie lieb hatte. Dass eine Mutter ihr eigenes Kind verkaufte – dass war für sie immer noch völlig unvorstellbar!
„Oh, du magst Blumen!”, stellte Narcissa fest. Dann würde sie Marei einmal zu Flora schicken. Ihre Schwester hatte auch ein Faible für Pflanzen und vielleicht machte es dem Mädchen Spaß draußen im Garten zu arbeiten. Besser als schwere Dinge schleppen zu müssen war das allemal. „Schneeglöckchen und…”, Sie grinste…” Hyazinthen….ja, die sind sehr schön!” Vielleicht wäre es ihr möglich dem Kind eine kleine Freude zu machen, indem man ihren Ehrentag – wenn auch heimlich, denn das würde sonst nur Aerger mit Lysandra geben – beging. Anscheinend hatte die Stute immer noch Appetit. Sie stupste Marei auf der Suche nach mehr Futter an. „Sicher…”, Narcissa nahm einen zweiten Apfel aus ihrer Tasche und teilte auch diesen in vier kleine Stücke, die sie dann an Marei weitergab. Tier und Mensch verstanden sich ganz gut. „Ich glaube, wir gehen ein wenig mit ihr rauß auf den Hof…”, meinte sie, als sie beobachtete, wie Marei der Sute abermals die Hand hinhielt. Und sie verließ die Box in Richtung der Sattelkammer. -
"Nun.. bei mir war es umgekehrt. Wenn niemand zu Besuch kam, durfte ich länger aufbleiben. Wenn Besuch kam musste ich zu Bett gehen. Wenn sie kein Geld für Milch hatte, war es immer ganz schön schwer einzuschlafen, weil Mam mit dem Besuch so komische Geräusche machte. Sie hat mir erklärt, dass ihr Beruf lupa heisst und dass sie diese Geräusche machen muss, um Geld zu kriegen. Wir brauchten Geld für die Miete, Nahrung und für fesche Kleidung." erzählte Marei und befand ihre Erklärung für normal. So hatte sie vorher gelebt. So war sie aufgewachsen. Sie kannte keine Kinder, die anders als sie aufgewachsen waren und mit denen sie sich vergleichen konnte. "Boah.. stundenlange Geburt? Weisst du was??!? Ich finde es fein, dass sie sich um ihre Tochter, ich meine dein Pferd gekümmert hat."
Marei nahm die Apfelstückchen entgegen und gab sie Epicharis auf der flachen Hand. "Ja, ich mag Blumen, auch wenn ich die meisten nur vom Sehen auf dem Markt kenne. Ich weiss nicht mal, wie die Blumem hier im Garten heißen. Danke schön.. jaja, Epicharis.. du kriegst noch einen Apfel von Marei." Irritiert sah sie Narcissa nach, als diese die Box verliess und versuchte rückwärts gehend die Boxentür zuerreichen. Ohne Narcissa schien Epicharis noch größer zu sein. "Ehmm.. was heißt das mit ihr rauszugehen?" fragte Marei leicht verzögert, weil Epicharis ihre Aufmerksamkeit einforderte.
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Unschuldig wie ihre Gedanken noch waren, sorgte dieser hautnah erlebte Bericht dafür, dass sich ihre Wangen mit einer zarten Röte überzogen. Der Ton wurde noch etwas intensiver, als unweigerlich der Gedanke durch ihren Kopf zog, dass es womöglich doch besser gewesen war, dass die Frau ihre Tochter verkauft hatte. Sonst hätte ihr wohl dasselbe Schicksal geblüht. Bei der Aurelia hatte sie es doch nicht einmal so schlecht. Aber eigentlich schämte sie sich für den Gedanken, denn was wog es schon, versorgt zu sein, wenn man dafür seine Freiheit verlor – Halt!, rief sich Narcissa selbst wortlos zu, als sie spürte, wie sie wieder in diesen inneren Zwist hineingezogen wurde, denn dieses Mädchen ständig auf einzigartige Weise in ihr auslöste. Sklaven waren wichtig und es war gut und richtig, dass es sie gab! Wieder war es das Mädchen selbst, dass sie ablenkte und ihr ein Grinsen auf die Lippen zauberte.
„Da hast du Recht”, stimmte Narcissa ihr zu: „Ich bin auch sehr froh darüber, dass sie sich so gut um Epicharis gekümmert hat.” Es klang ja schon etwas albern, kindlich. Aber in der Welt eines Kindes besaß nun eben alles einen persönlichen Anstrich, konnten Füchse sprechen und unsichtbare Schildkröten in Villenecken leben…”Darfst du heute eigentlich auch mal länger aufbleiben, oder schickt dich Brix immer gleich ins Bett?”Raschen Schrittes erreichte Narcissa die Sattelkammer, vor der immer noch die beiden Burschen hockten und Lederzeugs schrubten. Als sie die junge Aurelia auf sich zukommen sahen, wollten sie schon aufspringen, doch Narcissa bedeutete ihnen lächelnd sitzen zu bleiben. In der Kammer roch es nach Leder, Seife und Schmiere. Rasch ging sie die Halfter durch, die an langen, krummen Nägeln an der Wand hingen. Da sie noch nie hier gewesen war, musste sie erst einmal nach Epicharis´ Halfter suchen, nahm es von dem Nagel, als sie es gefunden hatte und kehrte eilig zu Marei und der Stute zurück. Das Mädchen war ein stückweit zur Tür zurückgewichen. Lächelnd stellte sie fest, dass das Tier Marei schon vollkommen vereinnahmt hatte. So war es immer. Die Stute verlangte ganz schön viel Aufmerksamkeit. Zumindest dahin gehend war sie kein einfaches, unkompliziertes Pferd. Gerade noch so, flog Narcissa Mareis Frage entgegen. „Wir nehmen sie rauß auf den Vorhof und führen sie ein bisschen am Strick. Ich habe keine Ahnung, wann sie das letzte Mal draußen war und es ist nicht gut, wenn sie so lange steht….”, erklärte sie und trat nun neben Epicharis. „Na komm Mädchen…”, mit sanftem Druck brachte Narcissa das Pferd dazu, dass es von Marei abließ und ein Stück den Kopf hob, sodass sie ihr das Halfter, im Grunde ein einfacher zum Halfter geknüpfter Strick, über das weiche Maul und und die Ohre schieben konnte. „Dann wollen wir mal…”, sprach sie wieder halb an das Pferd, halb an Marei gerichtet. „Machst du bitte das Tor noch etwas auf, Marei?”,
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"Mhm.. meistens kümmert sich Cimon drum, dass ich ins Bett gehe. Ich bemühe mich, auch mal alleine zu Bett zu gehen, aber dann fällt es mir total schwer einzuschlafen, wei es keine Geschichte gab. Ich versuche mich dann zu errinnern, was er mir zuletzt erzählt hat und eine eigene Fortsetzung zu erfinden. Das hilft beim Einschlafen.. meistens. Naja, dazu gibt es auch die Nächte, wo die älteren Frauen spät zu Bett gehen und mich wieder aufwecken, weil sie Licht brauchen und nicht gerade leise miteinander quasseln. Dann überlege ich, ob ich mich im Seitenraum einquartieren und dort weiterschlafen soll. Aber da gibt es nur einen ollen Teppich und kein Lager wie im Frauenschlafzimmer." erzählte Marei frei heraus aus ihrem Leben als Sklavenkind.
Mit der flachen Hand streichelte sie Epicharuis Nüstern und freute sich, wenn sie schnaubte oder ihre lästigen Stirnhaare hochpustete. "Sie steht lange? Legt sie sich nie hin? Auch dann nicht wenn sie müde ist? Na sowas!" wunderte Marei sich, verfolgte mit aufmerksamen Blicken, wie man ein Halfter an einem Pferdekopf befestigte. "Ja.. ich bin schon unterwegs." gehorchte Marei und verliess die Box, um schon mal nach vorne zu laufen. MIt viel Mühe schob sie wie verlangt das Tor auf und stellte sich nach draußen auf den Hof. "Ist offen, domina Narcissa. Komm Epi.. komm.." rief Marei, probierte mit dem Ruf, ob man ein Pferd genauso wie eine Katze zu sich locken konnte. Der Spitzname passte doch ganz gut zur Stute, fand das Sklavenmädchen.
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Dieser Cimon schien wirklich überall zu sein. So viel Präsenz hatte sie dem dunkelhäutigen Sklaven, den sie bisher nur einmal persönlich gesprochen und sonst immer nur als Schatten Titus´ - oder Floras - wahrgenommen hatte, gar nicht zugetraut. Damit hörte und sah sie sogar mehr von ihm als von dem maior domus dieses Hauses. Brix hieß er, ihrem Wissen nach. Der Nubier schien hier für viele Menschen dagegen eine spürbare Rolle zu spielen. Auch für die kleine Marei. "Ich kann mir vorstellen, dass es sich auf Teppichen nicht so gut schläft...Für dein Alter bist du aber sehr selbstständig."
Narcissa hakte den letzten Metallhaken am Halfter der Stute ein. "Pferde legen sich nur ganz selten hin. Das kommt daher, weil sie in freier Natur oft vor Feinden flüchten müssen. Da würde es viel zu lange dauern, aufstehen zu müssen", erklärte sie dem Kind, das eilfertig voran gesprungen war, um ihrer Bitte nachzukommen.
Sie bedachte Marei mit einem Lächeln, als diese Epicharis wie eine Katze zu locken suchte.
Das Klappern der Hufeisen hallte durch die Stallgasse, als Narcissa die Stute an den anderen Pferden vorbei auf Marei zu führte, die schon zum Haupttor vorgeflitzt war. Als die zwei Stallburschen sie kommen sahen, wollten sie wie schon zuvor, aufspringen und ihr zur Hilfe kommen. Für gewöhnlich zeigten sich hier keine Patrizierinnen und wenn doch, dann hatte man ihnen die Pferde herzurichten. Dabei mussten sie es doch eigentlich wissen, dass die aurelischen Zwillinge zumindest sehr wohl allein mit ihren Pferden zurecht kamen. Immerhin war Flora schon einige Male hier gewesen. Erneut bedeutet sie ihnen also sitzen zu bleiben und schritt an den beiden jungen Männern vorbei, die Stute und Herrin mit einiger Verwunderung hinterher blickten.Die Sonne auf der Haut war einfach herrlich. Einen kurzen Atemzug lang blinzelte Narcissa, weil ihre Augen nach dem Zwielicht im Stall einfach nicht mehr an die Helligkeit gewöhnt waren. Auch Epicharis schnaufte neben ihr.
Vor ihnen eröffnete sich ein kleiner, von einer Mauer umgebener Hof. Hier waren sie geschützt von den Blicken da draußen. Narcissa führte das Pferd eine Runde im Kreis und wandte sich dann an Marei, die geduldig wartete: "Na, hättest du Lust, ein wenig auf ihrem Rücken zu sitzen, während ich sie führe?", bot sie dem Mädchen an. -
"Findest du? Ich habe es noch nicht ausprobiert, wie es ist auf dem Teppich und wie es ist ganz alleine in einem Raum zu schlafen." gestand Marei und freute sich über das Lob Narcissas, welches sie erröten liess. "Ahaaa.... so ist das. Du bist total schlau!" gab sie außerdem kund, dass sie Narcissas Erklärung, warum Pferde sich nicht zum Schlafen hinlegten und fügte eine Anerkennung über Narcissas reichliches Wissen dran. Wieder hatte sie etwas gelernt! Marei lernte gerne.
"Ehhhhhmmmm......." erwiderte Marei, guckte Narcissas, Stute Epicharis und dann wieder Narcissa an. Das Runden drehen sollte offenbar länger andauern. " Wenn ich darf... und.. wenn ich raus finde.. wie ich.. auf ihren Rücken komme." stotterte Marei, fuhr mit der Zunge nervös über ihre Lippen. Als Epicharis an ihr vorbei war, lief Marei schnellen Schrittes zu Narcissa, stellte sich neben sie auf.
"Ich weiss, dass man über eine Treppe oder eine Leiter ins nächste Stockwerk kommt, aber bei einem Pferd?" Das Sklavenmädchen versuchte sich an den Ausflug nach Ostia zu errinnern, an die Beobachtungen über die Großen. "Phraates und Charis Füße steckten in komischen Schlingen und sie verhedderten sich komischerweise kein einziges Mal darin." erzählte Marei schliesslich. es musste ein Geheimnis dahinterstecken, wie man rauf und wieder runter kam. Noch wusste Marei nichts vom Glück auf dem Rücken der Pferde.
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„Nun, auf dem Teppich habe ich auch noch nicht geschlafen“, entgegnete Narcissa und schmunzelte bei dem Gedanken daran, was Lysandra wohl für ein Gesicht machen würde, würde die Leibsklavin sie eines Tages mitten auf dem Teppich vor ihrem Bett anstatt darin vorfinden. „Aber ich glaube Stroh und Heu würde ich einem Teppich in jedem Fall vorzuziehen.“ Alles kleines Mädchen hatte sie das öfters gemacht. Meistens dann, wenn Kummer an ihrer kleinen Seele genagt hatte. Der Stall hatte etwas beruhigendes mit all den Geräuschen und dem unverkennbaren Duft.
Mareis Wangen verfärbten sich zart rot. Bisher hatte sie das Mädchen noch nie in Verlegenheit gesehen und war der Meinung gewesen, dass es schwierig war, Marei überhaupt verlegen zu machen. Sie gehörte ja nun nicht unbedingt zu den schüchternsten Kindern. Ganz im Gegenteil, frech war sie und neugierig. Und manchmal fehlte ihr auch das Taktgefühl. „Danke für das Kompliment, Marei“, erwiderte sie lächelnd.Unsicher sah Marei zwischen ihr und der Stute hin und her und kam dann zu ihr herüber. Die Vorstellung auf einem Pferderücken zu sitzen machte das Mädchen nervös. Ihr Lippen waren ganz schmal. „Das ist eine interessante Vorstellung“, schmunzelte sie. „Aber nein, keine Leiter – das machen nur die ganz alten Herrschaften“, oder Lysandra. Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass die Leibsklavin ihnen zu Pferd gefolgt war. Narcissa zwinkerte Marei verschmitzt zu. „Das war sehr aufmerksam von dir. Die beiden haben Steigbügel benutzt“, erklärte sie „ – wir machen das aber viel einfacher. Ich hebe dich einfach auf ihren Rücken und du kannst dich in ihrer Mähne festhalten...Na, was meinst du?“ Aufmunternd sah sie auf das Kind herab.
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"Die ganz alten Herrschaften? Welche denn? Ich kenne keine ganz alten Leute. Von den Leuten hier in dieser Villa hat keiner weisse Haare und Falten im Gesicht und fehlende Zähne." So sahen alte Leute in ihren Vorstellungen aus. "Nur daran erkennt man ganz alte Leute!"
Sie lernte außerdem ein neues Wort. "Steigbügel? Das ist ein komisches Wort..." stellte sie verschmitzt lächelnd fest, sah zu Narcissa auf. "Ehhmmm... ja, machen wir das so wie du sagst." Diesem Vorschlag zustimmen musste Marei sowieso, sie durfte ja nicht 'Nein' sagen und die Herrin verärgern. Bereitwillig folgte sie narcissa hinterher, hob die Arme hoch und war bereit fürs Aufsitzen. "Epicharis? Magst du mal kurz stehen bleiben? Ich möchte auf dir sitzen und... ehm.. und reiten." fragte Marei die Stute ganz lieb.
Schon wieder erschien ihr die Stute ziemlich groß und schon saß sie auf ihr. Lieber nicht nach unten gucken! "Tue ich ihr weh, wenn ich mich an ihren Haaren festhalte?" fragte sie Narcissa besorgt. Aufmerksam hörte das kleine Sklavenmädchen zu, wie sie auf dem Pferderücken sitzen sollte. "Pof.. was für ein breiter Rücken! Huch, warum schlägt sie mit dem Schwanz?!?" entdeckte Marei staunend und fragrend zugleich, packte ein Stückchen Mähne.
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In der Tat gab es in der Villa niemanden, den man als Greisen bezeichnen konnte. Marcus war wohl der älteste. Aber als „alt“ war der eigentlich auch nicht zu bezeichnen...Theophilus, einer ihrer Lehrer in Terentum war „alt“ gewesen. Mit einem langen, weißen Bart, der ihm bis über die Brust gereicht hatte und noch längeren Haaren, die er sich stets mit einem Lederband zurück gebunden hatte. Bei Mareis Vorstellung eines alten Menschen musste sie jedoch grinsen. Das Bild, dass das Mädchen zeigte, war nicht gerade zum Ruhme gedacht.
Ohne zu wissen, dass Marei auch deshalb zustimmte, weil sie der Meinung war, dies ihr gegenüber tun zu müssen, hob Narcissa das Mädchen – wie federleicht sie doch war – vorsichtig auf den Rücken der Stute, während das Tier erstaunlich ruhig stehen blieb.
Kein Wunder, dass Epicharis dem Mädchen groß vorkam. Die Stute zählte zwar nicht zu den größten, aber mit einem Meter fünfundfünfzig Widerristhöhe, musste sie jedem Kind groß vorkommen.
„Greif ruhig zu! Es tut ihr nicht weh“, ermutigte Narcissa sie und nahm wieder den Strick auf. Die Stute schlug unruhig mit dem Schweif, trat von einem Huf auf den anderen.
„Ruhig Mädchen“, wisperte Narcissa ihr zur und streichelte über die Flocke auf Epicharis Stirn. Zu Marei gewandt meinte sie: „Sie stand eine ganze Weile...jetzt wo ihr wieder ein wenig Bewegung vergönnt ist, kann sie es wohl kaum abwarten...Alles klar da oben? Fühlst du dich gut? Keine Angst?“, -
"In Ordnung." gab Marei kund, griff fester in die Mähne der Stute hinein und hielt sich fest. "Aber ja.. es ist alles gut. Ich habe keine Angst. Weisst du was? Ihr Rücken ist total breit." erzählte Marei von sich aus und ganz frei heraus und hielt inne, um abermals ganz verlegen über ihr Plappermaul zu werden.
"Ähm.. das weisst du sicher schon selber, weil du sie selber reitest. Und was jetzt? Soll sie weiter Runden drehen? Mit mir auf ihrem Rücken?" Marei vertraute darauf, dass Narcissa wusste, was sie tat und war bereit für das kommende Glück auf dem Rücken der Pferde dieser Erde.
"Du hast genauso wie ich angefangen, stimmts? Wer hat dich damals auf den Rücken hoch gehoben?" versuchte sie nachzuforschen sowie ein bisschen mehr über Narcissas Reiterlebnisse zu erfahren. Irgendwie war es hbesser, shcon einmal zu wissen was auf sie zu kam.. vielleicht war sie aber auch nicht fürs Reiten geeignet. Aber das würde sich ja alles gleich heraus stellen.
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Erfreut stellte Narcissa fest, dass sie die kleine Marei richtig eingeschätzt hatte. Anfangs noch ängstlich war sie mutig genug gewesen, sich ihrer Furcht zustellen und saß nun hoch oben auf Epicharis Rücken. >Ein mutiges Kind< Wohl trug auch ihr natürliche Neugieride dazu bei, die Schatten zu ihren Füßen tapfer zu überspringen. Sie lächelte über Mareis Kommentar. „Sehr breit und sehr gemütlich...“, bestätigte sie. Zumindest wenn man als Anfänger nicht allzu große Strecken auf dem Pferderücken zurück legte. Die junge Aurelia konnte sich noch sehr gut an ihrern ersten Tagesritt erinnern. Als sie abends zurück in Terentum aus dem Sattel gerutscht war, hatte sie nicht mehr sitzen können. Gehen war noch schrecklicher gewesen. Lediglich das auf dem Bauch liegen hatte ihr einige Entspannung gebracht. Aber das lag schon eine ganze Weile zurück. Heute hatte sie keine Probleme mehr damit auch länger auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen.
„Ja, wir drehen jetzt ein paar Runden“, Und wie als hatte Marei ihre Gedanken erraten, fragte das Mädchen sie nach ihren ersten Erfahrungen. Während sie bgeann die Stute langsam im Kreis zu führen, suchte sie in ihrer Erinnerung. Da sie auf dem Land groß geworden war, war sie sehr früh mit diesen Tieren in Kontakt gekommen. Mit drei hatte sie das erste Mal gesehen, wie eine Gruppe von Gästen im scharfen Galopp auf den Hof geprescht waren, wahrend sie zusammen mit Flora in der Obhut Lysandras in der Sonne gespielt hatten. Mit fünf schließlich hatten sich die Zwillinge stundenlang im Heu verkrochen und mit acht besaßen sie so viel Selbstbewusstsein und Willensstärke, dass sie den alten Ragnar so lange bearbeitet, bis der Germane sie auf den Rücken einer alten, etwas klapprigen Stute gehoben und sie einige Runden geführt hatte. Von da an war es um die Mädchen geschehen gewesen.
„Jeder fängt einmal so an – also Gratulation zu deinem ersten Schritt auf der Suche nach dem Glück auf dem Pferderücken“, Narcissa lächelte sie an. "Es war Ragnar, der germanische Stallmeister in Terentum, der meine Schwester und mich das erste Mal auf einen Pferderücken gehoben hat – auch wenn es eher unfreiwillig war. Ich war ungefähr so alt wie du jetzt!“ Im gleichmäßigen Rhythmus schritt Epicharis dahin...
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"Gemütlich ist es..." bestätigte Marei Narcissa und schickte ein Lächeln zu ihr. "Einverstanden, also ich meine.. mit den Runden drehen.. auf dem Rücken von Epicharis."
Sich an der Mähne der Stute festhalten, das noch unsichere Gleichgewicht austarieren, Epicharis spielenden Ohren zugucken und zu Narcissa schauen. Das alles auf einmal zu erledigen war ganz schön viel, was das kleine Sklavenmädchen auf einmal tun musste, aber sie tat es gerne für eine neue Erfahrung in ihrem jungen Kindesleben.
Allmählich liess Marei die Beine an Epicharis Bauch runterhängen, probierte aus, wie man am besten saß.. also mit krummen oder geradem Rücken. Letzteres schien richtig zu sein. "Danke." jauchzte Marei quietschvergnügt. Es war zudem außerdem ganz toll, größer zu sein als alle anderen. Vielleicht sollte sie Reiten von der Pieke lernen und sich dann als Jockey in der Pferderennen-Arena verdienen?!? "Aber, Narcissa, warum denn unfreiwillig?"
Marei machte eine gedankliche Pause. "Wie lange brauchtest du.. bis zum alleine reiten? Musstest du eine Prüfung machen, damit dir jeder glaubte, dass du tatsächlich alleine ein Pferd wie Epicharis reiten kannst??" Puh, das war ein langer Satz. Marei beugte sich ein bisschen vor, löste eine Kinderhand von der Mähne und streichelte Epicharis Fell neben der Mähne. "Eine ganaannz feine Stute bist du, Epicharis!" lobte sie die im Schritt gehende Stute.
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Narcissa genoß die frische Luft und die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Sie fühlte sich angenehm entspannt. Das schien auch die Stute zu spüren, die sich nach der anfänglichen Vorfreude auf die Bewegung inzwischen beruhigt hatte und gelöst neben der jungen Aurelia einherschritt. Vielleicht ware es besser, sie aus der Stadt zu bringen, ging es Narcissa durchd en Kopf. Es tat dem Pferd nicht sehr gut so lange zu stehen und nur hin und wieder am Strick geführt zu werden. Da war so viel Energie in ihr, die ausbrechen wollte.
"Ach weißt du, als ich so klein war wie du, da hatte ich auch Angst vor diesen Geschöpfen. Sie sind so viel größer als man selbst und können einem mit ihren langen schlanken Beinen einen ganz schönenen Schrecken einjagen...", Sie schmunzelte, als sie unweigerlich an jeen Tag zurückdenen musste. Die kleine Narcissa hatte sich hinter ihrer Schwester versteckt, als könne der Germane sie dort nicht finden, wenn sie sich nur klein genug machte. Von den Überlegungen des Mädchens ahnte sie nichts. Aber auch sie hatte einst mit solchen Wünschen gespielt. Für sie als junge Patrizierin war das aber natürlich völlig undenkbar.
"Ufff", machte die junge Frau: "Das weiß ich gar nicht so genau...Meine Schwester und ich haben sehr früh angefangen...da durften wir natürlich nicht alleine reiten...Aber ich meine mit acht schon allein auf einem Ponyrücken geseßen zu haben...Also vielleicht...", Sie dachte kurz nach: "Zwei Jahre?!" Sie warf einen kurzen Blick hinauf zu Marei. "Möchtest du es denn lernen? Eine Prüfung musste ich nicht ablegen...ich meine es kann jeder sehen, ob jemand reiten kann oder nicht..."
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