°^Triclinium^°

  • Calliphana bereitete das Triclinium für den Besuch vor. Sie erwartete ihre Freundin Septima zum Essen, und hoffte einige Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu bekommen.


    Ihre Hochzeit stand unmittelbar davor, und sie hatte keine weibliche Verwandten, die ihr hätten ihre Fragen beantworten und ihre Zweifel und Ängste verscheuchen können. Sie hat bisher ein unbeschwertes Leben gehabt und befasste sich nicht mit dem Thema Hochzeitsnacht, oder Beischlaf. Sie kannte keinen anderen Mann als ihren Liebsten und nicht mal geahnt was dieser Akt bezweckt oder bedeutet.


    Seit neulich aber verspürte sie ein gewisses Verlangen Centho gegenüber, das erste Mal als sie mit Centho alleine war in der Casa Iulia an dem Tag, an dem er um ihre Hand anhielt. Dieses wundervolle Kribbeln im Bauch, die Wärme die durch ihren Körper strömte. War das etwas gutes, oder etwas eigenartiges, was nur ihr passieren konnte.


    Diese Gedanken leiteten sie zu dem Entschluss eine Freundin um Rat zu fragen, die aber schon verheiratet war.


    Sie schickte ihre Sklaven gerade weg um frische Blumen aus dem Garten zu holen, und richtete präzise die Teller auf dem Tisch zurecht. Sie wurde leicht nervös und klopfte ungeduldig mit den Fingern am Tisch.

  • In eine schlichte, hellbaue Palla gekleidet, die Haare wie immer kunstvoll hochgesteckt und mit kleinen, silbernen Blumen im Haar – als Zugeständnis an den Frühling – betrat Septima gut gelaunt das Triclinium und schritt elegant auf ihre Freundin mit den kräftig rotbraunen Haaren zu. „Calliphana! Wie ich mich freue dich wieder zu sehen!“ begrüsste sie die Furia offen und ehrlich ohne dabei übertrieben überschwänglich zu sein und nahm Calli sanft in den Arm. Küsschen rechts, Küsschen links. Inzwischen hatte sich Septima an diese Art der Begrüssung ihrer Freundinnen gewöhnt und fand es viel persönlicher, als ein schlichtes 'Salve'.


    Der zweite Blick von Septima ging über den kleinen Tisch zwischen den Klinen. Zwei Teller standen schon bereit, obwohl Septima es ein wenig bezweifelte, dass sie viel Zeit zum Essen finden würden. Ob Calli bedrückt war? Nein, so einen Eindruck machte sie nicht. Ach was solls. Butter bei die Fische. „Du hast in deinem Brief etwas angedeutet...“ Sie lächelte ihre Freundin an. „Komm, setzten wir uns und du schüttest mir mal dein Herz aus.“ forderte sie Calliphana auf.

  • Sie musste gar nicht lange warten dass Septima eintraf, sie war wie immer pünktlich. Eine Tugend, welche Calliphana noch nicht so recht beherrschte. Ganz im Gegenteil. Es sollte an den Tagen einen Feiertag geben, wo sie mal irgendwo pünktlich erschien. Der Höhepunkt der Verspätungen war ja gerade die kleine Zusammenkunft nach der Hochzeit Septimas. Ehhem... dachte sie nur und drehte sich mit einem leicht nervösem Lächeln zu der Tiberia.


    "Die Freude ist ganz meinerseits Septima, wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!" Begrüßte auch sie herzlich ihren Gast. "Ich muss dir gestehen, du bist meiner erster Besuch hier in der Casa aus unserem Freundeskreis seit ich hier eingezogen bin, Centho zähl ich nicht mehr mit, das ist schon selbst verständlich dass er hier zu Besuch ist." Erzählte sie kleine Details aus ihrem neuen Leben. Und bald müsste sie erneut umziehen, ja wieso auch nicht... Rollte sie in Gedanken leicht mit den Augen.


    "Möchtest du was zu trinken?" Sobald sie diesen Satz zu Ende brachte stand schon ein Sklave dort um die Bestellung auf zu nehmen.


    "Ja... Der Brief... Das wird das Beste sein, wenn wir uns setzen." Sie wies auf die Klinen gleich neben ihnen. Als sie sich dann gesetzt haben verließ sie fast ihr ganzer Mut und hätte am liebsten ihren Mund gehalten. Aber wenn jetzt nicht, und sie nicht... ermutigte sie sich selber.


    "Also es ist so... Meine Tante Philogena kann erst am Tag meiner Hochzeit erscheinen, sie ist zu spät aus Sparta los gefahren, und du musst wissen, sie wird meine Brautführerin. Sie ist ein sehr entfernter Verwandte von mir, und deswegen hält sie es wohl für nicht so wichtig hier rechtzeitig ein zu treffen oder mich auf die Sache vor zu bereiten. Du verstehst..."


    Die Sache, passender hätte sie die Hochzeitsnacht wohl nicht ausdrücken können. Man bist du dämlich Calli... Die Sache... Ansonsten hast du doch auch ein großes Mundwerk!


    "Und ich kenne keinen, mit dem ich mich darüber unterhalten könnte, was auf mich zukommt..." Sie senkte ihren Blick sofort auf den Boden und spielte nervös Däumchen drehen. Hoffentlich lachte Septima sie deswegen nicht gleich aus. Das war ihr erster ausgemalter Gedanke bis jetzt. Der Zweite war, dass sie vor Nervosität gleich von der Kline kippte. Ihr Magen schien sich extremst zu verkleinern und zwischen ihrem Hals und ihrem Unterleib wie ein kleiner Ball hin und her zu hüpfen während sie auf die Reaktion ihrer Freundin wartete.

  • Calliphana erwiderte ihre Begrüßung ebenso freundlich und fragte sie sogleich, ob sie etwas trinken wollte. „Ja gerne. Wasser mit ein wenig Wein.“ gab sie dem Sklaven Auskunft und musterte ihre Freundin kurz. „Es freut mich dein erster Gast in diesem schönen Haus zu sein. Und dann ist es auch noch so nah bei der Villa Aurelia, dass ich gar nicht weit gehen mußte. Wirklich schade. Nun hast du dein eigenes Haus und wirst es in Kürze wieder verlassen müssen, um zu den Iuliern zu ziehen.“ bedauerte Septima die durchaus glücklichen Umstände, denn immerhin war die Verbindung zwischen Centho und Calliphana auch auf Liebe zurück zu führen.


    Gemeinsam nahmen sie auf je einer Kline Platz und Septima genoss es, sich ausstrecken zu können. „Ich bin schon sehr gespannt was du zu berichten hast.“ kommentierte Septima noch kurz mit einem Lächeln und hörte sich anschließend an, was Calli auf dem Herzen lag. „Die Sache?“ hakte Septima noch einmal kurz nach. Sie ahnte bereits, auf welche 'Sache' die Furia ansprach – hatte sie der Tage kaum etwas anderes zu tun, als ihre Freundinnen über den endgültigen Vollzug der Ehe aufzuklären – stellte sich aber zu nächst etwas ratlos. „Meinst du den Ablauf der Hochzeit? Nun, da kann ich dir selbstverständlich weiter helfen.“ An der Verlegenheit von Calliphana und ihrem umherwandernden Blick hatte Septima schon längst erraten dass es mehr um das Ende der Hochzeitsfeierlichkeiten ging, aber sie wollte Calli noch ein wenig zappeln lassen.


    „Sag mal, Calliphana, kann es sein, dass auch du deine Mutter bereits verloren hast?“ erkundigte sie sich mitfühlend und nahm den Becher mit ihrem gewünschten Getränk vom Sklaven entgegen. Sie kostete einen Schluck und stellte zu frieden fest, dass sie im Grunde Wasser mit leichtem Weingeschmack hatte. Sehr gut.

  • "Ja das ist wirklich sehr gemütlich hier, ich hab mich so langsam an das Haus gewöhnt, ich würde es nur ungern aufgeben. Aber zum Glück muss ich das ja nicht, stell dir vor, wir verkaufen das Haus nicht, sondern richten es neu ein und es wird dann unsere kleine Zufluchtsinsel. Du weißt ja wie viele Mitglieder der Familie Iulia in der Casa wohnen, da kann man nicht wirklich unter sich sein. So verbringen wir einige Tage dann hier und andere in der Casa Iulia. Ist eine tolle Idee, oder was meinst du?" - erzählte sie ihr voller Enthusiasmus von ihren Plänen. Sie hat schon ein Zimmer im Haus mit neuen Möbeln voll gestapelt die sie beim neu Einrichten in der Casa verteilt aufstellen lassen möchte.


    "Also können wir uns auch weiterhin hier treffen wenn dir der Weg zur Casa Iulia zu weit ist." - sagte sie schon fast mit einem frechem Grinsen im Gesicht.


    Septima fragte leicht verwundert über den Ausdruck nach was sie denn genau damit meinte, obwohl Calliphana sich sehr sicher war, dass sie ihr nur alles Wort wörtlich aus der Nase ziehen wollte. Das war es genau was sie vermeiden wollte. Sie kam also noch mehr in Verlegenheit und fand die Idee, eine nahe Freundin zu fragen doch nicht mehr so klug, aber mit den Rückfragen hatte sie ja schon gerechnet. Kein Mensch auf der Welt konnte Gedanken lesen, also musste sie sich schon präzise ausdrücken.


    "Ja nicht so ganz den Ablauf der Hochzeit, das auch, aber ich meinte eher das danach... Also..." - sie musste den Kloß in ihrem Hals mit einem kräftigem Schlucken runterschlucken - "... die Hochzeitsnacht..."


    Jaaaaaaaa, es war raus, sie hat es endlich über die Lippen gebracht!


    Doch dann kamen sie eher zu einem anderen traurigen Thema, zu dem Tod ihrer Mutter. "Ja, du liegst mit deiner Vermutung richtig. Sie ist an einer Krankheit verstorben, ich weiß auch nicht alle Details, zu dem Zeitpunkt war sie in Sparta bei unseren restlichen Verwandten. Sie hielt es für angemessen, dass sie weit weg von mir ist, wenn der Tod eintrifft, damit ich nicht so sehr darunter zu leiden habe. Ich weiß bis heute nicht, ob sie damals die richtige Entscheidung damit getroffen hat. Ich vermisse sie von Tag zu Tag immer mehr..."


    Sie schaute traurig in den Becher welchen sie in der Hand hatte und rollte ihn leicht zwischen ihren Handflächen während sie das ihrer Freundin anvertraut hatte. Die genau Geschichte über den Tod ihrer Mutter wussten nur sehr wenige aus ihrem Umfeld. Sie erzählte nicht gerne darüber, sie fühlte sich dadurch sehr verletzlich.

  • Interessiert ließ sich Septima die weitere Verwendung der Casa Furia näher erklären, konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass es eine so gute Idee war, einen Zufluchtsort in der Hinterhand zu haben. Sollte die Casa ihrer Freundin als stilles Liebesnest dienen, in welchem das frisch getraute Paar sich ganz ihrer Liebe widmen konnte, oder war es mehr der Rückhalt für Calli, für den Fall dass sie nicht lange mit Centho glücklich wäre? Immerhin hätte sie dann noch immer ihr eigenes Haus und könnte den Iulier von jetzt auf gleich verlassen, wann immer sie genug von ihm hatte. Auch dies schien eine durchaus interessante Interpretation der Verwendung dieser Casa zu sein. Auf jeden Fall hegte Septima gerade ein paar Zweifel an der Tiefe der Gefühle der beiden Brautleute.


    „Ich komme dich auf jeden Fall in beiden Häusern gerne besuchen.“ erwiderte Septima lächelnd. Vorerst wollte sie sich nichts von ihren Zweifeln anmerken lassen, die durch das Behalten der Casa Furia geweckt wurden. „Du könntest auch alle deine Freundinnen in DEINE Casa einladen und wir stellen das hübsche Häuschen ein wenig auf den Kopf? Gut gebaute Sklaven in knappen Lendenschurzen, die uns bedienen müssen und vielleicht zur Unterhaltung noch ein paar Schauspieler, die eine schön tragische Liebesgeschichte widerspielen? Einen Abend, nur unter Frauen. Das wäre doch mal was, oder?“ schlug Septima sogleich vor und studierte die Miene ihrer Freundin. Würde ihre spontane Idee Calliphana gefallen? „Selbstverständlich hätte das alles noch Zeit. Zu aller erst steht deine Hochzeit mit Centho an.“


    Womit sie wieder beim ursprünglichen Thema angelangt waren, der Hochzeit. Allerdings gab es noch einen traurigen Punkt, der unter anderem Einfluss auf den Ablauf der Hochzeitszeremonie hatte. „Oh Calli, das mit deiner Mutter tut mir schrecklich leid.“ sprach Septima ihre ehrlich gemeinte Anteilnahme aus. Sie fragte lieber nicht nach, wie lange der Tod von Calliphanas Mutter zurück lag, um nicht weiter an diesem traurigen Ereignis zu rühren.


    „Nun denn, dann werde ich mal versuchen etwas Licht in das Dunkel der Hochzeitsnacht zu bringen.“ wechselte Septima wieder auf ein etwas erfreulicheres Thema und nahm noch einen Schluck aus ihrem Becher, ehe sie Calliphana fragend anschaute. „Du hast doch gewiss schon einen völlig unbekleideten Mann angeschaut, oder? Dann weißt du auch, dass Männer da unten einen Penis haben.“ So weit war es reine Feststellung und Septima ging fest davon aus, dass Calli schon mehr als einen Mann nackt zu sehen bekommen hatte. Wenn nicht, würde ihr gewiss auf die schnelle eine Möglichkeit einfallen, wie sie diese Wissenslücke schließen könnte. „Dieser Penis deines Mannes kann zu ungeahnter Größe heranwachsen, was ihn in den Umstand versetzt, mit dir gemeinsam die Ehe zu vollziehen und, so Iuno euch wohl gesonnen ist, gleich in der Hochzeitsnacht den Samen für ein gemeinsames Kind in dich zu pflanzen.“ Das hörte sich alles sehr nach einem wissenschaflichen Vortrag an. So hatte Septima das gar nicht beabsichtigt. Vielleicht sollte sie Ursus den Vorschlag unterbreiten, dass sie dieses Thema für Vorträge an der Schola ausarbeiten könnte? Ach quatsch! Wenn eine Frau wissen wollte, was in der Hochzeitsnacht passierte, dann hatte sie ihre Pronuba zur Seite, die für die erste Einführung in die Ehe verantwortlich war. Das Septima diese Aufgabe nun stellvertretend bei Calli übernahm war selbstverständlich unter Freundinnen.


    „Sind dir mal bewusst die Zeichnungen an Hauswänden aufgefallen, wo ein Lupanar um die Aufmerksamkeit der Freier wirbt? Dort ist dargestellt, wie ein erregter Penis ausschaut.“ Septima wurde nun noch etwas ausführlicher und schilderte die weitere Vorgehensweise. Wie und wo Calli ihren Mann berühren sollte, dass sie selbst ihre Wünsche äußern sollte, wo sie berührt werden wollte und wie es schlussendlich zur finalen Vereinigung beider Körper kommen würde. Septima schilderte alles aus einer gewissen Distanz, so als würde sie einen Vortrag halten und hielt sämltliche Aussagen sehr allgemein. Sie verwendete kein… Und dann hat er.. oder … und dann war ich… Nein, alles war aus der Sicht eines Dritten geschildert worden. Nur so konnte die Tiberia den nötigen Abstand zu den Bildern und Gedanken in ihrem Geist wahren, ohne gleich über den nächst besten Mann herfallen zu wollen, der ihr in der nächsten halben Stunde über den Weg laufen würde.


    Nachdem sie geendet hatte, griff Septima erneut nach ihrem Becher und trank langsam davon. Über den Becherrand hinweg musterte sie Calliphana. War sie zu direkt, zu ausführlich gewesen? War die Ungewissheit nun durch Angst vor dem nicht mehr ganz Unbekannten gewichen? Bevor sie weiter sprach ließ sie zunächst ihre Worte wirken und wartete auf die Reaktion ihrer Freundin Calli.

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