• Der Tag war anstrengend gewesen und ich hatte total geschwitzt. Meine Kleider waren klebrig und stanken, ich genauso.


    Ich beschloss die Thermen aufzusuchen. Ich nahm mir eine weiße Tunika, um sie nach dem Bad anzuziehen, und ein Handtuch und machte mich auf den Weg.


    Angekommen zog ich mich aus, warf meine verschwitzten Sachen auf eine Bank (ich würde später einen Weg finden, sie sauberzumachen oder saubermachen lassen), legte meine saubere Tunika und mein Handtuch ebenfalls auf eine Bank und ging aus den Umkleideraum zu den Wasserbecken.


    Ich ließ mich in das kalte und erfrischende Wasser eines Beckens gleiten, lehnte mich gegen den Beckenrand und schloss die Augen.


    Sim-Off:

    Falls jemand Lust hat mitzuposten, dann nur zu ;)

  • Für Azizos war es immer noch wie ein Wunder, so viel sauberes, klares Wasser an einer Stelle zu sehen. Fast ehrfurchtsvoll bestieg er nach den täglichen Übungen das Becken, bis er ungefähr bis zur Mitte seines Körpers im Wasser stand. Dann formte er seine beiden Hände zu einer Schale und goss damit Wasser über seinen Kopf. Einige vorsichtige Schwimmzüge brachten ihn schließlich in dem nicht allzu großen Becken an den gegenüberliegenden Rand, wo bereits an anderer Soldat mit geschlossenen Augen da stand.


    Azizos zögerte einen Moment, ihn anzusprechen, weil er ihn in seiner Ruhe nicht stören wollte. Da er aber einen Kameraden aus seiner Ausbildungseinheit in ihm zu erkennen glaubte, öffnete er endlich doch den Mund: "Salve! Warst du nicht auch heute mit mir auf dem Exerzierplatz zur Ausbildung? - Ich heiße übrigens Azizos."

  • Als ich angesprochen wurde öffnete ich die Augen. Da war einer von meiner Gruppe. Ich kannte diesen zwar nicht, aber der war heute auch auf dem Ausbildungsplatz gewesen.


    "Salve! Ja, das stimmt. Mein Name ist Manius Iavolenus"


    Da fiel mir etwas ein:


    "Bist du nicht der, der letzte Nacht die Hälfte von uns aufgeweckt hat?"


    Ich grinste. Das war so witzig zuzusehen, wie sich alle aufgeregt hatten.

  • Azizos musste lachen, als Manius Iavolenus, wie sich der Kamerad gerade vorgestellt hatte, ihm seine gestrige nächtliche Ankunft in der Mannschaftsunterkunft in Erinnerung rief: "Ja, ich bin neu hier, und im Rekrutierungsbüro hat es gestern ein bisschen länger gedauert. Da bin ich erst im Dunkeln in den Schlafraum gekommen. - Na, wenigstens hat dadurch keiner von euch meine Ankunft verschlafen."


    Selbstironisch stieß der Syrer Luft aus seiner Nase und lächelte, was bei ihm nicht allzu oft vorkam. "Du bist ja wohl schon länger hier?"

  • "Etwas. Als ich hier angekommen bin, hats im Rekrutierungsbüro auch total lange gedauert."


    Bei ihm war das also auch so gewesen wie bei mir.


    "Woher kommst du?" fragte ich interessiert.

  • Bei Manius Iavolenus hatte es im Rekrutierungsbüro auch so lange gedauert? Zeigte sich hier also ein Muster? - Jedenfalls schien bei der Flotte doch nicht alles ganz so wohlgeordnet zu sein, wie es auf Azizos im ersten Moment den Anschein gemacht hatte. "Na ja, für mich ist die Hauptsache, dass unsere Ausbildung gut und zügig durchgeführt wird - wobei: lieber gut als zu hastig. Da habe ich allerdings im Moment auch einen wirklich guten Eindruck." Dass man hier in der Flotte mit Ausbildungsplänen arbeitete, war doch immerhin ein vielversprechendes Zeichen.


    "Ach ja, ich komme aus dem fernen Palmyra", sagte Azizos noch auf die Frage des Manius Iavolenus hin und unterlegte dabei seine Worte mit einem gespielten Säuseln: Er war gespannt, wie sein Gegenüber auf die Nachricht reagieren würde, dass er, also Azizos, als Probatus der Flotte ausgerechnet aus einer Stadt mitten in der Wüste kam.

  • Aus Palmyra kam er also. War das nicht diese Stadt in Syrien, die mitten in der Wüste lag?


    "Ja, nachdem der Tribun gekommen ist wurde die Ausbildung intensiver und ...äh... besser. Hast du gemerkt wie sich der Centurio geärgert hat?"

  • Für die Herkunft seines syrisches Kameraden schien Manius Iavolenus sich nicht besonders zu interessieren, aber das berührte Azizos nicht so sehr, weil die Worte, die Manius stattdessen ausgesprochen hatte, seine Aufmerksamkeit bereits fesselten. "So, das eine war also ein Tribun. Kennst du ihn schon näher? Oder auch andere Offiziere? Wie ist die Stimmung hier so"

  • Anscheinend kannte Azizos den Tribun noch nicht.


    Wie hier die Stimmung war?


    "Also... der Centurio ist der reinste Faulpelz. Du hast ja gesehen, wie er heute voll Stroh auf den Exerzieplatz gekommen ist. Oder warst du da noch nicht da?"


    Ich überlegte... nein, soweit ich mich erinnern konnte, war er erst später gekommen.


    "Auf jeden Fall ist er so angekommen. Aber du warst ja da, als er sich geärgert hat, weil er sich vor uns lächerlich gemacht hat, oder? Ein paar haben gelacht und dann ist er total ausgetickt."

  • Azizos stieß wieder Luft durch die Nase, und es hätte wohl niemand sagen können, ob er dadurch eher Verachtung oder eher Belustigung zum Ausdruck brachte; dabei lächelte er, doch für dieses Lächeln galt die gleiche Ambivalenz.


    Manius Iavolenus hatte jedenfalls den Eindruck des syrischen Probatus hinsichtlich des Centurio bestätigt: Er war ein schwacher Mann, war sich dieser Schwäche auch bewusst und doch nicht in der Lage, sie abzustellen. "Ja, das Verhalten des Centurio habe ich auch bemerkt. Er wirkte überhaupt ziemlich unsicher, finde ich. Zum Glück scheint es hier in der Flotte ja auch eine Art Ausbildungsplan zu geben, nach dem er vorgehen kann. Dieser Tribun hat auf mich dagegen einen guten Eindruck gemacht." In einer Gefahrensituation würde er, Azizos, jedenfalls lieber unter dem Kommando dieses Tribuns stehen als unter dem des Centurio.


    Die ganze Zeit schon hatte Azizos versucht, anhand des Akzents in der Stimme des Manius Iavolenus herauszufinden, woher sein Kamerad wohl stamme. Dies war ihm hier in der Therme aber ebensowenig gelungen wie tagsüber auf dem Exerzierplatz. "Sag mal, du kommst sicher aus Italia, oder? Dein Name klingt so eindeutig lateinisch. Aus Italia - oder überhaupt irgendwo aus dem Westen, stimmt's?"

  • "Ja, zum Glück", antwortete ich, obwohl ich gar nicht glaubte, dass es diesen Ausbildungsplan überhaupt gab. Ich hielt es für eine schnell vollgeschriebene Tabula, die als Entschuldigung für die lange Abwesenheit des Centurio diente.


    Als Azizos Luft ausstieß, bemerkte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, seine Verachtung für den Centurio.


    "Ich komme aus Griechenland", antwortete ich ihm auf die Frage meiner Herkunft. Ich musste grinsen: der Name hörte sich wirklich total lateinisch an.


    "Ich habe römische Vorfahren", fügte ich noch hinzu.

  • "Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht!", rief Azizos aus, als Manius Iavolenus ihm seine Herkunft mitteilte. "Aus Griechenland? Na, aber dass du römische Vorfahren hast, entschuldigt meinen misslungenen Rateversuch ja ein bisschen!"


    Azizos musste lachen und stieß sich mit seinen Füßen vom Beckenrand ab, so dass er rücklings auf dem Wasser trieb. "Griechenland - die Wiege der Kultur. Dann hast du ja das, was mir gerade fehlt: Bildung. Ich kann noch nicht einmal richtig Latein. Du", Azizos richtete sich im Wasser auf und sah seinen griechisch-römischen Kameraden an, "wie soll ich dich eigentlich rufen? ,Manius', ,Iavolenus' oder ,Manius Iavolenus'?" Wobei er die dritte Variante für entschieden zu lang hielt.

  • "Wie du willst. Es macht mir nichts aus" Ich lächelte.



    "Du kannst nicht richtig Latein? Auf dem Ausbildungsplatz hat das aber anders ausgesehen." Das stimmte auch. Na ja, bis auf das Zählen. Oder war das richtig gewesen?


    "Als du heute gezählt hast, war das da rictig gewesen, oder nicht? Ich hab das nicht so richtig mitgekriegt..."

  • "Also gut, dann nenne ich dich Manius." Das war kürzer; wie sich ein Ausruf dieses Namens aber über das Geräusch der Wellen hinweg auf einem Schiffsdeck anhörte, würde sich erst noch zeigen müssen.


    "Ist das nicht auch so ein Praenomen, mit dem man jemanden ruft? Manius - Iavolenus... hm. Irgendwas fehlt da aber noch, oder? Du hast kein Nomen gentile. Bist du denn kein römischer Bürger?" Azizos hatte nämlich die Auskunft des Iavolenus, römische Vorfahren zu haben, in dem Sinne gedeutet, dass dieser eben ein römischer Bürger sei, wenn auch eben aus Griechenland. Und da er selbst Peregrinus war, nahm er an dieser Frage ein gewisses Interesse.


    "Weißt du, ich kenne mich nicht so wirklich damit aus. Latein kann ich natürlich für den Alltagsgebrauch, aber wenn ich mit echten Römern rede, merke ich auch, wie beschränkt das ist." Und den syrischen Akzent hörte man Azizos ohnehin sofort an.

  • "Gut"


    Er würde mich also Manius nennen... Wie allen anderen, die ich kannte. Das erinnerte mich an Griechenland. Alle hatten mich Manius genannt, während mich hier die meisten Iavolenus nannten.


    "Meine Familie hat vor langem das Bürgerrecht verloren. Ich weiß nicht mehr warum und welcher Kaiser es uns genommen hat, aber meine Familie zog dann nach Athen wo ich geboren bin."


    War das blöd! Wenn meine Vorfahren keinen Mist gebaut hätten, müsste ich nicht das Bürgerrecht selber erlangen! Aber gut, so war es...

  • Mit Interesse hörte Azizos den Worten zu, in denen sein neuer Kamerad Manius über seine Familie sprach: Wenn man diese Geschichte richtig ausschmückte, wäre sie zweifellos der Renner bei abendlichen Gesprächen der Schiffsmannschaft auf hoher See. "Bürgerrecht gehabt, Bürgerrecht verloren - da hast du ja schon einiges vorzuweisen. Ich komme nur aus einer einfachen syrischen Familie, möchte mir aber auch gerne das Bürgerrecht verdienen."


    Hoffentlich würden seine Nachkommen das mal zu schätzen wissen und das Bürgerrecht dann nicht wieder verlieren wie die Vorfahren des Iavolenus.

  • "Einiges vorzuweisen? Also ich fänd es besser aus einer einfachen syrischen Familie zu kommen, als solche Vorfahren zu haben, über die man sich immer wieder ärgert." Ich empfand das wirklich so. Aber gut, das würde mir auch zu Ansehen von seitens meiner Familie helfen. Sie würden sagen: ´Manius Iavolenus war es, der das Bürgerrecht für uns zurückerhielt.´ Hoffentlich würde man es ihnen nicht wieder wegen irgendeinem Unsinn nehmen.

  • Azizos hatte sich, im Wasser schwimmend, wieder zu Manius Iavolenus umgedreht und sah ihn nun aufmerksam an. Er ließ die Worte seines Kameraden einen Moment lang auf sich wirken und prüfte sie. Dann sagte er vollkommen ernst: "Ich dagegen glaube, du wirst den Göttern noch dankbar sein für die Vorfahren. Denn sie haben dir erstens ein lohnendes Lebensziel vor Augen gestellt, nämlich das Bürgerrecht für dich und deine Familie zu erlangen. Und zweitens wird man die Geschichte vom Aufstieg und Fall und Wiederaufstieg deiner Familie außerhalb dieses Flottenstützpunktes mit dankbaren Ohren vernehmen; man liebt schließlich dramatische Wendungen." Das war einfach etwas ganz anderes, als wenn eine Familie brave römische Bürger, danach brave römische Bürger und dann wieder brave römische Bürger hervorgebracht hatte - und sonst nichts. Und auch Azizos selbst musste sich eingestehen, dass er durch die Andeutungen des Manius Iavolenus nicht wenig neugierig geworden war auf die Geschichte von dessen Familie.

  • Ich hörte Azizos aufmerksam zu.


    "Ja... du hast recht."


    Ein lohnendes Ziel war das, ja. Aber was würde ich später tun? Nachdem ich das Bürgerrecht erlangen würde. Wer weiß... Ich entschied mich aber, nicht daran zu denken, denn vielleicht fiel ich ja in einer Schlacht. Andererseits interessierte mich die Frage schon. Was würde ich tun? Und was würde Azizos tun?


    "Falls wir den Dienst lebend wieder verlassen, was wir bestimmt tun werden, da nicht so viel los ist... was wirst du dann tun?"

  • Manius Iavolenus war - so schien es jedenfalls Azizos - ins Grübeln geraten, was die Geschichte seiner Familie anging. Und offenbar führte ihn eine mögliche Neubewertung der Vergangenheit auch zu Plänen für die Zukunft.


    Auf die entsprechende Frage, die er an Azizos gerichtet hatte, antwortete der Syrer: "Ich könnte mir schon vorstellen, hier bei der Flotte zu bleiben, denn die Aufgaben hier sind doch ziemlich abwechslungsreich." Er hatte sich ja auch etwas dabei gedacht, als er ausgerechnet hier um Aufnahme nachgesucht hatte. "Weil ich ja aber, wie gesagt, das Bürgerrecht erwerben möchte, will ich eines Tages auch eine Familie gründen. Deshalb hängen meine Pläne auch daran, was dann für meine Familie das beste sein wird. - Wie sieht es denn bei dir aus?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!