alae | Lysandra und Áedán

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    Beladen mit einen Stapel sauberer bunter Kleider marschierte Lysandra durch die Sklavengänge. Wie konnte nur jemand so viele Kleider haben? Es wunderte sie immer wieder, welchen Modetick Flora hatte. Die Schränke und Truhen quollen nur so über und nicht nur die, so langsam annektierte diese nun auch den Kleiderschrank ihrer Schwester. Manchmal trieben die Zwillinge sie wirklich in den Wahnsinn, während sie Narcissa dazu zwingen musste, hin und wieder was sich aus sich zu machen, musste sie Flora abbremsen nicht alle zwei Tage mit zwanzig neuen Tuniken nach Hause zu gehen. Wann sollte diese die Kleider tragen? Selbst wenn sich diese alle drei Stunden umzog, würde sie immer noch zu viele Kleider haben, zu viele um sie zu tragen.
    Aber das waren eigentlich nicht die Probleme mit denen sie sich gerade beschäftigte. Es gab da einige Dinge, die ihr gerade Sorgen bereiteten. Es war doch keine so gute Idee gewesen, die Zwillinge nach Rom zu schicken, hier standen sie nicht unter Beobachtung ihrer strengen Mutter und taten wonach ihnen der Sinn stand. Deren Bruder war nun fast gar keine Hilfe, der war meist mit seiner Politik beschäftigt, anstatt sich mit seinen Schwestern zu beschäftigen. Sie seufzte, was für ein Durcheinander.


    So in ihre Gedanken vertieft, merkte sie nicht, wie eine Tunika einfach sich aus ihrem Griff befreite und so Boden segelte.

  • Áedán war einmal mehr auf einer Erkundungstour durch die Villa, in der er sich immer wieder mit ziemlicher Regelmäßigkeit ein wenig verirrte, obwohl er noch nicht einmal die Hälfte des Gebäudes für sich erschlossen hatte. Das Anwesen war einfach um so vieles größer als die Häuser bei ihnen zu Hause in Gallien. Es kam ihm beinahe so vor, als wäre es so groß wie ihre gesamte Siedlung.


    Eine Sklavin ging mit einem Stapel bunter Stoffe beladen durch den Gang und er folgte ihr mit senem Blick. Als eines der bunten Kleidungsstücke, das sich eben als er es sah als Tunika herausstellte, zu Boden segelte, eilte er darauf zu und hob es auf.


    "Junge Frau, du hast etwas verloren." meldete er sich zu Wort und trug das edle Stück Kleidung an den Fingerspitzen hinter ihr her. "Deine Herrin wird sicherlich nicht so begeistert sein, wenn sie erfährt, dass du das hier liegen lässt!"

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    Probleme, Probleme, Probleme. Flora und Narcissa schienen diese magisch anzuziehen. Selten beabsichtigt, aber irgendwie war es meist so. auf unerklärliche Weise. Was hatte sie doch für Sorgen mit ihren Herrinnen, aber sie würde auch niemand anderen dienen wollen, die Beiden hatte sie ins Herz geschlossen und nicht nur aus Loyalität bewahrte sie so manches Geheimnis. Verdutzt blieb sie stehen, als sie angesprochen wurde. Leicht drehte sie sich um und ihre Miene verfinsterte sich schlagartig. Da war er dieser Gallier, derjenige für den Flora und Narcissa aus reinem Trotz geboten hatten, nur um ihr eines auszuwischen. Sie machte sich doch nur Sorgen. Sie kannte schließlich die Zwillinge seid deren Geburt, war erst deren Amme gewesen, dann das Kindermädchen und nun Vertraute. Sie würde diese Mädchen wohl bis an ihr Lebensende begleiten. Bei diesem Gallier hatte sie allerdings ein äußerst schlechtes Gefühl, ein unruhestifter war er, dass hatte bereits auf dem Sklavenmarkt bewiesen. Mit einem äußerst kritischen Blick musterte sie ihn. Hübsch war er anzusehen, ein weiterer Punkt, der wohl für Unruhe sorgen würde.
    „Mhm... Danke!“ meinte sie knapp und nahm ihm die Tunika ab. „Es würde Flora gar nicht auffallen, wenn eine Tunika fehlt!“ fügte sie noch hinzu und wollte sich schon abwenden.

  • Áedán hob skeptisch eine Augenbraue und legte dann die Stirn in Falten. "Hast du irgend etwas gegen mich? Mein Name ist Áedán. Ich bin neu hier und versuche noch alles kennen zu lernen. Wie ist dein Name?" versuchte er, mit ihr ins Gespräch zu kommen, ganz egal, ob sie das aufdringlich fand oder nicht.


    "Domina Flora? Sie ist eine der Zwillinge, oder?" fragte er sie dann gleich weiter, weil er immer noch versuchte, die Namen zuzuordnen.


    Seine rotblonden Haare fielen ihm einmal mehr in die Augen. Er konnte dringend etwas brauchen, dass die Haare bändigte, aber bis er endlich ein Lederband oder etwas vergleichbar dienliches dafür auftrieb, würde er sich wohl immer wieder die vorwitzigen Strähnen mit den Händen aus dem Gesicht streichen müssen. "Du warst doch auch auf dem Markt, oder?" fiel es ihm dann ein. "Ich hab dich gesehen. Bei den ganzen Frauen. Neben dem Schwarzen."

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    Hast du etwas gegen mich? Diese Frage fand Lysandra schon beinahe amüsant. Ja, sie hatte etwas gegen ihn. Weil er vermutlich niemals lernen würde, wo sein Platz im Leben war. Er war frei geboren und durch Dummheit zum Sklaven geworden. Ein wenig neidisch war sie schon, aber es war ihr nie schlecht ergangen. Im Gegenteil, sie hatte ein sehr gutes Leben und mehr Freiheiten, wie viele andere. Aber der Gedanke frei zu sein, war verlockend, nur eben abwegig. Sie hatte sich schon langer Zeit mit ihrem Stand abgefunden, sie kannte nichts anderes als zu dienen.
    Lysandra drehte sich zu ihm nun wieder um und erwiderte seinen Blick fest. „Ich kenne Sklaven wie dich. Du wirst Probleme bringen, weil du dich nicht fügen kannst. Du wirst rebellieren, du wirst Probleme machen und am Ende werden alle Sklaven dieses Hauses unter deinen Fehlern leiden, nur damit wir uns unserer Stellung wieder bewusst werden!“ meinte sie recht bissig. „Ich bin Lysandra, Leibsklavin der Herrinnen Narcissa und Flora!“ stellte sie sich dann knapp vor und verlagerte das Gewicht der Wäsche.


    „Ja, Flora und Narcissa sind die Zwillinge“, meinte sie dann noch. „Flora ist die Jüngere und etwas wildere. Narcissa steckt ihre Nase gern in Bücher. Du wirst sie sicher bald kennen lernen“, meinte sie. „Eine Zeitlang wirst du Probleme haben sie auseinander zu halten. Sie sind sich ähnlich, aber nicht gleich. Frag lieber bevor du sie verwechselst, wenn sie einen schlechten Tag haben, sind sie äußerst biestig!“ warnte sie ihn vor. Eigentlich wollte sie die Wäsche weg bringen, aber der Gallier hielt sie davon ab.


    Leicht nickte sie, als er fragte, ob sie auf dem Markt war. „Ich begleite die Beiden fast überall hin“, erklärte sie. Das war schließlich ihre Aufgabe.

  • Áedán seufzte. "Findest du es in Ordnung eine so vorgefertigte Meinung über mich zu haben, ohne mich zu kennen, Lysandra? - Ich finde es zumindest nicht richtig. Ich schaue mir die Leute immer sehr genau an und im Moment kommst du mir sehr unfreundlich vor, obwohl ich mir sicher bin, dass du auch deine guten Zeiten haben musst, sonst würden diese beiden wunderschönen Mädchen es sicherlich nicht mit dir aushalten." meinte der junge Gallier und sah sie ernst an.


    Er mochte ja jung sein, aber deswegen war er noch lange nicht vollkommen dämlich. Alkohol war eben tückisch und er sah nicht, sich wegen einem Fehler für ewig sein Leben versauen zu lassen. Im Augenblick wollte er das Beste aus der Situation machen, um irgendwann noch etwas besseres erreichen zu können. Momentan war er davon überzeugt, hier nie wieder hungern zu müssen und das hatte durchaus seine Vorteile. Hier hatte er keine Geschwister, mit denen er teilen musste, wenn die Nahrung knapp war. Er bekam seine Ration zugeteilt und die stand ihm ganz alleine zu. Das war durchaus schon einmal ein großer Pluspunkt.


    "Soll ich dir vielleicht tragen helfen? Ich mach auch nichts schmutzig, versprochen!" bot er seine Hilfe an und zeigte ihr seine sauberen Hände. "Dann fällt dir auch nichts mehr herunter und vor allem fällst du am Ende nicht auch noch mit dem ganzen Berg auf deinen Armen hin."

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    Kritisch sah sie ihn an. Diese Worte hörte sie nicht zum ersten Mal und sie konnte eigentlich von sich behaupten eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Sie hatte viele solcher Männer erlebt, jung und aufbrausend und von Dummheit geschlagen. Ihre Augen funkelten ihn an, was sie dachte, konnte er nicht an ihren Zügen ablesen. Ziemlich unvermittelt zuckte sie dann mit den Schultern. „Nun denn, warten wir ab, was die Zeit zeigt“, meinte sie dann schlicht. „Sollte ich mich in die irren, werde ich mich bei dir entschuldigen. Bis dahin kannst du gern versuchen mich eines besseren zu belehren!“ meinte sie dann einfach nur. So schnell würde sie ihm nicht über den Weg trauen. Er war nicht der erste Wolf im Schafspelz. Noch war sie der Meinung, dass Áedán nicht hätte gekauft werden sollen. Aber darüber konnte sie ja nicht bestimmen.


    Er versuchte auch sogleich sein Glück bei ihr, in dem er seine Hilfe anbot. Kurz betrachtete sie die Wäsche und dann seine Hände, ehe sie langsam nickte. „Sofern du nichts anderes zu tun hast. Komm mit, ich zeig dir die Zimmer der Zwillinge!“ meinte sie dann, reichte ihm einen Teil der Kleider und marschierte dann zielsicher durch die Gänge zu den besagten Zimmern.
    Kurz klopfte sie an und als kein laut nach draußen drang, ging sie einfach hinein. Die Zimmer von Flora und Narcissa waren sich recht ähnlich, groß und hell und durch eine Tür mit einander verbunden.


    „Leg die Kleider erst einmal aufs Bett, ich werde sie dann weg räumen!“ wie sie ihn dann an.

  • Nur zu gerne nahm der junge Gallier den Teil des Stapels entgegen, den Lysandra ihm zumaß. Dann folgte er ihr auch schon hinterher und folgt ihr so schnell er konnte durch die Gänge zu den Zimmern der Zwillinge.


    Dort angekommen staunte er nicht schlecht. Nachdem er Kleidungsstücke aus edlem Stoff in bunten Farben auf dem Bett abgelegt hatte, bewunderte er die großen, hellen Zimmer, die durch eine Tür miteinander verbunden zu sein schienen. Das alles hier war wunderschön, wenn auch eindeutig sehr fraulich angehaucht. "Also, das Bett läd ja echt zu Abenteuern ein. So ein großes Bett habe ich noch nie gesehen. Bei uns gab's eher so etwas wie Strohbetten mit Fellen und Decken. Nicht so etwas... großes. - Mit den Kissen könnte man bestimmt eine super Kissenschlacht machen." dachte er laut und blickte dann Lysandra fragend an. "Wie alt sind die beiden eigentlich?"


    Seine blaugrünen Augen glitzerten amüsiert. Sein ganzer Gesichtsausdruck war sehr erheitert. Er hatte im Augenblick wirklich nichts unanständiges im Sinn, eher ein wenig spaßiges Rangeln oder etwas vergleichbares.

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    Lysandra war an diese Luxus gewöhnt, für sie war es Alltag, es gehörte zum Leben der Zwillinge und der Aurelia im Allgemeinen dazu. Es war eben eine reiche und mächtige Familie, dass wurde der Gallier noch lernen. Àedàn ließ sich davon noch beeindrucken und schien wohl im ersten Moment etwas erschlagen davon zu sein. Dabei hatte er noch nicht einmal in die Schmuckkästen geschaut. So viel Gold und Silber hat er wohl noch nie in seinem Leben besessen. So etwas weckte meist Begehrlichkeiten, deswegen würde sie ihm die Schmuckkästen auch nicht zeigen. Noch nicht, erst einmal sollte er sich beweisen.
    Ihren Stapel legte sie auch aufs Bett und sie begann sogleich die Kleider zu sortieren um sie dann weg zu räumen.


    Kurz warf sie dem Mitsklaven einen finsteren Blick zu. „Abenteuer?“ fragte sie kritisch nach. „Ich hoffe doch du meinst nicht das, was ich denke“, sagte sie finster und sortierte einige der Kleider in den Schrank. Das gute Möbelstück schien aus allen Nähten zu Platzen, bei so vielen Kleidern. „Kissenschlacht.... in deinen Träumen“, schnaubte sie. „Du wirst dich in diesen Zimmer nur dann aufhalten, wenn ich dabei bin oder wenn eine der Herrinnen einen Auftrag für dich hat!“ erklärte sie ihm schon fast eisig.

  • Áedán bestaunte den Luxus in diesem Zimmer, die schönen Vorhänge, das tolle Bett, die edlen Stoffe, die überall wie selbstverständlich verwendet worden waren, die schönen Truhen, in denen die Kleider aufbewahrt wurden. Er beachtete Lysandra erst wieder, als sie mit ihm sprach, während sie einige Tuniken in einen Schrank räumte. Es war dem jungen Gallier ein Rätsel, wie sie überhaupt noch Platz dafür fand, denn er war übervoll mit Kleidungsstücken ähnlicher Machart.


    "Das war nur ein Scherz, Lysandra. Aber ich glaube, du verstehst keinen Humor, kann das sein? Ein wenig Spaß würde dir auch mal nicht schaden! Nimm mal nicht alles so ernst. Ich fall schon nicht über deine beiden Mädchen her! Ich hänge an meiner Männlichkeit!" wehrte er ab und beschloss dann, sie ein wenig zu ärgern, weil ihm ihre biestige Art langsam aber sicher doch ein wenig zu blöd wurde. Er warf sein rotblondes Haar lässig mit einer Hand zurück und ging mit einem Stapel Tuniken auf die Sklavin zu.


    "Bei dem Wust an Kleidern würde es garantiert niemanden auffallen, wenn einmal eine von ihren Leibern gerissen wird. - Allerdings hab ich es nicht so mit unerfahrenen, kleinen Mädchen. Denen muss man immer erst alles erklären. Die wissen mit diesem Bett sicherlich nichts besseres anzufangen, als Kissenschlachten darauf zu machen und es zum Schlafen zu nutzen."

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    Lysandra schnaubte. Solche Scherze fand sie nicht lustig. Besonders nach den letzten Ereignissen und auch weil sie wusste, dass die Zwillinge schon lange keine kleinen Mädchen waren und sich durchaus für Männer interessierten. Und auch das machte Àedàn in ihren Augen gefährlich. Besonders Flora spielte hin und wieder gern mit dem Feuer und lotete die Grenzen aus. Narcissa war zwar ruhiger, aber sicherlich hatte diese hin und wieder auch andere Dinge im Kopf wie nur harmlose Bücher. Sie wusste zwar noch längst nicht alles, aber sie ahnte, dass es Zeit wurde, die Beiden ganz schnell zu verheiraten, ehe eine von ihnen eine Dummheit beging. Aber leider war es bereits zu spät.
    „Mädchen... ich glaub du hast nicht richtig hingesehen oder aber du bist Blind. Sie sind bereits siebzehn Jahre. Gerade im richtigen Alter um zu heiraten!“ erklärte sie und klang nun fast wie die Mutter der Beiden. Sie fühlte sich auch fast wie eine Mutter, nur versuchte sie Distanz zu wahren, was ihr so gar nicht gelingen würde. „Außerdem würdest du mehr verlieren, als nur deine Männlichkeit.“ Mit einem schon fast anzüglichen Blick musterte sie ihn dann und grinste dann frech. „Was wirklich Schade wäre!“ fügte sie dann hinzu und verstaute die nächsten Tuniken, was gar nicht so einfach war.


    „Unerfahren mögen sie ja sein, aber nicht dumm. Nicht dich vor ihnen in Acht, ehe du dich versiehst, haben sie dich in Bann geschlagen“, meinte sie dann und wusste nicht ob sie ihn gerade warnte, oder versuchte zu heraus zu fordern. „Die Zeit der Kissenschlachten ist vorbei!“

  • Irritiert blickte der junge Gallier Lysandra an. "Nun, ich hatte eine ungünstige Position, die beiden genauer zu betrachten, werte Frau. Das Podium, die Sonne, die vielen Leute... ich hab nur gesehen, dass das jede Menge schöne Frauen waren." erklärte er der Mitsklavin mit einem Mal sehr ruhig.


    Die andere Aussage von Lysandra verwunderte ihn jedoch ziemlich. "Was wäre Schade? Wenn sie mich umbringen? Ich glaube, im Tod wäre ich frei, aber momentan habe ich noch nicht vor zu sterben, falls dich das tröstet, Lysandra. - Wobei ich immer noch das Gefühl los werde, du hättest mich am liebsten los."


    Dann nickte er jedoch nachdenklich. "Ja, die Zeit der Kissenschlachten ist eindeutig vorbei. - Die Zeit der Trinkgelage für mich definitiv auch." stimmte er der einige Jahre älteren Sklavin zu. "Vielen Dank für die Warnung, ich werde ihnen am besten nicht in die Augen gucken. Am Ende wirkt ihre Kraft über einen Blick."


    Ja, jetzt alberte er wieder herum. Die Zeit dieser Mythen und Märchen war schon seit einiger Zeit auch in Gallien vorbei, da sie zum Großteil dem römischen Pantheon Platz gemacht hatten, aber man erinnerte sich doch manchmal schon noch ganz gerne an so manche Sage.

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    Anscheinend überraschte Lysandra ihn damit, dass die Zwillinge eben keine kleine Mädchen mehr waren, sondern junge Frauen. Vielleicht noch etwas unerfahren, aber sich durchaus bewusst, dass sie gewisse Reize hatten um ihre Wünsche durchzusetzen. Aber auch so wussten die Schwestern wie sie alles durchsetzten, was sie wollten. Es gab Gründe, warum sie meist im Doppelpack auftauchten, wenn es galt etwas zu wollen. Wer konnte schon zwei Paar grünen Augen bestehen? Nur die eigene Mutter und selbst Lucilla hatte hin und wieder Schwierigkeiten gehabt ihren Töchtern zu widerstehen. Sie schmunzelnde, als Àedàn sie irritiert ansah. „Hübsch sind die meisten durchaus, aber viele römische Frauen schummeln“, sie deutete auf den Schminktisch, Tiegelchen und Töpfchen standen dort, gefüllt mir teuren Salben, Puder aus Bleiweiß und anderen Dinge. Nicht einmal die Hälfte davon nutzen die Zwillinge, waren sie doch noch jung und brauchten dies nicht.


    Natürlich wäre sie ihn gern los. Er ahnte ja nicht, welche Bedenken sie bei ihm hatte. Junge gut aussehende Männer sahen in den Zwillingen immer wieder eine Herausforderung und insbesondere den wahr gewordenen Traum. Bisher hatten Narcissa und Flora den werben der Männer widerstanden, aber sie waren junge hormongesteuerte Frauen, neugierig auf die Welt und unbekannte Erfahrungen. „Mir wäre es lieber, dich in einem anderen Haushalt zu sehen!“ meinte sie dann nur knapp. Den Tod wünschte sie ihm dann doch nicht an den Hals.


    „Du darfst den Herrschaften im Allgemeinen nicht in die Augen sehen“, belehrte sie ihn dann. Anscheinend musste er noch die Grundlagen für das Benehmen eines Sklaven erlernen. „Du hast allen Aureliern, deren Gästen, Klienten und Freunden mit Respekt zu begegnen. Du darfst sie nicht direkt ansehen. Dein Blick hat immer gesenkt zu sein, es sei denn, dir wird etwas anderes befohlen. Du darfst nur dann das Wort ergreifen, wenn du angesprochen wirst. Du darfst nicht ausfallend werden oder gar beleidigend“, kurz hielt sie inne und sah ihn an. Hatte er verstanden?

  • Áedán hörte Lysandra aufmerksam zu und besah sich den Schminktisch. "Diese Dinge können bestimmt keine Wunder vollbringen." meinte er leise und näherte sich dem Tisch, um sich die Schminkutensilien aus der Nähe anzusehen. Natürlich tat er dies, ohne sie anzufassen. "Unsere Frauen haben so etwas nicht benutzt. Die waren entweder von Natur aus schön oder eben weniger schön."


    Mit verkniffener Miene sah er Lysandra an, als diese ihm mitteilte, sie würde ihn lieber nicht hier im Haus haben. Dann erklärte sie ihm noch, was man ihrer Meinung nach als Sklave zu tun hatte und er nahm sich vor, daran zu denken, wenn er auf die Herren und Herrinnen und Gäste dieses Hauses traf.


    "Lysandra, ich wäre am liebsten gar nicht hier, aber ich habe einen verdammt dummen Fehler gemacht und die Götter wollten anscheinend, dass ich ihn überlebe." teilte er ihr ernst mit und stellte sich dann direkt vor sie. Er überragte sie fast um eine gesamte Kopfhöhe, aber er sah sie nicht von oben herab an, als er ihr tief mit seinen Blaugrünen Augen ihre dunklen sah. "Ich verspreche dir, keinen Ärger zu machen und den Zwillingen keinen Schaden zuzufügen, ja? Ihre Schönheit wird sich sicherlich noch mehr entwickeln und irgendwann werden sie wunderbare Mütter und Ehefrauen. Ich will niemanden in Gefahr bringen, beleidigen oder irgendwie anders vor den Kopf stoßen, meine Liebe."


    In seinem Blick war so viel Ernst und Aufrichtigkeit, wie man es von einem Mann seines jugendlichen Alters sicherlich nicht erwarten würde, aber inzwischen hatte er begriffen, dass er sich anpassen musste, wenn er sich keinen Ärger einhandeln wollte. Im Augenblick wollte er eigentlich nur hier überleben.

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    „Wunder nicht, aber natürlich Schönheit unterstreichen. Römerinnen sind eitel. Das wirst du schon bald noch lernen“, meinte sie. Die letzte Kleider waren in einer Truhe verschwunden, welche bereits auch schon überfüllt war. „Hier in Rom ist vieles anders, als wie du es kennst. Du wirst deine Erfahrungen noch machen!“ prophezeite sie. Die Wäsche war nun verstaut und sie würde diesen neugierigen Gallier aus dem Zimmer vertreiben. Schließlich galt es noch mehr zu tun.


    So schnell würde Àedàn sie nicht von sich überzeugen können, da bedurfte es mehr als einige Versprechen und das Bedauern darüber, dass er einen äußerst dummen Fehler begangen hatte. Wenn er glaubte sie beeindrucken zu können, indem er sich vor ihr auf baute, so hatte er sich getäuscht. Auch unter Sklaven gab es eine Hackordnung und im Augenblick war er nichts weiter wie der Neue. „Dein Versprechen ehrt dich. Und du hast die Möglichkeit mich von deiner Aufrichtigkeit schon noch überzeugen müssen. Bis dahin, werde ich dich im Auge behalten“, murrte sie. Warum glaubten Männer immer, dass ihre Kraft sie beeindrucken würde.

  • Áedan sah Lysandra ernst an und sagte erst einmal gar nichts mehr. Er wusste selbst nur zu gut, dass er erst einmal seine eigenen Erfahrungen machen musste und diese Belehrungen nervten ihn. Ihm war klar, dass die Sklavin mehr über Rom, seine Bewohner und die Herren und Herrinnen des Hauses wusste, aber im Augenblick kam es ihm so vor, als wollte sie ihn übertrieben belehren wollen, nur weil sie aus unerfindlichen Gründen der Meinung war, er würde hier nur Ärger machen und sich nicht anpassen können.


    "Du wirst schon sehen." murmelte er dann und wandte sich zum Gehen. "Melde dich, wenn du mal wieder Hilfe brauchst. Bin ja für's Erste hier im Haus."


    Ein wenig niedergeschlagen war er nun schon, aber er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. Der junge Gallier fühlte sich hier im Moment sehr fremd und verloren. Alles war neu und irgendwie auch feindselig. Vor allem die Sklavin der Zwillinge war ihm gegenüber nicht gerade freundlich eingestellt. Langsam aber sicher sehnte er sich nach einem guten Freund.


    Außen vor dem Zimmer sah er sich erst einmal den Gang an. Wo konnte er nun nur hingehen, um sich weiter umzusehen?

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    Lysandra warf Àedàn einen langen vielsagenden Blick zu. Der Gallier würde es nicht einfach haben. Er hatte durch Dummheit sein altes Leben, welches er selbst bestimmen konnte, verloren und es gegen ein Sklavendasein eingetauscht. Er würde Schwierigkeiten haben sich unter zu ordnen und dieses Problem würde dann dass aller Sklaven im haushalt werden. Die Aurelier mochten nicht übermäßig streng sein, aber es gab Dinge, die die römischen Herren nicht dulden würden. Sie sah es schon kommen. Es musste nicht unweigerlich mit den Zwillingen zusammenhängen, es konnte eine Arbeit sein, die er nicht verrichten wollte und von der er glaubte, man würde ihn Erniedrigen wollen und schon meldete sich dummer Stolz und er würde eine Dummheit begehen. Dass sie ihm womöglich vor den Kopf dabei stieß, war ihr fast herzlich egal, aber sie verspürte so etwas wie Mitleid. Er fand sich von heut auf morgen in einer ihm völlig fremden Welt wieder und musste jenen gehorchen, die als Eindringlinge und Herren gefürchtet wurden. Er wusste wie es sich anfühlte Frei zu sein und niemand zu dienen. Allein diese Tatsache konnte ihm zu Verhängnis werden. Lysandra rang sich dann doch durch ihm zumindest etwas Mut zu machen: „Du hast Glück. Die Aurelia haben keinen hang zur Gewalttätigkeit. Sie bestrafen nur dann, wenn es wirklich notwendig wird!“ meinte sie dann. Der junge Gallier hatte bereits das Zimmer verlassen.


    Während Àedàn sich ratlos umsah, kam Flora um die Ecke. Lesend, denn es war gerade die neueste Ausgabe der Abenteuer von Caius erschienen und diese musste sie unbedingt jetzt lesen, weil sie wissen wollte wie es weiter ging. Das letzte Mal hatte die Geschichte ausgerechnet an der spannendsten Stelle aufgehört. So in die Zeilen vertieft, merkte sie gar nicht, dass sich plötzlich vor ihr ein Hindernis auftat und sie schon fast mit etwas Schwung gegen den Sklaven stieß. „Huch!“ machte sie und blinzelte dann den Gallier verdutzt an. Wo kam er denn her? Verlegen lächelte sie ihn dann an. „Entschuldige! Ich weiß nicht wie Narcissa das macht, die kann im gehen lesen und stößt dabei nie gegen irgendetwas!“ lachte sie.


    Lysandra steckte den Kopf in den Flur. „Domina!“ erklang es vorwurfsvoll. Flora zuckte fast schuldbewusst drein. Nur die Sklavin schaffte es so wie ihre Mutter zu klingen. „War doch keine Absicht!“ erklärte sie. Lysandra seufzte und warf theatralisch die Hände in die Höhe: „Du bringst mich noch ins Grab!“ meinte sie dann nur. „Sag mal, hast du meine goldene Haarspange gesehen?“ wechselte Flora dann einfach das Thema. „Welche goldene Haarspange?“ fragte die Sklavin dann näher nach. Schließlich hatte die junge Frau mehr Schmuck wie sie zählen konnte. „Die mit den kleinen Amethysten!“ „Die hast du Narcissa geliehen!“ „Oh, stimmt ja!“ Lysandra verdrehte die Augen und verkniff sich ein: Ist ja mal wieder typisch für dich. Für Àedàn musste es schon seltsam sein, die Beiden zu beobachten.

  • In der Tat fand der junge Gallier die Szene ziemlich verwirrend. "Verzeiht bitte, Domina Flora! Ich hätte ja auch aufpassen können, wo ich stehen bleibe." murmelte er eine Entschuldigung, ohne diese wunderschöne, junge Frau richtig anzusehen. Sie war aus dre Nähe betrachtet wirklich betörend, da wollte er ihr nicht einmal in die Augen schauen, wenn er es dürfte. Immerhin konnten zu diesen schönen Haaren und diesem femininen Körper nur zauberhafte Augen gehören.


    Irritiert blickte er zu Lysandra, die gerade mit Aurelia Flora über irgendeine Haarspange sprach. Wieviele goldene Haarspangen hatte diese junge Römerin denn? Das klang beinahe so, als hätte sie mindestens fünf oder sechs... Mehr sicherlich nicht, das Zeug war ja immerhin sehr teuer.


    Solch einen Tand gab es bei ihnen in der Siedlung nicht. Goldschmuck besaß bei ihnen eigentlich niemand. Kupfer war er das Metall der Wahl, wenn es um die Herstellung von Schmuck gab. Es war einfach leichter zu bekommen.


    Im Augenblick traute er sich nicht einmal zu fragen, ob er noch gebraucht werden würde. Vorstellen würde er sich sicherlich auch nicht, ohne gefragt worden zu sein. So viel hatte er den zahlreichen Erklärungen von den Sklaven der Villa inzwischen entnommen, dass er nicht sprechen sollte, wenn er nicht gefragt wurde.

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  • Lysandra war wohl neben der Mutter der Zwillinge, der Einzige Mensch der so ungestraft mit Flora reden durfte. Was wohl auch daran lag, dass diese die Beiden mit erzogen hatte und einfach nicht aus ihrer Haut konnte. Diese schüttelte nur den Kopf über Flora. „Ich geh die Spange holen!“ meinte sie dann nur und verschwand in Narcissas Zimmer. Der Mitsklave konnte sie noch so etwas wie Kobolde murmeln hören.


    „Ist ja nichts passiert!“ meinte sie fröhlich, als der junge Gallier sich entschuldigte. „Merke: Im gehen nicht lesen“, scherzte sie in ihrer unbeschwerten Art. „Du bist Àedàn, richtig? Hast du dich schon eingelebt?“ fragte sie ihn dann einfach und rollte ihre Schriftrolle zusammen. Später würde sie sich ganz ihrer Lektüre widmen. „Woher kommst du eigentlich? Und ich wollte dich fragen, ob du etwas von Gartenarbeit verstehst?“ Noch im selben Atemzug steckte sie den Kopf in ihr Zimmer, weil ihr etwas anderes eingefallen war. „Lysandra, du musst mir im Garten helfen. Die anderen sind einfach zu schusselig! Die Rose muss umgepflanzt werden“, rief sie der Sklavin hinter her. „Muss das sein? Ich kann es nicht ausstehen in der Erde herum zu buddeln!“ Lysandra kam wieder zum Vorschein und reichte Flora die Haarspange. „Danke! Und ja, du musst helfen. Du tust wenigstens das was ich sage!“ meinte Flora schlicht und wandte sich dann wieder an den Gallier. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Sie konnte sich selbst ganz schön durcheinander bringen.

  • Der junge Gallier lächelte leicht, als Flora ihn mit ihrer fröhlichen, lockeren Art ansteckte. Sie schien richtig nett zu sein und jetzt verstand er, was Lysandra gemeint hatte, als sie meinte, die Zwillinge wüssten es, wie sie einem den Kopf verdrehen konnten.


    "Ich komme aus einer Siedlung nahe der alten Hauptstadt der Haeduer, eines gallischen Stammes. Sie hieß Bibracte. Unser Dorf ist am Fluss Icaunus. Ich bin also Gallier und wenn man es genau nehmen möchte kein Heduer sondern Senoner, aber an und für sich ist alles eh nur noch Gallia." antwortete er Domina Flora mit gesenktem Blick.


    "Bei der Gartenarbeit, Domina Flora. Gartenarbeit ist ja an und für sich nicht viel anders als Feldarbeit. Löcher graben zum Einpflanzen kann ich. Es kommt ein wenig auf die Pflanzen an. - Ich bin immer bereit zu lernen, Domina Flora." reagierte er auf die Nachfrage, wo sie eigentlich stehen geblieben waren. "Ich helfe dir gerne, Domina Flora, aber ich glaube, du musst vorher meine Herrin fragen."

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