Wiedersehen im Park

  • Das Phaeneas nun ruhiger wurde gefiel Cimon und er wartete ab. Dabei sah er dem Bithynier direkt in die Augen. Seine Augen wurden ebenfalls zunehmend ruhiger und sein Innerstes fing sich ganz langsam wieder. Hätte er auch nur geahnt, was seine Berührungen ausgelöst hatten, er hätte nicht im Geringsten daran gedacht dies zu tun. Aber nun ahnte er, das es besser sein würde, die Nähe in Zukunft sehr bedacht zu wählen. Der Nubier wollte nicht das Phaeneas sich unwohl fühlte.
    So achtete er darauf, still zu sitzen und so sehr er es auch wollte, Phaeneas nicht mehr zu nahe zu kommen. Seine Hände massierten einander die Handflächen. Mehr Bewegung gestand er sich nicht zu.


    Zu den Satzfetzen des Bithyniers nickte Cimon so aufmunternd und bestätiugend er es nur konnte. 'Ein Glück' ...Und diese Erleichterung dabei. Cimon machte sich immer mehr Vorwürfe komplett falsch reagiert zu haben und wollte nun darauf achten es nicht wieder so zu handhaben.
    Die folgende Erleichterung, die Cimon in seinem Gegenüber zu erkennen glaubte, verwirrte ihn leicht. Denn für den Nubier stand es außer frage, der Bitte von Phaeneas zu entsprechen. Auch wenn er seine Gefühle noch nicht recht einzuordnen wusste, so wollte er sich doch nicht alles verbauen, nur weil sein Ego mit irgendetwas nicht einverstanden sein mochte. Nein, dazu war ihm Phaeneas viel zu wichtig. Der Nubier entschied sich dazu von nun an auf die Regeln des Anderen zu achten und sie zu beachten.


    Das Lachen zauberte ein Lächeln auf Cimons Lippen. So war es doch viel besser. Er winkte aber leicht verlegen ab. Für ihn war dies selbstverständlich. Und er würde sich an sein Wort halten, gleich was geschehen mochte. Dies zeigten auch seine festen Augen und die Haltung. Gerade als er sich überlegte etwas zu sagen sprach Phaeneas weiter und Cimon spürte sein Herz wieder schwerer werden. Auch wenn das Lachen des Bithyniers die Worte angenehmer machte. Cimon bemühte sich um eine ruhige Ausstrahlung und neigte leicht den Kopf zur Seite. Seine Stimme war leise, aber doch fest. Wenn auch ein leichtes Zittern zwischen dem einen oder anderen Wort zu erahnen sein würde.


    "Bedanke dich nicht, Phaeneas. Es ist selbstverständlich, für mich.
    Ja, ich weiß. Ich will auch eigendlich nicht so tun, als sei es nie passiert...ich dachte nur, es würde dir so leichter fallen. Du hast erneut recht, Phaeneas. Wir haben beide gelernt und sind vorangegangen. Nur das dieser Weg ein wenig.... steinig zu sein scheint.
    Gerne gewähre ich dir deinen Wunsch. Auch wenn es mir schwer fällt, Phaeneas. Denn deine Gegenwart ist mir sehr angenehm. Ich.... ja...dann...Vale ...guter Freund."


    Fragend sah er Phaeneas nun an. Zum angebot reichte er die Hand, doch nicht aufdringlich. Cimons Augen zeigten, das er verstehen würde, sollte der Andere diese Berührung ebenso meiden wollen, wie jene zuvor.

  • Ein kurzer Blick wanderte erneut zu Cimons Händen hinunter, die nun ungefährlich bei dem aurelischen Sklaven blieben. Etwas nachdenklich und noch genügend verwirrt verfolgte er, was sie da taten, und stellte dabei fest, dass er sowieso zu keinem Gefühl dazu mehr fähig war. Langsam näherte er sich vor Erschöpfung einem Gefühl des Leergefegtseins und wenn es nicht mit so viel Traurigkeit verbunden gewesen wäre, dann hätte er es vielleicht sogar als gnädig empfunden. Noch niemals war ihm so etwas passiert. Wirklich, noch niemals.
    Aber zum Glück hatte Cimon ja sein Wort gegeben.
    Erstaunlicherweise schien der Nubier seinen eigenen Witz nicht gar so witzig zu finden, auch wenn sich nun ein Lächeln auf seine Lippen ... ähm, ein Lächeln auf sein Gesicht stahl. Aber wieso diese Bewegung? „Selbstverständlich? Das ist gar nicht selbstverständlich, Cimon! Was glaubst du, wie viele Leute es da draußen gibt, denen das, was andere ihnen sagen, komplett egal ist! Die sich gar nicht die Mühe machen, irgendetwas zu versprechen, weil sie sich ohnehin einfach nehmen? Die nun niemals den Anstand hätten, den du bewiesen hast.“ ‚Die meinen schwachen Moment ausgenutzt hätten ...‘
    Ein echter Ehrenmann ... das war Cimon.
    Der zur Seite gelegte Kopf ... und dazu diese Rücksicht, die aus seinen Worten sprach. Innerlich begann Phaeneas zu verweifeln, über diese verrückte, unmögliche Situation, in die sie da geraten waren. Die so gar nicht zu ihnen beiden passte ... Die so komplett unerwartet war ... Und dazu noch so ... ungnädig. Bei diesen Gedanken ersparte der Bithynier es sich, auf die nubischen Lippen zu schielen. Ärger ... Wann fühlte er gewöhnlich so etwas? Er konnte sich nicht erinnern ... Es war sowieso nur ein einziges Chaos, was sich jetzt in ihm abzuspielen begann, ein grausamer Strudel aus tausend Gedanken, die ihn nur rat- und hilflos zurückließen. Sonst war er doch immer so ruhig, so gelassen ... Was war das, was sich jetzt plötzlich zu einem solchen Durcheinander in ihm erhob? Und wo, bei den Göttern, kam es her?!
    Verlieben war das eine, aber das hier ...


    „Danke, dass du dabei ... an mich gedacht hast“, meinte Phaeneas mit einem verlegenen Lächeln. Das der Nubier demnächst wahrscheinlich noch öfter sehen würde.
    Schmunzelnd schüttelte er dann leicht den Kopf: „Das ganze Leben ist steinig, Cimon. Außerdem ... Per aspera ad astra.“ Und dabei konnte er sich nun doch nicht ein freches Zwinkern verkneifen, vielversprechend ... zumindest was die Zukunft anbelangte.
    Schließlich kehrte wieder das verlegene Lächeln zurück, aber der vinicische Sklave verkniff sich mit aller Kraft, die ihm noch übrig geblieben war, zu antworten, dass ihm Cimons Gegenwart ebenfalls sehr angenehm war. „Danke“, wiederholte er. „Vale, Cimon!“ Erneut mit Gewalt riss er sich von diesen Augen los, wobei sich seine eigenen wieder vor Überraschung und Entsetzen weiteten, als die Hand des Nubiers sich ihm darreichte. „Nein – nein, Cimon. ... Ganz sicher nicht“, brachte er mühevoll hervor. „Auch das nicht.“ Er stand von der Bank auf – genoss, was sich ihm dadurch zeigte, dass er nachwievor Herr des eigenen Körpers war – und blickte zurück zu dem, mit dem er die letzten Augenblicke verbracht hatte. „Vale, Cimon.“ Und verließ damit die grüne Idylle, das Vogelgezwitscher und so weiter und den Platz in der Sonne, den er aufgegeben hatte.

  • In Cimon kämpfte es, doch er zeigte dies nicht nach außen hin. Er zeigte Stärke und Ruhe, auch wenn seine Augen etwas anderes offenbarten. Ergeben neigte er den Kopf, denn er verstand die Worte des Bithyniers als Kompliment. Das sein Verhalten ihm als selbstverständlich vorkam, war also vermutlich eine gute Eigenschaft, die er sich vornahm zu erhalten. Dabei schluckte er unsicher und wusste keine guten Worte. Aber ein durchaus ehrliches Glänzen in den Augen.


    Er spürte durchaus wie wichtig ihm Phaeneas geworden war, auch wenn er den Grund dafür noch nicht zu benennen wusste. Jenes war ihm allerdings zu diesem Zeitpunkt auch nicht wichtig. Es reichte zu wissen, sich sicher zu sein, das er dem Bithynier niemals etwas böses wollte und alles schlechte von ihm vern zu halten versuchen würde. Sein Lächeln zeigte, das es ebenfalls selbstverständlich war an Phaeneas zu denken. Das verlegene Lächeln des Anderen erwärmte ein wenig Cimons Herz. Denn es ließ erahnen, das der Nubier nicht alles zerstört hatte.


    Die klugen Worte von Phaeneas sorgten für ein sehr nachdenkliches Gesicht bei Cimon. Er bestätigte schließlich mit einem leichten Nicken und wiederholte es, wenn auch etwas anders, mit flüsternder Stimme.


    "Über Unwegbarkeiten zum Ideal."


    Dabei erwiederte er das Zwinkern und spürte wie sehr ihm die Bildung des Bithyniers imponierte. Und das er durchaus die richtigen Worte in solchen Momenten fand. Anerkennend nickte der Nubier. Die Aussichten, die er sich vorstellte waren nicht die Schlechtesten.
    Die Verabschiedung war dann doch verhältnismäßig kühl. Doch Cimon schenkte ihm dennoch ein warmes Lächeln, was die Distanz überbrücken sollte. Seine Hand zog er langsam und mit einem verständnisvollen Nicken zurück. Cimon sah Phaeneas noch nach und blieb länger sitzen als er es eigendlich vor gehabt hatte. Seine Gedanken beruhigten sich nicht. Die Sonne schien an Wärme verloren zu haben. Und so würde er sich an diesem Tag eher in Stille hüllen. Dabei kam ihm entgegen, das er Vorbereitungen für die Reise zu treffen hatte.

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