Haussuche

  • Zusammen mit seiner Frau und seinem Leibwächter Cimon hatte Ursus sich auf die Suche begeben. Natürlich hatte er schon vor längerer Zeit passende Objekte, die knapp außerhalb des Pomeriums lagen, suchen lassen, denn er hatte ja schon länger auf der Liste der Kandidaten für den Legatsposten gestanden. Doch zuletzt hatte Ursus einfach nicht mehr daran geglaubt, weil es so lange gedauert hatte. Er hatte schon mit den Planungen für den Wahlkampf begonnen, um bei der nächsten Wahl als Aedil anzutreten. Doch nun war überraschend doch die Ernennung zum Legaten der Prima erfolgt. Noch hatte ihn keine persönliche Nachricht erreicht, doch die Kanzlei hatte die Ernennung bereits veröffentlicht. Seine Abreise stand also kurz bevor. Und vorher mußte er unbedingt ein Haus gefunden und den Umbau in Auftrag gegeben haben.


    Gleich nach der Salutatio hatten sie sich auf den Weg gemacht. Fünf mögliche Objekte hatten sie auf ihrer Liste. Ursus und Septima wählten die Sänfte als Fortbewegungsmittel, auch wenn keines der Häuser sonderlich weit von der Villa Aurelia entfernt lag. Denn der Tag konnte noch lang werden und Ursus wollte seiner schwangeren Frau keine langen ermüdenden Fußwege zumuten. "Sollte uns gar keines der Häuser gefallen, kaufen wir das, was am nächsten gelegen ist und reißen es ab. Wir bauen dann ganz nach unseren Wünschen neu. Allerdings dauert es dann vermutlich Jahre, bis wir einziehen können. Ein Umbau wäre viel schneller fertig. Wie würdest Du Dir unser neues Heim wünschen?"



  • Cimon begleitete seinen Herren. Was bdeutete, in diesem Falle die Sänfte zu begleiten und zu schützen. Er achtete darauf, das niemand der Sänfte zu nahe kommen würde. Dabei war seine Aufmerksamkeit naturgemäß nicht auf die Sänfte selber gerichtet sondern mehr auf die Umgebung.
    Natürlich würde er neben die Sänfte treten, sollte diese anhalten, sodass er seinen Herrschaften würde folgen können.

  • Es war ihr vergönnt, heute, wie an fast jedem anderen Tag, länger im Bett liegen zu bleiben, als ihr werter Gemahl. Somit erschien Septima gut ausgeruht und hübsch zurecht gemacht, um gemeinsam mit Ursus ein Haus für ihren zukünftig eigenen Haushalt auszusuchen. Ein wenig aufgeregt war sie schon, denn Septima hatte keine Ahnung, was für Objekte Ursus überhaupt in die engere Wahl gezogen hatte.


    Als sie vor die Porta traten, stellte Septima erfreut fest, dass sie nicht den ganzen Weg zu Fuss würden gehen müssen. „Eine Sänfte. Das ist sehr umsichtig von dir, Titus.“ lobte sie ihren Gemahl und lächelte ihn liebreizend ein. Kurz darauf lagen sie beide in der Sänfte und ließen sich zu dem ersten Objekt ihres heutigen Tages tragen. „Wie ich mir unser Haus vorstelle? An sich wie eine ganz normale Stadtvilla. Großes Atrium, von dem die anderen Räumlichkeiten abgehen. Sklavenunterkünfte, einen kleinen Garten... Es muß nicht so groß sein wie die Villa der Aurelia oder der Tiberia, aber beengt möchte ich nicht leben. Was ist mit dir? Hast du bestimmt Wünsche wie dein Haus auszusehen hat? Oder irgend etwas, wo du sagen würdest, dass kommt überhaupt nicht in Frage?“

  • Ursus nickte erfreut. Ihre Ansichten deckten sich einigermaßen mit den seinen. "Ja, so in etwa stelle ich es mir auch vor. Allerdings wäre ich auch froh über einen größeren Garten, damit unsere Kinder auch Mal herumtollen können. Was gar nicht in Frage kommt, ist ein Haus an einer der Hauptstraßen. Der Lärm ist dort nachts unerträglich. Aber die Objekte, die wir heute besuchen, liegen alle halbwegs günstig. Fangen wir mit dem an, das am weitesten von der Villa Aurelia weg ist, ja? Und arbeiten uns dann immer näher heran?" Es dauerte nicht lange, bis die Sänfte die genannte Adresse erreichte. "Bitte laß Dich nicht vom ersten Anblick täuschen. Renovierungsbedürftig sind sie alle." Was ja kein Problem war, da sie sich erst in Mantua einleben mußten, bevor an einen Besuch in Rom zu denken war. Die Sänfte hielt und Ursus half seiner Frau heraus. Er war sicher, daß Cimon bereits klopfte, um den Hausverwalter auf den Besuch aufmerksam zu machen.






  • Kaum waren sie nahe genug heran gekommen, wusste Cimon, was seine Aufgabe war. Er klopfte, bevor seine Herrschaften es selber würden tun müssen. Dabei musste er etwas schneller gehen, da er es beinahe vergessen hätte. Mit ernster aber doch ruhiger Mine stand er da und wartete, das ihnen aufgemacht werden würde. Kurze Erklärungen, wer hier war und weshalb würden wohl ausreichen. So dachte Cimon es sich jedenfalls.
    Ansonsten würde er wohl eher hinter seinem Herren bleiben und sich darum bemühen nicht im Wege zu sein.

  • „Einen größeren Garten? Wie lange willst du in dem Haus wohnen? Ich dachte, es wäre nur für die Zeit, die du Legatus Legionis der Legio I bist.“ Septima ließ sich aus der Sänfte helfen, als sie beim ersten Objekt ihrer heutigen Besichtigungstour angekommen waren. Das Haus machte einen mehr als renovierungsbedürftigen Eindruck. Der Putz bröckelte bereits von den Außenwänden und irgend jemand hatte sogar obzöne Schmiereien an die Hauswand gemalt. „Bei den Göttern, wie lange hat hier schon niemand mehr drin gewohnt?“ entfuhr es ihr, während sie an Ursus Hand auf das Haus zugingen.


    Edit: falsche Frabe

  • Ursus nickte zu Septimas Worten. "Zuerst hatte ich das auch so geplant. Aber in den letzten Tagen ist mir so einiges durch den Kopf gegangen. Wenn wir schon ein Haus kaufen, warum sollten wir dann nicht auch weiterhin darin wohnen? Ich liebe mein Geburtshaus, keine Frage. Und wenn mir etwas schwer fällt, dann daraus auszuziehen. Doch immer wieder merke ich, wie ich Probleme damit habe, mich Marcus unterzuordnen. Ich möchte, daß meine Kinder im Garten toben können, denn Kinder brauchen Bewegung und Ausgleich, gerade Kinder aus unserem Stand, die ja schon sehr früh viele Pflichten aufgebürdet bekommen. Im Garten der Villa Aurelia stehen so viele kostbare Pflanzen, die keinesfalls beschädigt werden dürfen, daß er für Kinder wirklich nicht geeignet ist. Dazu möchte ich Gäste einladen können und mit ihnen auch Atrium und Garten nutzen können. Das alles ist in der Villa Aurelia nicht möglich, zumindest nicht, ohne erst Marcus zu fragen. Ich möchte der Herr in meinem Haus sein und selbst entscheiden können. Oder möchtest Du unbedingt mit der ganzen Familie zusammen wohnen? Das Haus wird bald aus allen Nähten platzen. Schau, Orestes heiratet, Avianus sicher auch in absehbarer Zeit. Dann noch Lupus und Pegasus. Es ist unmöglich, all diese Familien in der Villa Aurelia unterzubringen, so groß sie auch ist." Er holte tief Luft, das alles hatte ihm schon länger auf der Seele gelegen. Doch in der Villa Aurelia hatte er es nicht so offen aussprechen wollen, denn dort hatten die Wände Ohren.


    "Macht es Dich sehr unglücklich, in ein eigenes Haus zu ziehen? Ich möchte ja, daß wir möglichst nah an der Villa Aurelia wohnen, damit wir uns leicht und oft besuchen können."


    Die Tür öffnete sich und ein kleiner, etwas älterer Mann trat heraus. "Oh, Senator Aurelius. Herzlich Willkommen. Tiberia Septima, was für eine Ehre, auch Dich hier begrüßen zu dürfen." Offenbar hatte der Mann seine Hausaufgaben gemacht. Er verneigte sich diensteifrig. "Wenn ich mich vorstellen darf: Clearchus ist mein Name. Ich soll euch alles zeigen und all eure Fragen beantworten. Bitte folgt mir doch hinein."


  • Cimon würde als letzter gehen und die Tür hinter sich schließen. Er hatte ergeben genickt, als der Mann herausgetreten war. Doch mehr stand ihm, nach seinem Verständnis in diesem Moment nicht zu. So folgte er in nicht zu kurzen Abstand zu seinem Herren, falls dieser ihn brauchen würde.

  • Ihre Frage nach der Länge des Aufenthaltes in einem eigenen Haus löste eine wahre Redeflut bei Ursus aus. Septima nickte hin und wieder, denn alles was Ursus sagte und vor brachte, war gerechtfertigt. „Ja, du hast vollkommen Recht. Der Garten von Corvinus, mit all seinen schönen, aber doch sehr seltenen Pflanzen und Blumen ist nicht der geeignete Ort für spielende Kinder. Allerdings werde ich die Familie vermissen. Es war schön, so viele liebe Menschen um sich zu haben.“ Wehmut schlich sich in ihre Stimme, denn Septima mochte die Aurelia alle miteinander sehr gerne, auch wenn der ein oder andere ein wenig undurchschaubar war.


    „Nun, unter diesen Voraussetzungen wird es nicht werden, ein passendes Haus zu finden.“ warf sie gerade noch mit einem Lächeln ein, als die Porta sich öffnete und ein Mann namens Clearchus sie hinein bat. „Hoffentlich weißt das Haus einen besseren Zustand von Innen, als von Außen auf.“ flüsterte sie leise ihrem Mann zu und betrat das Haus.

  • "Ich werde sie ebenfalls vermissen", sagte Ursus und seufzte. "Aber es wäre weit schwerer, wenn wir tatsächlich nur in Mantua leben würden oder gar in Germanien oder einer noch entlegeneren Provinz. Die wenigen Schritte, die uns von der Villa Aurelia trennen werden, sind wahrhaftig kein Hindernis. Ihr könnt praktisch jeden Tag miteinander verbringen, solange Du in Rom bist. Und ist es nicht auch ganz nett, wenn man sich gegenseitig einladen kann?" Ja, er versuchte ihr etwas schmackhaft zu machen, von dem er selbst noch nicht völlig restlos überzeugt war. Er war der Meinung, daß es die richtige Entscheidung war. Aber ein bitterer Beigeschmack blieb. "Nein, es wird nicht leicht. Aber ich habe auch vor, es komplett umbauen zu lassen. Gefällt uns keines der Häuser, aber die Lage eines der Häuser, dann lasse ich es abreißen und wir bauen ganz neu. Das würde zwar sehr teuer, aber es wäre eine Investition, die sich wahrhaft lohnt."


    Sie wurden in das Haus geführt und prachtvoll war es tatsächlich nicht. Es schien schon länger unbewohnt zu sein, die Farbe war größtenteils abgeblättert, die Mosaike wiesen Schäden auf und das Dach schien an einigen Stellen undicht zu sein, den Schäden am Fußboden zufolge. Ursus schaute sehr zweifelnd drein. Wo Wasser eindrang, war meist die Bausubstanz schnell geschädigt. "Laß uns die Raumaufteilung anschauen und den Garten", forderte er seine Frau auf, bevor sie allzu enttäuscht war. Es brauchte eben auch Vorstellungskraft. In diesem Fall schien allerdings der erste Eindruck der richtige zu sein. Naja, im schlimmsten Fall konnte dieses Objekt als Negativbeispiel dienen.




  • Ihr blieb nicht mehr Zeit, als kurz zu Ursus' Aussagen und Vorschlägen, bezüglich der Familie, zu nicken, als sie auch schon in das Innere des, von außen beschmierten Hauses traten. Leider schien es drinnen nicht besser zu werden. Skeptisch schaute sich Septima um. „Wie lange steht dieses Haus schon leer?“ wollte sie von dem Verwalter wissen und fuhr mit dem Zeigefinger über eine nasse Stelle an der Wand des Atriums. „Igitt!“ Kopfschüttelnd schaute sie zu ihrem Gatten. Dieses Haus gefiel ihr ganz und gar nicht.


    „Zwei Jahre.“ antwortete Clearchus auf ihre Frage.


    Septima rümpfte die Nase. „Und wie viele Interessenten haben sich seit dem dieses Meisterwerk maroder Baukunst angeschaut?“ bemerkte sie abfällig und ging wieder an Ursus Seite und ergriff seine Hand. Leise flüsterte sie ihm zu. „Hier würde ich den Totalabriss bevorzugen.“
    Nickend stimmte sie zu, als ihr Gemahl vorschlug, sich noch die Raumaufteilung und den Garten zeigen zu lassen. „Ich fürchte zwar, dass wird am Zustand dieses Hauses nichts ändern, doch anschauen können wir es uns. Wer hatte doch gleich die Vorauswahl der zu besichtigen Häuser getroffen?“ erkundigte sie sich sarkastisch bei Ursus und folgte ihm durch die anderen Räumlichkeiten.
    Sehr zur Überraschung aller, gab es tatsächlich den ein oder anderen Raum, der trocken und noch gut erhalten war. Hier waren die Wandmalereien, sowie die Fußböden gut erhalten und man gewann einen kleinen Einblick in die ursprüngliche Pracht dieses Baus.

  • Auch Ursus war nicht sonderlich angetan von diesem Haus. Septima brachte es auf den Punkt: Wenn, dann würden sie in diesem Fall das gesamte Haus abreißen müssen. Wie gut, daß es noch andere Objekte gab. Dieses war von der Lage her auch nicht allzu ideal. Wenn sie schon neu bauen mußten, dann doch lieber näher an der Villa Aurelia.


    Der Verwalter wirkte ein wenig verlegen, als sie nach der Zahl der Interessenten fragte, die in den letzten zwei Jahren hier gewesen waren. "Am Anfang waren es noch viele, Herrin. Aber im letzten Jahr nur drei. Mit euch. Aber laßt euch doch bitte nicht vom schlechten momentanen Zustand täuschen. Mit wenigen Mühen kann man dies alles wieder in Ordnung bringen."
    "Diese Mühen hätte der derzeitige Besitzer sich machen sollen", erwiderte Ursus daraufhin. Seiner Frau raunte er zu: "Es gibt kaum zum Kauf angebotene Häuser in der Lage, die wir wünschen. Sei nicht zu enttäuscht, wir haben ja noch ein paar Adressen."


    Sie schauten sich den Rest des Hauses und den recht geräumigen Garten an. Ursus wandte sich am Ende noch einmal an den Verkäufer. "Wir werden uns in den nächsten Tagen entscheiden." Eine allzu frühe Absage mochte sich als Fehler herausstellen, deshalb wollte Ursus diese paar Tage Bedenkzeit ausschöpfen. Eine schnelle Entscheidung mußte ohnehin her, denn viel Zeit blieb ihnen nicht mehr in Rom.


    Sie bestiegen ihre Sänfte wieder. Hier konnten sie offen sprechen. "Also, die anderen müssen schon sehr schlecht vom Grundstück her sein, daß ich dieses Haus würde kaufen wollen", gestand er seiner Frau, als sich die Sänfte in Bewegung gesetzt hatte.



  • Stillschweigend schaute sie sich den Rest des Hauses an. Hoffentlich würde eines der nächsten Objekte ihren hohen Anforderungen genügen. Septima überließ Ursus das reden und sprach erst wieder, als sie gemeinsam in der Sänfte auf dem Weg zum nächsten Haus waren. „Dieses Haus war schrecklich! Ich denke es war mal ganz nett, aber längst nicht gut genug für uns. Selbst wenn es besser gepflegt worden wäre, würde es mir nicht gefallen.“ Da kam absolut die Patrizierin in ihr heraus. Es war aber auch nicht leicht, gegen das Anwesen der Tiberia oder Aurelia anzukommen und inzwischen hatte sich Septima an einen gewissen Standard gewöhnt.


    „Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf. Vielleicht finden wir noch ein geeignetes Anwesen.“ Sie rutschte näher an ihren Mann in der Sänfte heran und kuschelte sich leicht an ihn. Es galt acht zu geben, dass ihre Frisur nicht ruiniert wurde, ansonsten würde Ursus die nächsten Besichtigungen alleine machen müssen.

  • Septima hatte also bereits eine Entscheidung gefällt. Dieses Haus sollte es auf keinen Fall werden. Aber so ein schlechter Anfang war eigentlich nicht so schlecht. Vielleicht würde Septima dann bei anderen Objekten eher geneigt sein, es als annehmbar zu betrachten. Sie stellte in der Tat hohe Ansprüche. "Möchtest Du bei der Reihenfolge bleiben, daß das der Villa am nächsten gelegene Haus als letztes drankommt? Oder möchtest Du damit weitermachen? Denn von der Lage her wäre es mein Favorit. Ich weiß allerdings nicht, wie das Haus aussieht. Aber wie schon gesagt: Zur Not lassen wir neu bauen, auch wenn das deutlich teurer wird." Er selbst hatte wenig Ansprüche an das Haus, denn prachtvoll ausstatten konnten sie es noch. Wenn es groß genug war, der Garten ebenfalls und die Raumaufteilung angenehm war, zudem noch die Bausubstanz in Ordnung, dann war es für ihn bereits richtig.


    Als sie sich an ihn kuschelte, legte er sanft den Arm um sie und drückte sie leicht an sich. "Es war das Haus, das ohnehin am ungünstigsten lag von denen, die wir auf der Liste haben. Also nicht entmutigen lassen. Wir finden schon etwas."




  • Es war als durchaus gemütlich zu bezeichnen, wie sie zusammen in der Sänfte lagen, so dass Septima rein aus dem Bauch heraus entschied. „Ich würde gerne das am nähesten gelegene Haus als nächstes besichtigen. Vielleicht haben wir Glück und es ist das Ideale Haus für uns.“ Ihre Hand fuhr sanft über den Stoff der Toga über Ursus Brust. Sie mußte auch bei ihm acht geben, dass sie die mühsam gelegten Falten nicht all zu sehr in Unordnung brachte. Immer häufiger fiel ihr auf, was für ein Glück sie mit dem Aurelier an ihrer Seite hatte. Hoffentlich hielt dieser Zustand noch sehr, sehr lange an.


    Nach dem die Anweisung geben worden war, wohin die Sänftenträger ihre Insassen bringen sollten, sprach Septima weiter. „Was ich dir noch nicht erzählt habe. Ich hatte neulich einen Streit mit Brix, wegen der Katzenkinder, die Cimon gerne aufziehen wollte. Brix war mit meiner Entscheidung überhaupt nicht einverstanden und brachte vor, dass Corvinus dies nicht billigen würde. Brix Verhalten war absolut unverschämt. Meinst du ich sollte mit Corvinus über ihn sprechen?“

  • "Gut, dann also zuerst dorthin." Ursus rief Cimon heran, der die Sänfte begleitete, und sagte ihm die Adresse, die sie als nächstes aufsuchen wollten. "Ja, vielleicht haben wir Glück. Es wäre ideal gelegen, innerhalb weniger Minuten ist man bei der Villa Aurelia und somit haben wir es auch nur wenig weiter als bisher, wenn wir zum Forum oder auf die Märkte wollen." Ursus hoffte, daß dieses Haus brauchbar war, denn enger Kontakt zur Familie war ihm sehr wichtig.


    Die weiteren Worte seiner Frau erstauten ihn allerdings sehr. Unwillig runzelte er die Stirn. "Streit? Was erdreistet dieser Sklave sich? Maiordomus oder nicht, in unserem Teil des Hauses bestimmen wir und nicht Corvinus. Und noch viel weniger sein Sklave. Mich bestärkt das nur in meiner Meinung, daß es besser ist, einen eigenen Haushalt zu haben. Wenn Du vor unserer Abreise noch Zeit dafür findest, dann solltest Du das tun, ja. Andererseits erledigt sich das Problem doch auch irgendwie von selbst durch unseren Auszug, meinst Du nicht? Ich nehme an, daß Du Brix ordentlich Bescheid gestoßen hast?"


    Es blieb kaum Zeit, darüber zu sprechen, denn schon hatten sie das Haus erreicht. Von außen sah es ebenfalls vernachlässigt aus, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Doch trotzdem hatte es eine kunstvoll gestaltete Fassade und die mit Schnitzereien verzierte Tür besaß ein kleines Vordach, das mit Säulen abgestützt war. Man brauchte nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, wie prachtvoll es nach einer gründlichen Renovierung aussehen würde. Ursus reichte seiner Frau die Hand, um ihr aus der Sänfte zu helfen, während Cimon zum Anklopfen vorgeschickt wurde.




  • Der Ruf seines Herren ließ Cimon umgehend neben der Sänfte auf der seite des Herren erscheinen. Als er hörte, wohin es gehen würde neigte er ergeben den Kopf.


    "Ja, Herr."


    Damit wies er die Sklaven an, in welche Richtung es gehen würde. Er selber achtete auf die Sicherheit der Herrschaften. Wobei er nur knapp hinter der Sänfte ging, um zu jeder Seite einen guten Blick zu haben. Einer der Sklaven, der breiteste von ihnen ging vor, um nötigenfalls für Platz zu sorgen. Kurz vor erreichen des Hauses nahm Cimon einen schnelleren Schritt auf und klopfte entsprechend an die Porta. Damit seine Herrschaften nicht würden warten müssen.

  • „Wenn wir auf dem Quirinal nicht fündig werden sollten, könnten wir es auch noch auf dem Esquilin in der Nähe der Villa Tiberia versuchen, oder?“ Sie mußten sich ja nicht nur auf die Familie der Aurelier begrenzen, dachte sich Septima. Zwar weilten zur Zeit wesentlich mehr Familienmitglieder der Gens Aurelia in Rom, als von denen der Tiberia, aber das alleine sollte sie nicht dazu veranlassen, ein mittelprächtiges Domus zu wählen, nur weil es nahe der Villa Aurelia lag.


    In Sachen Brix stimmte sie Ursus zu. „Mhm, besonders viel Zeit vor unserer Abreise bleibt nicht. Ich werde sehen, ob es sich vorher noch ergibt und ich mit Corvinus sprechen kann. Als Aedil verfügt er im Moment auch nicht über so viel Zeit und unter seine Klienten misch ich mich ganz bestimmt nicht.“ Sie könnte sich einen Termin von ihrem Cousin geben lassen, der gerade für Corvinus arbeitete und seinen Zeitplan gewiss kannte, doch wußte Septima jetzt noch nicht, wann es ihr am besten passen würde. So vieles sollte noch eingepackt und verstaut werden, ehe sie nach Mantua aufbrachen. Aber wenn sie mehr über Corvinus Pläne erfahren wollte, dann wäre Aulus gewiss eine gute Auskunftsstelle.


    Sie wurden gar nicht weit getragen, als die Sänfte vorsichtig wieder auf den Boden gestellt wurden und Septima erstaunt aufschaute. „Sind wir schon da?“ Kaum war Ursus ausgestiegen und hielt er ihr seine Hand hin, damit sie ebenfalls die Sänfte verließ. Schade, es war gerade so gemütlich gewesen. Neugierig betrachtete Septima das nächste Objekt zunächst von etwas weiter weg. Bis auf die abbröckelnde Farbe sah alles recht einladend aus. "Von außen macht es schon einen recht guten Eindruck."


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Kaum hatte Cimon geklopft, als auch schon die Porta schwungvoll geöffnet wurde. Es quietschte nicht und auch sonst war kein Geräusch zu hören. Ein junger Mann in eine gute Tunika gekleidet strahlte dem Nubier entgegen. „Salve!“ grüßte er zunächst freundlich und schielte schon an dem Sklaven vorbei auf das Pärchen, welches noch damit beschäftigt war das Haus von außen zu betrachten. „Ich nehme mal an, dass sind die Herrschaften die sich das Domus ansehen wollen?“ Die Antwort konnte sich der junge Mann selbst geben, denn das Interesse stand den beiden Patriziern ins Gesicht geschrieben. Der Verkäufer ging einfach an Cimon vorbei und zielstrebig auf Ursus zu. „Salvete.“ grüßte er bereits als er noch drei Schritte von dem Paar entfernt war. Er hatte eine kräftige, tiefe Stimme und seinem Lächeln waren schon viele Frauenherzen zum Opfer gefallen. „Senator Aurelius, wehrte Tiberia.“ Er verneigte sich vor den beiden und stellte sich anschließend vor, in dem er eine Hand auf die eigene Brust legte. „Mein Name ist Ligarius Messallinus. Ich habe die Ehre euch dieses schöne Anwesen zu zeigen. Sein Charme wird euch im Nu in den Bann ziehen. Wirklich eine Schande, wie ein so schönes Schmuckstück so vernachlässigt werden kann.“ Mit den Augen schmeichelte er der Dame und mit seinen Händen unterstrich er seine Worte recht eindrucksvoll, dabei aber nicht zu übertrieben. Der Händler war ein Könner seines Fachs. "Wenn mir die Herrschaften bitte folgen wollen." Damit schritt er voran, auf die einladend offen stehende Porta zu.

  • Natürlich suchte Ursus mehr die Nähe seiner eigenen Familie, als der Familie seiner Frau. Doch fragte sie ja nur für den Fall, daß sie auf dem Quirinal nicht fündig wurden, was sehr unwahrscheinlich war. Somit war es ohne Risiko, ihr zuzustimmen und ihr somit ein gutes Gefühl zu geben. "Ja, natürlich. Sollten wir hier nichts Passendes finden, wäre es das Naheliegenste, in die Nähe Deiner Familie zu ziehen. Wir werden kein Anwesen kaufen, das unseren Vorstellungen überhaupt nicht entspricht. Immerhin soll es unser Heim werden. Wir sollten uns darin rundum wohl fühlen. Beide. Und unsere Kinder auch." Er dachte an seine eigene glückliche Kindheit. Eine solche wollte er für seine Kinder ebenfalls.


    Sie waren an dem Haus angelangt und das erste vorsichtige Urteil Septimas klang ja schon mal nicht ganz schlecht. "Das finde ich auch. Aber laß uns lieber erst einmal sehen, wie es innen aussieht und wie groß der Garten ist." Er war vorsichtig geworden und fand es besser, nicht zuviel zu erwarten und dann positiv überrascht zu werden, als umgekehrt.


    Kaum hatte Cimon geklopft, wurde die Porta auch schon geöffnet. Der junge Mann war freundlich, sauber, konnte sich ordentlich artikulieren und wirkte eifrig. Vielleicht ein klein wenig zu eifrig, doch man merkte, daß er sich um Zurückhaltung bemühte. Insgesamt machte er auf Ursus einen durchaus sympathischen Eindruck. Auch wenn er Septima ein wenig zu bewundernd anschaute und sein Lächeln einen Hauch zu charmant war, als er es Septima schenkte.


    "Salve, Messalinus", grüßte Ursus den Mann und winkte ab, um die Lobhudelei ein wenig abzukürzen. Der junge Mann wirkte kompetent und Ursus wollte zur Sache kommen. "Dann zeige uns mal das Innere des Hauses. Was gehört alles zu dem Anwesen dazu?" Mit seiner Frau am Arm betrat Ursus das Haus. Das Vestibulum war unspektakulär, doch das darauf folgende Atrium machte schon mehr her. Zwar hatten auch hier die Wandmalereien gelitten, doch es waren keine Wasserschäden zu sehen. Das großzügig angelegte Impluvium hatte ein detailfreudiges Mosaik, das den Meeresboden mit Seesternen, Muscheln und Krebsen darstellte. In der Mitte gab es einen kleinen Brunnen, der zwei miteinander spielende Delphine darstellte. Das übrige Atrium war eher schlicht, aber groß. Daraus ließ sich gewiß etwas machen. Ursus schaute seine Frau an, ob ihr dies hier wohl gefiel. Natürlich ließ sich das Impluvium auch umgestalten, sollten ihr diese Meeresmotive nicht gefallen.



  • Ohne zu zögern stimmte Ursus ihr zu, dass sie, sollten sie keine passende Villa oder ein Grundstück auf dem Quirinal finden, sie sich auf dem Esquilin umsehen würden. Dafür bekam er ein ehrliches und dankbares Lächeln seiner Frau zurück. „Das ist gut zu wissen. Dann sind wir in unserer Suche nicht gar so eingeschränkt.“ Wobei, warum war sie nicht schon eher auf dieses Idee gekommen? Ursus hatte bereits Leute mit der Suche nach einem Anwesen ausgesandt, denn heute schauten sie sich die ausgewählten Stücke an. Dann wäre es ein leichtes gewesen, sich ein paar Objekte auch auf dem Esquilin heraus suchen zu lassen. Nun ja, jetzt war es vorerst eh zu spät. „Ich denke fürs erste wird es reichen, wenn wir uns in dem Haus wohl fühlen.“ Unbewußt glitt ihre Hand zu ihrem Bauch, wo bereits ein neues Leben in ihr reifte. „Unsere Kinder haben da vorerst kein Mitspracherecht.“ merkte sie amüsiert an. Es erfüllte Septima mit Zufriedenheit, dass sie ihre frauliche Pflicht so bald schon erfüllen würde. Die Hebamme war sehr zu frieden mit ihr und bisher hatte Septima, bis auf das leichte ziehen ihrer Brüste, keinerlei negative Auswirkungen ihrer Schwangerschaft gespürt.


    Der Verwalter oder Verkäufer der Villa trat aus dem Haus und kam freudestrahlend auf sie zu. Ursus erwiderte die freundliche Begrüssung ebenso freundlich und Septima nickte und lächelte unverbindlich, begleitet von einem „Salve.“ Sie hakte sich an Ursus' Arm ein und sie folgten dem Verkäufter durch die Säulen des Eingangsbereiches ins Innere des Hauses. „Hoffentlich hält die Villa, was sie von außen verspricht.“ flüsterte Septima ihrem Gemahl so zu, dass Messalinus sie nicht verstehen würde. Der Mann hatte eine markante Stimme, die ihr ein leichtes Prickeln über den Rücken jagte. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf ihren eigentlichen Grund hier zu sein. Die Villa.


    Im Atrium fiel Septimas Blick zu erst auf das Impluvium mit seinem sehr gut gearbeiteten Mosaik auf dem Boden. Auch der Brunnen mit den Delphinen fand ihre Zustimmung und sie nickte in Ursus Richtung. Einzig die schlichten, gekalkten Steinsäulen nahmen dem Anblick die Eleganz eines hochherrschaftlichen Atriums. Die Wandmalereien mußten ebenfalls ausgebessert, oder gleich ganz ersetzt werden. Nun war Septima kein Architekt und sie hatte keinerlei Ahnung, ob es möglich wäre die schlichten Steinsäulen im Atrium durch welche aus Marmor zu ersetzten. Vorerst hielt sie sich mit einem Kommentar zurück und ließ zunächst den Verwalter reden.


    ~~~~~~


    Messalinus ging gemäßigten Schrittes in das Haus und blieb zwei Schritte neben dem Impluvium stehen, damit die Interessenten sich in aller Ruhe umschauen konnten. Der Herr fragte bereits nach Einzelheiten und Messalinus fing an aufzuzählen. „Das Anwesen verfügt über ein großes Grundstück, welches allseits von einer hohen Mauer eingefasst ist. Der Garten ist gut gepflegt und hat meist Baumbewuchs, welcher genügend Schatten spendet, um zu Lustwandeln oder den lieben Kleinen ein ungestörtes Teraint zu bieten, in dem sie spielen können.“ Der Verkäufer ging selbstverständlich davon aus, dass das Paar auf der Suche nach einem neuen Heim war, da es mit vielen Kindern in der eigenen Familienvilla etwas enger werden konnte. Somit mußte der Garten eine entscheidende Rolle bei der Auswahl spielen. „Vom Atrium gehen neben dem Officium des Pater familias, dem Triclinium und dem Tablinum vier weitere Räumlichkeiten ab. Desweiteren befindet sich hinten links der Sklaventrakt, in dem sich durchaus auch weitere Gäste unterbringen lassen. Im Ersten Stock stehen ebenfalls viele Räumlichkeiten zur Verfügung. Vielleicht schauen wir uns alles in Ruhe an, dann kann ich mehr über jeden einzelen Raum erzählen.“ schlug der Verkäufer vor und deutete mit seiner Hand rechts am Impluvium vorbei, wo er mit der Besichtigung beginnen wollte.


    ~~~~~


    Bisher klang alles recht vielversprechend und Septima ließ sich glücklich von Ursus zum ersten Raum, einem Cubiculum gleich neben dem Vestibulum führen. Schlichte, leicht abblätternde Wandmalerei ließ darauf schließen, dass dieses Zimmer als Schlafzimmer genutzt worden war. Die Abdrücke an den Wänden verrieten deutlich wo einmal das Bett und die Kleidertruhe gestanden hatten. Der Boden war mit terrakottafarbenen Bodenplatten versehen. Das nächste Zimmer war ebenfalls ein Cubiculum, woraufhin das Triclinium, mit großen breiten Türen in Richtung des Gartens folgte und anschließend das Tablinum. Sämtliche Wandmalereien ließen durchaus zu, dass der ursprüngliche Charme und die gute Pinselführung zu sehen waren, täuschten aber auch nicht darüber hinweg, dass hier schon eine Weile niemand mehr gewohnt hatte. Zu fast jedem Zimmer hatte Messalinus eine Geschichte zu erzählen, was die Hausführung wesenltich interessanter gestaltete. Septima wurde neugierig und fragte somit beim Verwalter nach. „Wer hat dieses Haus zuvor bewohnt?“ Ein entgültiges Urteil, ob dies das geeignete Haus für Ursus und sie war, wollte die junge Frau erst treffen, wenn sie alles gesehen hatte. Bisher war ihr erster Eindruck durchweg positiv, was Septima hoffen ließ. Wenn dies das richtige Haus wäre, könnten sie den restlichen Nachmittag mit anderen schönen Dingen verbringen. Schon wieder ging ein Kribbeln durch ihren Körper und sie schaute erregt zu ihrem Mann. Deutlich spürte Septima die warme Haut von Ursus unter ihrer Hand.

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