[Tablinum] Eine vertrauliche Mitteilung

  • Macer saß aufrecht hinter seinem Schreibtisch und blickte dem Boten entgegen, der von seinem Türhüter hereingeführt wurde. Er war sehr gespannt, was für eine vertrauliche Nachricht Aelius Archias zu überbringen hatte.

  • Firas hatte sich die ganze Zeit umgesehen und nebenbei überlegt, wie er diese Sache denn nun angehen würde. Nervös pulte er an seinen Fingernägeln herum und besann sich auf das, was der Herr Archias gesagt hatte. Dieser hätte wirklich jemand anderen schicken sollen, denn Ophelia ging es gar nicht gut und seinen anderen Musen auch nicht! Und gerade im Moment drohte seine Stimmung noch weiter zu versacken, in irgendeinem Klammergriff, der entfernt an klamme ...Furcht...erinnerte. Vielleicht war es einfach nur soetwas wie Ehrfurcht, oder...oder...etwas mit dem Magen.


    Der Syrer rollte mit den Augen. Was hatte ausgerechnet er eigentlich mit den Wachstafen zu tun, die jemand anderes versenkte? Richtig! Er war Firas! Er war geeignet und er war einfach viel besser im Umgang mit gewissen... und überhaupt!
    Schnell fiel sein Blick auf den Senator, der anscheinend schon wartete und sehr gespannt wirkte. Weniger gespannt als Firas selbst, wie er vermutete, doch das war jetzt nebensächlich! Der Syrer atmete tief durch und versuchte den Umständen entsprechend ein ihm standesgemäßes Selbstbewusstsein widerzuspiegeln. "Salve, Senator!", sagte er förmlich und deutete eine Verbeugung an. "Ich...äh...der Herr Archias, ich meine der Herr Caius Aelius Archias schickt mich." Das war sicher nichts Neues, aber immerhin ein Anfang. Dann jedoch ließ er die Schultern hängen, als wäre es bereits das Ende.

  • Macers Blick ruhte lange auf dem Sklaven, als dieser mit der Begrüßung begann und erklärte, wer ihn schickte. Das wusste Macer natürlich schon von seinem Türhüter, so dass er erwartet, dass es vielleicht gleich weiter ging. Ging es aber nicht. "Und, was lässt er ausrichten?" fragte er daher schließlich.

  • Nun ja," begann Firas schließlich beherzt. "Äh...es handelt sich um ein Schreiben, welches du ihm schon einmal geschickt hattest. Das war eine Wachstafel von einer Standeserhebung...also mit der Anfrage für eine solche..." Firas konnte den unbezwingsbaren Drang sich am Hinterkopf zu kratzen nicht unterdrücken. "Und nun ist sie...nunja...ich will nicht sagen verschwunden..." Der Sklave rollte kurz mit den Augen und schaute zur Decke. Unangenehm war diese Mission nun doch. Daran gab es keinen Zweifel. Dann überlegte er noch einmal. Ja! Das Arbeitsaufkommen!
    Flugs reckte er einen Zeigefinger in die Luft und lächelte dabei, als ob er gerade den besten Gedanken seines Lebens gehabt hätte.
    "Wir konnten sie nicht lesen! Weil...weil weil...wir so wahnsinnig viel zu tun haben, dass sie einfach irgendwie...zur Seite rutschte und verschwand. Also nicht ganz und für immer, sondern nur...einen Moment lang."
    Er ließ seinen Zeigefinger sinken. Genauso lange, wie sie gebraucht hatten, um sie aus dem Abort zu fischen. Ihn schauderte flüchtig. "Ja, und dann konnten wir sie nicht mehr lesen, weil sie verschmiert war und sich sozusagen nicht mehr lesen ließ."


    Das tut uns natürlich auch wahnsinnig leid. Aber ich muss nun doch ... an deine Güte...also...an dich gütigst appellieren...bitten..quasi, ob wir nicht eine Neue bekommen könnten." Wieder lächelte der Sklave. Diesesmal jedoch verlegener und obendrein ein wenig in schräger Verzweiflung. Hoffentlich stand er jetzt nicht da wie die anderen...Deppen...wie Herr Archias sie genannt hatte.

  • Macer hörte geduldig zu. In seinem Kopf malte er sich aus, was er nun sagen würde, wenn er noch Legatus Legionis wäre und der Mann vor ihm einer seiner Soldaten aus der Schreibstube. Ihm kamen durchaus viele Idee, auch wenn er nie ein Mann für übertriebene Bestrafungen gewesen war. Leider konnte er auch diese Ideen nicht nur Anwendung bringen. Stattdessen atmete er tief durch. "Einen Moment lang verschwunden? Und dieser Moment ist so lang, dass mein Sekretär inzwischen unterwegs ist, sich am Palast zu erkundigen, weil mir inzwischen aufgefallen war, dass es wochenlang keine Reaktion auf meine Anfrage gab? Dann gib' die Wachstafel mal her, damit ich sie neu beschriften kann. Du hast sie doch sicher mitgebracht, oder?"

  • Ach du Schreck! Wochen schon? Genau dieser Gedanke spiegelte sich auf Firas Gesicht wider.
    "Also...nein...ich meine...äh...nein!" Der Sklave schüttelte den Kopf und suchte sich einen Punkt auf dem Boden. Mit ein wenig Glück, würde sich dort etwas auftun und er könnte in diesem Etwas verschwinden. Aber dem war nicht so.
    "Hab ich nicht," gab er recht kleinlaut von sich und spähte zu dem Senator hinüber. Selbst wenn der Herr Archias vielleicht daran gedacht hätte, sie ihm mitzugeben, so war das doch in diesem Falle gar nicht möglich, oder aber...ekelig und wenig wünschenswert, selbst wenn...
    "Aber man kann sie wirklich nicht mehr lesen!" Die Versicherung, die Hand dafür ins Feuer zu legen, unterließ er lieber. Die Situation war auch so schon unangenehm genug.

  • Die ganze Sache kam Macer hochgradig suspekt vor. Zumindest hatte er Wachstafeln bisher vor sehr robust gehalten, solange man sie nicht gerade ins Feuer warf oder direkt neben einer Öllampe stapelte. Aber anscheinend war den Mitarbeitern der kaiserlichen Kanzlei jede Dummheit zuzutrauen.


    "Wir werden eine Lösung finden, die nicht wieder unleserlich wird", verkündete er dann mit einer Stimme, die zwischen Güte und Sarkasmus schwankte. Er rief einen Sklaven hinein und bestellt bei ihm einen alten Teller aus der Küche. Während der Sklave diesen holte, hob Macer einen robust aussehenden Stylus von seinem Tisch auf. Er wartete, bis der Sklave mit einem alten Teller aus rotem Ton zurückkehrte und reichte dann beide Dinge dem Boten. "Hier. Schreib'! Das wird man auch in 2000 Jahren noch lesen können." Dann lehnte er sich zurück, wartete keine Reaktion des Boten ab und begann zu diktieren. "Spurius Purgitius Macer, Senator, gewesener Praetor, Kommandeur der Academia Militaris, empfiehlt Tiberius Aurelius Avianus, gewesener Quaestor, Neffe des Aurelius Corvinus und Cousin des Aurelius Ursus, für eine Aufnahme in den Senat."

  • Firas hing in Gedanken noch an der Tafel, der sie verlustig gegangen waren. Naja. Immerhin war es nicht seine Schuld und er hatte eigendltich nur in dem Sinne etwas damit zu tun, als dass er nun vor dem Senator stand und ob der schlcihten Tatsache des Verbleibs ein wenig...nun ja...log. Nein, er verdrehte einfach die Wahrheit in der Hoffnung, jedermanns Nerven zu schonen. Ja, diese Ausrede klang passabel und annehmbar. Zumindest in dieser Situation.
    Bei den Göttern! Sie waren doch alle Deppen und der Oberdepp...nein...war er nicht!
    Der Sklave seufzte dankbar, als der Senator nach einer Lösung forschte und einen Teller bestellte. Jetzt musste Firas doch überrascht eine Augenbraue heben. Die kaiserlichen Korrenzpondenzbeauftragten waren schon ein Fall für sich, das wollte er gar abstreiten und schüttelte kaum merklich den Kopf, während er sich an einem dankbaren Grinsen versuchte.
    Aufmerksam hörte er den diktierten Worten zu und wirkte angespannt. War es also doch etwas Wichtiges, was so unachtsam .. dort gelandet war, woraus niemand etwas zurückhaben wollte.
    Der Syprer wippte auf den Fußballen und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    "Ich werde gut drauf aufpassen! Und ich werde...werde...Acht geben, dass dieses..." Firas lugte auf den Teller, "...Schreiben...3000 Jahre Bestand haben wird!" Es klang wie ein leiser, geflüsterter Schwur. Zumindest würde er das dem Herrn Archias ausrichten und dieser würde dann...dafür sorgen...ja...dass das auch eingehalten wurde. Weiter wollte FIras nicht darüber nachdenken. Es würde so sein und Punkt. Er nickte willig.

  • "Hoffen wir es", antwortete Macer nur knapp und entließ den Boten dann mit einem Wink. "Vale." Jedes weitere Wort in dieser Angelegenheit schien ihm überflüssig.

  • Der Senator schien, als hätte er das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen. Firas nahm den Teller, drückte ihn an sich und verbeugte sich kanpp.
    "Vielen, verehrten Dank, Senator!" Dann strahlte der Sklave über das ganze Gesicht. Hatte er es also geschafft. Das würde den Herrn Archias mit Gewissheit freuen. Vielleicht sollte er bei seiner Ankunft - sobald er denn heil zu Hause ankam - erwähnen, dass dieser Teller noch über Generationen hinweg eine Botschaft tragen würde, die jemanden zur Freude veranlasst hatte.
    Der Sklave entfernte sich langsam, noch immer lächelnd. Sollte es eines Tages Leute geben, die sich mit der Geschichte dieser Stadt befassten, so würden sie sich mit Sicherheit wundern, warum man derartige Korrespondenz auf derartig tönernden Trägerstoff graviert hatte. Aber sie würde ja auch die kaiserlichen Schreibstuben nicht aus eigener Erfahrung kennen, schon gar nicht mit dem Herrn Archias als einen ihrer Vorsitzenden. Da geschahen halt Dinge, die sich nicht leicht erklären ließen!
    "Danke!", brachte der Syrer noch einmal hervor. "Danke für deine Geduld!" Dann zeigte er auf den Teller. "Das ist wirklich..." Ein Novum! "...sehr, sehr freundlich!"
    Firas seufzte erleichert, lächelte noch einmal - dieses Mal zum endgültigen Abschied - und machte sich auf den Weg zurück ins Offizium des Herrn Archias, der sicher schon auf ihn lauerte.

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