Postnuptiales Shoppingerlebnis

  • »Also, ich find die gar nicht mal so schlecht«, sagte Caius eben vernehmlich, als er sich die Öllampe noch mal genauer anschaute. Er drehte sie hin und her und sah sich jedes kleine Mosaiksteinchen genaustens an. Die schillerten in verschiedenen Grün- und Blautönen.
    »Weißt du, ich glaub, das könnte Scamander auch. Vielleicht ist das eine Marktlücke«, überlegte Caius vor sich hin.
    »Sind die Steinchen eben ein bisschen kleiner. Wobei...verflixt, schau mal, das ist Glas!« Caius hielt die Lampe ein bisschen höher in die Sonne. Das Licht brach sich in und auf den Splittern.
    »Was kostet die eigentlich?« wandte er sich jetzt ein bisschen lauter an den Händler.
    »Zwei«, knarzte der Kerl.
    »Zwei? Zwei was?« Denare? Asse? Caius mochte solche Leute nicht. Das war ja, als würde man gleich selber raten.
    »Sesterzen. Was sonst.« Und unfreundlich war der Mensch auch noch. Caius sah Axilla an.
    »Was meinst du?«

  • Zum Glück waren heute die Wächter mal auf Abstand geblieben. Ansonsten hätte sich Axilla auch schlichtweg geweigert, mit Archias auf den Markt zu gehen. Sie konnte diesen Pulk an Beschützern einfach nicht mehr ausstehen! So überhaupt kein noch so klitzekleines bisschen!
    Und Einkaufen mochte sie eigentlich auch nicht so besonders. Gut, mal gucken, was es gab, hier und da etwas Firlefanz, aber das hier grade war schon fast beängstigend. Archias, ihr Mann, ging gerne einkaufen. Also, so wirklich gerne. Dagegen waren ihre Einkaufstouren auf der Suche nach neuem Flitterkram für die Frisur ja harmlos.


    Archias hielt jetzt schon mindestens zehn Minuten eine Öllampe – wohl gemerkt eine, die sie nicht brauchten – in den Händen und drehte sie hin und her, und sah sie sich an. Sie glitzerte. Sie funkelte nicht nur, nein, sie glitzerte. Das war das gröbste Stück Kitsch, das sie heute gefunden hatten. Okay, abgesehen von den aber wirklich sehr praktischen Schmetterlingshaarnadeln mit diesen hübschen, blauen Steinchen an den Flügeln dran. Die waren ja aber wenigstens noch zu was nützlich! Die Lampe brauchte doch keiner.
    “Und wo willst du die hinstellen? Ihr habt doch überall Lampen?“
    Axilla konnte im Bezug auf den Palast immernoch nicht einmal 'wir' denken, sondern nur 'ihr'. Und das Ding war wirklich furchtbar kitschig.

  • Caius sah Axilla skeptisch an, beäugte dann die Lampe und stellte sie mit einem unsanften, trotzig klingenden Klonk zurück auf den Verkaufstisch (was ihm einen grimmigen Blick des Händlers einbrachte). Caius war nicht böse, dass Axilla die Lampe nicht mochte. Ihn regte es nur auf, dass sie immer noch von der domus Aeliana so sprach, als wär sie da nur zu Besuch. Und er hatte sich angewöhnt, sie zu verbessern, wenn sie das machte.


    »Wir haben zwar Lampen. Aber ich könnt mir vorstellen, dass es ganz nett ausschaut...wenn da grüne Leuchtpunkte [SIZE=7]über deine[/SIZE] [SIZE=4]nackte Haut tanzen...[/SIZE]« erwiderte Caius und küsste Axilla verstohlen auf den Ansatz ihres Halses. Dann grinste er sie an und warf der Lampe noch mal einen wehmütigen Blick zu. Seufzend ergriff er Axillas Hand und wandte sich ab.
    »Schade. Aber vielleicht finden wir was anderes, hm? Hast du denn noch was, das du gerne hättest? Ich mag dir gern noch was schenken«, sagte Caius. Die Haarnadeln waren ja ganz nett gewesen, aber hatten zusammen nicht mal eine Sesterze gekostet. Waren bestimmt nur angemalte Steinchen gewesen. Da war die Lampe schon hochwertiger gewesen. Gemeinsam mit Axilla schlenderte er zum nächsten Stand....

  • Etwas verlegen schaute Axilla zu den vorbeischlendernden Leuten und zu dem Händler, aber gleich darauf auch verwegen zu Archias. Er wusste, wie sehr ihr das gefiel, wenn er sie da küsste, und er nutzte es schamlos aus. Und auch seine Worte waren so, dass Axilla doch noch einen zweiten Blick auf dieses kitschige Ding warf. Aber neeee, die war wirklich doch zu gräßlich. Grüne Lichtpunkte auf irgendwelchen Stellen hin oder her.
    Und da zog Archias sie auch shcon weiter, dmait sie weiter irgendwelchen Krimskrams kaufen konnten. Er wollte ihr was schenken. Axilla sah zu ihm auf und lehnte sich im Gehen einmal kurz gegen ihn, so dass sie einen leichten Schlenker zur Seite machten. Es war ja irgendwie süß, und Axilla mochte ja auch Geschenke. Aber sie kam sich zum einen etwas doof dabei vor, sich ein Geschenk auszusuchen, und zum anderen konnte sie sich ja selber kaufen, was sie wollte. Sie mochte es, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie brauchte eigentlich keinen Mann, der ihr etwas schenkte. Das konnte sie auch alles ganz alleine.
    Aber sollte Archias ihr ruhig was schenken. Sie würde schon eine Kleinigkeit finden. “Hm, ich weiß nicht. Vielleicht ein paar neue Fibeln? Oder ein Kleid? Kann man ja nie genug haben.“ Vor allem, da Archias ihr schon 3 Fibeln kaputt gemacht hatte durch drauftreten, runterzerren oder... bei der dritten wusste sie nichtmal, wie er das hingekriegt hatte, die war zerbrochen. Axilla hatte sowas noch nie gesehen.

  • Ai, der Blick! Caius grinste nur, machte aber sonst nichts. Besser war das. Sie liefen einen trokelnden Schlenker, verursacht durch Axillas kurzzeitige Schlagseite, und passierten einen Weinausschank und einen Zuckerbäcker.
    »Neue Fibeln oder ein Kleid?« wiederholte Caius. Er dachte an die letzte Fibel, die er kaputt gemacht hatte. Was ging das blöde Ding auch einfach nicht ab! Außerdem war es wohl minderwertig gewesen, weil es direkt zerbrochen war, als Caius die Schnalle bis zum Äußersten gerissen hatte. Das gewünschte Ziel hatte er aber trotzdem erreicht, Fibelweigerung hin oder her. Der nächste Stand hatte Vasen im Angebot, und Caius' Schritt verlangsamte sich.


    »Oh, schau mal da«, sagte er und zeigte auf eine zylindrische Vase in schlichtem Schlammbraun, auf die ein ziemlich unförmiges Nilpferd gemalt war. Caius grinste.
    »Erinnert mich irgendwie an Paulinas Hintern«, sagte er.
    »Die hast du auch noch nicht kennengelernt, oder?« Konnte ja sein, dass sie sich schon mal irgendwo kennen gelernt hatten. Caius hielt unauffällig Ausschau nach was ganz anderem, aber bisher war ein solcher Laden noch nicht in Sicht gekommen. Ein Stand, bei dem man Fibeln kaufen konnte, war auch nicht zu entdecken.

  • Noch immer kam Axilla sich etwas doof vor, sich etwas schenken zu lassen. Sie hatte ja nicht geheiratet, um Geschenke zu bekommen. Überhaupt sie war es auch nicht gewohnt. Erst recht nicht so. Wenn sie mal ein spontanes Geschenk von jemandem bekam, das von Herzen kam, freute sie sich natürlich. Wenn sie eine Idee überkam, dann schenkte sie ja auch gerne. Und das ganz unabhängig vom Preis der Sache. Axilla hatte schon immer instinktiv den Unterschied zwischen Preis und Wert erkannt.
    Dennoch fühlte es sich doof an, sich so offensichtlich beschenken zu lassen. Archias meinte es ja nur lieb, und sie wusste das ja auch. Er wollte ihr etwas gutes tun und sie verwöhnen. War ja auch soweit alles prima. Nur Axilla war einfach sehr selbständig. Sie war schon immer sehr energiegeladen gewesen und hatte wenig risiko gescheut, und ihr Vater hatte sie da auch unterstützt, sie mehr wie einen Jungen großgezogen denn wie ein Mädchen. Nach seinem Tod bei der kranken Mutter hatte sie auf eigenen Füßen stehen müssen, ob sie wollte oder nicht. Und auch in Alexandria hatte sie das meiste allein erledigt, hatte ihre Betriebe allein verwaltet und in Urgulania ein starkes Vorbild einer selbständigen Frau gehabt. Da nun zurückzuschrauben und sich von Archias, wie lieb es auch gemeint war, bemuttern zu lassen, war einfach etwas, was sich... doof anfühlte. Nicht richtig. Vielleicht würde sie mit Archias da noch einmal darüber reden müssen, aber nicht jetzt. Sie waren gerade dabei, den Streit so halbwegs zu vergessen.


    “Ich glaube nicht. Nicht, dass ich wüsste.“ Axillas Namensgedächtnis war löchriger als ein Fischernetz. Ein Glück, denn hätte sie mit der dicklichen Frau aus den Thermen damals heute noch einen Namen in Verbindung gebracht, ein neuer Streit wäre auf dem Weg gewesen. Wenn Axilla nur daran dachte, wie die Legionen zu 'Männern mit zu viel Langeweile' abgestempelt worden waren, würde sie heute noch explodieren. Es gab wenige Dinge, bei denen Axilla so vollkommen strikt war, aber die Soldaten des Kaisers gehörten da absolut und ohne Einschränkung dazu. Wehe dem, der abfällig über sie sprach. Ein Glück, dass Archias sie seiner Familie noch nicht voll und ganz vorgestellt hatte.

  • »Hast nix verpasst«, sagte Caius und zuckte mit den Schultern. Axilla kam ihm still vor. Stumm. Als würde sie was beschäftigen. Als wär sie am liebsten wo ganz anders, alleine, ohne ihn. Sie war einsilbig und nicht gerade gesprächig. Wie schon mal, nur war Caius sich dieses Mal eigentlich sicher, dass er nichts gemacht hatte. Zumindest nicht bewusst. Aber wo er die letzten paar Male von sich aus gekommen war, musste Axilla nun damit von sich aus rausrücken, was los war. Caius merkte das, aber er konnte sie nicht drauf ansprechen. Nicht dieses Mal. Nicht schon wieder. Und hinterher bekam er vielleicht doch wieder eins auf den Deckel. Entweder, weil er nichts gesagt hatte, oder eben, weil er dann doch was sagte. Und dann war er wieder schuld. Er wusste nur eins mit Bestimmtheit zu sagen: Es ging ihm nicht gut so. Langsam tingelten sie also zum nächsten Stand. Und Caius wartete.

  • Huh? Erst fing er von seiner Verwandten an, und nun war sie nicht wichtig? Axilla blinzelte kurz, dann zuckte sie innerlich die Schultern und schlenderte einfach weiter mit Archias. Wenn sie einmal nicht von diesem Wächterschwarm umgeben war, dann musste sie das ausnützen. Wenn es auch bei etwas so sinnlosem wie shoppen war, aber wenigstens war es ohne den Anhang.
    Ihre Finger fuhren über glitzernden Filefanz am nächsten Stand, und der Verkäufer bedachte sie schon streng. Vermutlich hatte er Angst, sie könnte etwas klauen, aber Axilla hatte nur die unangenehme Eigenart, mit den Händen zu sehen anstatt mit den Augen. Doch irgendwas interessante sah – oder besser erfühlte – sie hier nicht, und so schlenderte sie einfach weiter. Archias sagte gar nichts mehr, und kurz überlegte sie, ob sie etwas falsch gemacht hatte. Allerdings war sie sich keiner Schuld bewusst. Sie hatte ihm ja nichts gesagt von ihren Gefühlen, also konnte er dadurch ja auch nicht gekränkt sein. Hm, vielleicht war es auch, weil sie gerade an einem Stand vorbeigingen, der hübsche Zierdolche im Angebot hatte, und er an das Schwert und die Rüstung denken musste? Axilla zumindest dachte daran, als sie die hübschen Messerchen sah. Sie versuchte einfach mal einen Schuss ins Blaue. “Guck mal. Sind ein paar hübsche dabei, nicht?“ meinte sie und nickte in Richtung der Dolche. So toll fand sie die zwar gar nicht, da sie selber bei Waffen eher auf Beständigkeit achtete und nicht auf bunte Steinchen im Griff, aber sie wollte Archis Reaktion einfach sehen, um zu merken, ob es das war, weshalb er nichts mehr sagte und neben ihr hertrottete wie ein zum Tod verurteilter. Immerhin war er es gewesen, der hatte einkaufen gehen wollen!

  • Die Broschen am nächsten Stand stießen wohl auch nicht so auf Anklang bei seiner Frau. Jedenfalls fasste sie nur ein paar der schillernderen Exemplare an und ging dann weiter. Caius richtete sich nach ihr von der Geschwindigkeit her. Die Augen hatte er schon auf den nächsten windschiefen Marktstand gerichtet, wo ganz bestimmt auch Fibeln verkauft wurden. Neben den Lederbändern mit Schutzamuletten und den etwas armselig wirkenden, geflochtenen Armbändchen musste es da doch welche geben. Aber Axilla blieb da plötzlich stehen und drehte sich ein wenig zur Seite. Caius stellte den Fuß wieder hin, den er gerade zum nächsten Schritt hochgehoben hatte, und sah in die Richtung, in die Axilla deutete: Messer. Aha. Ein wenig runzelte sich seine Stirn. Er hatte ja kaum Ahnung davon, aber die Auslage sah selbst für ihn eher aus wie bessere Zahnstocher.


    »Naja...meinst du wirklich?« fragte er sie daher zweifelnd. Sie dachte bestimmt wieder an diesen Verteidigungsquatsch, zu dem es eh nicht kommen würde. Aber damit konnte man nicht mal ein Brot gescheit erdolchen. Axilla meinte das bestimmt nicht ernst, und Caius spielte das Spiel mit.
    »Das ist doch kein pugio«, bemerkte er fachmännisch.
    »Die gibt's zwei Gassen weiter, mein Schatz. Kommen wir schon noch vorbei.« Caius setzte sich in Bewegung und zog Axilla nachdrücklich mit sich zu dem Fibelstand nebenan. Von Kitsch bis Klunker war hier alles dabei. Mit Steinchen, ohne Steinchen, mit Prägung oder Bemalung oder ohne alles und nur hübsch geformt, bot die alte Frau hinter dem Stand doch schon eine ordentliche Auswahl. Caius' Blick fiel auf ein Paar silberfarbene Fibeln mit nettem Schnörkel drauf.
    »Guck mal, sind das nicht so welche, wie ich dir kaputt gemacht hab?« sagte er zu Axilla.

  • Wirklich beeindruckt schien Archias ja nicht gerade zu sein. Im Gegenteil, er winkte gleich ab, als er sich die Messer nur kurz angeschaut hatte und zog sie dann weiter. Natürlich hatte er recht, dass die Dinger hier eher unbrauchbar waren, aber dennoch hätte Axilla eine andere Reaktion erwartet. So hatte sie nun wirklich keinen Anhaltspunkt, was schon wieder falsch war, und ließ sich nur mit zum nächsten Stand ziehen.
    Sie ließ ihre Finger über die ein oder andere Fibel gleiten, aber irgendwie war sie gar nicht so wirklich in Einkaufsstimmung. Noch immer war da das doofe Gefühl, dass sie sich ja eigentlich gar nicht beschenken lassen wollte. Und sich selbst ein Geschenk auszusuchen war irgendwie doppelt doof, denn ein Geschenk war schließlich dann am schönsten, wenn es eine Überraschung war. Wenn sie selber hinging und nur sagte 'Das will ich haben!' war das was anderes. Vor allem, da sie sich das, was sie haben wollte, ja auch einfach kaufen konnte, dafür brauchte sie Archias nicht.
    Sie drehte also gerade eine besonders verschnörkelte Fibel etwas lustlos in den Hunden, als Archias ihr silberne zeigte. Sie guckte kurz darauf und zuckte leicht mit den Schultern. “Ja, kann schon sein. Sehen ein bisschen ähnlich aus.“ Sie legte die Fibel, die sie in den Händen hatte, wieder auf den Tisch und atmete dabei einmal etwas wehleidig aus. Sie vermisste Alexandria, dort war sie lieber einkaufen gegangen. Hier war es zwar auch interessant und es gab viele, schöne Dinge, aber es war einfach nicht dasselbe. “Wieviel kosten die denn?“

  • Caius sah Axilla eben noch begeistert an. Bei ihrer Antwort dann nicht mehr. Die Mundwinkel hingen so komisch runter und der Ton war auch nicht gerade begeistert. Caius seufzte. Hätte er eben bei den Zahnstocherdolchen doch einen kaufen sollen? War sie deswegen so seltsam drauf? Oder... Ach du Schreck! Es fiel ihm in siedendheißen Schuppen von den Augen, sozusagen! Frauen waren komisch und launisch, wenn sie schwanger waren! Caius, der sie eben noch ein wenig frustriert gemustert hatte, strahlte Axilla jetzt an. Sie fragte eben nach dem Preis.


    »Ein Sesterz für eine, ein Sesterz und drei Asse für zwei«, leierte die Alte aus dem FF runter.
    »Für dich ein Sesterz und zwei Asse.« Sie sah Axilla mit wässrigen Augen an, da mischte sich Caius ein.
    »Und für mich? Ich möcht sie ihr schenken!« bemerkte er mit Freude im Gesicht und einem neckischen Zwinkern. Die Alte wandte den Blick zu ihm. Sie lachte nicht, sondern sah aus, als hätte er sie eine alte Fledermaus genannt.
    »Für dich zwei Sesterzen«, scharrte die Alte. Und Caius blinzelte verdutzt. Boah! Das war ja...nen Ding! Reserviert sah er die Alte an, dann Axilla, die immer noch nicht wirklich begeistert aussah. Nicht dass Caius es nicht wert gewesen wär, die zwei läppischen Sesterzen auszugeben. Nur das, das war... Unverschämt. Er hielt in der näheren Umgebung nach noch einem Stand wie diesem Ausschau, sah aber keinen. Gegenüber gab es Tongefäße und Honig, direkt neben an wieder mal einen Weinausschank. Caius seufzte. Er war kurz davor, Axilla weiterzuziehen.

  • Plötzlich grinse Archias sie wie ein Honigkuchenpferd an, und Axilla konnte nur fragend zurückschauen. Hatte sie einen Fleck auf der Nase, oder was war so lustig? Da versteh einer die Männer. Im einen Moment bliesen sie Trübsal, als ginge die Welt unter, und im nächsten Moment war alles eitel Sonnenschein.
    Dann aber lenkte die alte Frau, die die Fibeln verkaufte, sie ab und Axilla konzentrierte sich wieder darauf. Und zum ersten Mal bei diesem vermaledeiten Einkauf musste Axilla wirklich grinsen, als sie die Antwort der Frau hörte. Archias sollte das doppelte zahlen? Das gefiel ihr. Das war wirklich witzig, vor allem, wie ernst die Frau dabei blieb. Ob die etwas gemerkt hatte, dass Axilla sich nicht beschenken lassen wollte, und es deshalb so machte? Auch wenn nicht, das war egal, Axilla grinste und fischte nach ihrem eigenen Geldbeutel. Viel Geld hatte sie nicht mit, die Gefahr, beklaut zu werden war ja nicht unerheblich. Aber ein paar Sesterzen hatte sie dabei. Und so drückte sie der Frau auch zwei Messingmünzen in die Hand. “Eine für die Fibel und eine für das Lächeln“, meinte sie noch immer grinsend und nahm dann die Fibel an sich. Noch immer grinsend drehte sie sich zu Archias um und machte sich dann daran, weiterzuschlendern. Sie hatte eine etwas bessere Laune im Moment, vor allem, weil sie selbst sich das dumme Ding gekauft hatte. Auch, wenn es nur eine Kleinigkeit war. Aber es war ihre Kleinigkeit.


  • Numerius
    _____________


    Einige Marktstände weiter kramte Numerius gerade eine kleine, alte Münze aus seinem fast leeren Beutel und bezahlte damit einen schon etwas älteren Apfel. Normalerweise hätte er nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um sich dann einen der besseren zu schnappen, aber deswegen war er heute nicht hier. Verstohlen blickte er zu dem Pärchen herüber, dass sich gerade einige Fibeln anschaute. Er wusste schon alles über die Beiden was er wissen musste. Schon ihre Kleidung verriet einem, dass sie Geld hatten. Das würde ein guter weil sehr ertragreicher Tag werden, da war sich Numerius sicher. Dass sie ihm über den Weg gelaufen waren, war wirklich ein Glücksfall. Und so behielt er das Pärchen genau im Auge während er unschuldig in seinen Apfel biss.

  • Während Caius noch nach einem Alternativstand Ausschau hielt, kramte Axilla ihre Börse raus und zählte zwei Münzen ab. Erst als die Alte sich in einer murmelnden Dankeshymnen erging, von der man eh kaum ein Wort verstand, wandte sich Caius wieder um und passte auf. Axilla nahm da gerade die zwei Fibeln, was einen missmutigen Ausdruck auf Caius' Gesicht entstehen ließ.


    »Komm«, sagte Caius verdrießlich und hakte Axilla wieder bei sich ein. Mürrisch stapfte er weiter. So eine blöde alte Kuh! Und Axilla kaufte den Kram dann auch noch. Sie stapften an einem apfelessenden Jungen vorbei, erst Axilla und Archias, dann in ein paar Schritt Abstand der Wächter. Alleine ging ja schließlich niemand auf den Markt.


    Caius sah Axilla brummelnd von der Seite an.
    »Wieso hast du das bei der gekauft?« fragte er sie leicht anklagend.
    »Wir hätten bestimmt noch nen anderen Stand gefunden.« Caius stapfte weiter voran und achtete nicht mehr so sehr auf die Stände rechts und links. Ein Laden kam in Sicht. Draußen standen verschiedene Schuhnägel in kleinen Holzkistchen herum, und Lederriemen und caligae.

  • Axilla bemerkte den Jungen, der sie beobachtete, noch nichtmal. Hier am Markt waren so viele Leute, und jeder schaute mal her oder auch wieder nicht, da war es unmöglich, jemand wirklich zu bemerken.
    Sie ließ sich von Archias mitziehen und bemerkte etwas missmutig, wie ruppig er schon wieder war. Er zog sie einfach mit sich! Und er stapfte wie ein Hirsch durch den Schnee dabei. Axilla sah nur fragend zu ihm hoch, ehe er seinem Ärger in einer Frage Luft machte. Ihre Stirn legte sich kurz in krause Falten, als sie ihn skeptisch ansah, ehe auch sie Luft holte. “Warum denn nicht? Sie haben mir gefallen, und ich kann es mir leisten! Ist ja nicht so, als ob wir jeden Quadrans zweimal umdrehen müssten.“
    Axilla schüttelte kurz den Kopf und machte sich auch wieder frei. Sie mochte es nicht, wenn er sie einfach so mit sich zog. Sie war selbständig! “Was ist denn schon dabei?“ Hilflos hob sie die Arme. Es ging um zwei Sesterzen, nicht um zwei Aurei!


    Axilla atmete einmal durch. Sie wollte eigentlich nicht mit Archias schon wieder streiten. Aber er machte es einem auch nicht gerade einfach! Wenn er immer so rumbrummelte und sie behandelte wie ein Stück Besitzgut, dann konnte sie nicht anders, als sauer zu reagieren!
    Sie atmete einmal durch und meinte dann um einiges ruhiger: “Ich will mir die Sachen einfach selber kaufen, die ich mir kaufen kann. Wenn du mir etwas schenken willst, dann schenk es mir. Aber von Herzen, und nicht weil ich sage, das und das möcht ich haben. Was ich haben will, das kauf ich mir schon! Ich meine... ich hab auch Geld, Caius. Ich brauch deines nicht.“ War das so schwer zu begreifen?

  • Caius lag eine Einspruch auf der Zunge. Aber jetzt zuzugeben, dass er bei der Alten nur nicht gekauft hätte, weil die ihn doof angemacht hatte, war ihm auch irgendwie zu blöd. Axilla hätte bestimmt nur die Augen verdreht. Oder gelacht. Und er wollte nicht, dass sie deswegen lachte. Über ihn.
    »Ich schenk dir alles von Herzen«, wandte er deswegen nur ein, ein klein wenig enttäuscht, dass sie dachte, das wäre anders.


    Das postnuptiale Shoppingerlebnis verlief also nicht besonders gut, weswegen der weitere Verlauf auch nicht besonders erwähnenswert war. Entgegen seiner üblichen Marotte kam Caius fast mit leeren Händen nach Hause, und er schenkte Axilla auch nichts mehr an diesem Tag. Aber er dachte an die Sache mit diesen Zierdolchen, und er hatte eine Idee, die noch ausreifen musste, bis er sie auch wirklich in die Tat umsetzen wollte. Axilla selber sollte ihm diesen Vorwand verschaffen, und zwar ungewollt und unbeabsichtigt. Aber bis da hin würde noch ein bisschen Zeit vergehen.


    E N D E

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