Ankommen, auspacken, einrichten

  • Begleitet von zwei Soldaten bewegte sich der ganze Zug nun die via praetoria herauf, zunächst auf die principia zu. Doch diese war noch nicht das Ziel des neuen Legaten, sondern das direkt dahinter gelegene praetorium, sein Wohnhaus ab jetzt. Davor ließ er die Wagen anhalten und saß selbst ab. Ein Sklave konnte sich um das Pferd kümmern, Ursus kümmerte sich lieber um seine Frau. "Da sind wir, Liebes", sagte er zu ihr, als er ihr die Hand reichte, um ihr aus dem Wagen zu helfen.


    Das Haus war groß, immerhin war es auch für repräsentative Zwecke gedacht. Ursus war sicher, daß es Septima gefallen würde. Nur einsam konnte es hier für sie sein. Hoffentlich bekamen sie oft Besuch.

  • Kaum waren sie angekommen, sprang Cimon vom Pferd und half, wo er nur konnte. Nach den ersten Handgriffen sah er, das Sein Herr nicht unmittelbar nach ihm verlangte. So nahm er dessen Pferd und würde sich nun also um dieses und jenes, welches ihn getragen hatte, kümmern. Rasch nach beschäftigung zu suchen, um nicht an Rom und seine Freunde denken zu müssen, half dem Nubier. Sich dabei um Tiere kümmern zu können war dabei noch ein Geschenk.

  • Es ging immer nur gerade aus, direkt auf ein eindrucksvolles Gebäude zu, welches wohl nicht ihr Ziel war, denn der ganze Zug aus Kutschen, Wagen und Reitern bog nach rechts ab, an dem Gebäude, - der Principia, wie Septima später noch erfahren würde - vorbei und auf das Haus auf der Rückseite des Gebäudes zu. Dies war das Praetorium, dem Legaten der Legio vorbehalten, weil es ein besonders großes, und luxeriöses Haus war.


    Septima ließ sich von Ursus aus der Kutsche helfen. Sie warf einen kurzen Blick rundum. „Hier scheint es noch weniger Grün als in Rom zu geben.“ merkte sie an und folgte ihrem Mann, an den zwei vor der Porta stehenden Soldaten vorbei, ins Haus. Von innen wirkte das Haus fast wie das Domus der Aurelier oder der Tiberia, allerdings war es doch ein Peristylhaus, somit lagen die Zimmer der Hausbewohner um den Garten herum und nicht ums Atrium. Erleichtert atmete Septima auf, als sie des Gartens ansichtig wurde. „Na wenigstens haben wir ein wenig Grün.“ Lächelnd schaute sie zu ihrem Gemahl. „Ich will dich aber nicht von irgend etwas abhalten. Du kannst mich ruhig alleine lassen, wenn du in deiner Funktion als Legat etwas wichtiges zu erledigen hast.“ Septima blieb stehen und musterte Ursus neugierig. Sie würde tatsächlich alleine zu recht kommen, allerdings wäre es ihr fast lieber, wenn ihr Mann noch nicht gehen würde.

  • Ursus hatte nie bemerkt, daß es hier nur wenig Grün gab. Irgendwie war das nie wichtig gewesen während seiner Zeit als Tribun. Der kleine Garten, der zu seinem Haus gehört hatte, hatte ihm gereicht. "Du darfst Dich um die Principia und das Praetorium herum ganz nach Belieben austoben, was die Gestaltung angeht. Dies ist der repräsentative Teil des Lagers, also kann es nicht schaden, hier für Verschönerungen zu sorgen." Damit hatte seine Frau dann auch etwas zu tun, das ihr anscheinend Freude machte. Ursus fürchtete schließlich, sie könnte sich hier allzu sehr langweilen.


    "Leider muß ich tatsächlich gehen, um die Offiziere zu begrüßen und einen Truppenapell zu veranlassen. Aber bevor ich gehe, möchte ich mit Dir zusammen unser gemeinsames Zimmer aussuchen. Und Du möchtest sicher wieder ein Zimmer für Dich allein, das an unser gemeinsames grenzt?" Er legte leicht seinen Arm um die Taille seiner Frau, während sie gemeinsam durch das Haus gingen.

  • Es war, wie sie es vermutet hatte. Nicht umsonst hatten sie kuzr vor der Ankunft im Castellum noch eine Übernachtung eingelegt. Ursus wollte noch möglichst viel vom Tag übrig haben, damit er seinen Verpflichtungen als neuer Legatus Legionis am ersten Tag in vollem Umfang nachkommen konnte. „Gut, dann suchen wir zuerst unser gemeinsames Zimmer und anschließend darfst du zu deinen Soldaten gehen.“ stimmte Septima lächelnd zu. „Wie funktioniert das eigentlich hier im Lager. Vor unserem Haus stehen zwei Soldaten, soll das heißen, ich darf nicht ohne Begleitung draußen herum laufen, oder womöglich gar nicht das Haus verlassen?“ Auf der Herreise hatte sie gar nicht an eine solche Möglichkeit gedacht, doch jetzt, wo sie im Castellum angekommen waren, stellte sich ihr die Frage, ob sich eine Frau hier überhaupt frei bewegen durfte. „Gibt es noch andere Frauen im Lager?“ Außer Sklavinnen meinte Septima, wobei sie sich nicht sicher war, ob Soldaten nicht nur männliche Sklaven haben durfte. Bei den Göttern, sie hatte wirklich keinerlei Ahnung vom Leben eines Soldaten oder den Arbeitsabläufen in einem Castellum.


    Gemeinsam gingen sie den Säulengang rund um den Garten entlang und schauten sich die einzelnen Zimmer an. Im Endeffekt entschied die Größe und die Lage. Ihr war es lieber, wenn das eigene Schlafzimmer etwas weiter von etwaigen Besuchern entfernt lag, so dass ihr eigenes Cubiculum als Dämpfer zwischen den anderen Räumlichkeiten diente. „Dieses hier entspricht meinen Vorstellungen.“ Zwar waren die Wände noch etwas kahl und bedurften einer neuen Bemalung, doch da hoffte sie einfach auf die nahe gelegene Stadt, um einen entsprechenden Künstler für ihre Vorstellungen zu finden. „Ich schätze, in den nächsten Tagen habe ich alle Hände voll zu tun, um es uns hier möglichst heimisch einzurichten.“ Bereits der Rundgang hatte ihr gezeigt, was es noch galt zu verschönern oder wo sie noch Möbel haben wollte, die nicht ihrem Geschmack entsprachen. Das es nach dieser Zeit des auspacken, einrichten und verschönern für sie sehr langweilig werden würde, ahnte Septima noch nicht. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Titus zärtlich. „Und nun lass dich nicht von deinen Pflichten abhalten. Ich werde hier sein und auf dich warten.“ versprach sie ihm in verführerischem Ton und strich dabei sanft mit ihrer Hand seinen Arm entlang. Die Brust wäre Septima lieber gewesen, aber Ursus hatte seine Rüstung angelegt, was in insgesamt weniger anschmiegsam machte. Doch heute abend würde sie ihn aus dieser Rüstung befreien und sie können endliche wieder, nach Tagen der Reise, entspannt beieinander liegen. Sie waren angekommen...

  • Was hatte er doch für eine wundervolle Frau! So manche Frau hätte nun herumgenörgelt und versucht, ihn heute noch ganz hierzubehalten, damit sie sich nicht allein fühlen mußte und Hilfe bei der Einrichtung des Hauses hatte. "Ich danke Dir, Liebes", sagte er und küßte sie liebevoll auf die Wange. Mehr nicht, er wußte durchaus, daß es sonst wohl nichts wurde, mit dem zu den Offizieren gehen.


    "Die Soldaten stehen dort unter anderem als Ehrenwache. Du darfst Dich frei im Lager bewegen. Wenn Du Dich unter all den Männern gefährdet fühlst, dann nimm Cimon oder Baldemar mit zu Deinem Schutz. In die Stadt darfst Du natürlich auch jederzeit. Da würde ich Dich aber bitten, nie ohne Begleitung hinzugehen. Mantua ist war nicht so gefährlich wie Rom, aber das heißt nicht, daß es hier nicht auch lichtscheues Gesindel gibt. Fühl Dich bitte nicht gefangen, denn das bist Du nicht. Allerdings mußt Du Dich immer bei der Torwache ab- und wieder anmelden." Er lächelte. Das war ein unerläßliches Ritual und er hatte seine Zweifel, wie Septima dazu stehen würde. "Ein paar der Stabsoffiziere sind verheiratet, ihre Frauen wohnen bei ihnen in den Häusern gegenüber der Principia. Du wirst sie bald kennenlernen." Sklavinnen gab es natürlich auch. Aber waren die wirklich eine Erwähnung wert? Septima meinte doch sicherlich potentielle Freundinnen.


    Sie fand ein Zimmer, das ihren Vorstellungen entsprach und Ursus nickte lächelnd. "Gut, dann soll es dieses sein. Und ich werde nun gehen, um Dich Deiner Arbeit zu überlassen." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Und er erwiderte den Kuß innig. Fast war er versucht, die Offiziere Offiziere sein zu lassen. Aber das Pflichtbewußtsein hatte noch die Oberhand. Noch. "Ich kann es kaum erwarten, zu Dir zurückzukommen." Seine Stimme klang ein wenig rau, oder bildete er sich das nur ein? "Bis nachher, Vale, Liebes."

  • Am Haus angekommen sah Baldemar das Frija anderweitig beschäftigt sein würde. Er übergab das Pferd einem anderen. Dann machte er sich daran hineinzugehen. Der Germane wollte seine und Frijas Sachen auspacken. Doch ihr Blick strafte ihn. Sie erkannte wohl seinen Plan. Nun gut. Mit schiefem Mundwinkel und nur wenig begeistert änderte er seinen Plan. So schleppte er Truhen hinein und half so gut er konnte beim Einräumen. Besonders geschickt stellte er sich dabei nicht an. Grinsend stellte er für sich aber fest, das wenigstens nichts zu Bruch ging. Was dank seiner Laune schon an ein Wunder grenzte.
    Später würde er sich um die eigenen Sachen und jene von Frija kümmern. Es war nicht viel. Doch er sah es als seine Aufgabe an, dies zu erledigen.

  • Die Kater waren erstaunlich ruhig auf der Reise gewesen. Die beiden kleinen Kätzinnen waren bei Flora und Narcissa geblieben. Als nächstes hatte Cimon die Käfige der Kater in seinen Raum gebracht. Dann war erst einmal alles andere drann gewesen.


    Nun räumte er die Kammer ordentlich ein. Mit all den Sachen seines Herren und baute das Holtgestell zusammen, das er in der Villa in Rom bereits genuntzt hatte. In einer Ecke war eine Kiste, diese war mit einem Tuch ausgelegt und mit Spähne ausgefüllt. Die Katzen hatten alle schnell gelernt, was dies war. Auch die Katzen, die in Rom geblieben waren... diesen hatte er eine weitere Kiste gebaut gehabt. Sie war grob, erfüllte aber hervorragend ihren Zweck. Auch kratzten sie nicht an Möbeln, sondern begnügten sich mit dem Naturholz, das Cimon ihnen aus dem Garten gebracht hatte. Abschnitte von Bäumen und ein Stamm, der nach einem Blitzschlag weggeworfen werden sollte... es war gut. Und sie waren eingesperrt ohne das ihnen etwas fehlen mochte.


    Cimon hatte ihnen auch aus Lederbändern Halterungen gebastelt, die als Leinen recht brauchbar waren. Ein Riemen am Hals entlang, eine am Bauch und diese beiden miteinander verbunden. Dabei hatte er sich helfen lassen. Denn das war nicht einfach gewesen. Am Rückenteil konnte man die Leine befestigen. Auch wenn er nicht mit ihnen hinaus ging, trugen sie oft diese Halterungen, damit sie sich daran gewöhnten. Einer der Kater maunzte immer wieder leise vor sich hin, wenn Cimon ging. Er war besonders anschmiegsam und schlief nur dann wirklich gut, wenn der Nubier im Raum war.


    Seine Kammer war eingerichtet, die Katzen waren angekommen und er hatte ihnen auch etwas verdünnte Milch, Wasser und kleine Fleischstückchen gebracht. Er versuchte sie ein wenig daran zu gewöhnen und machte es eben so, wie er es in der Bibliothek nachgelesen hatte. Kaum schliefen die drei, ging er um zu sehen ob er weiter helfen könnte. Doch inzwischen schien das gröbste erledigt und er suchte die Culina auf, um zu sehen, ob er dort gebraucht wurde.

  • Erleichtert, dass sie nicht in diesem großen Lager eingesperrt sein würde, atmete Septima auf. „Wirst du mir einmal das Lager zeigen?“ fragte sie ihren Mann mit süßer Stimme und schaute ihn kleinmädchenhaft von unten her an. „Irgendwann, in den nächsten Tagen?“ Es mußte nicht gleich heute oder morgen sein, doch würde es ihr besser behagen, das Lager von ihrem Mann gezeigt zu bekommen, als wenn sie sich selbst auf den Weg macht. Vielleicht gab es Orte, wo eine Frau mit Anstand nichts verloren hatte und wenn sie Titus dabei hatte, dann konnte er sie vor solchen Orten warnen.


    „Wie viele Stabsoffiziere gibt es?“ Und wenn nur ein paar von ihnen verheiratet waren, dann war die Auswahl an Gesprächsparnerinnen recht klein. Zusammen mit Ursus ging sie zurück ins Atrium und verabschiedete sich dort von ihm. Nun mehr allein stand sie im Atrium, wo die Sklaven, mit Gepäckstücken beladen, an ihr vorbei gingen. Septima seufzte kurz und schaute genauer hin, was die Sklaven hinein trugen. Nun folgten Anweisungen, wo das Möbelstück oder die Truhe hin sollte. Die nächste Zeit war sie gut beschäftigt und somit auch abgelenkt, dass es ihr gar nicht weiter auffiel, wie alleine sie sich mit einem mal fühlte.


    Als es langsam auf die Cena zuging, schickte Septima Cimon los, um in Erfahrung zu bringen, wann ihr Mann gedachte zum Essen zu erscheinen. Sie wählte mit Absicht Cimon, denn dieser würde sich hoffentlich im Castellum auskennen und die gewünschte Information schnell für sie in Erfahrung bringen. Dabei kam ihr eine Idee und sie ließ Baldemar zu sich ins Atrium rufen.

  • Die Tiberia setzte sich auf einer der bequem gepolsterten Steinbänke im Atrium. Während sie darauf wartete, dass ihr custos corporis Baldemar zu ihr kam, ließ sie sich ein Glas verdünnten Weines geben und versuchte die Strapazen der Reise hinter sich zu lassen. Ob sie überhaupt noch genügend Energie haben würde, um heute abend mit Ursus beisammen liegen zu können? Wieder seufzte sie kurz auf. Es war ein langer, anstrengender Tag und die nächsten Tage versprachen weniger entspannt zu werden. An sich wäre ein Bad jetzt genau das Richtige. Ein kurzer Wink und Septima gab die Anweisung, dass balneum für sie zu heizen und ihr ein Bad mit Lavendelöl zu bereiten.

  • "Sehr gerne werde ich Dir alles zeigen, Liebes. Am besten gleich morgen, damit Du Dich schnell auskennst. Die Stabsoffiziere? Neben mir sind das noch der senatorische Tribun, fünf ritterliche Tribune, der Praefectus Castrorum und der Primus Pilus, also der erste Centurio der ersten Cohorte. Die letzteren beiden sind Männer, die sich von ganz unten nach oben hochgedient haben, wobei auch unter den ritterlichen Tribunen Männer sind, auf die das zutrifft. Artorius Reatinus zum Beispiel, Du hast ihn auf der Feier von Iulius Licinus, das ist der Primus Pilus, kennengelernt, ist solch ein ritterlicher Tribun, der als kleiner Soldat angefangen hat. Bald wirst Du sie alle kennenlernen." Ursus lächelte Septima liebevoll an. Er wußte es zu schätzen, daß seine Frau seiner Arbeit so viel Interesse entgegen brachte. Und würde versuchen, ihr die Zeit hier nicht zu lang werden zu lassen. Es würde ihm schon etwas einfallen. Doch jetzt galt es, seinen Posten offiziell anzutreten. "Vermutlich werde ich heute noch die gesamte Legion antreten lassen. Wenn ihr möchtet und Zeit findet, könnt ihr gerne dabei sein." Nun mußte er aber wirklich gehen.

  • Septima hatte Baldemar rufen lassen. Was wollte sie nur? Der Germane stellte die Arbeit ein und ging gemächlich ins Atrium. Sie schien sich entspannen zu wollen. Sein Mundwinkel zuckte nur ansatzweise. Er ging zu ihr. Noch immer war viel Betrieb dank des Einräumens. Septima? Mit etwas Verzögerung folgte ein Herrin. Der Germane bemerkte das etwas nicht stimmte und war nun auf der Hut.

  • Marei wusste jetzt wofür das Tücher einräumen gewesen war. Um es jetzt in der neuen Unterkunft zu bewerkstelligen. Sie seufzte heimlich und nahm das nächste Tuch entgegen, um es einzuräumen. Irgendwo hinter sich im Atrum wusste sie die Herrin, irgendwo in der Nähe waren Frija und Cimon zugange.


    Aus dem Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Baldemar auftauchte. Ob sie ihn fragen sollte, wo seine Frau war, dann konnte sie diese fragen, wo sie zukünftig schlafen sollte. Marei dachte gar nicht daran schlafen zu gehen, sie wollte einfach Bescheid wissen. Dass sie den Eintritt ins Lager verschlafen hatte, war Dank dem geweckt und aus der Kutsche gescheucht werden, schnell klar geworden.


    Jetzt war sie in einem fremden Haus und versuchte sich mit Einräumen nützlich zu machen. Ob sie hier ebenfalls beinahe dauernd Geschirr spülen musste? Die Truhe war voll.. es passte nichts mehr hinein. Mit den Händen strich sie das oberste Tuch glatt und sah sich nach Baldemar um. Der Germane stand längst bei der Herrin.


    Marei schlenderte langsam rüber, betrachtete die Dinge, die sich bei Septima befanden und erfasste den Krug, um das halbleere Glas aufzufüllen. Glückergluckergluck.. 'sang' der Wein. Nun das Wasser hinzufügen und aus dem Wein wurde verdünnter Wein.

  • Septima nickte verstehend zu Ursus ausführungen. Sie war froh darum, dass sie bereits zwei der höheren Offiziere kannte, nämlich Iulius Licinus und, wie es schien, Ursus Freund Artorius Reatinus. "Gut, ich werde da sein." versprach Septima, ohne genauer zu definieren, ob sie damit das Erscheinen beim Antreten der Legio meinte, oder die morgige Führung durchs Lager. Sie verabschiedete sich mit einem sanften Kuss von ihrem Mann und widmete sich dem einrichten des Hauses.

  • Baldemar erschien nicht so schnell, wie sie es von Cimon gewohnt war, doch in angemessener Zeit für den Germanen. Seine Begrüssung fiel zunächst sehr persönlich aus, was dafür sorgte, dass die Tiberia verärgert zu ihm herauf schaute. Das Glas mit verdünntem Wein in der Hand, lehnte sie sich etwas auf der Steinbank zurück. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht mit meinem Namen anzureden hast?“ fragte sie ihn in leicht ärgerlichem Tonfall. Es war eine nie enden wollende Auseinandersetzung zwischen dem Sklaven und ihr, denn obwohl die junge Frau dem Germanen vertraute und ihm die Sorge für ihre Sicherheit überlassen hatte, wollte Baldemar sich einfach nicht wie ein guter Sklave benehmen, was seinen Ausrutscher gegenüber Ursus in keinster Weise rechtfertigte.


    Septima deutete weder auf einen Sitzplatz – außerdem wäre dies nur neben ihr auf der Steinbank möglich – noch war sie anderweitig gewillt es Baldemar bequemer zu machen. Der Germane mußte stehen und ihre Ansprache nun über sich ergehen lassen. „Nun wo wir endlich in Mantua angekommen sind, werde ich dir die Strafe für dein Fehlverhalten gegenüber meines Mannes mitteilen. Um zu lernen, auch ihm gegenüber gehorsam zu sein, wirst du Titus eine Woche lang als sein custos corporis zur Verfügung stehen. Ich verlange von dir ein tadelloses Verhalten, sollte dies nicht der Fall sein und mein Mann äußerst sich mir gegenüber negativ über dein Verhalten, werde ich mir eine andere Art der Bestrafung für dich überlegen und glaube mir, die nächste Strafe wäre nicht halb so nett wie die jetzige.“ Trotz ihre Jungend verstand es Septima, ihrer Stimme den nötigen Ernst zu verleihen. Ihre Augen waren fest auf den großen Mann vor sich gerichtete, während sie einen kleinen Schluck Wein aus dem Glas zu sich nahm.

  • Der Blick sagte alles. Baldemar erwartete die übliche Auseinandersetzung. Einige male sprach er ehrlich aus. Ihr Verhalten zeigte ihm, das er sich besser an Frija erinnerte. Also setzte er, wenn auch ein wenig unwillig, ein Herrin hinterher.


    Er musste also stehen. Es störte ihn nur wenig. Die gereizte Grundstimmung aber warnte ihn, sich nicht zu sehr daneben zu benehmen. Septima wartete nicht lange mit ihrer Erklärung, wieso er hatte zu ihr kommen sollen. Dem Germanen gefiel es nicht sonderlich. Sein Blick wurde fester. Gehorsam? Sein Grummeln verschluckte er sich lieber. Die Augen rollten leicht nach oben.
    Er hatte wirklich kein Interesse daran herauszufinden, was für eine Strafe folgen würde. Baldemar nickte. Seine Stimme klang rau.
    Ja, Herrin. Wann soll ich mich bei ihm melden?
    Es fiel ihm schwer so zu reden. Baldemar spürte jedoch das es nötig war. Auch wenn ein grummelnder Unterton unvermeidbar war. Er versuchte nur an Frija zu denken. Eine Woche würde der Germane schon noch irgendwie überleben. Die Frage war nur, ob sein Wesen ihm dabei nicht im Wege stehen würde. Wenigstens behielt er sein Status. Als Leibwache würde er vernünftige Aufgaben erhalten. Was solange mit Cimon geschehen würde, war dem Germanen gleich. Dem seltsam ergebene Nubier war so etwas bestimmt nicht wichtig.

  • Baldemar war kein Mann von vielen Worten, was ihm in diesem Moment sehr entgegen kam, dachte sich Septima. Sie nahm die Anspannung in seiner Körperhaltung durchaus wahr. Owohl sie sich um gute Erziehung bei dem Germanen bemühte, konnte und wollte sie dem ehemals stolzen Krieger nicht das Rückrat brechen. Ein zu vorsichtiger und ergebener Sklave war in ihren Augen kein guter Leibwächter. Es ging darum ihr Leben zu schützen, koste es was es wolle und dazu benötigte der custos corporis an ihrer Seite das volle Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Septima hatte Baldemar kämpfen sehen, sowohl mit dem Gladius, als auch mit den Fäusten, ehe sie ihn erworben hatte und kurz darauf bereits zu ihrem Leibwächter erhoben hatte. Es war ein riesen großer Vertrauensbeweis in seine Loyalität ihr gegenüber, allerdings hatte Baldemar in Anwesenheit anderer Nichtsklaven ein gutes Benehmen zu zeigen, was ebenso von Ergebenheit, als auch von Stolz und Können in seine Fähigkeiten zeugen sollte. Gegenüber Ursus hatte er dieses Benehmen nicht gezeigt, weshalb er nun eine Woche an dessen Seite dienen sollte, um sein Benehmen zu verbessern.


    Ohne groß zu murren nahm Baldemar die 'Strafe' hin. „Du wirst ihm ab morgen früh zur Seite stehen. Ursus steht mit der ersten Stunde auf und absolviert sein Training mit Cimon. Ich habe mich bei seinem custos corporis erkundigt, er wird auch hier das Training mit seinem Herrn übernehmen, allerdings verlange ich, dass du anwesend dabei bist. Sieh zu und lerne. Cimon ist ein Paradebeispiel eines gut erzogenen Sklaven.“ Ja, sie wollte das Baldemar ein klein wenig mehr wie Cimon wurde, aber nicht ganz. Seine Aufmüpfige Art und Weise gefiel ihr durch aus, doch ließ sie sich dieses nie anmerken.

  • Ergebenheit war nichts, was Baldemar als vorteilhaft erachtete. Er wehrte sich gegen diesen Gedanken. Niemals würde ein Römer ihn derart brechen können. Für Septima, aber vor allem für Frija würde er versuchen Ursus mit Respekt zu begegnen. Ein Versuch war es wert. Eine andere Wahl hatte der Germane eh nicht.
    Nun wurde sein Blick mürrischer. Was konnte er von Cimon schon lernen? Der Kopf zuckte nur. Das Kopfschütteln verkniff er sich. Gut, zur ersten Stunde. Seine Augen wurden schmaler. Das Grummeln nicht mehr zu verhindern. Die Anspannung wich nicht von ihm, aber er bemühte sich um das Benehmen, was Septima wohl erwartete. Die Stimmung war gefährlich.
    Was immer du meinst, Septima. Die Anspannung zuckte in seinem Körper. Herrin. Verbesserte er sich widerwillig.

  • Die Gereitzheit des Germanen lag deutlich spürbar in der Luft. Ein kurzer scharfer Blick von ihr, als er sie wieder Septima nannte und schon folgte ein Herrin hinterher. Ein strahlendes Lächeln war seine Belohnung. „Also... geht doch.“ kommentierte sie amüsiert und gab ihm ein leichtes Handzeichen, welches Baldemar zu verstehen gab, dass er nun gehen durfte. Sie selbst blieb noch so lange sitzen, bis sie ihren Wein ausgetrunken hatte, dann war es auch schon Zeit zum Antreten der Legio zu erscheinen. Das Bad mußte noch etwas länger warten.

  • Der scharfe Blick von Septima hatte Baldemar nur bestätigt. Ebenso wie die Worte. In ihm kochte es auf. Er schien sie zu amüsieren. Aber er konnte nichts dagegen unternehmen. Zum ersten mal fühlte er derart deutlich, was sein Leben bedeutete. Das Handzeichen erschien ihm abwertend. Es sollte wohl zeigen wie sehr er Sklave war. Bevor er etwas falsches sagen konnte, drehte er sich um und ging festen schrittes. Sein Knurren kam erst nach einigen Metern. Ob sie es hörte war ihm egal. An diesem Tag würde er viel laufen und sich einem Getreidesack mit den Fäusten widmen.
    Die Nacht würde er in der kleinen Kammer, an der Seite seiner Frau, grübelnd verbringen. Am Ende würde er ihr alles erzählen. Ihre Liebe gab ihm Kraft. Der Kuss als sie sich am Morgen drauf verabschiedeten, zeigte Baldemar deutlich, wieso er anfangen sollte zu lernen.

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