Steuerbefreiung für Senatoren

  • Die unverhohlenen Unterstellungen von Livianus sorgten nicht gerade dafür, dass Macer im Verlauf der Debatte dem Ansinnen gegenüber positiver gegenüberstand. "Tut mir Leid, Decimus Livianus, ich kann dir oder den anderen Mitgliedern des Senates leider nicht anbieten, dein Geld durch meine Gemahlin verwalten zu lassen. Zumindest nicht, ohne sie gefragt zu haben. Sie verwaltet nicht mal meines, da wäre ihr fremdes Geld wohl nicht so recht."

  • Der Consul hielt sich aus dieser Debatte bisher zurück. Zwei Herzen schlugen nun in seiner Brust. Eines war das seiner Herkunft, sein Name, alles, was er bisher mit sich in Verbindung brachte wollte Decimus Livianus alles Mögliche - und Unmögliche - vorwerfen, um jenen Affront in dieser Debatte nieder zu schmettern. Das andere Herz jedoch, sein neues Amt als Consul, konnte dies nicht zulassen. Er wurde gewählt und sein Kollege wie auch er selbst führten nun quasi den Senat, präsidierten in moralischer wie in funktioneller Hinsicht über diesen. Und der moralische Aspekt hielt Flavius Furianus vor einer hitzigen Debatte ab.
    Dennoch musste er sprechen.


    "Senatoren, Patres conscripti!", fuhr er dann dazwischen, um sich lautstark Gehör zu verschaffen. Mitnichten war der Senat heute still, denn diese Debatte war eine Hitzige.
    "Ich frage mich derzeit, Senator Decimus, was du mit deinem Ansinnen zu erreichen suchst.", fuhr er dann in ruhigerem Tone fort und stützte das Kinn auf der Hand ab.
    "Warst es nicht du, der in seiner Rede um das Consulat die Rolle des Senates stärken wollte? Wenn ich mich recht entsinne, so hast du Senator Vescularius Salinator recht stark angegriffen - ob berechtigt oder nicht werde ich nicht werten. War deine Intention nicht ein starker Senat hinter dem Kaiser?", eine Pause folgte, in welcher ein Kollege die Stimme erheben wollte, der Consul diesen jedoch mit einer Geste zügeln musste, da er nicht zu Ende war.
    "Und nun, Senator Decimus?", Flavius Furianus erhob sich und schritt gemächlich in die Mitte der Halle.
    "Was ist seine Politik, Senatoren? Was will dieser Mann?! Zuerst möchte er den Senat stärken, möchte diesen an des Kaisers Seite enger wissen, hetzt gegen den Praefectus Urbi. Und nun? Nun will er den Senat entzwei reissen, versucht einen Keil zwischen uns zu treiben in einer Zeit, in der er selbst einen starken Senat fordert! Was ist das für eine Strategie, Senator Decimus, was ist das für eine Politik?!", seine Stimme erhob sich.
    "Ich werde das nicht zulassen! Uns allen sollte klar sein, dass diese Debatte ein Politikum ist, und nichts anderes! Persönliche Fehden sollten unter deiner Würde sein, Senator Decimus, doch anstatt dessen greiffst du nicht nur die Patrizier an, sondern ebenfalls Frauen, unterstellst einigen patres die Steuerflucht, weil du jene in der Heiratspolitik einiger Gentes siehst?! Was soll das nun?!", und er war recht in Rage.
    "Ich sage Euch, patres, hört nicht auf diesen Mann! Warum er uns nun in zwei Lager spalten will, in Lager, die damals einen Bürgerkrieg in Rom fochten, weiß ich nicht, doch aus dieser Debatte entnehme ich nichts, was diesem Verhalten eine logische Erklärung geben sollte!"
    Eine weitere Pause folgte und er ging nun auf die Reihen der Praetoren zu, wo der Decimus selbst saß.
    "Weißt du, Decimus Livianus, dass Patrizier auch einige Verpflichtungen - ich nenne sie so, denn als Nachteile möchte ich sie nicht diffamieren - besitzen? Tiberius Durus nannte schon die Arbeit in den Collegien, welche der pax deorum, dem Frieden zwischen uns und den Göttern, dienen. Möchtest du, dass wir diese niederlegen, möchtest du dies selbst machen, oder sollen die Götter von alleine, ohne Opfer und Zuwendung, weiterhin die schützende Hand über Rom halten? Oder möchtest du dies gar in Münzen, in welchen du ja hier schon länger argumentierst, aufwiegen? Ich könnte mit denken, dass eine gewisse Entlohnung für diese Arbeit so manchen Patrizier erfreuen könnte.
    Möchtest du denn auch, wenn die Steuerbefreiung aufgegeben wird, die Ritterämter den Patriziern zugänglich machen? Ich möchte sehen, wie dir die Eques dafür danken!
    Und den Aufwand, welchen du mit der Beseitigung der wirtschaftlichen Beschränkungen der Patrizier in unserem geltenden Recht hättest, müsstest du dann auch konsequenterweise aufbringen!"
    , ein diffizieles Lächeln war auf seinen Zügen, denn so recht konnte er es sich nicht vorstellen.
    "Also möchtest du den Kaiser, welchen du mit einem gespaltenen Senat so stark zur Seite stehen willst, mit dieser Forderung behelligen, wenn ich dich recht verstehe?", und er wand sich von ihm kopfschüttelnd ab, denn der Mann konnte nicht ernsthaftig so etwas wollen. Kaum einige Tage zuvor appellierte er an den Senat stark zu sein und nun war er der Hervorheber eines Zwists innerhalb der Reihen. Als Consul konnte es der Flavier nicht zulassen, als Patrizier hatte er persönliche Interessen. Doch er war nicht fertig mit ihm.
    "Patres conscripti!", erhob er dann seine Stimme.
    "Schaffen wir Gleichheit unter uns allen! Ich wollte dies zwar nicht in dieser Zeit zum Anstoß bringen, doch Senator Decimus Livianus lässt mir keine Wahl.", und nun würde er das erklären, was seit Monaten in seinem Kopf umherging.
    "Schaffen wir Gleichheit, indem wir die Gracchenreform neu einführen!", nun war es raus, nun hatte er die direkte Richtung gegen den Vorschlag des Decimers eingeschlagen.
    "Es wäre falsch unseren Reichtum zu mehren, so wie es Senator Decimus Livianus fordert! Er will eine Steuerreform und warum, für wen? Wenn ich mich recht entsinne, gehört er zu den größten Ländereibesitzern des Reiches. Was will er also mit der Steuerreform, will er Gleichheit oder will er eine weitere Differenzierung?
    Ich sage Letzteres! Und warum? Weil es kaum Patrizier gibt, die in solch hohen Ämtern sitzen, um die Erträge aus Grundbesitz zu erhalten, die solchen Männern wie Senator Decimus Livianus Monat für Monat ganz alleine zufliessen! Zeige man mir einen Patrizier, der so viele Erträge aus seiner Steuerfreiheit zieht wie ein Matinius Agrippa! Zeige man mir jemand, der mehr verdient - und zwar nach Abzug der ach so hohen Steuern - als Germanicus Avarus mit seinem Grund und Boden! Zeige man ihn mir, sofort!
    Patres conscripti, was wir hier haben ist nicht die Forderung nach Gleichheit, sondern die Forderung nach einer Abspaltung nach oben! Das Volk jauchzt, während gewisse Männer ihren Reichtum von Jahr zu Jahr in das Unermessliche zu mehren wissen!"
    , er drehte sich um, gestikulierte und setzte rhetorische Fertigkeiten ein, um seine Rede zu untermauern.
    "Ich will nicht Decimus Livianus verurteilen, ich will ebenfalls nicht Matinius Agrippa oder Germanicus Avarus ihre Meriten streitig machen - ich will bloß eine Gleichstellung, wie sie Decimus Livianus fordert! Jedoch keine gefühlte Gleichstellung, sondern eine reale!
    Und es sind nicht nur diese Männer, über welche ich hier reden könnte. Es gibt auch Männer unter den Eques, unter dem einfachen Volk, ja sogar unter den Peregrini und Freigelassenen, welche ein Vermögen besitzen, über das ein noch so reicher Patrizier ohne Steuerlast nur träumen könnte!
    Patres conscripti, hört mich an! Während uns Einnahmen aus Kriegszügen fehlen, die östlichen Provinzen, wie auch Germania, unter der ständigen Bedrohung unserer Feinde stöhnen und Aufstände wie jene in Hispania Unmengen von Staatsgeldern verschlingen, mehren diese Männer ihre Vermögen in´s Unermessliche! Es ist ein Zyklus, eine Spirale, die sich immerfort nach oben dreht, während der Reichtum des Volkes, der einfachen Bürger, in einer ähnlichen in´s Bodenlose drückt!
    Ich fordere somit eine Beschränkung des Grundbesitzes auf einen monatlichen Ertrag von 800 Sesterzen aus Grund und Boden für den Einzelnen. Und eine Beschränkung von 1.000 Sesterzen der Einnahmen aus Grund und Boden für eine Familia!
    Das, und nur das, patres conscripti, wäre eine reale Gleichheit im Senat und darüber hinaus! Ein Einschnitt, der auch mir persönlich weh tun würde, denn ich besitze mehr als diese Freigegrenze und doch, dies wäre Gleichheit!"

    Und mit diesen Worten begab sich Flavius Furianus auf seinen curulischen Stuhl.



    edit: Fehlerteufel und einiges bearbeitet. ;)

  • Livianus schäumte vor Wut. Zuerst diese Unterstellungen und nun diese Forderung! Und das gerade aus dem Munde des Mannes, dessen Barvermögen vor wenigen Jahren auf gute 350.000 Sesterzen geschätzt wurde, auch ohne Einnahmen durch Ländereien. Eine Summe von der Livianus und auch die meisten anderen hier in dieser Runde nur träumen konnten. Angewidert wandte sich Livianus ab. Er war der Diskussion längst überdrüssig und es ärgerte ihm, dass Furianus nun versuchte eben jene mit seiner Reform zu bestrafen, die sich für Livianus Vorschlag eingesetzt hatten.

  • Modestus hatte schon arge Mühe einen würdevollen Gesichtsausdruck zu bewahren, als er den Antrag des Flaviers hörte. Was für ein Vorschlag! Und noch dazu von einem Patrizier! Das war wohl das erstaunlichste an der ganzen Sache. Er selbst hatte zwar schon einmal mit dem Gedanken gespielt etwas Ähnliches einzubringen, aber seiner weiteren politischen Karriere zu liebe hatte er es unterlassen. Wobei er selbst nie so weit wie der Flavier gegangen wäre. Es juckte ihm in den Fingern den Antrag lauthals zu unterstützen, denn seine Familie besaß vergleichsweise wenig Land, aber wenn der Antrag durchkam dann würde es Land im Überfluss zu kaufen geben. Der alte Matinius Plautus allein würde fast zwei Drittel seines Landbesitzes abstoßen müssen!


    Doch Modestus blieb still. Der Vorschlag war viel zu brisant um unüberlegt zu handeln. Die Gracchen waren nicht umsonst erschlagen worden, aber der Antrag kam ja gerade eben von einem Patrizier! Bemüht um Fassung lies Modestus seine Blicke hastig über die wichtigsten Mitglieder des Senats wandern. Besonders auf Purgitius Macer und Tiberius Durus war er gespannt.

  • Völlig ungläubig blickte er den Consul an. Diese Forderung. Er war stinksauer.


    "Das ist Wahnsinn, Das ist unrömisch! Das käme einer Zwangsenteigung gleich. Der Antrag gefährdet die Stabilität des Imperiums! Ich und meine Familie haben unser Geld korrekt verdient und gewinnorietiert investiert, weshalb sollte ich und meine Familie dafür bestraft werden, wenn einige Patrizier, trotz des Steuerfreiheit, nicht fähig sind mit ihrem Geld umzugehen. "


    "Ein Mitglied des Ordo Senatorius bekleidet keine Ritterämter, ich werde jeden meiner Nachkommen enterben und verstossen, der es wagen sollte, den Ritterstand dem Senatorenstand vorzuziehen."


    "Was die Würde der Patrizier betrifft, jedes Mitglied des Senats würde mit Freuden den Göttern und Rom dienen. Den Göttern ist es gleich, ob ihm ein Patrizier oder ein Pleb huldigt. Sonst hätte Rom wohl kaum. während der Amtszeit eines plebeischen Pontifex Maximus, Hannibal oder die Teutonen besiegt."


    "Als Censorier und Mitglied des Senats steht mir uneingeschränktes Rederecht zu. Wenn es sein muss, werde ich hier jedes Gesetz Roms nochmals vortragen und aufzeigen, dass der Antrag des Consuls nicht nur unrömisch ist, sondern auch gegen die Sitten unserer Vorfahren verstösst."

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Als des Onkels Namen fiel, meldet sich schließlich auch Sedulus zu Wort.


    Mein Onkel ist heute nicht hier. Es ist unhöflich und widerspricht den Tugenden sein Beispiel anzuführen, so er sich nicht erwehren kann. Vielen Senatoren ist Deine persönliche Abneigung gegenüber meinem Onkel Avarus bekannt, Consul Flavius. Diese Tatsache bestätigt zusätzlich den hinterhältigen Ton, der zwischen den Zeilen bebt.


    Weiter führte Sedulus an.


    "Consul, wie kommst du außerdem gerade auf die Summe einer Gens Pauschale von eintausend Sesterzen? Ist es der Hintergedanke selbst nicht zu viel einbüßen zu müssen und Anderseits die um Kopflänge voraus seienden plebejischen Senatoren ordentlich zu schröpfen? Auch ist die Sichtweise etwas einseitig, denn wer verwehrt es Dir ein Amt zu führen, das Dir ein Auskommen sichert wie das der genannten Senatoren? Wer verlangt von Dir, dein Unterhalt aus den Einnahmen der Landgüter zu beziehen. Du selbst warst lange Zeit Proconsul von Hispanien. Sehr erträglich und doch kannst du noch heute davon leben, weil der Staat dir nicht ständig eine Kiste davon weg holt. Und ich weiß wovon ich rede, war mein Vater, die Götter seien ihm gnädig auch Statthalter einer Provinz. Allerdings mußte er im Gegensatz zu dir Steuern abführen und nicht zu wenig. Außerdem nehme ich an, dass du derzeit nicht am Hungertuch nagen wirst.
    Eine Frage Consul. Wie würdest du reagieren wenn du einer der Senatoren wärest, die gerade ohne ein ständiges Einkommen sind und ihre politische Aufmerksamkeit belasten, weil sie jede Steuereintreibung fürchten in der eine neue Kiste Münzen aus dem Keller geholt wird. Wärst du nicht um jeden Sesterzen froh den du noch dein Eigen nennen könntest? Aber nein, dies siehst du nicht. Im Gegenteil, dies klammerst du wissentlich aus.

  • Flavius Furianus, dessen Vermögen nicht geschätzt werden konnte, da eigentlich niemand die von den Vestalinnen bewahrten Testamente zu Gesicht bekam, wollte dieses sowieso ändern lassen, da er durch weitreichende Spenden und Zukäufe nicht einmal ein Drittel seines bisherigen Vermögens hatte halten können. Aber das konnte ohnehin niemand wissen, außer ihm selbst, welcher penibel die Bücher alleine führte und um seine Finanzen als einziger wusste.
    Kurz blickte er zu dem Germanicus.
    "Eine persönliche Fehde unterstellst du mir? Ich hoffe du reduzierst nicht alle politischen Bewegungen deines Onkels auf persönliche Fehden, also tue es nicht bei mir.
    Und ich erinnere dich gerne an den Census, Senator Germanicus, welcher am Hungertuch sitzenden Senatoren ausschließt."
    , denn die Argumentation fand er ein wenig übereilt. Vielleicht rechtfertigte sich der Germanicus einfach, weil sein Onkel nicht erschienen war und musste etwas sagen, egal ob mit Logik untermauert oder nicht. Doch der Consul ließ sich nicht dadurch aus dem Konzept bringen.
    Beschwichtigend hob der Flavius Furianus die Hände, als sich Senator Matinius Agrippa, gar zu Recht, lauthals beschwerte.
    "Mitnichten will ich eine Enteignung, Senator Matinius.", fing er an sich zu erklären und schritt abermals von seinem Stuhl in die Mitte der Halle.
    "Ich will den ager publicus mehren, patres conscripti, dies ist wahr. Und doch, ich will niemandem das verdiente Land wegnehmen. Niemand wird bestraft, denn dieser Prozess wird ein langer sein. Doch lasst mich zuvor meine Beweggründe vorbringen, welche euch selbst zum Nachdenken zwingen sollten.", nun wurde er ein wenig leiser und blickte direkt in einzelne Gesichter, um deren Reaktionen abzuschätzen.
    "Die Reformversuche der Gracchen sind uns wohlweißlich bekannt. Beide fielen ihren Idealen zum Opfer und das, patres conscripti, ist mir wohl bewusst. Doch wir leben in einer anderen Zeit.", und die Gracchen waren keine Consuln, und insbesondere keine Patrizier, keine Großgrundbesitzer. Das alles war er und der Umstand, dass gerade Flavius Furianus diesen Anstoß gab, musste etwas heißen.
    "Die Gefahr, Senatoren, sehe ich und ich handle, ansonsten würde ich diese Worte nicht aussprechen!
    Es kann nicht sein, dass Peregrini und Freigelassene römischen Boden aufkaufen und zu Großgrundbesitzern avancieren, während römische Bauern ihre Felder aufgeben müssen, weil diese einfach keine Konkurenz zu den immens großen Latifundien dieser Männer darstellen.
    Seht doch selbst! Seht euch Rom an, die Stadt jener verlorener Seelen, welche sich durch kleine Räubereien, Erpressungen und sonstwas moralisch Verwerflichem das Leben in dieser Stadt ermöglichen. Das waren einst ehrbare Männer! Wollen wir also zulassen, dass abertausende Landflüchtlinge nach Rom drängen, ohne hier eine Perspektive zu haben?
    Wollen wir uns dem Diktat einiger Weniger Besitzer unterwerfen? Dem Diktat des Preises, welches es ohnehin gibt und die Cura Annonae mit Staatsgeldern diese subventionieren muss! Und behauptet nicht ich wüsste darum nichts, denn ich sei Patrizier! Ich selbst stand einst der Cura Annonae vor und sah das Elend, welches durch Staatsgelder, Gelder, die eine bessere Verwendung finden sollten, nur klein gehalten werden kann!"
    , die bittere Wahrheit und nichts anderes breitete er nun vor ihnen aus. Doch dies waren nicht die einzigen Gründe.
    "Wann war die letzte Eroberung, welche den ager publicus mehrte? Wie lange ist der letzte erfolgreiche Feldzug her, der Rom neues Land brachte? Wie lange schon?
    Jeder von uns wird diese Frage beantworten können. Nämlich zu lange und dadurch leidet nicht nur die Staatskasse, sondern auch der ager publicus, der faktisch wohl nur im Worte besteht! Wie viele Männer kennt ihr, die horrende Preise bereit sind zu zahlen für ein Stückchen Land, um den Census der Equites oder den des Senatorenstandes zu erfüllen? Und wie viele Männer kennt ihr, die ihren Grund und Boden in heutiger Zeit an den Klienten abtreten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?"
    , er blickte sich um und erkannte mitunter Gesichter, welche selbst dieses Problem zu spüren wussten. Nicht jene, die das Land abgeben mussten, sondern vielmehr die, welches versuchten es aufzutreiben.
    "Rom wurde erbaut auf den Rücken einiger kühner Männer und vieler Bauern, welche in den Krieg gezogen sind, wohl nicht nur aus Liebe zum Vaterland, sondern auch mit der Gewissheit an einem Sieg Roms durch Landerwerb zu partizipieren. Diese Männer gibt es fast nicht mehr, patres conscripti, denn anstatt dessen herrscht das Diktat der Preise, das Diktat des Geldes!", das Wort, welches er mit Abscheu auszudrücken vermochte. Geld war seiner Meinung nach von je her ein stinkendes Mittel, auch wenn Vespasian den berühmt konträren Satz prägte. Landbesitz, Tugenden und Eifer, das sollte Rom seiner Meinung nach sein, und kein Apparat, der jeder Sesterze hinterher rennt.
    "So sage ich euch, patres conscripti, beseitigen wir das Proletariat, den Verfall dieser Stadt, indem wir die Säulen Roms stärken! Lassen wir Römer nicht im Sumpf des Verbrechens ihr Brot verdienen, sondern auf den Feldern, welche sie selbst bewirtschaften! Machen wir sie nicht abhängig vom Diktat der Fremden, machen wir Rom nicht abhängig vom Preisdiktat Weniger - oder gar Aegypten!", und das konnte ihm nun ein Verhängnis werden. Der Name einer Provinz, die eigentlich keine war, sondern ein großer Acker des Kaisers. Dieser Acker wurde stets bewirtschaftet, dieser Acker füllte die Kornkammern Roms - und nur er alleine. Eine Rivalität zu diesem hieß eine Schwächung des kaiserlichen Einflusses, doch gerade dies war für Flavius Furianus notwendig, um eine Stärkung des Senates zu erwirken.
    Nun wand er sich an Matinius Agrippa, dem von ihm hoch geschätzten Censor.
    "Du sorgst dich um dein Land, Senator? Das solltest du nicht, denn wie ich schon sagte, einer Enteignung soll dies nicht gleich kommen. Eine Kommission wird jene, welche an Land zu viel besitzen, auffordern eben jenes an die meistbietenden zu verkaufen, du kannst dies auch an deine Söhne und Töchter verschenken, denn es ist dein Grund und Boden und es steht dir frei diesen so zu behandeln, wie du es willst.
    Nach einer langen Zeit, in der du die Möglichkeit hattest die Normen zu erfüllen, wird dir der Fiskus das Land zu einem gerechten Preis abkaufen und dieses verwalten, ehe er es selbst verkauft. Der Verkauf selbst sollte begrenzt sein. Wie, das gilt es hier zu disputieren.
    Wie schon gesagt, wird eine Familia nicht mehr als 1.000 Sesterzen je Monat an Einnahmen in ihrem Eigentum halten können. Und jeder, der da sagt dies zerstöre seine Existenz, hat das Leben außerhalb seiner Latifundien nicht gesehen! 1.000 Sesterzen für eine Familia und 800 für einen einzelnen Mann sind mehr als genug Besitz, um den Lebensstandard zu erhalten, den die obersten von uns führen.
    Und wer sagt, dies sei unrömisch, so zeige ich ihm jene auf, die in Rom niemals geboren, die das Bürgerrecht niemals erhalten und deren Ahnen gar Wilde waren, ich zeige ihm wie jene über Römer, freie und hier geborene Römer, herrschen wie über Sklaven. Ich zeige sie ihm gerne, jene in den Staatsapparaten sitzende Liberti, die Peregrini, welche mit ihrem Landbesitz ein neues Rom gründen könnten und mit ihren Heerscharen von Sklaven eine neue Armee. Ist das römisch, wenn ein Römer in den Winkeln der suburba wie eine Ratte haust, während jene sich an den Früchten römischen Bodens darben?!"
    , zum Schluss wurde er ein wenig lauter, doch das hinderte ihn nicht dies mit der Innbruns auszusprechen, welche er wirklich empfand.
    Jeder in diesen Reihen wusste, dass der Senat mitunter seine Macht an jene verlor, die der Kaiser selbst in die höchsten Ämter hievte und mit Land überhäufte. Jene nun zu beschneiden und auf eine Ebene mit Senatoren zu stellen, die auch ihr Geld für Rom investierten - schließlich war eine Karriere im Cursus Honorum nicht billig - war nur folgerichtig.



    edit: den letzten Post nicht aktualisiert und nun ein wenig dazu gefügt. ;)

  • Nun meldete sich wieder Livianus zu Wort, der dabei sogar verwunderlicher Weise etwas belustigt wirkte.


    "Dein Vorschlag, was man auch immer davon halten möchte, hat jedoch einen kleinen Schönheitsfehler, mein geschätzter Consul. Die Großgrundbesitzer die es am härtesten Treffen würde kann man fast auf einer Hand abzählen. Matinius Agrippa, Germanicus Avarus, Vinicius Hungaricus, Vinicius Lucianus, du selbst und schließlich auch mich. Wie dir vielleicht aufgefallen ist sind alle Senatoren. Jedoch nur einer darunter ist Patrizier und das bist du selbst. Nun einmal angenommen du würdest ein solches Gesetz durchbringen und wir würden beginnen unsere Grundstücke gewinnbringend zu verkaufen. Ich biete mich dabei gerne als Beispiel an.


    Wenn wir die Grenze innerhalb der Familia einmal außen vor lassen, so müsste ich 8 Grundstücke verkaufen um die 800 Sz. Einnahmegrenze zu erreichen. Gehen wir weiter davon aus, dass ich lediglich den Normalpreis von 5000 Sz. pro Grundstück erziele und nicht weitaus höhere Summen durch den Verkauf einnehme. Ich hätte nach dem Verkauf also plötzlich ein zusätzliches Barvermögen von 40.000 Sz. Da ich kein Patrizier bin und dafür Steuern begleichen muss, würde ich bereits nach der ersten Woche 2000 Sz. von diesem „Gewinn“ dem Staat zuführen dürfen. In der zweiten Woche wären es dann 1900 Sz., in der dritten Woche 1805 Sz. und in der vierten 1714,75 Sz. und so weiter, und so weiter. Man könnte also sagen, dass mein „gewonnenes“ Vermögen innerhalb eines Monats um gute 10.000 Sz. geschrumpft ist. Und danach gehen die Verluste munter in selber Art und Weise weiter. Über die Summen die zum Beispiel Consular Agrippa verlieren würde, möchte ich gar nicht erst denken.


    Du hingegen wirst unter den gleichen Voraussetzungen 30.000 Sz. erwirtschaften und diese Summe auch ohne jegliche Abzüge als Gewinn verbuchen können.


    Ich muss sagen Consul, dass du Geschäft und Politik derart gut zu vereinen weißt, hätte ich dir bisher nicht zugetraut. Ich hätte dir jedoch auch nicht zugetraut, dass du deine Senatskollegen derart unverfroren und skrupellos um ihr hart verdientes Geld bringen möchtest. Ob nun Zwangsenteignung oder nicht. Ich sehe keinen Unterschied ob man mir per Gesetz meine ehrlich erworbenen Grundstücke wegnimmt oder danach mein Geld nach und nach aus der Tasche zieht.


    Und nun erkläre mir bitte, wie du als Consul, der gewählt wurde um den Senat zu präsidierten und in moralischer wie in funktioneller Hinsicht zu führen nun deinen Senatoren die dir vertrauen und die auf deine Führung setzen dreist in den Rücken fallen kannst und zum einen eine Steuervergünstigung für sie kategorisch ablehnst, aber ihnen zum anderen durch die Grundstücksverkäufe ein höheres Barvermögen aufzwingen möchtest, dass die Steuer dann wiederum nach und nach in horrenden Summen abziehen kann."

  • Flavius Furianus fasste den Mann in´s Auge, der wohl mit purer Naivität zu denken schien.


    "Senator Decimus Livianus, der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass dein politisches Agieren auf rein persönlichem Interesse besteht, während mein Vorschlag alles andere als persönliches Interesse birgt, was du eben nun versuchst durch mir gar unlogische Gedankengänge zu erklären.
    Du reduzierst sofort alles auf die Verfolgung persönlicher Interessen. Das ist nicht gar verwerflich, müssen wir doch zuerst an unser Wohlergehen denken, um das des Staates zu garantieren, doch die auf jede Sesterze bezogene Art zu debutieren ist des Senates nicht würdig."
    , erklärte er in ruhigem Tone.
    Vielleicht war er hier auch der einzige, der diese Fixierung auf persönliche Bereicherung und der Abwendung persönlicher Nachteile bemerkte, doch er würde dies nicht verheimlichen.
    "Dass ich der einzige Patrizier unter den Leidtragenden, wie du dies vielleicht ausdrücken würdest, bin, ist mir herzlich egal. Ich reduziere im Gegensatz zu dir nicht jede Äußerung auf Standesdünkel. Mich interessiert ohnehin, warum hier einige Senatoren in Ständen denken. Sind wir denn nicht erhaben genug, um uns zuerst um das Wohl des Staates zu kümmern und dann unsere Grabenkämpfe auszufechten? Sind wir nicht Senatoren, weil wir nicht irgend einer Partei, sondern dem Wohle Roms dienlich sein müssen?
    Also, Senator Decimus, warum muss ich mich für jede politische Idee auf meinen Stand reduzieren lassen und nicht, wie ich es mir wünschte, auf meine Pflicht als Senator und diesjährig gewählter Consul?"
    , und das sagte er dann schon lauter. Allgemein schien der Senat heute recht gespalten in die, welche sich ehemals Popularen und jene, die sich Boni nannten. Doch warum, konnte der Senator nicht verstehen, denn derzeit stand kein Caesar vor dem Rubicon, noch ein Pompeius oder ein Crassus. Geschweige denn von der Form der Republik, welche man seit Generationen verloren hatte. Zudem hatte er selbst, er als Patrizier, doch etwas recht unpatrizisches getan, nämlich eine Beschneidung des Besitzes, auch seines eigenen.
    "Aber wenn ich mich auf dein Beispiel beziehe, was ich jedoch ungeren tue, könntest auch du deine gewinnbringend verkauften Sesterzen doch einfach investieren. Warum keine Sklaven kaufen, warum nicht mehr konsumieren, ein Gestüt eröffnen oder andere Betriebe, welche uns Patriziern verwehrt sind? Du hast recht, wer sein Geld liegen lässt, ohne dass jenes für ihn arbeitet, verliert es allmählich. Doch das passiert heute genau so wie zu jenem Tag, an welchem du deine Grundstücke zu verkaufen gedenkst, obwohl ich sowieso nicht annehme, dass du es zum Normalpreis verkaufst, sondern eher noch teurer.
    Und ja, ich führe den Senat als gewählter Consul in moralischer wie auch funktioneller Hinsicht. Und aus eben jener moralischen Intuition kam mein Vorschlag, ein Vorschlag, für den ich freiwillig die Grundstücke, welche als über der Norm angesehen werden, zu opfern gedenke.
    Das, Senator Decimus, ist der Unterschied zwischen unseren Vorschlägen. Deiner bereichert die schon zur Genüge bereicherten, meiner jedoch würde klare Verhältnisse sowohl unter Senatoren wie auch allen anderen schaffen - und für diese Idee würde ich alle meine Grundstücke, die nicht der Norm entsprechen, für den symbolischen Preis einer Sesterze an den Fiskus verkaufen!"

    Flavius Furianus war nun doch recht aufgebracht über diesen Egoismus, welcher nun öffentlich in diese Senatsdebatte getragen wurde. Die Zeiten der Opfer waren schon längst vorbei. Vielleicht war er der einzige Patrizier, den seine eigene Norm im Besitz beschneiden würde, doch genau das zeigte doch den Unterschied zwischen jenen, die nur Geld horteten, weil sie es liebten und denen, die dieses Geld nur als Mittel ansahen ihre Ziele und Ideale zu verwirklichen.
    Außerdem würde man, und das wusste der Decimus wohl selbst nur zu gut, ihm die Freigrenze von 1.000 Sesterzen einräumen, da seine Familie nicht nur aus diesem selbst bestand. Aber in solchen Kleinigkeiten wollte sich der Consul nicht verlieren, zu viel lag ihm an dieser Idee, um sie auf so etwas reduzieren zu wollen.
    Und wenn er recht darüber nachdachte, würde er auch seine Steuerfreiheit für diese Idee aufgeben, wenn er konnte. Doch damit würde er nicht nur Durus, der sich zuvor so vehement dagegen ausgesprochen hatte, sondern auch anderen Männern in den Rücken fallen und eine Spaltung des Senates, wie es Senator Decimus zu tun gedachte, vorantreiben. Dies kam daher niemals in Frage.

  • Livianus war eigentlich alles andere als geizig. Er hasste es nur, wenn andere Leute über seinen Kopf hinweg Entscheidungen über sein Eigentum treffen wollten. Noch dazu Leute die man zweifellos zu den Reichsten im ganzen Imperium Romanum zählen konnte. Er hatte seinen Besitz weder jemanden geraubt oder ihn sich mit unlauteren Mitteln angeeignet, noch hatte er das Gefühl es nach all den Jahren im Dienste des Imperiums völlig unverdient zu besitzen. Selbst wenn Furianus mit dem geplanten Gesetz Erfolg hatte, was er natürlich nicht hoffte, und er seinen Landbesitz innerhalb der Gens aufteilen musste, so sah er dem keinesfalls negativ entgegen. Livianus hatte seine Grundstücke bisher lediglich gut gehütet um Klienten und engen Freunden damit im Falle des Falles unter die Arme greifen und ihnen so eine Möglichkeit bieten zu können, mit einem Stück Land in den Senat Einzug zu halten oder den Stand eines Ritters einzunehmen. Das anscheinend nicht viele Leute darauf Wert legten sein Klient zu werden, war dabei nicht sein Problem. Er verstand diese ständigen Nörgler ohnehin nie, die sich darüber mokierten, dass andere im Laufe der Zeit reichlich Landbesitz angehäuft hatten, aber selbst nicht bereit waren die Initiative zu ergreifen oder im Gegenzug einen passenden Ausgleich anzubieten. Und Geld hatte Livianus genug, damit konnte man ihn nicht ködern.


    Diese Diskussion wiederum war wieder einmal viel zu verfahren, um noch große Erfolge erzielen zu können. Furianus verteidigte Krampfhaft seinen Vorschlag und war alles andere als offen für die Sichtweise seiner Kritiker und die betroffenen Senatoren würden sich bestimmt mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass ein solches Gesetz in Kraft trat. Der Decimer sah daher keinen Grund mehr sich die großkotzigen Reden des Consuls weiter anzutun, erhob sich und verließ protesthalber mit ein paar anderen Senatoren im Schlepptau die Senatshalle. Sollte der Patrizier seine frechen und unmöglichen Forderungen unter seinesgleichen weiterschmieden.

  • Doch vielleicht konnte Livianus meine Worte noch vernehmen, denn nun war es wohl an der Zeit, mehr zu sagen, als nur meine Zustimmung zu Livianus Vorschlag kundzutun.....


    "Werte Senatoren, werter Consul.... es erfüllt mich mit Verwunderung, wie der Consul diese Diskussuion nutzt, die als Vorschlag eines Senators begonnen hat, um seine eigenen Ideen und Pläne einzubrungen.
    Nicht nur Verwunderung, auch Unmut, denn meines Erachtes sollte der Consul eine solche Debatte in den richtigen Bahnen lenken und halten und sie nicht dazu verkommen lassen, dass sich verdiente Männer des Imperiums plötzlich rechtfertigen müssen, verteidigen müssen und fast angeprangert werden, sodass sie, so wie ich, sich plötzlich fragen: Was, bei den Göttern geht hier vor.


    Thema dieser Debatte war ein Antrag von Senator Decimus, über ein Schreiben des Senats an den Kaiser, welches ihn um die Steuerbefreiung der plebeiischen Senatoren bittet.


    Ich verlange eine Abstimmung des Senats, ob ein solches Schreiben vom Senat verfasst werden soll, oder nicht!


    Consul, ich fordere dich auf hier deinen Aufgaben nachtzugehen und eine solche Abstimmung in die Wege zu leiten.


    Was deinen Antrag, oder Vorschlag, angeht, werde ich mich dazu äussern, wenn du, so wie alle anderen Senatoren eine ordentliche Dabatte dazu ins Leben rufst!


    Ich danke dir, Consul!"


    Mit diesen Worten liess ich mich wieder nieder....

  • "Sehr verehrter Consular Vinicus Lucianus, Decimus Livianus hat keinen Antrag eingebracht. Er selbst hat dies am Anfang der Debatte deutlich klargestellt und erklärt, dass er nur die Meinungen der Senatoren dazu hören wolle. Der Senatsschreiber kann dies sicherlich belegen. Bevor man also über diese Sache abstimmen kann, muss der Antrag offiziel und ausformuliert eingebracht werden. Sicherlich nur ein Formalität, aber wo kämen wir sonst hin?"


    erklärte Modestus und sah deutlich zum flavischen Consul herüber. Decimus Livianus hatte das Wort Antrag gescheut, also gab es keinen Antrag. Dies würde ihm etwas Zeit für seinen Vorschlag bringen.


    "Aber ich möchte dich, Conular, doch um einen Moment Zeit bitten, denn ich möchte noch einen Vorschlag in dieser Sache vorbringen. Warum verknüpfen wir nicht beide Anträge? Die Steuerfreiheit der Senatoren und die Landreform!"


    sagte Modestus, nachdem er sich von seinem Stuhl erhoben hatte und machte dann eine kurze Pause, damit sich etwaige aufgeregte Senatoren wieder beruhigen konnten.


    "Bisher wurde gegen diese Reform geäußert, dass das neue Barvermögen, dass aus dem Verkauf der Grundstücke resultierte, zwangsläufig von den Steuern geschmälert würde, was auf lange Sicht hin ein Verlustgeschäft bedeuten wäre. Wenn wir einmal ganz von der Möglichkeit der Investition in andere Unternehmungen absehen, so muss man doch sagen, dass die Senatoren keine Verluste zu befürchten hätten, wenn die Steuern für sie durch den Princeps abgeschafft werden, so wie es die Idee von Decimus Livianus vorgibt. Und meiner Erinnerung nach gibt es auch keinen Eques der genügend Land besitzt, um davon betroffen zu sein. Es würde also kein Verlustgeschäft darstellen, wie ich betonen möchte!"


    sagte Modestus und machte noch eine auschweifende Handbewegung zur Untermalung seiner Worte und dann wandte er sich von den Befürwortern des Steuererlass' zu den Gegnern hin.


    "Was sprach nun gegen den Steuererlass? Ein großes Problem, welches hier erläutert wurde, war, dass die Staatskasse doch enorme Einbußen hinnehmen müsste, was sicherlich keineswegs annehmbar scheint. Wenn die Ländereien jedoch an den Staat übergehen würden so könnten durch Verpachtung derselbigen die Steuereinbußen ausgeglichen werden.
    Auch muss man sehen welche weiteren Vorteile sich daraus ergeben würden. Viele römische Bürger könnten dann Land vom Staat pachten und so auf ehrliche Weiße wieder in Lohn und Brot stehen und wären nicht mehr auf die Getreidespenden des Staates angewiesen, wodurch sich weitere Gelder einsparen liesen.
    Da dies eine doch recht sehr weitschweifige Veränderung darstellt muss man dabei selbstverständlich noch einige Dinge beachten und einige Verhältnisse besonders austarieren, doch man wird mir verzeihen wenn ich dies nicht aus dem Stehgreif kann."

  • Noch ehe der Consul dem Consular erwidern konnte, ergriff aus den Reihen der Praetoren der just in dieser Legislaturperiode in jenes Amt gewählte Praetor das Wort.
    Eigentlich sagte jener schon das, was auch Furianus entgegnen konnte, doch dieser beschloss auch noch einmal persönlich zu antworten.


    "Die Sachlage habe ich genau so bewertet, wie Senator Annaeus sie dir gegenüber erklärt hat. Senator Decimus hat vorab deutlich betont, dass dies kein Antrag, sondern eine Debatte sein sollte und so behandele ich diese auch, nämlich als eine Sondierung des Senators, auf welche Resonanz ein etwaiger Vorschlag zur Steuerbefreiung bei der Senatorenschaft stoßen würde.
    Und aus demselben Grund habe auch ich meinen Vorschlag eingebracht, da er meine konträre Position zu eben jener Ansicht darstellen sollte - dies war ebenfalls ausdrücklich kein ausformulierter Antrag, dessen es meiner Meinung nach bedarf, um eine Abstimmung durchzuführen."
    , schließlich konnte sowohl am Vorschlage des Decimus wie auch an seinem noch einiges verändert und verbessert werden. In einen fertigen Antrag sollte dies erst später münden - und er war sich sicher, dass eine Debatte auch über eben diesen folgen würde.


    Den Vorschlag hörte der Flavier mit Bedacht. Wahrlich kein schlechter Kompromiss, doch eben jener war aufgrund der darin liegenden Intention für den Consul ebenfalls nicht hinnehmbar - da würde er lieber an der Normgrenze von 1.000 Sesterzen drehen, anstatt eine Steuerbefreiung zu ratifizieren.
    "Ich muss sagen, dass der Vorschlag Senator Annaeus´einen Kompromiss darstellt, welcher in der ersten Betrachtung eine Einigung durchaus erzielen könnte, jedoch bei weiteren Überlegungen Schwächen aufweist.
    Es ist zwar richtig, dass durch die Steuerbefreiung das Barvermögen der Senatoren unangetastet bliebe, welches durch den Verkauf von Grund und Boden an die Staatskasse ihnen zufließt, doch dies wäre keineswegs ein positiver Ausgleich zu den Verlusten aus Steuereinnahmen, welche die Staatskasse zu verkraften imstande wäre. Auch wenn wir annehmen, dass die Staatskasse die Grundstücke sehr gut verkauft oder verpachtet, so stünden diese Summe in keinerlei Relationen zu den entgangenen Steuereinnahmen des gesamten Senates - und das sind einige der wohlhabendsten Römer im Imperium! Das wären immense Ausfälle, welche zunächst durch den Grundstückverkauf gedeckt wären, doch in spätestens einem Jahr vollends ihre Wirkung entfalten würden.
    Ein Jahr hätten wir also bei jedem Zufriedenheit erreicht, doch das kann kein Preis für die weiteren vielen Jahre sein, in welchen wir uns Gedanken machen müssen, wie wir diese Haushaltslöcher stopfen.
    Zudem, und nun spreche ich wohl für die derzeit von der Steuer Begünstigten, würde dieses immense Vermögen, welche sich Senatoren nun ansparen können, wohl nicht in Grund und Boden investiert werden können, da dies ja wiederum bis zu einer gewissen Anzahl begrenzt ist. Wo werden sie denn investieren?
    Ich denke, der größte Teil wird in andere Gewerbe investieren. Und ab diesem Punkt spreche ich für alle Patrizier, wenn ich sage, dass hierdurch eine immense Ungleichheit entstünde. Und zwar ist, wie jedem wohl bekannt, jedem Patrizier eine Investition in ein Gewerbe, welches seine Früchte nicht aus Grund und Boden bezieht, untersagt. Dies wäre ein gravierender Nachteil jenen Senatoren gegenüber, welche nicht patrizischer Abstammung sind und dennoch Steuerfreiheit genießen.
    Dies würde wiederum einen Nachteil für eine Gruppe schaffen, welche, und dabei wiederhole ich mich nun abermals, für die Gunst der Steuerbefreiung nicht nur auf ihre Ahnen verweisen kann, sondern auch auf die Beschränkungen in ihrer wirtschaftlichen Freiheit, der Verpflichtung Dienst in den Societäten zu führen und, das sollten wir nicht vergessen, der Einschränkung, dass eine Vielzahl von Ämtern für Patrizier ausgeschlossen ist - nämlich alle ritterlichen Ämter, welche ein plebejischer Jüngling, auch aus senatorischer Linie, einschlagen kann, wie es ihm beliebt."

    Man vergaß allzu schnell die Verpflichtungen, Beschränkungen, seien sie aus Brauch und Sitte oder gar dem Gesetz selbst entstanden, denen sich junge Patrizier gegenüber sahen. Er selbst erinnerte sich an seinen Neffen, Flavius Piso, welcher vom Praefectus Urbi eine Absage auf ein ritterliches Amt in der Kanzlei mit der Begründung erhielt, er sei Patrizier und habe nichts auf ritterlichen Ämtern zu suchen.
    Wenn man sich vor Augen hielt, dass ritterliche Ämter wie das des Praefectus Praetoria, die Statthalterschaft in Aegyptus, die Praefektur über die Cura Annona und die gesamte Kanzlei nicht nur lukrativ in monetärem Sinne, sondern voller Gewalten und Machtbefugnisse waren, konnte man als Patrizier sein ach so glückliches Los verdammen, da man nie in solche Sphären kam. Und das alleine aufgrund der Geburt.
    "Aber das ist nicht der Aspekt, der mich an diesem Vorschlag stört, sondern der moralische. Ich will niemandem etwas vorwerfen, keinem Anwesenden etwas unterstellen, aber wir sind alle hier, wir sitzen alle beisammen, weil wir in diesen ehrwürdigen Hallen keine Steuerbefreiung zu erreichen suchten, sondern die Partizipation, die Mitgestaltung an einem starken Rom. Mit diesem Vorstoß, mit diesem gravierenden Vorteil für uns Senatoren, habe ich persönlich die Befürchtung, und ich hoffe andere teilen sie auch, dass jenes Ideal ersetzt wird durch die Gier diesen einmaligen Vorteil ebenfalls erreichen zu können. Geld regiert die Welt, dies ist ein Spruch, welcher auf einige Bereiche unseres Lebens wohl zutreffen mag, doch er sollte nach wie vor außerhalb dieser Hallen sein, patres!
    Es sollte weiterhin die Ehre sein, die junge Männer auf den strapaziösen Weg des Cursus Honorum führt, kein Steuervorteil!"

    Vielleicht war das überspitzt gemalt, doch wenn er sich jetzt vorstellen mochte, wie ein Senat derer, die nur auf steuerliche Vorteile bedacht sind, aussähe, wollte er am liebsten in den Freitod gehen - oder gleich den Senat begraben.

  • Ich liess beide ausreden und ergriff erst dann wieder das Wort...


    "Werter Senator, Annaeus, werter Consul...... es mag sein, dass Livianus dies so sagte, doch eine Abstimmung zu dem Thema würde uns vielleicht viel Zeit und Mühe sparen, denn wenn die Mehrheit der Senatoren ohnehin gegen ein solches Schreiben an den Kaiser ist, dann muss sich wohl auch niemand die Mühe machen, ein solches zu verfassen!"


    Ich blickte durch die Reihen..... die vielen plebeiischen Senatoren schienen anscheinend ihre Zungen verschluckt zu haben....


    "Aber Consul, vielleicht hast du es ja schon gesagt und mir ist es entgangen, welchen Vorteil für die Steuereinnahmen bringt eine Bescheidung der Großgrundbesitzer auf einen festgelegten Betrag?"

  • Der Consul seufzte hörbar aus. Er verstand einige Senatoren nicht, die einige Tatsachen schlecht sahen oder schlichtweg übersahen.
    Vor dem Hintergrund eines wankelnden Roms mit einem erkrankten Kaiser, einem Praefectus Urbi als Omnipotenz Roms und seit Jahren gescheiterter Expansionsfeldzüge, wollte man hier der reichsten Gesellschaftsschicht Roms die Steuererleichterung zubilligen. Nein, man wollte es nicht, die Schicht selbst wollte sich ihre Vermögen nicht nur sichern, sondern durch den Entzug an der Verantwortung, an der Beteiligung in Form von Steuerabgaben, sogar ausbauen!
    Man mochte die Patrizier aufgrund ihres "Geschenkes" angreiffen, doch diese flohen nicht, wie es hier einige forderten, von ihrer Verantwortung der Gesellschaft, ja ganz Rom, gegenüber. Sie dienten in Societäten der Pax Deorum, nahmen sowohl die Beschränkungen in den Karrierewegen wie auch in der wirtschaftlichen Tätigkeit hin. Dafür erhielten sie die Steuerfreiheit, eine für den Consul gerechte Aufteilung, wenn man sich die Verpflichtungen der Plebejer vor Augen führte - es gab nämlich gar keine, sondern nur die eine, die der Steuer. Dieses System nun aufzuheben würde für ihn einen immensen Keil zwischen die Reihen des Senates treiben.
    Und das war in einem geschwächten Rom, welches einen starken Senat heute mehr benötigte denn in der Vergangenheit, sehr fatal.


    "Nun gut, dann leite ich nach Beendigung dieser Debatte eine Abstimmung über ein Gesuch an den Kaiser, zur Steuerbefreiung der gesamten Senatorenschaft, ein.", sprach er dann recht resigniert und schaute anschließend seinem Amtskollegen in´s Gesicht. Er konnte es nicht glauben, was hier gerade geschah. Eigentlich wollte er die Thematik nun für beendet erklären und hoffen, dass Senator Decimus keinen weiteren Vorstoß mehr in diese Richtung wagen würde, doch er schätzte Vinicius Lucianus sehr, auch wenn er selbst wusste, dass die Abstimmung alles andere als deutlich würde ausfallen. Und er wusste auch, dass Vinicius Livianus hinter dem Decimus stand.
    Er hoffte nur inständig, dass sein Apell und seine politischen Warnungen hier genügend Gehör fanden.


    "Diese Beschneidung, Senator Vinicius, dient dem Zwecke der Umverteilung, und somit der Besinnung auf die ehrlichste Tätigkeit, welche die mos maiorum uns allen vorschreibt - der Versorgung aus Früchten der Landwirtschaft. Wie schon bereits erwähnt, führt die Anreicherung des Grundbesitzes auf Wenige zu einer nicht nur zu einer Landflucht der auf dem Land lebenden Bürger, sondern ebenfalls zu einem Diktat Weniger über Viele, einem Diktat derer, welche über eine Armee von Sklaven verfügen, um Ackerarbeiten durchzuführen, welche eigentlich einem Römer vorbehalten sein sollen. Statt dessen wächst das Proletariat in der Stadt, weil es mit der immensen Produktion und durch diese Heerschar von Sklaven sogar recht günstigen, nicht konkurieren kann.
    Eine Umverteilung ist daher dringend nötig, denn der ager publicus, ein ureigenes Instrument unserer Ahnen, ist faktisch nicht mehr vorhanden. Wir haben schlichtweg kein Land mehr für die, die es bestellen wollen, und wenn wir es haben, dann zu exorbitanten Preisen, eben begründet in den Großbesitz einiger Weniger.
    Dies wirkt sich indirekt auf die Steuereinnahmen aus, so, wie es Senator Annaeus gerade beschrieb."

  • Da stellt sich mir die Frage werter Consul, wenn die Petition nicht durchgeht und du diese Landreform durchführen möchtest, schadest du damit nicht dem Staate?
    Ich sehe es so mal ganz einfach ausgedrückt. Viel Land ist viel Einkommen, was wieder bedeuten würde, dass der Staat daran einiges verdient. Oder geh ich da falsch in der Annahme? Warum also eine Umverteilung, wer würde davon profitieren, der Staat doch sicherlich nicht. Nein im Gegenteil, du würdest ihm somit nur schaden.


    Außerdem verstehe ich nicht was du mit deinem Vorschlag oder viel mit der fixen Idee von wegen der 1.000 Sesterzen für eine Familia und 800 für einen einzelnen Mann erreichen willst. Du bestrafst eine ganze Familie nur weile ihre Mitglieder fleißige Leute sind und etwas in ihrem Leben erreicht haben? Es steht doch jedem römischen Bürger frei, dies genau auch zu tun. Oder meintest du vielleicht nur die plebeische Bürgerschaft und die Patrizier bekommen dann wieder Sonderreichte eingeräumt?

  • "Ich kann deiner Argumentation nicht folgen, Senator Germanicus.", antwortete er bedächtig und mit einer gewissen Spur Sarkasmus in der Stimme. Für ihn ergab dies einfach keinen Sinn.
    "Ich denke, du hast die Bodenreform nicht recht durchdacht, Senator Germanicus. Mitnichten würde sie dem Staat schaden, auch wenn sich das Einkommen einiger Weniger reduzieren sollte, steigt doch im gleichen Zuge das Einkommen derer, welche dieses Land dann pachten oder kaufen.
    Es ist eine Umverteilung, wie schon mehrmals gesagt, der Staat profitiert indirekt, wie schon Senator Annaeus erläuterte."
    , und ab diesem Punkt beschloss er einfach das nächste Mal einfach die Senatoren daran zu erinnern zuzuhören, wenn jemand etwas sagte - oder auch mal mitzudenken!
    Aber, da er heute recht kulant war, konnte er es ja nun zum abermaligen Mal wiederholen und dem Senator erklären:
    "Prägnant ist die logische Schlussfolgerung dahinter, dass das Proletariat in dem Maße sinkt, sie auf das Land strömen und einer Beschäftigung nachgehen, die ihnen ein reguläres Einkommen ermöglicht und zudem ehrenvoller ist, als durch kleinere Geschäfte, wie die Orientalen, über die Runden zu kommen. Das hieße wiederum, dass die Summe der Getreidespendenempfänger sinkt. Das bedeutet anschließend, dass andere davon profitieren oder die Anzahl eben sinkt, ohne dass andere nachströmen, so dass dies für die Staatskasse folgendes bedeutet: Weniger Kosten für Getreide, beziehungsweise, da die Cura Annona vom Kaiser finanziert wird, jedoch den Brotpreis mitunter für ganz Rom und das Umland diktiert, dass der Brotpreis sinkt. Zudem sinken andere Preise, wenn das Diktat der Großgrundbesitzer durchbrochen wird und kleinere Wettbewerber auf den Markt drängen - vielleicht steigt auch die Qualität. Das sind die Effekte, welche dadurch dem Staate und dadurch dem Haushalt dienlich sind, Senator Germanicus."
    So und das war das letzte Mal, dass er dies erläuterte. Er hatte langsam genug davon den Lehrer zu spielen.


    Verwundert blickte er abermals zum Germanicus, um einige Augenblicke darauf folgendes zu erwidern:
    "Du verstehst mich falsch, die Norm auf 1.000 Sesterzen für eine Familie und 800 Sesterze für einen einzelnen Mann halte ich für angebracht, doch ist dies kein fixer Standpunkt, von dem ich nicht bereit wäre abzuweichen. Ich finde nur, dass 1.000 Sesterzen aus Landbesitz vollkommen genügen, um sich eine Villa urbana und villa suburbana und andere Vergnügungen zu leisten.
    Was ich damit ausdrücken will ist, dass wir doch auf recht hohem Niveau diskutieren, nicht wahr? Ich denke, dass keiner von uns mit 1.000 Sesterzen aus Grund und Boden am Hungertuche wird nagen müssen."
    , eine recht lustige Vorstellung in Anbetracht der Tatsache, dass ein Tribun weitaus weniger verdiente oder ein Curator, von welchen es auch nur eine Handvoll gab, etwas mehr. Zudem war dies nur ein Nebenerwerb für viele Senatoren neben einem regulären Amt. Bei einer Statthalterschaft oder Proconsulat war diese Summe geradezu lächerlich.
    "Die Differenzierung nahm ich vor, weil der Unterhalt einer Familie, sagen wir mal einer Frau und drei Kindern, teurer ist, als der Unterhalt für einen einzelnen Junggesellen. Zudem könnte durch diese Anregung vielleicht der ein oder andere wohlhabende Jüngling schneller seiner Pflicht nachkommen die Ehe einzugehen und eine Familie zu begründen und Rom auch mit folgenden Generationen dienlich sein.", ein nebensächlicher Gedanke. Doch er würde sicherlich bei einzelnen wirken, da war er sich sicher. Zudem wäre es unsinnig in seinen Augen die Grundstücke pro Person zu begrenzen, wenn dann einfach der Vater alle seine Grundstücke auf die Kinder oder die Frau umschreiben lässt und somit der eigentlichen Regelung entgeht.
    Diese Differenzierung hatte er aus eben jenem Grund vorgenommen, um das Schlupfloch zu schließen. Aber das sagte er natürlich nicht, das konnte sich ohnehin jeder denken.

  • "Wie kann die Steuer hunderter Kleinbauern dem Staat genausoviel Steuern bringen, wie eine Erhebung von Großgrundbesitzern? Warum sind sie denn derart vermögend? Es ist rentabler für die Bauern auf großen Landflächen anzubauen und damit auch ertragreicher für den Staat. Er bekommt von jedem Kleinbauern eine Handvoll Münzen und verliert damit den Einzug von Wagenladungen. Der Staat müßte deutlich mehr Beamte einsetzen, um der Flut von Steuerwilligen Herr zu werden. Das kostet viel Geld und er muß sie alle verwalten, um keinen zu vergessen. Denn eins kann ich dir versichern, keiner kommt freiwillig zum Stichtag um seine Münzen über den Tisch zu reichen. Was man als Patrizier nicht wissen kann, das ist verzeihlich, Consul: Die Steuern nehmen prozentual zu, habe ich mehr Einkünfte als eine Grenze vorgibt. Es ist beträchtliches Geld, was du da dem Staat aus dem Säckel rauben willst. Das wiegt deutlich schwerer, als der Unmut darüber, das ein paar Römer vermögender sind als man selbst."


    Und außerdem, wer wirklich Land möchte... Es gibt Provinzen, da gibt es noch massig Land was bewirtschaftet werden will. Dort findet man also noch genug freien Boden der quasi nur darauf wartet bestellt zu werden.

  • "So ist es...." warf ich ein ".... genug Land gibt es, dass sich jedermann aneignen kann..... Consul, bitte den Kaiser darum weitere Ländereien zum Verkauf freizugeben und die Steuereinnahmen werden steigen..... eine Umverteilung der Ländereien bringt keine Erhöhung der Steuereinnahmen, sondern nur eine Verteilung.... vielleicht sogar eine Verringerung, da es dann viele gibt,, die wenig einnehmen und demnach auch weniger Steuern zahlen, die Großgrundbesitzer aber viel bezahlen, weil sie doch in eine höhere Steuerklasse fallen.
    Eine wirkliche Steuererhöhung bringt nur eine Freigabe von Ländereien!"

  • Als hätten einige Senatoren nur darauf gewartet, hatte der Vorschlag von Livianus eine Debatte losgetreten, die Macer doch ziemlich überrollte. Er war richtiggehend beeindruckt, wie umfangreich die Vorschläge waren, die nun plötzlich aus dem Stand und scheinbar ohne Vorbereitung von den Senatoren eingebracht wurden. Solche Rededuelle hatte es schon lange nicht mehr gegeben und Macer genoss es durchaus, sie zu verfolgen, auch wenn er mit den Inhalten nicht immer etwas anfangen konnte. Seine Zunge hatte er allerdings auch nicht völlig verschluckt.


    "Wenn wir höhere Steuereinnahmen erzielen wollen, dann sollten wir dazu nicht Land umverteilen oder verkaufen", warf er daher ein. "Schließlich kann der Staat aus unverkauftem Land direkte Erträge erzielen. Da wäre es nur ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, wenn er es verkauft und darauf hoffen muss, dass es der Käufer erfolgreich bewirtschaftet, um dann einen Bruchteil dieser Erträge als Steuereinnahmen zu erhalten. Nein, wenn wir höhere Steuereinnahmen wollen, dann sollten wir die Steuern erhöhen oder neue Steuern einführen, ganz einfach. Womit ich nicht sagen möchte, dass wir das tun sollten, denn solange wir keine Steuern senken, brauchen wir meines Erachtens woanders auch keine zu erhöhen." Und genau darüber war seines Erachtens eben auch noch gar nicht entschieden. "Die Umverteilung von Großgrundbesitzern auf Kleinbauern halte ich genauso für zu pauschal wie die Steuerbefreiung für plebeische Senatoren. Ich möchte nicht sagen, dass wir dem Kaiser dieses nicht vorschlagen können, aber ich sehe kein logisches Argument eben dafür, mit eben jenen vorgeschlagenen Grenzen. So wie ich eben sagte, dass wir genauso gut eine Steuerbefreiung für ritterliche Stabsoffiziere oder plebeische Curatoren vorschlagen könnten, können wir nun diskutieren, ob die Grenze des Landbesitzes bei 800 Sesterzen pro Person oder 1000 pro Familia oder wo auch immer liegen soll. Für keine dieser Grenzen wird es ein logisches Argument geben, denn man wird meines Erachtens nicht an einer einzelnen Zahl festmachen können, wenn jemand reich oder arm ist. Genausowenig, wie man eben an einem Amtstitel oder Status festmachen kann, ob sich jemand eine Steuerbefreiung verdient hat. Ich leiste mit meinen Steuern gerne meinen Beitrag, damit unsere Soldaten ihren verdienten Sold bekommen und ich gönne es jedem, der gut gewirtschaftet hat, dass er große Ländereien sein Eigen nennt."

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