Es gab zwei Möglichkeiten. Zwei Varianten, wie sie entscheiden mochte. Die eine wäre vermutlich ehrlicher, doch zerstörerischer, die andere war zwar positiver, aber entbehrte zu einem gewissen Grad auch der Wahrheit. Obgleich die Worte, zwar unausgesprochen, ohnehin gehört worden waren. Wieder schweig Celerina. Ich wusste in jenem Moment selbst nicht genau, welche Variante ich präferieren würde. Harrend betrachtete ich sie. Das verweinte Gesicht, den deutlich erschtlichen Kummer darin. Das Schweigen zog sich dahin. Es war kein freundschaftliches Schweigen, nicht angenehm, und aus diesen Grund spielte ich bereits mit dem Gedanken zu sprechen und damit Celerina die Entscheidung abzunehmen. Mich hinderte lediglich daran, dass ich selbst schlichtweg nicht wusste, welche Variante ich wählen sollte. Doch je länger sich das Schweigen zog, desto gleichgültiger wurde mir diese Wahl - bis Celerina schließlich doch entschied.
Ich blickte kurz auf ihre Hand hinab, spielte mit dem Gedanken, sie zu ergreifen. Ich ließ es bleiben und sah sie stattdessen nur wieder an, den Honigglanz auf ihrer Haut. "Ich habe gesehen, wie Titus und Septima miteinander umgehen. Ich bezweifle, dass dort Liebe im Spiel ist, denn in welcher Ehe ist das schon so? Ich liebe dich nicht, Celerina, und es wäre Verrat, würde ich es dennoch behaupten." Ich gab mir wirklich Mühe, die Worte nicht wie Peitschenhiebe klingen zu lassen. "Aber ich versuche, dir ein guter Ehemann zu sein. Ich versuche, dich an meinem Leben teilhaben zu lassen. Und ich möchte, dass du die Mutter meines Erben wirst." Celerina war diesbezüglich nach wie vor eine sehr gute Wahl. Nicht nur ihrer Familie wegen, sondern auch ihres Gebaren wegen, denn abgesehen von diesem Sklaven hatte sie sich keinen gravierenden Fehltritt erlaubt. Ich griff nun doch nach ihrer Hand. "Ich verbiete dir nicht, dich zu amüsieren. Doch du musst auch meine Seite verstehen." Und diesbezüglich war ich sehr deutlich gewesen, als ich die Strafe über Phraates gesprochen hatte. Ein weiterer Fehtritt dieser Art, und der betreffende Sklave würde dafür mit seinem Leben bezahlen. Ich würde mich nicht um den Erben bringen lassen - um einen Erben, den ich gezeugt haben würde. Das angestrebte Ziel durfte damit ebenso deutlich sein. Ein Sohn. Einen, den ich als solchen anerkennen konnte.