“Was soll das heißen 'Verdächtige Substanzen?'“ Axilla hielt den Wisch von der Hafenbehörde dem am Dock befindlichen Prüfer unter die Nase. Sie hatte Post bekommen von eben jener Hafenverwaltung, dass Ihre Ladung beschlagnahmt worden war. Wegen 'Verdächtiger Substanzen', die wohl verzollt werden müssten.
Also hatte Axilla nicht lange gefackelt, sich Levi geschnappt und war hier her nach Ostia geritten. Auch wenn es undamenhaft war und Archias wohl einen Herzkasper bekommen würde, wenn er erfahren würde, dass sie nur mit ihrem 14 Jahre alten, jüdischen Sklaven hierher gegangen war. Aber Levi war nunmal der einzige Sklave, den sie noch aus Alexandria hatte, und der einzige, dem sie ganz und gar vertraute. Nachdem er den Fluch zu dem Terentier gebracht hatte und wieder aus Alexandria zurückgekehrt war, war er ihre größte Vertrauensperson innerhalb der Sklavenschaft. Dass er so jung war, war dabei gleichgültig. Und dass er wohl auch nicht unbedingt als Wächter einzusetzen war, war es ebenso.
Axilla wusste, dass sie ihm vertrauen konnte und er sie niemals verraten würde, und das war das einzige Kriterium, das für sie wirklich zählte. Dennoch hatte sie sich zumindest fest vorgenommen, einen ordentlichen Custos Corporis auszuwählen. Allerdings auch einen ihrer Sklaven, nicht einen von Archias' Bediensteten.
Aber im Moment standen sie hier nur zu zweit am Hafen, Axilla den ominösen Wisch in der Hand und vor sich einen blasierten Hafenbeamten. Der besah sich die kleine Iunia abschätzig, nahm dann betont langsam den Brief und las, als würde er sowas zum ersten Mal sehen.
“DAS, meine Dame, bedeutet, dass die Ware beschlagnahmt wurde. Auf exotische Mittel muss extra Steuer gezahlt werden.“
Axilla sperrte betont ungläubig den Mund auf und holte erstmal Luft. “Exotische Mittel? Exotische Mittel? Was bitte ist an Farbe exotisch? Ich verschiffe die seit Jahren nach Rom, und da war nie ein Grund zur Beanstandung!“
“Du gibst damit also zu, schon seit Jahren Zölle zu unterschlagen?“
Jetzt schnappte Axilla erstmal wirklich nach Luft und plusterte sich vor diesem Aushilfsnarren wie ein Spatz auf. “Nein, ich gebe das nicht zu! Es gibt auch gar nichts zuzugeben, das ist ganz normale Farbe! Und ich will jetzt auf der Stelle meine Ware haben!“
Der Mann lachte, als hätte sie einen Witz gemacht. “Zahl die Strafe, und dann reden wir darüber, dass ich dir deine Lieferung aushändige. Solange bleibt sie beschlagnahmt und im Hafen.“
Axilla knurrte einmal und unterdrückte nur halb einen wütenden Aufschrei. Sie wollte hier nicht mehr Zölle zahlen für etwas, was sie schon seit Jahren so machte und was noch dazu kein Opium oder ägyptischer Hanf, sondern ganz normale Farbe war.
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