Ein sonniger Tag

  • “Was soll das heißen 'Verdächtige Substanzen?'“ Axilla hielt den Wisch von der Hafenbehörde dem am Dock befindlichen Prüfer unter die Nase. Sie hatte Post bekommen von eben jener Hafenverwaltung, dass Ihre Ladung beschlagnahmt worden war. Wegen 'Verdächtiger Substanzen', die wohl verzollt werden müssten.
    Also hatte Axilla nicht lange gefackelt, sich Levi geschnappt und war hier her nach Ostia geritten. Auch wenn es undamenhaft war und Archias wohl einen Herzkasper bekommen würde, wenn er erfahren würde, dass sie nur mit ihrem 14 Jahre alten, jüdischen Sklaven hierher gegangen war. Aber Levi war nunmal der einzige Sklave, den sie noch aus Alexandria hatte, und der einzige, dem sie ganz und gar vertraute. Nachdem er den Fluch zu dem Terentier gebracht hatte und wieder aus Alexandria zurückgekehrt war, war er ihre größte Vertrauensperson innerhalb der Sklavenschaft. Dass er so jung war, war dabei gleichgültig. Und dass er wohl auch nicht unbedingt als Wächter einzusetzen war, war es ebenso.
    Axilla wusste, dass sie ihm vertrauen konnte und er sie niemals verraten würde, und das war das einzige Kriterium, das für sie wirklich zählte. Dennoch hatte sie sich zumindest fest vorgenommen, einen ordentlichen Custos Corporis auszuwählen. Allerdings auch einen ihrer Sklaven, nicht einen von Archias' Bediensteten.


    Aber im Moment standen sie hier nur zu zweit am Hafen, Axilla den ominösen Wisch in der Hand und vor sich einen blasierten Hafenbeamten. Der besah sich die kleine Iunia abschätzig, nahm dann betont langsam den Brief und las, als würde er sowas zum ersten Mal sehen.
    “DAS, meine Dame, bedeutet, dass die Ware beschlagnahmt wurde. Auf exotische Mittel muss extra Steuer gezahlt werden.“
    Axilla sperrte betont ungläubig den Mund auf und holte erstmal Luft. “Exotische Mittel? Exotische Mittel? Was bitte ist an Farbe exotisch? Ich verschiffe die seit Jahren nach Rom, und da war nie ein Grund zur Beanstandung!“
    “Du gibst damit also zu, schon seit Jahren Zölle zu unterschlagen?“
    Jetzt schnappte Axilla erstmal wirklich nach Luft und plusterte sich vor diesem Aushilfsnarren wie ein Spatz auf. “Nein, ich gebe das nicht zu! Es gibt auch gar nichts zuzugeben, das ist ganz normale Farbe! Und ich will jetzt auf der Stelle meine Ware haben!“
    Der Mann lachte, als hätte sie einen Witz gemacht. “Zahl die Strafe, und dann reden wir darüber, dass ich dir deine Lieferung aushändige. Solange bleibt sie beschlagnahmt und im Hafen.“
    Axilla knurrte einmal und unterdrückte nur halb einen wütenden Aufschrei. Sie wollte hier nicht mehr Zölle zahlen für etwas, was sie schon seit Jahren so machte und was noch dazu kein Opium oder ägyptischer Hanf, sondern ganz normale Farbe war.



    Sim-Off:

    Reserviert

  • Sermo hatte sich vor einigen Tagen bereits den Hafen angsehen, verschiedene Handelshäuser abgeklappert und Kontakte geknüpft. Er hatte eine Reihe Strafgelder von einigen weniger klugen Händlern kassiert und eine Reihe Schweigegelder eingestrichen von gerissenen Kaufleuten, die sehr gut mit aufmerksamen Magistraten umzugehen wussten. Auch heute stand er am Kai und widmete sich den Geschäften anderer. So verhandelte er gerade mit einem aufgebrachten Kaufmann über die Zahlung einer Einfuhrgebühr für teuren syrischen Weihrauch. Das Schiff hatte gerade erst angelegt und so ärgerte es den Kaufmann noch mehr, dass Sermo auch die Löschung der Ware blockierte und die Tagelöhner ebenfalls untätig herumsaßen, während kostbare Zeit verstrich. "Magistrat, ich bitte dich,"[/color] flehte der Kaufmann. [i]"Diese Gebühr ist viiiel zu teuer! Am Ende rentiert sich mein Geschäft ja gar nicht und ich gehe leer aus oder mache gar Schulden." Der Mann machte ein zerknirschtes Gesicht und fragte dann mit gedämpfter Stimme: "Sag, gibt es denn keine Möglichkeit wie wir dieses kleine Problemchen aus der Welt schaffen können?" Dabei ließ er in den Falten seiner Toga einige Münzen klimpern und machte ein erwartungsvolles Gesicht. Sermo runzelte die Stirn und entgegnete: "Werter Herr, ich kann dir höchstens zehn Prozent der Gebühr erlassen, alles weitere würde meine Befugnisse gewiss übersteigen." Der Kaufmann seufzte und erklärte: "Ein Aureus gegen dreißig Prozent." Daraufhin runzelte der Quintilius die Stirn noch stärker. "Vier Aurei und ich erlasse dir zwanzig Prozent. Nicht mehr und nicht weniger!" Ein letzter flehender Blick des Kaufmanns, ein strenges Kopfschütteln des Magistraten, dann wechselte eine Geldbörse den Besitzer und eine Wachstafel mit unterzeichneter Sondergenehmigung fand sich in der Hand des Kaufmanns wieder. "Schönen Tag noch und erfolgreiche Geschäfte," wünschte Sermo mit einem hämischen Grinsen und wandte sich dann zum gehen.
    Zufrieden schlenderte er entlang der Schiffe, als er in den Genuss einer weiteren Szene kam, in der es offensichtlich ebenfalls um Zollgebühren ging. Genüsslich setzte er sich einige Schritte entfernt auf einige Taurollen und betrachtete das Geplänkel zwischen einer jungen Frau und einem Hafenbeamten, der unter seiner Fuchtel stand. Im Laufe des Streits musste Sermo feststellen, dass er die Römerin kannte und überlegte angstrengt wie sie bloß heißen mochte. Eine Iulia? Nein. Decima? Auch nicht. Womöglich eine Caecilia. Nein, definitiv nicht. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und erwartete halb abwesend eine Reaktion auf die Forderung des Hafenbeamten.

  • Wie begriffsstutzig konnte ein einzelner Mensch sein? Axilla hatte nicht vor, irgendwelche Strafen zu zahlen. Wofür überhaupt? Das konnte doch nicht von jetzt auf gleich mehr kosten? Sie machte das schon Ewigkeiten so!
    “Jetzt hör mal zu, du verlauster Sohn einer Ziege! Ich zahl hier ganz sicher keine Strafe! Und du rückst jetzt gefälligst mein Eigentum raus!“
    “Sonst was?“ entgegnete der Beamte so trocken wie Wüstensand und sah die sich immer mehr aufregende Iunia nur mitleidig an.


    Und Axilla war kurz davor, ihm eine reinzuhauen, hier mitten am Hafen und vor Zeugen. DIE Strafe würde sie dann mit Genugtuung zahlen, das wäre es ihr wert! Ihre Faust war sogar schon geballt, aber dann kam doch nur ein wütendes Schnauben.
    Sie drehte sich zu Levi um und sah ihn hilfesuchend an. Aber der Sklave zuckte auch nur die Schultern. Was wusste er mit seinen 14 Jahren schon von Einfuhrzöllen? Hier war also offensichtlich keine Hilfe zu erwarten. Axilla vermisste Leander, und zwar schrecklich.
    Sie drehte sich wieder um und sah, dass der Mann grad einen Blick mit einem anderen Mann tauschte, der in der Nähe auf einem Stapel Taue saß und sich den Bart rieb. Im ersten Moment sah Axilla nicht richtig hin und redete so erstmal wieder auf den Hafenbeamten ein. “Dir ist wohl wirklich nicht klar, mit wem du hier redest, oder? Ich schwöre dir, wenn du dich weiterhin so quer stellst, versetzt man dich demnächst nach Nordbritannia! Und Wenn ich zum Kaiser persönlich... Sermo?“ Bei dem letzten Wort war ihr Kopf doch ruckartig zu dem Mann wieder zurückgeruckt, als irgendwo in ihren Hirnwindungen ein Name zu dem Gesicht zugeordnet wurde, ebenso wie die Information, dass sie besagten Mann kannte. Und dass der ihr noch eine Stadtführung schuldig war! Und dank der unsäglichen Doppelhochzeit wusste sie sogar ausnahmsweise, zu welcher gens dieser Mann gehörte.
    Hah! Der würde ihr sicher helfen! Zumindest hoffte Axilla das, als sie mit einem freudigen Strahlen auf ihn zugetippelt kam und den Beamten erstmal links liegen ließ. “Schön dich zu sehen? Was machst du denn hier am Hafen? Oh, erzähl es mir gleich, kannst du mir erstmal helfen“ und sie drehte sich wieder zu dem Beamten um und ließ ihre Stimme an Lautstärke zunehmen, damit er sie hörte “diesem begriffsstutzigen Einfaltspinsel da drüben klarzumachen, dass Farbe keine verdächtige Substanz ist, auf die man Sonderzölle zahlen muss?!“ Und sie drehte sich wieder Sermo zu und bedachte ihm mit dem dackeligsten aller Hundeblicke der Welt, begleitet von dem sanftesten Kleinmädchenlächeln, das man sich vorstellen konnte. Wenn Axilla etwas wollte, konnte sie unglaublich lieb dabei aussehen.

  • Iunia! Iunia Axilla! So hieß die Kleine, die da gerade recht temperamentvoll seinen Hafenbeamten anschnauzte. Ein schmales Lächeln konnte er sich bei dem Anblick nicht vernkeifen, besonders als er registrierte, dass er auf ihren Hintern zu starren begann. Gut, dass da jemand seinen Namen rief und ihn aus den Gedanken riss. Er erhob sich zügig und sah sich dann sogleich mit der Iunia konfrontiert, die ihn anbettelte etwas zu unternehmen. Zunächst einmal zeigte Sermo sein charmantestes Lächeln und deutete eine Verneigung an. "Sei mir gegrüßt werte Iunia Axilla. Es ist mir eine große Freude dich zu treffen." Weiter kam er auch gar nicht, denn Axilla schilderte ihr Problem, woraufhin Sermo den Beamten zu sich herwinkte und ihn direkt befragte. "Salonius Paciacus, sag mir bitte welcher Art das Problem in dieser Sache ist." Der Beamte erklärte daraufhin ganz unverfänglich: "Die junge Dame möchte exotische Mittel einführen, auf die eine Einfuhrgebühr beanstandet wird und weigert sich vehement zu zahlen." Sermo zog die Augenbrauen hoch und winkte lässig ab. "Ist gut, ich kümmere mich persönlich darum. Du kannst dich anderen Geschäften widmen, Salonius." Der Beamte nickte gefügig und machte sich schleunigst aus dem Staub, um nicht noch einen Rüffel abzukriegen.
    Sermo derweil widmete seine voll Aufmerksamkeit der Iunia an seiner Seite. "Entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten. Dürfte ich wohl dieses Schreiben sehen? Oder dürfte ich wohl gleich die Waren selbst in Augenschein nehmen?" Er zeigte erst auf den Wisch in Axillas Hand, dann deutete er ganz unverfänglich auf das ankernde Schiff. Dabei spielte er ihr den netten Magistratus vor, der keinerlei böse Hintergedanken hatte. Von wegen... (:D)

  • Ein ganz klein wenig verwirrt war Axilla schon, dass Sermo und der Hafenfuzzi sich kannten. Sie blickte zwischen beiden kurz fragend hin und her und überlegte fieberhaft, welche Information wohl an ihr vorbeigegangen war. Bei ihrem letzten Gespräch mit dem Quintilier war dieser noch ein einfacher Scriba gewesen, soweit sie sich erinnerte. Und jetzt sprach der Mann, der auf ihrer Erwürgen-Liste gerade sehr weit oben rangierte, ganz respektvoll mit Sermo. Irgendwas hatte Axilla also ganz offensichtlich nicht mitgekriegt. Aber ihr war es im Grunde auch gleich, solange das jetzt alles geregelt wurde. Und Sermo konnte sie wohl viel leichter um den Finger wickeln als Zahlus Steuerus da drüben.


    Axilla reichte Sermo also den Wisch, den sie bekommen hatte, mit dem charmantesten Lächeln, das sie aufbieten konnte, und schaute ihn mit Rehblick an, während er den Zettel studierte. “Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen würde, wenn du nicht gekommen wärst! Du glaubst ja gar nicht, wie begriffsstutzig dieser Kerl da ist! Ich importiere schon seit über einem Jahr Farbe nach Ostia, und da ist ganz sicher nichts exotisches dabei. Ist ja nicht so, als würde ich ägyptischen Hanf hineinmischen.“ Axilla zuckte hilflos mit den Schultern und schloss sich ihm einfach an, als sie zu dem Schiff gingen. “Und wenn die nicht bald abgeladen wird, dann darf ich die Transportkosten zweimal zahlen, wieder zurück nach Alexandria. Ich meine, der Kapitän braucht ja auch seinen Frachtraum, und die beladen ja auch schon wieder.“ Hoffentlich war der Mann auch mit einem Lächeln und einem Verweis auf die langjährigen Geschäftsbeziehungen zu beschwichtigen.
    An der Stelle, wo ein Steg zum Schiff ging, blieb Axilla aber stehen. Sie wollte nicht unbedingt an deck. Ihr wurde dabei so furchtbar schlecht, schon allein beim daran denken. Nein, sie blieb lieber auf dem gemauerten Kai, der nicht auf und ab hüpfte.
    “Ich wart dann hier mal. Aber... kannst du das denn einfach so holen?“ Axilla hatte doch keine Ahnung, dass Sermo Magistrat war!

  • Sermo nahm die Zahlungsaufforderung und machte ein wichtiges Gesicht. Er nickte, schürzte die Lippen und erklärte: "Ich regele das schon." Axillas Gerede über Transportkosten und den Kapitän interessierte ihn nicht. Vielmehr dachte er über ägyptischen Hanf nach, den man sicherlich noch gesondert besteuern könnte. Mit halbem Ohr bekam er also mit, dass Axilla dann auch noch das Schiff lieber nicht betreten wollte und wandte sich ihr mit gerunzelter Stirn wieder ganz zu. "Meine liebe Iunia, ich bin Magistratus dieser Stadt. Die Hafenbehörde unterliegt meiner Weisungsbefugnis. Wer sonst, wenn nicht ich, sollte deine Waren in Augenschein nehmen dürfen?" Er zeigte sein typisches schmales Lächeln und winkte sie dann im Gehen hinter sich her, zum Schiff heran. "Also, wenn du das Schiff nicht betreten willst, holen wir den Krempel eben zu uns. Die Ladung soll ja sowieso gelöscht werden." Ohne auf Antwort ihrerseits zu warten ging er zum nächstbesten Mitglied der Schiffsmannschaft und scheuchte den Armen Kerl herum. "Wo ist der Kapitän? Los jetzt, Ladung löschen! Die Waren werden vom Magistratus persönlich überprüft, also hurtig!!!" Er widerstand der Versuchung seinen Anweisungen mit ein paar kräftigen Tritten Ausdruck zu verleihen. Statt dessen widmete er sich wieder gönnerhaft der Iunia. "Ich werde die Farbe prüfen müssen. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass ich dabei nichts zu beanstanden haben werde." Er zwinkerte ihr zu und nickte noch einmal, dann drehte er sich wieder zum Schiff. Den Blick geradeaus gerichtet, raunte er ihr von der Seite dann noch zu: "Ein freundliches Entgegenkommen deinerseits wäre dabei selbstredend eine große Hilfe, wenn du verstehst was ich meine." Dabei ruhte sein Blick ganz beiläufig auf den Schiffsleuten, die Amphore für Amphore der iunischen Farbe abluden.

  • Er war Magistrat? Axilla rettete sich in ein charmantes Lächeln bei seinen Worten und hoffte, damit ihre Unkenntnis zu überspielen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass in Ostia Wahlen gewesen waren. Aber andererseits, sowas interessierte sie auch nicht unbedingt. So sah sie es einfach als Glück an, dass Sermo hier Magistrat war und sie sich kannten. Dann sollte das ganze weitaus unkomplizierter gehen. Dachte sie zumindest.
    Sermo ging also zu dem nächstbesten Arbeiter auf dem Schiff und schnauzte ihn an, er solle die Ladung löschen. Dass diese bereits bis auf die Kisten der Iunia gelöscht war, wollte der zwar anbringen, unterließ es dann aber, als er das Wort Magistrat hörte. Statt dessen lief er über das Deck und brüllte lauthals nach dem Kapitän.


    Während auf Deck Bewegung ausbrach, gesellte sich Sermo wieder zu Axilla. “Ja, sicher, du kannst sie dir gerne ansehen. Ist ganz normale Farbe. Naja... es ist sehr gute Farbe. Die beste überhaupt.“ Axilla lächelte Sermo freudig zu und wirkte fast etwas schüchtern dabei, wie sie ihre Ware bei ihm anpries. "Aber trotzdem sicher nicht extra besteuernswert.“
    Und dann raunte er ihr etwas zu, was sie nicht so ganz verstand. “Entgegenkommen...?“ echote sie fragend und man konnte es hinter ihrer Stirn arbeiten sehen. Bis sie schließlich zu einem Schluss kam und Sermo fast entrüstet ansah. Ihr Mund ging auf, als sie im ersten Moment mal Luft holen musste. “Quintilius Sermo, ich bin eine verheiratete Frau. Mein Mann ist Aelius Archias, und ich glaube, der wäre ganz und gar nicht begeistert, wenn ich anderen Männern freundlich entgegenkomme. Sie zischte ihm ihre Antwort geradezu entgegen und sah ihn entgeistert an. Wie konnte er sowas denn nur vorschlagen?
    Dass er dabei wohl eher monetäre Bestechung gemeint hatte, kam ihr natürlich nicht in den Sinn. Vermutlich, wenn sie einen Augenblick länger darüber nachgedacht hätte, wäre ihr das durchaus einleuchtender erschienen als ihr Gedankengang, er könne mit ihr schlafen wollen. Aber sie hatte eben nicht so viel nachgedacht und übte sich in rechtschaffener Entrüstung. Dabei hatte sie Sermo ja eigentlich furchtbar nett und witzig gefunden.

  • Er freute sich schon auf eine zustimmende Erwiderung der Iunia und hörte bereits Münzen klimpern, als Axilla ihn plötzlich ziemlich entrüstet von der Seite anbölkte. Erschrocken zuckte er und schüttelte verwirrt den Kopf. "Äh, bitte?!" Er drehte sich nun doch komplett zu der unvermittelt säuerlichen jungen Frau um und starrte sie verblüfft an, bis ihm das Mißverständnis klar wurde. Er hob schnell die Hand und winkte ab. Diesmal spielte er selbst den Entrüsteten und erklärte: "Hochverehrte Iunia Axilla! Du glaubst allen Ernstes, dass ich solch ein ehrloses, gewissenloses Schwein sei, dass ich in meiner Geilheit junge Ehefrauen zum Verkehr zwingen müsste?!" Natürlich hatte er in seiner unechten Empörung die Stimme nicht erhoben, sondern blieb in gedämpfter Tonlage. Nicht, dass der gesamte Hafen noch ein schlechtes Bild von ihm bekam. Weiterhin fuhr er fort: "Meine Liebe, ich darf betonen, dass es mir keineswegs um ein Entgegenkommen körperlicher Art geht! Bona dea, was hälst du von mir?" Er schüttelte enttäuscht den Kopf und machte dann ziemlich präzise klar: "Axilla, es geht mir um materielle Werte. Genauer: Um Geld!" Zur Unterstreichung seiner Worte ließ er seine Börse ein wenig klimpern und zog die Augenbrauen kraus. Die Kleine sollte seine Verärgerung ruhig zu spüren bekommen. Hoffentlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. So würde er gewiss auch noch einige hundert Sesterzen mehr für sich herausschlagen können, besonders nach dieser genialen Aktion.

  • Eben noch von rechtschaffener Wut erfüllt wurde Axilla jetzt immer kleiner und kleiner. Er wollte gar nicht...? Er wollte nur Geld? Sie sollte ihn bestechen?
    “Oh, ich... es tut mir leid, ich wollte nicht... Ich hab nur gedacht, weil du es so gesagt hast und... ich... tut mir leid.“
    Konnte sie ja nicht ahnen, dass er Geld wollte! Natürlich war es jetzt doppelt peinlich, da es so aussah, als hielte sie sich für so unwiderstehlich, als hätte er einfach körperliche Vergünstigungen meinen müssen. Und dabei hatte er nur die Hand aufgehalten und das gemacht, was wohl die allermeisten Amtsinhaber machten, um ihr Gehalt aufzubessern. Axilla fühlte sich gerade unglaublich dämlich.
    Auf der anderen Seite aber: War der Gedanke so abwegig gewesen? Stimmte etwas mit ihr nicht, fand er sie denn nicht hübsch? Nichtmal so ein bisschen? Axilla merkte, wie sie sich ein ganz klein wenig gekränkt fühlte. Verdammtnocheins, er hätte sie doch hübsch finden müssen! Dass er daran offenbar nicht dachte, war nicht unbedingt ein Kompliment für sie und nagte ein wenig an ihr, zusätzlich zu ihrem schlechten Gewissen.
    “Ich dachte nur... also... ach, egal. Wieviel wäre das denn?“ Hatte sie eine Ahnung von Bestechung? Nein. Zumindest nicht von solcher, bei der Geld floss und keine süßen Versprechungen, die sie ohnehin nie einzuhalten gedachte. Und vor allem, wo war dann der Unterschied dazu, diese vermaledeite Steuer zu entrichten? Irgendwie fühlte Axilla sich gerade leicht gekränkt und wusste nicht einmal so genau, warum.


    An Board unterdes erschienen zwei Matrosen, die zwischen sich eine Kiste über den Steg an Land schleppten. Es war eine ziemlich große Kiste, aber immerhin enthielt sie auch 8 Tontöpfe mit Farben, dazu noch jede Menge Stroh als Füllmaterial. Die Kiste wurde vor Sermo und Axilla abgesetzt, und an der Reling erschien der Kapitän des Schiffes. Er war Ägypter, aber entgegen seiner Landesgepflogenheiten trug er einen Bart und langes, wirres Haar.
    “Da ist Kiste, 'err. Alles gut, Fra'cht gelöscht. Alles, wie derr 'err Magistrrat es wünscht.“ Das 'und jetzt ist der Herr Magistrat hoffentlich zufrieden und geht anderen Kapitänen auf die Nerven', das dem ungeduldigen Blick zu entnehmen war, sprach der Mann nicht aus. Axilla schenkte ihm ihr unschuldigstes und bezauberndstes Lächeln, aber auch das half diesmal nichts. Wobei der Kapitän – und sie kannte ihn ja jetzt auch schon eine ganze Weile – sonst durchaus empfänglich dafür war. Nur der Magistrat schien ihm nicht so ganz zu passen.
    “Gut, da sind meine Farben. Ähm... willst du die hier direkt anschauen?“ Axilla hatte zwar nichts dagegen, aber so direkt am Hafen sah das vielleicht komisch aus. Und es behinderte wohl alle anderen rundherum.

  • Sermo schüttelte nur den Kopf über die Unwissenheit der Iunia. Die Frau war kaufmännisch aktiv und hatte keinen blassen Schimmer von Geschäften!!! Er seufzte also nur und nickte, als der Kapitän die Löschung der Ware für vollendet erklärte. Die Kiste wurde von Bord geschleppt und vor ihren Füßen am Kai platziert. Die Matrosen machten sich wieder aus dem Staub und Sermo und Axilla standen nun bei der Kiste beisammen. Wundervoll, ganz wundervoll!
    "Nein," beantwortete Sermo Axillas Frage daraufhin, denn er hatte jetzt absolut keine Lust mehr diese Schmiere in Augenschein zu nehmen. Es war ihm ja vollkommen egal, ob das exotische Mittel waren oder nicht, er wollte ja nur das Geld! Mit einem weiteren Seufzer wandte er sich zur Iunia und fragte: "Hast du hier eine Lagerhalle? Wenn ja lass die Waren doch bitte einfach dorthin bringen und wir können uns in der Zwischenzeit bei einem Happen und einer kleinen Erfrischung etwas eingehender über geschäftliche Dinge unterhalten." Ohne großartig böse sein zu wollen fügte er dann noch stichelnd hinzu: "Und mit geschäftlich meine ich auch das Geschäftliche und nur das Geschäftliche." Dass er nun so genervt klang und er Axilla vielleicht wie eine beleidigte Wurst erscheinen mochte, veranlasste Sermo jedoch nachträglich dazu noch einen Zusatz anzubringen: "Wobei ich - mit Verlaub - dich wohl sehr schätze und auch gewiss deinem freundlichen Entgegenkommen nicht abgeneigt wäre, wüsste ich nicht, dass du eine verheiratete und sittsame Dame bist." Seinen Worten fügte er ein freches Grinsen und ein Augenzwinkern bei, das die Iunia nun hoffentlich wieder fröhlich stimmen würde und ihre Unterhaltung wieder zu einer solchen ohne Stammeln und Peinlichkeiten lassen würde.

  • Ob sie eine Lagerhalle hatte? Eine eigene? Für das bisschen Farbe, was jede zweite Woche aus Alexandria hierher geliefert wurde? Offenbar verwechselte Sermo sie mit einem Großunternehmer. Wofür sollte sie eine eigene Lagerhalle brauchen? “Nein, hab ich nicht. Aber wenn es dich nicht stört, lass ich die Ware schonmal auf einen Wagen packen, während wir etwas essen gehen.“
    Axilla war naiv, nicht blöde. Sie winkte Levi heran und erklärte ihm kurz und auf Koine, was er machen sollte. Das war weniger, um Sermo vom Gespräch auszuschließen – wobei das ein Nebeneffekt sein könnte – sondern eher, dass ihr Sklave die Sprache einfach weitaus schneller und besser verstand als das Latein. Immerhin hatte er sein ganzes bisheriges Leben in Alexandria verbracht.
    Levi also nickte kurz und kümmerte sich um alles weitere, während Axilla sich bei Sermo einhängte. Sie war etwas verstimmt, vor allem wegen seinen ersten Worten in ihre Richtung, aber das hieß nicht, dass sie hier neben ihm herstapfen wollte. Und wenn ihr Sklave schon als Begleitschutz wegfiel, musste eben der Quintilier dran glauben.
    “Was genau schätzt du denn an mir so?“ fragte sie möglichst unschuldig. Natürlich fischte sie nach einem Kompliment, vor allem einem, das sie versöhnlicher stimmen würde, aber na und? Nach dieser Abfuhr gerade und den wenig freundlichen Worten zu beginn brauchte sie ein bisschen was, was ihre Seele streichelte


    Sie wandten sich also vom Hafen ab, Axilla direkt an Sermos Seite, und die Iunia ließ sich einfach mal entführen. Wenn er hier Magistrat war, würde er schon wissen, wo man hier einen Happen essen konnte. “Mir ist ganz entgangen, dass du Magistrat geworden bist. Meinen Glückwunsch hierzu“, fing sie ein leichtes Gespräch an, als wäre vorhin rein gar nichts passiert, erst recht kein Missverständnis. Aber Themenwechsel beherrschte Axilla schon immer gut. “Dann wird aus der Führung über den Viminal wohl nichts mehr, hm?“ Sie lächelte ihm verschmitzt zu. Sie hatte sein Versprechen von damals nicht vergessen, und wenn sie mit etwas flirten den Preis drücken konnte, dann war ihr so eine Information grade recht.

  • "In Ordnung," sagte Sermo als Bestätigung für Axillas Vorschlag. Sie würden essen gehen, er würde keinen Finger krümmen müssen und trotzdem würde seine Geldbörse sich füllen. Er ließ die Iunia bereitwillig gewähren, als diese sich bei ihm einhakte und unterdrückte ein zufriedenes Schmunzeln. Sympathisch fand er sie ja schon irgendwie, was in diesem Fall allerdings weniger ihren inneren als vielmehr mit ihren nach außen hin sichtbaren Werten zu tun hatte.


    "Was ich so an dir schätze?" hakte er nach, ohne eine Antwort zu erwarten. Darüber musste er kurz nachdenken. Beziehungsweise musste er nachdenken über die Worte, die seine wahren Gedanken bezüglich ihrer Oberweite, ihres Pos und gewisser anderer delikater Körpergegenden verschleiern mussten. "Axilla, ich schätze dein heiteres, offenes Wesen. Deine Gesellschaft bedeutet für mich immer eine erheiternde Zeit." "Schleimer," schimpfte er sich innerlich grinsend selbst. Axilla schätzte er jedoch so ein, dass sie direkt auf seine Schmeicheleien eingehen würde...hoffentlich.


    Sie steuerten eine Taverne in Hafennähe an, die ihr Angebot gesondert auf wohlhabende Kaufleute ausgerichtet hatte. Manch einer war eben nicht jeden Tag zu Freunden in Ostia eingeladen und musste dementsprechend seine Mahlzeiten auch einmal im Wirtshaus einnehmen. Dort kehrten dann auch Sermo und Axilla ein und ließen sich an einem Tisch nieder. Während sie auf die Bedienung warteten, führte Sermo das Gespräch weiter. "Danke für die Glückwünsche. Aus Ostia dringt eben nicht jede kleinste Neuigkeit an römische Ohren." Er grinste leicht. Ostia war wirklich nicht groß, auch wenn hier eine unglaubliche Menge an Waren umgeschlagen wurde. "Keine Sorge, deine Führung sollst du bekommen. Ich bin demnächst in Rom bei meinem Freund Claudius Lepidus eingeladen, da kann ich dir womöglich auch einen Besuch abstatten." Sermo war sich sicher, dass Axilla dieser Vorschlag gefallen würde, wusste er ja noch nichts von der Eifersucht des Ehemannes. A propos Ehemann: "Achja, meine Glückwünsche übrigens zur Vermählung mit Caius Aelius. Da hast du dir ja einen dicken Fisch ausgesucht, wenn ich das so sagen darf." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und winkte zu einem passenden Zeitpunkt eine vorbeirauschende Bedienung heran.

  • Erheiternd? Er fand sie erheiternd? Klang irgendwie nüchtern. Axilla lächelte Sermo zu und fragte sich, was er damit meinte. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Oder fand er sie so, dass man sie nur auslachen konnte? Sie blickte kurz skeptisch und taxierend in sein Gesicht, freilich so, dass er es nicht unbedingt mitbekam. Er sah eigentlich nicht gemein aus. Bestimmt meinte er es ja auch nur nett. Auch wenn Axilla das Kompliment nach wie vor ein bisschen seltsam fand. Sie hätte ja zumindest gedacht, dass er sagte, er fände sie hübsch. Natürlich spielte da auch noch das Missverständnis von vorhin mit rein, dass er eben Geld wollte und eben keine körperlichen Gefälligkeiten. Vielleicht fand er sie ja wirklich nicht hübsch? Ein bisschen gekränkt war Axilla schon bei diesem Gedanken, aber nicht genug, um sich das wirklich anmerken zu lassen. Höchstens dadurch, dass sie nicht weiter plapperte, wie sie es sonst tat, wenn sie ausgelassen oder nervös war.


    Sie setzten sich und Sermo nahm ihre Glückwünsche entgegen. Als er sie dann beglückwünschte, kam zum Glück gleich darauf eine Bedienung, so dass Axilla nicht sofort reagieren musste. So zu tun, als wäre das politisches Kalkül gewesen, kam ihr vor wie lügen. Aber in diesem Fall war eine Lüge eben besser und verständlicher als die Wahrheit. Für die hätte sie wohl bestenfalls Spott, schlimmstenfalls Verachtung bekommen. Und das wollte Axilla nicht.
    “Habt ihr auch Saft?“ fragte Axilla die Bedienung, woraufhin sie einen beinahe schon vorwurfsvollen Blick kassierte. Axilla lächelte sehr entschuldigend. “Gut, dann Wein, aber mit sehr viel Wasser. Und einen Teller von dem, was die Küche heute empfiehlt.“ Irgendein Stück Fleisch oder ein Eintopf würde bestimmt irgendwo brutzeln, und im Grunde war Axilla nicht hungrig. Von daher brauchte sie keine besondere Bestellung.


    Nachdem die Bestellung dann auch Sermos Wunsch aufgenommen hatte und wieder gegangen war – und Axilla damit viel Zeit hatte, sich auf ihre kleine Notlüge vorzubereiten – lächelte die Iunia ihr Gegenüber gewinnend an.
    “Ich danke dir. Wenngleich ich glaube, dass wir Rom etwas enttäuscht haben, es nicht groß anzukündigen und zu feiern. Aber wir fanden es besser, eher schnell zu heiraten.“ Axilla lächelte Sermo fast ein wenig verschlagen zu, musste dabei aber höllisch aufpassen, nicht zu sehr ins Grinsen abzudriften. Eigentlich war sie bei weitem nicht so durchtrieben, wie sie sich gerade gab. Aber bei diesem einen Punkt musste sie sich so geben. Vor allem, wenn sie gleich Geld sparen wollte, sollte Sermo nicht glauben, er könne sie ausnehmen.
    “Und ich würde mich sicher freuen, nochmal spazieren zu gehen. Den Viminal hab ich noch immer nicht so wirklich erkundet.“ Axilla wechselte schnell das Thema in unverfänglichere Gefilde und lächelte nun auch weitaus ehrlicher. Daran, dass ihr Mann da etwas dagegen haben könnte, dachte sie noch nicht einmal. Wieso auch? War ja nur ein Spaziergang. Und Sermo fand sie ja noch nicht einmal hübsch!

  • "Für mich auch die Tagesempfehlung," orderte Sermo einfach und bestellte dazu auch Wein. Ihm war eigentlich egal was er aß, hauptsache es schmeckte. Die Bedienung dampfte ab und die beiden 'Geschäftspartner' wandten sich wieder einander zu. Und Axilla lächelte ganz freundlich zur Entschuldigung. Sermo griff die Worte gleich auf und antwortete gespielt anklagend. "Ja wahrlich, es ist eine Schande, dass ihr Rom aus diesem großartigen Ereignis ausgebootet habt!" Darauf grinste er direkt und erklärte bezüglich ihrer anderen Worte: "Nun, dann wird es wohl demnächst einmal Zeit, dich herumzuführen. Wenn es dir recht ist, werde ich einfach beizeiten deine Casa aufsuchen und dich entführen."

  • Die Bedienung ging und Axilla schaute ihr einen kurzen Moment nach. Als Sermo dann aber meinte, er wolle sie entführen, drehte sie sich fast lachend zu ihm herum. “Mich entführen? Aus dem Palast? Oh, da wär ich aber wirklich gespannt, wie du das anstellst.“ Frech grinste sie ihn an und vergaß dabei vollkommen, dass sie ja eigentlich nicht hier war, um mit ihm zu flirten – wo sie ja verheiratet war und er ja schon klargestellt hatte, dass er nichts von ihr wollte, weil sie nicht sein Typ war (so zumindest hatte Axilla das verstanden). Nein, eigentlich war sie ja hier, um ihn zu bestechen, damit sie endlich ihre Waren nach Rom bringen konnte, und das auch in Zukunft würde tun können. “Vielleicht ruf ich dann ja die Prätorianer um Hilfe?“ Sie grinste ihn frech an. Sie war sich zwar nichtmal sicher, ob sie das durfte, aber andererseits, die würden sie schon nicht entführen lassen vor ihren Augen, wenn sie dann wirklich um Hilfe schreien würde.
    “Wobei das schon ein Abenteuer wäre.“ Ein ganz klein wenig wurde Axilla traurig bei den Worten, und einen Moment hatte sie diesen sehnsüchtigen, glasigen Blick, der ins Nichts ging, ehe sie ihr Lächeln wieder fand. Kurz versuchte sie das Gefühl, ertappt worden zu sein, mit einem noch viel breiteren Lächeln und dem leichten Spielen mit ihrem Becher, den sie zwischenzeitlich von der Schankwirtin bekommen hatte, zu überspielen, aber sie errötete doch zunehmend. Vielleicht sollte sie einfach eine kleine Erklärung für ihren Blick abliefern?“Ich hab einfach viel zu viel Freizeit. Ich sollte mir dringend wieder eine Arbeit suchen, dann muss ich auch nicht arme Magistrate von ihrer abhalten.“ Sie schenkte ihm den unschuldigsten Kleinmädchenblick, dessen sie fähig war und war dann ganz froh, von der Kellnerin auch schon wieder erlöst zu werden, als diese auch schon zwei dampfende Holzteller vor ihnen beiden abstellte.

  • Wie er sie entführen wollte? Sermo lächelte geheimnisvoll, als er sich vorlehnte und Axilla hinter vorgehaltener Hand zuraunte: "Zauberwerk, liebe Axilla. Verhexte Wachen, ein williges Entführungsopfer und eine Flucht auf einem Pegasus..." Er nickte mit bedeutsamer Miene und lehnte sich dann wieder genüsslich zurück um ihren Gesichtsausdruck auszukosten.
    "Dagegen könnten nicht einmal die Praetorianer etwas tun," grinste er weiter. Das Grinsen verschwand jedoch schnell, als Axilla plötzlich ein bedauerndes Gesicht machte. Sermo runzelte fragend die Stirn, sagte vorerst jedoch nichts. Arbeit war dann das richtige Stichwort. "Arbeit? Nunja, arbeiten tust du gerade ja in gewisser Weise. Du versuchst einen Beamten auf deine Seite zu ziehen in einer wirtschaftlichen Angelegenheit. Was du noch nicht weißt ist, dass der Beamte bereits außerordentlich entzückt ist von seiner Geschäftspartnerin." Er lächelte verschwörerisch und war froh um die kleine Gefechtspause, die die herangebrachten Holzteller darstellten. Er wünschte einen guten Appetit und aß dann vorsichtig, denn der Dampf kündete von verbrannten Zungen und hechelnden Essern mit dummen Gesichtsausdruck. Nach einigen Happen ging er etwas ernster auf ihre Worte ein. "Jetzt aber mal ernsthaft: Was für Arbeit stellst du dir denn vor? Hast du bereits zuvor einmal einen Beruf ausgeübt? Immerhin bist du ja recht umfassend gebildet soweit ich weiß. Da müsste eine ganz ordentliche Stelle ja irgendwo drin sein." Mal ganz davon abgesehen, dass Axilla eine Frau war und damit vernünftigerweise in einen Haushalt gehörte, wo sie genug zu tun bekäme.

  • Pegasus? Das Lächeln in Axillas Gesicht wurde noch breiter, und geradezu verschwörerisch blickte sie Sermo an. “Oh, also wenn du das hinbekommst, dann lass ich mich wohl wirklich entführen.“ Sie machte eine kleine Pause, um dann wie beiläufig ein “Natürlich nur, um den Pegasus zu sehen“ anzufügen. Allerdings wurde die beabsichtigte Nebensächlichkeit durch das beständig schmunzelnde Zucken um ihre Mundwinkel zunichte gemacht.
    Das Essen kam, und Axilla betrachtete das dampfende Fleisch und Gemüse etwas skeptisch. Sie war ja sicher nicht zimperlich, aber das ließ sie doch mal abkühlen, ehe sie sich die Finger verbrannte. Sermo schien es ähnlich zu halten und meinte stattdessen, wie geschäftstüchtig sie sei. “Oh, ist er das wirklich?“ meinte sie gespielt unschuldig und schaute ihn auf diese Kleine-Mädchen-Weise kurz an. Doch er fragte sie dann gleich nach ihrer bisherigen Arbeit, und irgendwie war das etwas, wo sich nicht so gut scherzen ließ.
    Sie nahm den Löffel, den die Bedienung mitgebracht hatte, und stocherte damit etwas im Essen herum, woraufhin bei jeder neuen Bewegung ein kleines Dampfwölkchen aufrauchte. Axilla musste nicht lang überlegen, was sie bisher gemacht hatte. Aber es war ein wenig seltsam, da mit Sermo darüber zu reden. Aber wenn es ihn interessierte, konnte sie es ja mal erzählen. “Naja, in Alexandria war ich Scriba personalis des Gymnasiarchos. Das ist der, der für die Einbürgerungen zuständig ist und für die Ausbildung der jungen Leute, damit die dann das Wahlrecht bekommen. Oh, und später wurde er noch Epistates tou Museion. Nikolaos Kerykes ist ja auch Gelehrter. Und hier in Rom hab ich kurz für meinen Mann gearbeitet, seine Betriebe ein wenig auf Vordermann gebracht. Aber das zählt nicht so richtig, das war ja keine richtige Arbeit.“ Für Axilla zumindest nicht. Das bei Nikolaos hatte da deutlich mehr Arbeitscharakter gehabt. Sie zuckte kurz mit den Schultern. “Meine Cousine Urgulania war in Alexandria erst Eutheniarche, also für die Getreidelieferungen nach Rom zuständig, und später Exegete. Also, das ist irgendwas mit den Tempeln der Stadt, dass die in Schuss bleiben.“ Axilla machte eine vage Handbewegung. Was eine Exegete machte, das hatte sie nie so ganz verstanden. “Mein Arbeitgeber wollte ja, dass ich auch Eutheniarche werde und meiner Cousine damit folge, aber ich wollte nach Rom...“ Der letzte Satz klang halb belustigt, halb bedauernd. Es waren einige Dinge anders gelaufen, als sie gedacht hätte. “Und hier bin ich jetzt, spreche alle griechischen Dialekte, kann auf Demothisch ein paar sehr nette Sachen über diverse Mütter und verschiedenste Tiere sagen, und die einzige Arbeit, die ich habe, ist die, meine Farbe von Ostia nach Rom zu bringen.“ So gesehen war es schon fast wieder lustig.

  • "Natürlich," schmunzelte er. Sie wollte nur den Pegasus sehen. Klar doch... :D
    "Oh ja," beantwortete er ihre mehr rhetorische Frage, bevor sie entgültig auf etwas ernstere Themen zu sprechen kamen. Axilla berichtete Sermo ausgiebig von ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn. Offenbar hatte sie schon einige Abteilungen einer städtischen Verwaltung zu sehen bekommen und hatte obendrein wohl noch wirtschaftliche Kenntnisse. Gar nicht mal so schlecht...für eine so naive Frau wie Axilla, dachte Sermo sich und grinste insgeheim.
    "Bona dea," begann er dann seine Erwiderung, als ihm ein Geistesblitz kam. "Axilla, du bist offensichtlich eine hochgelehrte, erfahrene junge Dame, die sich auch vor aufwändiger Arbeit nicht scheut. Ich hätte da eine Idee, wie wir dich deinen Ansprüchen gerecht beschäftigen könnten." Er machte eine lange Kunstpause und schmunzelte geheimnisvoll, während er einige Löffel seines Essens gemächlich zwischen seine Lippen führte. Holla, das war ja immer noch verflucht heiß! Sollte die Iunia ruhig einen Moment vor Spannung platzen, so wie er sie einschätzte.
    Dann rückte er endlich mit der Sprache heraus und sagte: "Also: Du sagst du seist lange Zeit Scriba personalis des höchsten Stadtbeamten Alexandrias gewesen. Mein Patron, Spurius Purgitius Macer, könnte möglicherweise einen Sekretär gebrauchen. Auch wenn er derzeit kein politisches Amt ausübt, so hat er gewiss Verwendung für jemanden mit deinen Qualifikationen. Zudem wird er gewiss nicht ablehnen können, wenn er sieht wie attraktiv die Bewerberin dabei auch noch ist." Und wieder sein charmantes Lächeln. Damit müsste er Axilla eigentlich in der Tasche haben. Hoffentlich half das auch, seinen eigenen Beutel gleich etwas reichhaltiger zu füllen, immerhin stand da immernoch eine Zahlung bezüglich der Farben aus.

  • Einen kleinen, skeptischen Blick konnte sich Axilla nicht verkneifen, als Sermo betonte, wie angetan er von ihr war. Eben noch hatte er ihr gesagt, dass sie nicht sein Typ war, und jetzt flirtete er mit ihr. Da sollte doch einer die Männer verstehen!


    Und dann fing er an, dass er eine Idee hätte. Und er überschüttete sie dabei geradezu mit Lob. Ob sie wirklich so hochgebildet war wie er sagte, bezweifelte Axilla ein bisschen. Sie war ja keine Gelehrte und veranstaltete so viel Blödsinn, dass sie das so nicht sehen konnte und bei seinem Lob also auch ein wenig errötete. Aber dann hörte er einfach auf. Und aß. Und aß.


    Und aß.


    Die Iunia schwankte, ob sie einfach warten sollte, oder ihren Gesprächspartner anspringen, um die Information aus ihm herauszukitzeln. Wortwörtlich. Er konnte sie doch nicht einfach so jetzt hier sitzen lassen, ohne es ihr zu verraten! Das ging doch nicht!
    Axilla holte gerade Luft, um zu fragen, ob er ihr seine Idee auch noch mitteilen wollte, als er endlich weiter sprach. “Purgitius Macer“ wiederholte sie den Namen und überlegte, ob sie den schonmal gehört hatte. Da sie sich aber in der Politik kurz zusammengefasst gar nicht auskannte, hatte sie eben jenes nicht. Und sie musste im Moment sowieso aufpassen, dass sie auch alles mitbekam, was Sermo sonst noch sagte.
    “Du meinst wirklich, er würde mich einstellen?“ Die Vorstellung, für einen Senator zu arbeiten, hatte schon etwas. Das war für Axilla in etwa so, wie für Nikolaos, der ja auch sowas ähnliches in Alexandria gewesen war. Und wenn der wirklich einen Scriba brauchen konnte, wär das doch was. Sofern er denn wirklich eine Frau einstellen würde, Axilla hatte da ja noch ein paar Skrupel. Das, was sie bislang von Rom kennengelernt hatte, war Frauen gegenüber nicht so aufgeschlossen gewesen wie Alexandria.
    “Hmhmhmhmhm...“ Sermo konnte Axilla sicher beim denken zuschauen, denn sie rührte ganz abwesend in ihrem Essen herum und hatte noch nicht auch nur einen Bissen davon angerührt. Wie hatte er das wohl mit der Attraktivität gemeint? War das ein Kompliment gewesen, oder ein Tipp an sie, sie solle dem Senator schöne Augen machen? Sie konnte das doch nicht tun, am Ende glaubte der noch, sie wollte ihn verführen. Und was wäre dann? Aber andererseits, Männer ließen sich schon gerne mal um den Finger wickeln...


    Und sie rührte und überlegte und vergaß dabei ihren Gesprächspartner fast vollkommen. Irgendwann blickte sie dann doch mal in seine Richtung und schreckte wie aus einem Traum hoch. “Ähm...“ Kurz blinzelte sie, als wache sie auf, ehe sie ihm das entschuldigendste Lächeln der Welt schenkte, verbunden mit einem so unschuldigen Blick, dass er selbst Steine erweicht hätte. “Das klingt wirklich gut. Aber meinst du, ich kann da einfach vorbeigehen?“ Sie konnte ja schlecht sagen 'Ein Freund von mir meinte, du brauchst vielleicht einen Scriba. Hier bin ich!'

  • Die Iunia klang nicht so, als hätte sie sonderlich viel Ahnung von wem Sermo gerade sprach. Na wunderbar, vermittelte er hier gerade eine planlose Braut als Arbeitskraft an seinen Patron? Lange Zeit schien es in Axillas Kopf zu arbeiten wie hunderte Sklaven in einem Steinbruch. Sermo konnte förmlich hören wie dort Stein auf Stein gebrochen und in Form gebracht wurde. Irgendwann schaltete sich ihr Verstand dann auch wieder ein und sie begann wieder vernünftige Worte auszusondern.
    "Nein, einfach so vorbeigehen ist nicht drin," lächelte Sermo einfach. "Ich werde dem Senator einen Brief schreiben, was ich sowieso vorhatte. Darin erwähne ich dich und daraufhin wird er dich zum Gespräch laden...hoffentlich. Oder aber wir beide gehen zu ihm, denn ich wollte ihn demnächst ohnehin einmal wieder aufsuchen. Immerhin schaffe ich es zur Zeit klarerweise nicht zur täglichen Salutatio."

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