Unverhofft kommt oft. Oder: Der neue Legatus Legionis ist da

  • Nach Überbringung der Nachricht ließ sich der Legat mittels Sänfte zum Castellum transportieren. Während dieser Zeit überlegte er sich, was diese Geschichte hier eigentlich sollte. Wenn er abgelöst werden sollte, dann hätte er doch einen Brief aus Rom bekommen sollen. Wenn er es hingegen nicht sollte und der Mann war ein Betrüger... gut, dann lebte der Typ eh nicht mehr allzu lange.


    Solchen Gedanken nachhängend passierte die Sänfte die Porta des Castellums und die Träger trugen den Legatus zum Forum des Castellums, welches sich gleich links hinter der Porta Praetoria befand. Den Tross erblickend, runzelte der Legat die Stirn. Als er wenig später aus seiner Sänfte ausstieg, fragte er mit barschem Ton: Also? Wo soll dieser neue Legatus sein?

  • Der Tross war gerade dabei die Kisten und Möbel abzuladen, die Livianus auf seine Reise mitgenommen hatte. Da das nötigste ohnehin in jedem Praetorium vorhanden war oder zumindest vor Ort besorgt werden konnte, beschränkten sich die Möbel auf „Lieblingsstücke“ von denen sich der Decimer ungern trennen wollte bzw. die ihm auch hier im entfernten Germanien eine Erinnerung an Heimat und Familie bieten sollten. In den Kisten hingegen war fast das gesamte Hab und Gut des neuen Kommandeurs der Legio II und dementsprechend vorsichtig gingen die Sklaven auch damit um. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Livianus ständig höchst persönlich durch ihre Reihen schritt und den ganzen Vorgang überwachte.


    Als er schließlich eine Sänfte bemerkte, die am Forum eintraf wandte er sich ab und ging ihr einige Schritte entgegen. Kaum hatten sie die Träger auf den Boden gesetzt, sprang auch schon der Stadthalter Hungaricus heraus, der nicht gerade einen erfreuten Eindruck machte. Langsam und mit einem Schmunzeln im Gesicht kam Livianus auf ihn zu.


    "Das wäre dann wohl ich."

  • Im Gegensatz zum Decimer war dem Legaten nicht zum Schmunzeln zumute, denn immerhin hatte er noch immer keine Ahnung, was da eigentlich vor sich ging. Decimus Livianus. bemerkte er, etwas überflüssig, zu seiner Entschuldigung jedoch überrascht. Lange nicht mehr gesehen. Was der Wahrheit entsprach, denn nach seiner Abberufung aus Hispania war er ja sozusagen volley nach Germania geschickt worden. Es vergingen zumindest nicht viele Tage bis zu seiner neuerlichen Entsendung, kaum waren die Koffer ausgepackt, wurden sie wieder eingepackt.


    Angesichts des Trosses, der sich nützlich machte, sagte er: Wir haben nicht mit deiner Ankunft gerechnet. Eigentlich haben wir mit gar keiner Ankunft gerechnet.

  • Der Bemerkung, dass sie sich lange nicht mehr gesehen hatten, war nichts mehr hinzuzufügen. Daher streckte Livianus dem früheren Senatskollegen und Freund seines Verwandten Meridius begrüßend die Hand entgegen.


    Die Verwunderung über das plötzliche Auftauchen des Decimers, war Hungaricus jedoch anzusehen und auch seine Aussage bestätigte nun Livianus bereits seit der Ankunft bestehende Befürchtung, dass keine Nachricht über den Kommandowechsel in Germanien eingetroffen war. Doch was sollte man machen. Die Administration des Palastes machte ich letzter Zeit nicht gerade auf Grund ihrer Zuverlässigkeit von sich reden, wie man überall hörte.


    "Das habe ich bereits bei meiner Ankunft befürchtet. Ich wurde vom neuen „Interimskaiser“ Vescularius Salinator nach Germanien entsandt um das Kommando der Legio II zu übernehmen. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass man auch dich darüber in Kenntnis setzt. Ich habe die Urkunden mit wenn du sie sehen möchtest. Sie tragen das Siegel des Kaisers."


    Das Livianus nicht gerade ein Freund des derzeitig amtierenden Praefectus Urbi war, konnte Hungaricus aus der spitzen Bemerkung bestimmt heraushören.

  • Er erwiderte die grüßende Hand seines Gegenübers und hörte sich die Erklärung des Decimus an. Bei einem bestimmten Wort legte sich - schon wieder - die Stirn in Runzeln.


    "Interimskaiser"? So schlimm ist es also schon in Rom? Valerian war also noch nicht tot - obwohl das hätte er bestimmt schon gehört, aber es ging ihm wohl noch immer nicht besser.


    Es wäre wünschenswert gewesen, auch etwas davon zu erfahren, da hast du vollkommen recht. Allerdings wundert mich jetzt gar nichts mehr. Die Kaiserkanzlei muß ein solcher Sauhaufen sein, wahrscheinlich haben sie lauter nubische Analphabeten angestellt oder so etwas. Ich hatte schon mehrmals Briefe nach Rom schicken müssen, keine guten, wie du dir vorstellen kannst. Und mindestens einer würde noch folgen.Nein, lass die Urkunden, ich glaube dir auch so.


    Im Endeffekt hatte man ihm also Arbeit abgenommen. Seine Frau würde sich freuen, die beschwerte sich eh schon , daß er nie Zeit hatte für sie. Ein langer Atemzug begleitete diesen Gedanken. Na gut, wenn du schon mal da bist, machen wir das beste aus dieser Situation... da ich keine persönlichen Sachen im Castellum habe, wirst du dich ungestört einrichten können. Es war ja alles in der Regia. Ich würde sagen, du richtest dich hier ein und machst dich mit allem vertraut. In wenigen Tagen können wir dann die offizielle Amtsübergabe machen, wenn du möchtest.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Er erwiderte die grüßende Hand seines Gegenübers und hörte sich die Erklärung des Decimus an. Bei einem bestimmten Wort legte sich - schon wieder - die Stirn in Runzeln.


    "Interimskaiser"? So schlimm ist es also schon in Rom? Valerian war also noch nicht tot - obwohl das hätte er bestimmt schon gehört, aber es ging ihm wohl noch immer nicht besser.


    Es wäre wünschenswert gewesen, auch etwas davon zu erfahren, da hast du vollkommen recht. Allerdings wundert mich jetzt gar nichts mehr. Die Kaiserkanzlei muß ein solcher Sauhaufen sein, wahrscheinlich haben sie lauter nubische Analphabeten angestellt oder so etwas. Ich hatte schon mehrmals Briefe nach Rom schicken müssen, keine guten, wie du dir vorstellen kannst. Und mindestens einer würde noch folgen.Nein, lass die Urkunden, ich glaube dir auch so.


    "Glaube mir, es liegt nicht alleine an der Administratio. Auch Salinator hat hier überall seine Hände mit ihm Spiel und mich hat schon oft das Gefühl beschlichen, dass einige dieser Dinge mit voller Absicht passieren. Auch meine plötzliche Einberufung nach Germanien kam nicht wirklich überraschend, obwohl ich nach meiner Rückkehr aus der parthischen Gefangenschaft nicht mehr damit gerechnet hätte, noch einmal das Kommando über eine Legio zu erhalten. Vielleicht hast du ja in der Acta über meine öffentliche Meinungsverschiedenheit mit dem Praefectus Urbi gehört? Im Zuge meiner Kandidatur für das Consulat konnte ich nicht umher dem Stadtpräfekten meine Meinung zu sagen. Nun ja. Was herausgekommen ist siehst du ja nun selbst. Er hat sich meiner auf raffinierte Art und Weise entledigt und alles geschieht im Namen des Kaisers."


    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Im Endeffekt hatte man ihm also Arbeit abgenommen. Seine Frau würde sich freuen, die beschwerte sich eh schon , daß er nie Zeit hatte für sie. Ein langer Atemzug begleitete diesen Gedanken. Na gut, wenn du schon mal da bist, machen wir das beste aus dieser Situation... da ich keine persönlichen Sachen im Castellum habe, wirst du dich ungestört einrichten können. Es war ja alles in der Regia. Ich würde sagen, du richtest dich hier ein und machst dich mit allem vertraut. In wenigen Tagen können wir dann die offizielle Amtsübergabe machen, wenn du möchtest.


    Livianus nickte zufrieden. Er hatte schon vermutet, dass der Statthalter nicht im Castellum wohnte, sonder die wesentlich größere Regia vorzog, von der es ja schließlich nur ein Katzensprung zum Castellum war.


    "Sehr gut. So werden wir es machen. Ich danke dir."

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