• Das letzte Dunkel der Nacht lag über dem großen Exerzierplatz des castellum der LEG XXII.


    Noch war die hora prima nicht angebrochen und noch herrschte hier Stille und der Platz lag leer und verlassen da.


    Noch… bis das Dröhnen der Hörner die Stille durchdrang.


    Dann kamen sie angeritten. Die Kommandos der decuriones und der Unterführer hallten über den campus. Außer dem Schnauben der Pferde und dem Klappern ihrer Geschirre war sonst nichts zu hören.


    Dann reihten sie sich ein: turma I, daneben die II., die III. und schließlich die turma IIII. Alles lief wie am Schnürchen ab, so wie sie es gelernt und oft durchexerziert hatten. Und da standen sie wie zur Parade.


    ... und keiner hatte gepatzt!


    Der decurio ließ sich nichts anmerken, aber er strahlte innerlich. Das waren seine equites, das war die Elite der legio, auf die der praefectus stolz sein mußte!


    Dann meldeten die jeweiligen decuriones.


    "Turma vollzählig angetreten. Marschbereitschaft hergestellt!"

  • Dragonum hatte sich zwecks symbolpsychologischer Effekte heute ebenfalls auf ein Pferd gesetzt, es war sein Pferd und er war es mittlerweile schon ettliche Male geritten und dennoch hatte er nie eine Bindung dazu entwickelt wie es immer in den Geschichten und Sagen erzählt wurde. Er hatte es für einige hundert Sesterzen aus einem der edelsten Zuchtställe erworben und es war für die Schlacht gezüchtet, schwarz und muskulös mit einem Geschirr das jedem Kenner auf Anhieb verriet das hier auf Zweckmäßigkeit, statt auf Schönheit geachtet worden war. Das Pferd lief und Dragonum saß drauf, das wars aber auch schon ... sie waren ein gutes Team, aber sicher keine Freunde wie die Helden aus den Sagen und ihre Pferde ...


    Als Dragonum schließlich den Campus erreichte wurde der Körper durchgedrükt und Rüstung und reifes Alter taten den Rest um den Praefecten wie eine Sagengestalt aussehen zu lassen, auch wenn Dragonum lieber wie ein fauler nasser Sack auf einem Esel ausgesehen hätte, denn dann hätte er zumindest nacher keine Rückenschmerzen gehabt ...


    "Salve Equites!"


    Das Handbuch für Offiziere verriet gleich auf der ersten Seite das man Soldaten inspirierte indem man so tat als wäre man nur wegen ihnen gekommen und würde sich über jedes einzelne der Gesichter freuen.
    Dragonum grüßte die Equites und nickte den Decurionen zu, dann lies er sein Pferd kurz auf die Hinterbeine steigen und drehte es so das er seinen Männern gegenüber stand ... jetzt war sein Klient dran ...

  • Die Aufstellung der turmae war zu seiner Zufriedenheit ausgefallen und der decurio schickte sich an von seinem Incitatus abzusitzen als er Equitanus rufen hörte.


    "Der praefectus, decurio."


    Der decurio nahm die Zügel wieder auf und einen korrekten Sitz ein. Dann hallte sein Befehl über den campus.


    "Equites diligentia! (*) Optimi sumus!"


    OPTIMI SUMUS


    Wie ein Sturm brandete der Schlachtruf von 120 Reitern, mit dem sie ihren paefectus begrüßten, über den campus. Dann wandte sich der decurio an den praefectus und meldete.


    "Nuntio. Turmae I bis IIII vollzählig zum Appell angetreten. Die Marschbereitschaft ist hergestellt, praefectus."



    Sim-Off:

    (*) Achtung!

  • Dragonum nickte zufrieden ...


    "Gute Arbeit Decurio!"


    Dann wandte er sich wieder den Reitern zu, deren Begeisterung für den bevorstehenden Feldzug es nun zu wecken galt ...


    "EQUITES! Schon seit Monaten stellen sich im Süden Banditen dem Wohlwollen des Imperiums in den Weg, sie überfallen Karawanen und stehlen alles was sie in ihre dreckigen Finger bekommen, sie ermorden alle die mit den Karawanen reisen und nur selten blieb ein tapferer Mann gerade genug am Leben um noch davon zu berichten! Sie töten aus Freude und Habgier und nicht nur Männer und Krieger nein auch Alte und Schwache, Kinder und Frauen werden dahingemetzelt! Selbst vor unseren Brüdern die dort unten für Ordnung sorgen, haben sie keinen Halt gemacht ... sie lockten sie in einen Hinterhalt und überwältigten sie in feiger Überzahl! Diese Gottlosen sind bereits von den Göttern gestraft worden heißt es ... sie tragen ihre Gesichter aus Scham auf der Brust und dennoch wagen sie es uns herauszufordern! ICH bin nicht bereit soetwas hinzunehmen! Der Kaiser ist nicht bereit soetwas hinzunehmen! ROM ist nicht bereit es hinzunehmen! ALSO FRAGE ICH EUCH WOLLEN WIR SIE DAMIT DAVONKOMMEN LASSEN?


    Starker unbändiger Zorn schwang in der Stimme des Präfekten mit als hätte er selbst Frau und Kinder durch diese Banditen verloren. Die Rage des Reiters hatte sich perfekt auf sein Pferd übertragen und es scharte unruhig mit den Hufen und schnaubte wild, wärend Dragonum im Sattel wütend zu seiner Rede gestikulierte, als könnte es selbst kaum noch die Schlacht abwarten ...

  • Die equites hatten der Rede des praefectus zugehört. Währenddessen studierte der decurio die Gesichter der Männer. Aus ihnen war nichts zu lesen. Sie standen regungslos da und hörten zu.


    Für alle stand fest: sie standen hinter dem praefectus.


    Und dann kam das, was sie zur Elite der legio machte: Sie antworteten nicht. Statt dessen brandete abermals der Schlachtruf der XXII. Reiterei über den campus.


    OPTIMI SUMUS


    Der decurio wußte, daß er sich auf sie alle verlassen konnte, bedingungslos!

  • Wieder ein zufriedenes Nicken und der Praefectus lies sein Pferd ein wenig hin und her laufen so das er langsam die Reihen der Reiter entlang ritt während er wieder zu ihnen sprach ...


    "In ein paar Tagen werden wir aufbrechen und mit Hilfe der Classis auf dem Nil nach Süden fahren, sie mögen vielleicht das erste Blut vergossen haben und vielleicht haben die Götter sie bisher nicht genug für ihre Verbrechen büßen lassen, aber nur weil sie genau wussten das WIR kommen! Weil sie wussten das wir sie ausbluten lassen werden! Wir räuchern die Erdlöcher aus in denen sie hausen und schneiden ihnen das hämische Grinsen aus der Brust, auf das nur noch Pluto ihren Anblick ertragen muss wenn er sie holt!
    Doch bevor wir uns auf den Weg machen, bevor die harte Arbeit eines Eques auf euch wartet, sollt ihr euch ausruhen damit ihr mit ganzer Kraft gen Süden ziehen könnt! Decurio Decimus!?"


    Dragonum wandte sich zu seinem Klienten und streckte einen Arm in seine Richtung aus, als wolle er ihn den Männern vorstellen, wobei diese ihn wohl besser kannten als er selbst ...


    "Ich möchte das du den Männern am heutigen Abend eine zusätzliche Rast gönnst! Vor all dem Schweis und Blut sollen sie Wein und Fleisch genießen!"


    Es wirkte als habe der Praefectus aus einer spontanen Laune heraus entschieden den Männern diese Sonderbehandlung zukommen zu lassen, doch in Wahrheit war natürlich alles schon von längerer Hand geplant, zumindest was den Stab anging. Außerdem vielen Wein und Fleisch für eine ganze Legion nicht vom Himmel, selbst in Roms Armeen nicht. In schon ein paar Stunden würden die vielen Soldaten feinste römische Küche genießen, gemeinsam mit gutem italienischem Wein und den patriotischen Gedanken an Ruhm und Ehre die im Süden auf sie warteten. Falerner und Huhn a la Fronto für die Offiziere, Landwein und Räucherfleich mit Brot und Käse für die Soldaten und alles auf Kosten des Praefectus Legionis ....


    Sim-Off:

    Angebote in der WiSim! ;)

  • Der decurio war den Worten des praefectus gefolgt. Und das mit gemischten Gefühlen. Was ihnen zu entnehmen war, war nicht viel und das wenige war nicht gerade verheißungsvoll.


    Als sein Vorgesetzter auf die Sonderzuteilung von Wein und Fleisch zu sprechen kam mußte er schmunzeln. Irgendwann hatte er von einem Handbuch für höhere Truppenführer gehört und von Tätigkeiten, die diese vor Beginn eines Feldzugs zu absolvieren hatten. Die Ansprache hatten sie hinter sich und nun die Sonderzuteilung an Verpflegung.


    Der decurio sinnierte. Ein gesunder Appetit ist aus zwei Gründen eine gute Sache. Man kommt in eine Phase, in der man einen erhöhten Kalorienverbrauch haben wird und außerdem ist es der sicherste Weg, Vorräte ins Feld mitzunehmen, wenn man sie als zusätzlichen Speck um die Hüften transportiert. Schließlich kann man gleichzeitig fett und fit sein, und auch ein eques sollte alles daran setzen, beides zu werden bevor er für längere Zeit ausrückt.


    Er sah auf den praefectus. Wird er sich an dem angesetzten Appell beteiligen oder würde er abrücken lassen?

  • Dragonum besah sich die Männer noch einmal etwas genauer, auch wenn ihre Minen kaum eine Gefühlsregung verrieten so war sich der Praefect sicher das er gerade den ein oder anderen Tost auf seinen Namen provoziert hatte ...


    "Gute Arbeit Decurio Decimus! Den Rest des Apells überlasse ich deinen fähigen Händen und Augen!"


    Dragonum grüßte nochmal sporadisch die Equites und verlies dann den Campus, um kurz nachdem er ausser Sicht war endlich vom Pferd zu steigen und zu Fuß zur Principia zurückzukehren ...

  • Der decurio grüßte den praefectus, hielt dann seinen rechten Arm hoch und wirbelte mit der gespreizten Hand. (*)


    Nachdem sich die decuriones II - IIII bei ihm gemeldet hatten, wies er sie an.


    "Wir werden für längere Zeit vom castellum abwesend sein. Equites, Pferde und Ausrüstungsgegenstände dürfen nicht die kleinsten Mängel aufweisen. Hautaugenmerk ist auf unsere Spezialgeräte zu richten."


    Er wandte sich an den decurio der turma quarta und zwinkerte mit dem Auge.


    "Hast du auch dein Spezialgerät am Mann, decurio Venox?"


    Der grinste zurück und deutete auf sein rechtes hinteres Sattelhörnchen.


    "Nicht am Mann, aber am Pferd, decurio Decimus."


    Der decurio nickte, so mußte es sein! Dann befahl er.


    "Appell beginnen! Unregelmäßigkeiten mir sofort melden!"


    Er selbst nahm den Appell bei seiner turma ab.



    Sim-Off:

    (*) unterstellte decuriones zu mir!

  • Noch nie war er nach so schneller Zeit beendet und noch nie gab es trotz verschäfter Durchsicht der decuriones keine Beanstandungen.


    Die versprochene Sonderration von Fleisch und Wein sowie die zusätzliche Freizeit hatten unverkennbar einen Einfluß auf den Ausgang des Appells.


    So meldeten die decurions II - IIII.


    "Appell durchgeführt. An Pferden, equites und Ausrüstung keine Beanstandungen, decurio."


    Diesen gab Anweisung, ihre jeweilige turma abrücken zu lassen. Seiner turma befahl er.


    "Turma I, aufsitzen. In die Quartiere abrücken. Anschließend Empfang der Sonderrationen und Zeit zur freien Verfügung. Wegtreten!"


    ... und dann verbrachten sie nacheinander ihre Pferde in die pabula: turma I, II, III und IIII ...

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