Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen II

  • Für den Kaiser höchstpersönlich hätte die Höflichkeit und Umsicht, mit der Lichas Duccius Vala ins Atrium der Villa Vinicia führte, auch nichts zu wünschen übrig gelassen
    „Wie gesagt, nur einen Moment“, erwähnte Lichas noch einmal. „Du kannst dich ja in der Zwischenzeit schon mal setzen, wenn du möchtest.“
    Dann verabschiedete er sich mit Verweis auf den Herrn und beeilte sich auch schon, eben selbigen bald herzubekommen.

  • Vala wollte sich natürlich nicht setzen. Sitzen gab ihm irgendwie das Gefühl ausgeliefert zu sein... fast so schlimm wie liegen. Wer lag, war wehrlos.
    Er bedankte sich artig bei dem Sklaven, und verbrachte die Zeit mit dem Studieren der Wandmalereien. Er LIEBTE römische Kunst. Auch wenn ihm die angemalten Statuen, die Götter darstellten sehr abstrus vorkamen.


    Irgendwann hörte er Schritte, und als er den eintreffenden Hausherrn erblickte, lächelte er diesen erfreut an: "Consularis Vinicius. Vielen Dank, dass du dir so.. kurzfristig ist noch untertrieben... unmittelbar für mich Zeit nimmst. Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen, wie geht es deiner Frau und deinen Filii??"

  • Nach Lucianus betrat auch Phaeneas das Atrium und positionierte sich im Hintergrund.
    Er registrierte den duccischen Klienten, von dem der bithynische Sklave sich längst nicht mehr daran erinnerte, dass er ihn in Germania mal getroffen hatte. Dafür war sein Gedächtnis, was Vergangenes anbelangte, viel zu löchrig. Schließlich war er es gewohnt, dass die Gegenwart all seine Konzentration erforderte, sein Detailwissen über seine momenante Situation entscheidend war. Eine frühere flüchtige Begegnung verabschiedete sich da schnell aus seiner Erinnerung.
    Obwohl ihm sein Leben bei Lucianus längst nicht so viel Kraft abverlangte wie es bei vorherigen Herrschaften zu sein pflegte. Infolge dessen war er auch nicht mehr so müde und zerschlagen, wie ein Aufatmen, so schien es ihm schon seit all den Jahren. Trotzdem schlief er abends, sobald er sich hinlegte, sofort ein, um morgens pünktlich auchzuwachen. Aber der Schlaf war nicht mehr so kostbar, weil er auch nicht gefährdet war, durch sich willkürlich ändernde Arbeitszeiten.

  • "Die Politik...", antwortete Vala mit einem vergnüngten Schmunzeln, "..zum ersten Mal aber die Politik in eigener Sache, Senator Consularisque. Ich bin im Begriff mich für die kommenden Wahlen aufstellen zu lassen.. ich habe meine Stelle als Scriba bei Senator Marcus Aurelius Corvinus aufgegeben, um mich ganz dem Wahlkampf widmen zu können. Ich hoffe, in den letzten Jahren genug Erfahrung und Können gewonnen zu haben um die meisten Senatoren von meinen Qualitäten überzeugen zu können."


    Vala machte eine kleine Kunstpause, und kam dann zum Punkt: "Ich bin hier, um dich zu bitten Fürsprache für mich zu halten wenn es hart auf hart kommt.. und vielleicht ein wenig Werbung für mich bei deinen Gesinnungsgenossen zu machen."
    Vala war sich durchaus bewusst, dass es für ihn schwer werden würde in den Senat gelassen zu werden... deshalb brauchte er an Unterstützung was er bekommen und zusammenkratzen konnte.

  • "Es freut mich, dass es immer wieder junge Männer in die Politik zieht..... Rom braucht frischen Wind...... als Klient meines Bruders ist dir meine Unterstützung natürlich gewiss..... und ich werde auch bei deiner Wahlrede das Nötige tun.


    Die Werbetrommel, allerdings, musst du schon selbst rühren. Scheue dich nicht, wichtige Senatoren zu besuchen, dich vorzustellen und ihnen deine Motivation zu erläutern und du wirst sehen, dass dies Wirkung haben wird.


    Der Name meines Bruders wird dir hierbei sicherlich von großen Nutzen sein!"

  • Vala lächelte milde, als ihm der Consular die erhoffte Unterstützung zusicherte.


    "Was die Besuche bei wichtigen Senatoren angeht, habe ich es in den letzten Wochen zu einem wahren Meister des Klinkenputzens gebracht, wenn ich einen Moment protzen darf. Ich hoffe, dass sich die Liste der Senatoren, die ich für mich gewinnen konnte noch etwas erweitern wird. Ich kann meine Dankbarkeit für deine Unterstützung nicht in Worte fassen, sobald es mir möglich sein wird, deine Hilfe zu honorieren, werde ich nicht zögern, dies auch zu tun." Immerhin wusch eine Hand die andere, auch wenn der Vinicier im Moment in der Lage war, seine Probleme und Notwendigkeiten alleine zu meistern... irgendwann würde es Vala geschafft haben weit genug zu kommen um all jenen, die ihm geholfen haben das zu erreichen auch die entsprechende Dankbarkeit zu zollen.


    Wieder verschaffte ihm eine kleine Kunstpause die Möglichkeit zum nachdenken, wie er ihm sein nächstes Anliegen darlegen sollte, das immerhin für seine Sippe von nicht zu verachtender Wichtigkeit war.
    "Ehm... da wäre noch etwas, und es ist mir... nun sagen wir, es ist mir nicht unangenehm darauf zu sprechen zu kommen, wo ich dich doch gerade erst um etwas gebeten habe... aber... nun, meine Familie macht zur Zeit eine Phase großer Not durch. Unser Sippenoberhaupt Tiberius Duccius Lando wurde erschlagen, und das große Handelshaus ist niedergebrannt. Wir stehen ehrlich gesagt vor einem Scherbenhaufen. Dein Klient, Numerius Duccius Marsus ist nun der Führer meiner Sippe, doch wir sind schwach. Es...", er zögerte, was er normalerweise nie tat, aber dies war eine Sache, die man nicht jeden Tag vorbrachte, "..es wäre eine Sache von nicht geringer Bedeutung für uns, wenn du für deinen Klienten Fürsprache halten würdest, damit er zum Eques Imperii ernannt wird."
    Vala sah ziemlich bedröppelt drein... eigentlich hasste er es, um Hilfe zu bitten, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil der Politik war es, mächtigere um Schutz zu bitten damit man selbst mächtig genug werden konnte um später anderen Schutz zu gewähren.

  • "Marsus..... ja ich erinnere mich.... schon lange nichts von ihm gehört"


    Das ärgerte dann doch ein wenig, doch nicht genug, um ihm die Hilfe zu widersagen.....


    "Natürlich werde ich ihm gerne helfen, doch werde ich morgen Früh eine Dienstreise antreten, die etwas länger dauern wird. Also werde ich erst danach mit dem Kaiser, bzw. seinem Stellvertreter reden können...... gibt es denn schon einen Vorschlag diesbezüglich? Mein Bruder, der Statthalter von Germanien wäre da sicher eine gute Wahl, diesen Vorschlag zu tätigen!"


    Somit hätte der Duccier gleich zwei Fürsprecher....

  • "Vielen Dank, Senator. Allerdings glaube ich, dass es für meinen Patron eher unpraktisch wäre, sich auch darum noch zu kümmern. Seine Antworten aus Germanien lassen immer recht lange auf sich warten, weshalb ich davon ausgehe, dass er wohl alle Hände voll zu tun hat. Aber wem erzähle ich das?", lächelte Vala verschmitzt, sprach er doch mit niemand anderem als dem vorangegangenen Legaten in Germania. Der Grund, warum er es eher vorzog seinen Patron nicht in die Erhebung Witjons mit einzubeziehen war jedoch ein anderer: ganz eigennützig wollte Vala die Fürsprache seines Patrons nicht überstrapazieren, in dem er für gleich zwei Duccii eintrat. Vala wollte in den Senat, das würde schon genug Fürsprache brauchen, da musste er seinem Vetter auch nicht über Maß aushelfen.

  • "Ich werde deinen Rat beherzigen, Senator.", meinte Vala, und hatte sich längst entschlossen eben das nicht zu tun. Er würde seinen Patron selbst brauchen, um sich den Ordo Senatorius zu ergaunern, "Wo es mir einfällt, und bevor ich es wieder vergesse: ich soll dich von meiner Tante, Duccia Venusia grüßen. Als Frau deines Klienten verbindet sie nur schöne Gedanken mit dir, und so ist es meine Aufgabe dies in ihrer Abwesenheit zum Ausdruck zu bringen."


    Ein Thema, das er schon lange hatte in den Raum werfen wollen, gab es noch. Er war sich darüber sehr im klaren, dass er einem Mann wie dem Consular von keiner großen Hilfe sein würde und konnte, aber mit kleinen Schritten fing man das Laufen an. Und selbst wenn diese Schritte über Leichen gingen, so hatte Vala noch das kleinste Problem damit:
    "Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, Senator, so wäre ich nur allzu gerne bereit dir zur Hand zu gehen."

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