• >Ein Bad – genau das ist es, das ich jetzt brauche>, Iulia Cara schritt zielstrebig durchs Atrium. Erschöpft von dem langen Nachmittag in der Stadt, der zu einigen hübschen Errungenschaften geführt hatte, die sie nutzen wollte, um diesem Haus ein wenig Gemütlichkeit einzuhauchen. Der Händler der Freya hatte es ihr beim Feilschen nicht sonderlich einfach gemacht, dafür hatte Cara einiges darüber in Erfahrung bringen können, was während ihrer Abwesenheit in der Stadt geschehen war. Duccius Lando war verstorben und auch außerhalb des Soldatenlagers war der Name des Legaten allgegenwärtig.


    „Ein erfolgreicher Nachmittag, nicht?“, meinte Corona. Die Iulia war selbstverständlich nicht allein zum Bummeln losgezogen, sondern hatte ihre Verwandte mitgenommen. Nicht nur der Gesellschaft wegen, Corona besaß einen ausgezeichneten Geschmack und konnte mit den Kaufleuten wie eine Löwin um die besten Preise feilschen. Schon allein ihres Geldbeutels wegen war es ratsam, Corona an seiner Seite zu haben. Einmal ganz davon abgesehen, dass Cara ihre Verwandte sehr gern hatte.


    „Ja, ich glaube, wir haben ein paar sehr hübsche Sachen gefunden…“, pflichtete Cara ihr mit einem Blick auf die beladenen Sklaven hinter ihnen hinzu. Die Frauen kauften ein und die Männer hatten die Einkäufe zu tragen. Selbst Nicocholus, Coronas Sklave, war als Packesel eingespannt worden. Sie mussten vorsichtig sein, was ihre Reisekasse betraf. Noch machte sich die Iulia darüber aber noch keinen Kopf. „Wir sehen uns später bei der cena, ja? Ich möchte gern noch ein Bad nehmen…“, Corona nickte. „In Ordnung! Bis später!“, fügte sie lächelnd hinzu und verschwand gefolgt von dem Griechen, in Richtung ihres cubiculums. Unterdessen winkte Cara einen Sklaven heran, der ihr zufällig des Weges kam und erteilte ihm entsprechend Anweisung das balneum vorzubereiten.


    Eine Viertelstunde später…eine Woge aus feuchter, duftschwangerer Luft umfing Cara, als sie das balneum betrat. Einen Moment lang schloss sie die Augen und atmete tief durch. Der schwere Dampf durchströmte ihre Lungen. Als die junge Iulia ihre Lider wieder aufschlug stand wie aus dem Nichts eine braunhaarige Frau in zweckmäßiger Gewandung vor ihr.“Huch?!“ Beim Eintreten war sie ihr gar nicht aufgefallen, dass sie nicht allein war. Einmal davon abgesehen war ihr noch keine einzige Frau im Gefolge des Decimers begegnet. Entweder sie versteckten sich vor ihr, oder es gab keine. Letzteres konnte sie sich aber nicht so recht vorstellen. Nicht bei Männern. Die Frau war etwa in ihrem Alter, vielleicht ein wenig älter und ganz offensichtlich weder Germanin noch Gallierin, obwohl sie eine Sklavin des Hauses zu sein schien. Schon allein diese Beobachtung war bemerkenswert. „Salve“, grüßte sie die Frau lächelnd, als sich ihre erste Überraschung gelegt hatte. „Wie ich sehe, ist schon alles vorbereitet – sehr schön…“, meinte Cara mit einem Blick durch das Bad.

  • Die ersten Dampfschwasen zogen durch den Raum und die freuchtwarme Luft forderte langsam ihren Tribut von Amatheia, ihre Kleidung und Haare begannen schon jetzt an ihrem Körper zu kleben. Am liebsten hätte sie für einen kurzen Moment den Raum verlassen. Mit einem letzten prüfenden Blick schaute sie ob alles für ein Bad Notwendige an seinem Platz war. In diesem Moment hörte sie, dass die Tür sich öffnete und sie nicht mehr allein war. Amatheia ging zur Tür um den Gast zu begrüßen, doch die junge Frau, die soeben das Balneum betreten hatte schaute sie an, als hätte sie einen Geist gesehen. Dabei fühlte sich die Sklavin sehr lebendig und war ganz sicher nicht tot.
    "Salve. Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken." entschuldigte sie sich, wie es im Allgemeinen von ihr erwartet wurde. Wenn sie wollte, konnte sie diese antrainierte Höflichkeit wie eine Decke über ihre wahren Empfindungen breiten und diese darunter verstecken. In diesem Fall war das jedoch nicht nötig. Schließlich war Amatheia den Gästen im Haus bis jetzt nie begegnet und kannte sie daher auch nicht. Allein die Tatsache, das Besuch immer zusätzliche Arbeit bedeutete hätte sie ihnen anlasten können. Von den Plänen der jungen Frau zur Umgestaltung des Hauses, wusste die Sklavin glücklicherweise noch nichts.


    "Ich bin Amatheiastellte sie sich vor"Brauchst du noch Hilfe oder soll ich dich allein lassen?" Abwartend schaute sie die Frau an und nutzte die Gelegenheit sie eingehender zu betrachten. Sie hatte rote Haare, die offenbar nicht gefärbt waren und eine alabasterfarbene Haut. Insgesamt eine eher ungewöhnliche Erscheinung für eine Römerin.

  • „Schon gut...“, winkte Cara mit einer gelassenen Handbewegung ab, als sich die Frau, so höflich wie ihr die meisten Sklavinnen begegneten, bei ihr entschuldigte. Für gewöhnlich schätzte es die junge Iulia nicht, wenn Sklaven dazu neigten, freiwillig auf den Knien vor ihren Herren herum rutschten, sich gar selbst erniedrigten. Der Geruch der Angst haftete ihnen meilenweit an. Mit Sophie war das nie so gewesen. >Sophie< .Natürlich war sich die junge Griechin ihrer Stellung bewusst gewesen, aber sie hatte dennoch ihren eigenen Kopf gehabt. Der sie wiederum dazu verleitet hatte ihre Beine in die Hand zu nehmen und zu türmen. Cara konnte ihr nicht böse sein. Gerade aus dem Grund, da sie Sklaven eigenes Denken zugestand, es eigentlich auch forderte (wer mochte sich schon mit Toten umgeben). Die Enttäuschung über missbrauchtes Vertrauen blieb dennoch. Sie würde vorsichtiger sein. Das hielt die junge Iulia jedoch nicht davon ab, sich neugierig zu fragen >Was sich wohl hinter ihrer Maske der Höflichkeit verbirgt?<


    „Eine Nymphe“, bemerkte Cara lächelnd. „Das heißt du beschützt Gestrandete...tust du das denn?“ Es mutete wie reine Spielerei an, war aber auf einer anderen Ebene ernst gemeint. Eine Frage nach dem Holz, aus welchem sie geschnitzt war. Kannte sie Mut und Verantwortung? Da sie davon ausging, dass Amatheia eher die Spielerei aufnehmen würde, wandte sie ihr mit „Würdest du mir die Klammern aus dem Haar machen?“, den Rücken zu. Im Grunde war es doch unerheblich was für ein Mensch sie war. Sie war eine Sklavin. Alle Sklaven wollten frei sein. Auch sie würde gewiss die erste Gelegenheit ergreifen. Was nutzte es da, eine engere Beziehung zu ihr aufzubauen....

  • Wulfgar war noch müde als er mit halb offenen Augen schlurfte er dorthin. Er entkleidete sich und schüttete sich ersteinmal einen Kübel Wasser über den Kopf und schüttelte sich ersteinmal Wach. Er war gestern der letzte der ins Bett gegangen war. Aber vermutlich nicht der erste, der wach wurde. Er tauchte seinen Schädel nocheinmal in das Wasser und als er wach war, wusch er sich den Staub von der Reise ab. Jetzt fühlte er sich wieder sauber. Dann holte er sich eine frische Tunika aus seinen Kleidungsbeutel und im Anschluss wollte er gleich die Culina aufsuchen.

  • Victor betrachtete Agrippa der sich ächzend auf eine Bank niederließ und legte seinen Beutel ab. Wie das ganze Haus war auch das Balneum in römischem Stil eingerichtet. Es dominierte Marmor und Gold.
    Wer ist denn Morrigan,...der Wundarzt?
    fragte er, während er ohne Scham sich seiner Feminalia und seiner Tunica entledigte. Langsam und mit geschlossenen Augen ließ er seinen Kopf ein paarmal im Atlas kreisen, sah dann an sich hinab und meinte,
    ...die Sachen kannst du verbrennen,...und ich glaube dein Masseur konn sich auf eine längere Enthaarung einstellen.
    In der Tat war sein Oberkörper voller schwarzer Locken von denen ein fast schon moschusartiger Duft aufstieg.
    Er erinnerte ihn ein wenig an den Geruch der Weiber in den Grenzdörfern, nur wußte er daß dieser von Talk kam, mit dem sie sich einschmierten. Ein Schaudern überzog seinen Körper, es wurde allerhöchste Zeit. Langsam begann er seinen Verband abzunehmen, dummerweise klebte er an seiner Wunde über dem Ohr fest. Verflixt,...na, das soll der Wundarzt machen... Er wickelte den verband wieder halbwegs fest um den Kopf und betrachtete seine anderen Verletzungen.

  • Als Taira das balneum betrat saßen dort zwei nackte Männer, von denen der eine, soweit sie das sah der Neffe des Legaten, gerade wieder seinen Verband um den Kopf ... wickelte war wohl der falsche Ausdruck. Das konnte nichts werden. Und wenn der Verband gar noch mit der Haut verkrustet war ...


    "Darf ich das für Dich tun, Herr?" fragte Taira, indem sie bereits ohne eine Antwort abzuwarten Wasser in eine Schale schöpfte und nach einem frischen Tuch griff. Während sie auf eine Antwort wartete, glitt ihr Blick über den Körper des vor ihr sitzenden Mannes. Abgesehen von ein paar Schnitten, die, wenn sie tief genug gingen, seinen Bi- und Triceps verletzt hatten, schien er, dem Blutfleck des Verbandes an seinem Kopf nach, noch eine Verletzung auf der rechten Kopfseite zu haben. Reden ging noch, also war der Unterkiefermuskel wahrscheinlich nicht oder nur leicht betroffen. Allerdings war die verklebte Masse von Blut, Haar und Haut sicher unangenehm. Der Rest machte bis auf einige kosmetische Kleinigkeiten und dem "Geruch" einen ganz ... hmmm .. anschauenswerten Eindruck. Aber diesen Gedanken verkniff sich Taira sofort wieder. Noch bevor der Neffe des Legaten antworten konnte, fragte Taira weiter: "Soll ich Dir den Verband hier auf der Bank lösen oder möchtest Du Dich schon ins Wasser begeben?" Das sie damit indirekt voraussetzte, dass er das überhaupt wollte, fiel ihr erst mit einem Erschrecken auf, als sie die Frage bereits gestellt hatte. Um abzulenken fragte sie schnell weiter: "Und wie ist es mit Deinem Begleiter?" Taira schaute den anderen an um zu sehen, ob und wie schwer auch dieser verwundet war. Dann nahm sie ein Fläschchen mit Rosenöl aus dem Korb mit den Essenzen und schaute den Neffen des Legaten fragend an.

  • Victor hatte sich überlegt sich ganz in die Hände der jungen Sklavin zu begeben. Sie wirkt auf ihn so als hätte sie schon öfter Wunden gesehen.
    Auf ihre Frage hin meinte er,
    ...oh,...ich denke, es wäre das Beste, wenn du mir den Verband hier auf der Bank löst,...ich möchte dich nur bitten mir vorher ein Tuch zu geben, ..sonst wird es mir untenherum zu kalt...
    Inzwischen war Agrippa fertig mit seiner Entkleidung. Mit einer Mischung aus Abscheu, Entsetzen und absoluter Neugier betrachtete er den durchgebluteten Verband an seiner Seite. Der Hieb mit dem Speer hatte ihm eine tiefe Wunde über der untersten Rippe eingebracht. Nach dem Kampf hatte man ihm den letzten Rest seiner Essigration auf die Wunde geschüttet, weshalb auch seine Feminalia etwas nach Salmiak rochen.
    Mit dem Zeigefinger tippte er bald hierhin bald dorthin. Was er spürte war ein leichtes Ziehen. Vielleicht hatte die Prozedur ja genügt um Wundfieber abzuhalten. Mit einem Seufzen nahm er wieder auf der Bank platz und betrachtete völlig in sich gekehrt sein Gemächt.
    Es ist doch immer wieder seltsam, daß er so klein und schrumpelig wird in diesen schwülwarmen Baderäumen...
    Victor blies ein wenig die Backen auf sah Thalis an und hoffte, daß ihre Lateinkenntnisse mit dieser Feststellung überfordert waren.
    Möglichst beiläufig entgegnete er, Naja,...dann solltest du diese Räume meiden, wenn dein Ego dermaßen verunsichert wird. und zu Thalis auf griechisch.
    Auf geht´s,...löse mir den Verband,...und wasch´mir die Wunden ordentlich mit Essigwasser aus,...danach will ich für den Rest des Tages in´s Wasser,...Agrippa kann sich ja der Masseur vornehmen,...dieser Morrigan...
    Er fragte sich gleichzeitig ob die Kombination des Badezusatzes seiner Wundheilung entgegenkam.

  • Taira nahm eines der Handtücher, faltete es zusammen und legte es als Stütze unter Victors Kopf. Er hatte auch noch eine oberflächliche Wunde auf dem Schulterblatt, die Taira bis jetzt entgangen war. Nun, auch um die würde sie sich zu gegebener Zeit kümmern. Ein zweites Handtuch deckte sie ihm über Beine um Lenden um ihn vor der Kälte zu schützen. Sie fragte sich zwar, was hier in dieser Schwüle kalt sein sollte, aber wenn er es wünschte, bitte. Sein Begleiter hatte ja auch irgendetwas in dieser Richtung gesagt.


    Dann nahm Taira den Korb mit den Badeutensilien und stellte ihn neben die Bank, auf der der Neffe des Legaten lag. "Erlaubst Du mir bitte, dass ich mich neben Dich setze?" Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten hob Taira Victors rechten Arm etwas an und legte ihn auf seinem Bauch wieder ab. Auf dem freigewordenen Streifen Bank versuchte sie sich seitlich zu setzen und mit zumindest einem Oberschenkel genug Halt zu finden um nicht abzurutschen. Bei dem, was sie vor hatte wäre es fatal, wenn sie zittern oder gar wackeln würde.


    Gerade als Taira eine Schere aus dem Korb nahm, kam Morrigan in das balneum. Sie hatte zwei Körbe und zwei Krüge Posca dabei. Einen der Krüge und einen Korb stellte sie vor Taira neben die Bank. Taira lächelte Morrigan an und sagte leise auf Griechisch: "Danke Morrigan!" Aus den Augenwinkeln versuchte sie schmunzelnd das Gesicht des Neffen zu sehen, als sie Morrigans Namen nannte. Sicher würde Morrigan Eindruck auf ihn machen. Morrigan nickte Taira zu und ging mit dem zweiten Korb und dem zweiten Krug zu Agrippa um sich um dessen Wunden zu kümmern.


    Taira löste die Windungen des Verbandes von Victors Kopf und begann, mit der Schere die freien Teile des Verbandes wegzuschneiden. "Das war übrigens Morrigan." meinte sie zu Victor, während sie die Verbandschnipsel zu Boden warf. "Sie führt das Haus und meine Aufgabe ist es unter anderem, ihr zur Hand zu gehen." Als sie das sagte, schaute Taira Victor in die Augen. Als sie sich dieser Vermessenheit bewusst wurde, wand sie sich schnell ab und holte ein kleines Rasiermesser aus dem Korb. Der vergoldete Griff hatte die Form eines Widders und die Klinge konnte um eine kleine Achse durch den Hals des Tieres auf und zugeklappt werden. Taira klappte die Klinge aus und mit einem leisen Klicken arretierte sie im Griff des Messers.


    Taira legte das Messer neben Victors Hals und nahm sich den Krug mit Wasser und eines der Tücher. Sie feuchtete das Tuch an und begann, die Stelle um die Wunde und das geronnene Blut damit abzutupfen. "Du wirst wohl ein paar Haare verlieren, die mit dem Grind verbacken sind." meinte sie zu Victor. Als sich der Grind das erste kleine Stückchen von der Haut löste, legte Taira den Lappen beiseite und nahm das Rasiermesser. Sie beugte sich vor und zog vorsichtig mit der Linken den Klumpen aus Haar, Stoff und geronnenem Blut etwas von Victors Kopf weg. Die eingeschlossenen Haare spannten sich und Taira setzte knapp über Victors Kopfhaut das Rasiermesser an. Sie durchtrennte Stückchen für Stückchen Victors verklebte Haare, so dass sich der Klumpen jetzt schon etwas weiter löste. Diese Prozedur aus anfeuchten, vorsichtig anheben und abschneiden wiederholte sie so lange, bis sie die Reste des Verbandes vollständig abgelöst hatte.


    Dank der abgeschnittenen Haare lag die Wunde jetzt gut sichtbar vor ihr. Sie tauchte einen Schwamm in den Posca und strich damit über die Wundfläche. Der Klumpen geronnenen Blutes schien gute Arbeit geleistet zu haben. Frische, rote Haut hatte die Wunde fast vollständig überzogen und sie schien auf einem guten Wege der Heilung zu sein. Als Taira sich nah über die Wunde beugte um deren noch nicht verwachsenen Teil genauer zu betrachten, entdeckte sie in dem noch offenen Teil einige Härchen, die sie mit einer Pinzette entfernte. Vicors Atem neben ihrem Ohr machte sie nervös und sie musste sich mehr als so schon zusammenreissen, um nicht zu zittern und um mit der Pinzette sicher zuzugreifen. Taira setzte sich wieder auf und betrachte zufrieden ihr Werk. Sie befeuchtete den Schwamm erneut mit Posca und wusch die Schnitte auf Victors Oberarm vorsichtig ab. Die sahen so aus, als wäre Zeit alles, was hier für eine gute Heilung noch nötig wäre. Jetzt müsste sie sich noch Victors Schulterblatt ansehen. Taira wand sich an Victor: "Posca ist gut und hat sicher schon vielen Soldaten geholfen. Aber nur mit Posca werden Narben bleiben. Erlaubst Du, dass ich noch die Wunde auf Deinem Rücken anschaue? Wenn Du ins Wasser gehst, so wird das Wasser mehr helfen als schaden. Versuche jedoch bitte, keine Seife auf die offenen Stellen kommen zu lassen. Und wenn Du wünschst, dass ich nach dem Bad noch etwas gegen die Narben tun soll, sage es mir bitte."

  • Gleich mehrere Eindrücke ließen seine Intuition fragwürdig werden. Offenbar war war ihm der Name Morrigan so fremd, daß er annahm er gehöre zu einem Mann. Es gefiel ihm den Schalck in Thairas Augen zu sehen. Lächelnd nahm er es zur Kenntnis. Er empfand fast als Schade als sie ihren Blick abwandte und sich weiterin der Kopfwunde widmete. Morrigan war also der Maior domus hier, interessant und gut zu wissen.
    Er brummte mit halbgeschlossenen Augen nur seine Kenntnisnahme und erwartete einen Schmerz den er unweigerlich mit dem Ablösen des Verbandes nahezu körperlich rechnete. Der Schmerz blieb aus. Stattdessen beschäftigte er sich mit der Tatsache, daß er nun eine seitliche Glatze tragen würde. Er beschloss die langen Haare noch eine Weile zu behalten um diesen Umstand zu kaschieren. Das macht nichts,...mach´es nur ordentlich.
    Dann kam doch ein Schmerz, ein leichtes Ziehen als sie die Wunde säuberte.Mit Posca,...also verdünntem Essig. Kurz überlegte er ihr in die Parade zu fahren,...jedoch wirkte ihre bisherige Arbeit so als wüßte sie was sie tat. Narben?...nun, wir Römer haben im Grunde nichts gegen Narben,...sie sind sehr hilfreich wenn wir unsere Geschichten später etwas ausschmücken wollen. Diese Narbe würde bald wieder von Haaren bedeckt sein. Als sie fertig war und nach der Rückenwunde fragte erhob er sich und wandte ihr wortlos den Rücken zu.
    Sein Vertrauen in ihre Heilkünste war im Moment vollkommen.
    Keine Seife in die offenen Stellen,...nun,...das dürfte etwas schwierig werden,...ich denke du wirst die Wunden wohl nachbehandeln müssen.
    Mit ein wenig Mühe erhob er sich, legte das Tuch auf die Bank und stieg ins Wasser. Ein wohliges Gefühl durchströhmte ihn. Nach einer Phase der Entspannung machte er sich daran mit einem Schwamm den Schmutz aus seinem Gesicht zu entfernen.
    Er arbeitete sich langsam vor und wechselte dabei öfter die Position um nicht im verschmutzten Wasser zu sitzen. Was bei der Größe der Wanne kein Problem war.
    Immer wieder zuckte er leicht zusammen wenn er mit dem Schwamm an die Schnittwunden kam. Jedoch wollte er nicht, das die junge Sklavin ihn für ein Weichei hielt und so trug er stoische Gelassenheit und eine offensichtliche Unempfindlichkeit gegen Schmerzen zur Schau.
    Endlich war er fertig und entstieg dem Wasser. Ein Blick auf die Oberfläche ließ ihn den Kopf schütteln. ...ich denke der gute Agrippa braucht neues Wasser,...das hier sieht fast so aus wie das Moor welches wir vor ein paar Tagen passiert haben,...wenn es auch nicht annähernd so stinkt.
    Er nahm sich ein frisches Tuch und begann sich abzutrocknen, immer schön vorsichtig an den Wunden. dann meinte er,
    ...so,...ein wenig Nachbehandeln und dann geht´s in die Kiste,...ich bin ehrlich gesagt todmüde!

  • Nachdem Taira auch die Wunde auf dem Schulterblatt gesäubert hatte, packte sie die Tücher und die Kosmetikutensilien zusammen, während sich Victor etwas schwerfällig erhob und in die bereitstehende Wanne stieg. Der große tapfere Held und Narbenträger gab sich reichlich Mühe nicht zu zeigen, dass seine Wunden doch lebendes und empfindendes Fleisch waren. Darin waren sich wohl alle Männer der Welt gleich, dachte Taira, die genau das schon so oft zu Hause erlebt hatte.


    Nachdem sie auch die Fetzen des Verbandes aufgesammelt hatte, schaute sie zu Morrigan und sah, dass sie sich um Agrippa kümmerte und ihrer Hilfe im Moment wohl nicht bedurfte. Auch Victor lag im Wasser und schien sich gerade sehr wohl zu fühlen und ihrer Dienste nicht zu bedürfen. Taira entschied, dass sie die drei für einige Augenblicke allen lassen konnte. Sie schlich zur Tür, trat heraus und drückte dem dort stehenden Sklaven den Korb in die Hand. "In Küche!" Taira zeigte auf die Verbandsreste im Korb. "Verbrennen! Viel Wasser warm hier! Schnell!" In der Hoffnung, dass die Wache sie genau so gut verstanden hätte wie vorhin huschte sie wieder in das balneum. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Victor versuchte seine Waschung zu beenden und nach frischem Wasser verlangte. Puh! Da hatte Taira Glück gehabt. Anscheinend hatte er nicht bemerkt wie sie sich entfernt hatte. Sie nahm sich eines der größeren Tücher und legte es ihm um die Schultern. Während sie ihn vorsichtig abrieb um den immernoch tropfenden Victor weiter abzutrocknen, hielt sie kurz inne und fragte: "Möchtest Du, dass ich hier noch einmal nach Deinen Wunden schaue oder möchtest Du lieber gleich auf Dein Zimmer gehen? Und wenn ja, soll ich Dich dahin begleiten? Wenn Du müde bist und während ich mich um Deine Verletzungen kümmere erschöpft von Deiner langen Reise einschläfst, wäre es dort bequemer für Dich und Du müsstest nicht noch einmal aufwachen, um auf Dein Zimmer zu gehen."

  • Victor hob beide Hände und nahm Taira das Handtuch ab. Er hatte seit Wochen keinen Kontakt zu Frauen gehabt und er fürchtete um seine Contenance wenn die junge Sklavin in überall abtrocknen würde.
    Was hälst du davon, wenn du mir den Rücken abtrocknest,...ein wenig Salbe auf die Wunden gibst und mir dann eine frische Tunica bringst.
    Lächelnd begann er an den hochsensiblen Stellen mit der Abtrocknung.
    ...und was mein Einschlafen angeht,...so reicht es mir vollkommen, wenn mich jemand zu meinem Cubicullum begleitet,...ich bin ein großer Junge, Taira,...Mama braucht mich nicht mehr ins Bett zu bringen...
    Er zwinkerte ihr verschmitzt zu. Keine Ahnung was sein Onkel Menecrates hier so zelebrierte,...jedoch war er alt und bedurfte sich der einen oder anderen helfenden Hand. Victor für seinen Teil war es nicht, er war nur kaputt,...müde...und der ganzen Umsorgerei, die sicherlich gut gemeint war langsam ein klein wenig überdrüssig.

  • Während Taira Victors Rücken trocknete schluckte sie innerlich. Das Bewusstsein ihrer Stellung verhinderte, dass sie einen wütenden Gesichtsausdruck annahm. Mama! Er hatte sie Mama genannt! Sie wollte ihm etwas Gutes tun und er machte sich dafür über sie lustig. Deutlich abgekühlt bat Taira Victor erneut auf der Bank Platz zu nehmen.


    Das Rosenöl stand immernoch auf seinem Platz. Taira öffnete die Flasche, griff Victors rechten Arm und winkelt ihn seitlich an. Dann ließ sie einige Tropfen auf Victors Oberarm fallen. Das Öl war duch die Hitze des balneums warm und schön flüssig. Sachlich erlärte sie: "Das ist Rosenöl. Es macht die Haut weich und geschmeidig, so dass sie besser verheilen kann. Ausserdem wird es damit keine Entzündungen geben." Während Taira das Öl verrieb dachte sie kurz nach. Eigentlich hatte Victor es ja gar nicht verdient, dass "Mama" ihm half .. aber ... Taira flüsterte "Mit Aeskleipios Hilfe!" und strich mit sachten Auf- und Abbewegungen ihrer Finger entlang der Schnitte. Die Gleiche Prozedur widerholte sie auf Victors Schulter und an seiner Schläfe.


    Als sie damit fertig war, war ihre Verstimmung schon so gut wie verraucht. Taira stand auf und sagte, trotzdem immernoch sehr sachlich: "Bitte verzeih, Herr, dass ich mich kurz entferne!" und ging zum Eingang des Balneums, wo die Kleiderbündel für die beiden Ankömmlinge lagen. Mit einer seidenen, weißen Tunika und einem paar Sandalen kam sie zurück, legte die Tunika neben Victor und stellte die Sandalen vor ihm auf den Boden. "Bitte, Herr! Um Deine Sachen werde ich mich kümmern und sie reinigen."

  • Es tat gut was sie mit seinen Wunden machte. Er war sicher es würde sich nicht entzünden. Irgendetwas an ihren Handlungen hatte schon fast sakralen Charakter.
    Er betrachtete die Tunika und stellte fest, daß es aus dem selben Stoff war wie die Kleidung die sie damals im tiefen Osten getragen hatten. Es fehlöten lediglich die Drachen- und Blumenmuster.
    Victor konnte sich vorstellen wie teuer diese Kleidung war und schlüpfte schnell hinein und in die Sandalen.
    Ähem,...nein, nein,...die Sachen kannst du verbrennen, uns,...äh,...mir liegt nichts an den Sachen,...verbrenn sie,...bitte!
    Es war so etwas wie ein Abschluß. Wenn die Sachen im Feuer vergingen, vergingen vielleicht auch die bösen Träume die ihn jede nacht heimsuchten.
    Ihm war klar, daß dies Unsinn war und sicher nicht in bezug zu der Kleidung stand, aber irgendwo musste er anfangen tabula rasa zu machen.
    Er strich über die kühlende Seide und sah Agrippa an, der sich von Morrigan verarzten ließ. Er lächelte ihm zu und wandte sich dann an Taira.
    Zeigst du mir nun mein Cubicullum?
    Er wollte der Beisetzung seines Retters beiwohnen und sich vorher ein paar Stunden hinlegen.

  • Taira hatte sich inzwischen wieder so weit im Griff, dass sie wieder Lächeln konnte. "Folge mir bitte!"


    Taira öffnete die Tür des Balneums und lies Victor hinaustreten. Sie schloß die Tür und ging voran. Sie führte Victor vorbei am compluvium und den Statuen zu einer der Türen, die sie öffnete. Das Weiß seiner Tunika schimmerte in den schräg einfallenden Sonnestrahlen und Taira hoffte, dass ihre neuen Kleider bald fertiggenäht wären. Nicht dass sie etwas gegen ihre Leinentunika hätte, aber diese Seide ... Victors Schritte klappten auf den Mosaiken des Fußbodens als hätte er immernoch seine Stiefel an. Sandalen, schien es Taira, war er schon lange nicht mehr gewohnt.


    "Bitte! Dein cubiculum! Vor der Tür wird ab sofort ein Sklave bereit stehen um Deine Wünsche zu erfüllen. Ich wünsche Dir einen angenehmen Schlaf. Brauchst Du noch etwas? Möchtest Du geweckt werden?"

  • Victor griff nach seinem Umhängebeutel und nickte Agrippa kurz zu, Lass dir später zeigen wo ich wohne,...
    Agrippa hob bestätigend die hand, was er umgehend bereute. Morrigan hatte die Nähte an seiner Hastawunde ziemlich stramm gesetzt.
    Mit einem verzerrtem Grinsen nickte er dem davongehenden Claudier nach.
    Taira schritt vor ihm her und auf dem Weg zu seinem Cubicullum kamen sie an einem Raum vorbei der sich bei näherem Hinsehen als Hausaltar auswies. Victor beschloß nachher hier noch einmal vorbei zu kommen.

  • Taira machte eine Kopfbewegung, die man sowohl als Nicken als auch als angedeutete Verbeugung hätte sehen können und verliess Victor. Sie ging zurück zum Balneum, trat ein und kniete sich neben Morrigan nieder. "Kann ich Dir helfen oder soll ich Dich ablösen?" fragte Taira Morrigan. Die schaute Taira an und meinte "Ich bin gerade fertig. Was hattest Du mit dem Öl gemacht?" "Dadurch heilen die Narben besser. Soll ich?" Morrigan nickte, stand auf, schaute Taira und flüsterte: "Wenn ich Deinen Rücken auch damit einreiben soll, sag' es einfach, ja?". Dann verließ sie das Balneum.


    Als Agrippa aufstehen wollte um ins Bad zu gehen hielt Taira ihn auf seiner Liege zurück. "Nicht Bad! Wasser schlecht Hals. Ich machen!" Taira holte Wasser, Tücher und Seife und begann, ohne groß auf Agrippas Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, ihn abzuseifen. Als er wieder in einem leidlich sauberen Zustand war, holte sie das Rosenöl und versorgte Agrippas Wunden ebenso wie die Victors.


    "Hals nicht Seife. Macht Feuer. Wasser. Anders Seife." Taira fragte sich zwar, ob sie selbst das, was sie hier versuchte auf Lateinisch zu sagen, verstehen würde, aber schlechter konnte es davon ja kaum werden. Und Agrippa hatte ja selbst bemerkt, dass sie seine Wunden nur mit Wasser ausgewaschen hatte.


    "Warten!" Taira stand auf und brachte Agrippa die gleichen Kleider wie Victor. Es fiel ihm schwer seinen Arm zu bewegen, so dass sie ihm beim Ankleiden behilflich war. "Herr warten Cubiculum. Ich bringen, ja?"


    Agrippa schien zu verstehen und erhob sich schwerfällig. Taira begleitete ihn zu Victors Cubiculum und kam danach noch einmal ins balneum, um die Sachen der beiden einzusammeln und in die Küche zu bringen.

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