[Ara] Der Hausaltar
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Eine halbe Stunde später näherte sich Cara in eleganter aufrechter Haltung langsamen Schrittes dem Hausaltar, auf dem die Miniaturen verschiedener römischer Gottheiten aufgereiht standen. In ihrer Hand ein kleines Säckchen mit getrocknetem Lavendel und ein paar Küchlein, die sie in der culina gefunden hatte und der Göttin darbringen würde. Länger als gewöhnlich hatte sie gebraucht, um sich des Gebäudes zu besehen. Kein Wunder, immerhin war dieses Haus auch wesentlich größer, als jene, in welchem sie bisher gelebt hatte. Ihr erster Eindruck jener Sparsamkeit, die ihr bereits in ihrem eigenen cubiculum begegnet war, hatte sich verhärtet. So gesehen hatte lediglich das große balneum sie wirklich begeistert. Andererseits hatte diese Askese auch ihre Fantasie angeregt und sie hatte einen festen Plan, wie sie der kahlen Härte ganz unauffällig den Garaus machen würde. In der üblichen Manier ließ sie sich auf der untersten Stufe nieder, legte die Küchlein auf den Altar und entzündete schließlich die zwei Kerzen, in deren Flammen sie den Lavendel streute. Zischend und rauchend verbrannten die getrockneten Blüten und erfüllten den Raum mit ihrem schweren, unvergleichlichen Duft. Tief atmete Cara ein und schloss für einige Augenblicke die Lider. >Diese Gaben widme ich dir, Venus…zum Dank für unsere glückliche Überreise…<richtete sie das Wort in Gedanken an die Schutzpatronin ihrer Familie. Schließlich erhob sich die junge Frau, verharrte dann aber doch noch einen Moment schweigsam auf die Miniaturen blickend und raffte ein wenig ihr Gewand, ehe sie von der Stufe herabstieg.
>Vielleicht sollte ich so langsam Mal nach Corona sehen...und einen Brief an Lucius schreiben, dass wir gut angekommen sind...<Sim-Off: edit: Link eingefügt
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Livianus hatte sich kurz nach der gemeinsamen Ankunft im Castellum entschuldigend zurückgezogen, um einige wichtige Angelegenheiten mit seinem Scriba abzuhandeln. Als Legatus einer Legion war es nicht immer leicht Privates und Dienstliches unter einen Hut zu bekommen. Bisher war dies auch nie ein Problem gewesen, hatte er ja keine privaten Verpflichtungen hier in Germanien. Weder gesellschaftliche Ereignisse, die seine Anwesenheit erforderten, noch Klienten, die jeden Tag ihrem Patron ihre Aufwartung machen und vorsprechen wollten. Doch nun mit zwei so bezaubernden Gästen im Haus, wurde er sich wieder seines derzeitigen eher berufslastigen Lebens bewusst, bei dem er zu jedem Zeitpunkt dienstbereit sein musste. Gerne hätte er die beiden Frauen persönlich durch das Praetorium geführt und ihnen ihr vorübergehendes Heim gezeigt, doch so ging er davon aus, dass sie diese Angelegenheit bereits selbst in die Hand genommen oder einer der Sklaven eine kurze Einweisung vorgenommen hatte. Dennoch wollte er nach den beiden sehen und Fragen, ob sie noch etwas benötigten, oder nur in Ruhe auspacken wollten.
Auf dem Rückweg zu den Gemächern kam er am Hausaltar vorbei, der sich in einem gesonderten, nur durch einen Vorhang getrennten Raum befand. Er selbst hatte sich nie als besondern Gläubig hervorgetan und nahm die religiösen Riten und Traditionen nur sehr selten wahr. Vor allem jetzt wo er alleine in diesem riesigen Haus lebte und sich vor niemanden rechtfertigen musste. Daher viel ihm auch sofort auf, dass sich im sonst leerstehenden Raum etwas tat. Gleichzeitig stieg ein stechender Blütengeruch in seine Nase, der seine Annahme bestätigte. Ab und an nutzten die Sklaven den Raum um den Göttern zu opfern, doch sie achteten meistens sehr strikt darauf einen Zeitpunkt dafür auszuwählen, an dem ihr Herr gerade nicht im Hause war. Um einen Sklaven konnte es sich also nicht handeln. Vielleicht dankten ja die beiden Iulias den Göttern für die gut überstandene problemlose Reise. Neugierig wie er war, schob der Legat also langsam den Vorhang beiseite und trat andächtig in den Raum. Sein erster Blick viel auf den Altar, an dem zwei Kerzen brannten und gleich danach sah er zu Cara, die sich gerade erhob und von der Stufe herabstieg. Anscheinend hatte sie ihre Opferung gerade beendet. Livianus blieb dennoch schweigend im Hintergrund stehen und wartete ab, bis sich die junge Frau ihm zuwandte.
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"bona dea!", Erschrocken fuhr die junge Iulia zusammen, als sie des Decimers gewahr wurde und griff sich mit der Hand ans Herz. In ihrer Andacht versunken, hatte sie gar nicht bemerkt, wie er den kleinen abgetrennten Raum betreten hatte. Jetzt stand er vor ihr. Doch schon im nächsten Moment entspannten sich ihre Züge. Amüsiertheit blitzte in ihren blauen Augen auf und ein Lächeln kräuselte ihre Lippen.
"Schleichst du dich immer so an nichtsahnende Personen heran, Legat?", tadelte sie ihn spielerisch und überbrückte schließlich die wenigen Schritte zwischen ihnen. Natürlich diente das lediglich dazu ihre eigene Unachtsamkeit zu vertuschen. Aufmerksam musterte sie den Mann. Sie war neugierig, wie sie immer neugierig war, wenn sie sich plötzlich in der Gesellschaft von Menschen wiederfand, die sie nicht kannte. Dass er das Amt eines Legats und Senators begleitete kam schließlich nicht von ungefähr. Selbst sein leiser Schritt, mit dem er sich dem Hausaltar bis auf wenige Meter genähert hatte, verwies auf eine Ausbildung, die wohl auch zum Einsatz gekommen war - andernfalls hätte er sie wohl kaum so perfektioniert. Und war es nicht sinnvoll ihn zumindest ein wenig kennen zu lernen? Immerhin würden sie jetzt einige Zeit mit ihm unter einem Dach leben... -
Livianus konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als er in das erschrockene Gesicht der jungen Iulia sah. Sein Blick folgte kurz ihrer Hand, die sie sich ein wenig theatralisch an die Brust legte, ehe sie sich ganz vom Altar abwandte und auf ihn zu ging.
"Verzeih mir. Ich wollte dich keinesfalls erschrecken."
Der Decimer hatte sich keinesfalls angeschlichen – zumindest nicht aus seiner Sicht. Meistens war sein Schritt sogar im ganzen Praetorium zu hören, denn die genagelten Soldatenstiefel die er sonst die meiste Zeit trug, hallten ziemlich markant über den Steinboden der Casa. Da er sich jedoch heute für zivile Kleidung entschieden hatte, trug er zu seiner Toga die roten Schuhe eines Senators. Ebenso herausstechend wie diese Schuhe, hoben sich im selben Moment auch wieder Caras rote Haare von ihrer sonst eher hellen Haut ab. Im flackernden Schein der Kerzen wirkten sie wesentlich kontrastreicher als zuvor unter freiem Himmel und gaben ihr zusätzlich zu ihrem engelsgleichen Gesicht eine gewisse mystische Aura. Rote Haare. Livianus musste sich wieder losreißen und diesen kurzen Moment der stille brechen. Was sollte sie sonst noch von ihm glauben.
"Es tut mir leid, dass ich so kurzfristig weggeholt wurde. Man benötigte einige Unterschriften von mir. Ich hoffe mit den Zimmern ist alles in Ordnung?"
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Im sanften goldenen Halbdunkel der Kerzen sah Cara, wie sich seine Lippen schmunzelnd verzogen. „Schon gut...“, entgegnete sie freundlich und als wäre das die Antwort auf alle Fragen dieser Welt: „Gewohnheiten...“ und hob die Schultern.
Mochte ihm das Anschleichen – denn aus ihrer Sicht hatte er das getan - zu eigen sein, den Göttern zu huldigen gehörte nicht dazu. Cara konnte nicht sagen, woher sie diese Vermutung nahm. Vielleicht war es der weiche Staubfilm auf dem Altar gewesen, die fehlende Gewürze, die man gewöhnlich für Opferungen bereit hielt, die Art, wie er sich ihr genähert hatte oder wie er sie nun betrachtete. „Du scheinst nicht oft hierher zu kommen...“, bemerkte sie ruhig und frei von jedwedem Vorwurf.Einen Moment lang herrschte Stille im Altarraum, dann ergriff Decimus das Wort erneut. „Mach dir darüber keine Gedanken, die Pflicht geht vor...“, winkte sie ab. Immerhin war sie es schon gewöhnt. Schließlich hatte sie einen älteren Bruder, der in der großen weiten Welt seiner Karriere nachging und der ihr sehr m Herzen lag. Es tat weh, wenn er auf einmal verschwand, um irgendeiner Aufgabe nachzukommen, aber man gewöhnte sich daran. Man musste sich daran gewöhnen. Wenn sie jedoch ganz ehrlich mit sich selbst war, dann haderte sie noch heute damit, dass Saturnius stets so fern war. Auch wegen ihm war sie nach Roma gekommen, nur um fest zu stellen, dass er bereits wieder abgereist war. >Dieses bescheuerte Fieber aber auch!< Für einen Moment lang driftete ihre Gedanken ab; Sie spürte wie der Gram in ihr aufkochte, ehe sie ins Hier und Jetzt zurückkehrte. Ob die Zimmer in Ordnung waren, hatte er gefragt.
„Sie sind sehr schön geschnitten und wirklich großzügig – gar nicht zu vergleichen mit den Gästezimmern in der Casa“, erwiderte die junge Iulia, lächelnd. >Soll ich ihn vielleicht bitten...Ob er es mir böse nehmen wird?< Ihr Blick huschte über sein Gesicht, ehe sie entschied, es einfach zu versuchen. Zögerlich sagte sie: „Mit deiner Erlaubnis würde ich allerdings gern ein paar Veränderungen vornehmen...Diesem Haus fehlt ein wenig die Hand einer Frau...“ Das war es, was sie im Grunde störte. Diese militärische Geradheit. Gleichzeitig warf es neue Erkenntnisse und fragen auf. Wenn hier die Hand einer Frau fehlte, dann womöglich deshalb, weil.... Der Decimer hatte ihnen auch noch nicht seine Gattin vorgestellt. >Er ist unverheiratet oder geschieden...<, ging es ihr durch den Kopf. Wieder fügte sie dem Bild, das sie sich soeben von ihrem Gastgeber machte, ein Puzzelteil hinzu. -
Erwischt. Sie hatte wohl ein sehr offenes Auge für das kleine Geheimnis des Legaten. Livianus machte ganz kurz ein ertapptes Gesicht, als Cara bemerkte, dass er nicht oft den Ara verwendete. Woran sie das wohl erkannt hatte? Schuldbewusst wurde sein Schmunzeln breiter und zu seinem Glück wechselte die junge Iulia auch sofort wieder das Thema, ehe er sich dafür rechtfertigen musste.
Das ihr das Zimmer gefiel quittierte er mit einem wohlwollenden Kopfnicken. Als sie jedoch plötzlich zu zögern begann, wurde er wieder etwas hellhöriger. War etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit oder hatten die Sklaven etwa bei den Vorbereitungen auf etwas Wesentliches vergessen? Gespannt wartete Livianus auf den nächsten Satz, der ihn tatsächlich für einen kurzen Moment sprachlos machten. Hier fehlte die Hand einer Frau? War das etwa eine Andeutung? Centho hatte doch geschrieben, dass er die beiden jungen Frauen nicht in die möglichen Heiratspläne einweihen wollte. Cara hatte die ganze Sache doch nicht etwa durchschaut? Bei diesem Gedanken verschluckte sich der Decimer auch sofort und musste sich mehrmals räuspern, um wieder weiterreden zu können.
"Ähm…. Natürlich kannst du gerne ein paar Veränderungen vornehmen. Die einzigen Frauen die hier mit mir Leben sind unter den Haussklaven zu finden. Und du weißt – Sklaven sind meistens der Meinung ihrer Herren. Wenn du also möchtest, nur zu. Hat man dir überhaupt schon das ganze Haus gezeigt?"
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Für den Hauch eines Augenblicks schien dem Legaten die Sprache zu entgleiten. Der Mann verschluckte sich und räusperte sich ein paar Mal, ehe er wieder zu seinen Worten zurückfand. Seine Reaktion bewirkte, dass ein zerknirschter Ausdruck über Caras Gesicht flackerte. Subtil registrierte sie seinen Versuch das Thema zu wechseln. „“Man“ hat es mir nicht gezeigt...“, entgegnete sie und beobachtete sein Gesicht. Sie hatte den Sklaven nicht einmal die Gelegenheit gelassen und hatte sich sogleich eigenständig auf Entdeckungsreise gemacht. Es lag ihr nicht zu warten, bis jemand sie abholte. Da sie aber etwas ganz anderes beschäftigte, ließ sie den Aspekt fallen. So leicht wollte sie den Legaten dann nämlich doch nicht entlassen...“Es tut mir Leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin?“, erklärte Cara und verwies damit auf ihre Aussage, dem Haus fehle eine weibliche Hand. Wie es sich herausgestellt hatte, hatte sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen: Der Legat war entweder unverheiratet oder geschieden. Was es war, war im Grunde egal, denn das Produkt war dasselbe. Nur war sie mit ihrer Äußerung offenbar in ein Bienennest getreten. Das Thema schien dem Decimer unangenehm zu sein, was sie zu der Frage brachte, weshalb. >Vielleicht ist seine Frau ja gestorben...<, ging es ihr durch den Kopf. Immerhin war es höchst ungewöhnlich auf einen Mann zu treffen, der bis ins hohe Alter – und von ihrem Blickwinkel aus, gehörte er zu den älteren Menschen – der bis dato nicht zumindest einmal verheiratet gewesen war. Natürlich gab es auch diverse Spaßvögel, die tatsächlich behaupteten, mit ihrer Arbeit verheiratet zu sein. Vielleicht war es aber auch gar nicht der Umstand, dass er unverheiratet war, der ihn so aus dem Tritt gebracht hatte. Vielleicht, diese Möglichkeit bestand, hatte es ihn pikiert, dass sie seine Wohnstatt, in der er sich ja offensichtlich wohl fühlte, als kalt empfand und etwas ändern wollte. Dann wiederrum wäre sein Angebot reiner Gastfreundlichkeit erwachsen. So schnell der Gedanke jedoch aus dem Nichts aufgetaucht war, verwarf die junge Iulia ihn wieder. Der Legat war definitiv kein Mensch, der sich wegen einer solchen Äußerung auf den Schlips getreten fühlte. So gut, meinte sie ihn jedenfalls schon einschätzen zu können.
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"Es gibt nichts zu entschuldigen. Diese Frage ist vollkommen verständlich. Diesem Haus fehlt tatsächlich eine weibliche Hand, da meine Frau vor vielen Jahren verstorben ist. Das Schicksal meinte es seitdem nicht besonders gut mit mir und daher bin ich bis heute alleine geblieben."
Das Livianus sich nach Aemilias Tod von Trauer übermannt in die Arbeit gestürzt, schließlich mit dem verstorbenen Kaiser Iulianus in den Krieg gezogen und dort in Gefangenschaft geraten war, ließ er vorerst aus. Vielleicht hatte Cara ohnehin schon davon gehört oder gar gelesen. Die Zeitungsberichte der Acta waren in dieser Hinsicht oft äußerst Aufschlussreich.
"Vielleicht auch mit ein Grund, warum ich den Göttern nicht mehr so nahe stehe wie früher."
Dies war nun auch die verspätete Antwort auf die Feststellung der jungen Iulia, dass dieser Raum eher unbenützt wirkte. Der Decimer ließ seinen Blick dabei auch erneut kurz zum Altar schweifen, ehe er sich wieder ganz seinem Gast widmete und erneut das mittlerweile verschwundene freundliche Lächeln wieder in sein Gesicht trat. Für ihr junges Alter wirkte Cara außerordentlich Reif und sie hatte bisher ein gutes Gespür bewiesen. Beides Tatsachen, die Livianus sehr beeindruckten und die auch etwas seine bisherigen Bedenken betreffend ihres jungen Alters zerstreuten. Bisher hatte Cara einen wahrlich guten Eindruck auf den Decimer gemacht.
"Wenn du möchtest, dann führe ich dich ein wenig durch die Räume."
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Die junge Iulia las eher weniger die Acta. Wenn sie ihr denn einmal in die Hände fiel, dann überflog sie zumeist nur oberflächlich die Zeilen, um sie dann eher gelangweilt beiseite zu legen und sich anderen Dingen zu widmen. So gesehen stand sie Decimus vollkommen neutral gegenüber. Etwas überrascht nahm sie seine Offenheit zur Kenntnis. Obschon sie im Grunde eine Antwort provoziert hatte, fiel die Erwiderung des Älteren sehr ehrlich aus. Im ersten Augenblick irritierte sie es und Cara wusste nicht so recht, was sie ihm erwidern sollte. Zumindest schien er es nicht allzu schwer zu nehmen, auch wenn es ihn verändert zu haben schien. Ihr Blick folgte dem seinen hinüber zum Altar. >Manchmal geschehen Dinge, die erschüttern einen Menschen in den Grundfesten<, rief sie sich ein Zitat aus einem Buch zurück ins Gedächtnis, das sie einst gelesen hatte. Der Titel war unlängst verblasst. Cara wandte sich wieder Decimus zu. Ein freundliches Lächeln war auf sein Gesicht zurückgekehrt und hatte nichts mehr übrig gelassen, von jenem Schatten. Es war eigenartig. Einerseits erschien der Gastgeber der jungen Iulia ein recht offener, liberaler Mensch zu sein und andererseits war er nicht greifbar. >Wie alle Männer eben...< Vielleicht wollte sie auch lieber nicht wissen, was diese Augen schon gesehen hatten.
Dankbar nahm Cara dann auch seinen Themenwechsel an, nachdem sie es ja erst gewesen war, die sie in diese Situation hineinmanövriert hatte.
„Ja, warum nicht...“, meinte sie lächelnd. Zwar war sie sich sehr sicher, schon das meiste des Hauses gesehen zu haben, aber auf diese Weise würde sie sich die Lage noch etwas besser einprägen. „Ich möchte nachher auch noch einmal nach Corona sehen...Ist für heute Abend eine cena anberaumt oder hast du zu viel zu tun, Decimus?“ -
Als Cara seinen Vorschlag annahm, wandte sich Livianus bereits zu gehen und schob den Vorhang beiseite um ihr den Vortritt zu lassen. Als sie jedoch plötzlich Corona ansprach wurde die Situation wieder ein wenig unangenehm für den Decimer. Er hatte sie bei all dem doch glatt vergessen. Schuldbewusst sah er Cara von der Seite an, als sie an ihm vorüberging. Wo war Corona? Hatte sie sich vielleicht ein wenig hingelegt? Ging es ihr nicht gut? Oder war sie nur mit auspacken beschäftigt? Livianus merkte wie das schlechte Gewissen sich meldete. Wie konnte er sich nur so ablenken lassen.
"Ich hoffe es ist alles in Ordnung? Möchte sie uns vielleicht begleiten?"
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Cara lächelte als er den Vorhang beiseite schob und ihr Platz machte. „Ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist“, erwiderte sie, indem sich die Iulia halb umwandte, um auf Decimus zu warten. Von dem schlechten Gewissen, das insgeheim in ihm aufwallte, ahnte sie nichts, konnte sie seine Miene nicht recht deuten. „Vermutlich packt sie ihre Kleider aus. Sie ist wirklich begabt und schafft wunderbare Kleider. Denen tun Falten natürlich nicht gut. Wir können sie ja einfach fragen...“, schlug sie fröhlich vor.
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Beschäftigt mit ihren Kleidern also. Dann sollte sie auch die Zeit bekommen, die sie dafür benötigte.
"Schon gut. Ich werde einen Sklaven nach ihr sehen lassen. Wenn sie möchte, kann sie ja auch etwas später zu uns stoßen."
Damit war sein Gewissen vorerst beruhigt und wenn er sich es in diesem Augenblick ehrlich eingestand, dann war er nicht wirklich unfroh darüber, ein wenig Zeit alleine mit Cara verbringen zu können. Schließlich hatte er in den kommenden Wochen eine wichtige Entscheidung zu treffen und wollte sie bis dahin so gut wie möglich kennen lernen. Er setzte also daher wieder ein entspanntes Lächeln auf und folgte ihr auf den Gang. Wo wollten sie nun anfangen? Auf der einen Seite ging es in Richtung der Gemächer, auf der anderen kam man zum Peristylium, dem aus Sicht der Iulia bestimmt schönsten Ort des Praetoriums, da dort um diese Jahreszeit prachtvolle Blumen blühten und er damit einen ungewöhnlichen Kontrast zum restlichen eher unpersönlich wirkenden Gebäude darstellte. Livianus war noch zu kurz hier und hatte bisher kaum die Zeit gefunden, um seinem neuen Heim eine persönliche Note aufzudrücken. Das Praetorium hatte zwar keinen richtigen Hortus, dafür einen großen und gut gepflegten Säulengang, der einem Garten schon sehr nahe kam. Der Decimer entschloss sich daher dort anzufangen.
"Gut. Dann lass uns im Peristylium beginnen."
Erneut bot er der jungen Iulia mit einer einladenden Handgeste an vor zu gehen und deutete gleichzeitig in die Richtung des Säulengangs.
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Victor betrat den in schummriges Licht getauchten Raum. Die Luft roch seltsam. Eine Mischung aus Muff, Weihrauch und verbrannten Kräutern lag in der Luft. Die Fackel an der Wand war aus.
Er legte seinen Beutel auf den Boden und ging zum verhüllten Fenster. Das Sonnenlicht erhellte den Raum ein wenig zu sehr, so daß er das Fenster wieder teilweise verhüllte. Gerdae so, daß er den Altar erkennen konnte.
Dort standen Figuren, weitaus größer als die seinen in seinem Beutel. Naja, dachte er bei sich, sie gehören ja auch einem großen Mann.
Vor dem Altar lag ein Feuerstein und Kienspäne. Er entzündete einen Kienspan und mit ihm drei Öllampen rund um den Altar und legte den Rest in die Weihrauchschale. Dann kramte er seine kleinen Figuren aus dem Beutel und legte ein paar kleine Klumpen harzigen Weihrauchs in das kleine Feuer.
Nach einer Weile deckte er die Schale mit einer Glocke ab und der Weihrauch entsrömte langsam durch die Löcher im Deckel, welche in einem offenbar speziellen Muster rund um die Glocke gestanzt waren.
Er kniete auf einem Knie vor seinen Figuren nieder und rief seine Ahnen und seiner Lieblingsgottheit Minerva...deren Figur eine Eule der Weisheit war.
Er hatte sie selbst geschnitzt aus einem Stück Elfenbein.
Minerva,...Göttin der Weisheit, Ihr, meine Vorfahren und Väter....ich danke euch für euren Schutz welchen ihr mir in eurer Güte zugestanden habt. Ich danke euch für Agrippa, der sich mir als wahrer Freund erwiesen hat und den Mut ihm die Freiheit zu geben.
Er verbeugte sich dreimal vor der Eule und dreimal vor den Figuren der Laren. Insgeheim hoffte er, daß nicht Caligula oder Nero dabei waren, denn trotz der Damnatio memoriae hatte er manchmal das Gefühl sie würden zwischen den Laren ihr Unwesen treiben.
Er schüttelte unwillig den Kopf und sandte den beiden einen Bannspruch,...für alle Fälle.
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