Nervös spielte Piso an seinen Fingern herum. Er wartete auf Celerina, sich von diesem Gespräch hier so ziemlich alles Mögliche erhoffend. Er saß auf einer Kline, statt auf ihr zu liegen, und starrte konzentriert auf einen Becher vor ihm. Er war nicht einmal auch nur halb voll, der Krug, der den für den Becher bestimmten Wein fasste, stand unberührt daneben und wurde von Piso mühevoll ignoriert. Die Versuchung, seinen Frust hinwegzutrinken, war irgendwie unwiderstehlich. Jedoch wollte er vor Celerina nicht wie ein Trunkenbold erscheinen. Nein, der Eindruck, den er machen musste, war der eines respektablen jungen Patriziers. Piso selber hatte keine Ahnung, was man darunter vorstellen sollte, aber auf jeden Fall war dies ein Konzept, welchem er heute und nun nacheiferte. Er hatte sogar schon überlegt, ob er eine Toga anziehen sollte, hatte sich dann aber doch dagegen entschieden.
Nun saß er hier. Celerina sollte wissen, dass er ein geeigneter Kandidat war für ihre Schwiegernichte. Das L-Wort war ja in diesem Kontext schon gefallen, doch nun wollte ein neues Wort mitmischen: das H-Wort. In dieser Sache also war der Brief, den er von Celerina bekommen hatte, wie ein Strohhalm, an welchem er sich festhalten konnte.
Er schluckte, als er Schritte hörte, und stand auf. “Salve, Celerina“, spulte er herunter und schritt mit einem leicht verkrampften Lächeln auf sie zu, bevor er ihr links und rechts ein Küsschen gab (Bussel, Bussel). “Schön, dass du gekommen bist, ich habe mich so gefreut, als ich deinen Brief bekommen habe! Magst du Wein?“ Er deutete demonstrativ auf den jungfräulichen Krug, bevor er sich niederließ und seufzte. Er fuhr mit seiner Hand zu seinem Kopf hin und rieb sich damit hin und her. “Es drückt eine schwere Last auf meiner Seele dieser Tage, Celerina. Ich... ich brauche Hilfe.“ Er presste seine Lippen zusammen und schaute auf zu ihr, nachdem er seinen Blick schon zu Boden gesenkt hatte.