Officium LFF | Piso und seine Problemchen

  • Das Officium des Lucius Flavius Furianus, des diesjährigen Consuls, war ein Monstrum in Pisos Vorstellung. Ein Officium, in dem der Consul hockte, um dort dämonisch schlecht drauf zu sein. Doch lange drumherum kommen konnte Piso nicht. Nicht bei seinen Ambitionen. Nicht bei seinen Plänen.
    Und so fand er sich eines Tages vor dem Cubiculum des Furianus stehen. Er seufzte, hob die Hand und klopfte an. Er wartete, bis er ein herein hörte, und trat dann herein.
    “Salve, Vetter. Ich wollte mit dir sprechen. Der Wahltermin steht ja jetzt schon fest, oder? Ich würde gerne als Quaestor für das nächste Jahr kandidieren. Kannst du meine Kandidatur stattgeben?“ Sicher würde er das können bei einem Verwandten, dessen karrieristisches Weiterkommen er doch sicherlich wollte. Denn nach der Quaestur stand ja auch schon die nächste Stufe an... die Zugehörigkeit zum Senat. Und das wollte Piso so schnell wie möglich erreichen.

  • Zuerst überrascht von dem Ansuchen seines Neffen, der eigentlich sein Onkel war, hatte der Consul die Arbeit ruhen lassen. Eigentlich hatte er vor mit einem Ohr zuzuhören, mit dem anderen die postalischen Angelegenheiten zu erledigen, welche ihm sein Sklave stets vorzulesen pflegte, doch diese Situation erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
    "Als Quaestor? An welches Amt hast du genau gedacht?", fragte er dann recht interessiert und musterte den Jungspund eingehend.
    Er hatte zu lange zu wenig von Piso gehört oder ihn gar gesehen, als dass er eine gewisse Entwicklung in seinem Charakter hätte erkennen können. Vielleicht fehlte es ihm noch an der gewissen Reife, doch alsbald würde diese kommen, so hoffte es der Flavier - spätestens im Senat.
    Und wenn sie doch nicht kommen sollte, würde er persönlich dafür sorgen. Dies war er zuerst Pisos leiblichem Vater und letztendlich auch Rom schuldig. Inkompetenz im Senat sah man schließlich recht häufig.
    Über die Voraussetzungen einer Quaestur wollte er nun gar nicht denken - Piso erfüllte sie ohnehin, das wusste man aus dem Gedächtnis heraus, auch wenn man gar zu oft den Nomenclator nutzte.

  • Furianus schien ein bisschen überrascht, zumindest kam es dem Jüngeren der beiden Flavier so vor. Zumindest die Post ließ er ob dieser Angelegenheit ruhen. Seine Frage kam direkt, ein wenig sachlich, wenig aufbauend, eher bürokratisch. Doch Piso antwortete wie aufgezogen: “Ja, als Quaestor. Als Quaestor Urbanus.“ Er hatte irgendwie das Gefühl, er musste sich dafür erklären, also tat er dies.
    “Ich hätte eigentlich Quaestor Consulum werden wollen, allerdings habe ich herausgefunden, dass mein Patron Purgitius Macer nicht als Consul fürs nächste Jahr kandidieren will – denn unter ihm wäre ich gerne Quaestor gewesen. Ich habe nun umdisponiert auf die städtische Quaestur. Erstens muss ich dafür Rom nicht verlassen, was sehr vorteilhaft ist, was meine Position als Septemvir angeht. Zweitens finde ich, dass dieses verwalterische Aufgabengebiet ziemlich gut dort hinein passt, wo ich bereits Erfahrungen sammeln konnte. Die Regelung und Überwachung des Reiseverkehrs ist zudem eine Sache, die ich, so denke ich, gut bewerkstelligen könnte.“

  • Der Flavier ließ das Gesagte auf sich wirken, ehe er demonstrativ, nachdem Piso geendet hatte, den Stilus auf den Tisch legte.
    "Aufgrund der jetzigen Situation sehe ich dich als Quaestor Principis.", antwortete er dann trocken, ohne sich bewusst zu werden, dass Piso wohl einige Stunden des Resümierens ob dieser Entscheidung verbracht haben könnte, welche er nun im Begriff war gänzlich auszumerzen.
    "Der Kaiser ist fernab von Rom, der Praefectus Urbi will dem Senat einen Maulkorb verpassen und regiert hier wie ein König.
    Die Kommunikation, die direkte Kommunikation, zum Kaiserhaus ist entscheidend - insbesondere, um sich zu versichern, dass jener noch lebt. Dem letzten Quaestor, du kannst dich noch erinnern, habe ich aufgrund dessen den Wunsch verwehrt und die Entscheidung in diese Bahn gelenkt. Dir vertraue ich mehr als ihm, da der Octavius einer der Günstlinge des Vescularius ist - also kandidiere als Quaestor Principis oder entscheide dich meinetwegen gänzlich für keine bestimmte Funktion.
    Ohnehin werde ich dich dafür prädestinieren, solltest du gewählt werden."
    , erklärte er ihm in einem ruhigen Tone, als hätte der Consul selbst darüber einige Stunden gesonnen.
    "Aber ich denke du wirst sicher gewählt.", stellte er dann noch einmal fest und fixierte den jungen Mann. Dieser schien nicht gerade begeistert von diesem Ausbruch, so dass der Flavier den Stilus wieder von der Tischplatte hob und schreibend einige Worte ergänzte.
    "Wir alle müssen uns den Gegebenheiten anpassen, Piso. Und wir alle bringen Opfer. Vielleicht keine großen, aber doch viele kleine.", entkam es dem flavischen Mund beinahe einem Flüstern gleich. Er selbst schien heute recht melancholisch zu sein - warum auch immer.

  • “Quaestor Principis?“ Pisos Mund wollte sich weiter öffnen, zu einem Wort des Protestes, der Widerrede, der Defianz. Doch Furianus redete weiter, und was er sagte, das veranlasste Piso dazu, seinen Mund zu halten.
    Furianus verglich Salinator mit einem Rex, einen König. Und, wenn Piso mit sich ehrlich war – er hatte Vescularius die PAM-Affäre noch immer nicht vergeben. Natürlich war er lange nicht mehr bei der Kanzlei, und sein Wunsch, etwas Geld beiseite zu schaffen, hatte sich ob seiner guten Einkünfte aus dem Collegium Septemvirorum realisiert.
    “Du denkst also, der Kaiser könnte jederzeit sterben.“ Pisos Stirn legte sich in Runzeln. “Ach, Octavius. Macer, oder? Schon von ihm gehört. Macht er seine Aufgabe nicht gut?“
    Dann aber kam etwas, was Piso, dessen riesiges Ego vor Furianus immer wieder zusammensackte wie ein aufgestochener Ballon, erstaunte. Furianus vertraute Piso mehr als Octavius? Naja, das mochte nichts heißen, wenn dieser Octavier eine komplette Flasche war. Denn Furianus mochte Piso ebenfalls für eine Flasche halten, nur eine, die er besser unter Kontrolle hatte.
    Und dann begann er, über Opfer zu reden. Opfer bringen... Opfer. Piso hatte keine Ahnung, worüber Furianus nachdachte, ihm selber schoss SIE wieder durch seinen Kopf. Seine Liebe zu ihr opfern, um voranzukommen? Garantiert nicht. Darüber müsste er noch mit Furianus reden.
    “Dann kandidiere ich als Quaestor Principis. Kein Problem. Ich habe sowieso hin- und herüberlegt, ob ich städtischer oder kaiserlicher Quaestor werden will. Alea iacta est.“ Er tat die Sache mit einem Achselzucken ab. Ohnehin hatte er zu viel Respekt vor Furianus, um mit ihm darüber streiten zu wollen. Er schwieg einen Moment lang, bevor er weiterredete.
    “Was die Opfer angeht... da magst du Recht haben. Sehr wohl Recht.“ Er schluckte einen Moment lang, bevor er sich entschloss, weiterzureden.
    “Wann... wann hast du das letzte Mal Liebe zu jemandem verspürt? Ich meine, echte Liebe, die dein Herz berührte, dich erblühen ließ?“

  • "Natürlich könnte er - einige erwarten es schon sicherlich.", gaffte der Flavier dann recht barsch zurück und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher.
    "Nicht zu meiner Zufriedenheit.", war dann noch zu hören bezüglich des Octaviers, ehe er sich mit einer gewissen Genugtuung zurück lehnte und auf die Reaktion des jungen Flaviers bezüglich der kleinen Umdisponierung seiner Karriere wartete.
    Ein schmales Lächeln fand den Weg auf seine Züge und der Flavier nickte ruhig.
    "Gut, gut.", und mehr wollte er zu diesem Thema auch nicht beisteuern. Er hatte den jugen Mann auf die Spur gebracht, welche er für ihn vorgesehen hatte - das genügte für´s Erste.
    Die Frage traf ihn jedoch wie ein Blitz. Ungläubig starrte er den jungen Mann an. Was erdreistete er sich denn? Flavius Furianus war fest im Glauben gewesen, dass der junge Mann sich nicht nur hinsichtlich der Etikette hatte erfolgreich zu assimilieren versucht, sondern ebenfalls bezüglich emotionaler Ergüsse an die Konventionen dieses Hauses gehalten. Diese brach er somit gehörig.
    Und obgleich der Flavier nun in Zornesröte sich hätte reinsteigern können, beruhigte ihn dann doch der Gedanke dies schneller hinter sich lassen zu können, als mit einem Wutanfall gut möglich war.
    "Diese Liebe ist eine Erfindung der Poeten, da ihnen in so manch stiller Stunde der Krieg fehlt - sonst würden sie diesen besingen. Und da die Zeiten des Achill und anderer Heroen vorbei sind, trat die Liebe aus ihren Mündern hervor.", löste er recht geistreich die recht Verkehrte Ansicht des jungen Flaviers, man könne mit Flavius Furianus über so etwas nicht reden. Und dies war gedacht, um sich auch alsbald heraus zu winden.
    "Dies hat in unserem Leben keinen Platz. Und wenn du Liebe empfindest, dann das erste Mal, wenn du in deiner Toga mit Purpursaum in den Senat trittst.", stimmte er noch einmal ein, um sich eines weiteren Schluckes aus dem kühlen Becher zu erfreuen.

  • “Hmm“, machte Piso, der sehen konnte, dass Furianus sich ein wenig ereiferte, worüber auch immer. “Nun, der Kaiser ist krank. Das ist eine Tatsache. Auch ist es eine Tatsache, dass Krake sterben können.“ Er hielt inne. “Verzeih, aber gehe ich richtig in der Annahme, dass du, wenn du von solchen Leuten redest, an Vescularius denkst?“ Mehr als wahrscheinlich. Bei den Worten des Furianus nickte er. Es war ihm schon vorher so vorgekommen, dass Octavius kein brillianter Mann war, und hätte er gewusst, dass Macer Archias unfair beim Praefectus Urbi angeschwärzt hatte, hätte sich seine Ablehnung umso mehr gesteigert. “Ich verspreche dir auf jeden Fall, dass ich die anfallende Aufgabe so erledigen werde, dass du zufrieden bist. Du musst mich halt noch instruieren, wenn es so weit ist“, wälzte er seine Entscheidungskompetenz an Furianus ab. Die Familie ging doch über alles, und Piso war auch bereit, sich der Familie zu fügen – bis zu einer gewissen Stelle hin.
    Dann kam auch schon die Reaktion auf die Frage, die er Furianus gestellt hatte. Jetzt und dann erwartete sich Piso, dass ihm Furianus ins Gesicht schlagen würde. Doch fasste sich der Consul, und Piso merkte sich etwas vor – nie wieder Furianus drauf ansprechen. Es folgte eine Belehrung über etwas, was Piso schon wusste. Aber diese Standards konnte er nciht erreichen. Es mochte so sein, weil vielleicht auch er kein exzellenter Mann war, egal, was er sch einbildete.
    “Liebe... etwas für Poeten...“ Nun, Piso war Poet, selbst erklärter, und somit bestätigten ihn Furianus‘ Worte innerlich. Aber er beschloss sich, nicht mehr darauf einzugehen. Wenigstens vor Furianus wollte er einen vorbildhaften Mann geben, soweit es ihm möglich war. “Deine Worte klingen so vernünftig, dass es die Wahrheit sein muss.“ Vernünftig! Was für ein dröges, ödes Wort! Und Wahrheit! In der Liebe war nichts wahr. Furianus konnte das nicht wissen, wie auch. Er verstand nicht. So nickte Piso nur, als Furianus etwas hinzufügte. “Liebe für Rom scheint mir die geeignete Art von Liebe.“
    Das Thema gab ihm auch die geeignete Ablenkung. “Was die purpurn gestreifte Toga angeht, hoffe ich, dass ich sie bald erhalte, wenn ich denn zum Quaestor gewählt werde. Ich habe ja schon von Leuten gehört, die haben sie erhalten, dafür haben sie aber noch 2 Amtszeiten oder so warten müssen. Vielleicht wäre es ja sinnig, ein Tribunat nach der Quaestur zu machen?“, sinnierte Piso. “So etwas müsste aber selbstredend in Rom sein. Ich bin Septemvir. Ich will meine religiösen Pflichten nicht vernachlässigen.“

  • "Es ist hinlänglich bekannt, was dieser Umtriebene Hominus Novus plant. Und jene, welche davor die Augen verschließen, eben jene werden über Roms Schicksal falsch richten, indem sie das tun.", und ein wenig flackerte der Enthusiasmus durch, welchen der Consul stets zu verbergen trachtete. Revolutionär konnte man den Flavier nun wirklich nicht bezeichnen, doch beflügelt von der Notwendigkeit des Augenblicks und der damit einher gehenden Gefahr für sein Rom konnte jener Mann auch zum Brutus werden.
    Ein weiterer Blick traf den jungen Flavius. "Nichts anderes erwarte ich auch von dir. Die Staatsräson hat immer Vorrang, Aulus. Und wenn wir nicht jene sind, welche daran denken, wer sollte es außer uns tun?
    Wie mein Vorstoß gezeigt, so sind die meisten unserer so ehrbaren Collegae darauf bedacht nicht die Interessen des Staates zu ihren Prioritäten zu erhöhen, sondern die Interessen ihrer eigenen Kassen."
    , und er hätte noch weiterhin kläglich über den Verfall der Senatorenschaft sich ereifern können, hätte ihn nicht Pisos so überraschend patriotische Einwände davon abgehalten.
    "Ja, solange wir alle Rom stets mehr lieben als unsere Weiber, oder uns selbst, wird Rom niemals fallen. Diese Liebe ist das Feuer unserer Herzen und damit das Feuer Roms - sie überträgt sich letztendlich auf die Klingen unserer Legionen, welche so siegreich sind wie kaum ein anderes Heer in den Chroniken der Menschheit.", bis auf jenes des Alexanders ausgenommen, aber das waren auch ganz andere Zeiten - sie waren simpler in den Augen des Flaviers und daher auf einem anderen Niveau.
    Kurz sinnierte er über den Vorschlag des jungen Flaviers, ehe er leicht nickte.
    "Ein Tribunat? Durchaus. Jedoch solltest du, und da mag ich nicht der einzige mit dieser Einstellung sein, an eine gewisse Geradlinigkeit deiner Vita denken. Wenn du zu sehr abschweifst, obgleich dies auch honorabel ist sich in verschiedenen Künsten zu beweisen, wird man dir dies leicht schlecht auslegen können. Du solltest dich nicht spezialisieren, nein, denn eine gewisse Generalität sollte jedem von uns anheim sein, doch solltest du bedenken, dass du bereits den Weg in der Staatsverwaltung, auch den der Politik, hast eingeschlagen.
    Es bleibt letztendlich dir überlassen, ob du dies in Angriff nimmst oder nicht, doch überlege dir gut, was du im Senate oder auch überall sonst, zu erwidern gedenkst, wenn man dir solche Vorwürfe macht."

  • Hmm, Furianus schien ganz grob von seinem Hass auf den Homo Novus gepackt zu sein. Da konnte nicht einmal Piso mehr mithalten, bei Weitem nicht. So saß der Flavier nur kreuzbrav da vor Furianus und nickte verständnisvoll, während er sich fragte, worauf Furianus zum Henker hinaus wollte. Solche Sätze nahmen ja fast schon gracchische Züge an. Ebendeshalb machte er nur ein “Oh ja“, welches er sogar hinreichend bewundernd hinbrachte.
    Bei dem nächsten Satz wurde er jedoch elektrisiert. Aulus. Furianus hatte ihn wirklich Aulus genannt, bei seinem Praenomen! Da schaute Piso. Grade, dass er nicht seinen Mund zu einem O formte wie ein Vollidiot. Dann nickte er, einigermaßen beflügelt. “Mhm! Ja! Gut! Staatsräson, klar.“ Staatsräson war wohl bei Furianus das selbe wie sich der Familie beugen. Und Piso brachte nicht den Mumm auf, Furianus zu widersprechen.
    Und bei dem nächsten Satz schaute er neugierig auf. Unglaublich, was Furianus da von sich gab – direkt unfassbar! “Lucius, diese Metapher ist genial. Liebe, Legion. Große, gewaltige Kräfte, gleichsam erbauend wie vernichtend. Du solltest Poet werden!“, schlug der junge Flavier vor, auch wenn er sich denken konnte, dass der Consul vermutlich komplett anderes im Sinn hatte.
    Was das Tribunat anging, hörte Piso aufmerksam zu, nickte dann und wann, und beizeiten gab er ein Ah von sich. “Also gibt es Nachteile daran... in jenem Fall vielleicht eher doch nicht. Krieg, ich weiß nicht... zerstückelte Fleischmassen, enthauptete Körper, durchstoßene Herzen... das... das ist“ Unästhetisch! Doch Piso entschloss sich, das etwas weniger harsch auszudrücken. “...nicht meine Welt. Ich hätte es gemacht, wäre es unumgänglich gewesen, um den Respekt der Senatoren zu gewinnen... aber so...“ Prima, dachte sich Piso, über die Amtszeit, die er schon fast für den Heeresdienst eingeplant hatte, könnte er nun die ruhige Kugel schieben. War es nicht fein, Patrizier zu sein? Das einzige, was er machen musste, war, zu seinem Patron und zu Archias zu gehen und ihnen im Nacken zu hocken, damit irgendwann mal die Ernennunng zum Senator käme. Das Thema könnte er auch, falls gewählt, mal in Misenum beim Kaiser fallen lassen. “Joah“, fiel ihm als Schlusswort ein. Bahnbrechende Rhetorik, wirklich.

  • Poet? Unweigerlich driftete die flavische Augenbraue gen Stirn, während die andere recht unbeweglich auf ihrem angestammten Platze verharrte.
    "Sei kein Narr - ich bin gut in dem, was dem Staate nützt und dabei bleibe ich. Sollen die anderen träumen, ich delegiere lieber.", wenngleich er stets zu träumen wagte, wenn er an sein eigenes Fortkommen, seine Karriere, dachte.
    Vielleicht waren diese Träume utopisch, schließlich kam nach dem Consulat nicht viel mehr als die Kaiserkrone, doch es gab sicherlich noch anderweitige Aufgaben, zu deren Bewältigung ein Flavius Furianus wie geschaffen war.
    Nun wandte er sich wieder den recht abstrusen Vorstellungen des jungen Flaviers hin und die Augenbraue blieb oben.
    "Ich denke nicht, dass du jemals mit den Stadtkohorten in einen Krieg geraten würdest. Und wenn, würde mich dies recht überraschen, da ich nicht davon ausgehe, dass ein Heer in das Herz Italias wird vordringen können - oder ein Bürgerkrieg entfacht.
    Aber den Krieg, welchen du beschreibst, wirst du auf dem politischen Felde ohnehin führen müssen. Es gibt zwar keine Körperteile, die du wirst abtrennen müssen, doch dem ein oder anderen Mann wirst du verbal die Klinge in´s Herz rammen.
    Wenn du Macht erlangen willst, Aulus, wirst du vieles haben, doch sicherlich keine sauberen Hände und ohnehin kein reines Gewissen."
    , schließlich war das Usus in diesen Kreisen.
    Auch wenn dessen Mutter ihn kaum würde ermorden wollen oder er sie, noch den Bruder - wie in mancherlei Vita einiger Kaiser zu lesen ist - so würde er doch das ein oder andere intrige Spielchen spielen. Vielleicht hatte der junge Flavier auch Spass daran, der Senator hoffte es, denn so würde er schnell in die höchsten Sphären gelangen und Flavius Furianus damit einiges an Sorge und Arbeit ersparen.
    "Bemühe dich also, falls du die Idee das Tribunat betreffend verwerfen solltest, mehr im kultischen Bereich zu engagieren. Führe meintwillen auch ein paar Gerichtsverhandlungen als Anwalt - zeichne dich irgendwie aus und bemühe dein Gesicht in die Öffentlichkeit. So wird man dich nicht vergessen.
    Wenn du Hilfe brauchst, komme auf mich zu. Ich reise demnächst gen Misenum und besuche den Kaiser. Wenn er sich seiner Verantwortung endlich bewusst wird, wer weiß, vielleicht wird er dann auch wieder die Traditionen wahren und ein Mitglied unserer Bruderschaft werden - auf diesem Wege haben wir direkten Kontakt zu ihm, so hoffe ich."

  • Piso schürzte seine Lippen, als er eine Abfuhr in Punkto Poesie bekam. In Ordnung... joah. Dann eben nicht. Er hatte Furianus nur was Gutes tun wollen! Doch irgendwann würde auch dieser rauhe Geist sich dem Sog der Ästhetik nicht entziehen können. Denn Piso war der Meinung, ebendies war die mächtigste Kraft im Universum. Und da der Begriff so weitläufig war, konnte Piso so ziemlich alles reininterpretieren. Und interpretieren, oftmals nach hypokritischen Maßstäben, tat Piso gern. Er grinste also nur gezwungen. Delegieren, ja, Furianus mochte es sicher, Aufgaben an andere abzuwälzen, dass er das so offen zugab, erschütterte Piso nicht einmal mehr. Träumen, gut, dann tat er halt das, während Furianus delegierte. Die beiden würden sicher ein gutes Gespann im Senat sein, wenn Piso dort erst einmal reinkam.
    “Was die Stadtkohorten angeht – es gibt dort ein Problem. Es ist dick, glatzköpfig, vulgär und mächtig.“ Piso gestikulierte sinnlos in der Luft rum. “Stell dir vor,der Kaiser stirbt, und Vescularius will Kaiser werden! Und er benutzt seine Truppen zur Rebellion. Unser gemeinsamer Freund Balbus wird natürlich dagegen ankämpfen, und das auch sicher niederringen, aber ich würde zwischen die Fronten geraten! Ähm, ja, und für Rom wäre es auch nicht so gut.“ Er räusperte sich.
    “Die Schlachten im Senat, wie du sie beschreibst, klingen da vernünftiger. Und ich denke, ich bin ihnen auch eher gewachsen als einem riesigen Barbaren!“ Mit einem langen, stinkenden Bart, dachte er sich schaudernd, was noch schlimmer wäre als eine herunterfallende Axt, dazu berechnet, seinen Kopf zu spalten. Und man stelle sich vor, er würde nach Germanien versetzt werden... so weit fern weg von ihr. Von Prisca. Obwohl, jetzt so kam er auch nicht an sie ran, und von Furianus konnte er sich nicht einmal ein winziges bisschen Hilfe erwarten.
    “Glaube mir, ich schaue weniger skrupellos aus, als ich es bin“, versuchte Piso zu überzeugen. Tatsächlich hatte er seinem Freund Archias ja schon mal empfohlen, einen Meuchelmörder auf Duccius Vala anzusetzen – denn ehrlich, eine andere Methode fiel Piso, der einer ausgewachsenen Intrige nicht gewachsen war, nicht ein.
    Furianus‘ nächste Worte brachten ihn zum Grübeln. Das hörte sich so an: “Hmm.“ Das klang nicht einmal unintelligent. Er arbeitete zwar bei den Septemviri, aber es lag in der Natur des Septemvirates, dass viel Arbeit Verwaltungskram war, von welchem die Bürger Roms nur selten was zu sehen bekamen. Dann noch die Arvalbrüder... aber die traten ja auch nur alle heiligen Tage auf, buchstäblich. “Mal sehen. Ich könnte eine Kultvereinigung aufmachen, für einen Gott.“ Seine Augen öffneten sich und ein Grinsen erhellte sein Gesicht. “Apoll?“ Der Schutzherr der Ästhetik! Das war die ganz logische Wahl! Ja, das könnte er machen, denn das war pietätsvoll, kam aber einem romantischen Spinner vom Schlage eines Flavius Piso sehr zupass. “Nun ja, auf dass keine Krankheiten je durch Rom wüten und die Sonne uns Römern stets erscheine!“, rechtfertigte Piso seine Wahl, versuchte es zumindest.
    “Was das Gericht angeht... nun ja. Litigation ist so selten wie Seide oder Weihrauch. Und das meiste, was nennenswert ist, wird von den bereits namhaften Anwälten des Reiches ausgefochten... Decimus Mattiacus, Tiberius Durus, Vinicius Hungaricus. Natürlich kann es mir eines Tages passieren, dass ich von Octavius Macer angeklagt werde, der ist der einzige momentan, der noch Fälle zu bringen scheint“, bemerkte Piso etwas bissig.

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