• Es war ein stiller Fußmarsch gewesen von der Villa Aurelia bis hierher. Nachdem Caelyn sich im Servitricium verabschiedet hatte, waren sie auf die Straße getreten und hatten den Weg zur Casa Quintilia eingeschlagen. Gelegentlich machte Sermo knappe Anweisungen bezüglich des Weges, doch mehr wollte er zunächst nicht sagen. Er war nun Caelyns neuer Besitzer und als solcher wollte er einige Dinge klarstellen, was er nicht mitten auf der Straße tun wollte.


    Einige Zeit später standen sie also im Atrium der Casa. Diomedes hatte Sermo dazugerufen, der dann zügig dazukam und einen fragenden Blick zeigte. "Diomedes, das ist Caelyn." Er wies auf die hübsche Blondine und fuhr fort. "Ich bin von heute an ihr neuer Besitzer. Sie wird dir fortan bei deinen Aufgaben in und um das Haus zur Seite stehen." Diomedes staunte nicht schlecht, als er diese Neuigkeit so unverblümt präsentiert bekam. Einen Augenblick starrte er blöd, dann fing er sich und nickte ergeben. "Sehr wohl, Dominus Sermo. Willkommen in der Casa Quintilia, Caelyn."
    Sermo nickte zufrieden und füllte seine Rolle als derzeitiger Hausherr dann mit Genuss aus. "Diomedes, bring stark verdünnten Wein. Ich möchte derweil mit Caelyn allein sein. Es gibt Dinge zu klären." Damit wandte er sich um und tat einige Schritte ins Atrium hinein, wo er stehen blieb und sich wieder der neuen Sklavin zuwandte. "Dies wird von nun an dein neues Zuhause sein, Caelyn. Willkommen in der Familie." Er machte eine umfassende Geste, die die umliegenden Räumlichkeiten einschloss und lächelte schmal, als er die Keltin dann noch einmal persönlich willkommen hieß. "Wenn du möchtest, kannst du jetzt in den Genuss einer Hausführung kommen."


    Sim-Off:

    Zur Orientierung für die nächsten Postings findest du Grundrisse und Beschreibungen hier.

  • Das war schon irgendwie komisch, als ich die Villa verlassen hatte, um mit Sermo zu gehn. Meine Gedanken jedenfalls, waren wo ganz anders. Deshalb war ich auch einfach so mitgetrottelt und hatte nicht viel gesagt. Eigentlich hatte ich gar nix gesagt. Es hatte mich eben doch ganz schoen mitgenommen. Und freuen konnte ich mich auch gar nicht.
    Irgendwann hatten wir dann doch noch Sermos Haus erreicht. Ich folgte ihm einfach und blieb neben ihm im atrium stehen. Noch ahnte ich ja nicht, dass er mit mir ´ne ganz miese Tour vor hatte.
    Diomedes kam auch gleich zu uns angedackelt, nachdem er gerufen worden war. Sein treuer Hundeblick lag auf seinem Herrn. Ich war indessen gespannt, was jetzt kommen sollte. Sermo stellte mich ihm jetzt vor, obwohl er wahrscheinlich schon laengst wusste, wie ich hiess. Es war ja nicht mein erstes Mal. Aber dann kam´s! Ploetzlich laberte er was von neuem Besitzer und so und dass ich ihm fortan bei seinen Aufgaben zur Seite stehen sollte.
    Wetten, dass ich da ganz schoen aus der Waesche geguckt hatte?! Mehr als ein leises "oehm" brachte ich nicht raus. Hatten wir uns nicht auf was anderes geeinigt, fragte ich mich gerade selbst. Ok, ich hatte mich angeboten, ein paar Tage zu bleiben und bei ihm zu Arbeiten. Aber dann wollte ich nach Hause, zurueck nach Gallien!
    Meinen fast lautlosen Einwand war erwartungsgemaes an Sermo vorbei gegangen. Stattdessen bestellte er bei Diomedes was zu trinken und verkuendete, er wolle jetzt mit mir allein sein.
    Also, was zu trinken konnte ich jetzt auch gut gebrauchen und allein sein mit Sermo, war auch nicht schlecht, denn dann konnte ich ihm mal verklickern, was wir eigentlich ausgemacht hatten. Denn das hatte er anscheinend total aus seinem Gedaechtnis verbannt.
    Ich laechelte nur duenn, als er jetzt auch mich willkommen hieß und meinte, dies waere von nun an mein Zuhause. Als er dann noch mit der Hausfuehrung kam, wurde es richtig schwer fuer mich, ruhig zu bleiben.
    "Na von mir aus. Aber hoer mal, ich muss unbedingt mit dir sprechen! Weil irgendwie…"

  • "Natürlich," stimmte Sermo Caelyns Wunsch zögerlich zu. Ihr unvollendeter Satz ließ ihn skeptisch werden. Was gab es nun für ein Problem? Kaum hatte er sie gerettet, hatte sie schon etwas zu meckern? Wohl kaum! Immerhin hatte sie ihn von sich aus angebettelt, ihr zu helfen. Und er hatte ja noch zugestimmt, er würde sie dem Aurelier abkaufen, um schlimmere Strafen zu vermeiden. Was wollte sie denn jetzt noch? Das Servitricium hatte sie ja noch nicht einmal zu sehen bekommen, daran konnte es nicht liegen. Oder gefiel Diomedes ihr als Mitsklave nicht? Pah, das hatte sie nicht zu entscheiden. Also ehrlich, eine nörgelnde Sklavin kam für Sermo nicht in die Tüte. Die konnte was erleben, wenn sie jetzt schon mit Zicken anfing!
    Gemütlich ging er zu einer Bank im Atrium und setzte sich. Diomedes kam auch sogleich und brachte den verdünnten Wein, dann ließ er die beiden wieder allein. Der Quintilier füllte sich seinen Becher und sah dann seine Neusklavin erwartungsvoll an. "Also? Was gibt es so dringendes?" Während er sie weiterhin gespannt im Auge behielt, setzte er den Becher an und trank einige Schlucke des erfrischenden Traubenerzeugnisses, das zu dieser Uhrzeit der Klarheit seiner Sinne zuliebe zu gut verdünnt war.

  • "… ja also, oehm…" Jetzt hatte er mich doch glatt aus dem Konzept gebracht. Sermo machte den Eindruck, als waere er total von meinen Einwaenden ueberfahren. Er machte einen auf ahnungslos. Aber wenigstens gestand er mir ein, das los zu werden, was mir auf dem Herzen lag. Naja, vielleicht tat ich ihm ja total Unrecht und er hatte es echt nicht geblickt, was ich eigentlich von ihm wollte, als ich ihn um Hilfe gebeten hatte.
    Ganz locker leicht entspannt trabte er zu ´ner Bank, die im atrium stand, setzte sich. Und wer haette es fuer moeglich gehalten? Diomedes kam sofort herbeigeeilt, mit ´nem Tablett auf dem er das gewuenschten Getraenk und ´nen Becher geladen hatte. Junge, Junge, der war ganz schoen auf Zack! Das haette mir nicht passieren koennen! Ich stand immer noch irritiert in der Gegend rum und tat das, was ich am besten konnte - doof aus der Waesche gucken.
    Sermo beobachtete mich die ganze Zeit dabei. Der musste echt denken, ich haette einen an der Waffel, oder so, weil ich nicht weiter redete, sondern nur bloed rumstand.
    Endlich ging ein Ruck durch meinen Koerper und mein Gehirn nahm wieder seinen gewohnten Dienst auf. Erst raeusperte ich mich, dann suchte ich nach einen geeigneten Platz, auf den ich mich setzten konnte. Neben Sermo war noch´n Stueckchen Platz frei. Bevor ich mich neben ihn hinpflanzte, wollte ich mir auch was zu trinken nehmen. Mann, hatte ich einen Brand! Aber hallo! Diomedes hatte mich doch glatt vergessen! Er hatte nur einen Becher mitgebracht und den hatte sich Sermo schon unter den Nagel gerissen. Doch nicht so ´n toller Sklave, dieser Diomedes!
    "Ja oehm, wie soll ich denn anfangen, oehm… also, da fehlt noch ´n Becher! Diomedes hat den wohl vergessen! Ich hol mir schnell selbst einen oder kann ich bei dir mittrinken?" Naja, koennen konnte ich as schon, nur ob´s ihm recht war, das war hier dieFrage! Wir hatten ja schon mal das Bett miteinander geteilt, warum also nicht auch so´n laeppischer Becher? Das, was ich eigentlich sagen wollte, musste erst mal warten, bis ich was zu trinken hatte.

  • Na, da hatte er durch seine Art wohl wieder einmal eine Frau durcheinander gebracht. Gerade hatte Caelyn noch groß und breit irgendetwas erzählen wollen, was sooo wichtig war! Und jetzt? Da stand sie hilflos im Atrium herum und bekam kein Wort mehr heraus. In ihrem Kopf konnte Sermo es förmlich arbeiten sehen, als sie so herumstand. Fragend neigte er den Kopf zur Seite und zog die Augenbrauen in die Höhe. Kam da jetzt noch was? Ah, ja. Endlich sagte sie wieder etwas, das jedoch gar nicht Sermos Erwartungen entsprach. "Ein Becher?" entfuhr es ihm mit verblüffter Stimme. Aber er hatte doch einen Becher! Verwirrt sah er zu seiner Hand, in der - wahrhaftig! - ein Becher mit verdünntem Wein zu finden war. Sermo runzelte die Stirn und wollte schon nachfragen, was das ganz sollte, doch die Sklavin erklärte sich im nächsten Satz auch sogleich. SIE wollte auch etwas trinken! Na klar, sicher wollte sie das. Jetzt war es an dem Quintilius, irgendwie verwirrt zu sein und kurz perplex herumzusitzen. Nach wenigen Schrecksekunden schüttelte er leicht den Kopf und hielt Caelyn einfach seinen eigenen Becher hin. "Ja hier, nimm." Als er seinen Arm bewegte, fand auch sein Geist wieder zurück ins Atrium. "Aber das kann ja nicht der Grund sein, weshalb du so dringend mit mir reden musst, hm?" Jetzt war er wieder voll bei der Sache, nicht so irritiert bei Caelyns Verwirrung. Herrje, diese Frau war nicht gerade einfach zu nennen. Wenn das jetzt schon so losging, würde er wohl in nächster Zeit wesentlich ruppiger sein müssen und seinen Standpunkt von vornherein klar machen. Ohne Widerrede selbstverständlich.

  • Das liess ich mir nicht zweimal sagen! Vielleicht ein bisschen zu hastig griff ich mir den Becherab und setzte ihn an. Sermo hatte sich in Bescheidenheit geuebt. Der Becher war noch ueber die Haelfte voll. Allerdings nicht mehr lange! In einem Zug pumpte ich das Wasser-Weingemisch ab. "Ahhh!" grunzte ich zufrieden, als ob ich kurz vorm Verdursten gestanden haette. Mann, war das gut gewesen!
    Sermo hatte wirklich ´ne gute Auffassungsgabe , das musste man ihm schon lassen! Er hatte gleich gemerkt, dass das nicht alles sein konnte, was ich ihm eigentlich in seinen Gehoergang schieben wollte.
    "Ja, da is noch was, was ich dir sagen..., oehm was ich klarstellen wollte…" Logisch, ich wollte klarstellen, nicht dass er sich da am Ende noch irgendwelche falsche Hoffnungen machte!
    "Ja, also du wirst mich doch gehen lassen, wenn ich gehen will? Ich meine, nicht dass du meinst, ich wollte jetzt schon wieder abhauen, wo ich doch gerade erst richtig angekommen bin… also oehm, das hatten wir doch so abgemacht, oder?" Hatten wir doch! Sonst haette ich mich nie auf so´ne Tour eingelassen. Auch wenn Sermo ein wirklich netter Kerl war, viel netter als Ursus, aber deswegen wollte ich aber doch nicht ewig Sklavin bleiben muessen. Ausserdem wollte ich ja auch wieder zurueck nach Gallien.
    Wenn ich ja etwas erfahrener in solchen Sachen gewesen waere, dann haette ich mich vorher irgendwie abgesichert. Heutzutage gab´s ja alles moegliche, was man da machen konnte. Nur wurde ich irgendwie das komische Gefuehl nicht los, in die Falle gegangen zu sein.

  • Kritisches Runzeln formte tiefe Falten auf Sermos Stirn. Diese Keltin hatte keinerlei Benehmen, so wollte ihm scheinen! Noch schlimmer stand es um ihre Redefertigkeiten, wie ihm daraufhin auffiel. Den ersten Satz druckste sie so gerade noch hervor, worüber der Quintilius beinahe geschmunzelt hätte. Wäre da nicht der zweite Satz gefolgt. Und der dritte. Gehen lassen? Nicht abhauen? Was bei Iunos Prachtarsch dachte sich dieses Gör eigentlich? Sermo rang mit sich nicht die Fassung zu verlieren. Sein Blick wurde noch kritischer, während er sich nach vorn lehnte und sekundenlang angestrengt nachdachte. Hatte er irgendeine Abmachung dieser Art getroffen? Gewiss nicht.
    "Gehen lassen? Wovon sprichst du?" fragte er, bewusst ahnungslos tuend. Ihm war klar, dass da offensichtlich ein Missverständnis zwischen den beiden aufgetreten war. Caelyn wollte irgendwann zurück in ihre Heimatprovinz. Tja, Sermo besaß allerdings eine Urkunde, die ganz klar sein Eigentum an der Blondine feststellte. Dumm gelaufen. Er würde seine frisch erworbene Sklavin doch jetzt nicht so einfach laufen lassen! Sie würde erst einmal laaaange Zeit für ihre auf-die-Eier-Aktion büßen, da konnte sie aber von ausgehen.

  • Was war denn jetzt? Hatte ich irgendwas gesagt, was er nicht verstanden hatte? Dabei hatte ich doch gar nicht in ´nem hinterwaeldlerischen gallischen Dialekt gesprochen, den in Rom sowieso keine Sau verstand. Ich hatte mich feinstem Latein bedient. So einem, wie es die feinen Pinkel sprachen. Na gut, vielleicht war meine Wortwahl nicht besonders gut gewesen. Ich hatte auch versucht, nicht undeutlich zu sprechen und ´nen Akzent hatte ich eh schon lang nicht mehr. Also, warum bei Lughs Rabenschiss brauchte er so lange, um aber sicher doch, Schaetzchen , zu sagen, du kannst bleiben, solange du willst und auch gehen, wann immer du willst.
    Und warum schaute er denn auf einmal so boese, als ob ich was total fieses ueber seine Mutter gesagt haette?
    Aber bei dem was dann kam, blieb mir doch glatt die Spucke weg! Meine Augen weiteten sich. Und nicht nur das! Auch meine Kinnlade bewegte sich geradewegs nach unten und ich begann irgendwas herum zu stammeln. "A..a..aber, aber d..d..du hattest doch gesagt, du wolltest mir helfen! Das hast du doch, oder?!" Mir war auf einmal eiskalt, wenn ich daran dachte, dass der mich reingelegt hatte. Oehm Ueberraschung, der hatte mich reingelegt, dieser Drecksack! Und ich bloede Kuh war drauf reingefallen!
    "Du wirst mich doch nich…? - Du mieses Aas!" Aus der Wut heraus, schoss ich hoch und schmiss den Becher zu Boden, der dann auch prompt in geschaetzt tausend Stuecke zerbrach. Neben so einem wollte ich nicht laenger sitzen! "Du bist ja echt das allerletzte! Wenn du meinst, ich mach jetzt die Sklavin fuer dich, dann hast du dich aber sowas von geschnitten! Du mieser Drecksack! Und ich hab gedacht, wir waeren Freunde!" Da war Sermo echt an die Richtige geraten! Ich hatte keine Skrupel, ihm mal ein paar Takte zu seiner miesen Tour zu verklickern.

  • Hätte man in diesem kurzen Augenblick der Rage die Zeit ein wenig verlangsamt, man hätte genüsslich betrachten können wie der Ausdruck in Caelyns Miene sich von "Wie bitte?" zu "Verfluchter kleiner Bastard!" wandelte. Und Sermo hätte unglaubliche Freude daran gefunden, wäre er nicht das - in seinen Augen völlig unbescholtene - Opfer dieser Schimpftirade. Erst stammelte seine frisch erworbene Sklavin einen Haufen Blödsinn vor sich hin, an den er sich zum Großteil allerdings noch erinnern konnte. Ja, er hatte wohl so etwas gesagt. Beziehungsweise, er hatte gesagt er würde sie freikaufen. Mehr war ihm im Grunde genommen nicht über die Lippen gekommen. Ha, schau wie tief ihre Kinnlade runtergeklappt war! Schadenfreude trieb beinahe ein wölfisches Grinsen in sein Gesicht, als sie plötzlich anfing herumzukeifen wie der letzte Gossentölpel. Ein mieses Aas war er? Das allerletzte? Freunde? Dann zerschmetterte sie auch noch den Becher.


    Bisher hatte Sermo nur da gesessen und sich ihr Gekreise angehört, doch jetzt war es genug. Er schoss hoch und erhob nun seinerseits die Stimme. "Bei Plutos Schwanz!" polterte er so laut, dass man meinen konnte die Götter selbst hätten ihm ihre Stimmen geliehen. "Jetzt halt aber mal die Luft an! Ich habe nie behauptet, dich befreien zu wollen!" Nun war es an Sermo, wütend zu werden. Er war manchmal von jähzorniger Natur und wenn er einen schlechten Tag erwischt hatte, sollte man ihm besser nicht zu nahe kommen. Dieser Tag war im Begriff, zu einem schlechten zu werden. "Du bist eine Närrin, wenn du denkst jetzt deiner Wege gehen zu können!" Er trat mit erhobener Hand auf die Sklavin zu, holte jedoch nicht aus. Statt dessen griff er blitzschnell nach ihrem Nacken und zog sie zu sich, so dass er ihrem Gesicht ganz nah war. So sprach er weiter, warf ihrem Gekeife nun die Beherrschtheit eines Mannes entgegen, der sich seiner Sache sicher war. Der Zorn war lange nicht verraucht, doch er würde ihn nicht weiter herausbrüllen. Vielmehr waren seine Worte nun von einem schneidenden Ton gezeichnet, dem Zischen einer boshaften Schlange gleich.
    "Hör mir genau zu, Caelyn. Hör mir zu!" Er packte ihren Nacken ein Stück fester und griff mit der Linken ihren Arm. "Deine Erinnerung an dein Gebettel scheint verblasst zu sein. Ich will dir auf die Sprünge helfen. Nachdem du dein Knie in meine Männlichkeit rammtest, hattest du die brillante Idee, hierher zurückzukehren." Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Du hast gebettelt, dass ich dir helfen möge. Was ich daraufhin sagte? Nein!" Ein wütendes Schnaufen unterstrich diese Aussage. "Was ich vielmehr sagte war Folgendes." Und er betonte dabei jedes Wort auf übertriebene Art und Weise. "Aber wenn du mir ohnehin schon allerlei Sklavendienste anbietest...warum sollte ich dich deinem Herrn nicht einfach abkaufen?" Er ließ das Gesagte kurz sacken, während er seinen Kopf etwas zurücklehnte und Caelyn genau in die Augen sah. "Nun sag mir, Caelyn: Habe ich mein Wort gebrochen? Habe ich dich etwa nicht deinem Herrn abgekauft, wie wir vereinbart hatten? Und sag mir, Caelyn: Habe ich dich nicht als Sklavin erworben, die mir ihre Dienste schuldet?"

  • Tja, das wollte er jetzt nicht hoeren, dieser Scheisskerl! Wie ein Irrer begann er hier rumzuschreien, der bloede Choleriker! Ich hatte mich richtig erschrocken. Und als er dann auch noch ausholte, um mir eine zu klatschen, dachte ich schon, gleich fliegt mir der Kopf weg. Vorsichtshalber zog ich schon mal die Birne ein. Ich rechnete trotzdem fest damit, dass meine Wange gleich puterrot werden wuerde, sobald erst mal sein Handabdruck drauf prangte. Sermo aber packte mich im Genick. Das tat ganz schoen weh.
    Ich versuchte mich zu wehren. Aber je mehr ich dagegen an ging, desto fester wurde sein Griff. "Auaaa, du tust mir weh!", schrie ich. Das juckte ihn aber nicht die Bohne. Er zog mich zu sich hin und fing wieder an zu labern. Klar, er war immer noch gekraenkt, weil ich ihm mein Knie voll in die Glocken gerammt hatte. Dass der Kerl aber auch so nachtraeglich sein musste! Deswegen zog er hier jetzt diese miese Tour ab und konnte sich ploetzlich an gar nichts mehr erinnern, dieser Drecksack!
    Jetzt fragte er mich auch noch, ob er mir gegenueber sein Wort gebrochen haette. Na klar, hatte er das! Aber das beste kam zum Schluss! Haette er mich nicht als Sklavin erworben, die ihm ihre Dienste schuldete, frage er mich. Erworbenwar gut! Nicht eine beschissene Sesterze hatte er locker machen muessen! Oh Junge, da gab´s nur eine Antwort drauf! ´Ne ziemlich feuchte Antwort! Eine, die alles, ohne viel Worte zu verlieren ausdrueckte, was ich noch zu sagen hatte. Klar, mein Grossvater haette mich jetzt wieder ermahnt und gesagt, ich sei mal wieder viel zu hitzkoepfig und ich solle das besser lassen, denn Sermo war eindeutig derjenige von uns beiden, der naeher am Druecker war. Aber mein Grossvater war schon seit vielen Jahren tot, so wie der Rest meiner Familie. Also landete meine Spucke mitten in Sermos elender Fratze. Upps…, wenn er deswegen nur mal nicht genau so nachtragend war, wie mit der Glockenaktion!

  • Ihr Götter! Wie viel Selbstbeherrschung muss ein Mensch haben? Wie viel Kontrolle muss er über sich besitzen? Wie groß muss sein Wille sein, gegen seine Triebe zu handeln? Wie groß die Durchsetzungskraft gegen Emotionen? Zorn war es, den Sermo hier zu bezwingen versuchte. Unbändiger Zorn über ein Fiasko, das er in all seiner Berechnung nicht hatte erahnen können. Das er hätte erahnen müssen. Verflucht, was hatte er sich nur gedacht? Diese verdammte Keltin war weit hartnäckiger als erwartet. Sermo ballte für einen Moment die freie Hand so stark zur Faust, dass die Knöchel weiß hervortraten. Seine Zähne knirschten bedrohlich und aus seinem Blick sprach pure Gewalt.
    Die Wut war blitzschnell gekommen. Für einen sekundenbruchteil war sie da, hatte ihn voll im Griff. Er wollte sie schlagen. Er wollte seine Faust heben und auf ihre hübsche Visage eindreschen. Einmal, zweimal, dreimal, viele Male. Er wollte sie an den Haaren vom Boden hochziehen, wenn sie einmal dalag und ihr Gesicht ins Wasser des Impluviums drücken, bis sie vor Luftmangel zu zittern anfing.


    Doch emotionales Handeln war der Feind jedes Menschen, der einmal ernsthaft etwas erreichen wollte. Emotionales Handeln bewies Schwäche. Bewies, dass man mehr seinen Trieben gehorchte, als seinem Verstand. Aber warum Verstand benutzen, wenn Triebe doch so schön waren? Eine Stimme meldete sich leise in seinem Kopf, schwoll zu einem penetranten Chor an. Er solle sie zu Boden werfen, das ginge doch ganz einfach. Stark genug war Sermo allemal. Er könnte Caelyn einfach auf eine der Klinen im Tablinum zerren. Er könnte sich an ihr vergehen, könnte seine Wut direkt an ihr abreagieren. Er könnte sie schlagen, sie als Objekt seiner Begierde benutzen und sie damit gleichzeitig aufs abscheulichste demütigen. Sie würde Schmerzen leiden, er würde lachen und seine Rache kosten. Seine Rache für das letzte Aufbäumen einer Keltin. Einer jungen Frau, die einen unbeschreiblichen Freiheitsdrang hatte. Er würde ein Leben zerstören, endgültig ihren Geist schädigen abseits der vielen Demütigungen, die sie vermutlich sowieso schon in ihrem Sklavendasein erfahren haben musste. Und dann würde er sie von ihrem Leid erlösen, sie erwürgen, ertränken, erschlagen. Um ihr Gewimmer nicht ertragen zu müssen. Um ihren entsetzten Blick nicht ansehen zu müssen. Er würde es tun.


    Wenn er ohne Verstand handelte. Doch Sermo war kein Mörder. Er war auch kein Vergewaltiger. Das hatte er bisher zumindest nicht nötig gehabt. Sermo sah ein, dass er keinen Nutzen aus einer schnellen Rache ziehen konnte.


    Deshalb führte er auch keinen seiner blitzschnellen Gedankengänge aus. Vielmehr ließ er Caelyn los und atmete tief durch. Er hatte aus Reflex die Augen geschlossen, als ihre Spucke seine Haut traf, doch jetzt öffnete er sie und blickte die Sklavin an. Er rang um Fassung, was ihm letztendlich gelang. Ein fulminantes Räuspern folgte, dann hatte Sermo sich wieder beinahe vollständig im Griff.
    "Du gehst jetzt besser ins Servitricium." sagte er möglichst ruhig, doch seine Stimme zitterte noch ein wenig. Er musste sich erneut räuspern. Sein Hals war trocken geworden und seine Hände waren feucht vor Schweiß. Ihm war warm, vermutlich glühten seine Wangen, rot vor Ärger. "Wir reden wieder, wenn du dich beruhigt hast." Er versuchte weiterhin seine Atmung zu beruhigen, als Diomedes vorsichtig ins Atrium spähte. Er hatte das Gekeife selbstverständlich mitbekommen, denn das Gehör schärfte sich, je länger man in einer beinahe unbewohnte Casa lebte. "Diomedes, ins Servitricium mit ihr!" befahl er gebieterisch. Der Sklave nickte nur untertänig und ging ein paar Schritte auf die Keltin zu, um sie mit einer Geste zum Folgen aufzufordern. Sermo verharrte mit verschränkten Armen und warf Caelyn einen Blick zu, der gemischte Gefühle ausdrückte. Er war zornig, enttäuscht, genervt und müde in einem und versuchte jedwede Regung möglichst zu unterdrücken.

  • Na los! Schlag doch! Schlag doch endlich zu! Ich wollte es ihm trotzig entgegen schreien, als er seine Faust zu ballen begann. Aber ich tat´s dann doch nicht, weil ich es auf einmal mit der Angst zu tun bekam. Der Kerl war doch viel stärker als ich. Gegen den hatte ich doch überhaupt keine Chance. Na toll, ich hatte mich mal wieder richtig in die Scheiße geritten, so wie ich es immer machte, wenn ich was anfing. Dafür hatte ich ´ne besondere Begabung. Egal ob ich auf Arbeitssuche war und in ´nem Puff gelandet war oder ob ich abgehauen war und bei diesem Mistkerl gelandet war, der jetzt auch noch das verbriefte Recht hatte, noch alles Mögliche mit mir anstellen zu können, bis ich endlich mein beschissenes Leben hinter mir hatte. Und eins war sonnenklar dabei, diesmal kam keiner vorbei, der mich mal schnell aus dem Schlamassel rettete. Weder mein Bruder, noch Ursus, noch sonst wer.


    Komisch, irgendwie schlug er gar nicht zu! Damit verwirrte er mich total. Meine Angst wuchs, weil er dadurch so unberechenbar wurde. Wahrscheinlich wäre zuschlagen, die weitaus humanere Strafe gewesen, die mich erwartete, als dieses zögerliche Getue. Oh Mann, ich hielt das nicht mehr lange aus. Mein Herz überschlug sich gleich mein Atem zitterte. Na los, schlag doch endlich! Wie lange willst du mich noch quälen?
    Er schlug nicht. Er machte überhaupt nichts. Außer dass er mich los ließ. Ihm musste das richtig schwer gefallen sein. Zumal meine Spucke immer noch in seinem Gesicht hing. Echt eklig!
    Aber noch glaubte ich nicht, dass es vorbei war. Irgendwas kam jetzt noch. Irgend so eine miese Tour würde er mit mir noch abziehen. Fragte sich nur wann? Irgendwie kam er nicht in die Pötte. Anscheinend kämpfte er mit sich. Mannomann, was für ´ne Körperbeherrschung. So was müsste mir mal passieren!
    Er atmete tief durch. So wie einer, der wieder die Gewalt über sich hatte. Jetzt würde er nicht mehr zuschlagen. Jetzt nicht mehr. Etwas fiel von mir ab, irgendwas schweres. Etwas was so schwer war, dass mir beinahe schwarz vor Augen geworden wäre.


    Ich zuckte zusammen, als er was sagte. Er war ganz ruhig, aber seine Stimme hatte so was ungewohnt raues. Ins Servitricium gehen - ich - ja, das war wohl das Beste. Bis ich mich wieder beruhigt hatte - ja. Und dann? Dann ließ er mich doch nicht gehen, oder?
    Plötzlich erschien Diomedes wieder. Ich konnte mir schon denken, dass er alles mitgekriegt hatte. Ich hatte ja auch laut genug geschrien. Und Sermo auch. Der Sklave spurte sofort. Wieder einer, der mir auf penetrante Weise vor Augen hielt, wie man sich richtig als Sklave zu verhalten hatte. Scheiße Mann, irgendwann würde ich wie er sein. Oder so wie Cimon. Irgendwann, wenn das letzte Flämmchen Freiheitsmut erloschen war.
    Diesmal machte ich keine Zicken mehr. Ich ging mit Diomedes, ohne dass er mich zerren oder schupsen musste und ohne dass ich mich noch einmal nach Sermo umdrehte . Jetzt merkte ich, dass ich dieses Spiel niemals gewinnen konnte.


    Diomedes brachte mich in einen kleinen Raum, in dem sich zwei bis drei Leute ihren Schlafplatz teilen konnten. Einer der Plätze war bereits in Beschlag genommen. Das musste Diomedes Lager sein. Mir machte es nix aus, mit ihm in einem Raum zu schlafen, solange er seine Finger bei sich behielt. Ohne lange zu überlegen, welche Schlafmatte denn die bessere sei, hockte ich mich auf eine der beiden noch verbliebenen und sah noch, wie der Sklave die Tür schloss. Er schloss sie nicht einfach nur. Er verriegelte sie auch, um sicher zu gehen, dass ich nicht einfach in der Nacht abhaute.


    Kaum war ich allein, begann ich zu heulen. Mein ganzes Unglück wollte auf einmal aus mir herausspringen. Ales war schief gegangen. Ich hatte mich sogar noch tiefer in die Scheiße hineingeritten. Alles, worauf ich gehofft hatte, war auf einmal unerreichbar geworden. Augustodunum würde ich nie wieder sehen.
    So verzweifelt war ich schon lange nicht mehr. Damals, als Louan gestorben war. Ja, damals. Als dieser Dreckskerl ihn abgestochen hatte. Ich hatte ihn dann gewaschen, nachdem man ihn in die Villa Aurelia gebracht hatte. Die Nacht bevor sie ihn dann auf ´nem Scheiterhaufen vor der Stadt verbrannten, hatte ich bei ihm gelegen. Louans Körper war so furchtbar kalt gewesen. Aber ich wollte nicht loslassen. Er sollte noch nicht gehen. Jetzt noch nicht. Damals hatte ich es schon geahnt, als der Scheiterhaufen in Flammen aufging, dass ich von nun an allein war. Das es nie wieder jemanden gab, der mich so lieben könnte, wie mein Bruder mich geliebt hatte. Und ich sollte Recht behalten! Jetzt war ich verraten und verkauft und meine Freiheit konnte ich mir erst mal abschminken. Dabei wäre ich doch so gerne nach Hause gegangen, nach Augustodunum.
    Augustodunum! - Scheiß drauf! Mal ganz ehrlich, was hätte ich da denn noch gewollt? Da gab es doch keinen mehr, zu dem ich hätte gehen können! In Nullkommanix wäre ich wieder auf der Straße gelangt. Dann hätte es nicht mehr lange gebraucht, bis ich wieder mit dem Klauen angefangen hätte. Diesmal hätte wahrscheinlich keiner mehr mit mir Mitleid.
    Also, dann war doch Rom gar nicht so schlecht. Und vielleicht war Sermo gar kein so schlechter Kerl. Er hatte mich zwar gelinkt, aber er hatte mich nicht verprügelt, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Wenn ich mich jetzt nicht total blöd anstellte, konnte das doch noch was werden. Ach was sollte das werden. Er hatte doch klipp und klar gesagt, er wäre jetzt mein neuer Besitzer. Also nicht der, der sich zu sich geholt hatte, weil er mich mochte.
    Mein Bauch knurrte. Ich hatte Hunger. Aber hier gab es nichts, was man hätte essen können, außer man war vielleicht ´ne Kakerlake oder so was. Früher hatte mir so was nicht viel ausgemacht. Da konnte ich auch mal zwei Tage ohne Essen auskommen. Aber in den letzten Jahren hatte ich immer mein Geregeltes. Da sah man mal wieder, wie verweichlicht man wurde, wenn man im Schatten der Herren lebte.
    Irgendwann wurde mir klar, dass es nichts brachte, wenn ich mir weiterhin selbst leid tat. Und dann schlief ich ein.


    Mitten in der Nacht wurde ich von einem lauten Geschnarche aus dem Schlaf gerissen. Ich war längst nicht mehr allein. Diomedes hatte sich irgendwann schlafen gelegt und oh Wunder, neben meiner Schlafmatte ertastete ich ein Schälchen mit Puls. Der Puls war nicht lange in dem Schälchen. Mit meinen Fingern löffelte ich ihn und verschlang ihn. Ich leckte sogar die Schüssel aus, damit auch ja nichts übrig blieb.
    Ich hatte zu hastig gegessen. Jetzt lag mir der Brei wie ein Stein im Magen. Na toll, das war´s dann mit schlafen.

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