"Und warum hast du ihn nicht damals schon verklagt?", erkundigte sich Macer. Diese Frage drängte sich in seinen Augen auf.
[Tablinum] Ein Tribun in eigener Sache
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Es war damals ein andere Zeit gewesen er hatte nur ein paar Münzen im Beutel gehabt. Keinen Patron keinen Rückhalt durch die Familie.
„Nun es war die Zeit als ich grade erst wieder ihr angekommen war. Ich hatte keinen Hintergrund da ich noch nicht zu meiner Familie zurück gekehrt war. Ich kannte niemanden der mich hätte vertreten könnt. Eine Klage gegen einen gewählten Magistraten hätte keine Aussicht auf Erfolg gehabt. Und mit der Zeit habe ich es unter dem Mantel des vergessenes gehütete. Bis der Octavie nun kam und sich versucht als großer Vertreter des Rechts auf zu spielten. Das wiegesagt schmeckt mir nicht, er kann doch froh sein das er selbst keinen Ärger hatte. Bist du nicht der Meinung das man das Recht nur vertreten kann wenn man sich selber dran hält?“ -
"Was Recht und was Unrecht ist hängt nicht nur vom Gesetz, sondern auch vom Blickwinkel des Betrachters ab", antwortete Macer philosophisch. "Beim Wagenrennen schubst auch jeder den anderen aus der Bahn wenn er kann und keiner fragt, wer zuerst geschubst hat. Solange niemand zu Schaden kommt, nimmt daran auch keiner Anstoß. Kannst du dir sicher sein, noch nie gegen ein Gesetz verstoßen zu haben? Würdest du deine Klage zurückziehen, wenn dich im Gegenzug auch jemand verklagen würde?" Macer schien das alles viel zu persönlich gefärbt, als dass er Interesse an dem Prozess haben konnte. Ein akribischer Nachweis von Schuld oder Unschuld in einem spannenden Strafprozess hätte ihm vielleicht Spaß gemacht, ein Verfahren im militärischen Zusammenhang sicher auch, aber den Rest überließ er gerne anderen Anwälten.
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Er war jetzt etwas verunsichert über die Aussage die ihm der Senator da entgegen brachte.
„Ich befürchte kann dir nicht ganz folgen. Findest du das er unrecht gehandelt hat ist zu vernachlässigen und mir fehlt nur der richtig Blickwinkel?Fragte er verwundert nach. Er konnte sich beim besten willen nicht vorstellen das Purgitius Macer ein solches Verhalten von einem Amtsträger gut hieß.
„Nun ich bin mir sogar sehr sicher das ich schon mal jemanden Beleidigt habe aber das ist für mich nicht das selbe als wenn jemand mit vier Bewaffneten durch die Stadt rennt und einfach jemanden ein Schwert an den Hals legt. Wenn ich schon mal solch ein Delikt auf dem Kerbholz hätte würde ich mir gut überlegen ob ich jemand anderen verklage und dies sicher nur in einem Fall in Erwägung ziehen wenn ein mir nahe stehender schwergeschädigt wurde. Allein schon um zu verhindern das so eine Sache wieder auftaucht und ins Gespräch kommt es ist ja meisten so das solche Angelegenheiten genau dann wieder auftauchen.
Gut wenn es ihn oder die Familie betreffen würde, würde er sicher nicht zögern aber einfach um jemand andern zu denunzieren mit dem man nichts zu tun hatte ganz sicher nicht.
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Macer beantwortete die erste Gegenfrage nicht, sondern ließ den Tribun erst ausreden. "Siehst du", sagte er dann. "Auch du würdest bei ein und demselben Delikt je nach Umständen von einer Klage absehen, auch wenn es in jedem der denkbaren Fälle ein Unrecht wäre. Du würdest abwägen zwischen dem Schaden, den das Unrecht dir zugefügt hat und dem Schaden, den eine Klage nach sich ziehen könnte." Dass Macer als denkbarer Anwalt genauso würde abwägen müssen, obwohl ihn selber das Unrecht nun sicher nicht getroffen hat, führte er nicht weiter aus, denn er war sich sicher, dass der Tribun selber darauf kommen würde.
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“Ja ich sehe was du meinst nur hätte ich ja keinen Schaden davon außer das es sicher seinem Patron nicht gefallen würde. Das war ja auch der Grund weshalb ich mit seinem Patron gesprochen habe. Ich wollte nicht das es auf ihn zurückfällt. Ich hatte bis jetzt mit den Germanica ehr ein gutes Verhältnis. Ich mag jetzt besser da stehen als vor einigen Jahren aber ich will mir noch nicht al zu viele Feinde machen die kommen von ganzallein.”
Bemerkte er an. Die Sache wurde immer verwirrender. Eigentlich wollte er den Senator dazu bewegen ihn zu vertreten wenn es drauf ankam. Aber mittlerweile dachte er drüber nach ob es ihm nicht schaden könnte den Mann überhaupt zu verklagen und das war ihn noch vor einer Stunde ziemlich egal gewesen.
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"Das ist natürlich eine Abwägung, die ich dir erst Recht nicht abnehmen kann", stellte Macer fest und betrachtete den Punkt damit endgültig als beendet. "Ich pflege weder ein besonder enges noch ein besonders distanziertes Verhältnis zur Gens Germanica, so dass ich hier kaum hilfreich eingreifen kann", ergänzte er, um nun nicht noch auf diese Weise in die Sache hinein gezogen zu werden.
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„Hm du hast recht aber ich werde es bedenken bevor ich etwas unternehme. Obwohl es mir trotzdem aufstößt weil es aus meiner Sicht nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat.“
Sagte er und damit war das Thema für ihn erledigt. Purgitius Macer würde ihn wenn er Klage erheben würde wohl nicht vertreten. Nun ja das war ja zum Glück nicht der einzige Grund weshalb er hier gewesen war. Er würde wohl was den Octavia angeht noch einmal abwägen müssen wem er damit noch auf die Füße treten würde und ob sich da mit der Sache nicht was anders machen lassen könnte.
„Gut Senator dann werde ich nicht noch mehr von deiner Zeit in Anspruch nehmen. Ich danke dir das du mich empfangen hast.“
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Macer nickte und erhob sich auf diese Worte hin. Er begleitete den Tribun zumindsest noch wenige Schritte bis ins Atrium. "Vale", verabschiedete er sich dort und der Türhüter begleitete den Gast von dort bis nach draußen.
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