[Tablinum] Eine Überraschung für ein kleines Mädchen

  • Ursus mußte lachen, versuchte aber, nicht spöttisch zu wirken. "Er weiß, wie sie fühlen und denken, weil er im Gegensatz zu mir direkt zwischen ihnen lebt. Nein, er kann nicht in sie hineinschauen. Das kann kein Mensch. Nur Götter können in einen Menschen hineinschauen. Ja, versuche ihn zu finden. Ich bin gespannt, wie lange Du dafür brauchst." Amüsiert dachte er daran, wie Licinus wohl darauf reagieren würde, wenn die Kleine einen Freudentanz aufführte, nur weil sie ihn sah.


    "Wie lange lange dauert? Das ist ganz unterschiedlich. Je nachdem, wie eilig man es mit etwas hat. Wenn man zum Beispiel furchtbaren Hunger hat, kann es sehr lange bis zum nächsten Essen sein. Dabei sind es nur ein paar Stunden. Bis zu den Saturnalien ist es noch sehr lange. Dafür muß erst der Sommer vorbei sein. Und auch der Herbst. Die Tage werden dann ganz kurz und die Nächte ganz lang. Warum möchtest Du das wissen? Wartest Du auf etwas?"


    Die Kleine plapperte munter drauflos. "Ja, natürlich mußt Du mit zurückkommen. Allerdings werden wir dann nicht mehr in der Villa Aurelia wohnen. Sondern in unserem eigenen Haus. Aber das dauert vermutlich noch lange. - Sabina? Die Tochter von Germanicus Sedulus? Marei... die meisten Senatoren haben es nicht gern, wenn ihre Kinder mit Sklavenkindern spielen." Er zog seine Augenbrauen etwas zusammen, was ihn recht streng aussehen ließ.

  • Ursus lachte wieder. "Nur weil der Pfeil zwischen ihnen lebt, weiß er wie die Soldaten fühlen und denken?? Na dann, weiss er ja fast alles... über das Leben hier an diesem Ort." meinte Marei zu dem Thema. "Ich werde sicher nicht lange brauchen, bis ich ihn finde.. und gespannt bin ich auch auf ihn."


    Sie nickte zu seinem Worte über das 'lange dauern'. "Das stimmt. Manchmal trinke ich zwischendurch eine Milch und dann ist es gut, bis es Mahlzeit-Zeit ist. So lange ist es noch hin bis zu den Saturnalien? Ich muss also noch vieleviele Nächte schlafen bis es soweit ist. Ob ich auf etwas warte? Naja.. ich warte auf ein Fest, wo alle zusammen feiern. Oder im Garten Würste grillen, Salate essen und Spiele mit Groß und Klein spielen. Wobei Spiele für kleine Leute müssen wohl ausfallen, da ich hier das einzige kleine Mädchen bin. Nicht mal kleine Jungen habe ich gefunden und getroffen... was soll's!"


    Sie gingen noch einmal nach Rom zurück und sie musste mitkommen? In ein anderes Haus als die aurelische Villa?? Das war natürlich ziemlich verlockend. Hachja! "Ohh.. wie aufregend." Das Mosaikbild der gelben Sonne war fast fertig, es fehlten nur noch zwei Sonnenstrahlen. "Genau dasselbe hat mir Cimon auch schon gesagt und erklärt, als ich ihm von meinem heimlichen Ausflug erzählte. Sabinas Vater war gar nicht dabei. Nur ihr Kindermädchen und die anderen Kindermädchen von Sabinas Freunden und Freundinnen. Die haben mich mitspielen lassen. Wir haben uns gegenseitig Fragen gestellt. Alles nur, weil ich ihre Stimmen gehört haben und über die Mauer geklettert bin, um nachzuschauen. So, jetzt weisst du's. Ich war wirklich nur vor der Mauer und bin wieder rüber geklettert, als man meinen Namen rief!" Hatte sie ihn enttäuschtß Nahm er ihr jetzt das schöne Geschenk weg?

  • "Hast Du gesehen, wie die Soldaten leben? Sie wohnen immer zu acht in einem Raum. Dort ist nicht viel Platz. Zehn solcher Räume gibt es in einer Baracke. Dazu kommen die Räume des Centurio. Er hat die Aufgabe, immer auf die Männer acht zu geben und sie zu kontrollieren. Im Leben eines Soldaten gibt es nicht viel Raum für Geheimnisse. Ja, ein Centurio weiß, wie sie fühlen und denken, - wenn er ein guter Offizier ist. Er war ja auch mal einer von ihnen und hat sich durch Fleiß und besondere Fähigkeiten seinen Rang im Laufe vieler Jahre erarbeitet. Das gilt umso mehr für den ersten Speer, der ja der ranghöchste Centurio einer Legion ist." Eigentlich erwartete Ursus nicht, daß sie es verstand. Aber als Kind hörte und lernte man manches, das man nicht verstand. Im Laufe der Jahre aber wurde einem der Sinn des Gelernten offenbart und man merkt, wie gut es war, es gelernt zu haben.


    "Oh, ich glaube, wir werden vor den Saturnalien ein Fest einschieben können. Nur fürchte ich, daß gerade ein Sklavenkind nicht viel von solchen Festen hat. Sklaven und Herren feiern nur zu den Saturnalien zusammen, - wenn sie das wollen. Es tut mir leid, daß es hier keine Spielkameraden für Dich gibt. Aber vielleicht ändert sich das auch eines Tages." Er lächelte der kleinen aufmunternd zu. Wurde aber gleich wieder ernst, als sie berichtete, wie sie über die Mauer geklettert war, weil sie mit den anderen Kindern hatte spielen wollen. "Ich sehe Dir an, daß Du weißt, wie falsch Deine Handlung war. Marei, weißt Du denn auch, was genau Du falsch gemacht hast?" Es war besser, danach zu fragen, um herauszufinden, ob sie es verstanden hatte, als ihr eine Standpauke zu halten, die vermutlich in das eine Ohr rein und zum anderen gleich wieder rausgehen würde.

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