[Ludus Dacicus] Gladiatorenschule

  • Sim-Off:

    so nochmal ein ganz großes sorry für die lange wartezeit!! *auf die knie geht und ohm mach* :D aber zumindestens nie wieder jura nicht wahr :D


    Er war kurz davor dem Mann eine reinzuschalgen. Einem Parthischen Soldaten, Herrscher der östlichen Welt zu erklären wie man Kämpfte hatte etwas erniedrigendes. Allerdings wußte er natürlich, welche Stellung er hier hatte und so malte er sich nur gedanklich alle möglichen Todesarten für den Magister aus. Er versuchte also seine Wut zu knanalisieren und dreschte stärker auf den Pfahl ein. Er versuchte schneller zu werden, merkte aber ie er einfach nicht mehr im training war und seine Muskeln sich schlicht weigerten auf ihn zu hören. Er biß sich durch und versuchte das schlicht zu ignorieren indem er sich einredete, der Pfahl wäre der Magister. Was ihm auch leidlich gelang.

  • Sim-Off:

    Kein Problem, ich bin selber nicht immer die schnellste ;)


    Der doctor fuhr damit fort, Anweisungen zu geben, hier und da den Parther mit seinem Holzschwert in Position zu schieben, hier auf einen Muskel zu tippen, dort so zu schlagen, dass ein blauer Fleck bleiben würde. Weiter und weiter und weiter, bis der Schweiß in Strömen floss und die Bewegungen des Parthers kraftloser wurden – was schließlich zu noch mehr Tadel führte und noch mehr „gut gemeinten“ Ratschlägen.


    Es dauerte eine ganze Weile, solange bis der Parther wirklich erschöpft war, bis der Ausbilder meinte: “Hör auf.“ Dann stand er da, sah sich einen Moment seinen neuesten Zögling an, wie der erschöpft schnaufte, beobachtete seine Reaktion, seine Blicke. Er musste ihn einschätzen, wie er jeden der Männer hier einschätzte. Er brachte hier allen in kurzer Zeit bei, wie man am effektivsten gegen einen anderen Mann kämpfen konnte mit den Waffen, die einem gegeben waren. Es war nicht selten, dass bei Kriegen die Legiones mal eben die doctores aus den Ludi anheuerten, um den grünen Jungs, die ihre Grundausbildung nicht abschließen konnten, kämpfen beizubringen. Da musste er wissen, wann sein Gegenüber brach, und wann ein Mann zu gefährlich war, um ihm das alles beizubringen.
    “Du bist zu alt. Aber wenigstens bist du nicht ganz nutzlos. Zeigt ihm, wo man sich waschen kann. Morgen früh geht das Training los. Für heute seid ihr untalentierte Affen fertig.“
    Womit er alle meinte, die auch recht dankbar waren, nun in den frühen Abendstunden das bisschen Freizeit, das ein Gladiator hatte, zu nutzen.

  • Ziemlich geknickt ging Alexion zum Essen. Dieses "zu Alt" sein zehrte ziemlich an seinem Ego und da half das "nicht ganz nutzlos" nicht wirklich, zumal des eher verächtlich alles andere klang. Er würde es aber diesem Affen (wo er bezweifelte daß der Doctor überhaupt wußte was des war) zeigen was er konnte. Wenn er erstmal ein berühmter Gladiator war und mit dem schönbsten frauen verkehrte würde ihm dessen Spot sicher im Halse stecken bleiben.
    Das der gute Mann selbst mal ein Gladiator gewesen war, spielte in den gedanken des Autors keine Rolle ;)

  • Sim-Off:

    Ich spring jetzt einfach immer ein paar Wochen, damit wir das Training so im Zeitraffer abhandeln können, wenns genehm ist ;)


    Jeden Tag galt es, denselben Ablauf an Dingen zu erledigen. Es wurde aufgestanden, sich gewaschen, gefrühstückt. Dann fing das Training an, mit Aufwärmübungen, laufen, Gewichte heben. Meistens wurde für letzteres einfach der große Holzpfahl hergenommen, der sonst als Ziel der Angriffe diente. Herausgehoben aus seiner Verankerung, quer über die Schultern gelegt und dann Kniebeugen gemacht, das ergab ein ganz ordentliches Training für Beine und Bauch. Dann wurde ein Teil der Ausrüstung angelegt, meist nur Manica und Beinschienen, ab und an auch mal ein schwerer Bronzehelm, um die Nackenmuskulatur zu stärken.


    Und so fragte der Doctor heute, als er seine Schützlinge wieder und wieder dieselbe Attacke ausführen ließ, warum sie das hier machten.
    “Kann mir einer von euch nichtsnutzigen Tölpeln also sagen, warum eure Holzschwerter mit Blei gefüllt sind?“




    LUDUS DACICUS

  • Sim-Off:

    sehr schön danke dir! :)


    Er wollte gerade schon losbrüllen als ihm ja einfiel daß er ja nur Reden sollte, wenn er gefragt wurde. Aber da er ja indirekt gefragt worden war :D trat er vor und antwortete:"Zum Muskelaufbau und damit uns dann die "echten" Schwerter nicht so schwer vorkommen, da diese leichter sind als die gefüllten Übungsschwerter Herr!"

  • Ob dem Doctor die Antwort gefiel oder nicht, konnte man nie so genau ausmachen, da der Mann keine Gesichtsmuskulatur zu haben schien. Er lächelte nie oder verzog auch nur den Hauch einer Miene. Seine Worte ließen aber darauf schließen.
    “Richtig! Damit ihr schmalbrüstigen Waschlappen nicht gleich umkippt, wenn ihr ein echtes Schwert in der Hand habt. Wenn ihr in der Arena steht und eure volle Ausrüstung tragt und euer Gegner mehr Gegenwehr leistet als euer Pfahl, wenn euch das Blut in den Adern rauscht und ihr alles vergesst, was ihr lernt, sollt ihr wenigstens die nötige Kraft haben, eure Waffen richtig zu halten.“
    Nein, aufmunternde Worte hatte ihr Ausbilder eigentlich nie für sie. Nicht mal ein klitzekleines.
    “Deshalb erhaltet ihr auch euer Essen und viel Fleisch für den Muskelaufbau, damit ihr Muskeln und Fett zulegt. Und weswegen ist es gut, dass ihr ein bisschen Speck auf die Rippen bekommt, ihr verhungerten Würmer?“



    LUDUS DACICUS

  • Waschlappen pah, er sah gut aus und war kräftig gebaut. Ein wahrer parthischer Mann halt :D. Er versucht sich auch an der nächsten Frage, so als Wurm mußte man seine Chancen nutzen..."Damit die Verletzungen nicht so schwer ausfallen Herr. Das Fett dient uns quasi als natürlicher Schutz."
    Jedenfalls dachte er es sich so, ansonsten wußte er nicht wirklich wieso er zulegen sollte, außer es war gerade Mode in Rom rundlicher zu sein.

  • “Ah, offensichtlich denkt wenigstens einer von euch hier mit! Denn verdammt richtig – Deckung nicht vernachlässigen, Ellbogen hoch! Denken und Kämpfen müsst ihr gleichzeitig hinkriegen, sonst seit ihr in 2 Minuten in der Arena sowas von tot! - wo war ich? Ahja, ihr sollt zulegen, damit eure Verletzungen nicht so schwer ausfallen. Ihr geht da raus mit so wenig Rüstung wie irgend möglich. Ihr seid keine Legionäre, die noch hundert Mann mit fetten Schilden neben sich haben. Ihr habt keine Kameraden in der Arena, die euch den Arsch retten, wenn ihr Scheiße baut. Also gebt euch keinen Illusionen hin. Ihr werdet verletzt werden. Ihr werdet bluten. Jedes verdammte Mal, wenn ihr da raus geht, werdet ihr mit einer neuen Narbe den Platz verlassen – oder aber man zieht euch mit einem Schicken Haken durch eure Ferse hinaus. Warum? Weil ihr tot seid!
    Also ist alles, was euch davor schützt, dass euer Gegner euch die Muskeln aufschlitzt und eure Arme und Beine damit kampfunfähig macht, ein bisschen Fett, dass er zuerst trifft. Dann ist nicht jeder kleine blutende Kratzer gleich ein Schnitt in eure Muskelfasern.“

    Als er bei seinem beständigen Schreiten an Alexion vorbeikam, hatte er dieses Mal keinen Spott für ihn, sondern stupste ihn nur leicht am Ellbogen, der nach Meinung des Ausbilders ein wenig zu tief gehalten wurde. Es waren ja nur drei Stunden ununterbrochenes Training bislang an diesem Tag, da durfte man sich noch nicht ausruhen. Aber dass er es diesmal nicht von irgendwelchen Beleidigungen unterstreichen ließ, konnte als gutes Zeichen gewertet werden. Vielleicht.


    “Wo wir gerade dabei sind: Ihr werdet, wenn ich mit euch fertig bin und ihr tatsächlich länger als fünf Minuten gegen einen echten Gegner überlebt, mal Thraker sein. Mit was seid ihr ausgerüstet?“



    LUDUS DACICUS

  • Nun zumindestens war er außer dem Stupsen von dem Spott verschoont geblieben. Die Frage die sich stellte war nun wie lange. Die nächste Frage war nicht so einfach, aber er versuchte sich dran:


    Der Thraker hat von den thrakischen Kämpfern wohl den Helm und das sica übernommen Herr. Daneben ist er noch einem kleinen Schild, Beinschienen und einem Armschutz ausgerüstet Herr."


    Sim-Off:

    Mal ne Frage: in der IR Wiki steht das war ein Gladiatorentyp in der Republik, wurde der in der Kaiserzeit auch noch eingesetzt?

  • Sim-Off:

    Nach allen Quellen, die ich bislang gelesen habe, kam dieser Gladiatorentyp erst so um 100 v. Chr. überhaupt auf (also gegen Ende der Republik), als Rom im Balkanraum eroberungstechnisch tätig war und daher in Thrakien viele Kriegsgefangene gemacht hat. Und bis zum Niedergang der Gladiatorenspiele im 3. Jhdt. (oder besser deren Ablösung durch die beliebteren Tierkämpfe und verschiedene Beschlüsse der Kaiser, die den Nachwuchs an Gladiatoren abschnitten) war die Paarung Thraex/Murmillo die beliebteste und häufigste.
    Wie der Schreiber des Gladiatoren-Artikels auf diese Einteilung gekommen ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich kenn allerdings die aufgeführte Quelle auch nicht



    Der Doctor nickte langsam und bedächtig. “Japp, japp, japp. Durch den Helm erkennt man euch auch auf den hinteren Rängen. Er hat ein geschlossenes Visier mit Sehlöchern, das eure Sicht einschränkt, und ein ordentliches Gewicht, weshalb ihr das Tragen trainiert, und einen hohen Kamm oder Federbusch. Ihr sollt damit wie griechische Barbaren aussehen.
    Dazu kommt eine parmula am Schildarm, eine manica am Schwertarm und ocreae an den Beinen. Ihr seid damit schwer gewappnet und gut geschützt. Nur eure Brust ist vollkommen nackt, weshalb ihr darauf achten müsst, sie zu schützen.“
    Einige weniger dekorative Narben auf der Brust des Doctors zeigten, dass er es einige Male nicht so geschafft hatte, wie er es seinen Schützlingen beizubringen versuchte.
    “Letzte Frage, bevor ihr trauriger Haufen zum Essen geht: Was ist der Unterschied zwischen der Sica und einem Gladius?“




    LUDUS DACICUS

  • Sim-Off:

    Ah ok. herzlichen Danke für die Antwort :)


    Nun ein Gladius kannte er. "Ein Kurzschwert mit gerader Klinge, zum stoßen geignet, nicht zum schlagen. Das ist das Gladius. Es ist die Standardbewaffnung der römischen Legionen. Ein Sica ist ebenfalls ein Kurzschwert. Durch die gebogene Klinge aber meiner Meinung nach eher zum schlagen als zum stechen geignet Herr."


    Er hoffte mal alles richtig gesagt zu haben.


    Sim-Off:

    nach Wiki wurde das Sica auch vvon römischen Räuberbanden benutzt. Interessant...

  • “Ihr seid nicht hier, um zu meinen, sondern um zu wissen“, maulte der Doctor erst einmal los. “Im übrigen ist es teilweise richtig. Ein Gladius ist schwerer, massiver, zum durchstechen des Gegners mitsamt seiner Rüstung. Eine Präzisionswaffe.
    Ihr habt Siccae, die sind leichter und gebogen, und gut zum Schlagen geeignet. Und das ist auch gut so. Wer schaut schon gern einem Gladiator zu, der sich nur hinter seinem Schild versteckt und ab und an den Arm mal vorreckt, häh?“

    Dass die ganzen Gladiatorenarten, die mit einem Gladius kämpften, das auch nicht so praktizierten, sondern ihrem Publikum durchaus etwas bieten konnten, das ließ die Herzlichkeit in Person unerwähnt.
    “Deshalb lernt ihr auch nicht nur Stiche, sondern vor allem Hiebe und Schwünge. Nicht nur, weil die hübsch aussehen, sondern weil ihr mit der langen Schneide so auch Schaden anrichtet, wenn ihr euren Gegner trefft.
    Allerdings ist die geschwungene Sica* keine reine Hiebwaffe. Wir reden hier immernoch von einer zweischneidigen Waffe mit einer genauen Spitze. Sie ist kein Knüppel, mit dem man auf den Gegner einprügelt. Sie kann sehr wohl genaue Stiche vollbringen, ganz wie das Gladius auch.
    Die geknickte Variante* hingegen eignet sich wirklich kaum mehr als Stichwaffe, und wird fast ausschließlich im Schlagen verwendet.
    So, und nun ab zum Essen mit euch.“


    Sim-Off:

    *So ziemlich jedes gekrümmte Schwert wird vom Römer Sica genannt (was übrigens als unehrenhafte Waffe galt und besonders schwer bestraft wurde :D ), auch die Schwerter der Piraten :D
    Bei den Gladiatoren fanden sich da 2 verschiedene Schwertarten für den Thraker (hat sich wohl so nach und nach entwickelt), einmal sehr säbelartig, aber dennoch mit rhombischen (also rautenförmig) Querschnitt und 2 Schneiden wie hier bei diesem Dimachaerus: http://storage0.dms.mpinteract…ock-5042026.jpg?width=600
    Und einmal wirklich wie ein geknicktes Gladius, was häufiger auf Mosaiken zu finden ist (wohl auch wegen leichterer Darstellbarkeit) und wohl so ausgesehen hat: http://www.gsr-roma.com/gladia…0da%20Gladiatore-Sica.jpg



    LUDUS DACICUS

  • *Mit Feuer verbrannt zu werden, gefesselt zu werden, geschlagen zu werden und durch Eisen zu sterben


    Die Frau war alt und wirkte irgendwie eingefallen, aber ihre Hände waren ruhig. Sie hatte schwarze Fingernägel von der vielen Tinte, und schwarze Augen. Man sagte von ihr, sie war eine Maga, eine Zauberin, die in ihre Tätowierungen geheime Zauber einwob, die einen stärker machten, den Gegner schlechter treffen ließen, dafür sorgen, dass das Publikum einem mehr zujubelte. Dennoch blieb sie eine Zauberin mit ihren vielen Amuletten um den Hals und den altersfleckigen Händen und dem zahnlosen Mund.
    Und sie wartete auf Shayan, hieß ihn, sich hinzusetzen auf einen mitgebrachten Klotz und seine Arme auf einen höheren direkt vor sich zu legen, so dass sie arbeiten konnte. Und nicht zu zucken! Es würde weh tun.


    Ob es wirklich Zauber waren oder nicht, war Spurius Iuventius Murcus gleichgültig, so wie ihm das Leben seiner Gladiatoren im Grunde gleichgültig war. Er interessierte sich nur für seine Bücher und die Zahlen darin, und solange die am Ende jeden Monats stimmten und sein Haus Gewinne erwirtschaftete, das Volk Roms befriedigt wurde und niemand ihn wegen seiner Arbeit tadelte, war es ihm genug. Er verdiente hier seinen Lebensunterhalt – und das mit recht großzügigem Salär – und die Männer unten in der Arena waren für ihn nicht mehr als für einen Krämer seine Waren.
    Und die Tätowierungen, die jeder Gladiator erhielt, waren nicht viel mehr als die Wachssiegel, die Händler an ihre Amphoren anbrachten. Nur dass man diese Zeichnungen weniger leicht entfernen und zerstören konnte. Doch Gladiatoren waren gefährlich. Sie waren die niedrigsten der niedrigen, von allen Sklaven die erbärmlichsten. Sie verkauften ihr Fleisch an eine schaulustige Menge, freiwillig oder nicht mal dahingestellt, und waren damit nicht besser als die Lupae im Venustempel. Selbst wenn sie freigelassen wurden, so hell ihr Stern auch strahlte, sie waren immer infam. Und dennoch gab es keinen größeren Ruhm und keine größere Popularität im Reich für einen einzelnen Mann zu erlangen als die im Sand. Tausende jubelten einem einfachen Mann zu, egal wo und von wem er geboren war, unabhängig von Stand und Ansehen seiner Familie. Eine zweischneidige Einstellung, gewiss, aber eine verbreitete.
    Und darüber hinaus waren sie gut ausgebildet. Ein Gladiator wusste, wie man tötete, mit allen möglichen Waffen. Es hatte bereits einmal einen schändlichen Verrat eines Gladiators gegeben, der sich zu einem aufrührerischen Aufstand ausgewachsen hatte und Rom viele Soldaten und noch mehr Sesterzen gekostet hatte. Man konnte nicht riskieren, dass einer von ihnen floh und abtauchte. So ein Mann wusste, dass sein Leben verwirkt war, wenn man ihn aufgriff. Was also sollte ihn davon abhalten, niedrig wie er war, auch die schlimmsten Gräueltaten zu vollbringen?
    Und so zeichnete man ihn, an Armen oder Beinen, seltener im Gesicht, machte ihn einmalig und leicht erkennbar. Und selbst, wenn die Menschen, die ihm begegneten, nicht wussten, wer er war, so würden sie sich erinnern an einen Mann mit auffälligen Zeichnungen auf der Haut. Es gab kein Entkommen für einen Gladiator.


    Und so war auch die alte Frau da, wartete mit ihren Schälchen mit schwarzer Tinte und der spitzen Nadel aus Bein; bereit, Shayan zu zeichnen, während die anderen Gladiatoren nun in der sommerlichen Abendsonne dasaßen und zusahen.

  • Alexion hatte sich die Worte des Ausbilders durchaus zu Herzen genommen. err war ein stolzer Mann und die Worte schmerzten doch recht deutlich.
    So war er nach einem Frühstück zu den Pfählen gegangen um seine Schwerttechnik zu üben und zu verfeinern. Hauptsächlich damit er nicht mehr aussah als würde er eine "Fliegenklatsche" benutzen, wie der Doctor gesagt hatte. Nebenbei beobachtete er verstohlen die schon etwas erfahreneren Gladiatoren beim training. Vielleicht konnte man sich ja ein wenig abschauen, außerdem lernte man so gleich mal seine potentiellen Gegner kennen.

  • Es war noch derselbe Tag, der Abend nach dem Kampf. Die Verletzungen, die Shayan davon getragen hatte, waren versorgt worden, die Waffen und die Ausrüstung verstaut, und jetzt war er hier, in der Arena, und vor ihm war ein Hutzelweibchen, das ihn tätowieren sollte. Shayan setzte sich wie geheißen und legte seine Arme auf den leicht erhöhten Klotz, der sich zwischen ihm und der Alten befand, so stumm und gehorsam wie häufig. Aber wirklich wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut, und in seinen Augen glomm Misstrauen. Er hatte gehört, was die anderen Gladiatoren von ihr erzählten, hatte gehört, dass sie eine Zauberin sei, und dass sie Magie wirken konnte, mit ihren Zeichnungen. Und das gefiel ihm nicht. Es spielte keine Rolle, dass sie Zauber einweben sollte in die Tätowierungen, die ihm dienlich waren. Er mochte Zauberei nicht. Es war falsch. Würde es nach ihm gehen, würde er darauf verzichten.
    Aber es ging nicht nach ihm, und das war eine Lektion, die er in den vergangenen Monaten gründlich – und in aller Regel recht schmerzhaft – gelernt hatte. Nicht dass ihm das nicht vorher schon klar gewesen wäre, aber es war noch einmal etwas anderes, es ständig und jedes Mal nicht nur vor Augen geführt, sondern regelrecht eingebläut zu bekommen, dass seine Meinung weniger Wert war als der Sand in der Arena. Und so hatte er geschwiegen, als ihm erzählt worden war, dass die Alte, die ihn tätowieren sollte, eine Maga sei, hatte geschwiegen, als sie ihn in die Arena brachten, und schwieg auch jetzt, als er die Alte sah und sich bei ihrem Anblick durchaus vorstellen konnte, dass sie Zauberkräfte hatte. Er streckte einfach seine Arme aus und ließ sie machen, während um ihn herum die anderen saßen – seine Brüder, das waren sie wohl nun... Oder würden es sein, von dem Moment an, in dem er den Eid gesagt hatte. Und dass er das tun würde, stand mittlerweile außer Frage. Wenn er zurückdachte an sein erstes Gespräch mit dem Juden, an das, was er gefragt, was er ihm gesagt hatte, was ihm damals wichtig gewesen war... dann konnte er inzwischen nur noch müde lächeln. Es war naiv gewesen zu glauben, ein Leben als Sklave in Rom ließe ihm tatsächlich annehmbare Möglichkeiten. Natürlich hatte er eine Wahl – aber es war die Wahl zwischen verschiedenen, kleineren und größeren Übeln. Er konnte nicht darauf hoffen, sich seine Ehre so zu bewahren, wie er noch vor Monaten überzeugt gewesen war. Er hatte ja jetzt schon einen Teil davon aufgegeben – er sagte nur noch selten etwas, wenn die Doctores in seinen Augen zu weit gingen, und bei der Flavia sagte er gar nichts mehr, zog das doch nicht für ihn, sondern häufig auch für den Konsequenzen nach sich, den er eigentlich schützen wollte. Entsprechend aber war ein Leben als Gladiator deutlich besser als alles, was ihn bei der Flavia erwartete. Er hatte keine Angst vor dem Zorn seiner Herrin, und vor der Bestrafung, die ihm blühen würde, wenn er sich nun weigern würde, den Eid zu leisten. Aber es widerstrebte ihm, noch mehr Zeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Noch öfter ihre Launen aushalten zu müssen. Noch häufiger als ihr ausführender Arm herhalten zu müssen, wenn sie Strafen verhing. Nein, es war weit besser, Gladiator zu sein. Er konnte kämpfen, hier. Er konnte kämpfen, und sich im Übrigen einfach zurückhalten... was nicht ideal war, nicht für ihn, aber immer noch besser als das, was in der Villa Aurelia von ihm verlangt wurde. Wenn er gut genug war, würde die Flavia ihn vielleicht sogar noch häufiger hierher kommen lassen. Vielleicht sogar ganz hierher bringen, wenn sie eine Chance sah, dass er sich noch einen Namen machen konnte in den Arenen.


    Das allerdings lag in der Zukunft, und im Moment saß er hier, in der Arena, die ihm so vertraut geworden war in den letzten Monaten, und als die Alte anfing mit ihrer Arbeit, hatte der Parther schon bald anderes im Sinn als sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Der Schmerz, der durch das Stechen entstand, war nicht wirklich schlimm. Aber er war störend, er war penetrant, und er breitete sich kontinuierlich aus, je mehr Fläche die Alte mit ihren Stichen und der Tinte bedeckte. Shayan presste die Kiefer aufeinander und rührte sich nicht, wandte sich nur seiner mittlerweile bewährten Taktik zu und zählte die Stiche, um sich abzulenken, während die Alte stach und stach und stach, die Gladiatoren sich irgendwie beschäftigten, und es um sie herum immer dunkler wurde, als die Nacht heraufzog. Bis die Frau sich schließlich aufrichtete – so weit das ihr Rücken zuließ –, die Nadeln fortlegte und nickte zum Zeichen, dass sie fertig war.

  • Neuer Tag, neues Training. Shayan führte die geforderten Bewegungen aus, immer wieder, immer wieder, immer wieder die gleichen... bis sie in Fleisch und Blut übergingen, egal wie kompliziert sie auch waren. Und komplizierter wurde das, was der Doctor der Dimachaeri forderte, mit jedem Mal, wenn eine Übung zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen war. Obwohl Shayan nun schon einige Zeit im Ludus war, war er nach wie vor noch nicht so weit, dass er wirklich das Gefühl bekam, sich etwas auf seine Leistung einbilden zu können. Irgendetwas fand der Doctor immer zum Aussetzen, wie es schien. Aber immerhin hatte er ihn mittlerweile für gut genug befunden, Gladiator zu sein, weswegen Shayan nun seit zwei Tagen die Tätowierungen trug, die ihn als solchen auswiesen.
    Am Training selbst hatte das nicht viel geändert, und auch sonst war es nicht so, dass er großartig Unterschiede spürte – er mochte kein Tiro mehr sein, aber in der Hierarchie der Gladiatoren gab es mehr Stufen als nur diese eine. Und Shayan selbst war ohnehin niemand, der aufgrund eines anderen Status' nun ein anderes Verhalten an den Tag gelegt hätte.


    An diesem Tag allerdings änderte sich bald etwas. Nachdem das erste Frühtraining vorbei war, gaben die Doctores bekannt, dass sie heute zur Abwechslung gegeneinander kämpfen würden, und so kam es, dass Shayan sich einem Tiro gegenüber sah, der zum Thraker ausgebildet wurde.

  • Alexion hatte sich gerade etwas erholt, als es auch schon zum Zweierkampf kam. Interessanter Weise stand er nun einem Kämpfer gegenüber der augenscheinlich schon Gladiator war. Wobei Alexion selbst erst einige Trainingseinheiten hinter sich hatte. Also trotz seiner überlegenen Bewaffnung (seiner Meinung jedenfalls) ein nicht unbedingt einfacher Kampf. Es würde so oder so jedenfalls interessant werden.
    "Salve" meinte er zu seinem gegenüber."Ich bin Alexion."

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