Kandidatur zum Cursus Honorum [8/10] - Titus Duccius Vala

  • Die Liste der Kandidaten für die diesjährige Wahl zum Cursus Honorum war nicht besonders lang, was den Consul doch recht reizte und trotzdem machte der Consul bei jedem eine gewichtige Mine, als er ihn aufrief. Nur der Duccius missfiel ihm - einzig ob seiner Eigenschaft als von Barbaren abstammend, denn gegen Homini Novi hatte er nicht allzu viel einzuwenden, so denn sie römsichen Lenden entsprangen.
    Mit lauter und klarer Stimme verkündete er die Candidati.


    "Es tritt vor: Titus Duccius Vala, welcher zum Vigintivir kandidiert."

  • Es waren Valas Füße, die ihn in zu dem Punkt trugen an dem er seine Rede halten würde. Doch fühlten sie sich fremd an, fast als hätte man ihm etwas unter die Beine geklebt, das seinen eigenen Willen hatte. Schritt. Unter den ganzen anderen Kandidaten im hinteren Trakt der Curia Iulia hatte er sich mit den anderen Aspiranten unterhalten, beiläufiges Geschnatter, Frauenkram. Schritt. Doch war allen der Sinn dieses Geredes gemeinsam: bloß nicht daran denken, was da draußen auf einen wartete.


    Halte den Kopf unten, Junge, und steck dir deine verdammte Arroganz in den Arsch, solange du da drin bist. hallten die Worte des Griechen noch in seinem Schädel wieder, der ihm sehr eindringlich klargemacht hatte, wie er sich vor dem versammelten Senat zu verhalten hatte. Fast wie in einem Schützengraben, die es natürlich noch nicht gab. Schritt. Von Arroganz oder der üblichen Selbstsicherheit war der junge Duccius hier sowieso verlassen worden: er hatte eine Scheissangst. Wann hatte er zum letzten Mal solche Angst gehabt? Schritt. Damio hatte sich jedes Wort verkniffen, es wäre sowieso überflüssig gewesen, denn Valas Nerven gingen gerade auf eine Sauftour, von der er sie nicht so schnell zurückbekommen würde. Schritt.
    Während er sich dem finalen Punkt näherte schien sein Herz in einen Rhythmus zu verfallen, der das Blut verdampfte anstelle es weiter zu pressen. Hören konnte er es schon lange nicht mehr, aber genauso wenig nahm er das wahr, was um ihn herum geschah. Wie durch dicke, klebirge und nasse Watte kämpfte er sich Schritt für Schritt zu dem Punkt vor, an dem es um alles gehen würde. Schritt. Stop.


    Dann war er da, der Moment. Die Wolke aus panischer Betäubung spuckte Vala sehr genau auf den Punkt, an dem er mit brutaler Klarheit erfasste, dass das hier die nicht minder brutale Realität war, und kein Konstrukt aus schön geschachtelten Sätzen und rhetorischen Figuren. Aber genau die würde er brauchen, um dahin zu kommen, wo er hinwollte: auf einen der Plätze der weißgewandeten Männer, in die Reihen des Senats.


    "Patres Conscripti", begann Vala, in dessen Venen das Adrenalin langsam die Beklemmung hinwegspülte, "Capita capitis mundi, Elite des römischen Volkes. Mein Dank gilt euch, dass ich das Wort an euch richten darf." Jetzt bloß nicht stocken... selbstsicher dreinschauen... entschlossen... zeig Entschlossenheit!
    "Ich stehe vor euch ohne den geringsten Verweis auf eine noble Herkunft.. meine Familie entstammt den einfachsten der Einfachen, den Völkern, stets geblendet und betört zugleich vom Glanze Roms.
    Aber auch dankbar. Dankbar für das Vorbild, an dem man wächst und gedeiht.. dankbar für die Sicherheit und den Wohlstand, den das einige Rom seinen Bewohnern schenkt. Aber auch: dankbar für die Möglichkeit, diese Großzügigkeit selbst zu vergelten. Zu vergelten mit Blut und Schweiss, mit Hingabe und mit Stolz, mit Stärke und Geschick, zu vergelten mit all dem, was einem Menschen in Körper und Geist inne ist. Zu vergelten mit dem, wofür Rom bis in die tiefe Weite der Welten steht.
    Meine Familie hat gestritten und gelitten für Rom, mit dem Schwert oder der Feder in der Hand das ihre getan, um sich dem römischen Topos auch nur ein Stück weit zu nähern, einen Schritt weiter zur Flamme, die Wärme spendet und die man selbst gegen die rauen Winde schützt. Als Equestres imperii haben sie dem Reich gedient und dienen sie auch jetzt. Aber mehr noch ist meiner Familie der Wille inne, dem Reich zu dienen und das zu schützen was ihr und eure Vorväter groß gemacht habt, werte Senatoren. Mehr noch ist der Wille, sich für das dankbar zu zeigen was uns zuteil wurde, wie es allen Völkern des Reichs zuteil wurde, so sie die Großzügigkeit Roms mit Loyalität und Treue vergelten.. und deshalb stehe ich vor euch, verehrte Senatoren, genau deshalb stehe ich vor euch. Mein Vater war Flavius Duccius Germanicus, Quaestor Principius und Tribun der zweiten Legion. Ihm will ich es nachtun, und mich auch aus diesem Grunde für das Amt eines Vigintivirs bewerben."


    Ein Herzschlag, zwei.. dann drei. Vala konnte sie wieder hören, die dröhnenden Schläge, die kraftvoll bis in seine Ohren drangen. Aber auch hörte er das Schweigen in der Curia, jeden einzelnen Senator konnte er schweigen hören, weil sie ihm zuhörten. Nicht zögern... auf garkeinen Fall zögern... auf geht's, los... los... Vala schöpfte aus dem Vollen: alles was er von seinem Patron und seinen Lehrern über die öffentliche Rede gelernt hatte kam hier zur Anwendung: Gestik, Mimik, Rhetorik... alles. Mit seinen Händen schob er bittende Wogen durch die Luft, seine Finger zeichneten energische Blitze nach, seine Augen strahlten Zuversicht, seine Mundwinkel Bestimmung. Aber alles sprach vor allem von einem: Entschlossenheit. Entschlossenheit, in den Senat zu gelangen. Denn hier gehörte Vala hin. Genau hierhin.


    "Ich trete nicht unvorbereitet vor euch, vor die Elite Roms. Ich weiß, dass es viel erfordert sich für den Cursus Honorum zu bewerben, ich bin mir der Herausforderung sehr bewusst. Aber ich bin fest entschlossen, diese zu meistern. Das geeinte Wissen des Reiches in der berühmten Schola Atheniensis anzueignen ist ein Vorhaben, auf dem der Weg das Ziel darstellt, und auf diesem Weg habe ich meine Schritte bereits getan und werde sie noch gehen. Mein Patron, der ehrwürdige Consular und amtierende Legatus Augusti Pro Praetore in Germania, Marcus Vinicius Hungaricus steht mir mit teurem Rat zur Seite so wie ich ihm zugetan bin. Mehr als ein Jahr habe ich dem achtbaren Prätorianerpräfekten Tiberius Prudentius Balbus als Scriba gedient und dort meine ersten effektiven Schritte in der Verwaltung des Reichs getan. Auch dem ehrenwerten Pontifex und Aedil Marcus Aurelius Corvinus habe ich als Schreiber gedient und geholfen, für das Volk die Spiele an den Megalesia zu organisieren. Die Reform der Lex Provincialis, eine Idee die auch meiner Familie entstammt, begleitete ich bis zu diesen Türen...", mit kraftvoller Gestik schwang Vala seinen Arm in Richtung des mächtigen Portals der Senatshalle, "..aber keinen Schritt weiter. Und genau deshalb stehe ich heute vor euch, ehrbare Senatoren, ich stehe hier, um mich für das Vigintivirat zu bewerben um meinen Teil zu leisten, nicht für meine Familie, nicht für mich, nicht für meinen Patron. Für euch. Für den Kaiser. Für das Reich.... für Rom."


    Sim-Off:

    Edit: ich muss mich gleich für die sehr kurze Befragungsphase entschuldigen, da ich am Montag der kommenden Woche in den Familienurlaub starte. Ich hatte das auch alles irgendwo anders geplant... :(

  • Vala wählte seine Worte mit Bedacht und Sogfalt. Ich hatte es von ihm nicht anders erwartet. Er war der Kandidat, dessen Antrittsrede ich in diesem Jahr das größte Interesse schenkte, was selbstverständich an unserer gemeinsamen Arbeit gelegen hatte. Er hatte geendet und ein Raunen ging durch den Saal. Hier und dort hörte man Skepsis seiner Abstammung wegen: Ein Duccier im Senat! Wann hatte es das zuletzt gegeben - hatte es das überhaupt schon gegeben? Leise Vergleiche wurden gezogen zu Annaeus Florus, der als Peregriner geboren worden war und nun in unseren Reihen saß.


    "Als gewesener Ädil kann ich die geleistete Arbeit des candidatus nur als hervorragend bewerten. Duccius Vala war während unserer gemeinsamen Arbeit verlässlich und belastbar, er koordinierte nicht nur erfolgreich die Organisation der Spiele anlässlich der Megalesia, sondern meisterte auch die übrigen anspruchsvollen Anforderungen mit Bravour. Der Senat würde mit ihm einem engagierten angehenden Politiker zu der Möglichkeit verhelfen, sein Können und sein Engagement dem Wohle der Gemeinheit zu widmen. Ich werde für ihn stimmen."

  • Auch ich hörte die Rede, liess noch ein paar Augenblicke vergehen und meldete mich dann zu Wort....


    "Im Namen der Gens Vinicia, erkläre ich dem Canditus hiermit unsere Unterstützung. Mein Bruder, der ehrenwerte Consular und Statthalter von Germania und ich sind uns einig, dass dieser Mann seine Aufgabe zur Zufriedenheit Roms erledigen wird!"

  • Zum ersten Mal im Leben saß Avianus bei den Kandidaturen im Cursus Honorum in der Riege der Senatoren. Er sah etwas wehmütig drein, während er den Kandidaten zuhörte. Obwohl er nun auf der entspannteren Seite der Hallen hockte, so war ihm klar, dass ihm diese Amtsperiode etwas entgangen war. Eine ungenutzte Chance. Er hatte bewusst darauf verzichtet, dieses Mal zu kandidieren, denn er wollte sich selbst die Zeit zur Vorbereitung auf die nächste Kandidatur gönnen.
    Obwohl er nun sein eigenes Versäumnis in Kauf nehmen musste, gefiel ihm die Rede des Ducciers im Großen und Ganzen. Sie zeigte, was auch die anderen Senatoren behaupteten, die von seiner hervorragenden Arbeit berichteten. Mehr Beweise brauchte ich Avianus nicht, der die Kandidatur unterstützte. Und wenn Avianus von einem Mann überzeugt war... dann vergaß er eventuell die eine oder andere schwierige Frage.


    "Wenn ein Mann sich engagiert und leistungsbereit zeigt, dann sind die gewiss gute Vorzeichen", kam Avianus nach kurzer Wartezeit zu Wort, "Der Duccier hat sich eine Chance wahrlich verdient, sich im Cursus Honorum zu beweisen. Wir sollten sie ihm nicht verwehren!"

  • Obgleich der Flavier diesen Candidatus hätte am liebsten nicht erst antreten lassen, so war er doch gezwungen gewesen den jungen Duccius zur Wahl zuzulassen. Er machte keine Hehl aus seiner Abneigung gegen die Homines Novi, doch das vorig geführte Einzelgespräch mit dem jungen Duccius ob seiner Qualifikationen erlaubte es ihm nicht nun negative Kommentare oder Fragen zu stellen - es war Sitte nicht weiter darauf einzugehen, wenn man es bereits hinlänglich tat. Und da sich der Flavier schon gerne an Konventionen hielt, saß er nun stumm auf seinem curulischen Stuhl und beobachtete, wie sich der Duccius scheinbar gut zu schlagen schien.

  • Dass der Duccier ihn vor der Wahl nicht noch einmal perönlich aufgesucht hatte, nahm Modestus ihm ein wenig übel. Dass er ihn anstatt durch einen Brief um Unterstützung gebeten hatte noch mehr. Dennoch erhob er sich um für den Duccier zu sprechen.


    "Auch ich glaube, dass wir Titus Duccius Vala die Chance geben sollten, sich als Vigintivir zu beweisen. Ich kenne ihn schon ein wenig aus einem früheren Gespräch und ich denke er wird die Erwartungen, die wir an einen Vigintivir stellen, sicherlich erfüllen."

  • Nachdem die Senatoren über den Kandidaten überaus positiv abgestimmt hatten, erhob sich der Consul.


    "Ich gratuliere Titus Duccius Vala zur Wahl in sein erstes Amt des Cursus Honorum.", sprach er und setzte sich auf seinen curulischen Stuhl.
    Eigentlich hatte er ein gewisses Problem mit den Homini Novi, doch der Duccier würde sich erst nach seinem ersten Amt als geeignet oder nicht zeigen. Der Flavier war jedoch skeptisch. So wie bei jedem Mann, welcher neu die Hallen betrat.

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