[Tablinum] Eine Überraschung für einen großen Nubier

  • Ursus lachte und winkte ab. "Keine Sorge, ich weiß um meine Grenzen und verleugne sie auch nicht. Ich denke, ich kann Dir einiges beibringen, wenn auch nicht ganz so gut, wie die Fachleute es können." Daß Cimon sich Gedanken machte, die Bibliothek nicht nutzen zu dürfen, ahnte Ursus nicht. Er sah im Moment eher das Problem der räumlichen Entfernung. "Selbstverständlich habe ich auch noch meine Lehrmeister. An der Academia steht noch immer das vierte Examen aus. Und es gibt noch viele Kurse, die ich gerne besuchen würde. Selbst der größte Lehrmeister kann nicht alles wissen und lernt immer noch weiter. Das ist das Schöne: Es gibt immer neues Wissen, das man erwerben kann. Man lernt niemals aus." Für Ursus war das eine freudige Tatsache. Denn wie langweilig wäre das Leben, wenn es nicht immer wieder etwas Neues für einen bereithalten würde?

  • Das Lachen von Ursus bestätigte Cimon, das er ihn richtig eingeschätzt hatte. Er befreite sich kurzerhand ebenfalls mit einem kurzen Auflachen. Ursus kannte seine Grenzen? Cimon legte daraufhin den Kopf etwas schief, was meistens bedeutete, das er es nicht ganz glauben konnte. Aber er nickte dabei nur leicht. Denn meistens war es schließlich so. Ein Examen stand also noch aus und sein Herr wollte weitere Kurse belegen?


    "Es ist gut, wenn man seine Granzen kennt, Herr. Ich lerne gerne bei dir und den Fachleuten. Ein weiter Blick kann nichts schaden.
    Du...du hast vor noch weitere...andere Kurse zu belegen? Vielleicht könnten wir einmal einen gemeinsam besuchen. Es würde mir eine Ehre sein, Ursus, mit dir über ein Thema, in der Tiefe, sprechen zu dürfen. Auch...von einem Cursus losgelöst...wenn .... wenn es in deinem Interesse liegt, Herr."


    Cimon spürte wie er sich wohler und sicherer zu fühlen begann und seine Haltung lockerte sich etwas. Nur ein wenig. Ein ungeübter Betrachter hätte es vermutlich nicht einmal gesehen. Aber er ahnte, das Ursus ihn kannte, weshalb er umgehend schmunzeln musste.

  • Auch Ursus nickte. "Ja, das ist gut, wenn man sie kennt. Das gilt für alle Lebensbereiche." Eine sehr wichtige Erkenntnis, die jeder irgendwann treffen mußte. "Und ja, ein weiter Blick kann nichts schaden. Je mehr Du weißt, umso eher kannst Du die großen Zusammenhänge begreifen. Und als Politiker muß ich genau das können. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum manche Patrizier ihr Recht einfordern und den Militärdienst auslassen." Seiner Meinung nach mußte man dabei gewesen sein, um das Leben der Männer beurteilen zu können. Er wußte, er wollte nicht so leben müssen wie sie.


    "Oh, eine gepflegte Diskussion, um ein Thema bis in die Tiefe auszuleuchten, kann sehr viel Freude bereiten. In Griechenland ist das eine Art Volkssport. Ja, das wäre mir ebenfalls eine Ehre, Cimon. Auch wenn man dabei manchmal nicht zu einem Ergebnis kommt, sofern ein solches überhaupt möglich ist, lernt man doch sehr viel dabei." Ursus lächelte, denn er merkte sehr wohl, daß Cimon sich langsam entspannte und wieder sicherer wurde.

  • Bestätigend nickte Cimon zu den Worten seines Herren. Ja, für alle Lebenslagen war es wichtig seine Grenzen zu kennen. Je mehr Ursus sagte um so stolzer wurde der Nubier, denn er glaubte, das sein Wunsch nach Wissen, Ursus entgegenkam und ihn vielleicht sogar ein wenig stolz auf den Sklaven sein ließ.


    "Ich finde es klug, Herr, das du nicht darauf bestanden hast. Wenn ich offen sprechen darf, Ursus... Ich glaube sogar das dieser Dienst dir liegt, Herr."


    Was noch reichlich untertrieben war, denn Cimon war nicht nur von seinem Herren begeistert sondern auch besonders von der Legio. Alles was mit dem millitärischem Dienst zu tun hatte, war von besonderem Interesse für den Sklaven.
    Nun strahlten seine Augen ein wenig mehr, als Ursus von Diskussionen in Griechenland sprach. Schmunzelnd nickte er, dachte noch ein klein wenig über alles nach und wusste nicht so recht, was er erwiedern konnte. So dauerte es einige Augenblicke, bis er in einem immer lockerer werdenden Ton mit seinem Herren nun fast schon plauschte.


    "Ein Volkssport, Herr, der mir durchaus gefallen könnte...mit dir, Ursus würde ich es wagen...natürlich niemals in der Gegenwart anderer, Herr...ich kenne auch meine Grenzen. ... Ergebnisse sind auch nicht so wichtig wie der Weg zur eigenen Erkenntniss...."


    Cimon pausierte, denn er dachte daran, wie er eben einen solchen Satz gelesen hatte...in den Schriften die Atonis mit sich geführt hatte. Es war verboten gewesen. Unter Strafe verbotn, doch er wusste, das er seinen ehemaligen Herren nicht mehr zu fürchten hatte. Weder ihn, noch die Strafen.... allerdings konnte er nicht verhindern, das er daran denken musste.


    "Verzeih, Herr. Ich bin wohl etwas in Gedanken gewesen.
    Ich...ich wollte auch nur ausdrücken, wie sehr ich mich auf eine solche Gelegenheit freue, Ursus."


    Er umfasste etwas stärker die Platte auf der ihm sein Können bestätigt wurde, allerdings sah er dabei fest zu Ursus. Natürlich freute er sich bereits darauf, diese wunderbar Bestätigung seines Könnens und Ursus' Großzügigkeit, in seiner Kammer an der Wand anzubringen. Was sein Lächeln durchaus zeigte. Doch seine ungeduld verdrängte er rasch. Dies war eine unangemessene Reaktion und er durfte ihr nicht nachkommen.

  • Cimons Feststellung ließ Ursus schmunzeln. "Es ist eine Familientradition, trotz des Privilegs der Patrizier den Militärdienst zu absolvieren. Eigentlich war ich gar nicht begeistert davon und habe es halt als Pflicht hingenommen. Ich wurde nach Germanien geschickt zur Secunda. Der Legat, übrigens war das damals Vinicius Lucianus, übergab mir das Kommando über die Reiterei. Ausgerechnet mir, der ich nun wirklich kein überragender Reiter bin. In dem Moment war ich froh, die Reise auf dem Pferderücken bewältigt zu haben. So hatte ich genug Übung im Sattel, um mich nicht zu blamieren. Es hat mir Spaß gemacht, Cimon. Ich hatte da eine kleine, aber ausgezeichnete Truppe und eine spannende Aufgabe: Nämlich den Ausbau des Limes zu organisieren und durchzuführen. Ja, es hat mir wirklich Spaß gemacht und der Militärdienst liegt mir. Niemand war überraschter über diese Erkenntnis als ich. Dort, in Germanien, wuchs mein Wunsch, eines Tages selbst ein Kommando zu führen. Und mein zweites Tribunat hier in Mantua hat mich darin bestärkt." Damals hatte er ja auch praktisch das Kommando inne gehabt, wenn auch nur als Vertreter des abwesenden Legaten.


    "Nun, dann können wir gerne ab und an eine solche Diskussion führen. Wer weiß, vielleicht mag sich noch jemand der Runde anschließen? Septima vielleicht? Sie langweilt sich hier, ihre Freundinnen sind weit weg, hier gibt es nahezu keine Frauen und sie hat außer dem Haushalt keine Aufgabe. Sie braucht etwas, das sie fordert, denn sie ist nicht nur schön, sondern auch intelligent und voller Tatendrang." Die Entschuldigung winkte Ursus einfach weg. Sie waren unter sich, da sollte Cimon offen sprechen. "Oder wäre es Dir nicht Recht, wenn sie dabei wäre? Sprich bitte offen, Cimon, ich möchte keine höflichen Ausflüchte hören."

  • Cimon hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder. Dabei sah er auf seinen Herren auf und strich dabei gedankenverloren langsam über das Metall der Auszeichnung. Ursus hatte so viel geschafft und war seinen Weg dabei unbeirrt gegangen. Der Nubier sah ihn fragend und unsicher an. Es gab keine Worte, die ihm jetzt richtig erschienen. Erst nach einer kurzen Pause glaubte er etwas sagen zu können.


    "Eine sehr schöne Familientradition, Herr... Ich...ich beneide dich um dein Leben, Ursus. Ich meine... es ist sicher sehr schwer, aber alleine dies hier...der Dienst... es muss ein schönes Gefühl sein, derartig dem Reich und dem Kaiser zu dienen."


    Seine Augen zeigten seine Begeisterung sehr deutlich. Er schwärmte tatsächlich für die Legio und alles wofür sie stand. Cimon versuchte jeden Tag mehr darüber zu lernen. Jeden Tag sah er die Soldaten mit neuer Begeisterung an.
    Die Aussicht einer Diskussion gefiel dem Sklaven, vor allem, da es zwanglos werden würde...keine Strafen... er würde so noch mehr lernen können.


    "Ja, sehr gerne, Herr. Domina Septima? Ich ...ich hätte zwar meine Probleme, aber würde sie gerne überwinden ... nur ich habe das Gefühl, das das keine so gute Idee ist... also...ich glaube sie würde nicht mit...Sklaven diskutieren wollen... Herr.
    Ja...das ist sie, Ursus. Du...du hast eine wunderbare Frau...wenn ich das sagen darf, Herr. Vieleicht wären einige gepflegte Abende, vieleicht ein kleines Fest mit deinen Offizieren etwas für sie."


    Er sprach so offen wie er glaubte das Ursus es erwünschte.

  • Nun staunte Ursus erst richtig. Cimon beneidete ihn um sein Leben? Ja, eigentlich schon verständlich. Er führte ein gutes Leben. Ein sehr gutes sogar. Sanft legte er seine Hand auf die Schulter seines Sklaven. "Cimon... Ich kann verstehen, daß Du mich beneidest. Niemand von uns kann sich aussuchen, als was er geboren wird. Ich hatte großes Glück. Du nicht. Ich kann Dir nicht ermöglichen, so zu leben wie ich. Aber ein paar der Dinge, um die Du mich beneidest, kann ich Dir geben. Und Du weißt, daß ich auch bereit bin, sie Dir zu geben. Du bist mir längst mehr als ein Sklave. Du bist mir ein Freund, ein Vertrauter, auf den ich bauen kann. Ja, es ist ein gutes Gefühl, Rom und dem Kaiser so zu dienen. Und Du tust es auch, - indem Du mir dienst. Ohne Dich könnte ich manches nicht in dem Maße tun, wie ich es tue."


    Es waren viele Veränderungen an Cimon zu bemerken, seit der Nubier damals in Ursus' Besitz geraten war. Anscheinend besaß er doch so etwas wie Ehrgeiz. "Vieles ist anders geworden, nicht wahr? Wünscht Du Dir mittlerweile, frei sein zu können? Du sagtest einmal zu mir, daß Du es auf keinen Fall möchtest." Ursus wollte Cimon auf keinen Fall verlieren. Doch er mußte wissen, was in dem Nubier vor sich ging.


    "Nun, ich werde Septima unauffällig dazu befragen. Auf keinen Fall möchte ich sie übergehen." Eine Frau, die unterbeschäftigt war, griff vielleicht nach jeder Möglichkeit der Zerstreuung. Und konnte sicherlich sehr unangenehm werden, wenn sie in solche Planungen nicht zumindest mit einbezogen wurde. "Ein kleines Fest? Nun, leider ist kaum einer der Offiziere verheiratet. Ich hatte ja gehofft, daß sich hier eine muntere Damenrunde bildet. Aber das war leider eine vergebliche Hoffnung. Aber gesellige Abende mit den Offizieren sollten sich organisieren lassen. Wirklich eine gute Idee, Cimon."

  • Als Ursus seine Hand sanft auf die Schulter von Cimon legte, sah dieser fragend auf. Aufmerksam hörte er nun zu, was sein Herr ihm sagte. Seine Augen verengten sich kurz. Er hatte in der Tat kein großes Glück gehabt, aber jetzt...jetzt ging es ihm dafür um so besser. Auch wenn seine Mutter vermutlich sehr lit. Vermutlich sogar gerade jetzt...und ihm ging es gut.... wenn sie überhaupt lebte. Er senkte kurz seinen Blick um seine Tränen zu bekämpfen und sah dann wieder direkt zu Ursus. Etwas was früher undenkbar gewesen wäre aber nun von Vertrauen zeugte.
    Stolz wurde sein Herz als er hörte das er der Vertraute von Ursus war...ein freund. Langsam nickte er sprachlos.
    Er diente dem Kaiser, weil er Ursus diente? So hatte er es noch gar nicht gesehen. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, das davon zeugte, wie sehr ihm dieser Gedanke gefiel.


    "Du kannst mir Dinge geben um die ich dich beneide, Ursus? Wie? Was?...Ich verstehe nicht ganz. Du gibst mir schon so vieles. Mehr wäre doch unangebracht viel...
    Ich..ich danke dir, Herr. Gerne bin ich dein Vertrauter..... F...Freund?"


    Er hatte nie gewagt es zu denken oder gar auszusprechen. Auch wenn es ganz anders war zwischen ihm und Ursus als zwischen ihm und Bashir... Freunde... langsam nickte er wieder. Es kam dem nahe, was er fühlte. Aber es war.... er durfte nicht sagen an was er dachte... das er sich trotz seines Alters als eine Art Sohn sehen wollte. Es war zu vermessen soetwas zu denken schon gar auszusprechen.
    Egal wie es war...ja, er konnte sehr fest auf ihn bauen.


    "Es tut gut, das alles von die zu hören, Ursus. Ein wirklich schöner Gedanke, das ich Rom und dem Kaiser diene, indem ich dir diene. ... Ich...ich glaube zum ersten mal in meinem Leben diene ich mit...mit meinem Herzen, Herr."


    Er hatte es nicht nur den Göttern versprochen, nein auch sich selbst und seiner Seele, das er Ursus immer gut dienen würde. Er hatte so viel Glück, das dieser ihn auf dem Markt gesehen hatte. So viel gutes war ihm seitdem Widerfahren, das er gar nicht anders konnte.
    Ja, dadurch hatte der Nubier sich auch verändert. Nicht immer zum Besten, wie er fand. Aber er versuchte alle schlechten Seiten so schnell wie möglich zu verdrängen. Denn niemals durfte seine Ergebenheit und sein Eifer darunter leiden.
    Ursus' Worte überraschten Cimon derartig das er seinen Herren einen Moment mit leicht geöffnetem Mund ansah. Dann gingen seine Augen in raschen Bewegungen umher, auf der Suche nach den richtigen Worten. Bis sie schließlich auf denen von Ursus zur Ruhe kamen und er wusste, was er würde sagen können.


    "Ja, vieles hat sich verändert...jedenfalls für mich. Aber Frei? Ich habe nicht wieder darüber nachgedacht...nicht einen Augenblick, Herr. Ich...es geht mir gut bei dir und..was...was soll ich mit der Freiheit, Ursus?...Bitte...bitte geb mich nicht fort. Ich...wüsste nicht wohin."


    Er dachte kurz nach. Cimon wollte ehrlich sein. Es gab Momente wo er sein Leben hasste...aber er war in Sicherheit. Keine Strafen die drohten. Auch wenn die Tätowierung nicht vergessen war, so war sie doch ein wenig in den Hintergrund geraten. Vor allem, da er inzwischen immer ein Halstuch tragen konnte. Der Nubier leidete keinen Hunger. Aber....


    "Ja..manchmal...Manchmal stelle ich es mir vor...vor allem wenn ich an...an diese Frau denke. Aber die Freiheit würde nichts Ändern. Sie wäre mir dadurch nicht näher. Und ... ich ... ich ... weiß eh nicht, wie mein... Liebesleben auszusehen hat.
    Aber davon abgesehen bin ich glücklich mit...nein, ich bin stolz auf das was du mir als Arbeit anvertraust. Ich...es ist als wäre ich etwas wert..nicht nur ein ersetzbarer Sklave und Gegenstand. Ein Mensch... jemand der einem anderen als Mensch und Vertrauter wichtig ist.... deswegen bist auch du mir wichtig, Ursus.
    Dein Leben zu schützen würde nicht nur zu meiner Aufgabe. Ich sehe es zu jeder Zeit als meine von den Göttern aufgetragene Pflicht an. Sie...es hört sich sicher dumm an...ich kenne meine Götter nicht einmal...
    Aber ich glaube, das sie mir dich als Herren geschenkt haben. Und dafür ...dafür habe ich ihnen etwas geschworen. Niemals.... Ursus.... Niemals werde ich die Freiheit wollen! Immer werde ich dir zu diensten sein. Wenn ich nicht mehr dein Leben schützen kann, kümmere ich mich darum, das jemand anderer es kann."


    Er wurde während des Redens immer selbstsicherer. Cimons Stimme wurde zunehmend fester und er duldete am ende keinen Widerspruch. Zumindest klang er so. Er senkte nicht den Blick. Zum ersten mal entschuldigte er sich nicht für seinen Redeschwall oder seine deutlichen Worte oder seine Art mit seinem Herren zu sprechen. Der Sklave sah Ursus fest in die Augen, um alle seine Worte zu unterstreichen. Doch es war keinerlei Konfrontation darin. An seiner Ergebenheit und seinem Respekt hatte sich nichts geändert. Nur gab es eines in ihm, was er damit zeigte...
    Cimon würde nicht gehen. Niemals. Für ihn stand es nun fest. Alles was er gesagt hatte war die Wahrheit. Und wenn dies alles eine Strafe bedeuten würde, so wäre das so. Aber er senkte nicht den Blick. Er glaubte zu wissen, das Ursus ihn verstand und nichts schlimmes auf den Sklaven wartete.


    Zu Septima sagte der Nubier nun nichts mehr. Er hatte nur bestätigend genickt. Denn er fand die Entscheidung seines Herren sehr gut und weise. Das seine Idee mit dem geselligen Abend eine gute Idee war ließ Cimon lächelnd den Kopf leicht schräg legen.

  • Ursus nickte, wenn auch ein wenig zögernd. "Ja, Cimon. Auch als Freund, wenn dies auch sicherlich nicht leicht ist bei der Beziehung zwischen Herr und Sklaven. Ich vertraue Dir, das weißt Du. Mein Leben liegt in Deiner Hand. So wie Deines in meiner liegt." Wenn er nur ahnen würde, wie sehr Cimon dieses Vertrauen enttäuscht hatte. Noch immer glaubte er, sein Sklave würde von einer entfernt Bekannten sprechen, die er irgendwo kennengelernt hatte. Es war gut, daß er nicht wußte, wen Cimon meinte. Denn hätte man ihn gefragt, wie er in solch einem Fall reagieren würde, er könnte es nicht sagen. "Ein Sklave kann nahezu alles sein und haben, wenn sein Herr dies wünscht. Es gibt wirklich nur wenige Dinge, die unmöglich sind." Die Liebe zu einer freien Römerin zum Beispiel. Wenn sich der Nubier das nur endlich aus dem Kopf schlagen würde! Ursus würde ihm jede Sklavin kaufen, die sich Cimon wünschen würde!


    Daß seine Worte auf fruchtbaren Boden fielen, freute Ursus. Cimons Worte und vor allem auch seine Miene verrieten, wie der Nubier dachte. Und sie verrieten auch, daß der Sklave tatsächlich nie wieder über die Möglichkeit der Freiheit nachgedacht hatte. Ein gutes Zeichen, wie Ursus fand. Denn es zeigte, daß Cimon zufrieden mit seinem Leben war und sich nicht, wie so viele andere, fortwünschte. "Ach, Cimon, ich habe nicht vor, Dich fortzugeben. Ich wollte nur sichergehen, daß sich an Deiner Einstellung nichts geändert hat." Wieder diese Frau. Ursus konnte nur hoffen, daß sein Sklave endlich von ihr abließ und sie am Besten völlig vergaß. Ob es half, wenn Ursus auf das Thema nicht weiter einging?


    "Du bist etwas wert. Du bist mir sogar sehr viel wert. Natürlich kann jeder Mensch ersetzt werden. Du, ich, der Kaiser selbst. Doch wie sähe dieser Ersatz aus? Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, einem anderen so zu vertrauen wie Dir." Cimon sah so entschlossen aus, seinem Herrn auf ewig gut zu dienen, daß es Ursus fast ein wenig mulmig wurde. So viel Ergebenheit bedeutete für ihn auf der anderen Seite eine große Verantwortung. Daß der Sklave ihn so offen anschaute und ebenso offene Worte fand, war für Ursus in diesem Moment nicht unangemessen, daher wunderte er sich nicht darüber. Und erst recht ärgerte er sich nicht darüber. Er nahm an, daß Cimon mittlerweile begriffen hatte, wie er sich ihr Miteinander vorstellte.


    "Mir scheint, wir sind beide recht zufrieden miteinander", schmunzelte Ursus schließlich. "Also geh nun und genieße ein wenig Deinen wohlverdienten Ruhm."

  • Auch als Freund...Cimon strahlte ein wenig. Zufriedenheit ergriff ihn und er wurde sehr ruhig in seinem Wesen. Ihre Leben hingen jeweils wohl am anderen. Der Nubier nickte und neigte leicht den Kopf. Alles an ihm zeigte die innere Zufriedenheit und Ruhe.


    "Ich danke dir, Ursus. Wir...wir werden sicher gut aufeinander acht geben."


    Seine Stimme klang zunehmend sicherer. Es war ungewohnt, aber es fühlte sich lange nicht mehr so falsch an wie zuvor. Es schien richtig und gut zu sein. An seinen eigenen Fehler wollte er nun nicht mehr denken. Nein, dann würde er sich sicher selbst verletzen wollen... nein, lieber dachte er an das Gute und dran, wie sehr sie einander vertrauten. Flora verdrängte er in seinen Gedanken und glaubte, sie hinter sich gebracht zu haben. Doch ein Herz kann man nicht so schnell verschließen...


    Ein Sklave konnte alles sein und haben? Sein Grinsen verfestigte sich in seinem Gesicht. Es gab nur wenige Dinge die unmöglcih waren...auch dafür war er Ursus dankbar, denn er glaubte zu wissen, das sein Herr ihm alles erfüllen würde, wenn es nur angemessen und möglich sein würde...Cimon hatte nicht vor nach etwas anderem zu fragen. Lächelnd nickte er bestätigend. Seine Augen zeigten, dass er verstanden hatte.
    Erleichtert athmete der Nubier durch, als Ursus ihm sagte, das er ihn nicht weggeben wollte. Was hätte seine Einstellung auch ändern sollen? Cimon neigte erneut sehr ergeben den Kopf.


    "Es ist gut, das ich bei dir bleiben darf. ... Wenn ich ehrlich sein soll... etwas anderes habe ich auch nicht geglaubt...befürchtet, ja...aber nicht wirklich geglaubt, Herr."


    Er, er Cimon war ihm sehr viel wert? Ja, das war er. Der dunkle Sklave nickte und spürte Dankbarkeit in sich. Aber jeder Mensch war ersetzbar? Nicht für ihn. Ursus, Septima, die kleine Marei... Bashir, Phaeneas...niemand von ihnen und vor allem nicht Flora...sie waren nicht ersetzbar. Aber er sagte es nicht. Auch wenn seine Mimik etwas in der Art erahnen ließ. Cimon schwieg dazu lieber und merkte doch wie gut ihm die letzten Worte alle getan hatten.


    "Ich...ich danke dir, Herr. Ich...vertraue niemandem so sehr wie dir. Auch wenn ich sagen muss, das mir Domina Septima ähnlich wichtig geworden ist. Ich würde euer beider Leben mit dem meinen schützen, Ursus."


    Er sah seinem Herren fest in die Augen um die selbstsicher ausgesprochenen Worte zu unterstreichen. Er hatte es nicht sagen müssen...aber wollen. Sie waren zufrieden miteinander? Cimon nickte zustimmend und wurde leicht dunkler im Gesicht.... er sollte seinen wohlverdienten Ruhm genießen?


    "Ja...danke Herr. Das werde ich."


    Cimon würde sich nun zurück ziehen und viel...viel nachdenken. Sicher auch einiges genießen und sich einen Platz für die Tafel überlegen. Diese trug er sehr erfürchtig in seinen Händen und wusste, das er sie sicher in wenigen Momenten polieren würde.

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