equile | Jaja, die Liebe...

  • Tilla riss die Flügeltür schwungvoll auf und lies sie hinter sich zufallen. Jetzt hatten wohl sämtliche Personen und Pferde wahrgenommen, dass jemand eingetreten war. Anschliessend schüttelte sie das kleine goldene Glückchen, welches an ihrem Gürtel hing. Es war das Zeichen für Hektor, dass Tilla ihn sehen wollte. Wo er wohl steckte? Tilla sah in jede Box hinein.. streichelte den einen und anderen Pferdekopf, steckte dem einen und anderen Pferd Möhren und Äpfel zu.


    Bei Luna angekommen, nahm sie das Halfter vom Boxentürhaken und trat zur Stute in die Box. Komm, Lunachen, ich mach dich hübsch... Mit ruhigen Bewegungen legte sie Luna das Halfter um und führte die Stute hinaus auf die Stallgasse und band sie an einem weiteren Haken an. Tilla begann zu striegeln. Die Pferdehaare, die asbald auf ihrer rostbraunen Tunika lagen, kümmerten die stumme junge Frau nicht. Sie hatte extra für Luna die Stalltunika an und einige wenige Parfümtropfen von Priscas billigstem Parfüm genommen. Immer wieder hielt sie Ausschau nach Hektor... er musste einfach hier sein. Oder war er fort?

  • Natürlich war ich hier, obwohl ich gerade tief und fest schlief! Ich verbrachte ja die meiste Zeit hier, bei den Pferden, seit ich von meiner Herrin zur Strafe die Stallarbeiten aufgetragen bekommen hatte. Wobei mich diese Strafe nicht sonderlich traf, da ich Pferde sehr gern hatte. Allerdings war die Arbeit ziemlich anstrengend und so kam es nicht selten vor, dass ich vor Müdigkeit mein Nachtlager gleich hier bei den Pferden bezog, anstatt noch in die Sklavenunterkünfte hinüber zu gehen. Wasser zum waschen gab es hier auch und das frische Heu gab ein erstaunlich bequemes Bett ab. Hungern musste ich ebenfalls nicht denn Niki (die gute Seele der Küche) vergaß selbst einen, zu einem Stallburschen degradierten, custodes wie mich nicht und brachte mir zuverlässig etwas zu essen vorbei. Ich führte somit ein ganz passables Leben in meinem "Exil", nur leider sah ich Tilla auf diese Weise noch seltener, seit sie wiederum die Pflichten einer Leibsklavin zu erfüllen hatte.


    Das dumpfe Poltern einer zuschlagenden Türe riss mich schließlich aus meinen Träumen und während ich langsam wach wurde, vernahm ich das unverkennbare Bimmeln von Tillas Glöckchen. Wo war sie denn und wie spät hatten wir es eigentlich? Ich musste mich erst einmal orientieren, während ich mich verschlafen blinzelnd aus meinem Heuhaufen wühlte.


    Aus der Richtung von Lunas Box hörte ich dann leises Rascheln und das hätte ich mir ja denken können, dass Tilla ihrer Lieblingsstute einen Besuch abstatten würde. Also ging ich zu der Box hinüber und entdeckte dort Tilla, die gerade dabei war Luna zu striegeln. Ich hatte mich zwar nicht absichtlich angeschlichen, aber da Tilla mir gerade den Rücken zuwandte, hatte sie mich anscheinend noch nicht bemerkt. Ich wollte schon etwas sagen, kam aber nicht umhin bei dem Anblick, den sie mir von hinten bot, noch einen Moment still zu schweigen. Keine Ahnung wieso, aber plötzlich waren all die Erinnerungen wieder da, an unser gemeinsames Abenteuer und die viele Zeit, die wir schon zusammen verbracht hatten. Viel aufregendes, viel schreckliches, aber auch viel schönes hatten wir zusammen durchlebt. .. Und nun? …


    Ich stand eine Weile da - die Arme vor der Brust verschränkt, am Türpfosten lehnend - und betrachtete das stumme Mädchen von einst mit ganz anderen Augen. Vor mir stand eine junge Frau, in einer rostbraunen und mit Pferdehaaren bedeckten Tunika, dazu ein Duft der mir irgendwie bekannt vor kam. Kann es sein? … "Mmmh, was duftet denn hier so gut?", rutschte es mir schließlich mit leiser Stimme heraus. Seltsam, dieser Parfümduft hatte mich irgendwie an meine Herrin erinnert und als ich begriff, dass ich Tilla schon die ganze Zeit über regelrecht angestarrt haben muss, fügte ich schnell noch zur Begrüßung und scherzhaft hinzu: "Tilla! Wie schön, dass du mich besuchen kommst. Oder bist du etwa nur wegen Luna hier?" Mit einem leichten Nicken hin zu der Stute, sah ich Tilla eher verlegen lächelnd an und hoffte, dass ich sie mit meinem plötzlichem Erscheinen nicht allzu sehr erschreckt hatte ...

  • Es dauerte bis sich etwas müdes Menschliches im Stall regte sowie blicken liess. Tilla hörte Hektors Schritte und liess ihn gewähren. Lächelnd striegelte Tilla Lunas herrlich schimmelweißes Fell und beugte sich zur Seite, um auch an den Bauch heranzukommen. Diese Stelle genoß die Stute insbesonders und spielte mit den Ohren, schnaubte mehrmals und schüttelte den Kopf, dass die Mähne nur so flog. Tilla erwiderte Lunas Verhalten mit liebevollen Klopfen am Hals und wandte sich ihrem Kopf zu, um auch diesen zu bearbeiten. Der Striegel war zu hart für diese empfindliche Stelle. Nun nahm die stumme junge Frau die weiche Bürste, bürstete Lunas Nase und um die Augen herum.


    Er erschreckte sie mit seinem Ansprechen, weil sie sich der Stute Luna widmete. Du findest, er riecht gut? Hmmm... das ist Priscas billigster Duft, es fehlen ganz wenige Tropfen. erwiderte Tilla stumm flüsternd, sah sich fröhlich lächelnd nach ihm um. Die Reise ans Meer fällt aus, das Gepäck weilt an Ort und Stelle. Aurelia Prisca braucht mich nicht. Ich habe den Tag frei und nichts zu tun. Ein Sonnenstrahl auf der Nasenspitze kitzelte die Idee heraus, dich und Luna zu besuchen. neckte sie Hektor. Du hörst.. ich nenne dich zuerst, also bin ich wegen dir hier... um dich zu sehen! ..und seinen kitzligen Bart zu spüren, fügte Tilla in Gedanken hinzu. In ihrem Magen flogen etliche Schmetterlinge herum und die Knie fühlten sich wie Pudding an. Bestimmt hörte Hektor ihr Herz viele Purzelbäume schlagen. In ihren Augen färbte sich die Stallumgebung rosarot. Du lieber Himmel, es hatte sie erwischt, sie war verliebt in ihn! Komm doch näher.. zu mir und Luna.

  • Es war schwer zu übersehen, dass Luna die Sonderbehandlung genoss, so wie die Stute die Ohren verdrehte und zufrieden schnaubend auf der Stelle trat. Tilla hingegen schien so vertieft in ihre Arbeit zu sein, dass sie mich tatsächlich noch nicht bemerkt hatte. Hatte sie doch oder? Kein Zweifel, Tilla liebte Pferde und sie machte wirklich eine gute Figur als Pferdepflegerin, stellte ich anerkennend fest und … apropos Figur? Unbewusst begannen meine Augen über ihren Körper zu wandern und als ich es merkte, sah sie sich auch schon fröhlich lächelnd zu mir um. Sie erschrak jedenfalls nur ein klein wenig - zum Glück. Ihr Blick und wie sie mir neckend zu verstehen gab, dass sie wegen mir hier war. Wegen mir Wie schön sie das betonte, auf ihre stumme Art, allein durch den Ausdruck ihrer Augen und der Mimik ihres hübschen Gesichts. "So wegen mir bist du also hier. … Und warum bekomme ich dann keine solche Aufmerksamkeiten geschenkt wie Luna da?!", neckte ich sie vorwurfsvoll aber grinsend zurück und gleichzeitig stutzte ich denn irgend etwas schien heute anders zu sein. Wie sie mich ansah und ich wiederum sie. Oder war mir das bislang nur nicht so richtig aufgefallen?


    Die geplante Reise ans Meer war also kurzfristig verschoben worden. Gut! Ich hatte ohnehin nicht erwartet, dass mich die Herrin mitgenommen hätte und so fragte ich gar nicht weiter nach. Stattdessen folgte ich Tillas Aufforderung, stellte mich an ihre Seite und betrachtete stumm die auffällige Zeichnung des Tieres, ehe ich dann Tilla ansah: "Also ich finde das Parfüm passt sehr gut zu dir. Es duftet herrlich nach Lavendelblüten. Ich mag Lavendel", antwortete ich ehrlich auf ihre Frage. Selbst der billigste Duft einer Patrizierin wäre zweifellos teuer genug und würde immer noch herrlich duften. Vor meinem geistigen Auge sah ich gleichzeitig die leuchtenden Lavendelblütenfelder vor mir, die sich oftmals eindrucksvoll über die Landschaft zogen. "Bist du eigentlich schon mal mit einem Pferd über ein Feld voller Lavendelblüten geritten?", wollte ich spontan von Tilla wissen, während ich so neben ihr stand und liebevoll Luna am Hals tätschelte.

  • Sein Grinsen war süß... es stand ihm gut zu Gesicht. So wegen mir bist du also hier... Hektor fand es also gut und hatte sie auf etwas aufmerksam gemacnt. Herrjeh, was antwortete sie darauf? Sie überlegte ein Weilchen, kämmte derweil mit den Fingern Lunas Mähne aus. Hm.. du bist kein Pferd. Du bekommst eine andere Aufmerksamkeit. erwiderte sie stimmlos flüsternd mit demselben neckischen Grinsen.


    Ihre große Liebe kam immer näher, stellte sich neben sie auf. Tillas Knie wurden noch ein bisschen weicher also sonst schon. Ich finde auch, dass es gut zu mir passt. Eben darum habe ich das Parfüm genommen, weil ich wie du ebenfalls Lavendel mag. Vielleicht finde ich irgendwann einen eigenen Duft, weil ich nicht genauso wie unsere Herrin Prisca duften möchte. Sie wird dies sicher nicht wollen.


    Mit großen Augen sah sie ihn an an und schüttelte bedauernd den Kopf. Nein.. noch nie. Und du? Wie aus einer versehentlichen beziehungsweise unabsichtlichen Bewegung heraus streifte sie seinen Handrücken. Hast du.. ehm.. frei? Ich fände es schön.. wenn wir.. ehm.. zusammen ausreiten. versuchte Tilla ihn abzulenken. Noch einmal.. etwas anderes sehen.. und erleben... Möchtest du diese schöne Wetterlage verstreichen lassen?

  • Aha! Ich bekäme also eine andere Aufmerksamkeit geschenkt? Und woran hatte sie dabei gedacht? Tilla machte mich gleichermaßen neugierig, wie sie mich weiter verwirrte. Ihr neckisches Grinsen, dazu der betörende Duft, den sie verströmte. Herrje! Ich fühlte mich regelrecht schuldig, weil ich so empfänglich war für ihre Reize. Was war nur mit mir los? Dabei hatte ich doch immer "nur" die kleine Schwester in ihr gesehen. Zumindest bis heute. Im Augenblick sah ich jedenfalls in Tilla die junge hübsche Frau, die sie zweifellos war. So zart und zerbrechlich, so hübsch und makellos, so liebreizend und wohlgeformt … bei ihrem Anblick musste ich unweigerlich darüber nachgrübeln, wann ich zuletzt eine Frau wie sie in meinen Armen gehalten hatte, die mir zudem so viel bedeutet hatte. Eigentlich noch nie, kam ich zu dem Schluss was ich alles in meinem bisherigen Leben versäumt hatte. Von klein an wollte ich nur eines: Soldat werden und Soldat sein. Kämpfen wollte ich und siegreich sein, doch was hatte es mir gebracht? Heute war ich nichts weiter als ein bedeutungsloser Sklave. Eines jedoch verdanke ich meinem Schicksal und deshalb hadere ich nicht länger damit, nämlich, dass ich auf diese Weise Tilla kennen lernen durfte.


    Der Drang sie in meine Arme zu ziehen wurde immer stärker, noch dazu, als sie mich flüchtig an den Händen berührte. Ich schluckte. Ohne den Blick von ihren wundervollen Augen abzuwenden ergriff ich sanft aber bestimmend ihre Hände, nur, um diese flüchtige Berührung nicht einfach so verstreichen zu lassen. Gleichzeitig schüttelte ich leicht den Kopf und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln, da ich nicht recht wusste, was ich als nächstes sagen oder tun sollte. Das ich sie sehr gern habe? … viel mehr noch, dass ich sie ... "Ja ehm, ich … ich bin schon einmal über ein Meer aus Lavendelblüten geritten. Ja! Und es war wunderschön. Aber das war in einem anderen Leben und ist lange her", erwiderte ich mit belegter Stimme auf ihre erste Frage und gleich als nächstes wollte sie von mir wissen, ob ich heute frei hätte ...


    "Du meinst wir beide? ... Einfach ausreiten?" Ein wundervoller Gedanke! Ich und sie, allein, auf einer duftenden Wiese liegend. Über uns der blaue Himmel und die Sonne. Eigentlich hatte ich gar nicht frei und ich hatte auch nicht die Erlaubnis. Was spielte das für eine Rolle?! Wenn es Tillas Wunsch wäre, würde ich ihr folgen - wohin auch immer. Die Frage war nur, ob das Unwetter denn schon vorbei wäre? Ich drehte den Kopf etwas und blickte aus dem Stallfenster, um mich zu überzeugen, dass es sich lohnen würde die Pferde zu satteln, doch da ...


    ... schüttelte Luna plötzliche schnaubend den Kopf indem sie versuchte eine dreiste kleine Fliege zu verscheuchen, die ihr kitzelnd um ihre Nüstern herum gekrabbelt war. Dabei bewegte sich die Stute etwas zur Seite und verabreichte Tilla - natürlich ungewollt - eine kleinen Schubs. Nicht heftig, aber stark genug, um die zierliche junge Frau direkt in meine Arme zu befördern. "Hoppla", stieß ich überrascht einen Seufzer aus und meine Hände legten sich reflexartig an ihre Hüften, um sie so sicher auf zu fangen. Ohne es bewusst zu tun, zog ich sie sogleich weiter zu mir heran. Und nun? "Ich ... mh" sah etwas hilflos in Tillas Augen und wusste nicht ob ich sie nun einfach küssen dürfte, war dies doch das Einzige, wonach ich mich augenblicklich sehnte ...

  • Sanft umschlangen ihre sanften Finger die Finger von Hektor und hielten sie sachte fest. Hachja!!! seufzte Tilla udn genoß die Berührung mit jeder Faser ihres jungen Körpers. Hach... lass mich nicht los, Hektor, dachte sie flehentlich, versuchte diesen Gedanken mit ihren Augen auszudrücken. Hektor sagte etwas, was sie zum nachdenken brachte. In einem anderen Leben? Gibt es das? Ehmm.. warum nicht wiederholen.. wenn es für dich so wunderschön war?!? Mit mir zusammen wird es bestimmt noch schöner.. hm? Puh, was flüsterte sie denn da? Nein, sie wollte ihn nicht zu diesem Ausflug drängen.. oder doch? Ja klar.. ausreiten.. du und ich.. mit Luna und deinem Pferd. Hektor besaß sicherlich kein eigenes Pferd. Sie stand so nahe bei Hektor. Es war unmöglich sich an den Namen seines Dienst-Pferdes zu errinnern. Hatte der Hengst nicht Pluto geheissen?


    Tillas Augen folgten seinem Blick zum Stallfenster. Musste es ausgerechnet jetzt so ein Mistwetter geben? Wer hatte dieses Wetter bestellt? Schade... somit würde nichts aus diesem herrlichen Ausflug werden. Ein plötzlicher Schubs liess Tilla direkt in Hektors starke Arme hineinfallen. Instinktiv hielt sie sich mit einer halben Umarmung an seinen Schultern fest, spürte zugleich seine Hände auf ihren Hüften. Überrascht, verwirrt, verdutzt nacheinander sah sie den Leibwächter blinzelnd an, während ihre Wangen hochrot wurden. Mit einem verlegenen Lächeln kommentierte sie seinen Ausruf. Ihre Lippen kamen den seinen immer näher... sie würde doch jetzt nicht?!? Oh doch.. sie würde! Nur Mut!!! Tilla schloß die Augen, bevor ihre Lippen die seinen erreichten und zärtlich küssten. Ganz sanft knabberte sie seine Lippen an, setzte mit dem nächsten Atemzug zu einem zweiten Kuß an. Die Augen blieben zu, es fühlte sich richtig an, also ihn zu spüren. Tillas Hände verstärkten die Umarmung und wanderten mit einem liebevollen Krabbeln Hektors Nacken hinauf und hinunter. Oh, die Liebe fühlte sich gut an!

  • Oh ja, die Liebe fühlt sich gut an. Sehr gut sogar! Zumindest verspürte ich nicht den Wunsch Tilla so schnell wieder loszulassen. Ich wollte sie ganz nah bei mir haben, sie spüren und sie einfach nur ansehen. Wollte sie das nicht auch? Tillas Blick zufolge und wie sie sich nun an mich schmiegte … ja sie wollte ... und das machte mich sehr glücklich. Ich lächelte sie an und war mehr darauf konzentriert ihr hübsches Gesicht mit meinen Augen zu erkunden, denn auf ihre Worte zu achten, die sie mir stumm zuflüsterte. Mit mir zusammen wird es bestimmt noch schöner Noch schöner? Noch schöner, wie jetzt, konnte es doch gar nicht mehr werden, dachte ich für mich und war unfähig etwas zu sagen aus Angst, ich könnte damit diese schönen Traum zerstören, den ich im Augenblick zu träumen glaubte. …


    Dann erwachte ich doch aus meiner Starre und es war noch viel schöner, als ich gedacht hatte. Ich spürte Tillas Lippen, die zaghaft aber doch fordernd die meinen berührten und gleichzeitig ihre Hände, die zärtlich meinen Nacken streichelten. Oh ja, die Liebe fühlt sich gut an! und sie jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken, während ich nun meinerseits ihren Mund mit vielen Küssen bedeckte. Nicht stürmisch, sondern ganz langsam zog sie näher zu mir, wanderte gleichzeitig meine rechte Hand in ihren Nacken, während ich sie mit der Anderen um die Hüften herum fest hielt. Ohne das Spiel unserer Lippen zu beenden, dirigierte ich Tilla gleichzeitig etwas nach hinten, hin zu dem frisch ausgelegten Stroh und bettete sie mit dem Rücken ganz vorsichtig darauf. Ich dachte nicht großartig darüber nach was ich tat, sondern nur wie ich es tat um Tilla zu zeigen, wie viel sie mir bedeutete. Sie war meine kleine Schwester, meine Familie und ab heute, … war sie noch so viel mehr für mich.


    Erneut küsste ich Tilla, lange und innig, ehe ich uns beiden wieder die Möglichkeit gab Luft zu holen. War das richtig was wir da taten, durften wir das überhaupt?, wirbelten meine Gedanken und Gefühle nur so im Kopf herum, während ich und Tilla nebeneinander im weichen Stroh lagen. Doch was taten wir schon? Wir küssten uns nur - mehr nicht. Nach "mehr" stand mir - auch wenn es komisch klingen mag - auch gar nicht der Sinn. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so schnell! … Dazu war dieser schöne Augenblick mit ihr viel zu kostbar für mich. "Wir werden zusammen ausreiten. Bald! … Über ein Meer aus Blüten. Du, ich, Luna und Ikarus. Es wird wunderschön werden … das verspreche ich dir", gab ich ihr leise mein Versprechen und in diesem Moment, da ich das sagte, fühlte mich glücklich und traurig zugleich. Glücklich, weil ich Tilla in meinen Armen halten durfte und traurig, weil … ja warum eigentlich? Vielleicht, weil mir zum ersten Mal bewusst wurde wie schön das Leben sein konnte und wie wenig uns Sklaven davon vergönnt war. Aber ich wollte nicht weiter darüber nachgrübeln, oder gar mit dem Schicksal hadern. Nicht jetzt und nicht hier …


    Ich beugte mich etwas vor, zupfte vorsichtig einen Strohhalm aus Tillas Haar und küsste sie dann zärtlich auf die Stirn. "S'ayapo", flüsterte ich in meiner Landessprache und sah Tilla einfach nur versonnen lächelnd in die Augen.

  • Sie kam ihm immer näher und näher. Ja, sie wollte mehr von seiner Nähe. Tilla spürte, wie nah sie ihm war und genoß seine Küsse auf ihren Lippen. Sie liess es zu, dass er sie nach hinten und auf das ausgelegte Stroh dirigierte. Dieser großartiger Vertrauensbeweis Hektor gegenüber war ihr viel wert. Bei ihm musste sie keine Angst haben... bei ihm konnte sie sich entspannen. Nebeneinander lagen sie im Stroh, sahen sich an und küssten sich. Sie schob sich nahe an ihn ran, um ihm nach dem seinen Kuss einen neuerlichen Kuss folgen zu lassen. Ja genau.. Ikarus heisst dein Pferd. Sein Pferd, weil er es pflegte und durchaus besser kannte als ihre gemeinsame Herrin Prisca. Ich freue mich schon drauf.. auf unseren gemeinsamen Ausflug... ich freue mich sehr!! flüsterte sie lächelnd und sah ihn an. Hektor sprach und küsste sie wieder. Tilla bettete ihren Kopf auf seinen Arm, liess es zu, dass er sie direkt ansah. In ihren dunklen Augen konnte man erkennen, dass sie dieses (heimliche) Beisammensein ziemlich genoß. Luna stand in der anderen Ecke der Box, den Kopf tief gebeugt über den Wassereimer. Wann? Ich würde am liebsten sofort losziehen... jetzt gleich! An allen Menschen vorbei reiten und die Stadt verlassen. Los galoppieren und über Hindernisse springen. Den steinernen Mauern entfliehen.. wenn auch nur für eine kurze Weile. flüsterte Tilla stimmlos, kraulte Hektors warmen Nacken. Träumen war ihrer Meinung nach erlaubt.

  • "Ja genau, Ikarus heißt mein Pferd und Luna ist dein Pferd", bestätigte ich ihr leise, küsste zärtlich ihre Nasenspitze, ihren Mund und lächelte dabei versonnen zu ihren Worten. Es waren unsere Pferde, auch wenn sie uns nicht gehörten, so wie uns nichts auf dieser Welt gehörte. Aber wir hatten uns und diesen Tag, … diesen einen Tag würden wir uns nehmen. Ganz sicher! Wir würden all die Mauern, Menschen, Hindernisse und Ketten, die uns auferlegt waren, hinter uns lassen und mit den Pferden davon reiten … Egal, was unsere Herrin dazu sagen, oder welche Strafen mich gar dafür erwarten würden. Mich! Denn niemals würde ich zulassen, dass man Tilla dafür bestrafen würde. Ich würde alles auf mich nehmen, für Tilla und für meine Liebe zu ihr.


    Vielleicht wäre es ja das Beste mit domina Prisca zu sprechen und sie zu bitten, dass ich mit Tilla zusammen sein darf, kam es mir plötzlich in den Sinn. Warum eigentlich nicht? So ungewöhnlich war das ja auch bei Sklaven nicht, die in einem Haushalt zusammen lebten und vielleicht würde die Aurelia uns diesen Wunsch ja sogar erfüllen. Wer weiß. "Was meinst du, soll ich unsere Herrin fragen ob wir beide auf dem Landgut bei Ostia wohnen dürfen? Für ein paar Wochen und ... ganz offiziell!?", eröffnete ich Tilla zwinkernd einen weiteren Gedanken, der mir soeben einfiel, ehe ich meine Lippen liebkosend über ihre Wange streichen ließ. Ich hatte ihr ja noch gar nichts davon erzählt, weil es andererseits so etwas wie einen Abschied bedeuten würde. Die Pferde sollten nämlich demnächst von Rom in die Nähe von Ostia verlegt werden. Auf das Landgut der Aurelier, um dort den Spätsommer auf den Weiden zu verbringen. Das wäre doch die Gelegenheit mit Tilla ein paar schöne Tage zu verleben. Ich empfand die Vorstellung wunderschön, doch wenn die domina 'Nein' sagen würde, hieße dies wohl für uns beide für Wochen voneinander Abschied zu nehmen.

  • Überaus verliebt in Hektor genoß sie seine wandernden Lippen und kicherte stumm, als er ihre Wangen liebkoste. Dies löste ein wunderbares Gefühl in ihr aus. Oh... das würdest du tun? fragte Tilla stimmlos flüsternd ihre große Liebe mit großen Augen und verzierte das Fragezeichen mit einem sachten Kuss auf seine Lippen. Bestimmt würde er das tun.. ganz bestimmt. Oh, sie würde gerne neben Rom weitere Orte sehen. Die Ägypten-Erlebnisreise war letzten Endes gut ausgegangen. Sie und Hektor hatten viel gesehen und erlebt. Diese aufregende Zeit war etwas, was sie mit den anderen Sklaven aus der Sklavengemeinschaft nicht teilen konnte und wollte. Denn das vergangene Abenteuer gehörte nur ihnen beiden.. ihnen alleine. Was besaß Tilla sonst außer ihren Errinnerungen, ihrem Leben und den wenigen Habseligkeiten in der Truhe sowie dem Amulett um den Hals?


    Oder wir bitten sie gemeinsem darum, dass sie uns zusammen fahren lässt. Sie weiss, dass ich gut mit Pferden umgehen kann. Außerdem bin ich aus dem fernen Land zurückgekommen, obwohl ich dort mit Mutter hätte bleiben können. Aber dann.. welches Schicksal wäre mir widerfahren, wenn ich weggeblieben wäre? Sicher kein so gutes wie jetzt gerade.. mit dir.. alleine. Es ist ein wunderbares Wunder! gab Tilla ihre Gedanken preis und stützte den Kopf auf, um Hektor anzusehen. Unbewusst streichelte ihr Daumen den Tränenstein, der aus dem Kragen herausgerutscht war. Sie hat außerdem noch Saba... als eingesessene Leibsklavin macht sie ohnehin alles besser. Wer würde mich hier schon vermissen? Keiner von den anderen hat das. Entschuldige, Hektor, sowas zu denken ist gemein von mir. Die Ankunft war komisch und die Tage danach waren seltsam. Tilla seufzte und liess den Kopf auf ihren Arm sinken. Jetzt hatte sie die ganze herrliche Situation in Lunas Box zerstört.. wundervoll! Ihr Daumen liess den Tränenstein los und zupfte einen Strohhalm aus Hektors Haaren.

  • "Ja das würde ich tun", erwiderte ich, nachdem Tilla meine Lippen mit einem sachten Kuss bedacht hatte. Hm, ihre Berührungen waren so, … wie soll ich sagen, … sie weckten in mir das Verlangen Tilla nie mehr los zu lassen und dementsprechend fordernd legte ich meinen Arm um ihre Hüfte und zog sie leicht zu mir heran, ohne damit zu weit gehen zu wollen. Ich wollte sie nur halten und spüren, ganz nah, ihre Wärme und ihre Zuneigung, die sie mir schenkte und die ich ihr gleichsam zurück geben wollte. Noch nie hatte mir ein Mensch so viel bedeutet und deshalb war dieser Moment für mich so wertvoll. Ich kannte bislang nur das Leben eines Soldaten und das eines Sklaven. Zuneigung und Gefühle gab es da kaum. Ich schloss die Augen, legte meine Stirn sachte gegen die ihre und atmete den zarten Duft ihrer Haare und den ihrer Haut. Dann setzten meine Lippen ihre Wanderung fort, über Tillas Nasenspitze hinab zu ihrem Mund und noch weiter bis zum Hals, ehe ich inne hielt und wieder zu ihr hoch ansah.


    "hmn, warum nicht", stimmte ich nickend ihrem Vorschlag zu, gemeinsam zur Herrin zu gehen und im nächsten Moment stutzte ich. Was war das? Warum begann Tilla sich nun vor mir zu rechtfertigen? Oder haderte sie gerade mit sich selbst? Ich runzelte leicht die Stirn und konnte aber gut nachvollziehen warum Tilla das sagte. Ja das Schicksal hatte gerade ihr schon so einiges zugemutet. Dabei musste ich unwillkürlich zurück an Ägypten denken, an das Geschehene. Letztendlich hatte sich zwar alles zum guten gewendet, doch die Tatsache blieb, dass Tilla weiterhin als Sklavin dienen musste. Ich vermutete mal, dass Tilla Sehnsucht nach einem eigenen Leben hatte und ich könnte das gut verstehen. Dachte Tilla gar an Flucht, oder täuschte ich mich?


    "Ich bin sicher deine Herrin würde dich sehr vermissen Tilla. Schließlich bist DU ihre Leibsklavin und nicht Saba", versuchte ich die Zweifel irgendwie zu zerstreuen. Schließlich behandelte die Aurelia die meisten Sklaven (mich eingeschlossen) sehr streng, weswegen ich mich ehrlich für Tilla freute, dass sie es diesbezüglich besser getroffen hatte. Ich machte eine kurze Pause, in der Tilla mir den Strohhalm aus dem Haar zupfen konnte. "Ich würde dich jedenfalls sehr vermissen! ... ", sprach ich zunächst lächelnd und mt leicht wehmütiger Miene weiter, ehe ich ihr grinsend einem neckenden Nasenstubser gab:"Wer sollte sonst in Zukunft mein Essen kochen, meine Kleider waschen und mich dazu, verwöhnen, wenn nicht du?!" Hoppla das reimte sich ja beinahe ...

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