cubiculum FC | Von Katzen und Künstlern

  • Sim-Off:

    Reserviert für Celerina und Patraios



    Nach dem Abendessen erschien eine Bedienstete der Flavia Celerina im Sklavenquartier und überbrachte dem Sklaven Patraios eine Nachricht, das er sich unverzüglich und zusammen mit den Katzenwurf bei ihr im Cubiculum einzufinden habe. Patraios verlor keine Zeit, nahm noch schnell ein kaltes Bad und legte eine frische Tunika an. Dann begab er sich auf leisen Sohlen und mit dem Katzenkorb in Händen nun schon ein zweites mal an diesem Tag zum Schlafgemach der Hausherrin. Dort angekommen stellte er den Korb auf den marmornen Fußboden, klopfte zaghaft an die Tür und sprach mit sanfter, schüchterner Stimme "Domina Flavia Celerina?" "Ich bin Patraios, der Sklave von heute Morgen." "Ihr hattet soeben nach mir geschickt." "Ich bringe euch eure Katze Saba zurück."

  • Durchaus facettenreich war dieser Tag gewesen! Hatte er doch mit einer schmerzlichen Niederlage begonnen, so hatten die erholsamen Stunden am Meer doch einiges bewirkt, um meine Stimmung wieder aufzubessern. Allein meiner Sklavin Charis war wohl am heutigen Tag der Spaß vergangen, als ich sie mit ihrer Untreue konfrontiert hatte. Daß sie nun noch ihren Dienst in meinem cubiculum verrichten durfte, lag einzig daran, daß noch kein Ersatz für sie gefunden war.
    Charis hatte mich bereits von meiner Tunika befreit, die ich noch zur cena getragen hatte. Mittlerweile was ich in einen bunten seidenen Umhang gehüllt, dem der Kenner seine parthische Herkunft deutlich ansehen konnte.
    Charis hatte bereits begonnen, die Schminke von meinem Gesicht zu entfernen. Nun kämmte sie nur noch ausgiebig mein Haar.
    Just, als ich mich zu meinem Bett begeben wollte, klopfte es an der Tür. Aufmerksam lauschte ich den Worten des Klopfenden.
    "Ah, die Katzen!", seufzte ich. "Geh´ und öffne ihm!", sagte ich meiner Sklavin.
    Indessen hatte ich es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht. Sobald der Sklave wieder verschwunden war, würde ich noch ein wenig den griechischen Dichtern meine Aufmerksamkeit schenken.
    Charis öffnete inzwischen die Tür und ließ den Sklaven, samt Katzenkorb herein. Herrje, ich vernahm bereits die dünnen Stimmchen der Katzen! Schande über Saba, daß sie sich dazu hatte hinreißen lassen! Der Sklave indes war eine wahrhafte Augenweide. Heute Morgen hatte ich nicht die rechte Muße, ihm genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Doch nun war die Lage etwas entspannter.
    "Tritt näher! Du bist der Sklave, in dessen Lager meine Katze geworfen hat und von dem gesagt wurde, er könne gut mit dem Pinsel umgehen?" .. und wahrscheinlich nicht nur das! Nun fuchste es mich, Prisca den Vortritt gelassen zu haben!

  • Patraios zollte seinen Respekt, indem er sich höflich vor der auf ihrem Bett lagernden Hausherrin verbeute und antwortete dann auf ihre Frage in einem sehr nüchtern und sachlich gehaltenen Ton so wie man es eben von einem gut geschulten Bediensteten erwartete. "Ja das ist richtig erhabene Domina Celerina, ich bin ausgebildeter Maler, verstehe mich aber auch auf die noch höhere Kunst der Bildhauerei und der Architektur." Nachdem er das gesagt hatte, richtete er seine Blicke auf Celerina, weitere Fragen abwartend, immer noch den geflochtenen Katzenkorb samt Inhalt in Händen. Saba knurrte nervös, denn diese ständige Schaukelei in den Händen eines Homo Sapiens war so rein ganz und gar nicht nach dem Geschmack der frischgebackenen Katzenmutter.

  • Der Sklave sah nicht nur ungemein gut aus, er hatte auch ordentliche Manieren, was man nicht immer von neuen Sklaven behaupten konnte. Noch immer hielt er den Katzenkorb in Händen, mit dem Wurf neugeborener Katzen und meiner geliebten Saba. Nun ja, seit ich feststellen mußte, daß sie sich mit einem dahergelaufenene Kater gepaart hatte, war die Liebe etwas abgekühlt. Doch letztlich würde ich sie wieder in meine Arme schließen und sie fortan an einer Kette halten müssen. Was indessen mit ihren Jungen geschehen sollte, interessierte mich nur peripher. In diesem Haus gab es keinen Platz für einen Stall voller Katzen. Apropos Stall, ja…
    "Oh, das trifft sich sehr gut! In naher Zukunft, so haben wir beschlossen, sollen die Ställe abgerissen werden um an ihrer statt neuen Wohnraum, aber auch ein peristyl zu schaffen. Ich würde mich gerne vorher von deinem Können überzeugen, bevor ich dir erlaube, die künstlerische Gestaltung der neuen Räume zu übernehmen. Selbstverständlich werde ich vorher die Erlaubnis deiner Herrin einholen, wobei sie mir schon versicherte, dich dafür zur Verfügung stellen zu wollen. Also, was schlägst du vor, was könntest du tun, damit ich einen Eindruck von deinem künstlerischen Geschick bekomme?" In meinen Gedanken sah ich bereits marmorne Götinnenstatuen, die meine Züge trugen, oder Fresken mit mythologischen Themen, wie Orpheus und Eurydike. Auch hier würden die Protagonisten die Züge des Hausherrn und seiner Gattin tragen. Orpheus, oh mein Orpheus, wo bist du nur? …meine Gedanken begannen wieder abzuschweifen. Räuspernd schob ich meine Sehnsucht beiseite und warf dem jungen griechischen Sklaven einen erwartungsvollen Blick zu.

  • "Also zunächst wäre erstmal die Einrichtung einer eigenen Bildhauerwerkstatt sowie eines Malerateliers von Nöten, denn wenn Ihr hier im Haus großangelegte bauliche und künstlerische Veränderungen vornehmen lassen wollt, werdet ihr nicht darauf verzichten können."
    "Was außerdem noch sehr wichtig wäre sind Baupläne der Villa, denn ich muss mir erstmal einen genaueren Eindruck vom Grundriss und der Größe der Anlage verschaffen." "Ohne entsprechende Pläne lassen sich solche aufwändigen Umbauarbeiten nämlich nicht durchführen."
    Nachdem er das gesagt hatte lächelte er freundlich und sein sinnlicher Schmollmund enblößte dabei eine Reihe makellos geformter weißer Zähne, was in diesen Tagen relativ selten vorkam. Insgeheim fragte sich der Grieche allerdings wann er denn endlich den Korb mit den Katzen abstellen könnte, denn Saba wurde zunehmend unruhiger und schickte sich an zu Fauchen um dadurch ihr Unbehagen kundzutun."Ähhh Domina Celerina wenn Ihr gestattet würde ich gerne den Korb abstellen, denn sonst springt mir eure Saba vor lauter Ärger noch um die Ohren."

  • Mein Orpheus wollte nicht von mir lassen. Ständig schlich er sich wieder in meine Gedanken. Oh geliebter Orpheus, warum bist du nur so fern? Den Ausführungen des Sklaven konnte ich von Anbeginn nicht folgen und auch die Katzen im Korb, die er immer noch mit sich herum trug, schafften es nicht, mich von ihm zu lösen. Orpheus du mein Schöner… In der Tat, der Sklave war eine Augenweide! Zu dumm nur, daß ich mich auf diesen dämlichen Keuschheitsschwur eingelassen hatte. Und wenn schon, Iuno hatte mich die ganze Zeit nicht mit ihrer Gunst bedacht, warum sollte sie es nun tun, wenn ich vielleicht… NEIN!
    Doch eine Frage stellte sich mir! Was stellte Prisca mit einem solchen Beau an? Weshalb war sie auf dem Sklavenmarkt so versessen auf ihn gewesen - Prisca, jenes Paradebeispiel für Tugend und Unschuld….


    Irgendwann waren die Worte aus dem Munde des Sklaven versiegt und dann lächelte er mich an, so daß ich für einen Moment seine makellos weißen Zähne zu sehen bekam.
    Oho, ein Sklave, der Wert auf Körperpflege legte. Sicherlich würde man nicht gleich übergeben müssen, wenn er sich mit seinem Mund näherte, ihn öffnete und seine Zunge sich mit der meinen vereinigte. Doch bevor sie das hätte tun können, versuchte er meine Aufmerksamkeit auf den Korb zu lenken.
    "Oh mein Orpheus…", entwich es mir plötzlich, bis ich beschämt realisierte, was ich soeben gesagt hatte. Schnell räusperte ich mich und versuchte, wieder ich selbst zu sein.
    "Äh, stell ihn nur ab. Dorthin!" Ich wies ihm den Platz neben meinem Bett. Doch gleich fingen meine Augen den jungen Griechen wieder ein.
    "Ich frage mich die ganze Zeit, was deine Herrin mit einem Früchtchen wie dir anfängt! Mit welchen Aufgaben hat sie dich denn betraut?", fragte ich, wohlwissend, daß ich meine Faszination nicht verbergen konnte.

  • Patraios war etwas verwundert über Domina Celerinas merkwürdiges Verhalten. Zuerst fragte sie interessiert nach seinem künstlerischen Geschick, sprach von großen Umbauplänen und der Errichtung und künstlerischen Ausgestaltung eines neuen Peristyls, um dann nur wenige Sekunden später ,während er Ihre Fragen beantwortete, müde und desinteressiert in eine Art von Dämmerzustand zu verfallen in dem Sie in einen fast sehnsüchtig-flehenden Ton den Namen des Gottes Orpheus anrief ohne dabei so schien es ihm ihre nähere Umgebung wahrzunehmen. Nun ja, dachte der Sklave schmunzelnd, die Lady des Hauses hatte ja erst gestern zusammen mit ihrem Gemahl eine sehr stürmische und zärtliche Nacht hinter sich gebracht in deren Verlauf Sie wohl kein Auge zutun konnte, da Ihr Gatte sie ganz offenbar mit zahlreichen Beweisen seiner großen Liebe und Zuneigung überhäufte und so verwundert es nicht, das Sie jetzt müde und abgespannt war und sich nichts sehnlicheres als die schlafbringende Umarmung des Orpheus herbeiwünschte. Bezüglich der Frage nach seiner frischgebackenen Herrin (und Geliebten) Aurelia Prisca gab sich der wie ein adliger Höfling am Königshof von Pantikapaion aufgezogene Patraios keinerlei Blöße, dazu war er schon zu professionel und so flunkerte er kaltblütig und ohne dabei auch nur ein winzig kleines Zeichen von Unsicherheit oder Schamesröte erkennen zu lassen, "Nun, meine Herrin Domina Aurelia Prisca hatte heute die Güte mir eine erste längere Audienz zu gewären." "Zuerst wollte Sie ein paar Dinge über meine Herkunft sowie meinen beruflichen Werdegang wissen und danach hatten wir eine mehrstündige Konversation über Bildhauerei und Literatur." "Sie ließ mich Gedichte in Latein und Griechisch vortragen um den Klang und Ausdruck meiner Stimme zu testen und meinte dann das ich neben meiner künstlerischen Arbeit als Bildhauer und Maler auch gelegentlich als Vorleser bei Tisch oder literarischen Zirkeln zu gebrauchen wäre." "Im übrigen trägt Sie sich mit der Absicht mir auf eigene Kosten eine Bildhauerwerkstatt einzurichen, damit ich eine Büste oder Bildsäule von Ihr erschaffe, eventuell als Hochzeitsgeschenk für Ihren zukünftigen Gatten."

  • Offenbar begnügte sich die hohe Dame mit dieser Antwort, denn nur wenige Sekunden später verließ der junge Grieche Flavia Celerinas Gemächer und begab sich von dort gradewegs zu den Sklavenquartieren, wo er etwa eine Stunde verweilte, um seine Sachen und Malutensilien für die bevorstehende Reise nach Antium zu packen. Danach schlich er sich noch einmal heimlich in das Cubiculum von Aurelia Prisca, jenem Paradebeispiel für Tugend und Unschuld, um seiner frischgebackenen neuen Herrin noch ein paar leidenschaftlich-zärtliche "Gute Nacht" Küsse mit auf ihren Weg ins Schlummerland zu geben, bevor er sich dann fröhlich pfeiffend wieder zurück in die Sklavenquartiere begab. So jedenfalls endete des Patraios erster Arbeitstag im Dienste der Aurelier.



    - Finis -

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