römisch- germanisches Ringen

  • Direkt am Folgetag hatte es nicht geklappt. Dadurch hatte Baldemar etwas üben können. Cimon war ein guter Kämpfer. Der aber die Regeln des Ringens sehr ernst nahm. Inzwischen hatte der Germane Ursus am Vortag besser kennen lernen dürfen. Nun war er gespannt, wie es sich nach diesem Treffen entwickeln würde. Sie hatten gesungen und sich unterhalten.
    Nun wollten sie kämpfen. Normalerweise übte der Nubier mit dem Römer. Heute fing er Ursus an der Tür des Cubiculums ab. Mit Cimon hatte er sich bereits geeinigt gehabt.
    Heilsa, Ursus. Kaum hatte er gesprochen merkte er es. Sein Gesicht zeigte es. Mist! Verdammter Mist! Ein Knurren schloss sich an. Dominus Ursus. Verbesserte er sich mit gepresstem Ton. Ein Herr am Ende des Satzes mochte noch nicht kommen. Er versuchte sich einzureden das es nur eine Anrede war. Dominus. Er hätte auch Römer, Senator oder Legat sagen können. Ja, nur ein Titel. Nichts was etwas über ihn, Baldemar aussagte.
    Er grinste. Seine Schultern zuckten. Er glaubte die Situation noch gerettet zu haben. Besser er redete einfach weiter. Schließlich war nichts besonderes geschehen. Es hörte auch sonst niemand wichtiges zu. Wie auf der Wiese. Sein Mundwinkel zuckte.
    Bereit im Ringen zu verlieren? Stachelte er den Römer an. Das es nicht leicht werden würde, hatte ihm Cimon bereits gesagt. Baldemar hatte nicht vor den Römer zu unterschätzen.

  • Vorsichtig küßte Ursus seine Frau auf die Stirn. Sie schlief und sah entspannt und friedlich aus, wie sie so dalag. Er wollte sie nicht wecken. Aber auch nicht ohne Abschied gehen. Mit langsamen Bewegungen, damit er sie nicht am Ende dadurch weckte, schälte er sich aus den Decken, stand auf und zog sich die einfache Tunika über, die für das Training bereit lag.


    Als er das Cubiculum verließ, um in den Hortus zu gehen, lief er beinahe in Baldemar hinein. Wieder dieses Heilsa. Das würde er wohl aus dem Germanen nie herausbekommen. Die Anrede Dominus kam immerhin, wenn auch nachgeschoben. Aber ein deutlicher Fortschritt, die Ursus durchaus anerkannte und nicht niederreden wollte.


    "Salve, Baldemar. - Verlieren? Nein, dazu bin ich nicht bereit. Aber ich bin bereit, im Ringen zu gewinnen", lachte er und schlug dem Germanen auf die Schulter. Nein, gegen solche Muskeln würde er wenig Chancen haben. Aber da der Germane im Ringen ungeübt war und die Tricks nicht kannte, konnte Ursus gewiß einen guten Kampf liefern. "Hast Du Dich schon aufgewärmt? Oder wollen wir das gemeinsam tun?" Wie gut, daß sie hier im Praetorium unter sich waren. Gut, ein paar Sklaven hatten bestimmt davon gehört und würden zusehen. Aber wenigstens standen keine weit über fünftausend Soldaten um sie herum und schlossen Wetten ab.

  • Beinahe wären sie zusammengestoßen. Was Baldemar nur ein Lächeln entlockte. Nein, sein Heilsa würde er sich in der Tat nicht abgewöhnen können. Nicht ohne erhebliche Androhung von Gewalt. Die Anrede war vergessen. Baldemar verdrängte es. Auch wenn es einen seltsamen Nachgeschmack hatte.
    Ursus lachte. Baldemar erwiderte es. Nur einen Augenblick. Seine Augen sahen den Gegner prüfend an. Gewinnen, ja? Eine Pause schloss sich an. Mal sehen. Der Germane war kräftiger. Der Römer geübter. Das würde zumindest spannend werden. Dem Schlag auf die Schulter sah er nach. Die Hand kam zu liegen. Baldemar erhob den Arm. Legte die Hand auf die Schulter des Legaten und grinste. Die Hände sanken. Der Marser grinste immer schiefer. Aufgewärmt? Seine Schultern zuckten. Laufen? War seine knappe Gegenfrage, die doch so viele Information barg. Nein, er war noch nicht warm. Ja, sie konnten es gemeinsam tun. Schließlich noch die Frage ob sie laufen wollten um sich warm zu machen.
    Es gefiel dem Germanen das sie ziemlich für sich waren. Das machte den Umgang leichter. Auch wenn er spürte das etwas anders war. Es war weniger leicht. Was ihn nicht zurück schreckte. Baldemar war ausdauernd und geduldig. Zumindest meistens. Oft. Manchmal, wenn er es wollte.

  • Es fiel Septima gar nicht so leicht, sich immer noch schlafend zu stellen, als sie die warmen Lippen ihres Mannes auf ihrer Stirn spürte, doch sie wollte Ursus in dem Glauben lassen, sie schliefe noch. Er hatte ihr von dem heutigen Ringen mit Baldemar berichtet, allerdings hatte Septima den Eindruck, dass er sie nicht gern dabei hätte, somit hatte sie nichts weiter dazu gesagt und sich einfach dazu entschlossen, ohne sein Einverständnis beim Training zu erscheinen.
    Nun musste sie sich aber beeilen, denn viel Zeit zum ankleiden und herichten der Frisur hatte sie nicht. Außerdem wollte sie Frija nicht herbei rufen, somit zog sich Septima selbst an und kämmte die Haare nur flüchtig durch um sie anschließend zu einem losen Zopf zusammen zu binden. Verflixt war das schwer, immerhin hatte sie hinten keine Augen und hoffte einfach nur, dass ihre langen Haare halbwegs ordentlich lagen. Weiche Sandalen rundeten ihre Kleidung ab und Septima schlüpfte schnell aus dem Cubiculum, um sich auf die Suche nach den Kontrahenten zu machen.
    Wie ein junges Mädchen, schlich sie mit schnellen, leisen Schritten durch das Atrium des Praetoriums und schaute sich suchend um. Erschrocken fuhr sie zusammen, als ein Sklave sich nach ihren Wünschen erkundigte. "Herrin, kann ich dir behilflich sein?" Herr jeh, mussten diese Nichtstuer denn überall sein? Unwirsch winkte sie den jungen Mann fort. „Nein, ich brauche nichts. Los, verschwinde!“ zischte sie den Sklaven dabei an. Ihr oberstes Ziel war es, ihren Mann und Baldemar zu finden. ‚Sie werden diese lächerliche Übung doch wohl nicht auf dem Truppenplatz abhalten, oder?’ Kurz keimte Panik in ihr hoch, als sie sich Baldemar und Ursus beim Ringen vorstellte und der starke Germane ihren Gemahl unter sich begrub und alle sie umgebenden Soldaten diese Schmach mit ansehen mussten. Wieso Ursus sich überhaupt auf ein solches Unterfangen eingelassen hatte, ging Septima nicht in den Kopf.
    Dann endlich hörte sie eine ihr bekannte Stimme. Die Männer gingen in den Hortus.

  • Ein einziges Wort ergaben bei diesem Mann zwei Antworten und eine Frage. Das war wahrer Minimalismus. Ursus begann, seinen Spaß daran zu haben, die knappen Worte des Sklaven gedanklich umzuwandeln. Aus dem "Laufen?" wurde dann: "Nein, Dominus, ich bin noch nicht aufgewärmt. Gerne mache ich meine Aufwärmübungen mit Dir zusammen. Wollen wir mit Laufen anfangen?" Schmunzelnd nickte Ursus. "Ja, laß uns erst einmal laufen."


    Sie hatten den Hortus erreicht. Ursus schüttelte seine Arme und Beine aus, machte ein paar sehr leichte Übungen, nur zum Lockern der Muskeln, dann lief er zunächst langsam, dann schneller los. Dabei ließ er aber auch Baldemar nicht aus den Augen. Er wollte wissen, auf welche Weise Baldemar begann. Daß seine Frau ihnen gefolgt war, bemerkte er zunächst nicht.

  • Die Antwort reichte. Sie würden Laufen. Er nickte. Wie angenehm es war wenn andere die Sätze für einen dachten. Sie liefen. Im Hortus angekommen lockerte Baldemar Arme und Beine. Dann zog er sich bis auf die Hose und Schuhe aus. Die Sachen landeten auf einem Haufen. Er streckte sich.
    Ursus lief los. Der Marser hinterher. Doch er lief eher gleichmäßig. Dabei versuchte er abwechselnd immer wieder mit einer Hand seitlich zum Boden zu kommen. Dann waren die Beine dran. Mal nach vorne. Mal nach hinten. Er blieb stehen. Lockerte sich. Dann sprintete er. Ging. Lief. Sprintete. Ging. Immer wieder. Das sie eine Zuschauerin der besonderen Art hatten, ahnte Baldemar nicht.
    Zum letzten Mal blieb er stehen und lockerte jeden Muskel, den er lockern konnte. Er sah zu Ursus. Bereit? Wieder eine knappe Frage, die ganze Sätze verbarg. Ich bin fertig. Bist du es auch? Wollen wir beginnen? Er grinste breit.

  • Auf leisen Sandelen lief Septima zum Hortus und verbarg sich rechts vom Eingang zwischen den Säulen des Perestylganges. Vorsichtig linste sie um die Säule herum. Einen Moment lang konnte sie die beiden Männer beim laufen beobachten, ehe sie sich schnell wieder hinter der Säule verbarg, da sie gleich an ihr vorbei laufen würden. Septima spürte deutlich ihren Herzschlag unter der leichten Tunika die sie trug. Es würde Ursus gar nicht gefallen, dass sie ihm bei seiner Kinderei heimlich beobachtete. Doch Septima war viel zu neugierig, als das sie sich dieses Ereignis entgehen lassen würde. Sie blieb wo sie war, hinter der Säule verborgen und schaute erst wieder hervor, als sie hörte wie sich die Männer entfernten und nach ein paar weiteren Runden das Laufen vollständig einstellten. Nun würde es bald los gehen. Vorsichtig hielt sie nach einem besseren Platz zum beobachten ausschau.

  • Sie liefen ihre Runden um den Hortus. Wie Ursus es gewöhnt war, unterbrach er hin und wieder, machte ein paar Übungen, lief dann weiter. Dabei schaute er immer wieder, was Baldemar so machte. Lange machten sie das alerdings nicht, sie wollten ja nicht ihre Kondition trainieren, sondern nur für den Kampf warm werden. Als Baldemar nachfragte, nickte Ursus. "Ja, bereit." Sie markierten den Kampfplatz, Ursus entledigte sich seiner Tunika, dann begab er sich in die Ausgangsstellung und wartete, bis auch Baldemar diese eingenommen hatte. Dann zögerte Ursus nicht länger, sondern versuchte gleich, Baldemar zu fassen zu bekommen. Denn er wußte, er war dem Germanen stärkemäßig unterlegen, er mußte mit Technik arbeiten. Und dafür mußte er verhindern, daß Baldemar ihn richig zu fassen bekam.

  • Wartend beobachtete Baldemar Ursus. Er half beim Markieren des Platzes. Der Römer zog sich aus. Er trug nun nur noch dieses Teil. Das was er nicht zugeben wollte, das er es auch trug. Es war schließlich römisch. Seine Mundwinkel zuckten. Na davon hätte Cimon ruhig etwas erwähnen können.
    Er sah an sich herunter. Die Hose bildete einen guten Angriffspunkt. Also zog er sich ebenfalls bis auf das Ding aus, dessen Name ihm ständig entfiel. Wer trug so was auch schon? Na ja. Jetzt gerade, er. Gut. Erwiderte er.
    Er stand dem Anderen leicht gebeugt entgegen. Die Arme nach vorne. Soweit war alles klar. Ursus überraschte durch einen raschen Angriff. Baldemar atmete heftig aus und versuchte dagegen zu halten. Er bemühte sich seinerseits, den Oberkörper von Ursus zu umfassen. Irgendwie musste er ihn zu packen bekommen. Seine Stärke war sein Vorteil. Diese musste er nun ausspielen. Was ohne Technik gar nicht so leicht war.
    Er wehrte ihn so gut es ging ab. Keine Fausthiebe. Daran erinnerte er sich immer wieder. Besser er hielt sich daran. Schwer genug war es. Aber seine Flache Hand traf immer wieder den Oberkörper oder einen Arm seines Angreifers. Der Germane konzentrierte sich auf sein Ziel. Aber noch schien niemand im Nachteil zu sein. Es war schwerer als er gedacht hatte. Wesentlich schwerer.

  • Noch von ihrem ursprünglichen Platz aus, konnte Septima sehen wie Ursus seine Tunika und Baldemar sich seiner Hose entledigte, bis beide Männer nur noch mit ihrem subligaculum bekleidet waren. Unweigerlich zog Septima einen Vergleich zwischen der Muskelstärke ihres Mannes und der ihres custos corporis. Baldemar schnitt dabei eindeutig besser ab.
    Doch Ursus zögerte nicht lang. Kaum war der Platz für den Ringkampf markiert, griff er den Germanen an und versuchte ihn sogleich zu fall zu bringen. Septima war aufgeregt, wie ein kleines Mädchen und huschte schnell ein paar Säulen weiter, damit sie näher am Geschehen war. Sollten die Männer einen Schatten aus dem Augenwinkel wahr nehmen, so würden sie beide wohl zuerst an eine Sklavin denken, denn Septima war nicht geschminkt und trug auch nur eine leichte Tunika, die sie mit einem Gürtel in der Taile gebunden hatte. Auf Unterwäsche hatte sie wegen des Zeitmangels gänzlich verzichtet.
    Außerdem waren durchaus der ein oder andere Sklave anwesend, so dass sie gar nicht weiter auffiel und dem einen Sklaven durch ein abfälliges Winken zu verstehen gab, dass er sie nicht anzusprechen habe.
    Aufgeregt schaute sie dem Kampf weiter zu.

  • Auch Baldemar war in die Ausgangsposition gegangen und es zeigte sich bald, daß es nicht dumm gewesen war, gleich zum Angriff überzugehen. Allerdings war dieser leider nicht von sofortigem Erfolg gekrönt, wie Ursus gehofft hatte. Nein, Baldemar stand wie ein Fels und ließ sich nicht recht fassen. Aber auch der Germane hatte es schwer, da auch Ursus sich den gefährlichen Griffen rechtzeitig zu entziehen wußte.


    Von den Schlägen ließ Ursus sich nicht ablenken. Sicher, sie waren unangenehm, aber er wäre kein Mann, wenn er das nicht aushalten könnte. Jetzt, jetzt hatte er einen guten Griff erwischt, er versuchte zu hebeln. Wenn Baldemar jetzt nicht schnell reagierte, konnte er ihn vielleicht zu Boden bringen.


    Daß Zuschauer anwesend waren, bemerkte Ursus sehr wohl. Damit hatte er gerechnet, denn solche Geschehnisse konnten in einem Haus voller Frühaufsteher nicht geheim bleiben. Doch er durfte sie nicht beachten. Es war auch egal, es konnte sich ja nur um Sklaven handeln.

  • Zwar hatte Ursus nicht sofort Erfolg gehabt. Doch Baldemar ebenso wenig. Die Taktik des Römers war gut. Der Marser knurrte immer wieder. Ursus entkam Baldemars Griff ständig. Das war ärgerlich. Die Schläge des Marser hatten keinerlei Wirkung. Zu spät bemerkte er den Griff von Ursus. Baldemar arbeitete nicht dagegen. Er ließ sich hebeln. Damit er sich im Fallen drehen konnte, damit er nicht auf dem Rücken landen würde. Niemals auf dem Rücken. Das hatte Baldemar sich gemerkt.
    Sofort versuchte er nach hinten zu greifen um den Oberkörper des Römers irgendwie umfassen zu können. Er hoffte auf Überraschung. Seine Hand suchte nach Halt. Aber den fand er nur kurz. Sofort musste er um greifen. Dabei ließ er sich nicht anmerken, das er seinen Gegner gerade vom letzten bisschen Kleidung befreit hatte.
    Es gab wichtigeres. Diesen Kampf gewinnen. Oder zumindest nicht auf dem Rücken zu landen. Noch kniete er. Sein Oberkörper war aufrecht. Aber er musste einen Vorteil finden.


    Auf Zuschauer konnte er nicht mehr achten. Sie waren ihm egal. Schatten nahm er wahr. Aber mehr war da nicht.

  • Überraschenderweise funktionierte es. Ursus bekam Baldemar so zu fassen, daß er hebeln konnte. Doch der Mann drehte sich rechtzeitig und landete nur auf den Knien. Nunja, immerhin ein Beinaheerfolg. Es hätte Ursus auch gewundert, wenn ein so schneller Sieg möglich gewesen wäre. Noch hatte er Baldemar zwar im Griff, doch es nützte nichts mehr. Aus dieser Stellung konnte er ihn so nicht zu Boden bringen, er mußte also umgreifen. Was nicht so einfach war, versuchte doch Baldemar seinerseits, ihn zu fassen zu bekommen. Und ziemlich geschickt, wie Ursus anerkennend bemerkte. Der Germane griff nach hinten, nach dem Stück Stoff, das als letztes Kleidungsstück Ursus' Blöße bedeckte. Ein Ruck, anscheinend wollte Baldemar ihn daran zu Boden ziehen, und schon hatte der Germane den Stoff in der Hand. Ursus störte sich nicht daran, er hoffte, diesen kurzen Moment der Überraschung nutzen zu können, um den Germanen zu Boden zu ringen. Doch leider war der Germane so überhaupt nicht überrascht.

  • Keiner der beiden Kontrahenten bemerkte sie, was Septima ermutigte, ein klein wenig mehr hinter ihrer Säule vom Peristylgang hervor zu kommen. Viel zu spannend war es, Ursus und Baldemar zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig umklammerten und versuchten durch schiere Kraft, zumindest war dies Septimas Eindruck, den anderen zu Fall zu bringen.


    Ein kurzer Blick ging über die Sklaven, als Ursus seines letzten Stück Stoffes bereaubt wurde. ‚Nun wird Baldemar es noch schwerer haben, Ursus zu fassen zu kriegen.’ grinste Septima in sich hinein und schaute gebannt hin, wie der Kampf weiter gehen würde.


    Sim-Off:

    Ringen:
    Es gab weder Runden, noch Pausen oder Zeitlimits. Beim Ringen siegte, wer seinen Gegner dreimal zu Boden warf, wobei auch zählte, wenn der Gegner mit dem Knie den Boden berührte.

  • Nein. Der Verlust des Stoffes seines Gegners reichte nicht aus, um ihn zu überraschen. Nicht für den Sieg. Allerdings konnte er selber auch keinen Vorteil von ziehen. Denn Ursus schien es ebenso egal zu sein. Der Marser knurrte. Er kannte keine Regeln mehr. Gab es überhaupt welche? Nicht mit der Faust zuschlagen. Gut. Das gab jede menge Platz für Angriffsmöglichkeiten.
    Eine Hand griff nach dem Oberschenkel und sein Daumen drückte sehr fest in die Leiste. Es war nur eine Ablenkung. Hoffentlich eine unangenehme. Dann versuchte er sich mit seinem Körper gegen den von Ursus zu stemmen. Sehr plötzlich. Sehr kraftvoll. Sein freier Arm versuchte ihn dabei zu umschlingen. Er drehte sich mit dem Oberkörper dabei dem Römer zu. Die Kraft versuchte der Marser dadurch zu erhöhen, das er auf zuspringen versuchte. So musste er ihn doch zu Fall bekommen. Baldemar gab dabei einen lauten Kampfschrei von sich. Er unterstützte die Anstrengung. Die Frage war nur, ob er Erfolg haben würde.


    Noch immer bemerkte er Septima nicht. Jetzt erst recht nicht mehr. Jetzt gab es nur noch Ursus. Es gab nur noch diesen Kampf. Das der Römer nach irgendwelchen Regeln bereits gewonnen haben könnte, war ihm egal. Er hatte sich gemerk, das er nicht auf dem Rücken würde liegen dürfen. Es war wohl falsch. Doch wenn man fest genug an etwas glaubte, wurde es Realität.

  • Das alles war nur der Anfang gewesen, Ursus hatte es befürchtet. Als er plötzlich den Schmerz in der Leiste zu spüren bekam, keuchte er schmerzhaft auf. Natürlich wollte er sich wegdrehen, um den Druck wegzunehmen, aber da war Baldemar im Weg. Der versuchte, ihn zu umschlingen. Der Schmerz nahm zu. Doch so leicht wollte Ursus sich nicht besiegen lassen. Auch wenn er schon bunte Kringel vor seinen Augen sah, kam er Baldemar nun für einen Moment entgegen, um sich dann herauszuwinden, bevor der Germane die Umklammerung geschlossen hatte. Er mußte schnell sein und gewandt, ungeachtet allen Schmerzes. Das war seine einzige Chance. Doch daß sein Gesicht verzerrt und hochrot war, während ihm der Schweiß in Strömen herabfloß, konnte er nicht verhindern. Dabei gellte ihm das Gebrüll Baldemars in den Ohren. Das machte es schwer, sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren: Dem Griff zu entkommen, bevor es unmöglich wurde!

  • Obwohl Septima sehr optimistisch war, dass Ursus beim Ringen durchaus besser sein konnte als Baldemar, nahm die Spannung in ihr zu, als sie beobachten musste, wie Baldemar zum Gegenangriff überging und sich die Schmerzen auf Ursus’ Gesicht widerspiegelten. Erschrocken und gleichzeitig gebannt, starrte Septima auf den Kampf, sah die Bemühungen ihres Mannes, aus dem immer fester werdenen Griff des Germanen heraus zu kommen. Sie bekam selber gar nicht mit, dass sie zwei Schritte vorgetreten war und die Luft anhielt. Nur kurz zuckte Septima zusammen, als Baldemar einen langgezogenen Kampfschrei ausstieß. ‚Oh ihr Götter, bitte lasst Titus nichts geschehn.’ flehte sie stumm um Beistand für ihren Gemahl, während sie selbst mit der Faust vor dem Mund da stand und kein Ton über ihre Lippen kam.

  • Das Keuchen des Römers war ein gutes Signal. Der Kampfwille von Ursus war durchaus positiv zu sehen. Der Gegner entkam dem Griff. Die Anstrengung war Ursus anzusehen. Auch Baldemar bemerkte das er schwitzte. In seinem Gesicht zeigte sich Zielstrebigkeit.
    Das Brüllen schien zu helfen. So konnte Baldemar den Schwung beim aufspringen nutzen. Er warf sich umgehend auf den Römer. Sein Rechter Arm versuchte den Römer von vorne quer über die Brust zu greifen. Die Linke blieb defensiv. Er nutzte sie um Ursus abzuwehren. Seine Schulter nutzte er dabei als Stemmmittel.


    Er bekam nichts weiter mit. Septima war außerhalb des Kampfes. Damit unwichtig für den Augenblick. Damit sah er sie nicht. Was sicher besser war. Ansonsten hätte sie ihn eventuell abgelenkt.

  • Er konnte sich herauswinden. Ganz knapp. Viel zu knapp. Ursus biß sich kurz auf die Unterlippe, denn so knapp hätte er es nicht werden lassen dürfen. Leider schaffte es der Germane, wieder richtig auf die Füße zu kommen und warf sich auch sogleich auf ihn. Das wäre beinahe final gewesen, denn mit derartiger Schnelligkeit hatte Ursus bei dem groben Klotz nicht gerechnet. Und schon versuchte Baldemar, Ursus um die Brust zu fassen. Ursus bemerkte es rechtzeitig, faßte Baldemars Arm und drehte sich nun, bevor der Germane ihn in den Griff bekam. Dabei versuchte er, dem Arm des Germanen mitzunehmen und ihn schmerzhaft umzudrehen, rechnete sich dafür aber wenig Chancen aus, da er keinen guten Hebel nutzen konnte und Baldemar ihm an reiner Körperstärke eindeutig überlegen war. Einen Versuch war es trotzdem wert, vielleicht überraschte er ihn.

  • Erleichtert darüber, dass Ursus sich aus dem Griff ihres Leibwächters befreien konnte, ließ Septima die Faust sinken, in die sie vor lauter Aufregung bald hineingebissen hätte und atmete heftig ein. Sie schaute sich kurz um. Ein paar Sklaven waren ebenfalls aus dem Schutz der Exedra getreten, um dem Ringkampf näher beiwohnen zu können. Wie gern hätte Septima jetzt jemanden gefragt, ob das alles mit rechten Dingen zuging, was die beiden Männer gerade taten, doch außer Ursus oder Baldemar schien ihr keiner der anwesenden Sklaven als fähig, ihr die Frage zu beantworten. Nur für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie, ob sie eine der Wachen von der Porta hinzu holen sollte, um sich von dem Soldaten erklären zu lassen, was beim Ringen erlaubt war, und was nicht.
    Der Moment des Nachdenkens verflog, denn kaum war Ursus dem Griff entkommen stürzte sich Baldemar auf ihn, während dieser versuchte dem Angriff entgegen zu wirken und den Arm von Septimas Leibwächter zu verdrehen versuchte. Dann erschrak Septima, denn sie glaubte, Ursus hätte sie direkt angeschaut, ehe er sich mit dem Germanen am Wickel weiter drehte. Wieder hielt sie kurz die Luft an und stand wie zur Salzsäule erstarrt da. ‚Oh ihr Götter, hat er mich wirklich wahrgenommen?’ Ob Titus böse auf sie wäre, wenn er sie hier sah?

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