In der Sänfte kamen ihr die Tränen. Tränen des Schmerzes, denn jemand, Macer, hatte ihr das Herz heraus geschnitten. Nie hätte sie gedacht, dass Liebe und Hass so dicht beieinander lagen, denn ihre tiefen Gefühle für den jungen Octavier wandelten sich langsam in Hass, gegen ihn, gegen die Gesellschaft, gegen die Sitten und Konventionen. Septima schlug die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte laut auf. Warum war das Leben nur so ungerecht? Warum konnte, durfte, sie den Mann nicht ehelichen, den sie liebte?
Die Zeit rann dahin, ohne das die junge Tiberia einen klaren Gedanken fassen konnte, bis sie auf die Idee kam, zu schauen wo sie sich gerade befanden. Sie lugte zwischen den Vorhängen ihrer Sänfte hervor und bekam einen Schreck. Die Sklaven erklommen bereits den Quirinal, auf dem die Villa Aurelia lag. „Halt! Nein, nicht nach Hause. Noch nicht. Bringt mich irgendwo anders hin.“ Sie überließ es Baldemar, den Trägern Anweisungen zu geben, wohin sie nun gehen sollten. Ihr war es gleich. Nur nicht so früh wieder zurück in die Villa Aurelia. Was sollte sie ihrem Mann erzählen, weshalb sie schon so früh von einer Cena, auf die sie sich so gefreut hatte, zurück war? Nein, besser sie ließ sich noch ein wenig durch die Straßen Roms tragen.