Cimons Kammer

  • Cimon hatte die Diploma direkt gegenüber seiner Schlafstätte aufgehängt. Jeden Morgen wollte er kurz darauf schauen. Trotz seines Ergebnisses war er neugierig, was seine Fehler gewesen sein mochten. Nachdem er dies herausgefunden hatte schwieg er den restlichen Tag.
    Es änderte nichts am Ergebnis. Aber es fühlte sich unangenehm an. Durfte ein Sklave nicht ohne Fehler durch kommen? Wahrscheinlich war das so. Er überlegte die ganze folgende Nacht. Aber er kam am Morgen zu dem Schluss, das die angeblichen Fehler nicht abgefragt waren. Er hatte keinen Fehler gemacht. Er hatte jede Frage in ihrem Wesen und vollkommen ohne Ausnahme beantwortet gehabt. Was an sich schon sehr beachtlich war.... aber der schlechte beigeschmack blieb in seinem Gaumen stecken. Was wenn jemand nur minimal besser sein würde? Dieser würde ihn in seiner Leistung übersteigen ... Sicher würde es ein Römer sein.


    Langsam und mit Tränen in den Augen nahm der Nubier die Bronzetafel wieder ab und verstaute sie auf dem Boden seiner Kiste.
    Noch einmal strich er darüber, bevor er langsam Kleidung darüber legte. Er verlor für den Augenblick die Lust an jedem Cursus, denn was wenn es einmal Punkte wären, die um das Bestehen entschieden? Schwer schluckte er und sah ein, was er war. Es kam schon einem Wunder nahe, das er diese Diploma bekommen hatte. Ob es nur an Ursus lag? Hätte ein anderer Sklave mit einem weniger einflussreichen Herren keine Diploma bekommen? Eben weil er ein Sklave wäre?
    Die folgenden Tage war er sehr zurückgezogen und ein wenig stiller. Er dachte viel nach. Für ihn war es klar, wie er abgeschlossen hatte. Er schluckte seinen unangebrachten Stolz hinunter und nahm alles so hin. Eine andere Wahl hatte er nicht. Auch wenn es schmerzte. Aber er musste einsehen, das man nicht bekam, was einem Zustand...nicht in voller Höhe... warum auch immer. Sein Perfektionismus war nicht zu beruhigen.

  • Es waren Tage vergangen. Immer wieder hatte Cimon über Bashirs Worte nachgedacht und abends seine Tafel angeschaut. Sie lag inzwischen auf einem kleinen Tisch, den er seit zwei Tagen neben dem Schlaflager stehen hatte. Fragend blickte er zu den Katern, die inzwischen groß genug waren um auszubüchsen. Bislang war es immer gut ausgegangen. Vor allem da sie oft ihn zu suchen schienen. Das oder etwas zu essen.


    Den, den er Malacus nannte, wegen seinem weichen Fell und der Anschmiegsamkeit, kam zu ihm und sprang auf seinen Schoß um gekrault zu werden. Dabei legte er eine Pfote auf die Diploma. Cimon streichelte den kleinen Racker und nickte langsam.


    "Ja, Malacus, du hast recht."


    Erst nach einer ausgiebigen Streichelstunde auch mit Albus, der an der Pfote und der Stirn wunderschöne weiße Flecken hatte, hengte der Nubier die Diploma wieder an die vorgesehene Stelle. Danach folgte eine erneute Streichelstunde für die beiden Kater, die er gar nicht mehr gehen lassen wollte. Sie gehörten Domina Septima, doch der Nubier hoffte, das er die beiden noch eine ganze Weile hier behalten durfte. Sie benahmen sich ja sogar wenn sie draußen waren sehr ordentlich. Jedenfalls so wie Cimon das bislang wahrgenommen hatte.

  • Nachdem Cimon irgendwann hatte naufstehen könen, hatte er Paris in seine Kammer gebracht und danach versucht allem aus dem Weg zu gehen. Es klappte sogar überraschend gut, offenbar hatten die meisten genug mit sich selber zu tun. So verschwand er irgendwann wieder hier in seine Kammer und saß nur da. Nach einiger Zeit nahm der Nubier sich die Briefe von Phaeneas um sie erneut zu lesen. Aber er konnte nichts schreiben, konnte keine Worte finden, wusste nicht wie er die Einsamkeit besiegen konnte.


    Irgendwann gab es keine Tränen mehr und der Sklave bemerkte wie eine mamorne Maske sich auf seinem gesicht zu bilden schien. Seine Muskeln arbeiteten und er wusste das dies mehr war als seine normale zurückhaltende, nichtssagende Mine war... die Kater rollten sich in einer Ecke zusammen und versuchten nicht aufzufallen, was nicht so schwer war, da Cimon gerade keinen Gedanken für die drei Kater übrig hatte.


    Er fing an Fäuste zu bilden und stand auf. Doch anstatt auf die Wand einzuhämmern, stand er nur davor. Lange stand er nur da, bis er merkte das es bereits sehr spät sein musste. An diesem Tag hoffte er, das Ursus ihn nicht brauchte, denn er würde nicht zu ihm gehen. Seine Hand fuhr ihm über den Nacken. Seine Welt war aus den Fugen geraten, doch wie sollte er sie wieder aufbauen? Wie sollte er einen Platz für Phaeneas finden, wenn er doch nicht wusste, ob der Bithynier es überhaupt wollte. Und wo war er selber? Als Sklave von Ursus blieb nicht viel Spielraum...sicher mehr als bei den meisten anderen... aber wer war er? Wer war dieser Cimon? Er sah eine leichte Spiegelung in der Diploma, die wieder an der Wand hing.... Wer bist du? Fragte er sich selbst im Gedanken. Und dann laut... doch niemand antwortete.

  • Irgendwann war es besser geworden und nach Tagen konnte er auch die Maske ab und an absetzen, die ihn immer mehr zu eigen wurde. Aber Cimon ging es nicht aus dem Kopf ... noch immer hatte er keine Antwort. Und das Suchen wurde je von einer Nachricht unterbrochen. Menschen waren Krank geworden. So viele. Aber ausgerechnet er? Bashir? Wieso? Es soll schlimm um ihn stehen, doch der Nubier konnte wohl kaum nachsehen... er musste hier bleiben. Der Sklave durfte sich nicht einfach so in Gefahr bringen...aber einfach so? Nein, es war mehr. Bashir war sein guter Freund. Sein erster Freund und gleichzeitig auch sein bester.
    Was nun?
    Unter Tränen schnitzte Cimon an dem Pferd, auf dessem Rücken jemand mit so einem Stoff auf dem Kopf saß...so wie er sich Bashir in seiner Heimat vorstellte. Es war sicher kein besonderes Kunststück, allerdings sorgte der Perfektionismuss des Nubiers für ein recht passables Ergebnis. Noch einmal wischte er sich seine Tränen weg und suchte dann einen Sklaven... er musste lange suchen, bis er einen Jungen fand, der für ihn dieses Pferd bringen würde... aber sollte er nicht selber?.... Er rannte dem Jungen nach...

  • Die Trauer um Bashir wog schwer in seinem Herzen und bald würde es sicher nach Rom gehen... doch da kam dieser Brief. Er war sehr kurz, doch er ließ Cimon kurz lächeln. Marei hatte nicht die allerbeste Schrift, wie der Nubier fand, auch fehlten einige Buchstaben...doch sie hatte sich wirklich Mühe gegeben... Eine Träne verließ sein Auge. Er war nicht da um ihr beim Schreiben zu helfen. Und dann diese letzten Worte...schwer schluckte der dunkle Sklave und wusste nicht viel zu tun oder zu denken... wie grausam mussten diese Träume sein? Er legte den Brief nieder und bemerkte wie die Kater um ihn herum kamen und ihre Köpfe an dem Sklaven rieben. Dann sprang einer hinauf und legte sich auf den Brief. Nun konnte Cimon nicht mehr. Er weinte...er weinte bittere Tränen, die erst versiegten, als er den Brief beiseite legte. Eine Antwort wollte ihm nicht sofort einfallen...auch musste er zurück an die Arbeit. Es war sicher Zeit seinem Herren etwas zu essen und zu trinken zu bringen.
    Cimon hoffte...betete... zu Göttern die er nicht kannte, deren Namen ihm nicht einfallen wollten, die ihm dennoch so viel gutes im Leben geschenkt hatten...


    zumindest seit er bei Ursus war. Ja, er flehte sie an, das sie Marei helfen mochten gut schlafen zu können. Mehr wollte er in diesem Augenblick nicht. Doch das mit seinem ganzen Herzen. So das er es erst sah, als es zu schmerzen begann. Das Messer in der Hand sah der Sklave nieder zu seinem Arm, an dem sich ein feiner Strich Blutes zu bilden begann. Mehr hatte er nicht, als dies. Mehr besaß er nicht und selbst das war das Eigentum von Ursus. Was tat er hier? So sinnlos...so unfassbar dumm und überflüssig...wer hörte schon auf einen Sklaven wie ihn? Nur sein Herr und andere Sklaven... rasch nahm er sich ein Tuch und begann den Schnitt so gut er es eben konnte zu verbinden. Wie gut das er lange Ärmel trug und es so recht brauchbar würde verbergen können.

  • "Cimon? Bist du da?" ertönte Mareis Kinderstimme und darauf ein Klopfen an der Tür. Sie schob den brünetten Mädchenkopf durch den Türspalt und blickte den Nubier an. "Mama hat gesagt, ich soll richtig schreiben üben und mir was einfallen lassen. Sie hat richtig ernst drein geschaut, als sie gemeint hat, es sollen nicht zuviele Fehler drin sein." Sie grinste fröhlich, hielt in der einen Hand einen dunkelbraun gefärbten Beutel ohne Tragegriffe, worin sich die gut gehüteten Schreibutensilien befanden.


    "Ich habe mir tatsächlich was überlegt. Ich könnte an Iunia Serrana und an die Brüllbären, ich meine an ihre Zwillinge schreiben. Hilfst du mir dabei?" Immer noch zwischen Tür und Angel stehend blickte sie ihren großen dunklen Freund an. "Wenn du zu tun hast, dann versuche ich alleine zu üben und zu schreiben. Es wird ohnehin lange dauern bis Mama oder Papa Zeit haben drüber zu schauen." Ihr fiel etwas ein, was ihr unangenehm warf. "Natürlich muss Septima meine Zeilen auch lesen... wenn sie keine Zeit hat, dann muss eben dominus Ursus das tun."

  • Es waren sehr anstrengende Tage gewesen. Die Sache mit dem Kaiser und seinem Sohn schien immer größere Wellen zu schlagen. Und Cimon machte sich Sorgen um Ursus... um einfach alle. Das alles durfte er sich aber nicht ansehen lassen. Ebensowenig wie seine Sorge um Phaeneas. Der Nubier konnte nur hoffen das es ihm gut ging.


    Nun gönnte er sich einen Moment der Ruhe und... Mareis Stimme zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Gerade wollte er seine Beine auf dem Bett ausstrecken und ein wenig schlafen. Doch rasch setzte er sich auf, als schon der Kopf durch den Türspalt sah. Lächelnd winkte er sie herein.


    "Ja, für dich Marei, bin ich doch immer da, das weißt du doch."


    Er klopfte neben sich und sah sie fragend an. Cimon wartete ab, was Marei zu ihm führte. Es dauerte nicht lang, da kam auch schon die Antwort. Langsam und in seiner ruhigen Art nickte der dunkle Sklave langsam.


    "Das ist richtig von deiner Mutter. Komm, ich helfe dir gerne."


    Bei seinen Worten besah er sich den Beutel, den Marei bei sich hatte. Ja, das wahren wohl ihre Schreibsachen. Cimon rückte noch etwas beiseite um ihr mehr Platz zu machen, falls sie den Beutel ausleeren wollte. Seine grauen Augen beobachteten das Mädchen, während sie weiter erzählte. Dabei zog sich kurz seine Augenbraue nach oben.


    "Der Brief wäre eine hervorragende Idee, Marei. Na dann komm... lass uns etwas schönes schreiben."


    Sein Lächeln lud sie brüderlich ein, einzutreten. Dennoch war da etwas, was er sagen musste. Ernst sah er sie an. Ernst aber in keinster Weise böse.


    "Du weißt warum das mit dem Brief passiert ist, oder? Marei... es geht nicht darum das du deinen Herren jeden Brief gibst. Es geht darum das du tust was sie verlangen. Sehen sie das du einen Brief hast, und wollen sie ihn sehen, musst du ihn zeigen. Du warst unhöflich zu deiner Herrin, Marei. ... So etwas darst du nicht mehr machen, ... versprichst du mir das bitte?"


    Nun wurde sein Blick sanfter. Denn Cimon mochte es nicht, wenn Marei Ärger bekam. Er wollte das sie sich besser einlebte als Sklavin, dann würde es ihr auch besser gehen. Hier bei Ursus und Septima ging es ihnen wirklich gut. Es gab so viele Herrschaften wo es anders war ... daran wollte er lieber nicht denken.

  • Marei betrat das Zimmer, nachdem sie dazu die Erlaubnis hatte und kam vor dem Bett wieder zu stehen, auf welchem sie sich neben Cimon hinsetzte und den Beutel auf den Schoß nahm. "Gute Idee? Mama findet wohl im Geheimen, dass ich zu wenig zu tun habe... weil ich andauernd mit Esquilina schwätzend auf unserer Bank hocke." ätzte Marei und plapperte sogleich weiter, während sie zugleich den Beutel neben sich ausleerte und nach Tafel und Kreide griff. Eine Tafel mit Kreide zu benutzen war um soviel einfacher als Wachstafel mit Griffel Die Schiefertafel war leichter als die Wachstafel. Allerdings verschmierte die weiße Schrift schneller, während beim Wachs mühsamer war die Fehler zu überstreichen.


    "Aber die Idee ist ganz gut, so komme ich mal aus der Küche raus. Langsam mag ich es nicht, dass meine Kleider und meine Haare nach Essensgerüchen riechen. Ich zieh mich sogar vorher um, wenn ich zu Esquilina oder Licinus gehe." Marei verzog das Gesicht. "Ja... im Nachhinein weiss ich, warum Septima so reagiert hat. Ich hätte ihr meinen ersten Brief sicherlich ohne Widerspruch gegeben, wenn Mama oder Papa oder du ihn zuerst mit mir gelesen hätten." Dagegen, dass sie wieder unhöflich gegenüber den Herren sein würde, wollte er nun ein Versprechen von ihr haben. "Versprochen!" Sie versuchte zu lächeln, es gelang ihr. "Den zweiwöchigen Stubenarrest hat die Köchin vermacht und nicht Septima. Das heißt doch vermacht, oder? Und habe ich dir diese Tasche schon gezeigt?" Marei stand auf und drehte sich einmal um sich selber. In der schräg umgehängten Schultertasche, die sie eigenhändig aus einzelnen Stoffresten, bestehend aus abgelegter Kleidung von sich und ihren Zieheltern, genäht hatte, saß Puppe Nina. Der Trageriemen zu einer dicken festen Rolle eingerollt und mit einem dünnen roten Stoff sowie schmalen gelben Band umwickelt. Rot und gelb waren die Farben der Aurelier. Von der abgelegten Kleidung abgetrennte Borten verbargen die Nähte.

  • Der Nubier lächelte versöhnlich, als Marei von ihrer Freundin sprach mit der sie wohl viel 'unterwegs' war. Er glaubte nicht das ihre Mama etwas dagegen hatte. Sicher wollte Frija nur das das kleine Mädchen ein wenig mehr lernte. Das würde es ihr später im Leben leichter machen.
    Cimon beobachtete wie Marei ihren Beutel ausleerte und dachte darüber nach wie sie es mit einem Brief anstellen konnten. Also griff er wie nebenbei unter sein Bett und holte eine Wachstafel hervor. Den Griffel dafür nahm er von einem kleinen, einfachen Tisch, der neben dem Bett stand. Er schrieb viel und gerne.


    Es gefiel ihr also nicht in der Küche? Ein Grinsen erschien auf seinen Lippen.


    "Allerdings kannst du in der Küche warme Leckereien ergattern."


    Cimon zwinkerte. Denn er wusste das Baldemar das gerne tat. Sich einfach etwas zu nehmen... unvorstellbar für den Nubier. Aber er verstand das andere es anders sahen als er. Aufmerksam hörte er ihr zu. Sie versprach es. Das reichte Cimon auch vorerst. Lächelnd nickte er zufrieden.


    "Weißt du, es ist eben so, das wir das tun müssen, was die Herrschaften von uns verlangen. Aber wir sind in einem guten Haus, glaub mir Marei. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, schützen sie uns und geben uns was wir brauchen. Und mehr..."


    Lächelnd deutete er auf seine Schreibutensilien die er einst von Ursus bekommen hatte. Auch seine Kleidung war sehr gut. Er tat seine Arbei gut und versuchte stehts sich zu verbessern. Dafür wurde er gut behandelt. Nur das eine Tat ihm noch immer ein wenig weh... aber darüber sprach der Nubier nicht.
    Seine Augen verengten sich ein wenig und er verstand nicht so recht was sie sagen wollte. Vermacht? Fragend sah er sie an.


    "Vermacht? Meinst du sie hatte Schuld? Hmmm ... dann meinst du sicher das du es ihr verdangst, oder?"


    Seine Stimme klang weich und freundlich. Leicht schüttelte er den Kopf. Nein, die Tasche hatte er noch nicht gesehen. Er betrachtete sie und nickte anerkennend.


    "Die ist wirklich sehr schön. Und ein wahrlich herrlicher Platz für Nina."


    Erneut lächelte er und deutete dann neben sich. Er klopfte mit der Hand auf die Matratze... er wollte nicht so deutlich sagen, das die Schuhe nicht aufs lacken gehörten. Das agte er oft. Und sein Blick sprach sicher Bände. Allerdings konnte Marei bestimmt sehen, das Cimon nicht wirklich sauer war.

  • "Nein, ich ergattere keine mehr. Die Köchin backt sie selber und stellt sie eigenhändig bis zum Verzehr für die Herrschaften weg." schüttelte Marei den Kopf. Manchmal kullerten weniger Leckereien aus dem Tontopf und alle schienen sich zu wundern. Marei hatte immer noch nicht heraus gefunden wer es war. Jedenfalls grinste die Köchin immer so verdächtig in sich hinein. "Leckereien kriege ich auch von Licinus.. er hat immer ein Töpfchen süße Honigkirschen vorrätig, von denen ich hier kaum welche sehe. Esquilina teilt sie mit mir, wenn ich oie undoder den primus pilus besuche."


    Cimon sagte einen Satz auf, den sie schon so oft gehört hatte, aber sie hörte ihn gerne, weil er sie immer wieder daran errinnerte, dass sie als Sklavin gute Arbeit leisten musste. "Bedeutet das auch, dass ich dominus Ursus sagen soll, mit wem sein Sohn spricht und spielt? Er hat sich neulich rausgeschlichen ohne Bescheid zu sagen. Ich habe ihm draußen am Tor getroffen. Weil er Torwache spielte, hat er mich rein gebracht bis in die Küche. Weisst du, ich will nicht, dass ihm dasselbe passiert wie mir. Der einzige Unterschied ist, dass er ein Sohn eines wichtigen Soldaten mit richtigen Eltern ist während ich Sklavin bin und tolle Zieheltern habe."


    Das kleine Sklavenmädchen nickte. "Genau.. sie hatte Schuld.. und ja.. ich verdanke ihr den Stubenrarrest. Zuerst war das ganz schön blöd, drinnen zu hocken und Esquilina nicht sehen zu können." Marei freute sich über Cimons Lob. "Danke, dunkler Löwe!" Sie stand vor dem Bett, spontan umarmte sie ihn und setzte sich dann neben ihn, die Unterschenkel über die Bettkante baumelnd.


    Marei entdeckte die Tafel, die Cimon in der Hand hielt, machte aber keine Anstalten danach zu greifen. "Hm.. ich erzähle dir, was mir für einen Brief einfällt:
    Liebe Serrana, habe ich dir schon von meiner Freundin erzählt? Sie ist die Adoptivtochter vom primus pilus der ersten Legion. Esquilina ist ein Stückchen gewachsen und ich habe es ihr nachgetan. Wir sind jetzt beide etwa gleich groß. Frija musste wegen meinem Wachstum die Säume meiner Kleider verlängern. Aber das kann ich jetzt selber machen, da sie es mir beigebracht hat. Ich bin jetzt 10 Jahre alt. Baldemar hat mir ein Sax geschenkt. Jetzt können wir zwischen Schwert und Sax wechseln."

  • Geduldig und mit einem Lächeln auf den Lippen hörte Cimon Marei zu, wie sie so fröhlich erzählte. Das gefiel ihm, sie schien so unbeschwert und so sollte es doch auch sein. Ab und zu nickte er und dachte nur heimlich an seine eigene weit weniger schöne Kindheit.


    Die Frage die dann folgte ließ Cimon die Augenbraue heben und nachdenklich werden. Schließlich sah er Marei verständnisvoll an, bevor er die rechten Worte gefunden hatte. Kurz spürte er Trauer über das was geschehen war und strich Marei brüderlich über den Kopf.


    "Aber es ist ein wichtiger Unterschied, Marei. Er ist ... behüteter als jeder andere an diesem Ort. Ich bin mir nicht sicher ob es gut ist es Ursus zu sagen. Soldaten mögen keine... verräter. Und aufhalten kann man den Kleinen offenbar kaum. ... Römer ... sie bestrafen auch mal ihre Kinder und... möchtest du das Dominus Durus bestraft wird?"


    Es war wichtig auch darüber nachzudenken. In Cimons Augen war es das beste den Jungen zu beobachten und zu schützen ohne es ihm zu deutlich zu zeigen oder Ursus Sorgen zu bereiten. Denn die würde er doch haben, wenn er seinen Sohn in Gefahr vemuten musste. Der Nubier nahm sich vor selber öfter ein Auge auf Durus zu haben.


    Ihre spontane Umarmung überraschte Cimon und sorgte für eines der seltenen Lachen des Sklaven. Dabei erwiederte er die Umarmung. Die Strafe schien nun wieder vergessen zu sein... gut so, besser sie dachte an die schönen Dinge im Leben.
    Noch immer hielt er nun die Tafel in den Händen und sah Marei fragend an. Er begann zu grinsen als sie ihm sagte was sie schreiben wollte. Doch er schrieb es eifrig auf. Ein Sax hatte sie also auch bekommen? Der dunkle Sklave kam kaum mehr aus dem Staunen raus. Als sie fertig war... oder eine kleine Pause machte? ... Sah er sie lächelnd an.


    "Ich habe es notiert, Marei. Doch wenn du fertig bist, werde ich es dir vorlesen und möchte von dir, das du es dann aufschreibst. Du möchtest den Brief ja selber schreiben, nicht wahr? ... Ich werde auch ganz langsam diktieren, versprochen."

  • "Behütet mag Durus sein, weil er der Sohn des Legaten ist. Trotzdem denke ich, dass ich ihn nicht verrate, wenn ich seinem Vater Bescheid sage." widersprach Marei, um mit ihrem großen Freund zu diskutieren. Wie vorhin erwähnt wollte sie nicht, dass ihm etwas geschah. "Wenigstens einmal sollte er bestraft werden, damit er weiss was ihm blüht wenn er einfach abhaut. Ich sage euch ja auch immer Bescheid, wenn ich weggehe." Sie dachte nach. "Wenn jedermann und jederfrau weiss, wer er ist, dann kann er nicht mehr unsichtbar sein und frei spielen. Die können ihn wegbringen und... und dann findet Durus niemand wieder. Er kann dann nie wieder zurück kommen." Es war ein düsteres Bild was sie da mit ihren Worten malte. "dominus Ursus wär dann ganz schön traurig."


    Cimon sprach davon, dass er ihr vorhin Gesagtes notiert hatte. "Ui, das ist eine feine Idee, die dir da gekommen ist. Ja, ich möchte zum Schluß den Brief selber schreiben." befand sie und musterte seine sauber nieder geschriebenen Buchstaben auf der Tafel. "Da passt noch einiges an Sätzen drauf... hmmmmhhmmm..." Sie baumelte mit den Füßen. "Ziehmama Frija findet das Kämpfen nicht schön und sagt ich soll lieber sticken lernen, damit ich still sitze. Ich mag es mich zu bewegen. Ich meine mich zu errinnern, dass Sabina stillsitzen auch doof findet. Wie geht es den Zwillingen? Können sie jetzt alleine laufen und sich selber anziehen? Was für Spielzeug nutzen sie jetzt zum Spielen? Singt Adula ihnen meine Lieder vor wenn sie anfangen zu weinen? Neulich war ich mit meiner Freundin in den Thermen von Mantua. Dort kennt Licinus eine junge Frau, die ist Badesklavin. Von ihr habe Ich zusammen mit Esquilina schwimmen gelernt. Das ganze Becken in der Länge hin und zurück schaffe ich noch nicht aber es wird.. ich muss üben. Am besten kann ich schwimmen wenn ich nahe am Rand bin, dann kann ich mich jederzeit am Rand festhalten. Ich msus nur dran denken, die Knie oben zu halten, sonst stoße ich mich an den Sitzstufen."


    Sie schob ihre Tunika hoch und zeigte den verblassenden blauen Fleck. "Kannst du schwimmen, Cimon? Guck mal.. so schaut's aus, letzte Woche war alles noch schillernd grün. Ich finde, man könnte etwas erfinden woran man sich im tiefen Wasser, also dort wo der Boden ganz tief unten ist, fest halten kann." seufzte Marei und streichelte des ehemals lädierte rechte Knie. "Esquilina hat gesagt sie erkundigt sich bei ihrem Vater womit die Soldaten über den Fluß schwimmen. Kannst du dich da auch mal drüber schlau machen?"

  • Tief atmete Cimon durch bis er dann brüderlich die Hand auf Mareis Schulter legte. Wie sollte er es ihr nur erklären? Es war keine leichte Angelegenheit, die Sache mit dem Sohn des Legaten.


    "Vielleicht sollte Dominus Ursus es wissen. Aber dann lass besser mich mit ihm sprechen. Und Marei ... Es gibt da einen wichtigen Unterschied zwischen euch beiden. Was auch bedeutet das es uns nicht zusteht darüber nachzudenken das er bestraft werden sollte. Das ist falsch, Marei. Denn trotz allem ist er unser Herr. Ich werde aber mit Dominus Ursus über seinen Sohn sprechen, du hast mein Wort."


    Denn auch er wollte nicht das dem Jungen etwas schlimmes wiederfahren würde. Aber der Nubier ahnte, das Marei besonders viel Angst hatte... und er ahnte wieso das so war. Tröstend wollte er sie in den Arm nehmen. Etwas anderes viel ihm nicht ein.


    Vielleicht würde der Brief sie ja ablenken. Und so zeigte er ihr nur zu gerne seine sauber niedergeschriebenen Zeilen. Er lachte kurz auf als sie meinte das noch Platz wäre...


    "Ja, da hast du recht, Marei. Es ist noch reichlich Platz für mehr Sätze."


    Lächelnd schrieb er dann weiter, was sie ihm 'diktierte'. Immer wieder musste er grinsen und sah Marei dabei an. Ihre Gedanken so zu hören war recht interessant und es gefiel ihm, wie sehr da das Kind aus ihr sprach. Auch wenn sie immer älter wurde und aufwuchs... nach dem was geschehen war, war es gut, wenn sie noch ein wenig 'Kind' sein durfte. Auch wenn es sicher nicht mehr lange sein würde. Anerkennend sah er sie an. Sie konnte wohl gut schwimmen. Das beeindruckte ihn durchaus.


    Als er die blauen Flecke sah, sah er sie bedauernd an und strich ihr brüderlich übers Haar. Ihre Frage lengte Cimon ab und er erstarrte kurz. Bis er dann ein wenig niedergeschlagen den Blick senkte. Ebenso wie seine Stimme.


    "N...Nein... das kann ich nicht.
    Ich... ich denke die Soldate 'waten' mehr als das sie schwimmen. Das heißt sie gehen... aber ich glaube man kann 'Schweinsblasen' nutzen. ... Also mit Luft gefüllt, da man so über Wasser gehalten werden müsste. Aber in der Therme... da könnte jemand neben dir her gehen und dir einen Stock reichen, dann kannst du dich immer daran fest halten."


    Ihm persöhnlich würde das vermutlich besser gefallen... oder wenn jemand neben ihm ... ihr her gehen würde und sie hielt. Er sah recht nachdenklich aus. Wirklich eine interessante Frage.

  • "Er SOLLTE es wissen... wenigstens Bescheid wissen." wiederholte Marei seine Worte mit einem kleinen Zusatz. Sie nickte zufrieden und einverstanden damit, dass er mit dem dominus selber sprechen wollte. "Der Unterschied ist, dass er der Sohn des Legaten ist, während ich eine Sklavin und Küchenhilfe von vielen bin. Er darf viel mehr machen und auch essen und in die Hand nehmen als ich." gab sie zu verstehen, was ihr zu den Unterschieden einfiel. "Einverstanden, Cimon... wie sagt man.. äh.. ich halte dich beim Wort, oder so?"


    Ihr Grinsen vertiefte sich, als er lachte, dass ihr noch viel mehr für den Brief einfiel. Cimons Lachen war schön und den Nubier lachen zu sehen gefiel ihr auch. Nicht immer nur ernst drein schauen. Beim Trösten der blauen Flecke wegen, lehnte sie sich an ihn an und blickte auf den Brief, der immer länger und länger wurde. Da hatte sie ordentlich was zu schreiben... vor allem richtig und schön zu schreiben.


    Er konnte nicht schwimmen und erzählte zugleich von zwei Lösungen, wie man im tiefen Wasser den Kopf über Wasser halten könnte. "Ihh.. Schweinsblasen? Das ist ja eklig!!!! Da nehme ich lieber den Stock. Das erzähle ich Esther weiter." Ihre Hand wanderte streichelnd über seinen unbehaarten Kopf. "Du kannst auch schwimmen lernen, Cimon. Esquilina und ich gehen bald wieder in die Therme. Warum kommst du nicht mit rein und fragst Esther, die Badesklavin, ob sie dir das Schwimmen beibringt? Sie ist eine ganz ganz liebe Frau... sie kann uns beide sogar im kalten Wasser tragen, obwohl wir entsetzlich schwer sein müssten." versuchte sie ihn aufzumuntern.

  • Der dunkle Sklave lächelte, als Marei sich einverstanden zeigte und nickte leicht. Er würde mit Ursus sprechen, wenn es passen würde. Momentan musste er die Zeit gut abpassen.
    Immer wieder zeigte er Marei die geschriebenen Worte. Als sie fertig schien, gab er alles nötige an sie weiter, sah ihr aber immer über die Schulter, um ihr beim Schreiben zu helfen und Tipps zu geben. Zunächst fing er damit an ihr zu zeigen, wie sie den griffel besser halten konnte, um schöner und länger schreiben zu können. Dabei hörte er ihr weiter lächelnd zu.


    Dabei musste er lachen, als Marei meinte das Schweinsblasen ecklig seien und sie lieber den Stock nehmen würde. Als sie ihm über den geschorenen Kopf strich, wurde sein Grinsen breiter. Sie war wirklich eine tolle kleine Schwester, die ihm auch noch das Schwimmen beibringen wollte. Seine Angst versuchte er nicht zu zeigen, als er antwortete.


    "Nein, nein ... danke. Ich lerne es lieber nicht. ich... ähm. Naja, ihr seit leichter, weil ihr im Wasser seit. Dinge, die ... schwimmen, werden im Wasser leichter."


    ob er das jetzt gut erklärt hatte? Er hatte nicht den Anspruch ihr alles in gänze korrekt zu erklären. Cimon wollte es ihr so sagen, das sie es verstand. Das war das wichtigste für ihn.

  • Also gut, es hiess beim Wort nehmen, merkte sie sich. Erleichtert, dass sie ihre Sorgen um Durus herausgerückt hatte, begann sie mit dem Brief schreiben. Es war einfacher, sich zuerst den Satz durchzulesen, den sie schreiben wollte und dann einzelne Abschnitte zu schreiben, bis sie beim Wort am Satzende angelangt war. Es dauerte seine Zeit, bis sie fertig war und ihren Namen daruntersetzen konnte. Mit sichtlichem Stolz betrachtete sie den langen Brief. "Danke, Cimon. Wie lange brauchn meine Zeilen bis nach Hause zu Iunia Serrana? Oh, die Anschrift muss auch noch drauf, aber die weiss ich nicht, so ein Mist! Wie krieg ich die jetzt raus? Ach menno." Erstaunt blickte sie Cimon an und runzelte die Stirn. "Wie? Wie sind wir denn im Wasser leichter? Wieso fallen dann die Steine bis auf den Boden?" Ups, jetzt hatte sie verraten die Schuldige zu sein, die die Kieselsteine in das impluvium geschmuggelt hatte. Eigentlich könnte sie das jetzt auf den Wutz Durus abschieben, der spielte schließlich auch so viel wie sie. Aber... wenn sie nun ohnehin zur Strafe das impluvium säubern musste, so konnte sie allen zeigen, dass sie sich sicher im Wasser bewegte.

  • Genau beobachtete Cimon, wie Marei den Brief zu schreiben begann. Lächelnd gab er ihr immer wieder Hinweise, wie sie sich das Schreiben einfacher machen konnte und besah sich die Schrift. Sie schien langsam wirklich besser zu werden. Als sie fertig war, sah er noch einmal sehr genau hin und nickte dann anerkennend.


    "Das hast du wirklich gut gemacht, Marei. Nichts zu danken, jeder Zeit wieder gerne, meine kleine Marei."


    Brüderlich strich er ihr über den Kopf und lächelte ehrlich. Ihre Frage musste er sich kurz durch den Kopf gehen lassen. Sie stellte wirklich kluege Fragen. Nun gut, es gab keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Aber dennoch Zeigten die Fragen doch, wie wissbegierig jemand war.


    "Nun, sie brauchen bestimmt einige Tage, da diese zeilen nicht so wichtig sind, wie zum Beispiel die von Dominus Ursus. Aber ich kann mir nicht vorstellen das es viel länger dauert, dazu ist Rom doch zu nahe.
    Die Anschrift? Nun, das bekommst du immer leicht hin... sieh hin... "


    Und Cimon begann die Anschrift aufzuschreiben und erklärte dabei ...


    "Also, es geht an... also Ad,
    Es soll an Iunia Serrana,
    und sie woh in der Casa Germanica,
    Und diese liegt in Roma.
    Würdest du an jemanden in dem Haushalt schreiben... sagen wir zum Beispiel einen Sklaven ..."


    Er versuchte sich an einen Namen zu erinnern. Da gab es doch diese große eher seltsam wirkende Frau ... Adula.


    "Nehmen wir einmal an an Adula, dann würdes du am Anfang ebenso Ad schreiben und dann,
    ihren Namen, also Adula,
    danach würde ihre Beziehung zum Hause sich anschließen, also...
    Serva Iunia Serrana,
    der Rest dann wie gehabt..also die Casa und der Ort wo sie wohnt. ...
    Ich .... ich hoffe das war einigermaßen verständlich..."


    Fragend sah Cimon zwischen Marei und seinen Notiezen hin und her ... manchmal redete er doch ein wenig umständlich, doch der Nubier hoffte darauf, das sein gleichzeitiges aufschreiben geholfen hatte.


    Dabei war das zweite Thema nicht minder schwer ... er atmete tief durch. Erwas zu lesen und zu wissen bedeutete nicht, das man es erklären konnte. Zumindest wollte er es versuchen... für Marei. Dabei überging er die Vermutung, die nahelegte, das Marei Steine dort versteckt hatte, wo sie nichts zu suchen hatten ...


    "Naja... wir ... Hol mal tief Luft. Siehst du ... das ist in dir. Und noch viel mehr... und wenn du im Wasser bist, macht dich das leichter. Steine haben keine Luft in sich und deswegen gehen sie unter."


    Das war sehr ... sehr einfach dargestellt...oder? Aber würde es Marei helfen es zu verstehen und sie nicht zu sehr verwirren? Oder war es ZU einfach? Neugierig sah er Marei an.

  • Wieder genoß sie es, die Haare gestreichelt zu bekommen. Ziemlich stolz auf sich betrachtete sie die vielen Wörter und Zeilen. Hoffentlich mochte die Adressatin den Brief und antwortete darauf. Aufmerksam beobachtte sie wie Cimon die Adresse zusammen stellte und schrieb sie schliesslich ganz oben drüber hin, wo sie Platz hatte lassen sollen. Der Brief ging an die Hausherrin in der Casa Germanica. "Ja, sehr verständlich, Cimon. Nein, nicht an Adula. Obwohl... sie kümmert sich bestimmt ein bißchen mehr um die Brüllbären als deren Mutter. So wie Mama Frija um den Wutz Durus. Vielleicht darf Adula ein bisschen von dem mit beantworten was ich sie frage und wissen möchte." meinte Marei. Es gab einfach zu wenig miterlebte Vergleiche, als dass sie hätte ahnen können, dass es sehr unterschiedliche Stile und Regeln gab was die Betreuung von Kindern und Kindererziehung betraf.


    Sie hatte Luft in sich? Ja, das war wohl wahr, aber sie musste diese wieder ausatmen sonst bekam sie einen knallroten Kopf. "Die Steine aufpusten geht auch gar nicht. Unter Wasser kriege ich keine Luft. Die Kaulquappen, die sich zu Fröschen verwandelten und die ich auf Mama Frijas Bitte, im Bach neben dem Lager freilassen musste, kamen im Eimer immer wieder nach oben an die Oberfläche. Papa Baldemar sagte, dass die das machen müssen, damit die tief Luft holen, um wieder ins Wasser abtauchen zu können." erzählte sie. "So ein Ding was die Soldaten nehmen fürs Schwimmen, das möchte ich mal sehen und testen. Schweinsblasen, sagtest du, heissen die Dinger?" Obwohl sie wenige Minuten noch gesagt hatte, dass sie sowas nie in die Händ enehmen würde, weil sie eklig waren. Ganz viel später würde man superleichte schwimmende Dinge wie Schwimmringe und Schwimmflügel, Wasserbälle und Luftmatratzen erfinden.



    Ad
    Iunia Serrana
    Casa Germanica - Roma


    Liebe Serrana,

    habe ich dir schon von meiner Freundin erzählt? Sie ist die Adoptivtochter vom primus pilus der ersten Legion. Esquilina ist ein Stückchen gewachsen und ich habe es ihr nachgetan. Wir sind jetzt beide etwa gleich groß. Ziehmama Frija musste wegen meinem Wachstum die Säume meiner Kleider verlängern. Aber das kann ich jetzt selber machen, da sie es mir beigebracht hat. Ich bin jetzt 10 Jahre alt. Ziehpapa Baldemar hat mir ein Sax geschenkt. Jetzt können wir zwischen Schwert und Sax wechseln. Ziehmama Frija findet das Kämpfen nicht schön und sagt, ich soll lieber sticken lernen, damit ich still sitze.


    Ich mag es mich zu bewegen. Ich meine mich zu errinnern, dass Sabina stillsitzen auch doof findet. Wie geht es den Zwillingen? Können sie jetzt alleine laufen und sich selber anziehen? Was für Spielzeug nutzen sie jetzt zum Spielen? Singt Adula ihnen meine Lieder vor wenn sie anfangen zu weinen?


    Neulich war ich mit meiner Freundin in den Thermen von Mantua. Dort kennt Licinus eine junge Frau, die ist Badesklavin. Von ihr habe Ich zusammen mit Esquilina schwimmen gelernt. Das ganze Becken in der Länge hin und zurück schaffe ich noch nicht aber es wird. Ich muss üben. Am besten kann ich schwimmen wenn ich nahe am Rand bin, dann kann ich mich jederzeit am Rand festhalten. Ich muss nur dran denken, die Knie oben zu halten, sonst stoße ich mich an den Sitzstufen. Ich finde, man könnte etwas erfinden, woran man sich im tiefen Wasser, also dort wo der Boden ganz tief unten ist, festhalten kann. Esquilina hat gesagt, sie erkundigt sich bei ihrem Vater womit die Soldaten über den Fluß schwimmen. Cimon sagt, dass sie mit Luft gefüllte 'Schweinsblasen' nutzen, die man so über Wasser halten kann. Aber in der Therme, da könnte man eben mir her gehen und mr einen Stock reichen, dann kann ich mich immer daran fest halten. Außerdem sagt Cimon, dass Dinge, die schwimmen, werden im Wasser leichter, wußtest du das?


    Es grüßt dich,
    Marei
    Servus Tiberia Septima
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua - Italia

  • Marei war sehr aufmerksam und Cimon war stolz, wie schnell sie verstand und es umsetzte. Das zeigte er auch mit seinen Augen und dem Lächeln. Sie konnte wirklich stolz auf sich sein. Anerkennend nickte er schließlich und betrachtete das Werk.


    "Also nicht an Adula sondern an die Hausherrin ... nun gut ... lass mal sehen ... das hast du wirklich gut gemacht Marei. ich bin mir nur fast sicher das Adula da einiges zu sagen haben wird."


    Naja, so wortkarg, wie er sie bislang erlebt hatte.... wenn auch nur am Rande und durch Erzählungen ... da würde sie sicher nur ein Brummen und ein paar Wortfetzen von sich geben ... oder? Oder doch mehr? Eine interessante Frage, die sich da stellte. Wenn der germanische Sklave von Septima doch nur mehr sagen würde, so könnte er ihn fragen. Cimon lächelte ob dieser abstrusen Gedanken, die ihm so, früher niemals gekommen wären.


    was die Kindererziehung anging war Cimon ja kein Fachmann, aber er wusste zumindest ein paar Kleinigkeiten. Doch damit wollte er Marei jetzt nicht belästigen. Sie war wirklich sehr wissbegierig und nun war sich Cimon nicht mehr so sicher ... nicht das er etwas falsch erklärt hatte ... also konnte er nicht viel sagen ...


    "Ähm ... Ja. Ja, ich werde es dir einfach mal zeigen. Das alles."


    Sagte er zögerlich und überlegte schon wie er den Unterricht bezüglich schwimmenden und nicht schwimmenden Dingen gestalten könnte.

  • "Ja doch, an die Hausherrin." bestätigte sie ihm noch einmal und betrachtete stolz den langenlangen Brief. "Ob Serrana Adula den Breif schreiben lässt? Das wäre ja lustuig, wenn zwei unterschiedliche Handschriften auf dem Antwortbrief stehen." spekulierte sie munter und rollte den Brief zusammen, um ihn Cimon zu überreichen. Sie würde ihn Cimon überlassen, dieser kannte sich mit der Postzustellung besser aus. "Ja bitte. zeige es mir." bat sie mit bettelnder Miene und kuschelte sich an ihn. Marei fragte ihn nach dem bisherigen Wetterlage und schlief in seinen Armen ein. Briefe schreiben war anstrengend, sehr anstrengend, vor allem das schön und richtig schreiben. Ruhige Atemzüge hoben ihren Brustkorb auf und ab. Wie konnte sie zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnen, dass sich ihre Adresse, ihr Wohnort asbald ändern würde?

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