Avarus zu Besuch

  • Der Ianitor führte den Senator ins Atrium hinein.


    Bitte Platz zu nehmen. Ich werde dem Legatus sofort Bescheid geben. sprach der Ianitor und ließ den Senator allein.

  • Für den Moment stellte Avarus den -in seinen Augen- edlen Tropfen auf einem Tischchen ab und ließ den Blick streifen. Seit damals als sein Bruder hier gastierte, hatte sich sehr viel verändert. Aber das mußte nicht unbedingt an der Feder des Vinicius liegen, denn zwischenzeitlich waren einige Legaten ein und aus gezogen.


    Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und starrte die Wandgemälde an. Einige waren recht hübsch anzusehen. Andere hatten eine Geschichte zu erzählen. Ein typisches Atrium gehobenen Standards eben...

  • Es dauerte eine Weile, bis der Hausherr erschien, denn der Ianitor hatte ihn nicht sogleich gefunden. Er war nicht in seinem Officium oder im Peristylium, sondern bei seiner Frau. Jedoch passierte nichts unanständiges, sie hatten lediglich ein Gespräch, in welchem es um die nächsten kleinen Feiern ging, die die Frau des Hauses in den nächsten Wochen zu geben gedachte. Nachdem man ihm Bescheid sagte, ließ er sich noch schnell die synthesis richten, die er im Haus zu tragen pflegte und kam dann ins Atrium.


    Avarus! begrüßte er den Besucher. Lang, lang ists her. Was gibt es Neues aus Rom und von deiner Frau?

  • Das machte überhaupt nix. Geduld war etwas, das man als römischer Beamter zu Hauf hatte. Manchmal fiel ihm dann dieser Spruch ein: Nur die Ruhe, alles bezahlte Zeit. Heute jedoch nicht. Aber Avarus wußte sich auch so zu beschäftigen.


    "Hungaricus, salve... wie ich sehe hat dir die Provinz gut getan." Er grinste kurz und verarbeitete die kurzen Fragen. "Das erfreuliche zuerst, nicht wahr? Lucilla geht es prächtig. Ich war auf dem Weg daher bei ihr für ein paar Wochen. Sie fühlt sich wohl und ist auch mit dem begrenzten Angebot in Gallien zufrieden zu stellen. Was kann sich ein Ehemann nur mehr wünschen. Ich soll dir übrigends die besten Wünsche von ihr ausrichten." Eine kurze Überlegung folgte... warum eigentlich? Na egal. "Wie es in Rom steht, kann ich dir daher garnicht so aktuell sagen. Ich bin ja schon zum Amtsantritt des corruptus flavius furianus aus Rom fort gegangen. Gut möglich, das er nun auch diese Kasse geplündert hat, um seine alte Gens avor dem Sterbebett zu retten. Von Valerianus gibt es keine Nachrichten und auch sonst ist Rom die alte Luppa wie eh und je. Mich sorgt nur, das einflussreiche Senatoren, wie Agrippa oder Quarto aus der Öffentlichkeit getreten sind. So recht kann ich mir das nicht erklären. Vielleicht hängt das mit Vescularius Salinator zusammen oder aber auch damit, das zuviele Patrizier in den letzten Monaten in den Senat aufgenommen wurden." Tja jetzt hatte er doch wie ein Waschweib begonnen wild drauf los zu plappern. Avarus verstummte einen Moment. Dann fügte er fix an: "Ich hab dir eine Kleinigkeit mitgebracht. Falerner aus Syria. Feiner herber Geschmack." Er deutete auf die Amphore, die er auf einem Tischchen vorhin abgestellt hatte. Eine Kleinigkeit, denn ein LAPP konnte sich sowieso die ganze Welt kaufen, wenn er nur wollte.

  • Ganz so war es nicht. Die Welt konnte er sich auch nicht kaufen, wenngleich er wirklich keine Angst vor der Zukunft zu haben brauchte, finanziell gesehen. Es sei denn natürlich, es passierte irgendwas wirklich gravierendes, aber sogar dann hatte er ein funktionierendes Netzwerk, vor allem seit seiner Heirat.


    Etwas erstaunt über den Redeschwall seines Senatskollegen grinste er ein wenig. Ah, danke für den Wein. Ich würde sagen, den verkosten wir gleich oder? Aber zuerst machen wir es uns erst einmal gemütlich. Begleite mich doch ins Triclinium. Mit diesen Worten setzte er sich in die eben genannte Richtung in Bewegung. Ein Fingerwink in die Richtung der mitgebrachten Amphore veranlasste einen Sklaven, sich mit leisen Schritten zu nähern und eben jenes Gefäß hinter den hohen Herrschaften zu tragen. Diese mussten nicht weit gehen, gleich neben dem Atrium war ein Raum, der mit zwei Liegen und einem niedrigen Tisch ausgestattet war, nebst anderem Mobiliar wie eine kleine Truhe und zwei Beistelltischen zur Ablage der Weinbecher gleich neben den Liegen. Die obligatorischen Kohlebecken durften natürlich auch nicht fehlen, wenngleich die gerade nicht benutzt wurden. Licht strömte dank eines nach Süden ausgerichteten Fensters hinein und erhellte den nach römischem Geschmack ausgemalten Raum, wobei die klar vorherrschende Farbe Grün war.


    Bestimmt suchte er sich die Liege aus, die gegenüber dem Eingang stand. Eine alte Angewohnheit, noch von den Prätorianern. Nimm Platz, mein Freund. sagte er und tat selbst das gleiche. Lucilla ist also noch immer in Gallien? Faszinierend. Meine Frau würde mich beinhart alleine dort lassen, wenn ich je dorthin versetzt werden würde. Mit großer Not kann ich sie gerade noch mit Mogontiacum zufriedenstellen. Billig ist das nicht gerade.

  • Hungaricus kannte Avarus gut genug, als das Dieser das Angebot niemals ablehnen würde. So folgte Germanicus Avarus dem Hausherren ins Triclinium und nahm Platz.


    "Ich möchte nicht erniedrigend über mein Weib sprechen, du kennst sie. Lucilla wird sich in jeder noch so kleinen Kuhpläge einen angemessenen Lebensstandard schaffen. Sie wohnt dort bei einer ganz besonderen Freundin."


    Er mußte kurz mit den Augen rollen. Der Umgang mit ihrer Gastfamilie hatte Avarus schließlich aus ihren Schoß vertrieben. Irgendwann konnte er das stupide gallische Völkchen einfach nicht mehr ertragen und schob Mogontiacum als derart wichtig vor, um auszureißen.


    "Sie ist die Gattin eines unbedeutenden Senators, der zu etwas Wohlstand gekommen ist. Nun ich gehe davon aus, das Luci nicht all zu lang mehr allein dort ist."


    Avarus Augen begannen zu glänzen. Ja er war sich ganz sicher. Doch tiefer wollte er das auch nicht ausführen. Hungaricus war sicherlich ebenso Vater (mittlerweile, nachfragen würde er aber nicht. Da durfte schon der Hausherr von berichten, so er wollte) und konnte sich vorstellen welcher Sturm und Drang auf einem Manne lag, lebte er derart abgeschieden von seinem geliebten Weibe.


    "Wie steht es denn um Mogontiacum? Ich hatte zumindest gehofft, das die Curie ihre bescheidene Zeit opfern wird, um mich zu einem Treffen einzuladen. Wie du weißt wurde ich zum Stadtpatron gewählt und nun da ich einmal da bin möchte ich gern von den Nöten erfahren, die ich zu lindern in der Lage wäre. Ich hab sowas ja gern persönlich. Zumal ich kein beherzter Schreiber bin."

  • Der Sklave, der hinter ihnen mit der Amphore hergetrottet war, tat etwas für sein nicht verdienendes Geld und machte seine Arbeit, nämlich Kelche hervor zu räumen, den Wein aus der Amphore in eine Kanne zu gießen, eine andere Kanne mit gekühltem Wasser zu füllen und dann beide Flüssigkeiten in die Kelche zusammen zu mischen. Dies tat er brav und mit wenig Geräuschen im Hintergrund, so daß der Legat sich ohne Störung seinem Gast widmen konnte.


    Ja. Gallien würde mich auch nicht so wirklich reizen. pflichtete er Avarus bei. Mehr konnte er dazu auch nicht sagen, denn weder kannte er Gallien (Marsiglia und die Küste bei den Stops nach und von Tarraco zählten ja wirklich nicht) noch kannte er den Senator, wo Lucilla weilte. Daher war er im Prinzip nicht ganz unfroh, als das Thema wechselte.


    Wie? Hat sich die Curie gar nicht bei dir gemeldet? Ich habe Duccius, also meinen Magister Officiorum, damals Anweisung gegeben, er solle der Curie Bescheid geben. Allerdings habe ich mich selber schon lange nicht mehr bei deren Sitzungen aufgehalten. Sie waren mir persönlich ein wenig zu unspannend. Nett formuliert. Eigentlich waren sie langweilig. Und außerdem haben mich die provinzialen Belange sehr in Anspruch genommen. Letztes Jahr habe ich auch eine Reise unternommen, um das Land ein wenig kennen zu lernen. War durchaus interessant, aber auch anstrengend.

  • "Hat sie nicht, wobei ich darüber auch nicht böse bin. Die Wochen in Ruhe und Abgeschiedenheit vom öffentlichen Leben haben mir sichtlich gut getan. Auch aus diesem Grund habe ich Mogontiacum aufgesucht."


    Ein Haferl Wein drehte sich nun zwischen seinen Fingern. In letzter Zeit merkte er öffters, wie seine Hände etwas zum Spielen brauchten, um nicht das Gefühl zu wecken sie würden einschlafen.

    "Dann hast du die großen Städte der Provinz besucht. Was gibt es da Neues? Viele Gründungen haben es ja in den letzten Jahrzehnten geschafft zu etwas Wohlstand zu kommen und den Einheimischen die Vorzüge unserer Lebensart aufzuzeigen. Warst du dabei auch bei der Ala Numidia in Confluentes? Ich habe nämlich gehört, das sie einen neuen Kommandanten haben und gerne wollte ich deser Truppe meine Pferde anbieten. Bei dem Alten sah ich da durchaus Potenzial ohne mich groß verbiegen zu müssen."


    Avarus trank einen Schluck. Zwischenzeitlich horchte er ins Haus, aber es war verhältnismäßig ruhig.

  • Naja, aber trotzdem hätten sie sich melden sollen. sprach er entrüstet aus. Für so ein Verhalten gab es keine Entschuldigung, fand er. Und es würde Konsequenzen geben.


    Der Sklave, der in den Momenten zuvor mit dem Wein beschäftigt war, hatte in der Zwischenzeit den Herrschaften ihre Kelche gegeben und stand nun dekorativ im Hintergrund. Zumindest eine kurze Zeit lang, denn als er sicher war, daß die Herrschaften seine Dienste für einen Augenblick nicht brauchen würde, stahl er sich lautlos aus dem Zimmer um kurz einem anderen Bediensteten Bescheid zu geben. Was er dem anderen kund tat, das würde man wohl nie erfahren, zumindest nicht die beiden Herrschaften, die auf den Liegen ihren verwässerten Wein schlürften.


    Und genau das tat der Hausherr. Naja, viel Neues gibt es in den Städten nicht. Alle wollten mehr Geld von der Provinz und wenig dafür tun. Daß es in einer Stadt eine Seuche gab, verschwieg er wohlweislich. Also das übliche. Wirtschaftlich gesehen stehen die Städte recht gut da. Daß die Überfälle von der anderen Seite abgenommen haben, hat dem Handel sichtlich gut getan. Nur die Waffenhändler hatten sich beschwert, aber damit konnte er gut leben. Im Prinzip ist es richtig langweilig hier. resümierte er. Selbstverständlich war ich auch bei der Ala.

  • Mehr als ein Nicken fiel Avarus auf die Schellte gegen den Magister Officum auch nicht ein. In den nächsten Tagen würde er wohl umgehend Bescheid bekommen und dies sollte wiederum dazu beitragen, das sein beschauliches Dasein in Mogontiacum ein wenig eingegrenzt würde. Doch sei es drum, alle hatten ihre Bürde zu tragen.


    "Das Übliche also. In Rom ist dieses Treiben noch viel stärker ausgeprägt. Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Nunja wir müssen uns sicherlich nicht beklagen." Das Germanien immer sicherer zu werden schien, sollte dem Handel wirklich gut tun. "Gibt es denn neue Verträge mit den Rhenusvölkern jenseits des Limes oder ist das nur eine Ruhe vor neuen organisierten Überfällen auf die Germanienlinie?" Mal sehen ob er da etwas neues erfuhr, denn das dieser ständige Brennpunkt erkaltet war, konnte sich Avarus nur schwer vorstellen. Dazu waren die germanischen Stämme viel zu zänkisch. "Dich zieht es wieder nach Rom? Oder kannst du der Langeweile doch mehr Gutes abringen, als der Rückkehr?" Für ein paar Monate, vielleicht auch ein bis zwei Jahre hielt man es als Senator schon aus eine Provinz zu führen, aber der Grundgedanke war doch in Rom geboren und beheimatet. Auch für Avarus war es nach seinen langen Reisen immer eine Freude zurück in die Stadt am Tiber zu kommen. "Und wie ist er so, der neue Kommandant?"


    Avarus schlürfte am Weinkelch ohne zu schlürfen. 8)

  • Also so wie es aussieht, scheinen die auf der anderen Seite sich mit uns zu arrangieren. Sieht man von kleineren Scharmützeleien ab, waren sie im Prinzip recht brav. Anscheinend haben sie es wohl überrissen, daß ein Krieg gegen uns wenig sinnführend ist, was wohl an der militärischen Präsenz liegt. Allerdings würde nur ein Narr ein Abzug eines Teils des Militärs hier verlangen können, dazu ist die Situation noch zu fragil. Er nahm wieder einen Schluck und ließ ganz kurz seine Gedanken schweifen. Der Ausbau des Handels könnte unter Umständen kriegerische Auseinandersetzungen verhindern. Könnte, denn oft genug war ein blühender Handel keine Garantie für Frieden. Den gab es nur, wenn beide Seiten den Frieden wollten.


    Wie? Achso. Och, weißt du, zur Abwechslung wäre Rom wieder schön. Nur wenige Tage, und ich meine wirklich nur wenige Tage, nach meiner Ankunft aus Hispania habe ich den Posten hier bekommen. Sicher, hier ist es durchaus nicht schlecht und es erinnert mich an meine Jugend in Pannonia, aber ich bin noch lange nicht alt genug um Rom unbedingt fernbleiben zu wollen.

  • "Das ist doch mal etwas positives. Sicherlich liegt das auch an deiner Führung. Ohne Frage liegt das am Stil des Legatus Augusti wie er mit den Rhenusvölkern umspringt oder sie unbehelligt läßt. Ich denke ja das sie es sehr nervös sehen, wenn ein Statthalter seinen Fuß auf germanischen Boden jenseits des Rhenus setzt, um einen Ausflug mit einigen Legionen zu machen. Aber das habt ihr wohl die letzten Monate nicht getan."


    Und das war sicherlich auch ein Grund dafür, das man sich gegenseitig hauptsächlich in Ruhe ließ. Die Germanen wußten, das sie diesseits des Rhenus keine Chance hatten und die Römer hatten erkannt, das sie jenseits des Flusses weder Nachschubwege noch Marschrouten römischer Bauart besaßen. Damit waren die Fronten eigentlich geklärt. Zumindest solang es keinen neuen Varus oder Vercingetorix gab.


    "Hmhm, Rom ist zur Zeit ein Käfig voller Tiere. Jeder verdächtigt jeden und keiner kann dem Anderen eine Schuld nachweisen. Es fehlt augenscheinlich ein Kaiser. Sein Vertreter ist unbeliebt und vulgär. Auch wenn ich selbst einige Dinge an ihm gut heiße, so wiegen doch die negativen Einflüsse seiner Persönlichkeit schwer. Wer diesem innerpolitischem Gemetzel entkommen will, findet in den Provinzen Zuflucht und ich bin mir recht schlüssig darüber, das ich auch den Herbst und Winter noch fernab der Hauptstadt verbringen will. Mir wird das einfach zuviel. Vorallem aus dem Grund heraus auch, das die politischen Lager immer ungleichgewichtiger werden. Es strömten einfach zuviele Patrizier in den letzten Monaten in die Curie und zuwenig Plebejer. Die Stände der Patrizer sind vorallem auf ihren Vorteil bedacht, daher blockieren sie jeden noch so guten Vorschlag für Rom und Vaterland. Nur weil sie selbst nicht drauf gekommen sind oder weil es von einem Plebejer eingebracht wurde. Dazu versucht manch einer noch populistisch eine Bresche in die Senatorenschaft zu schlagen. Nein zur Zeit ist der Senat wirklich fern ab jeglicher Konstruktivität. Da fällt es mir leicht mich meiner Frau zu widmen und nach Mogontiacum erneut nach Gallien zu reisen, um dort den Winter zu verbringen."


    Wer würde wohl Hungi folgen, berief man ihn vom Posten in Germanien ab. Avarus hatte da eine Idee, aber sein Schuh war nicht derb genug in der Tür von Vescularius Salinator und irgendwie legte er auch keinen Wert darauf. Solange er sowas wie autark blieb und Salinator sich nicht in den Cursus Publicus einmischte, gab es für Avarus auch keinen Grund dem PU in irgendeiner Weise näher kommen zu müssen.


    "Soweit ich hörte, wurde Decimus Livianus zum Kommandanten der Legio II berufen?! Vielleicht können wir uns an einem Abend mal treffen. Ich lade euch ein... und ein paar Andere. Zwar kann ich euch kein urrömisches Mahl bieten, da ich nur zwei Köche mit nach Mogontiacum gebracht habe, aber ich bin mir sicher, das ihr trotzdem satt werdet."

  • Der Legat musste schmunzeln. Ich kenne kein Volk, das nicht nervös wäre, wenn die Römer mal kurz auf einen heißen Mulsum vorbeischauen. feixte er. Und seltsamerweise war das sogar ein wenn auch ungeplantes Stichwort für den Sklaven, der vor wenigen Augenblicken das Triclinium verlassen hatte. Er trug ein Tablett, welches er vor den Herrschaften auf den Tisch stellte. Darauf konnten die beiden die übliche römische Vorspeise sehen: Eier. Gefüllt mit einer roten Sauce, mit einer grünen, manche geviertelt mit Garum übergossen, und alles drapiert auf Salatblättern, die jedoch gewiss nur der Zierde dienten. Greif zu. forderte der Vinicier seinen Gast auf und nahm selbst eine Eihälfte, eines mit einer roten Sauce gefüllt.


    Ach komm. widersprach er halbherzig Avarus. Rom ist immer ein Käfig voller Tiere. Das ist nichts Neues. Das Fehlen des Kaisers ließ er unkommentiert. Er wusste ohnehin davon und jedes Wort, so dachte er, war verschwendet. Welche guten Vorschläge gibt es denn im Senat, welche die Patrizier blockieren? Das interessierte den Legaten schon eher, denn über den Senat hörte er weit weniger als über das Fehlen des Kaisers. Weit, weit weniger. Das erinnert mich... Ich habe schon vor einiger Zeit mal einen Brief an den Senat geschrieben. Irgendwer von euch hat eine unglaublich dumme Lex in die Welt gesetzt und der Rest von euch hat das auch noch abgesegnet. Im Privaten konnte er ja so freimütig reden, das hätte er sich in dem Brief nicht erlauben können.

  • "Stimmt schon, uns geht es ähnlich, wenn die Nachbarn zu einem Streifzug über den Limes klettern nicht war."


    Sein Blick erhaschte den Sklaven. Etwas Hunger war im Bauch auch aufgekommen. Nicht das er arge Krämpfe hatte, aber man konnte den Zustand des Gastes mit 'appetitus haben' umschreiben.


    "Sehr gern."


    Es sah aber auch unhemlich lecker aus. Avarus versank einen Augenblick im Schweigen, denn er hatte zu Hause gelernt, das mehr als zwanzig Gramm Mundinhalt dazu führten unverständlich zu klingen, bewegte man beim Essen die Sprache dazu heraus zu klettern.


    "War sie am Anfang noch recht rege so ist meine Informationsquelle bezüglich des Senats fast eingeschlafen. Aber es gab einige plebeiische Anträge, die wie mir mein Neffe berichtete die Mühlen des Senats nicht überwanden. So zum Beispiel eine Anregung für den Kaiser darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll ist alle Senatoren gleich zu behandeln, was den Verbleib ihres Vermögens anbelangt. Der engste Berater von Valerianus ist ebenfalls Plebejer, das hätte klappen können. Aber auch die andere Richtung hätte mein Zustimmung gefunden. Doch wie es wollte war ich eh nicht in Rom. Der letzten Gesetzesabstimmung welcher ich beiwohnte konnte ich nur eine Gegenstimme aufbringen. Lex Flavia de operositas... meiner Meinung nach ein typisch flavisch eingebrachtes Flickwerk ohne tiefgründige Ausarbeitung nur dazu geschaffen ein kleines begrenztes Ego zu streicheln. Aber nunja meine kleine Blutfehde ist ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich hätte ich es auch abgelehnt, wenn es mal was Gescheites gewesen wäre. Was wiederum rein hypothetisch betrachtet unmöglich ist aus dieser Feder. Tja ansonsten gab man sich auf den Patrizierrängen Mühe den Bau des Ulpianums weiter zu verzögern. Ich weiß zwar nicht, was sie damit bezwecken, aber sie tun es leidenschaftlich. Ich hab im Palast ein Gerücht aufgeschnappt, wenn das wahr ist, dann muß mehr hinter dieser Baublockade stecken."


    Avarus griff erneut beherzt zu.

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