Umland von Ravenna | Touris auf Erkundung

  • »Wir könnten da vorn links in den Wald«, übertönte Caius das Brausen des Windes.
    »Oder wir reiten noch ein Stückchen weiter und biegen später ab!« Sie jagten dahin, Axilla auf ihrem kleinen Pferd und Caius auf seinem. Sie waren sogar tatsächlich alleine, auch wenn Caius dabei um Axillas Sicherheit Willen irgendwie ein mulmiges Gefühl hatte. Aber dafür hatte er den Dolch dabei, und in dem Packen auf dem Pferderücken war noch einer versteckt. Und wenn er musste, würde er den auch benutzen. Zwar hatte er vorher überlegt, ob er nicht doch wen bitten sollte, ihnen nachzureiten und aufzupassen, aber er hatte Axilla versprochen, dass sie den Ausflug allein machen würden, und das Versprechen würde er halten.


    »Wer zuerst da vorne an dem Baum ist?« fragte er Axilla und deutete weit voraus auf eine einsam stehende, hellgrüne Zypresse neben einem Kornfeld. Er sah sie verwegen grinsend an, bereit, seinem Pferd jederzeit die Hacken zu geben.

  • Sie ritten schon eine Weile, und Archias trieb sein Pferd an, als würde er etwas jagen. Axilla hielt ihren Braunen davon ab, die Herausforderung anzunehmen und allzu schnell dahinzupreschen. Sie kannte das Gebiet hier nicht, wer wusste schon, wo unter dem Boden ein Kaninchenbau versteckt war. Ein Loch, in das das Pferd stürzte, und das war's.
    Generell machte sie sich ja um sowas wenig Gedanken, aber grade heute war alles merkwürdig und verdreht. Sie kam noch immer nicht über ihren Verrat am Morgen wirklich hinweg, auch wenn sie versuchte, es einfach zu vergessen. Es war ein Mittel zum Zweck gewesen, das tausende von Frauen einsetzten, um an ihr Ziel zu gelangen. Nur hätte Axilla nie gedacht, dass sie selbst einmal dazu gehören würde. Und das nagte etwas an ihr, diese Unehrlichkeit.


    Archias schlug zwei Richtungen vor, aber ehe sie darauf wirklich antworten konnte, forderte er sie auch schon zu einem Wettrennen heraus. Axilla schaute zu der angegebenen Zypresse. Sie wusste, dass Archias lieb sein wollte und dachte, es würde ihr Freude machen. Würde es ja eigentlich auch, aber... sie konnte nicht einfach so schnell umschalten, als wäre nichts gewesen. Als wären die letzten Wochen nie passiert. Vielleicht hatte das heute morgen für ihn vieles geändert, für sie aber nicht. Sie konnte das nicht einfach ausblenden. Auch wenn sie sich bemühte.
    “Wollen wir nicht lieber einfach in den Wald ein wenig reiten?“ Axilla versuchte, es nicht abweisend klingen zu lassen. So war es ja auch gar nicht gemeint. Aber ihr war jetzt nicht nach Wettrennen. Nicht zu Pferd. Zu Fuß vielleicht, damit sie ihre Muskeln brennen fühlen konnte. Aber hier und jetzt kam ihr das aufgesetzt vor.

  • Warum Axilla nicht die Freiheit genießen wollte, wie Caius das tat, war ihm ein Rätse. Immerhin hatte sie die fehlende Ortskenntnis auch nicht davon abgehalten, als sie auf dem Weg hierher gewesen waren. Als sie also vorschlug, lieber in den Wald zu reiten, stutzte er, dann schwächte sich sein Grinsen zu einem Lächeln, und dann erst nickte er.
    »Ja. Klar. Machen wir das... Das Rennen vielleicht später«, stimmte er also zu. Er wurde nicht schlau aus Axilla. Das wurde er einfach nicht. Vielleicht sollte er komplett aufhören, sie verstehen zu wollen. Wenn er mit ihr darüber reden wollte, blockte sie ab. Wenn er es überspielen wollte, machte sie nicht mit. Er war langsam wirklich aufgeschmissen, einfach, weil ihm die Ideen ausgingen. Aber er wollte wirklich keinen Streit, nicht mal einen winzig kleinen. Nur...was sollte er denn tun? Er gab sich die größtmögliche Mühe, aber alles, was er machte, war irgendwie falsch. Schnell kam das Gefühl aus der Nacht wieder, in der er sich einfach neben Axilla gelegt hatte, wach, bis er mit dem Bewusstsein eingeschlafen war, sie neben sich zu haben. Dann heute Morgen... Da wusste Caius immer noch nicht, wie er das eigentlich einschätzen sollte. Und das schlimmste war, dass er sich gerade fragte, wie Seiana reagiert hätte.


    Caius steuerte sein Pferd nach links, ignorierte seinen Kopf und deutete voraus in den Wald.
    »Ich war schon ewig nicht mehr da, aber wenn es so ist wie früher, dann müssen wir in ein paar hundert Schritt absitzen und zu Fuß weiter.« Es gab hier keine festen oder auch nur angestampfte Wege, denn eigentlich musste ja niemand durch den Wald durch oder so, und das Dickicht wurde irgendwann zu dicht für die Pferde. Als Mensch kam man da noch problemlos weiter, notfalls würden sie eben die Wildwechsel nutzen.


    Einige Pferdeschritte später tauchten sie in den Wald ein. Hier war es ein klein wenig kühler, weil schattiger, auch wenn die Sonne durch die Baumkronen ein grünbuntes Muster zeichnete.
    »Weiter da drüben gibt es eine ziemlich krasse Schneise. Die Ravenner behaupten, dass die von Hannibals Elefanten stammt, aber das ist natürlich Blödsinn. Der war ja viel weiter westlich. Glaub ich zumindest«, sagte Caius und unternahm damit einen weiteren Überspielungsversuch, um die Situation zu ändern.

  • Die Aussicht, zu Fuß durch den Wald zu müssen, schreckte Axilla nicht. Im Gegenteil, Axilla freute sich eher darauf, die Pferde zurück zu lassen und auf eigenen Beinen zu stehen. Sie lenkte ihr Pferd dem ihres Mannes hinterher und hörte sich seine Erklärung an.
    “Ja, Hannibal ist über den Ticinus und die Trebia und am Trasimenischen See gewesen, weiter östlich nicht. Danach ist er im Westen geblieben.“ So schlecht Axillas allgemeine Ortskenntnis auch war, Schlachten kannte sie dann doch wieder. Sie hatte ihrem Vater Stunden um Stunden gelauscht, wie er von den verschiedenen Aufstellungen und Taktiken geredet hatte. Von Flankenangriffen, Umzingelungen, den Vorzügen einer Phalanx, wie man das Zentrum organisieren muss, wann es vorrücken, wann zurückfallen soll. Von der Wichtigkeit der Wahl des passenden Schlachtfeldes, von Unterschieden zwischen Reiterangriffen und denen von Bodentruppen. Von Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung. Und so lächelte sie ganz zaghaft, als sie es sagte, ließ es aber gleich wieder verklingen. Sie wollte ihn nicht belehren, sie wollte einfach nur ein wenig den Wald genießen.


    Sie kamen in den Wald und mussten schon bald absteigen. Axilla ließ sich vom Pferderücken gleiten und strich ein wenig ihre Tunika nach unten glatt. Der Braune wieherte einmal leise, weil ihm die Umgebung nicht ganz geheuer war, und Axilla tätschelte ihm beruhigend den Hals. Sie gingen noch ein Stück tiefer, ehe sie die Pferde wirklich anbinden mussten. Axilla suchte dafür einen robusten Busch aus, um dessen Zweige sie den Zügel band. Das Pferd würde ordentlich ziehen müssen, um wegzukommen, aber es würde sich auch losreißen können. Sie war nicht so verrückt, ein so großes Tier im Wald festzubinden, wo sie nicht wusste, ob es hier Wölfe oder Bären gab. Das Pferd sollte wenigstens die Chance haben, dann wegzulaufen.
    Sie legte ihre Hand auf den Baum mit dem dicksten Stamm in der direkten Umgebung und sah hinauf ins Blätterwerk. “Silvani et Fauni, Nymphes et Dryades. Gebt gut auf mein Tier acht, und ich will kein Holz in eurem Walde schlagen.“ Es war nur eine kleine Gebetsformel, nicht einmal so ausgereift, dass man es als Opferversprechen zählen konnte. Aber so hatte sie es gelernt, und sie würde sich auch an dieses Versprechen halten und aus diesem Wald kein Holz nehmen.


    Weiter ging es zu Fuß über einen schmalen Wildwechsel. Axilla hatte keine Ahnung, ob die Spuren nun von Rehen oder Wildschweinen waren, aber das machte ihr auch nichts. Sie genoss es, im Wald zu sein und Balancierte fröhlich über einen umgefallenen Baumstamm über ein Rinnsal, das kaum als Fluss zählen durfte, während es tiefer ins dunkle Grün ging. Immer wieder schloss sie einfach die Augen und lauschte. Meistens war da nur das Rauschen des Windes in den Blättern über ihnen, hier und da ein keckerndes Eichhörnchen oder der ein oder andere Vogel. Aber wenn sie ganz vorsichtig lauschte, dann meinte sie, auch die Waldgeister zu hören. [size=6]“Faunus...“[/size] flüsterte sie immer wieder unhörbar leise in den Wind, als könne sie den Gott dadurch zu sich beschwören. Hören konnte sie ihn ja, zumindest seine Kinder. Wenn sie nur fest genug daran glaubte.
    Irgendwann lehnte sie sich einfach an einen Baum und schloss ein wenig die Augen. Es war schön im Wald. Zumindest für sie. Alles roch nach Grün und nach Harz, überall war Leben. Nicht nur kalter Marmor und Stein und Mörtel, sondern wirkliches, ungezügeltes Leben. Sie summte die Melodie eines Liedes, dass ihr Vater gern gesungen hatte und das sie bereits schon einmal gesungen hatte, auch wenn sie sich daran nicht erinnern konnte.

  • Es hätte Caius nicht wundern sollen, dass Axilla sich mit Hannibal so gut auskannte, tat es aber doch ein wenig. Der Trasimenische See zum Beispiel sagte ihm rein gar nichts, obwohl er sicher irgendwann mal gelernt hatte, wo der lag. Er kam sich dabei auch gar nicht belehrt vor, vielmehr beeindruckt, und er fand es schade, dass sie nicht weiter erzählte. Überhaupt verfiel Axilla wieder in Schweigen, was Caius ein ganz leises Seufzen entlockte, dass sie wohl kaum gehört hatte.


    Bald mussten sie die Pferde zurücklassen, und Caius hatte ein paar Probleme mit dem Knoten, der sich bei Zug lösen sollte. Er linste bei Axilla ab, die leicht und behende die Zügel zurechtbog und festzurrte. Hin und wieder schlugen die Tiere träge mit dem Schweif. Aufmerksam drehten sie die Ohren in die unterschiedlichsten Richtungen. Caius hätte gern Axillas Hand genommen, aber er ließ das erstmal bleiben. Außerdem balancierte sie gerade auf einem umgekippten Baumstamm. Die Borke war voller Moos. Als sie so weiter gingen, sah Caius oft zu Axilla hin. Sie schien ihm ausgeglichener zu sein, und hin und wieder lächelte sie vor sich hin. Es war also eine gute Idee gewesen, mit ihr hierher zu kommen, wenn sie ads glücklicher machte. Caius ließ sie ganz in Ruhe, ging immer nur weiter mit ihr, ohne sie zu bedrängen, aber lächelte ihr versonnen zu, wenn sie ihn ansah. Sie überquerten einen kleinen Bach und gingen geradewegs auf eine riesige alte Eiche zu. Der Umfang des Stammes musste selbst mit zwei Leuten nicht zu umfassen sein. Die Krone war ziemlich ausladend. Caius stoppte und wandte sich um, Axilla war ein paar Schritte zurück geblieben. Sie lehnte an einem Baum, hatte die Augen zu und summte. Caius kam die Melodie bekannt vor, nur woher, wusste er nicht mehr. Er stand einfach nur da, sah sie an, wie die Blätter bunte Muster auf sie malten, und hörte ihr zu.


    Und als er so da stand und sich mehr als je bewusst war, dass er sein Herz an sie verloren hatte, kam das schlechte Gewissen und traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Er kam sich schäbig vor. Sie passte so viel besser hierher, in den Wald, als in den Palast. Sogar nach Alexandrien hatte sie besser gepasst. Er wusste nicht mehr, ob sie es so formuliert oder er es sich so gedacht hatte, aber ein Begriff fiel ihm ein, goldener Käfig. Axilla war wie eine Nachtigall, wunderschön und zerbrechlich und bezaubernd. Bis man sie einsperrte. Caius schluckte einen schweren Kloß hinunter und ging auf steifen Beinen zu seiner Frau zurück. Vor ihr blieb er stehen. Zaghaft berührte er sie an der Wange und ging das Risiko ein, dass sie wieder ablenkte. Aber er musste das sagen, sonst würde er zerplatzen.
    »Es tut mir leid, dass... Das mit den Wachen. Und dem Palast. Mit...Vala. Das war...blöd von mir, auch wenn ich's nicht rückgängig machen kann. Lass uns neu anfangen, Axilla. Wir könnten vielleicht in die domus Iuniana ziehen.« Caius hatte sich das im Vorfeld genau überlegt. Ihm lag nichts am Palast, das war ja auch immer schon so gewesen. Außerdem würde er jederzeit wieder da hingehen können, und er arbeitete ja eh dort. Und wo man wohnte, war ja nun wirklich egal. Irgendwo rief leise ein Waldkauz.
    »Wenn du magst. Und vielleicht können wir deinen Freund mal einladen.« Gut, das hatte ihn jetzt einiges an Überwindung gekostet, ganz besonders, wenn man an das letzte Treffen dachte. Aber er hatte es ganz gut hinbekommen, das zu sagen. Es war nicht nur so, dass er den Germanen nicht mochte. Caius hatte Angst. Nicht vor ihm, sondern um Axilla, wenn er in ihrer Nähe war. Und das würde wohl auch noch eine sehr lange Weile so bleiben. Aber wenn es half, ihnen beiden, würde er zumindest versuchen, sich mit der Situation irgendwie abzufinden.

  • Axilla stand an den Baum gelehnt da und träumte. Ihre Hände lagen auf der Borke in ihrem Rücken und ihre Finger fühlten die raue und leicht klebrige Oberfläche der rissigen Rinde. Es war ein guter Baum, ein alter Baum. Sie hörte leise das Ächzen des Holzes, wenn die Krone sich im Wind bewegte, wie ein lebendiges Wesen, das mit tiefer Stimme sang. Die Blätter rauschten dazu laut, bildeten eine Symphonie mit den Vogelstimmen in den Zweigen. Die Sonne kam nur in goldenen Sprenkeln hindurch und erwärmte die Flecken, verwandelte sie in ein Meer aus Sinneseindrücken und tanzendem Licht.
    Axilla lehnte sich einfach nur an den Baum und träumte. Von ihrem Vater, wie er mit ihr im Wald gewesen war als sie noch sehr klein war. Als sie noch glücklich war.


    “Hörst du sie, die Waldgeister?“ Axilla sah sein Gesicht ganz genau vor sich, die leichten Stoppeln am Kinn, weil er sich am Morgen nicht rasiert hatte, die dunklen brauen, die grauen Augen. Das Lächeln, wenn er sie ansah. Und seine Hände, so groß im Vergleich zu ihren Kinderhänden. Rauh. Ein bisschen rissig. Den Dreck unter den Fingernägeln, weil sie eben noch eine Wurzel ausgegraben hatten.
    Axilla lauschte angestrengt, wie nur ein Kind lauschen konnte, bis sie schließlich die Stimmen im Rauschen der Blätter hörte. Eifrig nickte sie und strahlte ihn an mit einem Zahnlückengrinsen. Und er lächelte so breit und erfreut zurück, wie nur er es konnte.
    “Das sind die Fauni und die Silvani. Du musst immer gut auf sie achten. Sie sind gute Freunde, wenn man hier draußen ist. Versprichst du mir das?“
    “Ja, Papa. Ehrenwort.“ Wieder lächelte sie, und sie meinte es ernst.
    “Gut. Weißt du, die haben schon manche Schlacht gerettet. Wenn alles verloren scheint, wenn der Lärm ohrenbetäubend wird und man nur noch Blut und Tod sieht, dann kommen sie, flüstern einem Mut zu. Helfen. Deshalb ehren die Veteranen auch besonders den Silvanus, nennen ihre Vereine
    familiae silvani.“
    Axilla sah auf, sah zu den Bäumen, zu den Stimmen darin, wie nur ein Kind sie sehen konnte, die hellen Lichtspiele, die vielen Sagengestalten, die darin lebendig wurden. “Wir könnten ihm ja was opfern!“ In kindlichem Eifer sah sie zu ihm, heischte um Zustimmung, um Lob für ihre Idee.
    Ihr Vater lächelte erst breit, dann etwas trauriger. “Das geht nicht, Schatz. Du bist ein Mädchen, und die dürfen Silvanus nicht opfern oder dabei zusehen. Sonst...“ Und mit einem Mal fuhr er zu ihr herunter, griff mit seinen Armen nach ihrem Brustkorb und kitzelte sie ein wenig, so dass sie erschreckt und erfreut zugleich aufkreischte. “... kommt er und schnappt sie und nimmt sie mit sich in den Wald.“
    Axilla floh zurück, lachend, drehte sich nach dem Vater um, ob er ihr denn auch folgte, und floh jedes Mal vor Glück jauchzend vor seinem gespielten Griff. “Der muss mich erstmal fangen!“ verkündete sie lachend und tanzte über einen umgefallenen morschen Baumstamm.


    Ihr Vater lehnte sich zurück an einen anderen Baum und sah ihr einfach mit diesem nachdenklichen Lächeln zu. Und dann fing er an, leise zu singen. Eins seiner liebsten Lieder, auf griechisch, ganz leise wie die Stimmen der Waldgeister.
    “My featherbed is deep and soft,
    and there I'll lay you down,
    I'll dress you all in yellow silk,
    and on your head a crown.
    For you shall be my lady love,
    and I shall be your lord.
    I'll always keep you warm and safe,
    and guard you with my sword.“


    Axilla tanzte zu der Melodie. Sie liebte die Vorstellung, die sie bei diesem Lied im Kopf hatte, von dem starken Mann mit dem Schwert, der die Frau beschützte. Aber noch mehr gefiel ihr die Antwort der Nymphe darauf. Die sang Axilla mit kindlicher Stimme leise mit.


    “And how she smiled and how she laughed,
    the maiden of the tree.
    She spun away and said to him,
    no featherbed for me.
    I'll wear a gown of golden leaves,
    and bind my hair with grass,
    But you can be my forest live,
    and me your forest lass.**“


    Und just da riss Archias sie aus ihrer Erinnerung, als er sie an der Wange berührte und sie damit beinahe zu Tode erschreckte. Sie fuhr kurz mit rasendem Herzen zusammen und vermutete im ersten Moment wirklich einen der Silvani, der sie entführen wollte, ehe sie ihn blinzelnd und verwirrt erkannte und sich beruhigte.
    Nur seine Worte, die verwirrten sie. Es tat ihm leid? Das mit Vala? Und er wollte in das Domus Iuniana mit ihr ziehen, aus dem Palast raus? Neu anfangen? Axilla sah ihn verwirrt an und verstand nicht, wie er da gerade jetzt darauf kam. Die ganzen letzten Wochen hatte er immer und immer und immer wieder darauf gepocht, dass sie sich seinem Willen beugen solle, dass sie sich einfügen müsse und auf ihn zu hören habe. Dass die Wächter unabdingbar seien. Dass er Angst vor Vala hatte und dachte, er wolle sie umbringen. Und jetzt war alles auf einmal anders? Axilla verstand diesen plötzlichen Wandel nicht.
    “Freund einladen?“ wiederholte sie etwas stupide und sah ihn fragend an. Meinte er etwa Vala damit? Er wusste doch gar nicht, dass sie ihn nach April noch einmal getroffen hatte? Wieso wollte er ihn dann jetzt nochmal einladen? Und das mit dem Domus Iuniana verstand sie auch nicht, warum er mit ihr dahin ziehen wollte.



    Sim-Off:

    **Frech entliehen von George R.R. Martin, A Song of Ice and Fire, published at Bantam Books

  • »Ja«, sagte Caius ein wenig verplant und sah Axilla nachdenklich an. Klar, er wusste das nicht. Aber sie waren schließlich noch nicht sooo lange verheiratet, und vor der Hochzeit war Vala noch ihr Freund gewesen. Und schließlich hatten sie sich während der Zeit nach der Hochzeit öfter mal wegen ihm in der Wolle gehabt. Caius hatte sich überlegt, dass das Motto Wenn du deinen Feind nicht kontrollieren kannst, werd sein Freund vielleicht gar nicht so dumm war. Abgesehen davon, dass es ihm scheißschwer fallen würde, aber egal. Er würde wohl eh nie ein Freund des Germanen sein, aber er würde versuchen, ihn zumindest als Freund Axillas zu akzeptieren. Abgesehen davon, dass er ihn so wohl auch etwas besser im Griff haben würde, dachte er sich. Und er und Piso waren ja das beste Beispiel dafür, dass man trotzdem befreundet blieb, auch wenn man sich ne Zeitlang nicht sah. Für ihn war das also in dem Moment ganz logisch.


    »Ich muss dir dazu auch noch was sagen. Ähm«, Caius deutete auf einen umgefallenen Baumstamm, auf dem Moos wuchs.
    »Wollen wir uns da vieleicht setzen?« Er hatte ein schrecklich ungutes Gefühl dabei, aber das schlechte Gewissen, dass seit diesem Morgen und den ausgetauschten Zärtlichkeiten ziemlich Überhand genommen hatte, überwog einfach. Es musste jetzt raus.

  • Axilla hatte ein sehr ungutes Gefühl. Ein SEHR ungutes Gefühl. Man konnte sagen, ein ganz mieses Gefühl. Wieso bei den Furien und den Moiren wollte er Vala einladen? Er hatte ihr so oft Vorhaltungen gemacht, wie sie so eine Person auch nur kennen konnte, und nun wollte er mit ihm eine Cena verbringen, als wäre nichts weiter? Axilla war vielleicht naiv, aber sie war sicher nicht blöde. Das roch nicht, das stank geradezu nach einer Falle. Auch wenn Archias im Allgemeinen eigentlich zu lieb für eine Intrige war, oder gar dafür, jemand im eigenen Haus zu erschlagen. Aber das hier war so merkwürdig und aus heiterem Himmel, dass durch Axillas Kopf die wildesten Vermutungen stoben, was er damit bezwecken wolle. Und die Möglichkeit, dass er sich vertragen wollte, war definitiv nicht darunter.
    “Gut...?“ Axilla sah ihn skeptisch an und setzte sich auf den Baumstumpf. Wenn er meinte, sie solle dabei sitzen, dann saß sie eben. Auch wenn ihr Körper jetzt deutlich angespannter war als eben im Stehen. Sie selber konnte die Muskeln an ihren Unterarmen Arbeiten sehen, wenn sie die Hände öffnete und schloss, weil sie sonst gar nicht wusste, wohin damit. Das hier war seltsam. Aber sie saß jetzt, und war gespannt, was er ihr sagen wollte.


  • Sim-Off:

    Damit es nicht so zerrissen ist, bis es editiert ist


    Da Axilla sich einige Tage später nicht daran erinnern konnte, diese Information bereits gehabt zu haben, nahm sie diese auch hier nicht wirklich auf. Immerhin hätte sie sich dann später daran erinnern müssen, was sie ja aber nicht tat.
    Sie bekam nur mit, dass Archias wieder davon anfing, dass Vala sie in Ruhe lassen sollte, und reagierte dementsprechend darauf.
    Sie entzog ihre Hände denen ihres Mannes recht ruckartig und stand wieder vom Stamm auf. Verständnislos sah sie ihn an. War er deshalb mit ihr hier allein hinausgeritten, weil er dachte, sie wäre dann empfänglicher für seine Forderungen? Und dass er Vala einladen wollte, sollte das auch eine Falle sein? Und sie sollte ihm dabei noch helfen, oder wie stellte er sich das vor. Sie hob ihre Hand, den Zeigefinger als einziges gestreckt, zeigte kurz unsicher auf ihn und schüttelte nur völlig verständnislos den Kopf. Nein, dazu konnte sie gar nichts mehr sagen. Absolut nichts. Da waren Worte in ihrem Kopf, aber die fanden ihren Weg zu ihrer Zunge nicht. Sie schüttelte nur den Kopf und lief davon. Schnell, wieder zurück zu den Pferden. Ob Archias ihr folgte, war ihr zu diesem Zeitpunkt sogar egal.
    Sie fand die Tiere, befreite ihres vom Gebüsch und saß schnell auf. Auch wenn ihre Orientierung nicht immer die beste war, der Weg zurück fand sich sehr einfach.


    In Ravenna spielte Axilla weiterhin die gesittete Dame. Ihre Maske beherrschte sie recht gut, auch wenn weiterhin das Gefühl blieb, dass hier alles irgendwie verkehrt und verdreht war. Axilla kannte sich so unehrlich gar nicht, aber sie verbarg ihr wahres Ich unter einer dicken Schicht Freundlichkeit und höflichem Auftreten. Und schließlich war auch dieser Ausflug vorbei und sie reisten zurück nach Rom.

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